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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 61

1900 - München : Oldenbourg
Römische Kolonialpolitik. 61 Streifen an der syrischen Küste, hatte kein Hinterland, in dem sich die überschüssige Bevölkerung hätte ausbreiten können. So waren die Voraussetzungen für einen überwiegend agrarischen Staat nicht gegeben; alles wies auf die See hin und demgemäss auf den Handel. Die Cedern des Libanon lieferten das beste Schiffsbauholz. So wurden die Phönizier ein Handelsvolk. Natürlich waren ihre Kolonien demgemäss dazu bestimmt, erstens die überschüssige Bevölkerung aufzunehmen, zweitens Stützpunkte für den Handel zu bilden. Ähnlich war es bei den Griechen. Das zerrissene, meerdurchdrungene und gebirgige Hellas bot ebenfalls nur in wenigen Gebieten die Voraussetzungen für einen grossen Agrarstaat. Abgesehen von den Spartanern, die einen ausgesprochenen Agrarstaat mit militärischem Zuschnitt bildeten, galten für die meisten Hellasstaaten dieselben natürlichen Voraussetzungen wie für die Phönizier. Daher bewegte sich auch die griechische Kolonisation fast in denselben Bahnen wie die phönizische. An der kleinasiatischen Westküste, in Thrakien, um den ganzen Pontos Euxeinos (Schwarzes Meer) herum, in Nordafrika, noch mehr in Sizilien und Unteritalien (Grossgriechenland) finden wir diese Ableger des Hellenentums und zwar in einer Blüte, die gar oft diejenige des Mutterlandes übertrifft (ebenso wie Karthago das Mutterland überflügelte). Und zwar beteiligen sich an dieser grossartigen Kolonisation ebensowohl dorische und äolische als jonische Stämme, ein Beweis, dass sie nicht mit der Stammeseigenart zusammenhing, sondern aus allgemein gültigen natürlichen Voraussetzungen in Bezug auf Land und Leute hervorwuchs. Da diese Kolonien alle überseeisch waren, so war bei Griechen sowohl wie bei Phöniziern der politische Zusammenhang ein ziemlich loser. Ausser einigen Imponderabilien (Verehrung der Mutterstadt, Teilnahme an den Kultakten derselben) sowie merkantilen Beziehungen finden wir einen militärisch-politischen Zusammenhang fast nur in Ausnahme fällen. Wesentlich anders gestaltete sich die römische Kolonialpolitik. Schon die Anlage Roms ist eine andere. Allerdings lag Rom zunächst wahrscheinlich an einem Punkt, bis zu welchem der Tiber in der ältesten Zeit schiffbar war. Hier bietet sich Gelegenheit zu einem für die Schüler sehr interessanten geographischen Exkurs. Man weist auf die rapid fortschreitende Versandung vieler italienischer Flüsse und die damit zusammenhängende Präcession des Festlandes hin. Ganz Norditalien (Po-Ebene) ist wahrscheinlich nur ein von den Alpen- und Apenninflüssen ausgefüllter ehemaliger Meerbusen;

2. Geschichte des Mittelalters - S. 3

1901 - München [u.a.] : Franz
A. Das germanische Altertum 113 u,-375 n. Ehr. I. Germanien und die Germanen?) Das Land unserer Vorfahren wurde von den Römern Ger- Land. Manien genannt. Vor etwa zweitausend Jahren umfaßte es das ganze Gebiet, das sich von der oberen Donau bis zur, Nord- und Ostsee, vom Wasgenwald bis zur Weichsel erstreckt. Ähnlich dem heutigen Spreewalde, war damals der größte Teil unseres Vaterlandes von ausgedehnten Wäldern, Sümpfen und Mooren bedeckt; daher war sein Klima kälter als gegenwärtig, rauh und unwirtlich. Übrigens brachte es Getreide, Gemüse und unedles Obst hervor. Die Tierwelt wies mannigfaches Wild auf, so Ure oder Auerochsen, Wisente oder Büffel, Elentiere oder Elche und andere Hirscharten, Rehe, Bären, Eber, Wölfe, Füchse, Wildkatzen, Luchse u. s. w.; Pferd, Rind, Kleinvieh und Hund waren die wichtigsten Haustiere. Die Germanen, ein Volk der mittelländischen oder kaukasischen Volk. Menschenrasse, waren in grauer Urzeit von Osten her in das Herzland Europas gewandert, wo sie zunächst den Teil Norddeutschlands zwischen Weichsel und Elbe eingenommen haben?) Von da breiteten sie sich später einerseits über Skandinavien, andrerseits über den Westen und Süden unseres heutigen Vaterlandes aus. Unsere Vor- Körperliche fahren waren große und kräftig gebaute Menschen mit blauen Augen, Erscheinung, blonden Haaren und heller Hautfarbe. Ihre Nahrung bestand hauptsächlich aus dem Fleisch der auf der Jagd erlegten Tiere, als Nahrung. Getränke diente Milch, Bier, ans Gerste hergestellt, und Met, aus wildem Honig bereitet. Linnen, das die Frauen webten, und Tier- Tracht, selle bildeten die Hauptbestandteile ihrer Kleidung, die für Männer und Frauen die gleiche war; nur trugen die letzteren häufiger leinene, ärmellose Gewänder. Den Hauptschmuck des Mannes bildeten seine *) Wiener Bilderbogen für Schule und Haus. Nr. 39. „Germanen." 2) H. Linggs Gedicht „Die Einwanderung der Germanen." 1*

3. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 339

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
155. Thierwanderungen. 339 saniere Reisen machen verschiedene Nager. Nur flüchtig zu gedenken des Eichhorns, das mitunter Wald mit Wald vertauscht und der Feldmäuse, die sich sogar durch größere Flüsse nicht am Weiter- ziehen hindern lassen, wie man denn weiß, daß sie selbst den Main und Rhein durchschwammen, müssen wir die Wurzelmaus, oder wie sie von ihrer Heimat heißt, die Kamtschatka-Ratte besonders hervorheben. Im Frühjahre verlassen Legionen dieser Thiere Kamt- schatka und ziehen in westlicher Richtung hunderte von Meilen landseinwärts den Ufern des Octrals und Jdoma zu, wo sie gegen Mitte August ankommen. Ihre Anzahl ist so ungeheuer, daß der Vorüber- zug einer einzigen Colonne oft mehrere Stunden währt. Im Oktober kehren die stark gelichteten Schaaren nach Kamt- schatka zurück und diese Rückkehr ist ein Freudenfest für das Land, weil eine Menge von Raubthieren die Züge be- gleitet, deren kostbares Pelzwerk eine willkommene Beute für die Bewohner dieser winterlich unfruchtbaren Gegenden ist. Minder regelmäßig, aber eben so merkwürdig sind die Wanderungen des Lemmings, der auf Schwedens und Norwegens Gebirgen in so großer An- zahl lebt, daß man auf dem Sewoge- birge oft ein Schlupfloch neben dem andern sieht. Zu Zeiten steigen diese gefräßigen Geschöpfe von den Küsten des Eismeeres nach den Thälern Lapp- lands herab, rücken in gedrängten Massen vorwärts und befolgen dabei immer eine gerade Linie, welche kein Hinderniß zu unterbrechen vermag. Berge und Felsen werden überstiegen, Flüsse durchschwom- men. So geht der Zug, hauptsächlich zur Nachtzeit unaufhaltsam weiter, eine Geißel des Landes, ein Schrecken für seine Bewohner. Denn ob auch Tausende und aber Tausende unterwegs zu Grunde gehen, ihre Zahl bleibt noch so erstaunens- würdig groß, daß sie alle und jede Vege- tation zerstören, das Gras nicht nur bis auf die Wurzel abbeißen, sondern auch noch den Boden aufwühlen und die darin befindlichen Samenkörner hervor- suchen. — Glücklicher Weise findet ein sol- cher Lemmingseinfall in derselben Gegend alle zehn Jahre höchstens einmal statt. Das Renthier, dieser höchste Schatz des Nordländers, verläßt in Heerden von vielen Tausenden gegen Ende Mai die Wälder Sibiriens, um sich gegen die Insekten, namentlich gegen die Renthierbremse zu schützen und an den Polarmeeren Nahrung zu suchen und kehrt erst im Herbste wieder zurück. Auffallender erscheinen die Wan- derungen mehrerer Arten der Antilo- pen. Diese sind bekanntlich Bewohner der Ebenen und baumlosen Flächen der Tro- penländer. Europa besitzt nur eine Art, die Steppen- oder Saiga-Antilope, die heerdenweise Polens Ebenen bevölkert, Winters aber südwärts zieht. Afrika allein zählt über 60 Arten, von denen der Springbock am interessan- testen sein dürfte. In Heerden von 20 bis 25,000 Stück lebt er in Südafrika, und es ist ein eignes Schauspiel, diese Thiere jagen zu sehen, weil da beständig mehrere 4 bis 6 Fuß hoch über einander weg springen. In dürren Jahren fallen die Springböcke verwüstend in die Saat- felder der Cap-Colonie ein. Doch müssen sie den angerichteten Schaden mit ihrem eignen vorzüglichen Fleische wenigstens theilweise Zahlen. Sie werden nämlich bei diesen Einfällen in Masse erlegt. — Selbst das Geschlecht der Robben und Wale hat seine Wanderer aufzu- weisen. Heerden von Seehunden lagern auf den im März und April vom Nord- pol herabtreibenden Eisfeldern und lassen sich so wärmeren Meeresstrecken zutreiben. Das Walroß benutzt dieselben Fahr- zeuge, doch zu kürzeren Stationen. Der beutegierige Delphin folgt den Zügen der Fische, durchkreuzt alle Meere und steigt selbst die Flußmündungen hinauf. Gleich verwegen ist der P o t t f i s ch (Cachelot), der von der Baffinsbai und Davisstraße aus bis in's atlantische Meer und selbst in das Mittelmeer hin- streicht. Ii. Aus dem Letztgesagten haben wir schon ersehen, daß die Wanderungen der Thiere nicht nur auf dem Festlande, sondern auch im flüssigen Elemente vor- - kommen; ja hier sind sie noch leichter auszuführen, weil sich den Zügen weniger 22*

4. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 375

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
175. Die Steinkohlen. 375 mehr oder minder Auflösung des orga- nischen Zusammenhanges, wodurch die ganze Masse in einen breiigen, aufge- lösten Zustand versetzt wurde. Wenn indeß fast mit Gewißheit ge- schlossen werden kann, daß die Stein- kohlenmasse sich meist in einem erweich- ten Zustande befunden hat, so scheint derselbe von einer wirklichen Auflösung doch sehr verschieden gewesen zu sein, denn sonst würde die Masse völlig gleich- artig erscheinen. Die Ungleichheit derselben ergibt sich besonders aus dem verschie- denen Aschengehalt der Kohlen von den einzelnen Lagen und denselben Flötzen. Einen wesentlichen Einfluß hat hier auch der Druck ausgeübt, wenn die vegeta- bilischen Massen tiefer eingesenkt von allmählich erhärtendem Schieferthon und Sandstein überschüttet wurden. Ferner beschleunigte eine erhöhte Temperatur den Umbildungsprozeß. In einzelnen Fällen mag die Temperatur höher als die des siedenden Wassers gewesen sein, dann erstreckte sich die Einwirkung nicht bloß auf die Kohle selbst, sondern auf die darauf, darunter und dazwischen liegenden Sandstein- und Schieferthon- schichten. 2. Die Entstehung der Stein- kohlen denkt sich Professor vr. Göppert auf folgende Weise: Die Inseln in dem ungeheuren Meere, welches in der Vor- zeit unseren Erdtheil bedeckte, hatten wie die Inseln in unserer Zeit Berge, Thä- ler, Flüsse, Binnenseen, feuchte und trockene, frische und wärmere, schattige und sonnigere Stellen. Ueberall war ein tropisches Klima verbreitet, wie dies aus der überaus ähnlichen, nur mit der tropischen Natur vergleichbaren Ädd- tation hervorgeht. Denn die fossilen Pflanzen in beiden Hälften der Erdkugel, im Süden und Norden Asiens, in Altai und in Sibirien, im nördlichen Europa durch den ganzen Continent hindurch bis jenseits des Kanals in England, Schottland und Irland, gleichwie jenseits der Meere im nördlichen und südlichen Amerika und in Neuholland erscheinen durchaus dieselben. Ungeheure Wälder mit Stämmen von 70—75 Fuß Höhe, 2 — 3 Fuß Dicke, andere mit 30 Fuß langen Aesten waren ganz geeignet, in und unter sich Reste von Vegetabilien aufzunehmen. Diese gesammte Vege- tation wurde in den Schichten, welche die große Steinkohlensormation bilden, begraben, sodann durch die in Folge von Niveau - Veränderungen hereinbrechenden Gewässern überschwemmt und in zusam- menhängende Kohlenlager verwandelt, oder vermischt mit Thon und Sand in allmählich sich verhärtendem Schieferthon und Sandstein eingeschlossen und er- halten. Wenn nun aber entschieden nach- gewiesen ist, daß, um so bedeutende Kohlenflötze zu bilden, die Pflanzen, die auf dieser Fläche zu wachsen vermochten, nicht ausreichten, und ebenso, daß man an eine ruhige Ablagerung und nicht an ein Zusammenschwemmen aus weiter Ferne denken kann, so sieht man sich, um dieses Phänomen zu erklären, zu der Annahme genöthigt, daß sehr viele Koh- lenlager als die Torflager der Vorwelt anzusehen sind, die sich ebenso im Laufe einer langen Vegetationszeit bildeten, wie die Torflager in unserer Zeit, welche mitunter auch eine Mächtigkeit von 40 bis 50 Fuß erreichen und große Flächen einnehmen. Die Torfmoore waren also die Herde der Bildung der Kohlen- maflen aller Zeiten. Doch weicht die Steinkohlenflora ganz und gar von der jetztweltlichen ab; aber der Gesammt- charakter derselben läßt auf ein feuchtes, heißes Klima zurückschließen. Eigentliche Torfbildung finden wir freilich gegen- wärtig in der Tropenwelt nicht und man hat sie den Ländern außerhalb der kalten und gemäßigten Zone überhaupt abgesprochen; allein mit Unrecht. Moräste mit Torfbildung von ungeheurer Aus- dehnung finden sich doch in Süd-Vir- ginien und Nord-Carolina, in der Breite von Tunis und Algier. In den eigentlichen Tropenländern fehlen Torfmoore wahrscheinlich nur deßhalb, weil die zeitweise eintretende Dürre, welche das völlige Austrocknen der Moräste zur Folge hat, die Torf- bildung verhindert; in einem fortwäh- rend nassen und heißen Klima aber, wie es die Kohlenflora verlangt, waren auch die Bedingungen zur Torfbildung ge- geben. — Ferner läßt die große Aus-

5. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 102

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
102 Ii. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde. der Jahrhunderte beträchtlich geschmälert wurde. Deutschlands natürliche Grenzen würden im Süden über den Hochkamm der Centralalpen, im Westen über den Jura, die Vogesen und Argonnen bis zum Canal von Calais laufen. Allein nachdem zuerst Deutschlands Alpenburg, die Schweiz, und darauf dessen Wasser- burg, die Niederlande, dem Reiche ent- fremdet waren, wurde auch das Gebiet des Westens zwischen beiden, Elsaß und Lothringen, vom schwach gewordenen Körper Deutschlands abgerissen. Die Ostgrenzen Deutschlands waren von je- her schwankend, und schon die alten Geographen hatten ihre Noth, wenn sie eine bestimmte Linie ziehen wollten. Es ist dies sehr erklärlich. Auf der größten Strecke, von der Ostsee bis nach Mähren, findet sich kein Bergzug, der einen Grenz- wall zwischen der germanischen und polnisch-russischen Tiefebene bildete, und ebensowenig läßt sich eine Scheidelinie zwischen dem germanischen und slavischen Volksstamm ziehen; überdies reichte des mächtigsten deutschen Staates, Oester- reichs, Scepter weit gegen Osten über die deutschen Länder hinaus. Nur im Norden hat Deutschland, seitdem es seine lange unter dänischer Herrschaft gestan- denen Marken zurück erobert, seine natürlichen Grenzen auch zu Lande wieder gewonnen. Dieses Gebiet nun, welches auf den Landkarten als Deutschland verzeichnet ist, und welches wir trotz seiner gegenwärtigen Zerspaltung als unser gemeinsames Vaterland erkennen und lieben, ist unter den Ländern, welche die Sonne auf ihrem Laufe begrüßt, wohl eines der schönsten und gesegnetsten. Unter einem gemäßigten Himmel, ent- fernt ebenso wohl von der sengenden Luft des Südens, wie von der Erstarrung des Nordens, bringt Deutschland Alles hervor, dessen der Mensch bedarf zur Erhaltung des Leibes und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Kein reißen- des Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein häßliches Ungeziefer quält. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Fette Marschen liefern einen Reichthum an Getreide, mächtige Forsten einen Ueberfiuß an Holz. Aber auch die köstliche Traube reift, und reichen Segen gewährt der Obstbau. Das Land nährt eine Menge nütz- licher Thiere für die Arbeit des Menschen und für seinen Lebensbedarf. Kostbare Schätze birgt die Erde in ihrem Innern; aus vielen und unerschöpflichen Quellen sprudelt sie freiwillig dem Menschen La- bung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Die Bodengestaltung Deutsch- lands ist sehr einfach, wenn man sie im Allgemeinen, in ihren Hauptmassen betrachtet; verwickelt dagegen, wenn man in's Einzelne geht. Naturgemäß theilt sich Deutschland in zwei Hälften: in den flachen Norden und in den gebir- gigen Süden, in Nieder- und in Oberdeutschland. Die Grenze zwischen beiden bildet ein 130 Meilen langer Gebirgswall, welcher, an der mährisch- galizischen Grenze beginnend und im rheinischen Berglande endigend, in einer Zickzacklinie nördlich vom 50. Breitegrad von Ost nach West zieht. Namentlich in der größeren Osthälfte ist diese Grenze sehr bestimmt gezogen in den Sudeten und im Erzgebirge; gegen Westen zu verläuft sie weniger scharf, und am Rhein läßt sie sich weiter süd- oder nordwärts ziehen, je nachdem man Taunus — Hunsrück, oder Westerwald — Eifel als Scheide zwischen Süd und Nord annimmt. In der Mitte bilden das Fichtelgebirge, der Franken- und Thüringerwald, die Rhön und der Vogelsberg die Grenze. Seit den frühesten Jahrhunderten ist dieser Gebirgszug eine Scheidelinie ge- wesen zwischen verschiedenen Volksstäm- men und den Gebieten verschiedener Herren. Schon zur Zeit Armins finden wir den Bund der Cherusker nördlich und gleichzeitig den der Markomannen südlich von diesem Mittelgebirgskamm. Dieser schied im Allgemeinen die Gebiete der ober- und niederdeutschen Mundart ebenso wie die, in welchen schwäbisches und sächsisches Recht Geltung hatte; nicht min- der war er eine Grenzlinie zwischen den großen Kirchenprovinzen des Nordens und Südens im Mittelalter. Heute noch wird durch denselben Oesterreich von Schlesien und Sachsen und Bayern von Thüringen geschieden. Er bildet mithin im Allge- meinen auch die Südgrenze des neuen norddeutschen Bundes, welch letzterer

