138 Geschichte der neueren Zeit.
Shakespeares hinwiesen. Es gelang ihnen, den in französischem Sinne geübten allmächtigen Einfluß Gottscheds in Leipzig zu brechen (Streit der Schweizer und der Leipziger). Ihr Werk vollendete dann der große Lessing.
c) Die bildenden Künste haben in dieser Periode in Deutschland keine selbständige Blüte erlebt. In der Baukunst wurde der in der Reformationszeit zu so hoher Vollendung geführte Renaissancestil zwar noch weiter gepflegt und fand auch noch einige würdige Vertreter (Schlüter zur Zeit Friedrichs I., Kuobels-dorf zur^ Zeit Friedrichs des Großen, in Berlin), aber er verlor feine Reinheit durch den Hinzutritt fremder Elemente, besonders durch das Überwiegen der Dekoration, des Ornamentes, welches als das Wichtigere an dem Bau behandelt wurde. So erzeugte sich der sog. Perrücken- oder Rokokostil (Zwinger in Dresden), welcher natürlich auch die Skulptur beherrschte. — Die deutsche Malerei sank im 17. Jahrhundert von der Höhe der Reformationszeit herab, wenn auch in der äußeren Handhabung der Kunstmittel (Technik) noch Erhebliches geleistet wurde. Das 18. Jahrhundert hat dann einen neuen Aufschwung der bildenden Künste vorbereitet, zumal durch die geläuterten Kuustaufchauungen, deren Verkünder Winckelmann wurde.
Die Musik hat im 17. und 18. Jahrhundert bei uns in höchster Blüte gestanden. Die deutsche Kirchenmusik fand ihre größten Vertreter in Johann Sebastian Bach (1685 — 1750 [„Matthäus-Passion" n. ct.]) und in Georg Händel (1684—1759 [„Messias", „Makkabäus" u. a.]), welcher letztere vorzugsweise in England gewirkt hat. Nachdem Joseph Haydn und Christoph Gluck auch der weltlichen Musik einen hohen Aufschwung verliehen, erreichte die Tonkunst ihre Vollendung in den großen Komponisten Wolfganq Amadeus Mozart (1756—1791) und Ludwig Beethoven (1770—1827).
d) Das politische Leben war in Deutschland, zumal auch durch den westfälischen Frieden, völlig entartet. Es fehlte, infolge der Schwächung der Kaisergewalt, an einem beherrschenden Mittelpunkt. Der Reichstag, welcher seit 1663 ständig in Regensburg sich befand, war ohne jedweden Einfluß auf das Leben der Nation ; seine Verhandlungen waren, gleich denen des Reichskammergerichtes in Wetzlar, schwerfällig und langwierig; feine Mitglieder, wie die Räte am Kammergericht, sehr oft bestechlich. Um
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Extrahierte Personennamen: Lessing Friedrichs_I. Friedrichs_I. Friedrichs Winckelmann Johann_Sebastian_Bach Johann Georg_Händel Joseph_Haydn Christoph_Gluck Wolfganq_Amadeus_Mozart Ludwig_Beethoven Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Deutschland Berlin Dresden England Deutschland Regensburg Wetzlar
64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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§ 31. Wissenschaft, Litteratur und Kunst. 53
der Donau (Augsburg, Passau, Wien) u. v. a. Hier erhob sich ein Wohlstand, der die Sitten milder machte und den Wissenschaften und Künsten eine Heimstatt bereitete. Eine natürliche Folge des Reichtums der Bürger war seit dem 13. Jahrhundert auch das Wachsen ihrer Macht. Die Städte nahmen allmählich neben dem Adel und dem hohen Klerus eine entscheidende Rolle in den Angelegenheiten des Reiches ein, zumal als sie sich, wie wir unten sehen werden (vgl. § 35), zur Vertretung ihrer Rechte in Bünde zusammenthaten. Auch gegenüber den Landesherren machten die Städte immer mehr ihre Selbständigkeit geltend (Stadtrat, Schöffen rc.).
Gegenüber dem eintönigen Leben auf dem Lande und den einsamen Ritterburgen entwickelte sich in den Städten eine reichere Geselligkeit und eine lebhafte Pflege heiteren Lebensgenusses, wie sich das z. B. in den Volksfesten zeigt, deren Schauplatz die Städte bereits unter den Hohenstaufen waren (vgl. Reichstage von 1184 und 1235 zu Mainz).
§ 31. Wissenschaft, Litteratur und Kunst.
