64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
15
Reichstag von Worms 1521. Seine politischen Be-1521
fchlüsfe: Einsetzung des Reichsregiments in Nürnberg zur Stellver-
tretung des oft abwesenden Königs, Herstellung des Kammerge-
richts, Kriegsordnung, Reichsmatrikel; die kirchlichen: das
Wormser Edict. Luther, der zweimal vor Kaiser und Reich
aufgetreten war, mit feinem Anhang in die Acht erklärt, aber
auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Von dort, wo er das
Neue Testament verdeutschte (bis 1534 die ganze heil. Schrift),
kehrt er zum Kmnpf gegen Karlstadts bilderstürmerifchen Unfug
und die Verirrungen der Zwickauer „Propheten" im Frühjahr
1522 nach Wittenberg zurück. "22
b. Die Reichsfürsten und die Reformation: Unter
den Fürsten erklärten sich endlich dafür: der Kurfürst von Sach-
sen (1525 — 1532 Friedrichs Bruder Johann der Beständige);
Philipp der Großmüthige, Landgraf von Hessen (feit 1526 das
Land protestantisch); die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg
und von Mecklenburg; der Fürst von Anhalt; die Grafen von
Mansfeld; der Herzog des seit 1525 säcularisierten und von
Polen lehnsabhängigen Ordenslandes Preußen Albrecht von
Brandenburg. Das Tor g au er (oder Gothaer) Bündniß. Da-1526
gegen außer den geistlichen Fürsten vor allen in Süddeutschland
die Herzöge von Baiern, in Norddeutschland Herzog Georg von
Sachsen.
e. Scheitern der Plane des Adels: Franz von Sickingen
nach einem unglücklichen Einfall in Frankreich als Karls Feldhaupt-
mann gegen diesen verstimmt, ging eigemnächtig vor. Rittertag
zu Landau 1522 unter Theilnahme der rheinischen, fränkischen,
schwäbischen Ritterschaft. Sickingens rechtlose Fehde gegen Kur-
Trier, vielleicht mit der Absicht, das Erzstift zu sücnlarisieren,1522
scheitert an der gut vertheidigten Stadt und der Gegenunternehmung
des Landgrafen Philipp und des Kurfürsten von der Pfalz.
Offensive dieser Fürsten und des Kurfürsten von Trier gegen ,
Sickingen; dessen Tod auf der belagerten Burg Landstuhl. Rache
der Fürsten an der verbündeten Ritterschaft. Bald darauf starb1523
Hutten flüchtig und bettelarm auf der Insel Ufnau im Züricher See.
ä. Die Städte und die Reformation: Namentlich die
reichsfreien oberdeutschen Städte, wie Nürnberg, Straßburg, (förm-
lich erst 1534) Ulm, in Niederdeutschland am frühesten Magdeburg,
dann die drei Hanfastädte Bremen, Hamburg und Lübeck, auch
Braunschweig, Nordhaufen u. a. traten bis 1530 auf die Seite
der Reformation, meist unter heftigen innern Kämpfen der Bürger-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Johann Philipp_der_Großmüthige Philipp Albrecht_von
Brandenburg Albrecht Georg_von
Sachsen Franz_von_Sickingen Franz Karls Philipp Philipp
45
Prag erobert — die Kaiserlichen in Norddeutschland bis nach
Holstein (ihre Niederlage bei Wittstock in der Mark 1636 durch
Banör). Auf dem südwestdeutschen Kriegsschauplatz nach Bern-
hards Tod: Niederlage der Franzosen bei Tuttlingen 1643
(Johann von Werth), ihr Sieg unter Condä und Turenne bei
Allerheim (in Baiern) 1645; mit den Schweden gegenbaiern
bei Susmarshausen (bei Augsburg) 1647.
4. Friedensverhandlungen und Friedensschluß.
Der thatsächliche Friedenszustand zwischen den meisten Reichs-
ständen intb dem Kaiser schon seit 1635, führte bald zu dem
Wunsche auch nach rechtlicher Feststellung. Die Einleitungen
dazu waren bereits auf dein Augsburger Reichstag 1641 ge-
troffen, die wirkliche Eröffnung der Verhandlungen erst seit 1643
zu Münster mit Frankreich, zu Osnabrück mit Schweden.
