Neuere Geschichte. 55
5. Der Abfall der Niederlande.
Philipp ü. verläßt die Niederlande, läßt seine Halbschwester Margarethe von Parma als Statthalterin und den Bischof Granvella als ihren Ratgeber zurück.
Granvella, zum Erzbischof von Mecheln und zum Kardinal erhoben, beleidigt durch seinen Stolz den niederländischen Adel, an dessen Spitze Wilhelm, Graf von Nassau-Oranien, Lamoral, Graf von Egmont, und der Graf von Hoorn stehen. Diese weigern sich, mit Granvella an den Sitzungen des Staatsrats teil zu nehmen, worauf er abberufen wird.
Verschärfte Strenge gegen die Protestanten, die Verkündigung der Beschlüsse des tridentinischen Konzils und die Einführung der spanischen Inquisition veranlassen den
„ Compromiß von Breda.
Überreichung einer Bittschrift an die Statthalterin in Brüssel. Der Parteiname Geusen. Der Protestantismus breitet sich weiter aus. Aufstand des Pöbels. Bilderstürmerei und Plünderung der Kirchen. Die Statthalterin schließt mit den Geusen einen Vertrag ab, worin die Aufhebung der Inquisition und Verzeihung des Vorgefallenen bewilligt wird. Der König bestätigt den Vertrag nicht, schickt vielmehr
den Herzog von Alba mit einem Heere nach den Niederlanden.
Alba läßt durch den von ihm eingesetzten Rat der Unruhen (Blutrat) Egmont, Hoorn und viele andere zu Brüssel hinrichten.
Wilhelm von Dramen, der in Deutschland ein Heer geworben, vertreibt, unterstützt von den Wassergeusen, die Spanier aus den nördlichen Provinzen, und diese wählen ihn zum königlichen Statthalter.
Alba wird auf seinen eigenen Antrag zurückgerufen und Requesens tritt an seine Stelle.
Requesens siegt auf der Mooker Heide (bei Nymwegen) über Ludwig und Heinrich von Nassau, welche beide fallen, belagert jedoch vergebens die Stadt Leyden.
Requesens stirbt, Don Juan d'austria sein Nachfolger bis 1578.
Alexander Farnese v. Parma, Sohn der Margarethe v. Parma. Dieser verspricht, den Niederländern ihre alten Freiheiten zurückzugeben, besteht aber auf Wiederherstellung der katholischen Religion. Die südlichen Provinzen schließen sich an ihn an, dagegen verbinden sich die nördlichen auf Oraniens Antrieb
in der Utrecht er Union zur Herstellung der alten politischen und Gewinnung der religiösen Freiheit.
Wilhelm von Oranien wird von Philipp ü. geächtet; die nördlichen Provinzen sagen sich daher gänzlich von
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Extrahierte Personennamen: Philipp_ü. Philipp Margarethe_von_Parma Granvella Granvella Wilhelm Graf_von_Nassau-Oranien Granvella Wilhelm Ludwig Ludwig Heinrich_von_Nassau Heinrich Alexander_Farnese Alexander Margarethe_v Wilhelm Philipp_ü. Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Niederlande Mecheln Breda Brüssel Deutschland Parma
Q2 Neuere Geschichte.
5. Brandenburg erhält den größten Teil von Hinterpommern und zur Entschädigung für Vorpommern die Bistümer Halberstadt, Minden, Kamin und das Erzbistum Magdeburg.
6. Hessen erhält"die Abtei Hersfeld,
7. Mecklenburg die Bistümer Schwerin und Ratzeburg.
8. Die Unabhängigkeit der Schweiz und der vereinigten Niederlande wird anerkannt.
B. Kirchliche.
Das Jahr 1624 wird als Normaljahr angenommen, so daß die nach dem 1. Januar 1624 säkularisierten Güter an die Katholiken zurückgegeben werden müssen. Der Augsburger.religionsfriede" wird auf die Reformierten ausgedehnt. Das Reichskammergericht soll zur Hälfte aus katholischen, zur Hälfte aus protestantischen Mitgliedern zusammengesetzt werden.