1. Das erdkundliche Wissen, bis dahin sehr gering, wurde durch die Kreuzzüge bedeutend vermehrt, indem nun in größerem Maße den europäischen Völkern das Anschauen des Orientes ermöglicht wurde; mehr aber noch bedeutet es, daß der Trieb nach Entdeckung und Erforschung der durch die Kreuzzüge selbst noch nicht berührten Länder sich erzeugte. Es folgen sich zahlreiche Reisende, welche, etwa wie man heute Afrika kennen lernt, Asien erschlossen. Das ferne Wunderland Indien trat mehr und mehr in das Interesse des Abendlandes ein. Von den großen Reisenden sei hier vor allen der mutige Veuetiauer Marco Polo erwähnt. — Aber auch andere Wissenschaften, wie die Arzneikunde, die Astronomie, die Naturkunde überhaupt, erhielten einen mächtigen Antrieb durch das Bekanntwerden des großen Fortschrittes, zu dem manche orientalische Völker es in ihnen gebracht hatten.
2. In gleicher Weise erhielt auch die Litteratur zur Zeit der Kreuzzüge einen gewaltigen Aufschwung. Zunächst freilich trat eine Blüte derselben in Frankreich ein, wo die Dichtung ganz in weltliche Hände überging. Hier erhielten die alten Sagen von König Karl und seinen Paladinen, sowie von König Artus und seiner Tafelruude die erste Ausgestaltung (Trouveres), gleichwie auch durch die Troubadours in Südfrankreich das Vorbild
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 191 —
waren als über den Gesang. Der Herr Kaiser aber saß, mit der kaiserlichen Krone geschmückt, auf dem Throne, mitten in seinem Zelte, wo die heilige Handlung vor sich ging, und beschenkte und zierte vor so vielen deutschen und italienischen Fürsten Herrn Wladizlaus, den König der Böhmen, nach so vielen Mühen und herrlichen Siegen mit einer sehr großen, herrlich gearbeiteten Krone, welche ihm der König von Anglien geschickt hatte, und so kehrten nach beendetem Gottesdienst die Mailänder in ihre Stadt, die anderen in ihre Zelte zurück. Die von Mailand sowohl als auch alle übrigen waren hocherfreut über den Abschluß des Friedens.
8. Erneuter Kampf gegen Mailand 1159—1162,
a) Rahewin berichtet über den Aufstand der Mailänder, über Friedrichs Vorbereitungen für den bevorstehenden Kampf und mailändische Attentate auf Friedrich folgendes:
Iv. 23. Es waren vom Hofe je zwei oder mehr Große an die einzelnen Städte behufs Einsetzung von Podestas und Konsuln vom Fürsten abgesendet worden. Da geschah es, daß der Kanzler Reinald und der Pfalzgraf Otto von Bayern, welche schon oft erwähnt wurden, und Graf Gozwin zur Stadt Mailand kamen, mit dem Befehle, diese Angelegenheit in dieser Stadt wie in den anderen in Gang zu bringen. Das Volk nun wandte sich zum Aufruhr/) stürmte alsbald gegen die Häuser, in denen die Gesandten nach seiner Vermutung Herberge genommen hatten, stieß schmähende und prahlende Worte aus und warf mit Steinen und anderen werfbaren Gegenständen. Weder der Graf von Blanderate, der selbst anwesend war, noch die anderen Edlen konnten sie von diesem Aufruhr abbringen. Denn sowohl in dieser wie fast in allen anderen Städten Italiens ist alles dies die Folge von aufrührerischen Bewegungen nicht unter den Vornehmen, sondern unter dem niedern Volke. Das war von beweglicher Sinnesart, aufständig und streitsüchtig, nach Umwälzung begierig, dem Frieden und der Ruhe abhold. Auch ein nicht geringer Teil des Adels fand, angelockt durch das Streben nach Neuerungen, an dem Aufruhr und den Unruhen Gefallen. Die Gesandten aber, von denen einige innerhalb der Stadtmauer sich befanden, waren in Angst, und ratlos durch den unvermuteten Schrecken, wußten sie
x) Es war sicher eine willkürliche Auslegung der ronkalischen Beschlüsse, wenn Friedrich den im September 1158 abgeschlossenen Unterwerfungsvertrag, der den Mailändern freie Konsulwahl zusicherte, nicht als einen von denen betrachtet wissen wollte, die urkundlich verbrieftes und deshalb unantastbares Recht enthielten. Im Vertrauen auf die Rechtsgültigkeit dieses Vertrags hatten die mailändischen Gesandten auf der ronkalischen Versammlung im allgemeinen das Recht des Kaisers, Konsuln und Podestas einzusetzen, anerkannt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Otto_von_Bayern Otto Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 231 —
werden, und wenn etwa solche errichtet worden sind gegen den Willen derer, welchen die Güter zugehören, so sollen sie von der königlichen Gewalt vernichtet werden.