Der Westfälische Friede 1648.
A. In Lem auf das Reich.
N. P o l it is ch e H au p t b e d i N gu N g e u: Die früheren Glieder,
Schweiz und Niederlande, nun auch de iure vom Reiche
getrennt, die letztere:! auch von Spanien in ihrer Unabhängigkeit
anerkannt und durch die sogenannten Generalitätslande vergrößert;
■—- das Reich, das als solches unter den friedenschließenden
Mächten nicht einmal genannt wird, hört in seinem alten
Bestand auf zu existieren, indem die Reichsstände ste ckroit de
souveraineté^ erhalten. —
Kurpfalz wird, aber nur in den Grenzen der Rheinpfalz,
hergestellt und erhält eine achte Kurwürde. Baiern behielt die
Kurwürde, die Oberpfalz. Kur-Sachsen behielt die Lausitz
und das Directorium der evangelischen Stände. •—
Brandenburg (der große Kurfürst seit 1640, ein wesent-
licher Förderer des Friedenswerkes) erhielt von dem ihm recht-
mäßig zugehörigen Pommern nur Hinterpommern theilweise, statt
Vorponnnern die (damals nicht als entsprechender Ersatz geltenden*)
*) Namentlich wegen der geographischen Verbindung Vorpommerns mit
den Marken, die weit enger und wichtiger war als die Magdeburgs und
Hatberstadts mit der Alt- und Mittelmark; dann weil der große Kurfürst den
Weg zur Gründung einer Seemacht suchte, Hinterpommern aber nur einen un-
bedeutenden Hasenplatz (Colberg) ohne einen dahinter gelegenen größeren Fluß
besaß.
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Werth Johann
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
* ** 87
von Otto, dem Sohn Ludwigs des Bayern, durch Kauf erwor-
den 1373. Brandenburg luxemburgisch bis 1415. — *373
b. Sein Wirken im Reiche gieng wesentlich aus die
Erhaltung des Friedens in einer Zeit, wo die kaiserliche Macht
geschwächt und noch besondere Rothstünde (der „schwarze Tod"
1348; die Flagellanten) das Volk drückten. — Erneurung der
Landfriedensordnungen. — Karls erste Romfahrt
1354—55. Krönung mit der Lombarden- und Kaiserkrone nach 1354
der kurzen Episode des Tribunen Cola di Rienzo (1347—1354).
— Sein zweiter Zug nach Italien 1368 führte nur zu Geld- i368
erpressungen.
Das Reichsgesetz der goldnen Bulle 1356 Karls Haupt- 1356
werk für das Reich; eine Weiterentwicklung der Beschlüsse von
Rense 1338: 1. Feststellung der in Frankfurt a. M. zu voll-
ziehenden Kaiserwahl durch die Mehrheit der sieben gleichfalls
normierten Kurskimmen (Mainz, Trier, Köln; — Böhmen, Pfalz, -
Sachsen-Wittenberg, Brandenburg); — 2. Bevorzugte Stellung -
der Kurfürsten vor den übrigen Reichsfürsten: Untheilbarkeit der >
Kurlande, Ueberweisung gewisser Hoheitsrechte (Regalien), privi- •
legium de non evocando s. appellando. Mitwirkung bei dem ’
Reichsregiment; Hochverrath an den Kurfürsten als Masestäts- ■
verbrechen bestraft; Zurücksetzung der Städte.
*
1
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Extrahierte Personennamen: Otto Ludwigs_des_Bayern Ludwigs Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Karls Italien Karls Frankfurt_a._M. Mainz Trier Sachsen-Wittenberg Brandenburg
65
Mutter Judith eine Tochter Heinrichs des Schwarzen). Heinrich
der Löwe erhalt auch Bayern zurück; die Mark Oesterreich als
Herzogthum an Heinrichjasomirgott l 156. Zurückeroberung 1126
und Sicherstellung des unter Konrad Iii vom Reiche abgefallenen
Burgund; Demüthigung Polens 1157; Erhebung des Böhmen-
Herzogs zum König; der Dänenkönig Waldemar Friedrichs Lehns- .
mann. Seine Strenge gegen Landfriedensbrecher. —
b. Friedrichs Römerzüge: Italien fast unabhängig vom *>#***
deutschen Reiche. Großartige Entwicklung des Städtelebens. Mai-
lands Uebergewicht über die lombardischen Städte (Lodi, Como).
