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1. Neuere Geschichte - S. 41

1869 - Mainz : Kunze
41 Geographisches Bild der Scandinavischen Halbinsel. 2. Schwedischer Krieg 1630 — 1632. Aus Schwedens Vorgeschichte: Gustav Erichson Wasa (1523—1560) hatte zugleich Schweden von der dänischen Herrschaft befreit und somit die Calmarsche Union (von 1397) gesprengt, seine Dynastie erblich gemacht (1544) und die lutherische Reformation begründet. Seine Nachfolger eroberten zu dem längst erworbenen Finnland Theile von Esth- und Livland. Gustav Wasas Enkel Sigismund wird von Polen (seit 1572 völliges Wahlreich) 1587 zum König gewühlt, von Schweden aber nach dem Tod seines Vaters, da er katholisch war, als König nicht anerkannt, vielmehr sein Oheim Karl 1599 mit der Regentschaft, ■— die sich 1604 in das Königthum verwandelte — betraut. Im Kriege gegen Polen eroberte er auch die oben er- wähnten, in Sigismunds Besitz gebliebenen Ostseelünder. Ihm folgt sein Sohn Gustav Ii Adolf (1611—1632). Gustav Adolf ist geboren 1594 zu Stockholm vou einer deutschen Mutter, Prinzeß vou Holstein; früh reif und nt die Geschäfte eingeweiht, vielseitig ge- bildet, Kenner der beiden alten Sprachen, im völligen Besitz von fünf neueren (außer seiner Muttersprache des Deutschen, Holländischen, Französischen, Italie- nischen) bekannt auch mit der russischen und polnischen. Sein Gegner, der Kar- dinal Caraffa über ihn: Orwtavus rex cui parem Suecia nullum, Europa paucos dedit. Er erwarb von Rußland 1617 Jngermannland und Karelen, später im Waffenstillstand von Altmark 1629 bedeutende 1629 Ostseeplätze von Preußen und Polen, das Wallenstein durch ein Hülfscorps unter Arnim unterstützt hatte*) und Spanien durch einen Seekrieg an der Schwedischen Küste unterstützen wollte. Anfang der gemeinschaftlichen Politik Schwedens und Frankreichs (unter Richelieu), das zwischen Polen und Schweden vermittelt, um das letztere zum Kampfe gegen den Kaiser frei zu machen und diesen dadurch voll Italien, (dem Mantuanischen Erb- folgekrieg), und einem beabsichtigten Angriff gegen Frankreich ab- zuziehen. -— Drei Hauptgründe bestimmten Gustav Adolf Zum Eingreifen in den deutschen Krieg: das Interesse seiner Ver- wandten, der damals lioch vertriebenen Herzoge von Mecklenburg; sein Widerstand gegen des Kaisers Machterweiterung an der Ost- see, die Gefährdung des deutschen und nordischen Protestantismus. *) Die, c v ft e Hülfe sandte Ferdinand den Polen bereits 1627 unter dem Herzog von Holstein.

