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1. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 324

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
324 und sorgte für Deutschlands innere Ruhe und Ordnung. Auch nach Außen hin wurde deö Reiches Glanz und Ruhm mit Kraft und Glükk behauptet. Die Könige von Böhmen, Polen und Dänemark waren des Kaisers Vasallen, und gegen die Wenden wurden entscheidende Siege erfochten. Nur Italien grollte und trotzte. Hier stand das mächtige Mailand, und nach seinem'falle (1102) Verona mit andern lombardischen Städten und auch mit dem Papste im Blinde gegen deutsche Oberherrlichkeit, unh Friedrichs Romerzug und Krönung (1155) war die (Eröffnung eines schrekklichen Kampfes, welcher ihn zu noch vier Heerfahrten veranlaßte, in denen er durch. Heldenthaten glänzte, Schlachten gewann, aber nicht den Feind besiegte. Die große Schlacht bei Legnano (2!). Mai 1 i 7g ), welche durch die verweigerte Heeresfolge Heinrich des Löwen verloren ging, entschied endlich den Sieg der Städte und des Papstes. Der gebeugte Kaiser schloß Friede (1177). Der treulose Löwe aber, der während der Zeit sich tüchtig geregt hatte, um unter den Wenden in Mekklenburg und Pommern ein eigenes Reich zu schaffen, wurde in die Reichsacht erklärt, aller seiner Würden und Lehnsgüter entsetzt und nach kurzer Gegenwehr zu .demüthiger Unterwerfung gebracht (1182). Baiern kam an da« noch heute regierende Haus von Wittelsbach. Heinrich behielt nur seine (Erblande, Braunschweig und Lüneburg, und wurde der Stammvater der hannöverschen und englischen Königsfamilie. Nach so thatenvollem Leben unternahm der greise Barbarossa mit Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England noch einen Kreuzzug (1180—1101) und fand in Kleinasien im Kalhkadnos (Salrph) den Tod. Sein Sohn Heinrich Vi. (1190— 1107) stand an Geist und Tugend dem Vater nach. Mit blutiger Grausamkeit eroberte er Neapel und Sicilien, die Erblande seiner Gemahlin Konstantia. Zn Deutschland bemühte er sich vergebens, die alte Wahlfreist eit umzustoßen und das Reich für sein Geschlecht erblich zu machen. Nur sein Söhnlein Friedrich Ii. wurde als künftiger König anerkannt. Da dieser aber bei dem Tode seines Vaters erst drei Jahre zählte, setzte» die Anhänger des Hauses Hohenstaufen seinen Oheim Philipp, Herzog von Schwaben, auf den königlichen Stuhl (1107 — 1208). Ein anderer Theil der Fürsten wählte Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum Könige (1107 — 1215). Der alte Parteikampf zwischen Welfen und Weiblinger brach wieder los. Mit furchtbarer Wuth kämpften die beiden Gegeukönige zehn Jahre lang um den Besitz der Krone. Endlich, nachdem der Pabst für Philipps Alleinherrschaft sich entschieden, wurde dieser durch Otto von Wittelsbach ermordet, und Otto Iv. erhielt allgemeine Anerkennung als Kaiser und auch die Krönung vom Pabst. Aber nicht lange dauerte seine Herrschaft. Bald zerfiel er mit dem Pabst. Dieser sprach den Bann über ihn aus und forderte die deutschen Fürsten auf, die frühere Wahl Friedrich Ii. wieder in Kraft treten zu lassen. Das geschah. Friedrich Ii. (1212 — 1250) kam von Palermo nach Deutschland. Die Liebe des Volkes eilte ihm entgegen, Hand in Hand mit dem Glükk. Otto Iv. zog sich, nach vergeblicher Gegenwehr, gedemüthigt zurükk. Friedrich Ii., den 25. Juli 1215 in Aachen zum Könige und später auch in Rom zum Kaiser- gekrönt, war durch Tapferkeit, Hellen Verstand und jegliche Herrschcrtugend der ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters. Aber mit allen seinen trefflichen Eigenschaften kam er nur in desto größeren Streit mit den Päpsten. Wegen Verzögerung eines gelobten Kreuzzugcs (obwohl er ihn später mit glänzendem Erfolge unternahm) wurde der Bannfluch über ihn ausgesprochen, die lombardischen Städte zu neuem Ausstande und sein eigener Sohn Heinrich zur Empörung gegen ihn aufgereizt. Endlich erklärte ihn der Papst sogar für abgesetzt und ließ Heinrich Raspe von Thüringen (1240 — 1247), und nach diesem

2. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 318

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
318 fortzureißen. Jedoch gingen sie in dieser sturmbewegten Zeit nach zwei Richtungen auseinander. Zu einem Theile blieben sie in dem alten Germanien, auf dem rechten Ufer des Rheins; zum andern zogen sie in einzelnen Geleiten auf Sieg und Eroberung über den Strom in das römische Gallien, und gründeten dort, unter dem Namen der „Salf,anten," mehrere kleine, selbstständige Königreiche. In einem derselben kam 481 der junge Chlodwig (Ludwig), aus den, Geschlechte der Merovinger, zur Regierung; ein-Mann, durch Muth und Tapferkeit äußerst merkwürdig, doch wenig lobenswerth. Sein ererbtes Gebiet war ihm viel zu klein. Immer mehr zu besitzen, war sein Streben; immer unumschränkter zu herrschen, sei» Wunsch. Er verband sich daher mit den andern Fürsten der falische» Franken, die größteuthcils seine Verwandten waren, und unterwarf sich den letzten Rest des röm. Galliens (480), zwischen der Seine und Loire. Hierauf schlug er (490) bei Zülpich die Allemannen und ging, seinem Gelübde getreu, in Reims, mit 3000 seiner Franken, zum Christenthum über. Sodann zog er mit seinem Heere über die Loire, brach in das mächtige Reich der Weftgothen und zertrümmerte dasselbe in der Schlacht bei Poitiers (507). Die Grundfesten deö Frankenreichö waren gebaut. Jetzt strebte Chlodwig nach der Alleinherrschaft über alle Franken. Die Vettern seines Stammes waren ihm ein Dorn im Auge. Sie sollten sein Reich nicht erben. Mit tükkischcr Grausamkeit, durch Gift, Dolch und Verrath schaffte er sie, die bisherigen Bundesgenossen, alle aus dem Wege. Sein Zwekk war erreicht. Aber der Fluch seiner Thaten ist seinen Kindern und Kindeskiuderu furchtbar heimgekommen. Chlodwig starb im Jahre 511. Seine vier Söhne (Theodorich, Chlodomir, Childebert und Lothar!.) theilten sich in das Frankenrcich und warfen sich gemeinschaftlich auf andere germanische Brüder. Auf der eine» Seite brachen sie das Reich der Burgunder (530); auf der andern Seite vernichteten sie, indem sie ihre Waffen in daö eigentliche Deutschland zurükkwandten, das Reich der Thüringer (534) und machten sich auch die auf dieser Seite des Rheins wohnenden Franken Unterthan. Lothar I. überlebte seine Brüder, brachte seine Neffen um und vereinigte alle Theile des Frankenreichs unter seinem Scepter. Nach seinem Tode (501) erfolgte eine neue Theilung (unter seine vier Söhne: Charibert, Guntram, Sigibert und Chilperich). In furchtbaren Bruderkriege» lagen die Söhne Lothars unter einander, und darauf wieder die Söhne dieser Söhne. Gift, Dolch und Verrath waren au der Tagesordnung. Mord folgte auf Mord. Endlich, nachdem die Erde Galliens vielfach getränkt worden mit Bruder- und Verwandten-Blut, und die andern Merovinger untergegangen, wurde Lothar!! (ein Sohn Chilperichs) wieder allein König der Franken (013 — 028). Indessen war das Königthum der Merovinger zu gänzlicher Bedeutungslosigkeit und Ohnmacht herabgefunken. Die Ausübung der königlichen Gewalt war bereits vollständig in den Händen des königlichen àjcir Domus (Hausmciers, Statthalters oder Staatökanzlers). Von dem ursprünglichen Geschäft der Verwaltung der Krongüter und des königlichen Hauses hatte dieser Minister sich allmählig zur obersten Leitung aller bürgerlichen und Kriegsgeschäfte emporgeschwungen. Die Pipine (später auch Karolinger genannt) behaupteten sich in dieser Würde am glänzendsten. Im Jahre 087 wurde Pipin v. H eri stall, ein Enkel des Pipi» v. Landen, Statthalter über das ganze Frankenreich, und er erwarb sich durch seine 27jährige, kraftvolle, weise und glükkliche Regierung die Liebe und das Vertrauen in solchem Grade, daß er die Statthaltcrwürde in seinem Geschlechte erblich machen konnte. Den Königen dieser Zeit verblieb Nichts, als nur die Ehre des Namens und der Krone. Kaum daß von ihnen überhaupt nur noch die Rede in der Geschichte ist. Nach Pipin v. Heristall folgte dessen Sohn Karl (714). Durch seine siegreichen Kriege mit den deutschen Nationen wurde der Umfang des Reiches erweitert, mehr aber noch durch eine durchgreifende Regierung im Innern die

3. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 319

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
319 Kraft erhöht. Die glorreichsten Lorbeeren erntete Karl, als er im Jahre 732, zwischen den Städten Tvurö und Poitiers, einen entscheidenden Sieg über die Saracenen gewann und so die Christenheit von der nahen Gefahr befreite, ihren christlichen Glauben mit dem Islam, der Religion Muhameds, vertauschen zu müsse»; denn die Chalifen, die Nachfolger Muhameds, machten sich ein Verdienst daraus, dem Chriftenthume einen sichern Untergang zu bereiten und alles Volk und Land sich und ihrem Glauben zu unterwerfen. Karl erhielt wegen deö großen Sieges den Beinamen „Martell" (d. h. Hammer). Gr starb 741. Seine Söhne, Karl mann und Pipin der Kurze, theilten das Reich. Karlinann dankte ab und ging in ein Kloster. Pipin, nunmehr Alleinherrscher, regierte das Land nach seinem Gefallen, klug und gerecht, und zeigte dem Volke durch Thaten seine Kraft. Endlich, als er die Gemüther der Franken für sich günstig sah, ließ er sich unter Zustimmung des Papstes Zacharias von dem Erzbischof Bonifaeius zum Könige krönen und stellte den letzten Mcrovinger, Ehilderich Iii., in ein Kloster. So stürzte (752) die Herrschaft zusammen, welche Chlodwig (vor 200 Jahren) für seine Enkel auf Blut gegründet hatte. Pipin vergrößerte durch Muth und Weisheit die Macht seines Volles. Auf besonderes Ansuchen deö Papstes Stephan Ii., der anch die Salbung nochmals an ihm vollzog und ihn zum Schirmvogt der Kirche ernannte, unternahm er einen zweimaltgen Kriegszug gegen die Longobarde», welche Rom bedrohten. Die Landstriche in Mittelitalien, die er ihnen entriß, schenkte er, mit Vorbehalt der Oberherrlichkeit, dem päpstlichen Stuhle als ewiges Eigenthum und legte so den Grund zu dem weltlichen Gebiete der Päpste, das unter dem Namen deö Kirchenstaates eine so ansehnliche Macht in Italien bildete. Pipi» starb 708. Seine Söhne, Karl und Karl mann, theilten das Reich. Karl, genannt „der Große," gelangte im dritten Jahre seiner Regierung (771 ) durch den Tod seines Bruders zur Alleinherrschaft. Der Zwekk seines ganzen Lebens war: Sicherung u » d E r Weiterung seine r iw acht, E inig u n g all e r Völker deö Abendlandes zu einem christlichen Reiche. Diesen Zwekk verfolgte er mit eisernem Willen und wurde der Baumeister eines neuen Welt- reiches. Seine lange Regierung (v. 708 — 814) war eine fast ununterbrochene Reihe von Heerfahrten und Kämpfen. Das erste Werk, welches ihm gelang, war die Zerstörung des longobardischen Reiches in Italien. Drsiderius, den König der Longobarde», stekkte er in ein Kloster, und nannte sich „König der Franken und Longobarde»" (774). Besonders merkwürdig aber ist der Krieg mit den heidnischen Sachsen im nördlichen Deutschland, vom Rhein bis zur Elbe, Dieses edle, starke und rüstige Volk, das sich in drei Hauptstämme, Ostphalen, Westphalcn und Engern, theilte, führte mit den Franken einen furchtbaren Kampf für seinen'glauben und seine Freiheit, einen Kampf, der über 30 Jahre dauerte (v. 772 — 803). Oft mußte eö sich unter die Uebermacht beugen, warf aber das verhaßte Joch immer wieder ab, wenn Karl zu neuen Unternehmungen in die Ferne gezogen war. Um den kühnen Sinn des Volkes zu brechen, ließ er einmal, durch die wiederholten Aufstände erbittert, gegen 5000 gefangene Sachsen an einem Tage hinrichten. Diese grausame Härte erbitterte das unglükkliche Volk so sehr, daß es nun in Masse aufstand und den Kampf mit verdoppelter Anstrengung und mit dem Muthe der Verzweiflung fortsetzte. Schwerlich hätte Karl seinen Zwekk jemals erreicht, wenn nicht die stets glorreichen Feldherren der Sachsen, Alboin und Witte find, ihm freiwillig huldigten und die heilige Taufe nahmen (785). Die völlige Beendigung des Kampfes erfolgte indeß erst durch den Frieden zu Selz (803). Die Unterwerfung der Sachsen hatte feindselige Berührungen mit den Wenden im Mekklenburgtschen und in Böhmen, sowie mit den Normännern im heutigen Dänemark zur Folge. Beide Völkerschaften fühlten nicht minder, wie

4. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 321

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
321 Das deutsche Reich. (v. 843 — 1806.) Der berühmte Theilungsvertrag zu Verdun ist der Anfang des deutschen Reiches und' seiner gesonderten Geschichte. Dieselbe beginnt mit Ludwig dem Deutschen (843 — 876). Er stand unter schweren Verhältnissen bis an sein Ende. Auf der einen Seite von den wilden Normannen, auf der andern von slavischen Völkern und auf der dritten durch den Zwist und die Empörungen seiner Söhne Karlmann, Ludwig und Karl, gequält, wurde er unter Sorgen und Herzeleid grau. Nach seinem Tode theilten seine Söhne daö Reich. Karl der Dikke (876 —887) beerbte seine früh verstorbenen Brüder, vereinigte noch einmal (884 — 887) das ganze Reich Karls d. Gr., wurde aber, bei Feinden und Freunden gleich verächtlich, abgesetzt und starb bald darauf (888), bcdckkt mit häuslicher, wie mit öffentlicher Schande. Sein Nachfolger Arnulf (887 — 899) stritt siegreich gegen die Normannen und Böhmen und starb an Gift. Ihm folgte sein sechsjähriger Sohn, Ludwig das Kind (899 — 911). Seine Regierung war kurz, durch innere Zwietracht, wie durch äußere, ungarische Kriegsverwüstungen unglükklich und leidensvoll. Mit ihm erlosch daö Geschlecht der Karolinger in Deutschland. Die inzwischen mächtig gewordenen Herzoge der Sachsen, Franken, Barern und Schwaben traten nun zusammen und wählten Kon rad I., Herzog der Franken, zu ihrem Könige (911—918). Seit dieser Zeit ist Deutschland ein Wahlreich geblieben bis in die neuste Zeit. Konrads Regierung war nicht glükklich. Be, aller seiner Kraft und gute» Gesinnung vermochte er weder die übermüthige» Großen des Reiches im Zaume zu halten, noch den Verwüstungen der äußern Feinde Einhalt zu thun. Das schöne und große Lothringen trennte sich von Deutschland und wendete sich zu dem französischen Karolinger. — Nach Konrads 1. Tode kam die deutsche Krone an das mächtige sächsische Hauö. Dasselbe hat dem deutschen Reiche über ein Jahrhundert (v. 019 —1024 ) vorgestanden und ihm fünf Könige gegeben. Der erste aus diesem Hause war Heinrich I., der Vogelsteller (v. 919 — 936). Mit starkem Arme eroberte er Lothringen, demüthigte die Herzöge von Schwaben und Baiern, züchtigte die Normänner und Wenden und besiegte nach einem neunjährigen Waffenstillstände die Ungarn bei Merseburg (933). Zum Schutze gegen die' äußern Feinde legte er überall feste Plätze an, erst Burgen, dann Städte, und führte Waffenübungen zu Pferde ein. Zur Sicherung der Grenzen errichtete er Marken und bestellte Grafen darüber. Durch die Markgrafschaft Nordsachsen, auch wendische Mark genannt, legte er den Grund zu dem preußischen Staate. Die Liebe und Achtung der Deutschen begleiteten den edlen Heinrich zu Grabe. Sei» Werk ward durch seinen trefflichen Sohn Otto I., den Großen (936 — 973), vollendet. Derselbe besiegte die aufrührerischen Franken und Lothringer und kämpfte glorreich auch gegen die äußern Feinde. Die Ungarn schlug er (955) am Lech in Baiern für immer aus Deutschland, und die Wenden unterwarf er sich bis an die Oder. Er erwarb sich die eiserne Königskrone der Longobarde» (951) und die Kaiserkrone in Rom (962), wurde Schirmherr der katholischen Kirche und Herr der Päpste. Die Kaiserwürde ist seitdem beim deutschen Reiche geblieben, und jeder neue König unternahm von nun an einen sogenannten Römerzug, um sich in Rom die Kaiserkrone aufsetzen zu lassen, was selten ohne Krieg abging. Am Ende seiner Tage kannte Otto d. Gr. sein Lebenswerk in Ruhe überschauen: in Deutschland war Friede und Einigkeit, Wohlfahrt und Segen bei großem Waffenruhme. Die Herrschaft ging über auf seinen Sohn

5. Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande - S. 322

1853 - Frankfurt : Trowitzsch
322 Otto Ii. (973 — 983). Gegen ihn empörte sich Herzog Heinrich von Baiern, wurde aber besiegt und verlor sein Land. Böhmen, Dänen und Wenden wurden gezwungen, Huldigung und Jinö zu erneuern. Ein ruhmvoller Krieg mit Frankreich sicherte Deutschland den Besitz Lothringens 700 Jahre lang. Mit der Kaiserkrone wollte Otto die Herrschaft über ganz Italien an sich bringen, griff daher Unteritalien an, wurde aber in der Schlacht bei Basantcllo (982) von den vereinigten Griechen und Arabern völlig geschlagen. Im folgenden Jahre rüstete er von Neuem, um die erlittene Niederlage zu rächen; aber der Tod zerbrach ihni Schwert und Herz. Kaum hatte der dreijährige Otto Iii. (983 — 1002) unter Vormundschaft seiner Mutter das Jünglings- alter erreicht, so warf auch er mit besonderer Vorliebe seinen Vlikk nach Italien und nach Rom. Hier wollte er den Sitz des Reiches gründen. Allein, nachdem er drei' Mal mit Blut und Gewalt in Rom sich Bahn gebrochen und dieselben Mühseligkeiten und Gefahren, wie sein Vater und Großvater erduldet, starb er, wie man sagt, an Gift. Ihm folgte der Herzog Heinrich von Baiern, ein Urenkel Heinrichs I., unter dem Namen: Heinrich Ii. (1002 — 1024). Außer den gefährlichen Kriegen mit den Polen und Böhmen unternahm er einen dreimaligen Hecrzug nach Italien. Dasselbe kämpfte mit großer Erbitterung um seine Unabhängigkeit von Deutsch- land. Heinrich siegte zwar, erhielt auch die Kaiserkrone (1014); aber sein welsches Reich zu mehr, als zu einem bloßen Namen zu machen, vermochte er nicht. Mit ihm erlosch das glorreiche sächsische Haus. Nun trat das kräftige Herrschergeschlecht der sali scheu oder fränkischen Kaiser auf (1024—1125). Der erste von ihnen war: Konrad Ii. (der Salier, v. 1024 — 1039). Unter Widersprüchen und Kämpfen wußte er sich zu behaupten und führte das Staatsrnder mit starker Hand. Die trotzigen Großen hielt er in gebührender Unterwürfigkeit. Auch in Italien waltete er kräftig und kühn und bestrafte die Rebellen; aber den glühenden Bolkshasi der Italiener gegen die Deutschen vermochte er nicht auszulöschen. Durch seine Beharrlichkeit gewann er die Königskrone von Burgund. Dieses Reich dehnte sich ans vom Bodensee bis zur Mündung der Rhone. Die Herzogthümer Franken, Baiern und Schwaben zog er für sein Haus ein und hinterließ seinem trefflichen Sohne Heinrich Iii. (1039 — 1050) eine wohl befestigte, vermehrte, nach innen und außen gewaltige Herrschaft. Weise, kühn und unaufhaltsam schritt Heinrich in dem Geiste seines klugen und unbeugsamen Vaters fort. Böhmen und Ungarn unterwarf er der deutschen Oberhoheit. Am glorreichsten waltete er in Italien; mit aller Strenge handhabte er dort seine richterliche Gewalt und bemeisterte sich des Rechtes, Päpste ein- und abzusetzen. Kurz, die Königsmacht in Deutschland erreichte ihren höchsten Gipfel, und Germanien überragte glänzend alle Staaten der Christenheit. Diese Macht, bei welcher Deutschland im Innern ruhig und geordnet, nach außen höchst kräftig wirkte, ging unter Heinrich Iv. (1050—1100) für alle Zeiten verloren. Dieser Kaiser hat viel Unrecht gethan, aber auch sehr viel erlitten. Seine fünfzigjährige Regierung war ein ununterbrochener Kampf, entsetzlich, und blutig. Das arme deutsche Vaterland ward von Jammer und Zerstörung furchtbar heimgesucht; alle Zucht und Sitte verfiel, und alle Ordnung ward zertrümmert. Zweiundsechszig Schlachten und Treffen hat Heinrich Iv. geliefert; fünf Mal ist er im Kirchen- banne gewesen und hat unter demselben sogar drei Tage und drei Nächte, im wolluen Bußgewande, bloßen Fußes und Hauptes, von Frost, Hunger und Durft gepeinigt, vor dem Papste Gregor Vii. im Schloßhofe von Kanossa gestanden (im Januar 1077); drei Mal ist er abgesetzt, hat drei Gegenkönige und sogar seine beiden Söhne als Empörer gegen sich gehabt, und endlich mußte die