Friedrichs Streben, vor allem die kaiserliche Macht in Italien
wieder zu befestigen, die Quelle auch der Zerwürfnisse mit Rom,
mit dem der Kaiser selbst in Frieden zu leben suchte (orbsm
urbi). — Friedrich verschiebt auf der e r sie n R 0 mfa h r t (1154— 1151-1155
1155) den Angriff gegen Mailand; Tortonas Fall. Seine Kaiser-
krönung durch Hadrian Iv, nachdem er den Volkstribunen
Arnold von Brescia und dessen radikale Plane preisgegeben. —’ ’
Zerwürfnisse mit der Kirche auf dem Reichstage zu Besangon
(der Kardinal Roland und der Kanzler Rainald von Dassel,
Erzbischof von Köln, der erste Staatsmann im damaligen Deutsch-
land). Friedrichs zweiter Römerzug 1158—1162. Achts- 1158-1162
erklärung gegen Mailand; demüthigende Capitulation der Stadt.
Die Beschlüsse des roncalischen Reichstages; Feststellung der Ma-
jestätsrechte des Kaisers unter dcni Einfluß des römischen Rechts.
Widerstand Mailands und der lombardischen Städte im Bunde
1167
mit dem Pabst (seit 1159 der kräftige Alexander Iii ; Friedrichs Gegen-^»Z^
päbste) und den Normannen. Uebergabe und Zerstörung Mailands.—
Der dritte und vierte Zug (1166 — 1168) des Kaisers nach neo-nes *
Italien erfolglos. Verheerende Pest in Rom; Friedrichs Flucht tf-a;
und Lebensgefahr. Stiftung des lombardischen Städt
bundes unter der Führung des wiedererstandenen Mailands 1167 ;
Gründung Alessandrias. — Üeach siebenjährigem Aufenthalt Fried-
richs in Deutschland (Erbschaft des alten Herzogs Welf) allmäh-
liche Umwandlung des guten Einvernehmens zwischen dem Kaiser
und Heinrich dem Löwen. —
Auf dem fünften Römerzug 1174—1177 vergebliche Be-
lagerung Alessandrias; Abfall Heinrichs des Löwen in Parten-
kirchen (wohl nicht in Chiavenna). Des Kaisers Niederlage bei
Legnano 1176. Sein Vertrag mit Alexander Iii zu Venedig
1177. Friede zu Kostnitz 1183: Fortdauer der kaiserlichen Ober-1177 ». rnr
1174—1177
1176
Herbst, historisches Hmfsbuch Ii.
j
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Extrahierte Personennamen: Judith Heinrichs Heinrichs Heinrich Konrad_Iii Konrad Waldemar_Friedrichs Friedrichs Friedrichs_Römerzüge Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Arnold_von_Brescia Roland Rainald_von_Dassel Friedrichs Alexander_Iii Alexander Friedrichs Friedrichs Welf) Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrichs Alexander_Iii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Burgund Polens Italien Italien Rom Mailand Friedrichs Mailand Mailands Friedrichs Mailands Italien Rom Friedrichs Mailands Deutschland Chiavenna Legnano
13
setzen für die Verwirklichung ihrer politisch-sozialen sowie ihrer kirchlichen Reformgedanken ihre Hoffnung auf den jungen König. Mit Luther und der Reformation knüpft eine Partei des Adels, deren Wortführer Hutten, deren Schwert Sickingen war, Verbindungen an. Ihre Idee war eine deutsche Nationalkirche mit Karls Hilfe oder mit revolutionären Mitteln. Im Geiste dieser Bewegung wirken Luthers gleichzeitige Schriften „An den christlichen Adel deutscher Nation: von des christlichen Standes Besserung“ und „de captivitate 1520 Babylonica ecclesiae praeludium“ — die eigentliche Lossagung von Rom. Daran schlofs sich die Verbrennung der Bannbulle in Wittenberg.