10. Ebenso verbieten wir nach Vorgang unseres Großvaters glücklichen Andenkens, des Kaisers Friedrich, daß einer unsrer Amtleute in den Städten derselben Fürsten irgendeine Gerichtsbarkeit, sei es an Zöllen oder an Münzen oder an anderen Gefällen jeglicher Art, beanspruche; es sei denn während acht Tagen vor einem dort öffentlich angesagten Reichstage und acht Tage nach dessen Schluß. Und auch während derselben Tage sollen sie nicht in irgend etwas die Gerichtsbarkeit des Fürsten und die Gewohnheiten der Stadt zu beeinträchtigen sich herausnehmen. So oft wir aber eine ihrer Städte besuchen ohne den Grund eines öffentlichen Reichstages, sollen sie in derselben kein Recht haben; sondern der Fürst und Herr derselben soll in derselben volle Gewalt haben. Je reichlichere Treue wir an den vorgenannten Fürsten gegen uns erkannt haben, um so hervorragender trachten wir, immer für deren Förderung Sorge zu tragen.
11. Und weil die Vergessenheit, die Feindin des Gedächtnisses, die Handlungen der Menschen durch den langen Lauf der Zeit zu begraben pflegt, so wollen wir mit Anwendung wachsamer Sorgfalt, daß diese den Kirchen zugewendeten Wohltaten unserer Huld fortgepflanzt werden, indem wir verordnen, daß unsere Erben und Nachfolger im Reiche dieselben als gültig bewahren und ausführe:: und zum Schutze der Kirchen von den Laien insgesamt beobachten lassen. Und damit sie den Künftigen bekannt werden und dem Gedächtnis oder der Kenntnis der Jetztlebenden nicht entfallen, haben wir dieselben auf dieser Urkunde aufzeichnen lassen und die Urkunde mit der Unterschrift der Namen derer, die zugegen waren, der Fürsten nämlich, und mit der Bestätigung unsres Siegels bezeichnen lassen. Zeugen sind diese: Sifrid, Erzbischof von Mainz, Theoderich, Erzbischof von Trier, Engelbert, Erzbischof von Köln, Albert, Erzbischof von Magdeburg, Konrad, Bischof von Metz und Speyer, des kaiserlichen Hofes Kanzler, Ekbert, Bischof von Bamberg, Konrad, Bischof von Regensburg, Hartwich, Bischof von Eichstädt, Heinrich, Bischof von Worms, Otto, Bischof von Utrecht, Theoderich, Bischof von Münster, Hugo, Bischof von Lüttich, Engelhard, Bischof von Naumburg, Heinrich, Bischof von Basel, H . . Bischof von Havelberg, und viele andere.
Zeichen des Herrn Friedrich Ii., unbesiegtesten Königs der Römer und Königs von Sizilien.
Ich, Konrad, Bischof von Metz und Speyer, des kaiserlichen Hofes Kanzler, anstatt des Herrn Sifrid, Erzbischofs von Mainz und Erzkanzlers durch ganz Germanien, habe es geprüft.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Theoderich Erzbischof_von_Trier Engelbert Albert Konrad,_Bischof_von_Metz Konrad Konrad Konrad Hartwich Heinrich,_Bischof_von_Worms Heinrich Otto Theoderich Hugo Engelhard Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Konrad Konrad Metz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 224 —
sammelten sich die Fürsten des Reiches, nämlich der König von Böhmen, die Erzbischöfe von Mainz und Magdeburg, der Landgraf und der Markgraf von Meißen, in einer Stadt der östlichen Provinz, nämlich in Naumburg, zu einer Beratung. Daselbst zogen sie die rohen Sitten des Kaisers in Betracht, welche nach ihrer Meinung sehr wenig für den kaiserlichen Hof paßten, daß er nämlich, kirchliche Würden nicht achtend, Erzbischöfe einfach und in beleidigender Weise Kleriker, Äbte Mönche und ehrwürdige Frauen Weiber nannte und, vom Geiste des Hochmuts getrieben, alle, welche Gott zu ehren befohlen, verunehrte, und demzufolge mußte er nach Verlauf einer-kurzen Zeit bemerken, daß seine Ehre auf eben diesem Fürstentage eine Einbuße und sein ganzes Glück einen Rückgang erlitten habe. Denn nachdem sie zu einem Entschluß gekommen waren, einigten und verbanden sie sich durch einen feierlichen Eid gegen den Vorzug und die Würde, welche Otto als König vor ihnen voraus hatte, und indem sie alle mögliche Sicherheit leisteten, versprachen sie, nach Nürnberg zu kommen. Darauf gingen sie stillschweigend auseinander, und diese Beschlüsse blieben den übrigen Fürsten verborgen, bis dieselben Verschworenen, in der Stadt Nürnberg versammelt, Otto laut einen Ketzer schalten, ihm öffentlich absagten und Friderich, den Sohn des Kaisers Heinrich, bereits früher von der Gesamtheit erwählt, als künftigen Kaiser erklärten. Zu dieser Verschwörung waren die vorgenannten Fürsten durch apostolische, an alle und an jeden einzelnen gerichtete Schreiben ermutigt, in welcher der Herr Papst den schon genannten Otto