6. Geschichtsbilder für katholische Elementarschulen - S. 11

1885 - Aachen : Jacobi
11 ihn die Herzöge. Dieser Brauch wurde dann bei allen Kaiserkrönungen beibehalten. Dadurch entstanden die sogenannten Erzämter. Der Truchseß setzte die Speisen aus den Tisch, der Mundschenk schenkte den Wein ein, der Marschall sorgte für Unterkunft der kaiserlichen Pferde und der Kämmerer reichte nach Tisch dem Kaiser Handtuch und Waschbecken. — Besiegung der Wenden ltitb Dänen. Die Wenden hatten sich wieder gegen die Deutschen erhoben, aber Otto besiegte sie und setzte den tapfern und strengen Gero als Markgrafen über sie. Ebenso drang er in das Land der Dänen ein, welche Schleswig verwüstet hatten, und ernannte den sächsischen Ritter Hermann Billung zum Markgrafen an der untern Elbe. Gero und Hermann verstanden es, die Grenze sicher zu schützen. Zur Befestigung des Christentums gründete Otto in Brandenburg. Mecklenburg, Schleswig und Jütland eine Reihe von Bistümern. — Erwerbung Oberitaliens. König Lotyar von Italien war gestorben und nun wollte Markgras Berengar die Witwe des Königs, Adelheid, zwingen, seinen Sohn zu heiraten. Sie konnte sich aber dazu nicht entschließen und wurde deshalb in den Kerker geworsen. Doch gelang es ihr, zu entfliehen, und nun rief sie den mächtigen deutschen König Otto um Hilfe an. Otto zog mit Heeresmacht nach Italien, besiegte Berengar und heiratete Adelheid. So erwarb er Oberitalien. — Die Schlacht auf dem Lechselde. 955. Die Ungarn waren wieder mit großer Heeresmacht in Deutschland eingefallen und belagerten Augsburg. Otto zog mit dem Reichsheere gegen sie und errang auf dem Lechfelde bei Augsburg einen herrlichen Sieg. Das ganze Ungarnheer wurde vernichtet; die nicht erschlagen wurden, ertranken im Lech. Seitdem sind die Ungarn nicht mehr nach Deutschland gekommen. — Wiederaufrichtnng des römischen Reiches. 962. Im Jahre 962 zog Otto nach Rom und wurde vom Papst, wie einst Karl der Große, zum römischen Kaiser gekrönt. Dadurch wurde er Schutz- und Schirmherr der Stadt Rom und der ganzen Christenheit. Seit dieser Zeit zogen die deutschen Könige immer nach Rom zur Kaiserkrönung. Aber diese Römerzüge kosteten Deutschland viel Geld und Blut und die Einmischung der Kaiser in die italienischen Angelegenheiten verhinderte sie vielfach, sich um Deutschland zu bekümmeru.
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