64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
30 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
c) Um seinem Sohne Otto durch die Heirat mit der oströmischen Kaisertochter Theophano Anwartschaft auf Süditalien zu verschaffen, zugleich auch um durch solche Verbindung ein friedliches Verhältnis 966 zu Konstantinopel herzustellen, zog Otto noch einmal 966 über die Alpen. Nach langen Kämpfen und Verhandlungen (Bischof Liud-prauds Sendung nach Konstantinopel und sein interessanter Gesandtschaftsbericht) gelangte er zum Ziele. Die Hochzeit fand in Rom statt.
3. Die Magyaren setzten, nachdem sie durch die Schlacht bei Merseburg von Norddeutschland auf die Dauer zurückgescheucht waren, ihre Einfälle in Süddeutschland fort. Otto wußte aber auch diesen Teil unseres Vaterlandes vor ihnen zu retten, indem er sie im
955 Jahre 955 bei Augsburg auf dem Lechfelde in einer großen Schlacht besiegte.
4. Nach Osten und Norden, zwischen Elbe und Oder, hat Otto I. nicht nur das Ansehen des Reiches ausrecht erhalten, sondern sehr vergrößert. Um unter Dänen und Slawen das Christentum zu festigen, umgab er die ganze Grenze des Reiches mit einem Gürtel von Bistümern (darunter Schleswig, Brandenburg, Merseburg, Meißen), die alle dem 968 gegründeten und für die slawische Mission bestimmten Erzbistum Magdeburg unterstellt wurden.
973 Otto I. ist im Jahr 973 gestorben. Seine Leiche wurde beigesetzt in dem Dome zu Magdeburg, dessen Erzbistum eine seiner Lieblingsstiftungen gewesen war. Hier war schon 946 der Sarkophag Edgithas ausgestellt worden. Ottos Grabschrift lautet (übersetzt) : König war er und Christ, und der Heimat herrlichste Zierde,
Den hier der Marmor bedeckt: dreifach beklagt ihn die Welt.
§ 17. Die letzten sächsischen Könige.
Die großen Schöpfungen Ottos, zumal die Mission nach Osten, wurden unter seinen Nachfolgern vernachlässigt. Obgleich 973 Otto Ii. (973—983) noch kraftvoll sowohl gegen die Herzöge bis als auch gegen den französischen König, der räuberisch in Lothringen 983 eingefallen war (die Deutschen zum erstenmale vor Paris!) sein Ansehen zu wahren wußte, schenkte er doch sein Hauptinteresse Italien. Der Versuch aber, den südlichen Teil dieses Landes zu unterwerfen, scheiterte.: er wurde von Arabern und Griechen geschlagen. Bald daraus starb er in Rom.
983 Otto Iii. (983—1002). Beim Tode seines Vaters erst zwei J002 ^a^re a?' mußte er zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter
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Extrahierte Personennamen: Otto Theophano Otto Otto Otto_I. Otto_I. Ottos Ottos Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Rom Merseburg Norddeutschland Süddeutschland Brandenburg Merseburg Magdeburg Magdeburg Ottos Ottos Lothringen Paris Italien Rom
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 191 —
waren als über den Gesang. Der Herr Kaiser aber saß, mit der kaiserlichen Krone geschmückt, auf dem Throne, mitten in seinem Zelte, wo die heilige Handlung vor sich ging, und beschenkte und zierte vor so vielen deutschen und italienischen Fürsten Herrn Wladizlaus, den König der Böhmen, nach so vielen Mühen und herrlichen Siegen mit einer sehr großen, herrlich gearbeiteten Krone, welche ihm der König von Anglien geschickt hatte, und so kehrten nach beendetem Gottesdienst die Mailänder in ihre Stadt, die anderen in ihre Zelte zurück. Die von Mailand sowohl als auch alle übrigen waren hocherfreut über den Abschluß des Friedens.