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 103

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
49. Deutsches Land, deutsches Volk und deutsche Sprache. 103 aber in der Mitte, in Thüringen, und im Westen, am Main und Rhein, über seine natürlichen Grenzen hinaus in süddeutsches Gebiet eingegriffen hat. Das von diesen Grenzen nördlich zum Meer hin sich ausbreitende Flachland umfaßt einen Flächenraum von 4500^ Meilen, dacht sich von Südost gegen Nordwest ab und wird durch eine zwischen Weser und Elbe hinstreichende Bodenerhebung in eine westliche und östliche Hälfte ge- theilt. Die westliche Hälfte bildet eine weite Ebene, die reich an Sümpfen, Mooren und Heiden und im Ganzen nur wenig über den Meeresspiegel er- haben, ja an manchen Stellen noch tiefer gelegen ist, als die Flußbette. Darum müssen nicht nur die niedrigen Küsten gegen die Einbrüche des Meeres, sondern auch die Uferstrecken der meisten größeren Gewässer gegen die Ueberfluthungen dieser durch Erdwälle geschützt werden. Des Flachlandes östliche Hälfte ist schon mehr über die See erhaben und nur an wenigen Stellen ganz eben, an den meisten wellenförmig. Oberdeutschland zeigt den reich- sten Wechsel der Bodengestaltung. Von den steilsten, theils nackten, theils ewig be- schneiten Felsengipfeln bis zum sanftesten, abgerundeten, schönbewaldeten Gehügel finden sich hier alle an der Erhebung der Erde nur denkbaren Formen. Oberdeutsch- land theilt sich wieder in zwei große Hauptgebiete nach der Verschiedenheit der Bodenform; in das nördliche Mittel- gebirgsland und in das südliche Alpenhochland. Das Mittelge- birgsland, 5000sih Meilen einnehmend, ist das Land der reichsten Erzeugnisse, vor allem des Ackerbaues. Wald- und erzreiche Gebirge wechseln mit wohn- lichen Gauen, besät mit Dörfern wohl- habender Landleute und mit gewerblichen Städten, die mittelst großer Bahnnetze unter sich in leichtem Verkehr stehen. Dem Alpengebirgslande gehören die Gebiete südlich einer Bogenlinie vom Bodensee bis gegen Wien an. Es begreift mit einer Fläche von etwa 2000q Meilen einen kleinen Theil von Bayern und den größten von Deutsch- Oesterreich. Gegen Osten senken sich die Alpen mehr und mehr, so daß für Oesterreich der Weg zum südlichen Meere offen blieb; auch sind die Ostalpen viel reicher an Mineralschätzen, besonders an Salz, Eisen, Blei und Quecksilber, als die Centralalpen. Der klimatische Gegensatz zwischen dem Süden und Norden Deutschlands wird durch die Abdachung von Süden nach Norden nahezu aufgehoben. Hätte das Hoch- land seinen Platz im Norden und das Tiefland im Süden, so wäre dieser Gegensatz ein sehr schroffer. Der Norden Deutschlands wäre dann ein deutsches Norwegen, ein unwirthliches Hochland, der Süden dagegen ein Niederungarn oder Südrußland, d. h. eine sommer- dürre Steppe, ein Weideland für No- maden, geworden. So gleicht sich die Kälte des Hochlands durch seine südliche Lage mit der größeren Wärme des Tief- landes so ziemlich aus und es konnte gleichermaßen im Norden wie im Süden Landwirthschaft mit Viehzucht die Grund- lage des Völkerlebens werden. Nach seiner Lage ist Deutschland das Herz Europas, „Niemanden gefährlich, Allen wohlthätig." Es ver- bindet die vielfach gespaltenen Glieder Europas zur wahren Einheit; sein Grundcharakter ist der der Vermitt- lung der Gegensätze. Wie es in seiner Bodengestaltung den Uebergang bildet vom gebirgigen Südwesten zum flachen Nordosten, so in seinen klimatischen Ver- hältniffen zwischen dem heißen Süden, in welchem die Laubbäume ihres Blätter- schmuckes nicht mehr beraubt werden, und dem rauhen Norden, in dem nur noch Birken und Föhren ihr kümmerliches Dasein fristen. Aus diesem Herzen Europas ist germanische Bevölkerung und germanische Bildung nach allen Seiten hin ausgeströmt: nach Osten in die Provinzen am baltischen Meere und in die unteren Donauländer, nach Norden in die skandinavischen Gebiete und nach Westen in das britische Reich und in die Niederlande. Und wenn auch im Süden die deutsche Herrschaft wieder verloren gegangen ist und im Westen ein romanisches Volk in deut- sches Gebiet erobernd eingegriffen hat: der deutsche Geist hat doch im Süden und Westen auf die Völker romanischen

