64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
94
Mittlere Geschichte.
1356 auf dem Reichstage zu Metz die goldene Bulle erließ. Durch
dieses Neichsgesetz ward die Wahl des Königs geordnet. Das Wahl-
recht oder die Kurwürde erhielten die Erzbischöfe vonmainz, Trier
und Köln, der König von Böhmen als Erzschenk, der Pfalzgraf
bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erz-
marfchall und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer
des Reichs. Als Ort der Wahl ward Frankfurt a. M., als Krönungs-
stadt Aachen bestimmt. Der Erzbischof von Mainz hatte als Erzkanzler
die Wahlfürsten einzuladen. Sehr segensreich war auch die Bestimmung
der goldenen Bulle, daß die weltlichen Kurfürstentümer immer ungeteilt
auf die Erstgebornen vererben sollten. — Durch große Geldsummen
brachte Karl es dahin, daß noch bei feinen Lebzeiten sein Sohn Wenzel
(l378 —1400) zu feinem Nachfolger bestimmt wurde. Dieser vernach-
lässigte aber fein Erbland Böhmen ebenso wie das Reich; deshalb fetzten
die Fürsten ihn ab und wählten Ruprecht von der Pfalz (1400 bis
1410), der aber ebenfalls die Ruhe und Ordnung im Reiche nicht herzu-
stellen vermochte. Nach dessen Tode bewarben sich drei Fürsten um die
deutsche Krone: Wenzel von Böhmen, der wegen feiner Unthätig-
keit von den Fürsten abgefetzt war, dessen Bruder Sigismund,
König von Ungarn und Markgraf von Brandenburg, und ihr Vetter
Jobst von Mähren. Die Fürsten, welche es mit dem Reiche wohl
meinten, fetzten ihre Hoffnung auf Sigismund, und wirklich gelang es
Friedrich Vi. von Hohenzo'llern, Burggrafen von Nürnberg, dessen
1410 Wahl, wenn auch nur mit drei Kurstimmen durchzusetzen. Bald starb
Jobst; Wenzel ließ sich mit dem Titel eines römischen Königs, den Reichs-
kleinodien und der Hälfte der Reichseinkünste beruhigen, und Sigismunds
Wahl wurde nun (1411) von allen Fürsten bestätigt.
Sigismund war von hohem Wüchse und blondgelocktem Haar, in
Künsten' und Wissenschaften wohl erfahren, von ritterlichem Wesen, leut-
selig und freigebig. Aber es fehlte ihm an Thatkraft; er war wankelmütig
und unentschlossen, den Weltfreuden zu sehr ergeben und ein Verschwender.
Auch er sah, wie fein Vater und Bruder, mehr auf das Wohl feiner
eigenen Länder als auf das des Reiches. Die Sorge für fein Königreich
Ungarn, besonders die Verteidigung desselben gegen die Türken, zwang
ihn, häufig von Deutschland abwesend zu fein.
b. Das Schisma. Gleich bei feiner Wahl war Sigismund zur
Pflicht gemacht, die Einigkeit in der christlichen Kirche wieder herzustellen.
Schon seit 30 Jahren gab es nämlich zwei Päpste, einer wohnte zu Rom,
der andere zu Avignon (spr. Awinjong) in Süd-Frankreich. Während
dieser Zeit der Kirchenspaltung (Schisma genannt) war die Kirche
ganz verderbt. Die Päpste handelten mit Ablaß und Ämtern wie mit
einer Ware. Von den Bischöfen und Geistlichen hieß es: „Die sonst
Hirten ihrer Schafe waren, sind jetzt deren Wölfe und Verzehrer. Viele
Bischöfe haben nie ihre Städte gesehen, nie ihre Kirche betreten, nie ihre
' Gemeinde besucht; sie verwenden Tag und Nacht auf Jagd. Tanz, Spiel
und Gastmähler." In den Klöstern herrschte die Unzucht. Um dem
Übel abzuhelfen, berief man 1409 ein Konzil, das beide Päpste absetzte
und einen neuen wählte; da die beiden alten aber nicht gingen, so
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Sigismund Jobst_von_Mähren Sigismund Friedrich_Vi Friedrich Jobst;_Wenzel Sigismunds Sigismund Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Sachsen Brandenburg Frankfurt_a._M. Mainz Ungarn Brandenburg Nürnberg Ungarn Deutschland Rom Avignon Süd-Frankreich
Kaiser Sigismund. 143
Böhmen als Erzschenk, der Pfalzgraf vom Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erzmarschall und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer des Reichs. Als Ort der Wahl ward Frankfurt a. M., als Krönungsstadt Aachen bestimmt. Der Erzbischof von Mainz hatte als Erzkanzler die Wahlfürsten einzuladen. Sehr folgenreich war auch die Bestimmung der goldenen Bulle, daß die weltlichen Kurfürstentümer immer ungeteilt auf die Erstgeborenen vererben sollten. Nach Karls Iv. Tode stritten sich eine Zeit lang drei Männer um die Krone, bis endlich Sigismund, Karls Iv. Sohn, allgemein anerkannt wurde.
