Geschichte
fr
Mittelschulen
xx xx fr hnliche Kehranstalten
der
Provinz Sachsen
Dr. R. gronmg,
Oberlehrer in Frankfurt a./M.
bearbeitet von
und
Adols Grothe.
Mittelschulrettor in Halle a./S.
Mit 5 Geschichtskarten.
"Die Liebe zum Vaterland e, mge sie ein unzerstrbares Erbteil unserer Nation sein".
Bismarck.
Ausg. D.
Wiesbaden.
Verlag von <mil Behrend. 1903.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
I. Abschnitt.
Griechische Geschichte.
I. Das Kand.
1. Lage, Gliederung und Bodengestalt. Die Balkan halb-insel reckt ihren schmalen sdlichen Seil rote eine tiefgesurchte und durchbrochene Knochenhand in die See. Es sieht aus, als ob diese Hand einst mit gewaltigem Wurfe zahlreiche groe und kleine Inseln der das gische Meer bis an die Kste von Klein-asten verstreut habe. Abseits geflogen erscheint die groe, lang-gestreckte Insel Kreta, die sich wie ein Querriegel vor dieses Meer schiebt. Ihr verkleinertes Abbild, Enboa, schmiegt sich weiter nrdlich an die Kste an. Zu der Inselkette, die ihre Fortsetzung nach Sden bildet, gehrt das zwar kleine, aber vielgenannte Delos. Von dem Jnselkranze, der die Kste Kleinasiens umzieht, sind am bedeutendsten: Rhodos, Smos, Chios, Lesbos. Durch den tief eingeschnittenen Meerbusen von Kortnth wird der grobgezackte Peloponnes fast ganz vom Festlande getrennt. Seine Gestalt wiederholt sich in der macednischen Halbinsel Chaletdice.
Zahlreiche Buchten der steilen Kste dienen als vortreffliche Hafen. Die meisten und besten liegen an der Oftfeite. Von ihnen führen groe und kleine Inseln wie eine Brcke nach Kleinasien hinber und weisen vor allem auf den Verkehr mit diesem Lande hin. Schmal ist die Pforte des Hellespntes, die an der Kste Thr ciens und an dem Chersonnes vorbei zur Prop ntis fhrt, ebenso der Bosporus, durch den man aus ihr in den Pontus Euxtnus gelangt. Die Westkste ist weniger reich gegliedert; an ihr liegen im jonischen Meere nur wenige Inseln, darunter das kleine, sagenumwobene J'thaka und das stattliche C 0 rchra. Da das gegenberliegende Italien an seiner Oftfeite viel weniger Hfen hat als an der Westfeite, fo kehren sich die bei-den wichtigsten Lander des Altertums gleichsam den Rcken zu.
Das Land ist von zahlreichen Gebirgen durchzogen, die durchaus nicht alle nach einer Richtung laufen, fondern vielfach gitterfrmig durcheinanderziehen und fo viele in sich abgeschlossene Tler bilden..
Fr 0 ning und Grothe Geschichte. Ausg. v. 1
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2. Klima und Bodenerzeugnisse. Das Klima ist in den Ge-
birgen vielfach rauh, in den Tlern und besonders an der Kste mild. Die Sommer sind hier hei und trocken, die Winter lau und regenreich. Aus den Hhen ist der Betrieb von Viehzucht mglich, die Ebenen und die Kstenstriche eignen sich auch fr den Ackerbau. Doch erfordert dieser berall harte Arbeit; denn der Kalkboden giebt selbst bei sorgfltiger Bearbeitung an vielen Stellen nur mige Ernten. Gerste und Weizen, l und Wein sind dort von jeher die Haupt-erzeuguisse des Ackerbaues gewesen.
