64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
96
unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit.
3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben
befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen.
7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der
Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte
tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten
928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab.
5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Metz Heinrichs Heinrichs
und arbeiten" war sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die
sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkmpft hatten und von der
Landeshoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, beson-
ders die Doppelstadt Berlin-Klln an der Spree. Sie verschlo
ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Brger gegen den Rat
drang Friedrich auf den Hilfernf
des letzteren in der Verwirrung mit
600 Reitern indie Stadt und trieb
die Emprer zu Paaren. Er lie
sich die Schlssel der Thore aus-
liefern, strzte den Roland, das Sinn- ty | -
bild des Blutbannes oder Rechtes
der Leben und Tod, und erbante
nach einem zweiten Aufstande an der
Spree zwischen den beiden Stdten
Berlin und Klln die Frstenburg,
auf deren Stelle sich heute das alte
knigliche Schlo erhebt. Dieselbe '
bezog er 1451 und machte damit uo Kiedrich Ii
Berlin zur Residenz des Kur- Nach Cernitws und Brkner.
frstentums.
2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel in der Mark in blen Ruf gekommen. Was man irgendwo vermisse, das msse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, grndete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frmmigkeit, Sittenreinheit und edles Familienleben gefrdert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blhender Jugend hinweggerafft hatte, bergab er die Regierung seinem Bruder Alb recht, nahm mit Thrnen Abschied von den mrkischen Stnden und starb schon im nchsten Jahre ans der Plassenburg in Franken.
3. Albrecht Achilles, der gln-zende Vertreter des Rittertums.
Er war einer der khnsten und Pracht-liebendsten Ritter seiner Zeit; daher
sein Beiname. Turniere, Fehden und 7
Prunkvolle Feste waren seine Lebens- i
lust. Die Mark lie er durch seinen Wjf
Sohn Johann, den spteren Kur-
srsten, verwalten, und wenn er einmal
dahin kam, war es meist, um Geld zu u ^
holen. Durch seinen Stolz verletzte er 7 \
den Adel und die Brger. Bei einem /x
Feste, das ihm die Stadt Berlin gab, " ^Www. v
liefe et beten Sberttetet unbeachtet Zwrecht Achills........
am Kamme stehen. Da die Matket . Sch-.nck und Mwnet.
Polack, Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 11
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Roland Friedrich Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Doppelstadt_Berlin-Klln Berlin Frstenburg Berlin Cernitws Brandenburg Plassenburg Berlin
113
Heinrich dem Lwen das Herzogtum Bayern, das dessen Vater, Heinrich dem Stolzen, genommen worden war, zurck,
steuerte dem Raub- und Fehdewesen und vollzog an vornehmen Landfriedens-strern die Strafe des Hundetragens.
4. Wie er Mailand warnte und r-mische Tcke zchtigte. Um die italienischen Verhltnisse zu ordnen, trat Friedrich seinen ersten Zug nach Italien an. Die lom-bardischen Städte waren durch den Handel mit dem Morgenlande reich geworden und hatten sich wenig um die kaiserlichen Hoheits-rechte bekmmert. Besonders trotzte das mchtige Mailand dem Kaiser. Friedrich hatte nicht genug Kriegsvolk, um schon jetzt dessen bermut zu demtigen. Er zerstrte nur zur Warnung einige Städte, welche mit 35. Friedrich I. Mailand verbndet waren. Dann lie er
sich in Pavia mit der eisernen, in Rom mit der goldenen Krone krnen. Den Ketzer Arnold von Breseia, der die christliche Kirche in ihrer ersten Einfachheit herstellen und Rom zur Republik machen wollte, lieferte er dem Papste aus. Dieser lie ihn verbrennen und die Asche des verbrannten Leichnams in den Tiber streuen. Die Rmer aber berfielen am Tage der Kaiserkrnung Friedrichs Lager. Im Kampf-getmmel strzte Friedrich vom Pferde, aber die Tapferkeit Heinrichs des Lwen rettete ihn und scheuchte die Rmer hinter ihre Mauern. Dem verwundeten Lwen trocknete Friedrich das Blut ab und sagte dankbar: Heinrich, ich gedenk' dir's!" Nun kehrte der Kaiser heim; denn das Heer war durch Seuchen geschwcht, und die Fürsten wollten nicht lnger verweilen. Unterwegs berfielen lombardische Wegelagerer den Kaiser an der Veroneser Klause, einem schmalen Engpa an der Etsch, den ein Felsenschlo beherrschte, und wlzten Felsen und Bume herab. Aber Otto von Wittelsbach erkletterte mit 200 Bewaffneten die steile Felswand, nahm die Burg ein und lie die Wege-lagerer der die Klinge springen.