8. England unter den beiden ersten Stuarts, 1603—1649.
1603—1625 Jakab I., Sohn der Maria Stuart.
1605 Pulverschwörung.
1625—1649 Karl I., Sohn Jakobs I., vermählt mit Henriette,
Tochter Heinrichs Iv. von Frankreich.
Der Minister Buckingham. Streit mit dem Parlamente. Nachdem der König dasselbe dreimal 'aufgelöst, regiert er 11 Jahre ohne Parlament. Langes Parlament. Dasselbe läßt die Minister Strafford und Laud hinrichten. Krieg zwischen dem königlichen und dem Parlamentsheere. Die Königlichen werden bei Marston -
moor und Naseby durch Oliver Cromwell geschlagen. Flucht des Königs zu den Schotten, welche ihn an das Parlament ausliefern Auf Cromwells Betreiben werden die Presbyterianer aus dem Parlamente verjagt, daher nun Rumpfparlament.
1649 Karl I. durch das Rumpfparlament zum Tode verurteilt und (30. Jan.) hingerichtet. England wird Republik.
Zweite Periode.
Vom westfälischen Frieden bis zum Anfang der ersten französischen Revolution, 1648—1789.
1. vom wenfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs vcs Großen,
1648-1740.
a. England.
1649—1660 England als Republik.
1649 — 1653 Das Unterhaus und ein Staatsrat an der Spitze derselben.
Cromwell unterwirft nach blutigem Kampfe Irland und Schottland, löst das Rumpfparlament und zwei von ihm selbst gebildete auf und regiert von
1653—1658 als Lord-Protektor.
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o2
Neuere Geschichte.
aufgestellt, in denen zwar der Primat geleugnet, aber die übrigen Einrichtungen der katholischen Kirche beibehalten werden. — Nachdem sich Heinrich Viii. von seiner ersten Gemahlin getrennt, vermählt er sich noch fünfmal: mit Anna Boleyn (hingerichtet), Johanna Seymour (gestorben nach der Geburt Eduards Vi.), Anna von Kleve (geschieden), Katharina Howard (hingerichtet), Katharina Parr (welche den König überlebt).
1547—1553 Eduard Vi. Während seiner Minderjährigkeit führt zuerst sein Oheim, der Herzog von Sommerset, dann der zum Herzog von Northumberland ernannte Graf Warwyk die Regierung. — Cranmer, Erzbischof von Canterbury, führt die Reformation weiter, setzt an die Stelle der 6 Artikel 42, die im Sinne der deutschen Reformation verfaßt sind. — Eduard bestimmt Johanna Gray, eine Urenkelin Heinrichs Vii., vermählt mit dem Sohne Northumberlands Guilford Dudley, zu seiner Nachfolgerin?) Nach seinem Tode wird jedoch seine Schwester Maria allgemein als Königin anerkannt, Northumberland und das junge Königspaar hingerichtet.
1553-1558 Maria, Tochter Heinrichs Viii. und der Katharina von Aragonien. Sie vermählt sich mit Philipp Ii. von Spanien und sucht die katholische Lehre im Lande wieder zur Geltung zu bringen. Der Erzbischof Cranmer und viele andere angesehene Protestanten sterben auf dem Blutgerüste.
Calais geht an Frankreich verloren
1558-1603 Elisabeth, Tochter der Anna Boleyn. @te nimmt das durch Marias Regierung unterbrochene Resormatwns-werk wieder auf. Die Hauptsätze des Glaubens werden durch eine Versammlung von Geistlichen in 39 Artikel zusammengefaßt, in denen die Messe, Beichte und der Cölibat für aufgehoben erklärt und die Kömgm als
*) Heinrich Vii.
" ' Heinrich Viii' Margaretha, Gem. Maria, Gem.