3. Einteilung des alten Griechenland. Nordgriechenland mit den Landschaften Epirus und Thessalien reichte bis zu der Stelle, wo zwei einander gegenberliegende Buchten in das Land einschneiden. Als sein Rckgrat durchzieht es der mchtige Pindns. Ander Ostkste erhebt sich der schneebedeckte Gtterberg Oltimp, ihm gegenber, durch das Thal Tempe getrennt, der O'ssa. Nach Mittelgriechenland fhrte nur ein einziger, leidlich be-quemer Weg, der berhmte Thermopylenp a . Dieser mittlere Teil des Landes ist am meisten durch Gebirge zerteilt. Nicht weniger als neun Landschaften zhlte er im Altertum, obgleich fein Flcheninhalt noch nicht den des Groherzogtums Baden erreicht. Am Fue des Parnassus lag die Orakel-stadt Delphi im Lande Phcis. An dieses schlo sich Btien mit Theben; jenseits des Citharon bildete A'ttifa mit Athen den Abschlu. Der Isthmus (die Landenge) von Megara ist die Brcke zu dem gleichfalls fast ganz von Gebirgen bedeckten Sdgriechenland, dem Pilo-ponnes. Der waldreiche Taiigetus schied Laknien von Messenien. An Laknien mit Sparta grenzte im Norden A'r golis mit Argos, an dieses Korinth, an Messenien schlo sich Elis mit Olhmpia; die Mitte nahm Arkadien ein.
Fr unsere Darstellung kommt Nordgriechenland ganz wenig in Betracht, desto mehr aber hren wir von Mittel- und Sdgriechenland. Sie sind zu-sammen nur so groß wie die Provinz Ostpreuen. Und doch ist ihre Bedeutung fr die Weltgeschichte auerordentlich groß; denn dieses kleine Land unter dem heitern blauen Himmel ist die Wiege der europischen Kultur, es ist die Heimat des hochbegabten Griechenvolkes, das durch seine staunenswerten Leistungen in den Knsten und Wissenschaften der L e h r-meister der Völker geworden ist.
Ii. Die homerischen Griechen.
1. Die homerischen Heldengedichte. Die ltesten griechischen Dichtungen sind die groen homerischen Heldenlieder J'li as" und O'dyssee", deren Entstehung man zwischen 950 und 750 setzt. In ihnen treten uns die Griechen schon als ein kampfgebtes und zugleich edel veranlagtes Volk entgegen. Die Jli as schildert den gewaltigen Kampf um Trja, zu dem die Helden von ganz Griechenland aufzogen, um den frevelhaften Raub der Knigin Helena durch den trojanischen Knigssohn Paris zu rchen. Allen voran steht der kampfgewaltige, oft jhzornige und doch edelmtige Achilles. Neben ihm erscheinen gleichfalls als gewaltige Kmpen Agamemnon, Menelns, Diomedes, die beiden A'jax, der schlaue Odhssens; weisen Rat ersinnt der greise Nestor. Auf der Seite
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5. Die Götter. Eine groe Rolle spielen in diesen Erzhlungen die Götter. Die Naturkrfte erscheinen als sittliche Personen. Nach ihren Eingebungen handeln die Helden. Zwar sind sie berirdische Wesen, mit bernatrlichen Krften ausgestattet, und knnen jederzeit eine beliebige sichtbare Gestalt an-nehmen; aber sonst haben sie sehr viel Menschliches an sich, folgen menschlichen Trieben und Leidenschaften. Sie zanken sich untereinander; sie gehen Ehen mit Menschen ein; -sie beschtzen und frdern ihre Lieblinge, auch wenn diese im Unrecht sind, verfolgen andere Sterbliche mit ihrer Rache, selbst wenn diese ihnen nur unbewut etwas zuleide getan haben. Dabei ist ihre Macht durchaus nicht unbegrenzt; denn der Gttern und Menschen steht das allwaltende Schicksal. Der Meergott Poseidon kann den Odyssens dafr, da er ihm seinen Sohn P o l y p h e m geblendet hat, wohl gehrig zause, aber die Rck-kehr in die Heimat vermag er ihm schlielich doch nicht zu verwehren; denn sie ist ihm vom Schicksal bestimmt.