8. Erneuter Kampf gegen Mailand 1159—1162,
a) Rahewin berichtet über den Aufstand der Mailänder, über Friedrichs Vorbereitungen für den bevorstehenden Kampf und mailändische Attentate auf Friedrich folgendes:
Iv. 23. Es waren vom Hofe je zwei oder mehr Große an die einzelnen Städte behufs Einsetzung von Podestas und Konsuln vom Fürsten abgesendet worden. Da geschah es, daß der Kanzler Reinald und der Pfalzgraf Otto von Bayern, welche schon oft erwähnt wurden, und Graf Gozwin zur Stadt Mailand kamen, mit dem Befehle, diese Angelegenheit in dieser Stadt wie in den anderen in Gang zu bringen. Das Volk nun wandte sich zum Aufruhr/) stürmte alsbald gegen die Häuser, in denen die Gesandten nach seiner Vermutung Herberge genommen hatten, stieß schmähende und prahlende Worte aus und warf mit Steinen und anderen werfbaren Gegenständen. Weder der Graf von Blanderate, der selbst anwesend war, noch die anderen Edlen konnten sie von diesem Aufruhr abbringen. Denn sowohl in dieser wie fast in allen anderen Städten Italiens ist alles dies die Folge von aufrührerischen Bewegungen nicht unter den Vornehmen, sondern unter dem niedern Volke. Das war von beweglicher Sinnesart, aufständig und streitsüchtig, nach Umwälzung begierig, dem Frieden und der Ruhe abhold. Auch ein nicht geringer Teil des Adels fand, angelockt durch das Streben nach Neuerungen, an dem Aufruhr und den Unruhen Gefallen. Die Gesandten aber, von denen einige innerhalb der Stadtmauer sich befanden, waren in Angst, und ratlos durch den unvermuteten Schrecken, wußten sie
x) Es war sicher eine willkürliche Auslegung der ronkalischen Beschlüsse, wenn Friedrich den im September 1158 abgeschlossenen Unterwerfungsvertrag, der den Mailändern freie Konsulwahl zusicherte, nicht als einen von denen betrachtet wissen wollte, die urkundlich verbrieftes und deshalb unantastbares Recht enthielten. Im Vertrauen auf die Rechtsgültigkeit dieses Vertrags hatten die mailändischen Gesandten auf der ronkalischen Versammlung im allgemeinen das Recht des Kaisers, Konsuln und Podestas einzusetzen, anerkannt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Otto_von_Bayern Otto Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 231 —
werden, und wenn etwa solche errichtet worden sind gegen den Willen derer, welchen die Güter zugehören, so sollen sie von der königlichen Gewalt vernichtet werden.
10. Ebenso verbieten wir nach Vorgang unseres Großvaters glücklichen Andenkens, des Kaisers Friedrich, daß einer unsrer Amtleute in den Städten derselben Fürsten irgendeine Gerichtsbarkeit, sei es an Zöllen oder an Münzen oder an anderen Gefällen jeglicher Art, beanspruche; es sei denn während acht Tagen vor einem dort öffentlich angesagten Reichstage und acht Tage nach dessen Schluß. Und auch während derselben Tage sollen sie nicht in irgend etwas die Gerichtsbarkeit des Fürsten und die Gewohnheiten der Stadt zu beeinträchtigen sich herausnehmen. So oft wir aber eine ihrer Städte besuchen ohne den Grund eines öffentlichen Reichstages, sollen sie in derselben kein Recht haben; sondern der Fürst und Herr derselben soll in derselben volle Gewalt haben. Je reichlichere Treue wir an den vorgenannten Fürsten gegen uns erkannt haben, um so hervorragender trachten wir, immer für deren Förderung Sorge zu tragen.
11. Und weil die Vergessenheit, die Feindin des Gedächtnisses, die Handlungen der Menschen durch den langen Lauf der Zeit zu begraben pflegt, so wollen wir mit Anwendung wachsamer Sorgfalt, daß diese den Kirchen zugewendeten Wohltaten unserer Huld fortgepflanzt werden, indem wir verordnen, daß unsere Erben und Nachfolger im Reiche dieselben als gültig bewahren und ausführe:: und zum Schutze der Kirchen von den Laien insgesamt beobachten lassen. Und damit sie den Künftigen bekannt werden und dem Gedächtnis oder der Kenntnis der Jetztlebenden nicht entfallen, haben wir dieselben auf dieser Urkunde aufzeichnen lassen und die Urkunde mit der Unterschrift der Namen derer, die zugegen waren, der Fürsten nämlich, und mit der Bestätigung unsres Siegels bezeichnen lassen. Zeugen sind diese: Sifrid, Erzbischof von Mainz, Theoderich, Erzbischof von Trier, Engelbert, Erzbischof von Köln, Albert, Erzbischof von Magdeburg, Konrad, Bischof von Metz und Speyer, des kaiserlichen Hofes Kanzler, Ekbert, Bischof von Bamberg, Konrad, Bischof von Regensburg, Hartwich, Bischof von Eichstädt, Heinrich, Bischof von Worms, Otto, Bischof von Utrecht, Theoderich, Bischof von Münster, Hugo, Bischof von Lüttich, Engelhard, Bischof von Naumburg, Heinrich, Bischof von Basel, H . . Bischof von Havelberg, und viele andere.