als aus anderen Gründen bereits exkommuniziert erklärte und nicht nur die Fürsten und Barone, sondern auch die Ministerialen des Reiches von der Treue gegen ihn entband, indem er ihnen vorhielt, daß sie Gott einen Dienst leisteten, wenn sie Otto, den Feind Gottes und der römischen Kirche, beharrlich verwerfen und sich Friderich, dem neuernannten König, ergeben und treu erweisen würden. Das Gerücht verbreitet sich, und schnell wird das Geschehene im ganzen Lande bekannt; es freuen sich alle, welche Otto schon vorher abgeneigt waren; jene aber, welche auf seiner Seite standen und am meisten die Sachsen, wurden von geheimgehaltenem Schmerz und kundgegebener Entrüstung bewegt. Guncelin aber, einer der Angesehensten vom Hofstaate Ottos und seinem Amte nach Truchseß, welchem eben dieser Otto als demjenigen, dessen Treue und Dienste er schon früher erprobt, nicht nur seine eigenen, sondern auch die öffentlichen Geschäfte des Reiches übertragen hatte, wozu ihn dringende Not gezwungen, schickte sich an, den Unternehmungen der Fürsten, so gut er konnte, entgegenzuarbeiten. Er beeilte sich also, so schnell als möglich die königlichen Städte, nämlich Nord-
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Friderich Heinrich Heinrich Otto Otto Friderich Otto Ottos Otto
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 294 —
dieses zu ihrem unnützen Aufwand hinzugetan, und da die Anzahl derselben'in den verschiedenen Klöstern sehr groß war, so haben sich auch die wenigen Guten von den zahlreichern Bösen verleiten lassen."
41. „Was aber soll ich von ihren unanständigen Beinkleidern sagen? Ihre Hosen haben eine Weite von sechs Fuß und entziehen doch wegen der Feinheit des Gewebes nicht einmal die Schamteile den Blicken. Ein einziger ist nicht zufrieden mit einem Stücke Zeug, welches für zwei vollkommen hinreichen könnte. So also habe ich dieses alles öffentlich vor euch zur Sprache gebracht; nun erklärt, ob ihr gesonnen seid, es zu verbieten. Sonstige Adelstände aber müssen wir in unseren besonderen Beratungen daheim abtun." Die Synode sprach: „Das alles soll verboten sein."
d) Reformen im Kloster Korvei unter Kaiser Heinrich Ii. 1014.
Die Quedlinburger Annalen sind wertvoll, weil sich nur wenige gleichzeitige Aufzeichnungen haben finden lassen. Verschiedene Chronisten haben daran gearbeitet, die ersten unter Benutzung anderer, uns erhaltener Werke, die letzten selbständig. Sie sind oft unzusammenhängend und oberflächlich in der Auffassung. „Dagegen ist ihre Zuverlässigkeit musterhaft und in den Jahren 1014 und 1015, wo sie angezweifelt war, mit gutem Erfolg gerechtfertigt von Usinger" (Wattenbach).
1014. ... In diesem Jahre kam der Kaiser nach Corbeja zur Untersuchung der Brüder, deren Leben ihm mißfiel, und er wollte es nach seinem kaiserlichen Gutdünken verbessern. Da deshalb mehrere von ihnen die Einrichtungen der Vorfahren verteidigten und mehr als billig ist, gegen das Recht des Reiches tobten, ach, wie töricht waren sie, daß sie, auf einen Backen geschlagen, nicht auch den anderen darboten, als Mönche und in ihrer Ratlosigkeit wie Rebellen zum Kampfe sich rüsteten. Was darauf geschehen, darüber mag man sich in unserer Zeit mehr wundern, als es der Feder anvertrauen. Doch wurden siebzehn von jenen gefangen unter Bewachung gestellt; die übrigen befolgten die Befehle des Kaisers.
1015. ... Als der Kaiser zum zweiten Male Corbeja besuchte, veränderte er durch einen Machtspruch einige Privilegien und Gewohnheiten der Vorfahren, welche man seit 239 Jahren durch die Verleihung Ludwigs des Frommen gehabt, und nachdem er den Vater des Klosters entfernt, führte er bei ihnen einen Unbekannten und vielleicht Guten ein,1) der, wie wenn er gelehrter wäre, die Irrtümer bessern und die Abgeirrten vorsichtiger auf dem Pfade
1) Druthmar aus Lorsch anstatt des entsetzten Abtes Walh.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Corbeja Ludwigs
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unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit.
3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben
befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen.
7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der
Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte
tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten
928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab.
5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Metz Heinrichs Heinrichs