Iii. Die ltere geschichtliche Zeit.
1. Die Stmme. Die Griechen der geschichtlichen Zeit zerfielen in drei Stmme. Im Sden saen die Darier, in der Mitte die Jouier, im Norden die lier. Am wenigsten haben die olier .zu bedeuten gehabt; die Darier waren der kriegerische Stamm, die Jonier^fr Knste und Wissenschaften am meisten ver-anlagt. Die drei Stmme sprachen zwar verschiedene Dialekte (Mundarten), doch verstanden sie einander. Sie fhlten sich ber-Haupt als ein Volk, als "die Hellenen; alle Nichtgriechen waren ihnen Fremde, Barbren.
2. Die Kolonisation, a) Veranlassung und Ausdehnung. Wie alle jungen Völker, vermehrten sich die Griechen in der altem Zeit sehr stark, und bald reichte das schne aber wenig ergiebige Land zur Ernhrung der Bewohner nicht mehr aus. Da sind sie denn ausgeschwrmt und haben Kolonien gegrndet. Nicht immer ver-lieen die Auswanderer ihre Heimat freiwillig; gar oft haben innere Kmpfe daheim zum Auszug gezwungen. Allmhlich wurden so die Inseln des gischen Meeres und die Ksten von Macedonien und Thracien, besonders aber die von Kleinasien besiedelt. In drei breiten Streifen lt sich der Zug der Kolonisation, entsprechend den Wohnsitzen im europischen Festlande, auf der Karte verfolgen.
Die Griechen haben sich aber nicht damit begngt, ihr Volkstum nach Osten und Norden auszubreiten; auch nach Westen haben sie es verpflanzt. Die jonischen Inseln und viele Stellen der gegenberliegenden Kste waren bald besiedelt. Besonders in Sicilien und in Sditalien blhte griechisches Leben auf. Dort berragte schlielich Syrakus alle andern Grndungen und stellte sogar die meisten Städte des Mutterlandes in Schatten, hier spielte lange Zeit Tarent eine groe Rolle. Dem ganzen Sditalien haben die Griechen fr lngere Zeit den Namen gegeben; es hie Grogriechenland. Sogar in Sdfrankreich erstand eine groe griechische Pflanzstadt, Massllia, das heutige Marseille. Durch
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erstern ist Poseidon. Auf einem mit Rossen bespannten Wagen fhrt er der bte Wellen, und sein Dreizack erschttert mit gewaltigem Stoe die Erde Er hat zahlreiche Untergtter. Im finstern Reiche der Unterwelt, wohin fem Lichtstrahl dringt, und aus dem es fein Entrinnen giebt, herrscht Pluton der die Schatten der Abgeschiedenen. Der Fhrmann Charon geleitet sie der den Styx, und das Tor bewacht der vielfpfige Hllenhund Cerberus, Aus diesem Reiche der Finsternis steigen auch die schlangen-haarigen Rachegttinnen, die Erinyen oder Eumenlden, heraus, wenn es gilt, eine verborgene Freveltat ans Licht zu bringen.
Auerdem verehrte man noch die Heroen oder Halbgtter. Als Menschen geboren, doch wohl auch mit den Gttern verwandt, wurden sie wegen ihrer Verdienste unter die Himmlischen versetzt. Die bedeutendsten waren H era f les und Theseus. Den Sagen von ihren gewaltigen Taten liegt die Vorstellung zu grnde, da es einer ungeheuren Arbeit beburft hat, bis das ursprnglich wilbe Land wohnlich wrbe, und bis feine von Haus aus rohen Bewohner sich zur staatlichen Orbnung aufschwangen.