2. Neuere Geschichte - S. 65

1869 - Mainz : Kunze
65 Dort die mörderische, aber unentschiedene Schlacht bei Senefi6?4 (Condé gegen Oranien). Am Oberrhein Verwüstung der Pfalz durch Türenne, der bei Sinzheim (in Baden) siegt, bei Enzheim unentschieden1674 kämpft, bei S aßb ach (in Baden) füllt. 1075 Zwei Diversionen: a. zu Land zieht der Einfall der Schweden in die Marken den Kurfürsten vom Mittelrhein in feine Stammlande. Sein Sieg bei F ehr bellin 1675, Er- obernng von Schwedisch-Pommern. b. zur See: Abfall Messinas von Spanien. Des großen holländischen Seehelden de Ruyter Tod bei dieser Stadt; die 1670 französische Flotte unter Duquesne überlegen. Der Friede zu Nymwegen 1678 von Ludwig mit Holland und Spanien, 1619 mit Kaiser und Reich geschlossen, — beschleunigt durch ein Bündniß Hollands und Englands 1678. Holland hat keine Verluste; Spanien tritt die Franche Comté und bedeutende nieder- ländische Besitzungen ab, der Kaiser Freiburg im Breisgan gegen die Rückgabe von Philippsburg an das Reich. Lothringen bleibt den Friedensbedingungen zuwider in Ludwigs Händen. Brandenburgs Separatfriede:! zu St. Germain en Laye, 1679 in dem es, von seinen Verbündeten im Stich gelassen, das eroberte Schwedisch-Pommern zurückgiebt. — Iii. Krieg gegen die Alliierten von Augsburg 1688—1697. V 0 r b e r e i t e n d e E r e i g n i s s e: a. Ludwigs rechtlose chambres de réunions in Metz, Besancon und Breisach, von denen außer mehreren deutschen Reichsständen besonders Spanien, Holland und Schweden (dessen König Karl Xi von Pfalz-Zweibrücken) betroffen werden. b. Widerstandslose Uebergabe der von Kaiser und Reich im iesi Stich gelassenen Reichsstadt Straß bürg an Louvois. c. Kaiser Leopold, durch einen Ungarnausstand und einen 1682 wieder ausgebrochenen Türkenkrieg, den letzten Offensiv- krieg der Osmanen, beschäftigt, — Belagerung des von Stahremberg vertheidigten Wien durch den Großwesir Kara Mustafa, Rettung durch den Polenkönig Johann Svbieski und den Herzog Karl von Lothringen 1683 — schließt mit Ludwig 1083 zu Regensburg einen 20jährigen Waffenstillstand, nach welchem die bis 1681 vorgenommenen Reunionen provisorisch bei Frank- i68i reich bleiben sollen. H e r b st, historisches Hülfsbuch Iii, 5

3. Neuere Geschichte - S. 122

1869 - Mainz : Kunze
122 Diese in Verbindung mit anderen Beleidigungen (z. B. Nichtanzeige der Bildung des Rheinbundes u. a.) für Preußen Lu8u8 dölli. Von Schlesien (Hohenlohe) Westfalen-Hannover (Rüchel und Blücher) und vom Magdeburgischen (Braunschweig und Möllen- dorf) her vereinigten sich drei preußische Heere in Thüringen; Sachsen und Hessen-Cassel im Bunde mit dem sonst ganz isolierten Preußen. Drei französische und rheinbündische Heermassen, um etwa 57000 Mann überlegen, rücken, ohne vorhergegangene Kriegs- erklärung, aus Franken nördlich über den Thüringer Wald. Das il>. Oci. N^^ntgardegefecht bei Saalfeld (Tod des Prinzen Louis Ferdi- in Ocrnand von Preußen). Die vernichtende Doppelschlacht bei Jena und Vierzehnheiligen (Hohenlohe und Rüchel), bei Auer- städt (Brannschweig, zum Tod verwundet). Rückzug der aufgelösten Preußen nordwärts; Lossagung Sachsens von der preußischen Allianz*); allmähliche, meist schmachvolle Uebergabe der Festungen Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg, Hameln, Glogau, Brieg, Schweidnitz, Danzig, — glorreiche Ausnahme der traurigen Regel Kolberg mit Nettel- beck und Gneisenau. Am 27. Oktober Napoleons Einzug in Berlin; Flucht der Königsfamilie nach Königsberg und Memel; Hohenlohes Capitulation bei Prenzlau; Blüchers Capitulation in Lübeck nach heldcnmüthiger Gegenwehr. Eingreifen Rußlands in den Kampf gegen Frankreich; 50000 Russen unter Bennigsen mit 25000 Preußen unter Lestocq ml der Weichsel; andere russische Rüstungen bereiten sich vor. Die Fortschritte der Franzosen durch eine polnische Erhebung in Südpreußen unterstützt. Der Winterfeldzug zieht sich nach Ostpreußen; die unent- schiedene Schlacht bei Preußisch-Eilau Februar 1807; Sieg der Franzosen bei Friedland im Juni. Umschlag der russischen Politik; Zusammenkunft der beiden Kaiser auf dem Memel; Friede zu Tilsit im Juli 1807. Hauptbedingungen: Abtretung der westlich der Elbe gelegenen preußischen Landestheile, aller seit 1772 erworbenen polnischen Territorien (diese als Kroßherzogthum Warschau an Sachsen), Danzigs als Freistadt; Anerkennung der Napoleoniden auf den *) Im Dezember 1806 Separatfrieden Napoleons mit Sachsen, dessen Kur- fürst den Königstitel annimmt.

