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Geographisches Bild der Scandinavischen Halbinsel.
2. Schwedischer Krieg 1630 — 1632.
Aus Schwedens Vorgeschichte: Gustav Erichson
Wasa (1523—1560) hatte zugleich Schweden von der dänischen
Herrschaft befreit und somit die Calmarsche Union (von 1397)
gesprengt, seine Dynastie erblich gemacht (1544) und die lutherische
Reformation begründet. Seine Nachfolger eroberten zu dem
längst erworbenen Finnland Theile von Esth- und Livland.
Gustav Wasas Enkel Sigismund wird von Polen (seit 1572
völliges Wahlreich) 1587 zum König gewühlt, von Schweden
aber nach dem Tod seines Vaters, da er katholisch war, als
König nicht anerkannt, vielmehr sein Oheim Karl 1599 mit der
Regentschaft, ■— die sich 1604 in das Königthum verwandelte —
betraut. Im Kriege gegen Polen eroberte er auch die oben er-
wähnten, in Sigismunds Besitz gebliebenen Ostseelünder.
Ihm folgt sein Sohn Gustav Ii Adolf (1611—1632).
Gustav Adolf ist geboren 1594 zu Stockholm vou einer deutschen Mutter,
Prinzeß vou Holstein; früh reif und nt die Geschäfte eingeweiht, vielseitig ge-
bildet, Kenner der beiden alten Sprachen, im völligen Besitz von fünf neueren
(außer seiner Muttersprache des Deutschen, Holländischen, Französischen, Italie-
nischen) bekannt auch mit der russischen und polnischen. Sein Gegner, der Kar-
dinal Caraffa über ihn: Orwtavus rex cui parem Suecia nullum, Europa
paucos dedit.
Er erwarb von Rußland 1617 Jngermannland und Karelen,
später im Waffenstillstand von Altmark 1629 bedeutende 1629
Ostseeplätze von Preußen und Polen, das Wallenstein durch ein
Hülfscorps unter Arnim unterstützt hatte*) und Spanien durch
einen Seekrieg an der Schwedischen Küste unterstützen wollte.
Anfang der gemeinschaftlichen Politik Schwedens und
Frankreichs (unter Richelieu), das zwischen Polen und Schweden
vermittelt, um das letztere zum Kampfe gegen den Kaiser frei zu
machen und diesen dadurch voll Italien, (dem Mantuanischen Erb-
folgekrieg), und einem beabsichtigten Angriff gegen Frankreich ab-
zuziehen. -— Drei Hauptgründe bestimmten Gustav Adolf Zum
Eingreifen in den deutschen Krieg: das Interesse seiner Ver-
wandten, der damals lioch vertriebenen Herzoge von Mecklenburg;
sein Widerstand gegen des Kaisers Machterweiterung an der Ost-
see, die Gefährdung des deutschen und nordischen Protestantismus.
*) Die, c v ft e Hülfe sandte Ferdinand den Polen bereits 1627 unter dem
Herzog von Holstein.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Erichson
Wasa Gustav Gustav_Wasas Gustav Sigismund Karl Karl Sigismunds Gustav_Ii_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Caraffa Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Finnland Esth- Livland Polen Schweden Stockholm Holstein Holländischen Französischen Italie- Europa Altmark Polen Spanien Schwedischen Schwedens Frankreichs Polen Schweden Italien Frankreich Holstein
65
Dort die mörderische, aber unentschiedene Schlacht bei Senefi6?4
(Condé gegen Oranien).
Am Oberrhein Verwüstung der Pfalz durch Türenne, der
bei Sinzheim (in Baden) siegt, bei Enzheim unentschieden1674
kämpft, bei S aßb ach (in Baden) füllt. 1075
Zwei Diversionen: a. zu Land zieht der Einfall der
Schweden in die Marken den Kurfürsten vom Mittelrhein in
feine Stammlande. Sein Sieg bei F ehr bellin 1675, Er-
obernng von Schwedisch-Pommern.
b. zur See: Abfall Messinas von Spanien. Des großen
holländischen Seehelden de Ruyter Tod bei dieser Stadt; die 1670
französische Flotte unter Duquesne überlegen. Der Friede
zu Nymwegen 1678 von Ludwig mit Holland und Spanien,
1619 mit Kaiser und Reich geschlossen, — beschleunigt durch ein
Bündniß Hollands und Englands 1678. Holland hat keine
Verluste; Spanien tritt die Franche Comté und bedeutende nieder-
ländische Besitzungen ab, der Kaiser Freiburg im Breisgan gegen
die Rückgabe von Philippsburg an das Reich. Lothringen bleibt
den Friedensbedingungen zuwider in Ludwigs Händen.
Brandenburgs Separatfriede:! zu St. Germain en Laye, 1679
in dem es, von seinen Verbündeten im Stich gelassen, das eroberte
Schwedisch-Pommern zurückgiebt. —
Iii. Krieg gegen die Alliierten von Augsburg
1688—1697.
V 0 r b e r e i t e n d e E r e i g n i s s e: a. Ludwigs rechtlose chambres
de réunions in Metz, Besancon und Breisach, von denen außer
mehreren deutschen Reichsständen besonders Spanien, Holland
und Schweden (dessen König Karl Xi von Pfalz-Zweibrücken)
betroffen werden.
b. Widerstandslose Uebergabe der von Kaiser und Reich im iesi
Stich gelassenen Reichsstadt Straß bürg an Louvois.
c. Kaiser Leopold, durch einen Ungarnausstand und einen
1682 wieder ausgebrochenen Türkenkrieg, den letzten Offensiv-
krieg der Osmanen, beschäftigt, — Belagerung des von
Stahremberg vertheidigten Wien durch den Großwesir Kara
Mustafa, Rettung durch den Polenkönig Johann Svbieski und
den Herzog Karl von Lothringen 1683 — schließt mit Ludwig 1083
zu Regensburg einen 20jährigen Waffenstillstand, nach welchem
die bis 1681 vorgenommenen Reunionen provisorisch bei Frank- i68i
reich bleiben sollen.