Mit dem Wachsen der Bildung veredelte sich bei den Griechen auch die Vorstellung von den Gttern. Diese machen sich bald nicht mehr mit den Menschen gemein und folgen nicht mehr ihren Launen, sondern sie lenken die Geschicke der Sterblichen nach edlen Grundstzen; sie werden gerechte Götter. Wohl kann man sie sich durch Opfer, Gelbde und Gebete geneigt machen, aber unbillige Wnsche erfllen sie nicht. Die Griechen glaubten auch die Lieblingspltze der Götter zu kennen. Dort er* bauten sie ihnen Tempel, die ihre Wohnungen sein sollten und darum mglichst prchtig ausgestattet wurden. Die griechischen Tempel sind so die hervorragendsten Bauwerke des Altertums geworden.
b) Die Orakel. Eine groe Rolle spielten im Leben der Griechen die Weissagesttten, die Orakel, allen voran das des Apollo zu Delphi. Aus einer Felsenspalte drangen Schwefel-dmpfe hervor. Aus einen Dreifu wurde der dieselben eine jungfruliche Priesterin, die Pythia, gesetzt. Von ihnen betubt, stie sie allerhand Worte hervor, welche die Priester in Verse brachten. Staaten und einzelne Personen, sogar auswrtige Fürsten holten sich dort in schwieriger Lage Rat. Meistens war der Bescheid zweideutig und mute es sein, sollte nicht das Ansehen des Gottes gefhrdet werden. Die Priester standen mit den bedeutendsten Staatsmnnern in Verbindung. Sie haben viel Gutes gewirkt, gelegentlich aber sind sie auch entgleist und fr die Feinde des Volkes eingetreten. Wer das Orakel in Anspruch nahm, stiftete ein Weihgeschenk. Ungeheure Reichtmer sind so in den Schatz-huseru des Heiligtums aufgespeichert worden.
4. Festspiele. Die Griechen waren ein kriegerisches Volk und hatten infolgedessen groe Freude an krperlichen bungen, auch weil diese den Leib verschnen. In den Gymnasien lagen sie ihnen tglich ob und brachten es darin zur hchsten Vollkommenheit. Den Gttern zu Ehren wurden groartige Wettkmpfe veranstaltet,
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. Athen. 1. Das Land. Ganz anders als in Lakonien entwickelten sich die Verhltnisse inattika, dem Lande der Athener. Zwar lieferten die Berge hier kostbaren Marmor, auch Silber wurde gewonnen; aber fr den Ackerbau war der kalkige Boden nicht sonderlich geeignet. Gerste, Wein und Olivenl waren die Haupterzeugnisse desselben. Jedenfalls reichte der Ertrag nicht aus, eine zahlreiche Bevlkerung zu ernhren. So wurden die Bewohner schon frh zum Gewerbeflei und besonders zum Handel gezwungen, fr welchen auch mehrere Buchten vortreffliche^ Hfen abgaben. Der bedeutendste war der spter so berhmt gewordene Piraus.
2. Die ltere Zeit. Die Bewohner von Attila fhlten sich alle eine Stammes, doch herrschte bei ihnen in lterer Zeit groe Rechtsungleichheit. Ursprnglich hatte es auch in Athen Könige gegeben; aber die Knigswrde war bald abgeschafft worden. Die groen Grundbesitzer, die sich Eupatriden (d. h. von vornehmen Vtern Abstammende) nannten, hatten sie beseitigt, um die Herrschaft an sich zu reien. Die aus ihnen gewhlten Be-amten regierten den Staat ganz allein, und damit recht viele zu hohen Amtern kommen knnten, wurden schlielich alle Jahr neun Regierende^ Archonten, gewhlt. Diese und die anderen Beamten konnten ganz nach Willkr verfahren; denn geschriebene Gesetze gab es nicht. Sie bedrckten das brige Volk fehr. Da damals noch wenig Geld umlief, fo' waren die herrschenden Eupatriden durch ihren Grundbesitz die reichen Leute; die Be-herrschten, die Kleinbauern, Gewerbetreibenden und Tagelhner, befanden sich dagegen meistens in der drckendsten Lage. Sie waren zum Kriegs-dienste oerpflichtet, muten sich während der Feldzge selbst verpflegen und gerieten darnm leicht in Schulden. Geld leihen konnten sie dann natrlich nur bei den Eupatriden. Der Zinsfu war auerordentlich hoch, 12 16 /0, und das Schuldrecht sehr hart; denn der Glubiger durfte sogar den Schuldner in die Sklaverei verkaufen. Von diesem,Rechte wurde sehr hufig Gebrauch gemacht, und gerade das erbitterte die rmern sehr; waren doch diese Schulden vielfach im Dienste des Vaterlandes entstanden. Die Nichteupalrideu drngten lange vergebens auf Besserung ihrer Lage. Ein-mal war dem Drngen zum Scheine nachgegeben worden. Ein Eupatride namens Drakon wurde mit der Abfassung von Gesetzen beauftragt. Man wei der seine Ttigkeit sehr wenig. Jedenfalls befriedigte sie aber die Unterdrckten nicht, erbitterte sie sogar noch mehr; denn Drakon kannte nur eine Strafe, die Todesstrafe. (Diese war auch fr die kleinsten Vergehen angesetzt, wie fr Felddiebstahl, und solchen begingen natrlich nur arme Leute, meist gewi aus Not). Seine Gesetze waren mit Blut geschrieben".