fo. Das Konzil zu Konstanz. Um diese Zeit gab es drei Päpste; jeder derselben that die beiden anderen in den Bann. Während dieser Kirchenspaltung war die Kirche ganz verderbt. Die Päpste handelten mit Ablaß und Ämtern wie mit einer Ware. Viele Bischöfe hatten nie ihre Städte gesehen, nie ihre Kirche betreten, nie ihre Gemeinde besucht; sie verwendeten Tag und Nacht auf Jagd, Tanz, Spiel und Gastmähler. Allgemein wurde deshalb der Wunsch nach einer Besserung der Kirche laut. Da bewog Sigismund den Papst zu Rom, ein Konzil nach Konstanz auszuschreiben. Diese Versammlung sollte eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vornehmen, also der Kirche einen allgemein anerkannten Papst geben, ferner die Verbesserung der Kirche und ihrer Diener herbeiführen und endlich die von der Lehre der katholischen Kirche abweichende Lehre des Johann Hus untersuchen.
Die drei Päpste wurden abgesetzt und so die unheilvolle Trennung der Kirche beseitigt; während nun die Deutschen zuerst eine Verbesserung der Kirche in ihren Gliedern vornehmen wollten, setzten die anderen Völker es durch, daß man zunächst einen neuen Papst wählte, der dann jede gründliche Kirchenverbesserung zu verhindern wußte. Ja, als in Konstanz eine Seuche ausbrach, benutzte er dies als willkommenen Vorwand, das Konzil aufzulösen. Die dritte Aufgabe, die Lehre des Johann Hus zu untersuchen, hatte das Konzil bereits gelöst.
c. Johann Hus war Professor an der Universität zu Prag und zugleich Prediger daselbst. In Rede und Schrift wandte er sich freimütig gegen die Anmaßung des Papstes, gegen die Lehren vom Fegefeuer und vom Ablaß, sowie gegen die Sittenlosigkeit der Priester und Mönche. Bei dem Volke fand er vielen Beifall; der Papst aber lud ihn vor seinen Richterstuhl nach Rom. Allein Hus ging nicht hin, sondern berief sich auf ein allgemeines Konzil. Da sprach der Papst den Bann über ihn aus. Als nun das Konzil zu Konstanz eröffnet wurde, verlangte Hus, von demselben gehört und beurteilt zu werden. Kaiser Sigismund gab ihm einen Geleitsbrief, in welchem er ihn in seinen und des Reiches besondern Schutz nahm; auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leid geschehen. So kam Hus
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Karls Sigismund Karls Sigismund Johann Johann_Hus Johann Johann_Hus Johann Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Sachsen Brandenburg Frankfurt_a._M. Aachen Mainz Karls Karls Rom Konstanz Johann_Hus Konstanz Rom Konstanz
180 Die Neuzeit.
gewaltige Donnerbüchse, die von den Vorspannbauern „faule Grete" genannt wurde, weil sie so schwer fortzubringen war. Mit diesem Geschütz zog der Held durchs Land und brach die starken Burgen der Raubritter. Bald waren diese mit Hilfe benachbarter Fürsten vertrieben, oder sie mußten sich ergeben; auch Dietrich von Quitzow entfloh, Hans wurde gefangen gesetzt. Für seine Dienste auf dem Konzil 1415 zu Konstanz erhielt Friedrich die Mark als erbliches Eigentum nebst der Würde eines Erzkämmerers und Kurfürsten des heiligen römischen Reichs. In demselben Jahre empfing der Kurfürst zu Berlin die Erbhuldigung der Stände. 1417 zog er mit großer Pracht wieder nach Konstanz und erhielt hier die feierliche Belehnung mit der Mark. Diese umfaßte damals: 1) die Altmark; 2) die Mittelmark; 3) die Priegnitz; 4) das Land Sternberg; 5) einen Teil der Uckermark, deren größter Teil sich in den Händen der Pommern befand. Der ganze / Kurstaat zählte auf 381 Quadratmeilen nur 160000 Einwohner.