Zeichen des Herrn Friedrich Ii., unbesiegtesten Königs der Römer und Königs von Sizilien.
Ich, Konrad, Bischof von Metz und Speyer, des kaiserlichen Hofes Kanzler, anstatt des Herrn Sifrid, Erzbischofs von Mainz und Erzkanzlers durch ganz Germanien, habe es geprüft.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Theoderich Erzbischof_von_Trier Engelbert Albert Konrad,_Bischof_von_Metz Konrad Konrad Konrad Hartwich Heinrich,_Bischof_von_Worms Heinrich Otto Theoderich Hugo Engelhard Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Konrad Konrad Metz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 5 —
er unter den mit Landbesitz angesiedelten Kriegsleuten jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen wohnen, damit er hier für seine acht Genoffen Wohnungen errichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen acht aber sollten säen und ernten und die Frucht sammeln für den neunten und dieselbe an ihrem Platze aufbewahren. Auch gebot er, daß die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abgehalten würden, mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Fall der Not gegen die Feinde zu tun hätten. Außerhalb der Festen standen keine oder doch nur schlechte und wertlose Gebäude.1) Während er nun an solche Satzung und Zucht die Bürger gewöhnte, fiel er plötzlich über die Slaven her, welche Hevelder genannt werden,2) ermüdete sie durch viele Treffen und nahm endlich bei einem sehr heftigen Froste, indem er auf dem Eise fein Lager auffchlug, die Burg, welche Brennaburg heißt, durch Hunger, Schwert und Kalte. Und als er mit jener Burg das ganze Land in feine Gewalt bekommen, wandte er feinen Marsch gegen £>alamantien,3) dessen Be-friegung ihm schon vor Zeiten fein Vater überlassen hatte, belagerte die Burg Gana4) und nahm sie endlich am zwanzigsten Tage. Die Beute aus der Burg überließ er den Kriegern, alle Erwachsenen wurden niedergemacht, die Knaben und Mädchen für die Gefangenschaft aufbewahrt. Nach diesem griff er Prag, die Burg der Böhmen, mit feiner ganzen Macht an und zwang ihren König zur Unterwerfung . . .
3. Die Ungarn im Kloster St. Gallen 926.
Die Klosterchronik von St. Gallen ist von verschiedenen Mönchen durch mehrere Jahrhunderte hindurch fortgesetzt worden. Der Mönch Ekkehart, der vierte dieses Namens, arbeitete an ihr zwischen 1030 und 1060. Als er schrieb, waren also reichlich hundert Jahre seit jenen Tagen des wüsten Ungarnbesuchs verstrichen.
V. 51. ... Die Ungarn fallen, nachdem sie von dem Ungemach des Reiches erfahren hatten, in das Land der Norifchen (Bayern) wütend ein und verwüsten dasselbe, und nachdem sie lange Augsburg belagert und durch die Gebete des Bifchofs Uodalrich, welcher zu jener Zeit unter allen Menschen gar wohl der heiligste Mann war, zurückgetrieben worden, dringen sie, weil niemand es ihnen
x) Es ist selbstverständlich, daß sich diese Anordnungen nur auf die sächsische Ostmark beziehen konnten.
2) Die Anwohner der Havel mit der Hauptfeste Brandenburg.
3) Das ist die Gegend westlich von Meißen.