3. Die Gesetzgebung des Slon. 594. Als es so nicht mehr weiter ging, wurde schlielich einer der Vornehmsten, Solon, mit unbeschrnkter Bollmacht zur Abfassung von Gesetzen ausgestattet. Er war der angesehenste Mann in Athen und ist sogar den sieben Weisen Griechenlands zugezhlt worden. Solon hatte der Baterstadt schon einen groen Dienst geleistet. Seiner Umsicht und Tatkraft ver-dankte sie die Wiedereroberung der wichtigen Insel Slamis, die von der Nachbarstadt Megara in Besitz genommen war; von ihr aus konnte der Handel Athens gnzlich unterbunden werden.
Solon war bemht, einen Ausgleich herbeizufhren. Sein erstes war, die Armen zu entlasten. Zum groen rger der
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Eupatriden hob er smtliche auf dem Grundbesitz lastenden Schulden (Hypotheken) auf, verbot zugleich, fernerhin athenische Brger in die Sklaverei zu verkaufen und ordnete die Auslsung der bereits ver-kauften an. Im brigen richtete er die Staatsverfassung so ein, da zwar den Nichteupatriden, die es zu Vermgen gebracht hatten, der Zutritt zu den Staatsmtern offen stand; doch mute der bei weitem grte Teil derselben nach wie vor mit Eupatriden be-setzt werden. Aber Solon bestimmte auch, da alle Beamten vor der Gesamtheit der mehr als zwanzigjhrigen Brger, der Volks-Versammlung, zur Rechenschaft gezogen werden konnten. Da in dieser die mtern bei weitem in der Mehrzahl waren, nahmen sich jene bei der Amtsfhrung in acht.
Die Archonten bildeten das oberste Regierungskollegium. Zwischen ihnen und der Volksversammlung stand der Rat der Vier-hundert. Er verwaltete diejenigen Staatsgeschfte, die nicht e>ache der Archonten waren. Vor allem ordnete er den Staatshaushalt und bereitete die Gesetzvorlagen fr die Volksversammlung vor. In dieser wurde nach Kpfen abgestimmt. Es ging hier ganz anders her wie in der spartanischen. Jeder Brger konnte das Wort ergreifen und Antrge stellen. Dadurch wurde die Ausbildung der Redekunst sehr gefrdert, und so hat Athen die besten Redner des Altertums hervorgebracht.
Die Beschlsse der Volksversammlung wurden nicht ohne weiteres Gesetz. Wo die ungebildeten Brger in der berzahl waren, da konnte es leicht zu bereilten, staatsgefhrlichen Beschlssen kommen. Das sollte vermieden werden. Darum war alles, was die Volks-Versammlung beschlo, an die Zustimmung des A'reopags gebunden. Dieser war der hchste Gerichtshof und bestand aus ge-wesenen Archonten, die ihr Amt tadellos verwaltet hatten, also aus den wrdigsten Mnnern, natrlich lauter Eupatriden.