5. Wie er das widerspenstige Mailand demtigte. Nachdem Friedrich mit Weisheit und krftiger Hand in Deutschland Ordnung geschaffen hatte, unternahm er den zweiten Zug nach Italien mit einem starken Heere. Mailand beharrte auch jetzt noch in seinem Hoch-mut und Trotz und unterwarf sich erst nach vierwchiger Belagerung. Barfu, mit Stricken um den Hals oder Schwertern um den Nacken, muten Brger und Adlige am Throne des Kaisers Gehorsam geloben, Geiseln stellen und alle widerrechtlich angematen Rechte aufgeben. Friedrich lie hierauf durch berhmte italienische Rechtskundige die
Po lack. Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Mailand Italien Mailand Mailand Pavia Rom Rom Friedrichs Mailand Deutschland Italien Mailand
164
4. Der khne Entdecker. Die kleine Flotte segelte den 3. August 1492 1492 aus dem Hafen von Palos (nordwestlich von Cadix in Anda-
lusien) ab. Schon an den Kanarischen Inseln muten die Schiffe ausgebessert werden. Mit gnstigem Winde fuhren sie dann nach Westen. Je grer die Entfernung von der Heimat wurde, desto mehr sank der Mut der Schiffsleute. Kolumbus beobachtete Tag und Nacht den Himmel und die unendliche Wasserwste. Die Traurigen trstete, die Zagenden ermutigte, die Murrenden beschwichtigte er. Sich selber gnnte er selten Schlaf und Speise. Die Anzeichen von der Nhe des Landes mehrten sich: das Meer war mit Seegras bedeckt; Scharen fremder Vgel flogen nach dem Sdwesten; ein frischer Zweig und ein geschnitzter Stab trieben heran. Gegen Mitternacht zwischen dem Il und 12. Oktober sah Kolumbus ein fernes Licht; um 2 Uhr rief ein Matrose: Land, Land!" und eine Kanone donnerte den Gru. Alle umarmten sich voll Freude, fielen dem Admiral zu Fen und stimmten das Tedeum an. Im Morgenlichte des jungen Tages 1492 (12. Okt. 1492) lag das grne Eiland Guanahani^), eine der Bahama-Inseln, vor den entzckten Blicken. Kolumbus betrat in Admiralstracht mit dem Schwerte und der Fahne in den Hnden zuerst das Land und nahm fr Spanien Besitz davon. Ein Kreuz wurde errichtet; die Musik spielte, und die Fahnen flatterten. Die Insel erhielt den Namen San Salvador, d. h. der heilige Erlser. Die Ein-wohner waren nackte, furchtsame Wilde, die von Mais und Wurzeln lebten. Etliche trugen goldene Zieraten in Nase und Ohren. Auf die Frage der Spanier nach diesem Metalle wurden sie nach Sden gewiesen. Auf der Fahrt dahin entdeckte man Euba und Haiti. Kolumbus hielt die neu entdeckten Inseln fr Teile Indiens, das man auf einem westlichen Wege erreicht htte, und nannte sie deshalb Westindien und die Be-wohner Indianer. Nachdem er auf Haiti ein Fort2) gebaut und dort 39 seiner Leute zurckgelassen hatte, trat er mit dem einen, ihm gebliebenen Schiffe unter vielen Gefahren die Heimfahrt an. Er wurde bei seiner Ankunft in Palos mit Kanonendonner, Glockengelut und Festjubel empfangen und im Triumphzuge nach Barcelona an den Hof geleitet. Seine Erzhlung und die mitgebrachten Erzeugnisse aus der neuen Welt erfllten jedermann mit Staunen und Bewunderung.
*) Guanahani gehrt jetzt den Englndern. 2) Das Fort (spr. Fohr), ursprnglich die Strke, ist eine kleine Festung.
5. Der entschlossene Befehlshaber. Mit 17 Schiffen und 1500 gold- und abenteuerschtigen Spaniern trat Kolumbus die zweite Reise an. Er entdeckte die Kariben-Jnseln mit ihren menschen-fressenden Bewohnern und Portorico.^) Die Festung auf Haiti fand er zerstrt, die Besatzung gettet. Habsucht und Grausamkeit der Spanier hatten endlich die Rache der friedlichen Bewohner herausgefordert. Kolumbus grndete eine neue Ansiedelung und stellte sie unter seinen Bruder. Er selber fuhr weiter und entdeckte Jamaika. ' Bei feiner Rckkehr nach Haiti fand er die Indianer in voller Emprung gegen
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Extrahierte Personennamen: August Cadix Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Schwerte Spanien Haiti Indiens Westindien Haiti Barcelona Haiti Jamaika Haiti
