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1. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 406

1889 - München : Franz
406 Innere Umbildung Preuens seit 1807. Innere Umbildung Preuens seit 1807. Das Beispiel Spaniens wirkte besonders auf das Land, das den Druck der napoleonischen Herrschaft am hrtesten suhlte, Deutschland.^) Hier beruhte die Hoffnung aus Erlsung auf den zwei grten Staaten Preußen und sterreich. Aber auch durch sie war eine Rettung nicht mglich, wenn sie nicht bisher festgehaltene, aber durch die sran-zsische Revolution berholte und darum abgelebte Einrichtungen und Regierungsgrundstze aufgaben und durch zeitgeme ersetzten. In Preußen fhrte hiezu gerade das Unglck des Jahres 1806. Je schrecklicher damals der allgemeine Zusammenbruch des Staates gewesen, desto deutlicher erkannte man dessen tiefe Schden. Die zwei Hauptursachen jener Katastrophe lagen in der Unfhigkeit der leitenden Persnlichkeiten ^taatfe un^ ^er ^uzweckmigkeit der staatlichen Einrichtungen. Es war einer-mnner. fats eine traurige Nachwirkung der demoralisierenden Regierung Friedrich Wilhelms Ii., da in den leitenden Kreisen des Adels, der hheren Beamtenwelt und der Bevlkerung der Hauptstadt der alte ehrenwerte, auch zu Opfern bereite Sinn, der noch im siebenjhrigen Krieg rege gewesen, mehr und mehr einem Geiste der Selbstsucht und des bequemen Lebensgenusses Platz gemacht hatte, während andrerseits die zweckwidrige Erziehung, die der an sich tchtige Friedrich Wilhelm Iii. erhalten, diesen nicht in den Stand setzte, mit freier Lebensauffassung und berlegenem Blick seine Ratgeber und Mitarbeiter zu whlen und die rechten Männer an die rechte Stelle zu setzen. Gerade weil es dem König an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis fehlte, kamen in berwiegender Zahl charakterlose und unfhige Leute an die Spitze der Diplomatie (Beyme, Hangwitz, Lombard, Lueche-sini) und des Militrs szastrow, Kckeritz), die sich im besten Fall darauf beschrnkten, den Staat in den herkmmlichen Formen zu erhalten. Aber dieser Stillstand war soviel wie Rckschritt zu einer Zeit, wo andere Lnder infolge der franzsischen Revolution tiefgehende Umbildungen er-fuhren.2) Weil das kleine Preußen unter Friedrich dem Groen so Staunenswertes geleistet, lie man die Staatsform, wie man sie von Friedrich berkommen hatte, als ob sie keiner Verbesserung mehr be-drftig, ja einer solchen gar nicht mehr fhig wre, ohne die Winke zu beachten, die doch fchon Friedrich fr eine Weiterentwickelung besonders durch seine Hinweise auf Befreiung der Bauernschaft gegeben. Gerade berlebtes j)a Genie Friedrichs d. Gr. wurde seinem Staate verhngnisvoll: man ^?Bfierns' erkannte nicht die schdlichen Folgen, die selbst der wohlwollendste und aufgeklrteste Absolutismus haben mute,3) man sah nicht, da die Unter- Agostina de Aragon, die nach dem Falle ihres Brutigams die Geschtze bediente, nach dem Tode des Fhrers die Batterie kommandierte und ihre Mitkmpfer durch Rede und Beispiele zu unerhrter Tapferkeit mit fortri. *) Ich wei nicht, warum wir uns den Spaniern nicht gleich achten wollen." Blcher. 2) Die Knigin Luise schrieb 1807 an ihren Vater: Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs d. Gr., der der Herr eines neuen Jahrhunderts eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fortgeschritten, daher berflgelt sie uns/' 3) . Nach dem gleichen Naturgesetz, weshalb der geringste Organismus unendlich mehr ist, als die kunstvollste Maschine, so ist auch jede noch so mangelhafte Verfassung, die der freien Selbstbestimmung einer Mehrzahl von Brgern Spielraum lt,