Durch Solans Anordnungen waren die Eupatriden und die brigen Brger darauf angewiesen, sich zu vertragen. Sobald ein Teil hartnckig auf seinem Kopfe bestand, konnte der andere ihm jede gesetzgeberische Ttigkeit lahmlegen. So wurden durch diese Gesetzgebung die Athener dazu erzogen, auf einander Rcksicht zu nehmen und mit einander, nicht gegen einander zu arbeiten. Solans Bestimmungen der die Erziehung der Jugend erzielten harmonische Ausbildung des Leibes und Geistes zu vollkommener Schnheit.
4. Die Tyrannis des Pisistratus und seiner Shne. 560510. Der Eupatride Pisistratus hatte sich bei den rmern Brgern beliebt ge-macht und wurde deshalb von seinen Standesgenossen angefeindet. Das ihm ergebene Volk gewhrte feinem Frderer darum eine Leibwache. Mit ihrer Hilfe machte er sich dann zum Tyrannen, doch blieb im brigen die solonische Verfassung bestehen. Um den rmern Athenern Arbeitsgelegenheit zu geben, lie Pisistratus groe Bauteu auffhren; der Handel Athens breitete sich unter seiner umsichtigen Herrschaft aus. Trotzdem war er bei den gebildetem Athenern nicht beliebt; denn sie wie alle andern Griechen haten die Tyrannis.. Seine Shne Hippias und Hipprch folgten ihm nach. Aber da sie
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zu umgeben. Themistokles aber wute dieses Verbot zu umgehen und zog sich dadurch die Todfeindschaft der Spartaner zu.
f) Der Angriffskrieg. Schon im Jahre der Schlacht von Plat waren die Griechen zum Angriff bergegangen und hatten die persische Flotte beim Vorgebirge Mykale an der kleinasiatischen Kste besiegt. Ihr Ziel war jetzt die Vertreibung der Perser aus dem gischen Meere. Zuerst hatte Pausnias den Oberbefehl. Dieser benahm sich jedoch sehr herrisch und hoch-mtig, ja, es wurde ihm sogar vorgeworfen, da er Verrat be und als persischer Statthalter nach Griechenland zurckkehren wolle. Die Spartaner muten ihn abberufen, und Aristides, der damals die athenische Streitmacht befehligte, trat an seine Stelle. Sparta zog sich bald ganz vom Kriege zurck, Athen bernahm die Fhrung. Es schlo mit einer Reihe von Inselstaaten und Kstenstdten Kleinasiens einen Bund, dessen Ziel die Befreiung aller Griechen vom persischen Joche war. Die Mitglieder dieses Bundes waren gleichberechtigt und verpflichteten sich, Kriegsschiffe und Soldaten zu stellen, sowie auch jhrliche Geldbeitrge zu leisten. Der Bundes-schtz wurde in Delos verwahrt; davon hie der Bund der delische. Dreiig Jahre nach der Schlacht von Plat war das Ziel voll-stndig erreicht. Als (Simon, der Sohn des Miltiades. 449 die Perser bei Salamis auf Cypern besiegt hatte, durfte sich fortan kein persisches Kriegsschiff mehr im gischen Meere blicken lassen.
g) Ende des Pausanias, des Themistokles, des Aristides. Pausa-, nias, auch baheim des Verrates angeklagt, floh vor seinen Verfolgern in einen Tempel; bort lie man ihn verhungern. Themistokles wrbe von den Athenern durch das Scherbengericht verbannt, dann von den Spartanern, seinen Todfeinden, ans Griechenland hinausgehetzt, so da er sich schlielich nach Persien begab und das Gnadenbrod vom Groknig erhielt. Aristides blieb bis an sein Lebensende bei allen Griechen hochgeehrt.
Vi. Das perikleische Zeitalter.