119
47. Konradin, der letzte Staufer.
1. Die traurigen Zustnde in Deutschland. Das Jnter- 1256 regnum oder Zwischenreich ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, in bis der kein Richter in deutschen Landen war und Gewalt berall vor Recht ging. Einige Wahlfrsten hatten nach dem Tode Wilhelms gegen Entschdigungen" die Krone an Richard von Cornwallis, die anderen an Alphons von Kastilien bertragen. Beide bekmmerten
sich ebensowenig um Deutschland, wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren vllig selbstndig geworden. Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen gnzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften mit einander in endlosen Fehden, und nur der Strkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, an den Land-straen, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbgel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, da Reisende oder Warenzge nahten, um die reichen Warenzge der Kaufleute zu plndern und von den Gefangenen ein oft sehr hohes Lsegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-reis1) schlssen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bndnisse zu Schutz und Trutz.
In Unteritalien folgte auf Konrad Iv. sein edler, hochgebildeter Bruder Manfred. Der Papst aber gab dessen Land als ppstliches Lehen dem finstern Karl von Anjou. Manfred wurde im Helden-kmpfe gettet und als staufische Ketzerleiche" am Fluufer eingescharrt.
Karl unterdrckte nun mit grausamer Hrte Adel, Brger und Geist-lichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Hnden dieses Henkers.
*) Der Stegreif = der Steigring oder Steigbgel. Aus dem Stegreif", eigentlich = ohne abzusteigen, dann = ohne Vorbereitung.
2. Der unglckliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Spro der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Der Ruf der Italiener, das Drngen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzen veranlaten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein vterliches Erbe von den Franzosen zurckzufordern. berall wurde der herrliche Jngling mit Jubel aufgenommen. Bei Tagliacozzo (spr. Taljakozzo) siegte er anfnglich der Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu frh zerstreuten und zu plndern anfingen, fiel ein Hinterhalt der sie her und brachte ihnen eine gnzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Dieser stellte ihn als einen Ruber und Emprer vor ein Gericht, das ihn aber frei sprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklrte ihn des Todes schuldig. Darauf hin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Das rhrende Ende Konradins. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schach-
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Wilhelms Wilhelms Richard_von_Cornwallis Alphons_von_Kastilien Konrad_Iv Konrad Manfred Karl_von_Anjou Karl Manfred Karl Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von_Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradins Konradin Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Unteritalien Italien Bayern Italien Konradins
Hardenberg wirkte in seinem Geiste weiter. In der Stille und doch gewaltig trieb und drngte alles einem Dster morgen entgegen. Die edle Knigin Luise erlebte den groen Frhlingstag der Freiheit nicht mehr. Die Leiden hatten ihr Leben geknickt; am 19. Juli 1810 starb 1810 sie in Hhen-Zieritz, einem Lustschlosse ihres Vaters, und versetzte da-durch den König und das ganze Land in die tiefste Trauer. Doch auch im Tode blieb sie der gute Geist des Vaterlandes. Ihr verklrtes Bild begeisterte ihr ganzes Volk in den Befreiungskriegen.
6. Erfolglose Vefreiungsversuche. Mit Ha und Zorn im Herzen trugen alle besseren Deutschen das fremde Joch, aber die meisten ballten nur die Faust in der Tasche. sterreich allein erklrte den 1809 Krieg. Schnell kam Napoleon mit seinen Franzosen und Rheinbndlern herangezogen. Zwar wurde er vom Erzherzog Karl bei Aspern^) besiegt, aber er wetzte die Scharte durch den blutigen Sieg bei Wag-ram2) aus und zwang sterreich im Wiener Frieden zur Abtretung 1809 groer Lnderstrecken. Ja, Kaiser Franz I. mute sogar feine Tochter Marie Luise dem Sieger zur Gattin geben, nachdem dieser sich von seiner Ge-mahlin Josephine hatte scheiden lassen. Im folgenden Jahre wurde Napoleon ein Sohn geboren, der König von Rom" oder sptere Herzog von Reichstdts) Die Tiroler waren an Bayern gekommen;
doch in einem begeisterten Aufstande unter dem biedern Sandwirt Andreas Hofer warfen sie nach den Siegen am Jsel-berge Franzosen und Bayern aus dem Lande, erlagen aber endlich der franzsi-
scheu bermacht (1809). Hofer wurde in V **** 1809
einer Sennhtte ergriffen und in Mantua *96, rt reas ^^cr'
erschossen. In Norddeutschland rttelte Major von Schill*) mit feinen Freischaren vergeblich an den franzsischen Fesseln; er wurde in Stralsund eingeschlossen, von Dnen und Franzosen berwltigt und gettet; seine gefangenen elf Offiziere wurden in Wesel erschossen und die Soldaten auf franzsische Galeeren gebracht. 1809
*) und 2) Drfer unweit Wien. 3) Er wirb von den Franzosen Napoleon Ii. genannt, hat aber nie einen Thron innegehabt.