Jakob Iv. von Karl. Herz. v.
Schottl. (aus dem Suffolk.
Hause Stuart).
Maria^ Elisabeth. Eduard Vi. Jakob V. Franziska,
Gem. Heinncy Gray, Herz. v. Suffolk.
Maria. Johanna Gray,
Gem. Guilford Dndley.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Viii Heinrich Anna_Boleyn Johanna_Seymour_( Eduards_Vi Eduards Anna_von_Kleve Katharina_Howard Katharina_Parr Eduard_Vi Eduard Graf_Warwyk von_Canterbury Eduard Eduard Johanna_Gray Heinrichs Heinrichs Maria Maria Maria Maria Heinrichs Heinrichs Katharina_von_Aragonien Philipp_Ii Philipp Anna_Boleyn Marias Heinrich Vii Heinrich Heinrich_Viii' Margaretha Heinrich Maria Maria Jakob_Iv Maria^_Elisabeth Eduard_Vi Eduard Jakob_V. Franziska Heinncy_Gray Maria Maria Johanna Gray Guilford_Dndley
Extrahierte Ortsnamen: Northumberland Northumberland Spanien Frankreich Marias Suffolk Suffolk
Neuere Geschichte. 53
kirchliches Oberhaupt anerkannt wird. Die Anhänger dieser Glaubensartikel nannten sich Episkopalen, weil die Oberleitung der Kirche Bischöfen übergeben wurde. Ihnen standen gegenüber die Presbyterianer oder Puritaner, welche selbstgewählte Älteste an die Spitze der Kirchenleitung stellten und Reinheit der Kirche von allen späteren Zusätzen verlangten. Von diesen schieden sich später die Independenten, welche keine geschlossene kirchliche Gemeinschaft anerkannten, sondern jede recht geordnete Kirchengemeinde für eine wahre, vollkommene Kirche, unabhängig von allen andern Kirchen, erklärten.
1587 Hinrichtung der Königin Maria Stuart.
Maria Stuart, Tochter Jakobs V. von Schottland, durch ihre Großmutter Margaretha Urenkelin Heinrichs Vii. von England, zuerst vermählt mit Franz Ii. von Frankreich, nimmt nach dem Tode der Königin Maria den Titel Königin von England an. Nach dem Tode ihres Gemahls und ihrer Mutter übernimmt sie die Regierung in Schottland, gerät in Streit mit den schottischen Protestanten, an deren Spitze John Knox, heiratet ihren Vetter Darnley, der ihren Günstling Rizzio ermorden läßt und dann selbst von Bothwell ermordet wird. Maria heiratet gleich daraus den Mörder Bothwell. Aufstand der Schotten. Maria gefangen genommen, ihr einjähriger Sohn Jakob als König anerkannt. Maria entflieht nach England (1568). Hier wird sie bis 1587 gefangen gehalten und endlich~ in Fortherinbhay als Verschwörerin gegen das Leben Elisabeths hingerichtet.
1588 Vernichtung der spanischen Armada unter dem Herzoge
von Medina Sidonia. Franz Drake verbrennt darauf eine spanische Flotte im Hafen von Cadix.
Unter der Regierung Elisabeths umschiffte Franz Drake auch die Erde; in Nordamerika wurde die englische Kolonie Virginien und in Asien die ostindische Compagnie gegründet.
4. Die Religionskriege in Frankreich.
Auf Franz I. war 1547 sein Sohn Heinrich Ii. gefolgt, welcher 1559 an einer im Turnier erhaltenen Wunde starb. Ihm folgen nach einander feine 3 Söhne:
1559-1560 Franz Ii.
1560—1574 Karl Ix.
1574-1589 Heinrich Iii.