Karl V. (1520—1556), im Oktober in Aachen gekrönt, erscheint, wenn auch keineswegs für die Pläne der Reichsritterschaft oder für die Reformation, so doch durch Erasmus Einflufs und aus Rücksicht gegen Friedrich den Weisen mild gegen Luther gestimmt, auf dem Reichstage von Worms 1521.
Hier wurde auf politischem Gebiete beschlossen: die Einsetzung des Reichsregiments in Nürnberg zur Stellvertretung des oft 1521 abwesenden Königs, die Herstellung des Kammergerichts, eine Kriegsordnung und Reichsmatrikel; auf kirchlichem das Wormser Edikt. Luther lehnt vor Kaiser und Reich den ihm angesonnenen Widerruf ab, wird mit seinem Anhang in die Acht erklärt, aber auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Von dort, wo er das Neue Testament verdeutschte (bis 1534 die ganze heil. Schrift), kehrt er zum Kampfe gegen Karlstadts bilderstürmerischen Unfug und die Verirrungen derzwickauer „Propheten“ im Frühjahre 1522 nach Wittenberg zurück.
b. Die Reichs fürsten und die Reformation. Unter den 1522 Fürsten erklärten sich endlich dafür: der Kurfürst von
Sachsen (1525—1532 Friedrichs Bruder Johann der Beständige); Philipp der Grofsmütige, Landgraf von Hessen (seit 1526 das Land protestantisch); die Herzöge von Braun-schweig-Lüneburg und von Mecklenburg; der Fürst von Anhalt; die Grafen von Mansfeld; der Herzog des seit 1525 säkularisierten und von Polen lehnsabhängigen Ordenslandes Preußen, Albrecht von Brandenburg. Diese Stände schliefsen das Torgauer (oder Gothaer) Bündnis. — Dagegen erklären sich aufser den geistlichen Fürsten vor allen in Süddeutsch-
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Friedrichs_Bruder_Johann Friedrichs Johann Philipp Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
1716
1718
1718
1733— 1735
Europäische Ereignisse zwischen dem spanischen Erbfolgekriege und dem Regierungsantritt Friedrichs d. Gr.
1. Die Anerkennung der s. g. pragmatischen Sanktion von 1713, die, im Falle der Mannsstamm aussterbe, den Töchtern des Kaisers die Erbfolge in den habsburgischen Ländern sichern sollte, war die Hauptfrage der österreichischen Politik unter Karl Vi. Besonders durch des Prinzen Eugen (f 1736) Geschick und Friedrich Wilhelms I. Mitwirkung wurde sie im Reiche (aufser bei den Kurfürsten von Bayern und Sachsen), sowie fast überall in Europa zur Anerkennung gebracht.
2. Der im Bunde mit Venedig (dem von den Osmanen 1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türkenkrieg 1716—1718 führte Österreich unter des Prinzen Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716, Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passarowitz 1718 zum Besitz des Banats, eines Teils von Serbien mit Belgrad, von Kroatien, Bosnien und der Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
3. Die Friedensstörung Spaniens, das während des Türkenkrieges 1717 Sardinien, 1718 Sizilien angriff, führte 1718 zur Quadrupel-Allianz, d. h. einem zur Aufrechterhaitang des Utrechter Friedens geschlossenen Bündnis des Kaisers, Englands, Frankreichs, Hollands. Sizilien wird mit Sardinien vertauscht. Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares, erhält die Anwartschaft auf die Herzogtümer Parma und Piacenza, sowie auf Toskana, auf welche seine Mutter Erbansprüche hatte.
4. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 begann nach dem Tode Augusts H. von Polen zwischen dem Kaiser, dem Reiche und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii. von Sachsen auftraten, einerseits, — Frankreich, Spanien und Sardinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten Stanislaus Lesczinski (Schwiegervater Ludwigs Xv. von Frankreich) kämpften, andererseits. Der Schauplatz dieses fast ereignislosen, für den an tüchtigen Truppen und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges lag am Rhein und in Italien; die greisen
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