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 408

1889 - München : Franz
408 Innere Umbildung Preuens seit 1807. Hauptsache, als das Ziel selbst, statt als Mittel zum Ziele. Je voll-kommener aber die Truppen auf dem Paradefeld manvrierten, desto mehr wiegte man sich in dem verderblichen Wahne, eine Armee von unbertrefflicher Tchtigkeit zu besitzen und versumte es, die Verbesserungen einzufhren, welche die Revolution auch auf militrischem Gebiet gebracht hatte. Whrend in Frankreich durch Caruot der Gedanke ein-gefhrt wurde, da es Ehrenpflicht eines jeden waffenfhigen Staats-brgers sei, fr sein Vaterland zu dienen, hielt man in Preußen an einem Aushebungssystem fest, wodurch nur die Shne des niederen Volkes zum Militrdienst beigezogen wurden, behielt aber daneben auch das Werbesystem bei, wodurch auch Fremde in die Armee kamen/) in der demnach ein eigentliches Nationalgefhl nicht wohl entstehen konnte, während barbarische, mit dem Werbesystem zusammenhngende Strafen auch das Ehrgefhl des einzelnen Soldaten eher abstumpften, als fr-derteu. Diefer war an sich ohnehin sehr gering geachtet, was eben die Zusammensetzung des Heeres mit sich brachte: man strebte auch gar nicht darnach, ihm Begeisterung oder irgend welche hhere Auffassung seines Berufes einzuflen, sondern verlangte lediglich eine Maschinen-hafte Thtigkeit, vor allem blinden Gehorsam von ihm. Bei Vergebung der Offiziersstellen aber bevorzugte man noch durchaus den Adel*) und so kamen besonders während der Gnstlingsregierung Friedrich Wil-Helms Il eine Menge von Persnlichkeiten zu Kommandostellen, denen es an Charakterstrke und Ideen nicht minder als an der geeigneten Vorbildung fehlte. So verlor auch die Armee ihre Tchtigkeit, während man noch vom Ruhme Friedrichs d. Gr. zehrte und sich nicht einmal durch den klglichen Ausgang des Feldzuges von 1792 zu der Erkenntnis der Thatsache bringen lie, da man gegen Frankreich zurckgeblieben war. In Unterschtzung dieses Gegners und Selbstberhebung befangen, versumte man es vielmehr noch, die letzte Frist, die elfjhrige Waffen-ruhe nach dem Baseler Frieden, zu der so ntigen Umbildung des Heer-Wesens zu bentzen. Bei diesen Mistnden der brgerlichen und militrischen Verhlt-nisse Preuens und seiner unklugen ueren Politik war die Niederlage Preuens vom Jahre 1806 unvermeidlich. Sie wurde nun wenigstens der Ansto Wiedergeburt ^ ejner Erneuerung des Staatswesens. Der König brach mit seinen bisherigen Anschauungen und seiner unfhigen Umgebung und berief neue Männer an die leitenden Stellen. Unter diesen sind der Freiherr von Stein und (sein Nachfolger im Kanzleramt) Hardenberg ebenso die Reorganisatoren der brgerlichen Einrichtungen, wie Scharnhorst der Reformator des preuischen Militrweseus. *) Der groe Kurfürst hielt zwar den Grundsatz, da jeder Unterthan zuin Kriegsdienst verpflichtet sei, fest, aber er gestattete nach dem westflischen Frieden zuerst den Stdten, dann auch der Ritterschaft, diese Verpflichtung mit Geld abzulsen. Die Ausbung der Wehrpflicht fiel also damit allein auf das niedere Volk und dieser durch Aushebung aus den Landeskindern gebildete Kern der Armee wurde durch Werbungen verstrkt, die mit den von dem Adel und den Stdten gezahlten Ablsungs-summen bestritten wurden. 2) Gerade adelige Kommandanten schloffen 1806 und 1807 die ehrlosesten Kapitulationen, während die Brgerschaft von Kolberg ihre Stadt tapfer mitverteidigte.

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 409

1889 - München : Franz
Innere Umbildung Preuens seit 1807. 409 Karl Freiherr vom und zum Stein wurde im Jahre der Robacher Frhr. v Stein. Schlacht zu Nassau als der Sprosse eines reichsunmittelbaren Ritter-geschlechts geboren. Auf der Universitt Gttingen und durch Reisen gebildet, trat er (1780) aus Verehrung fr Friedrich d. Gr. in den preuischen Staatsdienst, ward Oberprsident zu Minden und (1804) Zoll- und Handelsminister. Als solcher setzte er (1804) die Aufhebung aller binnenlndischen Zlle durch, ward aber wegen seiner unbeugsamen Haltuug (in Meinungsverschiedenheiten mit dem unfhigen Kabinetsrat Beyme) 1807 vom König in Ungnade entlassen.') Er begab sich auf seine Gter in Nassau. Als ihn aber Friedrich Wilhelm auf Anregung seiner Gemahlin Luise nach dem Frieden von Tilsit zurckrief, stand er keinen Augenblick an, die frhere Krnkung zu vergessen und die Neubildung des ganz zerrtteten Staates zu bernehmen. Die kurze ^eit, in der Stein als Staatskanzler der preuischen Monarchie vorstand, (September 1807 bis November 1808) bentzte er, um die zwei Stnde, von denen er allein eine Rettung des Vaterlandes hoffte, das Brgertum und den Bauernstands) von Fesseln zu befreien, die ihnen einen selbstttigen Anteil am Staatsleben bisher unmglich gemacht. Sein Haupt-ziel war, den Volksgeist zu wecken, ihm ein Interesse am Bestnde des Staates einzuflen, ihn zu freudiger und freiwilliger Mitarbeit am Ge-deihen des Staates zu erziehen. Da er berzeugt war, da das bisherige System den Charakter des Volkes verderbe", und der geistigen Ent-Wickelung schade",3) suchte er an Stelle der Bevormundung des Volkes durch die Bureaukratie und den privilegierten Adel das System des englischen Selsgovernment", der Selbstverwaltung des Volkes in allen Gemeindeangelegenheiten anzubahnen. Er erkannte richtig, da aus Seite des Adels zu viel Selbstsucht, auf Seite der Beamtenschaft zu viel, aeist-und begeisterungslose Vielregiererei, in der Masse des Volkes aber gerade l) Als ein widerspenstiger, trotziger, hartnckiger und ungehorsamer Staats-dienernder, auf sein Genie und seine Talente pochend, weit entfernt das Beste des r^rdor Augen zu haben, nur durch Kaprisen verleitet, aus Leidenschaft und aus persnlichem Ha und Erbitterung handelt." Viel gerechter als der König Stein, ?^>en felsenfesten Charakter er damals in ganz falschem Lichte sah, beurteilte Stein den Konig (1811): ^ch verehre den König wegen seiner religisen Sittlichkeit, seiner reinen Liebe zum Guten, ich liebe ihn wegen seines wohlwollenden Charakters und ? Vi"' -er ^ . fernen Zeitalter lebt, wo diese Milde, diese Recht-Ichaffenheit nur feinen Fall befrderten, und in welchem nur Eines not thut, um sich zu erhalten: ein berwiegendes Feldherrntalent, verbunden mit rcksichtslosem Eaois^ ro v e^9 und 'bertritt, um auf Leichnamen zu thronen." Die schnste Wrdigung von Steins Charakter gab Scharnhorst: Nur zwei Menschen ganz ohne kenne ich, Stem und Blcher," eine unbedingte Anerkennung feiner politischen Begabung Gentz (m einem Briefe von 1609): Ich meines Teils erklre hier, da,^wenn es heute gelnge, Ew. Exzellenz die Diktatur (int eigentlichen alt- Sfl?"6 re *rtes) r"ter 2l.ae' roa zur Rettung Deutschlands unternommen werden mute, zusprechen zu lassen, ich morgen, mit meinem Tagewerk zufrieden, der den Ausgang und der die Zukunft beruhigt, die Welt verlassen wollte." sm;,, J ^ ^ne5 September 1809) an Scheffner: Nur vom Bauernstand und Mittelstand kann man im nordlichen Deutschland etwas erwarten; der reiche Adel ft'xr' miit e'c"e" ""b ffentlichen "^^5-^?n^atische Bionarchie schadet der geistigen Entwickelung sie erstarrt tt?1 "i6t bm W'mm Ws d-m