4) Jahna zwischen Meißen und Lommatzsch.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 211 —
d) Vom Feldzug gegen Heinrich den Löwen 1179 — 81. „In dem westlich von Wolfenbüttel gelegenen Stederburg wurde unter dem Propste Gerharb Ii. (1163—1209) eine Klosterchronik verfaßt, welche mit bet ursprünglichen Stiftung beginnt imb bis zum Tode Heinrichs des Löwen fortgeführt ist" (Watteubach). Der Verfasser war ein Vertrauter des Herzogs Heinrich. Sein Bericht ist welfisch gefärbt. Absichtliche Unwahrheiten sinb nicht anzunehmen. In dieser Chronik von Steberburg wirb erzählt:
1179. Es geschah aber, daß, als der Herr uns Ruhe von unseren Werken gegeben hatte und wir Auskommen halten und im ruhigsten Frieden zu leben gedachten, über uns ein unerträgliches Unheil kam. Denn ein gewaltiger Krieg erhob sich im Lande. Kaiser Friedrich nämlich mit den Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten und Fürsten des Königreiches und mit dem ganzen Kaiserreiche griff den edlen Herzog Heinrich (den Löwen) an. Als diese Feindschaften fortdauerten, hat der Kölner Erzbischof im Aufträge des Herrn Kaisers, als ein feindlicher Verwüster und gottloser Räuber weder Klöster noch Kirchen verschonend, tätige Vollstrecker seiner Gottlosigkeit von der Seite des Westens her herangeführt, und obwohl er bis zu uns damals nicht gelangt ist, schreckte doch uns, wie das ganze Land, der Ruf seiner Grausamkeit; deshalb kann der Verstand eines jeden sich denken, wie große Angst uns umgeben hat. Denn wir waren genötigt, die gottgeweihten Juugsraueu aus ihren Klöstern an sichere Orte fortzuschaffen, weil wir aus guter Quelle hörten, daß bei seinem Durchzuge Klöster gewaltsam erbrochen und daß die heiligen Jungfrauen, was wir nicht ohne Seufzeu und Tränen erzählen, schamlos behandelt worden und jeglichen Verbrechens entsetzliche Schmach erfüllt worden sei. Indem wir also, wie erzählt, sowohl die Schwestern als auch unsere Habseligkeiten fortbrachten, erlitten wir nicht geringe Einbuße. Da nämlich diese Verstöruug unseres Landes fünf Jahre lang dauerte, ja zu unserem Unheil noch wuchs, haben diejenigen, die unsere Frennde zu sein schienen, dasjenige vollständig weggenommen, was etwa von den Feinden übrig gelassen war. Denn diejenigen, welche in der Stadt Bruns wich waren, brachten alle Früchte der Äcker zur Ergänzung der Vorratshäuser hinein, und so geschah es, daß wir mit unserer Arbeit die benachbarte Stadt ernährten. Mit wie großer Mühe und Aufwand wir diese fünf Jahre hindurch das Notwendige an Lebensmitteln zusammeugeschafft haben, ist die Zunge, wenn auch das Herz sich dessen erinnert, auszudrücken nicht imstande.
Endlich im sechsten Jahre (1181), da eine allgemeine Heerfahrt des Herrn Kaiser angesagt war, als der Kaiser selbst schon und die Fürsten nur auf die Vertreibung des Herzogs bedacht waren, hat
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
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der Platz eines jeden ehrenvoll bestimmt.1) Denn der Erzbischof Aribo, dem der Vorrang gebührte, saß, von seinen Snffraganen umgeben, auf den Stufen des Hochaltars, zu seiner Rechten Werinher von Straßburg, Eberhard von Bavenberg, Meginhard von Wirziburg, Godehard von Hildenesheim, Hazecho von Worms, zur Linken aber Bruno von Augsburg, Meginwerk von Patherbrunn, Wigger von Verden, Branthog von Halberstadt. Unser neuer Kaiser (Chuon-rad) thronte im westlichen Teile des Chores auf einem erhabenen Stuhle; ihm zur Rechten der Erzbischof Biligrim von Köln mit seinen Suffraganen Sigebert von Minden, Sigifrith von Mimigard, Benno von Utrecht; zur Linken schlossen Erzbischof Hunfrith von Partheno-polis (Magdeburg) und seine Suffraganen Hildiward von Zeitz, Bruno von Mersburg, Liuzo von Brandeburg und Thiedrich von Meißen sich an. An der Südseite des Chores saßen die aus anderen Provinzen eingeladenen Bischöfe: Rambert von Wirdun, Hiltolf von Mantua, Reinold von Aldenburg, Ruodolf von Schleswig, und an der Nordseite schlossen die Abte Richard von Fulda, Arnulf von Herveld, Gerward von Mainz, Jko von Blithenstad, Wolfher von Schwarzach und Willimund von Werziburg den Ring.
Innerhalb dieses Kreises saßen Mönche, königliche Kapellane und bischöfliche Kleriker, die diese Auszeichnung verdienten; andere standen hinter den Bischöfen. Von Laien war niemand zugegen, mit Ausnahme des Herzogs Aedelbero von Kärnten, der als Schwertträger des Kaisers ihm zu Füßen saß; als aber die Zeit kam, daß sie hereintreten durften, fanden sie Platz hinter dem Rücken des Kaisers. Am ersten Tage wurde die Synode mit Psalmen, Litaneien, Gebeten und Lobgesängen eröffnet; dann wurde das Evangelium nebst passenden Abschnitten aus den Beschlüssen der Päpste verlesen, und endlich die Synode mit Beistimmung aller Bischöfe durch den Bann des Erzbischofs Aribo für rechtmäßig eröffnet erklärt. Am ersten Tage wurden einige notwendige Angelegenheiten unter den Geistlichen verhandelt, auch in betreff der erwähnten Nonnen einige Gesetzesstellen zur Verteidigung des Erzbischofs vorgelesen, die wohl früher schon angeführt, jetzt aber nach seinem Gutdünken ausgelegt wurden?) Dieses und anderes, was von unserer Seite bei der Synode angebracht wurde, verschob man jedoch auf den folgenden Tag, um noch eine Ausgleichung zu versuchen . . .