4. Neuere Geschichte - S. 87

1869 - Mainz : Kunze
87 Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege und den schlesischen Kriegen. 1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen 1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken- krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716, Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro- witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch albanische und dalmatinische Plätze entschädigt. 2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car- dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717 Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua- druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8 Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng- lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares, erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter Erbansprüche hatte. 3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735 dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar- dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau- platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos; Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.) an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis- laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be- *) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater Ludwigs Xv von Frankreich.

5. Geschichtstabellen - S. 48

1876 - Mainz : Kunze
48 1529 Damenfriede von Cambrai. 1529 Zweiter Reichstag zu Speier. Prote- stanten. 1530 Karls Kaiserkrönung zu Bologna. 1530 Reichstag zu Augsburg: Confessio Au- gustana. Confutatio. Melanchthons Apologie. Confessio Tetrapolitana. 1530—1531 Schmalkaldner Bund. — Luthers „Schmalkaldner Artikel.“ 1532 Nürnberger Religionsfriede. 1533 Katholischer Gegenbund zu Halle. 1534 Herzog Ulrich von Würtemberg (1519 vertrieben) wird durch Landgraf Philipp von Hessen wieder zurückgeführt. 1534 Vertrag zu Kadan in Böhmen mit Ferdinand. 1534— 1535 Aufruhr der Wiedertäufer in Münster. 1535 Karls V. Zug gegen Tunis. 1536—1538 Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1538 Zehnjähriger Waffenstillstand zu Nizza. 1539 Die Reformation wird in Sachsen (Herzog Hein- rich) und Kurbrandenburg (Joachim Ii.) ein-geführt. 1541 Religionsgespräch auf dem Reichs- tage zu Regensburg. 1541 Karls zweiter Zug nach Nordafrika. 1542—1544 Vierterkrieg zwischen Karl V. und Franz I. Friede zu Crespy. 1546 18. Febr. Luther f. 1546 Ausbruch des schmalkaldischen Bürger- und Religionskrieges. 1547 Niederlage und Gefangennehmung des Kurfür- sten Johann Friedrich des Gross-müthigen (seit 1532) bei Mühlberg an der Elbe. 1548 Augsburger Interinl. 1551 Capitulation von Magdeburg. Des Kurfürsten Moritz (seit 1547) Offensivbündnis