Schon unter Franz I. hatte Calvins Lehre von Genf her tn Frankreich Eingang gefunden und war unter Heinrich Ii. und Franz Ii. immer weiter verbreitet worden. An der Spitze der Reformierten (Hugenotten) stand das Haus Bourbon. Die Häupter dieses Hauses waren
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Extrahierte Personennamen: Maria_Stuart Maria Maria_Stuart Maria Jakobs_V._von_Schottland Margaretha_Urenkelin_Heinrichs Heinrichs Franz_Ii Franz Maria John_Knox Vetter_Darnley Günstling_Rizzio Maria Maria Maria Jakob Maria Franz_Drake Franz Cadix Franz_Drake Franz Franz_I. Heinrich_Ii Heinrich Franz_Ii Franz Karl_Ix Karl Heinrich_Iii Heinrich Franz_I. Calvins Heinrich_Ii Heinrich Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Königin_Maria England Schottland England Fortherinbhay Medina_Sidonia Nordamerika Asien Frankreich Frankreich Haus_Bourbon
Neuere Geschichte. 57
7. Der dreißigjährige Krieg, 1618—1648.
1. Periode. Der böhmisch-pfälzische Krieg, 1618—1623.
Als die protestantischen Einwohner der Orte Klostergrab und Braunau, gestützt auf den Majestätsbrief, Kirchen erbauen, erklären der Erzbischof von Prag, unter welchem Klostergrab stand, und der Abt von Braunau, welchem Braunau gehörte, die Städte hätten hierzu kein Recht, sondern nur die Stände. Der Kaiser befiehlt hierauf die Einstellung des Baues, gleichwohl setzen die Protestanten denselben fort. Nun läßt der Erzbischof von Prag die Kirche zu Klostergrab niederreißen und die zu Braunau schließen. Auf die Kunde hiervon berufen die protestantischen Defensoren die protestantischen Stände zu einer Versammlung in Prag. Hier wird eine Beschwerdeschrift an den Kaiser aufgesetzt und zugleich eine neue Zusammenkunft verabredet, um die Antwort des Kaisers zu vernehmen. Ein kaiserliches Schreiben an die Statthalter zu Prag enthält jedoch keine Antwort auf die Beschwerdeschrift der Stände, sondern befiehlt diesen nur, ihre Versammlung aufzulösen und sich ruhig zu verhalten. Nun verbreitet sich das Gerücht, der Kaiser wisse gar nichts von der Antwort, sie sei zu Prag von den kaiserlichen Statthaltern abgefaßt worden. In Folge dessen dringen am
23. Mai 1618 Abgeordnete der protestantischen Stände unter dem Grafen Matthias von Thurn, bewaffnet und in zahlreicher Begleitung, in das Schloß zu Prag; sie verlangen zu wissen, ob einer von den Räten Anteil an der Abfassung des kaiserlichen Schreibens habe, und werfen nach kurzem Wortwechsel die Herren Martinitz und Slawata nebst ihrem Geheimschreiber Fabricius durch die Fenster hinab in den Schloßgraben. Hierauf setzen die Stände eine Regierung von 30 Direktoren ein, vertreiben die Jesuiten und stellen unter dem Grafen von Thurn eine bewaffnete Macht auf. Die Union sendet Hilfe unter dem Grafen Ernst von Mansfeld. Die kaiserlichen Truppen, welche in Böhmen einrücken, werden von Mansfeld und Thurn geschlagen,
1619 Kaiser Matthias stirbt unter Verhandlungen mit den Aufständischen. Graf Thurn vor Wien. Erzherzog Ferdinand, durch seinen Mut und die Ankunft des Kürassierregiments Dampierre gerettet, geht nach Frankfurt, wo er zum Kaiser gewählt wird. Die Böhmen dagegen wählen den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union, zu ihrem König.
1619—1637 Ferdinand Ii.
Ferdinand verbindet sich mit Maximilian von Baiern, mit Spanien und dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen. Maximilian von Baiern geht mit dem Heere
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Extrahierte Personennamen: Matthias_von_Thurn Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Johann_Georg_von_Sachsen Johann Maximilian_von_Baiern Maximilian