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 136

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
136 Ii. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde. Jahr ein die Meere bis nach Spitzber- gen offen. Von den nördlichsten Birken- wäldern Norwegens bis zu den südlich- sten Pinien-Hainen Griechenlands und Italiens ist ein Abstand von fast 40 Breitengraden. Aber ans der ganzen Erd- kugel läßt sich außerhalb Europas sonst nirgends in den gemäßigten Zonen ein Erdabschnitt finden, wo in einer gleich großen Entfernung die klimatischen Ver- hältnisse so wenig wie in dem bezeich- neten verschieden wären. In Asien wie in Amerika, auch im Südlande stehen sich die Enden einer solchen Linie ge- genüber wie Leben und Tod. Am hoch- nördlichen Tornea-Strom ist noch eine der fruchtbarsten, anmuthigsten und be- völkertsten Gegenden Schwedens, wo Korn- felder mit lieblichen Triften wechseln, auf denen das Gras dicht gedrängt und ellenhoch wächst. Ja am ebenso nörd- lichen Alten-Elf schießen noch Fichten von 60 Fuß Höhe empor, wo auf dem- selben Breiten-Zirkel außer Europa nur noch Moose und krüppelhafte Gesträuche dürftig gedeihen. Im Osten an den europäischen Gehängen des Ural längst der Olta und Wolga ziehen sich die schönsten und fruchtbarsten Landschaften des russischen Reiches hin, abwechselnd mit den prächtigsten Eichenwäldern treff- liche Weiden, reiche Getreidefluren, jetzt die Kornkammern Osteuropas. Auf den östlichen oder asiatischen Abhängen des Ural bricht dies Bild schnell ab. Dort hört auch alsbald der echt europäische Baum, die königliche Eiche auf, der bei uns überall gedeiht, und den alle euro- päischen Völker, Griechen, Celten und Germanen, wie im Wetteifer als ihren Nationalbaum, als das Sinnbild lange dauernder Kraft heilig hielten. Die West- und Südwestwinde, die mit dieser Strömung ziehen, sind die vorherrschenden in Europa. Sie führen die Dünste und Nebel des Oceans über den ganzen Continent hin, feuchten ihn überall an, speisen reichlich seine Brun- nen und Flüsse und lassen ihn als eine wohlbewäfferte und quellenreiche Re- genzone erscheinen, namentlich im Ge- gensatze zu jenem breiten, wasserlosen Erdgürtel, der sich inr Süden durch Per- sien, Arabien und Afrika um ihn her- umzieht. — Schiffbare, befruchtende, munter arbeitende Flüsse, diese Bilder und Vorbilder kräftiger Thätigkeit, pul- siren wie ein Netz lebendiger Adern in allen Winkeln und Gliedern unserer großen europäischen Heimat. Sie treiben selbst im hohen Norden noch die Mühlen und Kunst- räder der Schotten und Skandinavier und tragen ihre Barken das ganze Jahr hindurch, wo sie unter denselben Breite- graden in andern Erdtheilen mit ewigem Eise gepanzert, fast nur als Bilder der Trägheit und Grabesruhe erscheinen. Der Regen und die Flüsse befruchten auch noch die südlichsten Ausläufer Europa's, die Länder am Mittelmeer, während in dem nahen Gürtel der Wüste Sahara mit dem verrinnenden und vertrocknen- den Wasser alles Leben, auch das des Menschen, abstirbt. — Dort in jenen regenlosen Zonen hat die Bodenkultur eine viel schwächere natürliche Grund- lage. Sie konnte nur durch künstliche Bewässerung und durch zeitweilige Neben- Anstrengung der Bewohner gedeihen. So wie man in diesem Fleiße nachließ, mußte alsbald, wie dies in neuerer Zeit geschehen ist, die künstlich getriebene Kul- turpflanze verwelken. In dem stets benetzten, stets vom Himmel begossenen Europa wird es so leicht keine alternden und absterbenden Länder und Kulturen geben, wie dort. Europa hat die Kraft einer ewigen Ju- gend in sich. Es wird so lange frisch bleiben, als der Ocean, der Golfstrom und die rückkehrenden Passatwinde ihm erfrischendes Naß zuführen. Wie das heilbringende Wasser der Wolken, so ent- faltet sich auch ein ackerbarer Boden all- verbreitet über den ganzen Erdtheil. Die Decke der fruchtbaren Ackerkrume ver- zweigt sich bis in die innersten Thäler der Gebirge. Europa ist der einzige unter den großen Abschnitten der Erde, der keine dem Menschen uneroberlichen Wüsten- striche birgt, an denen Nord- und Süd- amerika, Afrika und Asien einen so großen Ueberfluß haben. Die Steppen Ruß- land's, die man so genannt hat, verdie- nen diesen Namen größtentheils nur ihrer Einförmigkeit wegen; sie, wie auch die Sümpfe Polens, zeigen sich bei einiger

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 153

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
H 72. Asien. Asien ist nicht nur der größte aller Erdtheile, sondern es steht auch mit allen übrigen in näherer Berührung, als irgend ein anderer. Mit Europa und Afrika hängt es unmittelbar zusammen, mit ersterem auf der großen Strecke vom arktischen bis zum schwarzen Meere, mit letzterem durch die Landenge von Suez; von Amerika ist es bloß durch die 8 Meilen breite Behringsstraße ge- trennt, und überdies bilden die Aleuten ebenso eine Ueberbrückung von Kamt- schatka nach der Halbinsel Alaschka, wie die indische Jnselflur von Hinterindien nach dem Festland von Australien. Aber nicht nur durch seine Lage in Mitte der andern Erdtheile, sondern auch durch seine innere Beschaffenheit war Asien vor allen geeignet, die Wiege des Menschengeschlechtes zu wer- den. Es vereinigt in sich die Eigen- thümlichkeiten aller Zonen und Cultur- verhältnisse, und es konnten hier die wandernden Bewohner vorbereitet wer- den für die verschiedenen Landesnaturen der benachbarten Erdtheile, wohin von der Mitte, dem kolossalen Hochlande aus, zahlreiche Stromsysteme, nach den verschiedenen Richtungen ausgehend, die Bahn öffneten. Uebereinstimmend mit den Berichten der Bibel weisen auch die ältesten Sagen der asiatischen Völker nach dem Inneren von Asien als Heimat des Menschengeschlechtes hin, und zwar wird die Gegend um den Hindu-Khu als dessen Wiege bezeichnet. Diese An- nahme erhält durch den Umstand eine mächtige Stütze, daß das dort heimische Sanskrit die gemeinsame Wurzel fast aller europäischen Hauptsprachen bildet. Asien ist also auch für die Geschichte des Menschengeschlechtes das Land des Orients, des Aufganges. Es ist der Ursitz aller Gesittung, der Ausgangs- punkt der gesammten Weltgeschichte. Von Asien aus sind die Völker vorge- drungen über Nordafrika nach Europa und haben die Bildung nach Westen ge- tragen bis hinüber nach Amerika; wie die Kultur des letzteren eine Tochter ist der europäischen, so diese eine Tochter der asiatischen. Ehe man noch wußte, daß ein Festland Europa als Anhängsel des großen asiatischen Continents vor- handen sei, ja vielleicht ehe noch ein Hirte oder Jäger über die Wolga oder den Ural vorgedrungen war,, blühten im Orient schon Reiche, herrschten Könige in Palästen und Städten über Millionen von Unterthanen, forschten schon Weise in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zu Ehren der Götter ober- und unterirdische Tempel bauen, kämpf- ten schon Völker mit Völkern auf Leben und Tod. Aber diese frühe und glän- zende Bildung ist auf einem Punkte stehen geblieben; das Völkerleben in den Reichen des Ostens hat sich verknöchert, die Asiaten sind trotz ihres hohen Alters heute noch unmündige Glieder der Mensch- heit. Wohl ist der schönste, kraftvollste und begabteste Menschenstamm, der kau- kasische, in Asien zu Hause; aber erst in Europa ist er zur vollen Entwicklung gelangt. Auch das Christenthum, welches neues Leben in die versunkene Mensch- heit brachte, ist asiatischem Boden ent- sprossen: aber die edle Pflanze mußte erst nach Europa getragen werden, um hier zum großen, blüthe- und früchte- reichen Baume empor zu wachsen. Der Bildungsstrom, der jetzt von Europa aus nach allen Gegenden sich ergießt, wendet sich auch nach Osten, nach seinem Quelllande, wieder zurück, und es scheinen insbesondere zwei euro-