1. Perikles als Leiter des athenischen Staates. 460429.
Athen erreichte seine hchste politische Macht und zugleich seine hchste geistige Blte, als Perikles den Staat lenkte. Seine berragende Persnlichkeit hat diesem Zeitalter den Namen gegeben.
Perikles stammte aus einem der vornehmsten Geschlechter, aber er war doch durchaus fr die Demokratie. Sein Einflu setzte es durch, da die Volksversammlung die Entscheidung der alle wichtigen Angelegenheiten des Staates ganz allein bertragen erhielt; der Areopag durfte hinfort keinen ihrer Beschlsse mehr aufheben. Die Athener sollten sich aber auch ihrer Verant-wortlichkeit bewut werden. Sie muten groe Leistungen fr den Staat bernehmen. Es wird berichtet, da manchmal zweidrittel aller wehrfhigen Brger zu gleicher Zeit im ffentlichen Dienste als
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Obgleich die Herrschaft der Athener fast alle Städte an der nrd-lichen und stlichen Kste des gischen Meeres und auch die meisten Inseln in demselben umfate, wollte Perikles dieselbe noch fortwhrend erweitern. Mit wachsender Besorgnis sah Sparta dieser Ausdehnung der athenischen Macht zu und suchte sie nach Krften zu hindern. Es zeigte sich bald, wie gefhrlich die Unzufriedenheit der Bunnes-genossen war. Traf Athen nur ein kleiner Unfall, so gab es eine Emprung, die von Sparta mit Nachdruck untersttzt wurde. Nur der Umsicht des Perikles gelang es, diese Bewegungen zu unter-drcken. Die Bundesgenossen muten immer bewacht werden. Um Athen selbst uneinnehmbar zu machen, verbanden die Athener ihre Stadt damals durch drei gewaltige Mauern mit den Hfen. So lange jetzt die athenische Flotte die Zufuhr zum Pirus offen zu halten vermochte, war eine Belagerung zu Lande ganz ungefhrlich.
3. Die Stadt Athen in ihrer Blte. Das perikleische Athen war nicht blo die reichste Stadt der Welt, es war auch die schnste. Wer in den Pirus, den Haupthafen, einfuhr, der geriet in ein gewaltiges Treiben hinein. Ein ganzer Wald von Masten breitete sich vor seinen Augen aus. Fortwhrend fuhren Schiffe aus und ein. Tausende von Menschen waren mit dem Ein- und Aus-laden beschftigt, und die verschiedensten Sprachen klangen in das Ohr. Aber der diesem Treiben herrschte der Geist hoher Ordnung. Am Kai (Ufer) erhoben sich gewaltige Lagerhuser, in denen die Schtze fremder Lnder aufgespeichert wurden. Der Pirus war eine schne Stadt mit groartigen Gebuden und breiten, geraden Straen, die sich rechtwinklig schnitten. beraus lebhaft war der Verkehr, der sich innerhalb der langen Mauern zwischen den Hfen und der Oberstadt vollzog. Groe Mengen orientalischen Getreides waren zur Ernhrung der volkreichen Stadt ntig; herrliche Gewebe und kostbare Gewrze, Elfenbein und seltene Hlzer wurden dahin ge-bracht. Die Erzeugnisse des athenischen Gewerbefleies, besonders Ton- und Metallwaren, wanderten hafenwrts; denn Athen war auch eine groe Fabrikstadt geworden. Maschinen hatte man freilich nicht; alles wurde mit der Hand gefertigt. Aber es gab doch schon Grobetriebe, in denen hunderte von Sklaven arbeiteten. Athen selbst war nicht so regelmig gebaut wie der Pirus. Die Straen waren vielfach eng und winklig; doch gaben ihnen die vielen Marmor-snlen mit Hermeskpfen, Hermen genannt, einen freundlichen An-strich. Zahlreich und prchtig waren die ffentlichen Gebude: die verschiedenen Gymnasien, in denen die Jugend den krperlichen bungen oblag, die berhmte bunte" Sulenhalle mit ihren von Knstlerhand geschaffenen Gemlden aus Sage und Geschichte, das gewaltige Theater, besonders aber die Marmortempel, von denen der des Theseus noch heute steht.