Viele Arbeit fand Friedrich I. in seinem Lande; es war von den Kriegszügen gegen die Raubritter sehr verwüstet; der Adel und die Geistlichkeit hatten sich von Abgaben frei gemacht; die Bauern waren ohne jegliche Bildung. Leider wurde dem Kurfürsten die Hebung seines Landes durch die wilden Hnsitenkriege und durch Reichsgeschäfte erschwert. Als der Kaiser gegen die Husiten die ganze Reichsmacht aufbot, stellte er Friedrich I. als „den ersten Helden Deutschlands" an die Spitze. Aber kaum sah das deutsche Reichsheer die wildbegeisterten Husiten und hörte ihren tobenden Schlachtgesang, da lief es nach kurzem Widerstände auseinander. Die Husiten brachen darauf in die Mark ein, verwüsteten die Odergegend und belagerten die Stadt Bernau, nordöstlich von Berlin. Allein die Bürger dieser Stadt hielten sich so lange, bis ihnen Friedrichs Sohn zu Hilfe kam und sie befreite. Als Sigismund gestorben war, wollten viele Fürsten Friedrich I. zu dessen Nachfolger wählen; die Kurfürsten aber wählten ihn nicht, weil sie sein strenges Regiment fürchteten.
Friedrich Ii. (1440—1470), der zweite Sohn Friedrichs I., hieß wegen seiner zähen Ausdauer, mit welcher er seine Ziele, verfolgte, der Eiserne. Wie sein Vater mit Hilfe der Städte den Übermut der Adeligen gebrochen hatte, so demütigte er mit Hilfe der Adeligen die nach Unabhängigkeit strebenden Städte und baute in der Stadt Berlin-Köln an der Spree eine fürstliche Burg, wodurch Berlin der Herrschersitz der Kurfürsten von Brandenburg wurde. Friedrich erwarb die Lehnshoheit über die Altmark, welche bisher der Erzbischof von Magdeburg besessen hatte; durch Kauf brachte er Teile der Lausitz und von dem deutschen Ritterorden (1455) die Neumark wieder an Brandenburg. Dagegen konnte er Pommern, dessen Herzog kinderlos starb und das nach einem Erbvertrage jetzt an Brandenburg fallen mußte, nicht gewinnen, obwohl er dieserhalb
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Konstanz Sternberg Bernau Berlin Berlin-Köln Spree Brandenburg Altmark Magdeburg Brandenburg Pommern Brandenburg
168 Die Neuzeit.
verstorbenen Herzogs von Kleve, mit Erbansprüchen auf. Da der Kaiser, der das Land nicht in die Hände eines evangelischen Fürsten geraten lassen wollte, Miene machte, es zu besetzen, verständigten sich Johann Sigismund und der Pfalzgraf, das ganze Land einstweilen gemeinschaftlich in Besitz zu nehmen. Zugleich wandten sie sich um Hilfe gegen den Kaiser und die Liga an die Union, an Holland, England und Frankreich. Heinrich Iv., der die drohende Übermacht des Hauses Habsburg zu brechen wünschte, sagte gern seine Hilfe zu und rüstete bereits ein großes Heer, als der Dolch des Mörders (S. 167) alle seine großen Pläne vereitelte. Das änderte die Lage; Union und Liga, die schon miteinander handgemein geworden waren, vertrugen sich, und der drohende europäische Krieg schien vorläufig noch einmal wieder abgewendet zu sein.