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 154

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
154 Ii. Bilder aus der päische Nationen, die Engländer und die Russen von der Vorsehung erkoren, die asiatischen Völker aus ihrem Jahr- tausende langen geistigen Schlaf auf- zurütteln und neues Leben in den starren Massen anzufachen. Freilich zur Höhe des geistigen Lebens in Europa wird sich Asien nimmer aufzuschwingen ver- mögen; denn himmelhohe Berge, weite, ungeheuere Steppen und Wüsten, un- fruchtbare Hochflächen trennen dort die Menschen, daß sie nicht so leicht wie in Europa zu einer großen, in geistiger Wechselwirkung stehenden Völkerfamilie sich einigen können. Die Hochflächen der Mongolei und Tartarei werden ebenso wie die Steppenländer Turans immer von Nomadenvölkern durchzogen werden, und das sibirische Tiefland, allein schon so groß als Europa, wird nie der Sitz eines gebildeten, reichen und freien Vol- kes sein. Hinwieder nimmt das Wun- derland Indien, das Italien Asiens, durch die Pracht und Ueppigkeit seiner Natur die Sinne gefangen und versenkt den Geist in ein träumerisches Still- leben, während in der reichen indischen Inselwelt die Gluth der heißesten Sonne alle Thatkraft darnieder hält. Die ge- mäßigten Länder aber, türkisch Asien, Persien, China, Japan, sind trotz der günstigen Natur nicht zu höherer Ent- wicklung und bürgerlicher Freiheit fort- geschritten, weil Despotismus der Herr- scher und Sklavensinn der Beherrschten jede geistige Regsamkeit verhinderten; überall, soweit wir unsere Blicke richten von Westen nach Osten, finden wir Mißachtung der Menschenrechte, Mangel an Erkenntniß der Menschenwürde, dar- um Roheit und Knechtschaft hier wie dort. Die Religion Muhamed's war ein inder- und Völkerkunde. loderndes Feuer, welches von Arabien aus eine Zeit lang die angrenzenden Völkerschaften entzündete und staunens- werthe Thatkraft in denselben weckte; allein die Siege des Islam waren nicht errungen durch die Macht der Wahr- heit und den sittlichen Gehalt der neuen Lehre, sondern durch fanatischen Eifer und durch den Ehrgeiz einzelner Er- oberer; und es darf uns daher nicht befremden, daß auch der Muhamedanis- mus nur zu Despotismus und geistiger Erstarrung führte. So sehen wir bei den gebildeteren asiatischen Völkern nur noch Ueppigkeit und Schlaffheit: das türkische Reich in Asien ist eben so morsch als das in Europa, und mit dem persischen steht es kaum besser; das alte Indien ist todt; die Reli- gionen haben ihre Heiligkeit, die alten Schriftwerke ihr Verständniß, die alten Sitten ihre Bedeutung verloren; China, die „Blume der Mitte" ist eine welke Blume, ein mit Menschen überfülltes Haus, welches den Einsturz droht; kräf- tiger noch und bildsamer steht Japan da, das endlich die unübersteig lichen Schranken fallen ließ, die es so lange gegen die Europäer aufgerichtet und so zähe und mißtrauisch behütet hielt. Dem Einflüsse Europa's und Nord- Amerika's vermögen sich die ostasiatischen Reiche nicht mehr zu entziehen, seitdem der Dampfer den Ocean durcheilt und der Telegraphendraht das Erdenrund umspannt. Ob durch diese Berührung der Anstoß zu einer Wiederbelebung der hinsterbenden Reiche gegeben werden, oder ob eine neue Blüthe derselben erst aus den Trümmern der zusammenge- brochenen alten Cultur erstehen wird, — welcher Sterbliche wollte sich dar- über ein Urtheil anmaßen? — 73. Palästina. I. Wie nirgend die rohe Gewalt oder die äußere Größe dauernden Sieg hat in den höhern Anordnungen der Dinge, sondern die innere Größe, der Kern und Gehalt, so ist es auch mit den Räumen des Erdenrundes. Palästina gehört seinem Umfange nach zu den wenig aus- gedehnten, ja zu den geringfügigen Län- dern der Erde, aber sein Name ist unter allen Erdgebieten der am weitesten aus- gebreitete ; die Bekenner der drei mono- theistischen Religionen nennen ihn mit Ehrfurcht. So weit christliche Ge- /