Fronin g und G rot he, Geschichte. Ausg. D. 2
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gewaltige Kriegsflotte, der die Spartaner nur die viel schwchere der Korinther entgegenstellen konnten. Dagegen war die spartanische Landmacht der athenischen weit berlegen. Mi't dieser aber konnte doch nicht der Pirns gesperrt werden, und solange dies nicht ging, war Athen nicht beizukommen. Die Athener hin-wiederum konnten hchstens die spartanische Kste verwsten, aber keinen ver-nichtenden Sto in das Herz der gegnerischen Macht führen. Es war tote ein Kampf zwischen Br und Walfisch. Die Entscheidung ist schlielich da-durch herbeigefhrt worden, da die Spartaner sich eine groe Flotte verschafften und fo den Athenern mit gleicher Waffe begegneten.
2. Der Krieg bis zum Frieden des Nicias. 431421. Die Spartaner begannen den Krieg mit einem Einfalle in Attila. Perikles lie die Landbewohner vor ihnen nach Athen flchten. Diese muten von den Mauern., aus zusehen, wie die Feinde ihre Huser verbrannten und ihre lbume umhieben. Eine Schlacht wagte Perikles nicht; denn eine Niederlage htte sofort viele Bundesgenossen zum Abfall angereizt. Als so Hunderttausende von Menschen zusammen-gedrngt waren, erhielt die Macht des Staates den ersten Sto. Eine schreckliche Beulenpest wurde eingeschleppt und raffte viele Tausende hin. Da begann sofort die Treue der Bundesgenossen zu wanken. Das schlimmste jedoch war, da Perikles selbst der Pest erlag.
Fr ihn war kein Ersatz da, und bald ri arge Verwirrung ein. Der Gerbereibesitzer Kleon gewann groen Einflu. Ein gewandter Redner, aber ungebildet, eitel und ehrgeizig, veranlate er das Volk zu bereilten Entschlssen und mehrte so die Ver-wirrung. Sein Ansehen wuchs, seitdem er auch als Feldherr vom Glck begnstigt worden war. Die Athener hatten sich an der Kste Messeniens festgesetzt, wiegelten die Heloten auf und brachten so die Spartaner in die grte Verlegenheit. Als diese darum Friedens-anerbietungen machten, stellten die Athener auf Kleons Veranlassung unerfllbare Bedingungen. Da verschaffte der Spartaner Brsidas den Seinen durch einen khnen Zug Luft. Er vergalt den Athenern Gleiches mit Gleichem, indem er versuchte, ihnen die Bundes-genossen abspenstig zu machen, und zog nach der Ehaleidiee, wo besondere Unzufriedenheit mit dem athenischen Regiment herrschte. Der Plan gelang; verschiedene Städte fielen ab. Kleon sollte den Brasidas vertreiben, wurde aber geschlagen und fiel. Jetzt gewann die Friedenspartei in Athen die Oberhand. Der Feldherr Nicias vermittelt den Frieden.
3. Alcibiades. Beide Teile betrachteten denselben jedoch nur als Waffen-stillstand. Athen gab seine Eroberungsgelste nicht auf, besonders seit Alcibiades groen Einflu auf seine Mitbrger gewann. Alcibiades stammte aus einer der vornehmsten und reichsten Familien Athens, war auerordentlich begabt, aber auch sehr eigenwillig, eitel und ehrgeizig. Schon als Knabe hatte er sich einst einem Fuhrmann vor die Pferde geworfen, als dieser nicht warten wollte, bis er mit den Genossen sein Wrfelspiel beendet hatte. Herange-wachsen, beging er die tollsten Streiche und suchte mglichst viel von sich reden zu machen." Als gewandter Redner gewann dieser Mann bald groen Einflu und konnte die Athener seinem Ehrgeize dienstbar machen.
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