6. Geschichtstabellen - S. 56

1876 - Mainz : Kunze
56 1667—1668 Ludwigs Devolutionskrieg (Erster Raubkrieg) gegen Spanien. 1667 Holland, England und Schweden schliessen die Tripelallianz. (Johann de Witt.) 1668 Friede zu Aachen. 1672—1679 Ludwigs Krieg (Zweiter Raubkrieg) gegen Holland und seine Verbündeten. — Wilhelm Iii. von Oranien. Seit 1674 Bund der Generalstaaten mit dem Reiche. 1675 Des grossen Kurfürsten Sieg bei Fehrbellin: Eroberung von Schwedisch-Pommern. 1678 Friede zu Nymwegen mit Holland und Spanien geschlossen. 1679 Friede zu Nymwegen mit dem Kaiser und Reiche geschlossen. Brandenburgs Separatfriede zu St. Germain en Laye: Schwedisch-Pommern fast ganz zurückgegeben. 1680—1684 Ludwigs chambres de reunions in Metz, Besanqon und Breisach. 1681 Uebergabe der Reichsstadt Strassburg an Louvois. 1683 Belagerung des von Stahremberg vertheidigten Wien. Der Polenkönig Johann Sobiesky und der Herzog Karl von Lothringen retten die Stadt. 1685 Ludwig hebt das Edikt von Nantes auf. 1686 Das augsburger Bündnis wird gegen Frankreich geschlossen. 1688—1697 Dritter Raubkrieg gegen die Alliirten von Augsburg. 1689 Teuflische Verwüstung der Pfalz. (Heidelberg, Speier.) 1697 Friede von Ryswyk: Strassburg bleibt franzö- sisch. 1697 Eugen von Savoyen siegt über die Türken bei Zenta (an der Theiss). 1699 Friede von Karlowitz. 1701—1706 Religionskrieg der Camisarden in den Cevennen.

7. Theil 2 - S. 250

1864 - Mainz : Kirchheim
) — 250 — die zu faul für schwere Arbeiten sind, lieber betteln und sich auf den Straßen von Ungeziefer, Elend und den Krankheiten, die daraus entstehen, aufzehren lassen. Auch in feinen Gebirgen könnte der Portugiese genug zu arbeiten fin- den ; denn sie sind reich an Metallen, können aber freilich aus Mangel an Holz nicht gut ausgebeutet werden. Wie steht es denn aber mit den Fabriken? Das Land hat wirklich eine ziemliche Menge Tuch- und Wollenzeug-, Seiden- und Leinwand-Manufaktu- ren ; dann verfertigt man viele Borden und Bänder, auch eine große Menge Steingut und Töpferwaaren; aber doch nicht so viel, als solche Fabrikwaaren im Lande gebraucht werden. Man kauft sie daher meistens von den Englän- dern, die alle Jahre viel mehr Geld aus Portugal schleppen, als sie den Por- tugiesen für ihre Weine, Citronen, Pomeranzen, Lorbeeren und Seesalz zu lösen geben. Die Zahl der Einwohner in Portugal beträgt auf 1840 chsmeilen 3,950,000 Seelen. Ganz Portugal bekennt sich zur katholischen Kirche; keine andere wird geduldet. 23. Das Mädchen voll Saragossa. Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen? Soll des Feindes Siegcsdonner höhnend nun in dir erschallen? Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen? Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen? Saragossa! wie so still ist's auf den Mauern doch geworden?! Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden?------ Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend, Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend. Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken — Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken! Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behe- d sie zur Kanone, „Rache! Rache!" — ruft sie heftig — „Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!" Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen, Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen; Männer, Greise, Weiber, Kinder känipfen schon von allen Thürmen! Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen, Siedend' Oel und Felsenstücke, Alles wird zur Wehr' und Waffen. Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder; Aber die Verzweiflung schmettert immer wieder ihn danieder.