Fragen: Welches sinb die Ursachen von Preuens Fall? Worin besteht Preuens innere Wiedergeburt? Weshalb schlugen die ersten Befreiungs-versuche fehl? Der Husar von Auerstdt" von Schack. An die Knigin Luise von Preußen" von H. v. Kleist. Bor Rauchs Bste der Knigin Luise" von Krner. Das Lied vom Schill" und Das Lied vom Drnberg" von Arndt. Andreas Hofer" von Schenkendorf und von Mosen. Geharnischte Sonette" von Rckert.
*) Mnchener Bilderbogen Nr. 59.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Hardenberg Luise Napoleon Karl Karl Franz_I. Marie_Luise Josephine Napoleon Andreas_Hofer Napoleon Luise_von_Preußen"_von_H. Arndt Andreas_Hofer"_von_Schenkendorf
Extrahierte Ortsnamen: Hhen-Zieritz Bayern Mantua Norddeutschland Stralsund Wesel Wien Mosen
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war ein tapferer und ritterlicher Mann, der sich berall Anerkennung zu verschaffen wute. Viel Not machte ihm sein Stiefsohn Ernst von Schwaben mit seinen Ansprchen auf Burgund. Nachdem ihn Konrad unterworfen und zwei Jahre auf dem Giebichenstein bei Halle gefangen gehalten hatte, lie er ihn unter der Bedingung frei, da er das Bndnis mit seinem Herzensfreunde Werner von Kibnrg auf-gebe. Als Ernst dies nicht that, wurde er in die Acht gethan und in einem Verzweiflungskampfe im Schwarzwalde erschlagen. Spter entstand der ihn unter sagenhaften Zuthaten das Lied vom Herzog Ernst".1) - Konrad besttigte den von der Kirche gegen die Fehdelust der Ritter verkndeten Gottesfrieden, eine Waffenruhe von Mittwoch abends bis Montag frh (also an den durch Christi Leiden, Sterben und Auferstehen geheiligten Wochentagen).
.. J) Das deutsche Volk, von alters her geneigt, jedes Anringen gegen die Ubermacht frstlicher Allgewalt als ein ruhmwrdlges Trachten nach alt angeborener Mannesfreiheit und Selbstndigkeit zu preisen, besang Ernsts Kampf in lange nachhallenden Liedern."
2. Sein Vater Heinrich Iii. herrscht allgewaltig. Heinrich Iii. (nach seiner Gesichtsfarbe der Schwarze genannt) brachte die Kaisergewalt auf den hchsten Gipfel. Seiner Oberhoheit beugten sich Polen, Bhmen und Ungarn. In Italien setzte er drei Ppste ab und befrderte wrdige Deutsche auf den Stuhl Petri. Die Gewalt der deutschen Herzge schwchte er, indem er die groen Lehen unbesetzt lie oder sie an unbedeutende, von ihm abhngige Männer gab. Wie er i ueren Feinden krftig wehrte, so trat er auch im Innern entschieden auf: er gebot einen all-gemeinen Landfrieden und verbot den Schacher mit den geistlichen Stellen und mtern. In der rstigsten Manneskraft raffte ihn ein pltzlicher Tod hinweg.
3. Heinrich Iv. wird unglcklich erzogen. Der junge Kaiser war beim Tode
seines Vaters sechs Jahre alt. Seine Mutter Agnes fhrte die Vor-mundschaft. Um sich den schsischen Grafen Otto von Nordheim zum Freunde zu machen, gab sie ihm Bayern als Lehen; aber sie irrte sich in der Treue dieses Mannes. An der Spitze der mit dem Frauenregiment Unzufriedenen stand der Erzbischos Anno von Kln. Diese wollten sich des jungen Knigs und auch der Reichsregierung bemchtigen. Bei einem Feste zu Kaiserswerth lockte Anno den zwlf-jhrigen Knaben auf ein Rheinschiff und entfhrte ihn. Der mutige Knabe sprang ins Wasser und wurde nur mit Mhe gerettet. Anno war hart und herrschschtig. Er hielt den jungen König in strenger
79. Heinrich Iii.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Schwaben Ernst Konrad Werner_von_Kibnrg Ernst Konrad Ernsts Ernsts Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Otto Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Christi Ungarn Italien Petri Nordheim Kaiserswerth Rheinschiff