J) Die Plätze der Bischöfe bestimmte den Kirchengesetzen gemäß das Alter der Weihe.
2) Es mögen einige Kapitel aus dem achten Buch des Burkard von Worms, welches über Mönche und Nonnen handelt, gemeint sein; etwa Kap. 22, welches bestimmt, daß Nonnen, die aus Furcht vor der Zucht aus einem in ein anderes Kloster fliehen, zurückgeschickt werden sollen, nicht aber diejenigen, welche durch den übertritt nur ein noch strengeres Leben sich ermöglichen wollten.
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Inhalt: Zeit: Mittelalter
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sammelten sich die Fürsten des Reiches, nämlich der König von Böhmen, die Erzbischöfe von Mainz und Magdeburg, der Landgraf und der Markgraf von Meißen, in einer Stadt der östlichen Provinz, nämlich in Naumburg, zu einer Beratung. Daselbst zogen sie die rohen Sitten des Kaisers in Betracht, welche nach ihrer Meinung sehr wenig für den kaiserlichen Hof paßten, daß er nämlich, kirchliche Würden nicht achtend, Erzbischöfe einfach und in beleidigender Weise Kleriker, Äbte Mönche und ehrwürdige Frauen Weiber nannte und, vom Geiste des Hochmuts getrieben, alle, welche Gott zu ehren befohlen, verunehrte, und demzufolge mußte er nach Verlauf einer-kurzen Zeit bemerken, daß seine Ehre auf eben diesem Fürstentage eine Einbuße und sein ganzes Glück einen Rückgang erlitten habe. Denn nachdem sie zu einem Entschluß gekommen waren, einigten und verbanden sie sich durch einen feierlichen Eid gegen den Vorzug und die Würde, welche Otto als König vor ihnen voraus hatte, und indem sie alle mögliche Sicherheit leisteten, versprachen sie, nach Nürnberg zu kommen. Darauf gingen sie stillschweigend auseinander, und diese Beschlüsse blieben den übrigen Fürsten verborgen, bis dieselben Verschworenen, in der Stadt Nürnberg versammelt, Otto laut einen Ketzer schalten, ihm öffentlich absagten und Friderich, den Sohn des Kaisers Heinrich, bereits früher von der Gesamtheit erwählt, als künftigen Kaiser erklärten. Zu dieser Verschwörung waren die vorgenannten Fürsten durch apostolische, an alle und an jeden einzelnen gerichtete Schreiben ermutigt, in welcher der Herr Papst den schon genannten Otto als aus anderen Gründen bereits exkommuniziert erklärte und nicht nur die Fürsten und Barone, sondern auch die Ministerialen des Reiches von der Treue gegen ihn entband, indem er ihnen vorhielt, daß sie Gott einen Dienst leisteten, wenn sie Otto, den Feind Gottes und der römischen Kirche, beharrlich verwerfen und sich Friderich, dem neuernannten König, ergeben und treu erweisen würden. Das Gerücht verbreitet sich, und schnell wird das Geschehene im ganzen Lande bekannt; es freuen sich alle, welche Otto schon vorher abgeneigt waren; jene aber, welche auf seiner Seite standen und am meisten die Sachsen, wurden von geheimgehaltenem Schmerz und kundgegebener Entrüstung bewegt. Guncelin aber, einer der Angesehensten vom Hofstaate Ottos und seinem Amte nach Truchseß, welchem eben dieser Otto als demjenigen, dessen Treue und Dienste er schon früher erprobt, nicht nur seine eigenen, sondern auch die öffentlichen Geschäfte des Reiches übertragen hatte, wozu ihn dringende Not gezwungen, schickte sich an, den Unternehmungen der Fürsten, so gut er konnte, entgegenzuarbeiten. Er beeilte sich also, so schnell als möglich die königlichen Städte, nämlich Nord-
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Friderich Heinrich Heinrich Otto Otto Friderich Otto Ottos Otto