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 183

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
84. Amerika. 183 sich aber in der Zukunft zu viel höherer Wichtigkeit erheben. — Und diese beiden amerikanischen Riesenströme stehen nicht vereinzelt da, es fehlt ihnen nicht an ebenbürtigen Genossen ihres Continents. Neben dem Amazonen ströme fließt in Südamerika auch der Laplata- stro m, dessen Lauflänge nicht weniger denn 470 Meilen ausmacht; und an der Seite des Mississippi in Nord- amerika steht der St. Lorenzstrom mit einer Lauflänge von 460 Meilen; jeder der beiden Ströme versorgt mit seinen Zweigen eine Landfläche von ungefähr 60,000 Quadrat-Meilen reich- ! lich mit Wasser. Die alte Welt bietet nichts Aehn- liches; ihr größter Strom, der Pang- tse-kiang in China besitzt nur eine Stromlänge von 650 Meilen. Der Ganges und der Nil sind noch weni- ger im Stande, sich mit Amerika's Stromfürsten zu messen. Die Wolga, der größte Strom Europa's, entwickelt nur eine Lauflänge von 430 Meilen, und wollte man in Amerika Flüsse und Ströme aufzählen, welche mit dem Vater Rhein von gleicher Größe wären, so hätte man sie nach Hunderten zu nennen. Hierzu kommt noch die große Anzahl von See'n, besonders im Norden. Die Gruppe von See'n, wie sie Canada be- sitzt, findet nirgends in der Welt ihres gleichen. Diese ungeheuren Süßwasser- meere bedecken im Verein mit den See'n des St. Lorenz eine Oberfläche von nahe an 5000 Quadrat-Meilen, und man hat berechnet, daß sie etwa die Hälfte alles süßen Wassers auf der Erdoberfläche enthalten. Und noch dazu stehen diese See'n nicht allein; auch im Norden findet sich eine Menge kaum minder großer See'n. Der Athapascow-, Winipeg-, Sklaven- und der große Bären-See sind alle würdige Seitenstücke zu den cana- dischen See'n. Diese Ströme und See'n sind der Reichthum und der Stolz Amerika's. Kein anderer Erdtheil besitzt sie in solcher Zahl und solcher Größe, so wasserreich und so schiffbar. All' dieser Wasser- segen dient aber nicht bloß zur bestän- digen üppigen Befruchtung des Bodens, sondern er bildet Handels- und Ver- bindungswege zwischen allen Theilen dieser großen Welt. Und da die Hälfte der Länder Amerika's auch noch unter der Tropensonne liegt, so sind durch die zwei günstigsten Vorbedingungen, Feuchtigkeit und Wärme, die Grund- lagen für eine üppige Vegetation ge- geben. Unter denselben Breitegraden, unter denen Afrika nichts als vertrock- nete und versengte Tafelländer besitzt, erfreut sich Amerika der in's Unend- liche ausgedehnten mächtigen Urwälder des Amazonengebietes, Urwälder von 1500 Meilen Länge, welche mit ihren wild in einander verwachsenen riesigen Baumkolossen eine undurchdringlichewild- niß bilden, wie sie in keinem anderen Welttheile ähnlich vorkommt. Und welcher üppige Pflanzenwuchs! Pal- men von 150 — 200 Fuß Höhe über- ragen alle andern Bäume dieser Wild- nisse, unzählige Stauden und Bäume geringerer Höhe füllen den tiefern Platz aus, wo dieser erhabenen Baumgestalt die von der Natur versagte^ Zweige fehlen. Emporkletternde, baumstarke, in einander verflochtene Lianen umgeben in unendlicher Manchfaltigkeit mit ihren elastischen Zweigen dieses dichte Ge- büsch, entfalten ihre Blüthenpracht über dem grünen Blättermeer und verbinden das Ganze zu einer so stark zusammen- hängenden dichten Masse, daß sie von den Menschen nicht anders als mit der kräftig aufrämenden Axt zu durchdrin- gen ist. Die Flüsse, welche ihre stillen Wasser unter dem grünen Dome der schauerlichen Tiefe dieser unendlichen Waldmasse hindurchbewegen, bilden die einzigen von Natur geöffneten Verbin- dungswege für die in dieser großen Einöde zerstreut umherwohnenden Völker. Südamerika, und vor Allem sein Amazonengebiet, ist das wahre Reich der prächtigsten Vegetation und vor- züglich der Palmen. Nordamerika nimmt, ungeachtet seines mehr conti- nentalen Klima's, dennoch sehr stark Theil an dem Gesammtcharakter der neuen Welt. Schönheit und Größe der gewaltigen Waldungen, — die Manch- faltigkeit der Baumarlen, woraus diese Waldungen bestehen, — die mächtige Dicke und Höhe der darin vorkommen-
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