Da entzweiten sich Johann Sigismund und der Pfalzgraf; letzterer trat, um die Hilfe der Liga zu gewinnen, zur katholischen Kirche über, heiratete eine Schwester Maximilians und ward Mitglied der Liga. Der größte Teil der Einwohner in den Kleveschen Ländern war dem reformierten Bekenntnisse zugethan. In Brandenburg dagegen waren die Reformierten kaum geduldet und von allen Ämtern ausgeschlossen; allmählich aber hatte die reformierte Lehre am Hofe Eingang gefunden, der Bruder des Kurfürsten trat öffentlich über; auch Johann Sigismund hing ihr im Herzen an. Hauptsächlich aus Rücksicht aus seine neuen Unterthanen in Kleve bekannte er jetzt seinen Glauben
1613 und trat öffentlich zum reformierten Bekenntnisse über, dem er, wie er sagte, schon seit acht Jahren zugethan war. Dieser Übertritt erregte bei den Lutheranern in Brandenburg und Preußen große Erbitterung, in Berlin sogar einen öffentlichen Aufstand, der mit Waffengewalt unterdrückt werden mußte. Durch diesen Übertritt erwarb sich Johann Sigismund die Hilfe der Holländer und Engländer. Doch bevor es zum Kriege um Kleve kam, schlossen der Kurfürst und
1614 der Pfalzgraf 1614 den Vertrag von Xanten am Rhein, in welchem Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, Kleve, Mark und
1618 Ravensberg an Brandenburg sielen. 1618 starb auch der Herzog Albrecht Friedrich, und nun wurde auch Preußen mit Brandenburg vereinigt. (S. 183.)
2) Der Krieg in Böhmen und in der Wfatz.
Den Böhmen waren vom Kaiser Rudolf durch den Majestätsbrief gleiche Rechte mit den Katholiken gewährt; als nun aber unter Kaiser Matthias eilte neu erbaute evangelische Kirche in Böhmen niedergerissen und eine andere geschlossen wurde, kam es zum Auf-
1618 stand. Bewaffnete Scharen drangen unter dem Grafen Thnrn auf das Schloß zu Prag, stellten die kaiserlichen Räte zur Rede und warfen zwei derselben nebst ihrem Schreiber zum Fenster hinaus.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sigismund Johann Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Johann_Sigismund Johann Maximilians Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund Johann Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Rudolf Rudolf Matthias
Extrahierte Ortsnamen: Kleve Holland England Frankreich Maximilians Brandenburg Kleve Brandenburg Berlin Xanten_am_Rhein Kleve Brandenburg
96
unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit.
3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben
befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen.
7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der
Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte
tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten
928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab.
5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Metz Heinrichs Heinrichs
und arbeiten" war sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die
sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkmpft hatten und von der
Landeshoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, beson-
ders die Doppelstadt Berlin-Klln an der Spree. Sie verschlo
ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Brger gegen den Rat
drang Friedrich auf den Hilfernf
des letzteren in der Verwirrung mit
600 Reitern indie Stadt und trieb
die Emprer zu Paaren. Er lie
sich die Schlssel der Thore aus-
liefern, strzte den Roland, das Sinn- ty | -
bild des Blutbannes oder Rechtes
der Leben und Tod, und erbante
nach einem zweiten Aufstande an der
Spree zwischen den beiden Stdten
Berlin und Klln die Frstenburg,
auf deren Stelle sich heute das alte
knigliche Schlo erhebt. Dieselbe '
bezog er 1451 und machte damit uo Kiedrich Ii
Berlin zur Residenz des Kur- Nach Cernitws und Brkner.
frstentums.
2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel in der Mark in blen Ruf gekommen. Was man irgendwo vermisse, das msse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, grndete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frmmigkeit, Sittenreinheit und edles Familienleben gefrdert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blhender Jugend hinweggerafft hatte, bergab er die Regierung seinem Bruder Alb recht, nahm mit Thrnen Abschied von den mrkischen Stnden und starb schon im nchsten Jahre ans der Plassenburg in Franken.
3. Albrecht Achilles, der gln-zende Vertreter des Rittertums.
Er war einer der khnsten und Pracht-liebendsten Ritter seiner Zeit; daher
sein Beiname. Turniere, Fehden und 7
Prunkvolle Feste waren seine Lebens- i
lust. Die Mark lie er durch seinen Wjf
Sohn Johann, den spteren Kur-
srsten, verwalten, und wenn er einmal
dahin kam, war es meist, um Geld zu u ^
holen. Durch seinen Stolz verletzte er 7 \
den Adel und die Brger. Bei einem /x
Feste, das ihm die Stadt Berlin gab, " ^Www. v
liefe et beten Sberttetet unbeachtet Zwrecht Achills........
am Kamme stehen. Da die Matket . Sch-.nck und Mwnet.
Polack, Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 11
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Roland Friedrich Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Doppelstadt_Berlin-Klln Berlin Frstenburg Berlin Cernitws Brandenburg Plassenburg Berlin