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 411

1889 - München : Franz
Innere Umbildung Preuens seit 1807. 411 Napoleon von Spanien aus (16. Dez. 1808) den Freiherrn, indem er befahl, seine Gter einzuziehen und seine Person aufzugreifend) Stein begab sich nun nach sterreich (Prag und Brnn) und spter auf Ein-ladung Alexanders I. nach Rußland, wo er als Ratgeber des Zaren fr die Befreiung Deutschlands und Europas fortwhrend thtig blieb. Sein Nachfolger im Staatskanzleramt in Prenen wurde Hardenberg, Hardenberg, der Steins Werk in dessen Geists) aber mit grerer Vorsicht fort-fhrte. Um den Finanzen des Staates aufzuhelfen, waren schon unter Stein viele Domnen verkauft worden (wodurch zugleich eine grere Zahl kleiner Hofbesitzer geschaffen wurde), nun wurden noch alle Steuer-Befreiungen aufgehoben und die geistlichen Stifter eingezogen. Die stdtischen Elemente erhielten durch Aufhebung des Zunftzwanges und Einfhrung der Gewerbefreiheit die Mglichkeit freierer Bewegung, die Bauern, die durch Stein schon persnliche Freiheit erhalten hatten, nun auch das Recht freier Verfgung der ihr Grundeigentum. Eine Volksvertretung oder die Einfhrung der konstitutionellen Monarchie, die schon Stein angestrebt, konnte freilich auch Hardenberg und zwar schon deshalb nicht durchsetzen, weil hiefr auch in der Bevlkerung noch zu wenig Verstndnis vorhanden war. Mit der brgerlichen Umgestaltung des preuischen Staates hielt Scharnhorst, die militrische gleichen Schritt. Noch während des Feldzugs von 1807 war eine Militrorganisationskommission (aus Scharnhorst, Gnei- der zugleich das Vertrauen der Nation so lebhaft'fr sich hatte. Auf jeden Fall mssen Ihnen diese Betrachtungen sowie das Bewutsein, den ersten Grund, die ersten Impulse zu einer erneuerten, besseren und krftigeren Organisation des in Trmmern liegenden Staatsgebudes gelegt zu haben, die grte und zugleich edelste Genug thuung und Beruhigung gewhren. Friedrich Wilhelm/' *) ,,Ein gewisser Stein (Le nomine Stein"), der Unruhen zu erregen sucht, wird hiemit als Feind Frankreichs und des Rheinbundes erklrt; seine Gter solleu eingezogen werden und man soll berall, wo er durch franzsische oder Rheinbund-huppen erreicht werden kann, sich seiner Person versichern." Nach sieben Jahren wurde Napoleon von den Alliierten gechtet (13. Mrz 1815). 2) Stein erlie am 24. November 1808 ein Abschiedsschreiben an die obersten Verwaltungsbehrden, worin er u.a. sagt: Es kam darauf an, die Disharmonie, die im Volke stattfindet, aufzuheben, den Kamps der Stnde unter sich, der uns unglcklich machte, zu zernichten, gesetzlich die Mglichkeit aufzustellen, da jeder im Volke seine Krfte frei in moralischer Richtung entwickeln knne. Der letzte Rest der Sklaverei, die Erbunterthnigkeit, ist zernichtet, und der unerschtterliche Pfeiler jedes Thrones, der Wille freier Menschen, ist begrndet. Das unbeschrnkte Recht zum Erwerb des Grundeigentums ist proklamiert, die Städte sind mndig erklrt. Das nchste Befrderungsmittel scheint mir eine allgemeine Nationalreprsentation. Heilig bleibe uns das Recht unseres Knigs. Aber damit dieses Recht und diese unumschrnkte Gewalt das Gute wirken kann, was in ihr liegt, schien es mir notwendig, der hchsten Gewalt ein Mittel zu geben, wodurch sie die Wnsche des Volkes kennen lernen und ihren Bestimmungen Leben geben kann. Wenn dem Volke alle Teilnahme an den Operationen des Staates entzogen wird, wenn man ihm sogar die Verwaltung seiner Kommunalangelegenheiten entzieht, kommt es bald dahin, die Regierung teils gleiche giltig, teils in einzelnen Fllen in Opposition mit sich zu betrachten. Wo Reprsen-tation des Volkes unter uns bisher stattfand, war sie hchst unvollkommen eingerichtet. Mein Plan war daher, jeder aktive Staatsbrger, er befitze 100 Hufen oder eine, er treibe Landwirtschaft oder Fabrikation oder Handel, er habe ein brgerliches Gewerbe oder er fei durch geistige Bande an den Staat geknpft, habe ein Recht zur Reprsen-tatton. Von der Ausfhrung oder Beseitigung eines solchen Planes hngt Wohl und Wehe unseres Staates ab, denn auf diesem Weg allein kann der Nationalgeist positiv erweckt und belebt werden." '

5. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 422

1889 - München : Franz
422 Die Befreiungskriege 18131815. grten Opferwilligst verpflegten und durch eine allgemeine Volks-erhebnng bedeutend vergrerten.^) Diese imposante uerung des Schn. Volkswillens im Zusammenhang mit dem energischen Austreten Schns, der ein politischer Freund des Freiherrn von Stein und damals Regie-rnngsprsident von Gumbiunen war, hinderte auch die Russen, vom st-liehen Teile des Landes Besitz zu ergreifen, wozu sie anfangs Miene Friedrich Wil- machten. Die feste Haltung des Volkes wirkte auch auf den König. Helm Iii. in Dieser begab sich im Januar 1813 von Berlin, wo er sich nicht sicher Breslau. ^ Breslau und erlie hier einen Aufruf zur Bildung frei- Freiwillige williger Jgercorps, der seine und Aller Erwartungen bertraf. Obwohl Jgercorps. |n foem Schriftstck nicht gesagt war, gegen welchen Feind man die Waffen ergreife, fhlte mau im preuischen Volk so allgemein, da jetzt Opferfreudig- fter Augenblick zur Befreiung Deutschlands gekommen sei, da Leute keit des Volkes. Qug am Berufsklaffeu und allen waffenfhigen Altersstufen sich zum Eintritt in das zu bildende Volksheer drngten. Die Universi-tten, wie die obersten Klassen der Gymnasien wurden leer, die Beamten muten schlielich vom Eintritt in das Heer abgehalten werden, damit die Verwaltung des Staates nicht ganz stocke, Knstler, Kaufleute, Handwerker und Bauern boten sich in Masse als Freiwillige an.2) Aber auch solche, die nicht selbst die Waffen führen konnten, tote Greise, Gebrechliche, ja Frauen und Mdchen, selbst zehnjhrige Kinder, die ihre Sparpfennige opferten, wollten das Ihre zur Befreiung de? Vaterlandes beitragen. Sie steuerten Geld und andere freiwillige Gaben zur Ausrstung der anderen bei, Beamte verzichteten auf ihre Besoldung, Studenten verkauften ihre Bcher und sonstige Studienmittel, Bauern schenkten ihre letzten Pferde fr das Heer, Frauen und Jungfrauen ihren Schmuck, Verlobte und Verheiratete ihre goldenen Ringe, fr die sie eiserne mit der schlichten Inschrift: Gold gab ich fr Eisen" eintauschten. Diese beispiellose Opferwilligkeit eines ganzen Volkes bestimmte auch den König, der mit Thrnen in den Augen die Tausende von Frei-willigen in Breslau einziehen sah, sich, sein Haus und seinen Staat fr die Befreiung Deutschlands einzusetzend) Er stiftete als Auszerch-Das eiserne nung fr Grothaten in dem bevorstehenden Kriege das eiserne Kreuz", Kreuz. ^ej|en Metall ebenso die Armut des damaligen Staates, tote An mein den unbeugsamen Heldensinn seines Volkes zum Ausdruck brachte, Holl." erlie die Aufrufe An mein Volk"4) und An mein Kriegsheer", 1) Die Provinz brachte in wenig Wochen 33,000 Mann auf. 2) In Berlin, wo noch franzsische Truppen standen, meldeten sich an etnem Tage 9000 Freiwillige. Im ganzen kam 1813 in Preußen auf 17 Bewohner 1 Soldat. 3) Napoleon hatte schon frher geuert, da er 1807 einen groen Fehler begangen habe, indem er Preußen bestehen gelassen. *) Darin die Stelle: Brandenburger, Preußen, Schiester, Pommern, Litauer. Ihr wit, was ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt; Ihr wit, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den groen Kurfrsten, den groen Friedrich! Bleibt eingedenk der Gter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkmpften: Gewissensfreiheit. Ehre Unabhngigkeit, Handel, Kunstslei und Wissenschaft. Gedenkt des groen Beispiels unserer mchtigen Verbndeten, der Russen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen^ Selbst kleinere Völker sind fr gleiche Gter gegen mchtigere Feinde m den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert euch an die heldenmtigen schweizer und Niederlnder!"

6. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 487

1889 - München : Franz
Vom italienischen Krieg 1859 bis zum schleswig-holsteinischen 1864. 487 eine zielbewute Politik vor. Indem er Preußen dem brigen Deutsch-land gegenber zunchst daraus beschrnkte, moralische Eroberungen -n machen durch eine weise Gesetzgebung bei sich, durch Hebung aller sittlichen Elemente und durch Ergreifung von Einigungselementen, wie . der Zolloerband es ist",') erkannte er m der Vervollkommnung der Seegam-Armee seine erste und dringendste Aufgabe, wenn Preußen sich und Deutschland vor Gefahren von auen schtzen und nationalen Aufgaben gewachsen fein sollte, zu deren Lsung es sich 1849 noch "cht krftig genug gefhlt hatte. Selbst ein tchtiger Soldat - er hatte sich 1814 bei Bar durch seine Kaltbltigkeit das eiserne Kreuz verdient -- von militrischer Geradheit und schlichter Einfachheit, berief der neue Prmz-reqent 1859 den laus Pommern stammenden) General von Roou zum "on. Krieasminister und schlug beim Bundestag in Frankfurt eine. Reform der Bundeskriegsverfassung vor. Damit zurckgewiesen, betrieb er nur um so eifriger die zeitgeme Umbildung der preuischeu Armeeverhalt-nisse Man hatte hierin an den in den Befreiungskriegen gewonnenen Grundstzen und Einrichtungen zwar im Prinzip festgehalten, aber der Stand der Armee war der unterdes eingetretenen Entwickelung der m-dnstriellen und wirtschaftlichen Verhltnisse wie besonders der seitdem von 12 auf 20 Millionen gestiegenen Bevlkerungszahl nicht mehr ent-sprechend. Da man auch jetzt noch wie 1814 jhrlich nur 40,000 Rekruten einstellte, war die allgemeine Wehrpflicht tatschlich nicht mehr durchgefhrt. Deshalb verlangte der Prinzregent, der nach dem Tode #omg seines Bruders 1861 als König Wilhelm 1. (1861-1888) den Thron X-1888. bestieg,2) von den beiden Kammern (Herrenhaus und Abgeordnetenhaus) vor allem die Gewhrung von Geldmitteln zur Vermehrung des stehenden leeres und zur Verlngerung der Reservedienstzeit und wurde dann von seinem Minister Otto von Bismarck-Schonhausen,-) den er ml Mmchermm Herbst 1862 zu dieser Stelle berufen, aufs entschiedenste unterstutzt. 1) Aus einer Ansprache des Prinzen an die Minister von 1858; darin finden sich auch die Worte: Die Armee hat Preuens Gre geschaffen und dessen Wachs-tum erkmpft; ihre Vernachlssigung hat eine Katastrophe der sie und dadurch der den Staat gebracht, die glorreich verwischt worden ist durch die zeitgeme Reorgani-fation des Heeres, welche die Siege des Befreiungskrieges bezeichneten . . . Preuens Heer mu mchtig und angesehen sein, um, wenn es gilt, ein schwerwiegendes polnisches Gewicht in die Wagschale legen zu knnen," . . 2) Er war schon 64 Jahre alt (1797 geboren). Das Jahr semer Thronbesteigung ist noch durch andere wichtige Ereignisse ausgezeichnet: Eintritt sterreichs unter die konstitutionellen Staaten, Errichtung des Knigreichs Italien und Tod , eines Grunders Eavour, Erschlieung Chinas fr den europischen Handel, Beginn des Burgerkrieges in der nordmuerika,iischen Union und der Einmischung Frankreichs m die mexikanischen Verhltnisse^^ au einer ^mrkischen Familie im Jahre der Schlacht von Waterloo, besuchte zu Berlin das Gymnasium, zu Gttingen die Universitt, war m dm Nevo-lutionsjahren (1848 und 49) ein entschiedener Gegner des Demokratismus und deshalb vielfach als Junker" verschrien, ursprnglich ein Freund sterreichs, bis er denen Politik als Bundestagsgesandter zu Frankfurt am Main seit 1851 kennen lernte, während des italienischen Krieges von 1859 schon so offen ein Gegner dieses Staates, da er in demselben Jahre als Gesandter nach Petersburg versetzt wurde, wo er die freundschaftlichen Verhltnisse, die Preußen mit Rußland verbanden, befestigte. 1862 Botschafter in Paris, um noch im September desselben Jahres als Minister des Aus-wrtigen nach Berlin berufen zu werden.

7. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 504

1889 - München : Franz
504 Ansto zum deutsch-franzsischen Krieg. gegenber ab, sich getrennt von den Rten seiner Krone in Verband-lungen darber einzulassen. Als Benedetti an demselben Tage noch um eme Audienz nachsuchte, um die Forderung seiner Regierung zum dritten-mal vorzubringen, erhielt er endlich den Bescheid: der Koma billiae die Entsagung des Prinzen L-opvld in demselben Umfange, wie er dessen Kandidatur gebilligt habe; er lehne es entschieden ab, der das verlangte Versprechen noch weiter zu verhandeln; was er heute morgen der diesen Punkt gesagt, fet fem letztes Wort in dieser Sache; alle weiteren Ver-Handlungen hatten von jetzt ab durch die Ministerien (von Paris und Berlin) zu gehen." Dies wurde von dem Minister Ollivier vor dem gesetzgebenden Korper und dem Senate als Beleidigung der franzsischen *rie,,ra ^hrc dargestellt und, nachdem beide Krperschaften (Is. Juli) die ntigen rung an 8 ; "t Pauken der Krieg erklrt. Unterdessen war Preußen. König Wilhelm unter begeisterten Kundgebungen seines Volkes von Ems uach Berlin zurckgereist, hatte (am 15. Juli) den Befebl mr Krie-i^- gegeben ') und erffnete an schen Bundes, demselben Tage (dem 19. >;ull), an dem die franzsische Kriegserklrung m Berlin ubergeben wurde,') den zu einer auerordentlichen Sitzung einberufenen Reichstag des norddeutschen Bundes mit einer Thronrede welche m wrdiger Haltung das Vorgehen der franzsischen Regierung charakterisierte und das Vertrauen des Knigs auf die Vaterlandsliebe und Opferfteudigkeit Deutschlands aussprach.') Nachdem noch der Bundeskanzler Graf Bismarck (am folgenden Tage) festgestellt hatte da die Kriegserklrung das einzige amtliche Schriftstck sei, das die franzosische Regierung m der ganzen Angelegenheit an die preuische gerichtet habe, ) bewilligte der Reichstag die ntige Kriegsanleihe. Die- ,.. Z) erlief; König Ludwig Ii. von Bayern die Mobilmachungsordre fr die bayrische Armee; ihm folgten die brigen sddeutschen Staaten. , ) ^gleich der Todestag seiner Mutter Luise (f 19. Juli 1810), an deren Grab Komg Wilhelm nach Erffnung des Reichstages eilte. Diesen Besuch im Mausoleum zu Charlottenburg stellt ein Bild A. v. Werners dar < S spanische Thronkandidatur eines deutschen Prinzen hat dem Gouvernement des Kaisers der Franzosen den Vorwand geboten, in einer dem diplomatischen Ver-^hre seit anger Zeit unbekannten Weise den Kriegsfall zu stellen und denselben, auch nach Beseitigung jenes Vorwandes, mit jener Geringschtzung des Anrechtes der Völker aus die Segnungen des Friedens festzuhalten, von welcher die Geschichte frherer Be-Herrscher Frankreichs ganz hnliche Beispiele bietet. Hat Deutschland derartige Ver-gewaltigungen fernes Rechts und seiner Ehre in frheren Jahrhunderten schweigend ertragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wute, wie stark es war. Heut, wo das Band geistiger und rechtlicher Einigung, welches die Befreiungskriege zu knpfen begannen, die deutschen Stmme je lnger, desto inniger ver-bindet; heut, wo Deutschlands Rstung dem Feinde keine ffnung mehr bietet, trat Deutschland m sich selbst den Willen und die Kraft der Abwehr erneuter franzsischer Gewaltthat . . . . Je mehr die verbndeten Regierungen sich bewut sind, alles, was Ehre und Wurde gestatten, gethan zu haben, um Europa die Segnungen des Friedens zu bewahren, und je unzweideutiger es vor aller Augen liegt, da man uns das Schwert m die Hand gezwungen hat. mit um so grerer Zuversicht wenden wir uns, gestutzt auf den einmtigen Willen der deutschen Regierungen des Sdens wie des Nordens, an die Vaterlandsliebe und Opferfteudigkeit des deutschen Volkes mit dem Aufrufe zur Verteidigung feiner Ehre und seiner Unabhngigkeit." _ 4) Ich habe nur zu erklären, da sich wohl selten ein so wichtiges europisches Erelgms vollzogen und zwischen den verschiedenen Hfen vorbereitet hat, wo die Zahl der Aktenstcke, in denen der Geschichtsforscher dereinst die Ursache desselben suchen

8. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 512

1889 - München : Franz
512 Kampf mit der Iii. franzsischen ^Republik. Le Mans. armee bis Le Mans (an der Garthe, dem westlichsten Punkt der deutschen Siege) vorgerckt war, vernichtete er daselbst dieses Heer durch eine Schlacht am 12. Januar. Unterdessen hatte sich Bourbaki gegen den General v. Werder gewandt, der sich vor dem an Zahl berlegenen Feind aus Dijon gegen Belsort zurckzog, hier aber, ohne die Belagerung dieser Festung zu unterbrechen, gegen den nachrckenden Bourbaki an Lisaine, dem Flchen Lisaine (Zuflu der Savoureuse, die zum Doubs geht) Front machte. In der Schlacht an der Lisaine vom 15.17. Januar hielt Werder der feindlichen bermacht unerschtterlich stand, die sich darauf an demselben Tage (18. Januar) zum Rckzug wandte, an welchem König Wilhelm in Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Am folgenden Tage (19. Januar) wurde auch die franzsische St, Quentin. Nordarmee von General von Gben durch die Schlacht bei St. Quentin nahezu vernichtet. Auf dem nrdlichen Kriegsschauplatz hatte Gben das Kommando erhalten, da Manteuffel vom Generalstabe der bedrohten Stellung Werders zu Hilfe geschickt worden war. Nachdem der letztere Bourbakis Angriff an der Lisaine siegreich abgeschlagen, rckte er beim Herannahen Manteusfels ebenfalls wieder gegen den Feind vor, der nun bertritt gegen die schweizer Grenze gedrngt wurde und (nachdem Bourbaki ^ie^Schwei" e*nen Selbstmordversuch gemacht) im traurigsten Zustand der den be-ie tyroetz. j^nejten q<um auj: neutrales Gebiet bertrat, wo er entwaffnet und bis zum Frieden verpflegt wurde. Mit dem Mierfolg dieser in Burgund operierenden Armee war auch das Schicksal des (durch Oberst Denfert) tapfer verteidigten 93 elf ort besiegelt, das sich am 16. Februar gegen Abzug der Besatzung mit allen kriegerischen Ehren ergab. Schon vor-Kapitulation her war auch die Riesenfestung Paris gefallen, die nach viermonatlicher on Paris. Einschlieung und achtwchentlicher Beschieung am 28. Januar 1871 (zehn Tage nach der Kaiserproklamation zu Versailles) kapitulierte. Zu-Waffenstill' gleich war ein Waffenstillstand (von dem brigens der Kriegsschauplatz stand. um Belfort ausgenommen war) abgeschlossen worden, um die Wahlen Nationalver- zur Nationalversammlung zu ermglichen. Nachdem dieselbe in Bordeaux sammlung in zusammengetreten war und das Fruchtlose jedes ferneren Widerstandes or eaux. er^annt bertrug sie an Thiers die Exekutivgewalt mit dem Austrage , in Verhandlungen der den Friedensschlu einzutreten. Am 26. Februar 1871 einigten sich Graf Bismarck und Thiers zu Versailles Friedens- der die Friedensprliminarien, wonach Frankreich an das unterdessen prallininarien. errichtete deutsche Reich das Elsa ohne Belsort und Deutschlothringen mit Metz und Dudenhofen x) abzutreten und eine Kriegsentschdigung von fnf Milliarden zu zahlen hatte, nach deren Erlegung (in 3 Jahren) ') Die Sprachgrenze zieht zwischen den beiden Festungen der die Mosel. Graf Bismarck war ursprnglich dafr, da man die Sprachgrenze auch zur politischen mache, wich aber dem Argumente des groen Generalstabs: Metz ist 100,000 Mann wert." Aus militrischen Grnden wurden deshalb zu Deutschlothringen auch noch die französisch redenden Städte Chateau - Salins, Dieuze und Marsal geschlagen. Nach der Auswanderung vieler franzsischer und Einwanderung deutscher Familien be-steht die Zivilbevlkerung von Metz (1s81 etwa 43,000) jetzt ungefhr zur Hlfte aus Deutschen, zu denen noch eine Besatzung von 16,000 Mann kommt. Vgl. mit dem entscheidenden Wort Metz ist 100,000 Mann wert" die uerung, die Napoleon I. Talleyrand gegenber that, nachdem ihn Knigin Luise gebeten, Magdeburg der preuischen Monarchie zu lassen: Magdeburg ist hundert Kniginnen wert."

9. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 516

1889 - München : Franz
516 Die Errichtung des deutschen Reiches 1871. endlich Offiziere und Mannschaften aller Waffengattungen, um den vier-undsiebzigjhrigen König Wilhelm von Preußen als den ersten Kaiser Kaiserprokla- des neuen deutschen Reiches feierlich auszurufen. Nachdem ein Choral ^Versailles" und eine Festpredigt der den (21.) Psalm: Du berschttest ihn mit 1871. Ehren und setzest eine goldene Krone auf sein Haupt" die Feier ein-geleitet hatten, schritt der König auf eine im Saale angebrachte Erhh-uug, verlas die Urkunde der Verkndigung des Kaiserreiches und lie durch den Bundeskanzler Grafen Bismarck folgende Proklamation an das deutsche Volk verlesen: Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den ein-mtigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwrde zu erneuern und zu bernehmen, und nachdem in der Verfassung des deutscheu Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, be-knden hiemit, da Wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Ruse der verbndeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwrde anzunehmen. Demgem werden Wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußen fortan den Kaiserlichen Titel in Unseren Beziehungen und Angelegen-heiten des Deutscheu Reiches führen und hoffen zu Gott, da es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzufhren. Wir bernehmen die Kaiserliche Wrde in dem Bewutsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands, gesttzt aus die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, da dem deutschen Volke vergnnt sein wird, den Lohn seiner heien und opfermtigen Kmpfe in dauerndem Frieden und inner-halb der Grenzen zu genieen, welche dem Vaterlande die seit Jahr-Hunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs ge-whren. Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Gegeben Hauptquartier Versailles, den 18. Januar 1871. Wilhelm." Als der Kanzler dieses Schriftstck verlesen hatte, brachte der Groherzog Friedrich von Baden auf den ersten Kaiser des neuen Reiches ein Hoch aus, in das die Versammlung unter den Klngen der Hymne Heil Dir im Siegerkranz" jubelnd einstimmte. Von Versailles aus schrieb Kaiser Wilhelm noch die Wahlen fr den ersten Reichstag des geeinigten Deutschland aus. Als er aus Frankreich zurckgekehrt war und von den stdtischen Einzug in Behrden Berlins am 20. Mrz eine Adresse entgegennahm, die mit den Berlin. Worten begann: Es ist jetzt vollendet das groe Werk: der Hohenstaufen ruhmreiches Seepter ruht sicher in der Hohenzollern starker Hand," antwortete er: Was die Gestaltung Deutschlands und Meine persnliche Stellung zu derselben betrifft, so habe Ich fr Mich nichts gesucht und kaum erwartet, da wir gegenwrtig schon diesen Abschlu erreichen wrden. In der kurzen Spanne Zeit, die Mir noch gegeben

10. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 410

1889 - München : Franz
410 Innere Umbildung Preuens seit 1807. infolge der Bevorrechtung des Adels und des steten Einmischens und Hineinregierens der Beamten vllige Apathie dem Staate gegenber ge-herrscht hatten. Indem er nun dem Adel und dem Beamtenstande das berma ihrer Rechte und Befugnisse nahm, dem Brger und Bauern aber mehr Rechte und freiere Bewegung innerhalb des Staates einrumte, suchte er zugleich die schroffen Standesunterschiede zu mildern und ans kastenhnlich abgeschlossenen Stnden^) ein Volk zu bilden, dem nicht die Privilegien einer Minderheit, sondern das Wohl des Ganzen zu-nchst am Herzen liege. Deshalb bestimmte er den König (durch das Edikt der den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grund-eigentums vom 9. Oktober 1807) die Erbunterthuigkeit des Bauernstandes aufzuheben, wodurch die Bauern in Preußen erst persnlich freie Männer wurden.2) Wie diese von der Leibeigen-schaff, d. h. der Unterodnung unter den Adel, erlst wurden, so befreite die neue Stdteordnung (vom 19. November 1808) das Brgertum von dem Drucke der staatlichen Bnreankratie, indem sie ihm die freie Wahl der stdtischen Obrigkeiten (Magistrate und Stadtverordnete) und die Selbstverwaltung der brgerlichen Gemeinwesen ein-rumte. Aus dieser groartigen Thtigkeit, durch welche Stein ein eigentliches inneres Volksleben in Preußen erst mglich machte, wurde er durch einen Machtspruch Napoleons gerissen. Whrend er innerhalb des preuischen Staates die groe Masse der Einwohnerschaft, die Brger und Bauern, von dem lhmenden Drucke veralteter Einrichtungen befreite, suchte er zugleich den Nationalgeist zu wecken und dadurch die Befreiung Preuens und Deutschlands von der franzsischen Fremdherrschaft anzn-bahnen.3) Als nun ein Brief von ihm (an den Fürsten Wittgenstein, worin er derartige Hoffnungen aussprach) der franzsischen Polizei in die Hnde fiel, lie Napoleon diesen Brief in -seinem Staatsanzeiger (dem Monitenr") verffentlichen, woraus Stein um seine Entlassung nachsuchen mute, die der König als politisch notwendig" mit den Ausdrcken des tiefsten Bedauerns gewhrte/) Bald darauf chtete *) Stein sagt in seinem Abschiedsschreiben an die Behrden 1808: Zwischen unsern beiden Hauptstnden, dem Adel und dem Brgerstand, herrscht durchaus keine Verbindung. Wer aus dem einen in den andern bergeht, entsagt seinem vorigen Stande ganz. Dieses hat notwendig die Spannung, die stattfindet, erzeugen mssen. Jeder Stand fordert jetzt abgesondert den Beistand der hchsten Gewalt, und jedes Gute, jedes Recht, das dem einen widerfhrt, betrachtet der andere als eine Zurck-setzung. So leidet der Gemeingeist und das Vertrauen zu der Regierung. Diese Ansicht hat mir die Meinung von der Reformation des Adels veranlat.. Durch eine Verbindung des Adels mit den anderen Stnden wird die Nation zu einem Ganzen verkettet. Diese Verbindung wird zugleich die allgemeine Pflicht zur Verteidigung des Vaterlandes lebhaft begrnden. Nur der Bauernstand, weil er durch Erbunterthnig-keit so lange zurckgehalten, scheint einiger positiven Untersttzung zur Erhhung seines persnlichen Wertes noch zu bedrfen durch die Anstellung gesetzlicher Mittel zur Ver-nichtung der Fronen. 2) In diesem Gesetz erklrt Friedrich Wilhelm Hl: Nach dem Martinitag 1810 gibt es in meinen smtlichen Staaten nur freie Leute." y) Er schrieb in einer Denkschrift der die von Preußen zu befolgende Politik aus Knigsberg 11. August 1808: ,,Es mu in der Nation das Gefhl des Unwillens erhalten werden der den Druck und die Abhngigkeit von einem fremden, ber-mutigen, tglich gehaltloser werdenden Volke." 4) ,,Es ist gewi ein hchst schmerzliches Gefhl fr mich, einem Manne Ihrer Art entsagen zu mssen, der die gerechtesten Ansprche auf mein Vertrauen hatte und
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