8. Geschichte - S. 123

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
123 der Stadtmauern, Brücken und anderer Festungswerke ziehen könne. Es wurden deßhalb mörserähnliche Röhren gemacht, die daher auch den Namen Mörser behielten. In die Mündung derselben wurde jene Mischung und davor Steiue geschoben, und hinten, an dem geschlossenen Boden des Mörsers, eiu kleines Loch gebohrt, um dort das Pnlver anzuzünden. Allrnählig wurden die Mörser zu Kanonen erweitert. Diese Kanonen, Donnerbüchsen genannt, aus welchen zuerst Steine, später eiserne Kugeln geschleudert wurden, waren von außerordentlicher Größe, obwohl noch lange nicht so groß, wie die Geschosse, deren man sich in dem Kriege von 1870—71 bediente. Im Jahre 1378 wurden zu Angsbnrg drei Kanonen gegossen, von denen die größte Kugeln von 137, die mittlere von 70, die kleinste von 50 Pfund tausend Schritte weit schoß. Allrnählig aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die größte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deßhalb immer kleiner, so daß man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht bloß zu Belagerungen und Vertheidigungen fester Plätze bedienen konnte. Später goß man sogar Kanonen mit so dünnen Röhren, daß der einzelne Manu sie bequem tragen und nach Willkür regieren konnte. Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Büchsen oder Musketen nannte, wurden, wie die Mörser und Kanonen selbst, am Zündloche mit einer Lunte angezündet. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist aus dem Jahre 1387, in welchem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn dort und in Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, und von diesen beiden Städten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand matt im Jahre 1417 zu Nürnberg Flintenschlosser mit Steinen, die durch ein Nad gespannt wurden, und endlich verfielen die Franzosen auf das Flintenschloß. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flius hieß, so bekam das ganze Gewehr hievon den Namen Flinte. Um diese neue Waffe, zugleich als Lanze zu gebrauchen, wurde an der Mündung derselben ein Seitengewehr angeschraubt, welches von der Stadt Bayonne in Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst auskam, den Namen Basonnet erhielt. In unserer Zeit hat matt an dem Schlosse solche Vorkehrungen angebracht, daß 6*

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 419

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
419 setzten ihre Batterieen weit dahinter, und zwar meist auf die Kammspitze der Hügel. Soweit reichte das Feuer der Belagerten nicht, oder wenn sie ihre paar gezogenen Geschütze dorthin richteten, so gingen die Kugeln vor dem Hügelkamm nieder oder darüber weg. Die Piemontesen lernten dagegen allmählich ganz sicher zielen: blitzte in der Festung ein Mörser aus, schlug sofort eine feindliche Granate darauf oder daneben. Die Artilleristen in der Festung und ihre Stücke litten daher zum Erbarmen. Nun wäre es dennoch den Belagerern schwer geworden, aus gewöhn- lichem Wege sich Zugang zur Festung zu eröffnen. Man richtet gerad- liniges Feuer gegen die Werke, nicht gegen die Stadt, und sucht Bresche zu schießen. Krummliniges Feuer wird gebraucht, wenn die Werke der Belagerten nicht anders zu zerstören sind. Das wäre die regelmäßige und humane Art gewesen, eine Festung anzugreifen. Cialdini bedachte sich keinen Augenblick, anders zu verfahren. Von seinem sichern Stand- punkte aus bewarf er ruhig Tag für Tag die Stadt mit Bomben und Geschossen aller Art, unbekümmert, ob sie die Bürger in ihren Häusern zerschmetterten. Seine Infanterie dagegen ließ er thatlos zuschauen. Am 1. Dezember fingen seine Batterieen zu spielen an, am 13. Februar zog die Besatzung aus: dazwischen lagen 75 Tage, 50 davon wurde Gaeta unaufhörlich bombardiert. Namentlich im Februar wütete das feindliche Feuer so sehr, daß selbst den tapfersten Offizieren das fürchterliche rast- lose Krachen und Platzen der Bomben an die Nerven griff. In der ganzen Stadt war zuletzt kein Haus, das uicht mehr oder minder zer- stört, an mehreren Stellen war alles in Grund und Boden geschossen, Hunderte von Bürgern lagen tot oder verwundet. Priester waren am Altare, Frauen und Kinder in ihren Häusern von den Kugeln zerrissen. Seit die Nüssen im siebenjährigen Kriege Küstrin beschossen, hatte die Kriegsgeschichte ein ähnliches Beispiel nicht wieder aufgestellt. Bresche schossen die Belagerer nur einmal, und auch diese ließ sich leicht wieder absperren. Was aber Geschosse nicht vermochten, das thaten die Explosionen am 4., 5. und 13. Februar. Schon die erste riß in die Werke, welche die Stadt von der Landenge abschlössen, eine breite Lücke. Cialdini hätte nun stürmen lassen können; er aber ließ lustig seine Batterieen fortarbeiten, die Stadt bedeckend mit zahllosen Bomben, ohne andern Zweck, als Zerstörung und Entsetzen zu verbreiten. Seine Rechnung war richtig, und er sparte seine Leute. Schon tags darauf folgte die zweite Explosion; neunhundert Centner Pulver und fünftausend geladene Granaten gingen in die Luft. Es geschah an der innern Golf- seite nahe der Landenge; dort war statt der Häuser auf einmal ein un- geheures leeres Dreieck entstanden, als hätte es der Geometer abgemessen. Ein paarhundert Soldaten waren verschüttet, alles eilte, zu retten, aber 27*

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 418

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
418 welche diese an Geschichte und Altertümern reiche Stadt zur Hauptfestung machten. Seitdem ließ jeder König an den Werken bessern und erweitern: eine Schuppe nach der andern setzte sich an den Festungspanzer. Unab- lässig wurde daran gearbeitet in den letzten zwölf Jahren Ferdinands Ii. Gaeta sollte das unüberwindliche Bollwerk des Reiches werden. Denn längst hatte die Stadt und Festung Gaeta einen stolzen Namen in der Kriegsgeschichte. Noch im Jahre 1806 hatte der Prinz von Hessen-Philippsthal glorreich sie verteidigt. Die Franzosen hatten ganz Unteritalien erobert, nur Gaeta widerstand: sechs Monate bombar- dierte und stürmte Massena vor ihren Wällen; die Festung ergab sich erst, als eine Granate den deutschen Helden zu Boden gerissen. Ein halbes Jahrhundert später war wiederum Gaetas Name monatelang in aller Munde, und wieder war es vorzugsweise deutscher Heldensinn, der stolz auf dieser Felsenburg das königliche Banner von Neapel flattern ließ. Diesmal umfaßte es die zarte Hand einer jungen Königin. Wie oft war ich der anmutigen feinen Gestalt in München begegnet — ein paar Jahre später, und sie hatte den fünf großen Berühmtheiten, welche das neue Italien zählt, die sechste und schönste hinzugefügt. Mit lebhaftem Interesse hörte ich daher Verschiedene, welche an den Ereignissen in Gaeta hervorragend teilgenommen, davon erzählen, und so möge hier noch eine kurze Skizze der merkwürdigen Belagerung Platz finden. Gaeta wurde im Jahre 1860 die Zuflucht der königlichen Familie. Die Gesandten von Bayern, Spanien, Österreich, Sachsen und Toskana verließen sie nicht. Die letzten elftansend treuen Soldaten hatten sich hineingeworfen. Außer der Citadelle von Messina war das ganze Reich verloren: von Gaeta aus schien aber noch Wiedereroberung möglich. Die Ereignisse waren so plötzlich und betäubend gekommen, daß man auf ihr Umschlagen rechnen durfte. Es kam daher alles darauf an, diese Festung siegreich zu behaupten. Allein schon in den ersten November- tagen, als die Belagerung anfing, stand der Kampf ungleich. Die Festungswerke waren noch nicht vollendet; die Munition zu gering, in Eile gemacht, und besonders das Pulver schlecht; Lebensrnittel knapp und keineswegs von besonderer Güte. Der größte Nachteil jedoch bestand in der Ungleichheit der Geschütze. Gaeta war nicht auf gezogene Kanonen gebaut: es war die erste Festung, welche mit so weit und sicher treffen- den Geschossen angegriffen wurde. Die Anzahl der Geschütze war hüben und drüben ziemlich dieselbe, allein die Piemontesen besaßen 75 gezogene, die Belagerten deren nur neun; außerdem hatten jene großes, diese nur ganz kleines Kaliber. Nun war der ganze Verteidigungsplan, auf welche man einst die Werke berechnet hatte, auf einmal verdorben. Diese soll- ten ihr Feuer auf die schmale Landenge vereinigen, die Piemontesen aber
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