H e r b st, historisches Hülfsbuch Iii, 5
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwigs Germain Ludwigs Ludwigs Karl_Xi Karl Leopold Leopold Stahremberg Johann_Svbieski Johann Karl_von Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Sinzheim Baden Enzheim Baden Schweden Schwedisch-Pommern Spanien Holland Spanien Hollands Englands Holland Spanien Freiburg Breisgan Philippsburg Lothringen Ludwigs_Händen Brandenburgs Augsburg Besancon Breisach Spanien Holland Schweden Wien Kara
Mustafa Lothringen Frank-
122
Diese in Verbindung mit anderen Beleidigungen (z. B.
Nichtanzeige der Bildung des Rheinbundes u. a.) für Preußen
Lu8u8 dölli.
Von Schlesien (Hohenlohe) Westfalen-Hannover (Rüchel und
Blücher) und vom Magdeburgischen (Braunschweig und Möllen-
dorf) her vereinigten sich drei preußische Heere in Thüringen;
Sachsen und Hessen-Cassel im Bunde mit dem sonst ganz isolierten
Preußen.
Drei französische und rheinbündische Heermassen, um etwa
57000 Mann überlegen, rücken, ohne vorhergegangene Kriegs-
erklärung, aus Franken nördlich über den Thüringer Wald. Das
il>. Oci. N^^ntgardegefecht bei Saalfeld (Tod des Prinzen Louis Ferdi-
in Ocrnand von Preußen). Die vernichtende Doppelschlacht bei Jena
und Vierzehnheiligen (Hohenlohe und Rüchel), bei Auer-
städt (Brannschweig, zum Tod verwundet).
Rückzug der aufgelösten Preußen nordwärts; Lossagung
Sachsens von der preußischen Allianz*); allmähliche, meist
schmachvolle Uebergabe der Festungen Erfurt, Spandau, Stettin,
Küstrin, Magdeburg, Hameln, Glogau, Brieg, Schweidnitz, Danzig,
— glorreiche Ausnahme der traurigen Regel Kolberg mit Nettel-
beck und Gneisenau. Am 27. Oktober Napoleons Einzug in
Berlin; Flucht der Königsfamilie nach Königsberg und Memel;
Hohenlohes Capitulation bei Prenzlau; Blüchers Capitulation
in Lübeck nach heldcnmüthiger Gegenwehr.
Eingreifen Rußlands in den Kampf gegen Frankreich;
50000 Russen unter Bennigsen mit 25000 Preußen unter Lestocq
ml der Weichsel; andere russische Rüstungen bereiten sich vor.
Die Fortschritte der Franzosen durch eine polnische Erhebung in
Südpreußen unterstützt.
Der Winterfeldzug zieht sich nach Ostpreußen; die unent-
schiedene Schlacht bei Preußisch-Eilau Februar 1807; Sieg
der Franzosen bei Friedland im Juni.
Umschlag der russischen Politik; Zusammenkunft der beiden
Kaiser auf dem Memel; Friede zu Tilsit im Juli 1807.
Hauptbedingungen: Abtretung der westlich der Elbe gelegenen
preußischen Landestheile, aller seit 1772 erworbenen polnischen
Territorien (diese als Kroßherzogthum Warschau an Sachsen),
Danzigs als Freistadt; Anerkennung der Napoleoniden auf den
*) Im Dezember 1806 Separatfrieden Napoleons mit Sachsen, dessen Kur-
fürst den Königstitel annimmt.
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87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
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1529 Damenfriede von Cambrai.
1529 Zweiter Reichstag zu Speier. Prote-
stanten.
1530 Karls Kaiserkrönung zu Bologna.
1530 Reichstag zu Augsburg: Confessio Au-
gustana. Confutatio. Melanchthons Apologie. Confessio Tetrapolitana.
1530—1531 Schmalkaldner Bund. — Luthers „Schmalkaldner Artikel.“
1532 Nürnberger Religionsfriede.
1533 Katholischer Gegenbund zu Halle.
1534 Herzog Ulrich von Würtemberg (1519 vertrieben)
wird durch Landgraf Philipp von Hessen wieder zurückgeführt.
1534 Vertrag zu Kadan in Böhmen mit Ferdinand.
1534— 1535 Aufruhr der Wiedertäufer in Münster.
1535 Karls V. Zug gegen Tunis.
1536—1538 Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
1538 Zehnjähriger Waffenstillstand zu
Nizza.
1539 Die Reformation wird in Sachsen (Herzog Hein-
rich) und Kurbrandenburg (Joachim Ii.) ein-geführt.
1541 Religionsgespräch auf dem Reichs-
tage zu Regensburg.
1541 Karls zweiter Zug nach Nordafrika.
1542—1544 Vierterkrieg zwischen Karl V. und Franz I.
Friede zu Crespy.
1546 18. Febr. Luther f.
1546 Ausbruch des schmalkaldischen Bürger- und
Religionskrieges.
1547 Niederlage und Gefangennehmung des Kurfür-
sten Johann Friedrich des Gross-müthigen (seit 1532) bei Mühlberg an der Elbe.
1548 Augsburger Interinl.
1551 Capitulation von Magdeburg.
Des Kurfürsten Moritz (seit 1547) Offensivbündnis
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Extrahierte Personennamen: Karls Ulrich_von_Würtemberg Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Karls_V. Karl_V. Karl_V. Franz_I. Joachim_Ii Karls Karl_V. Karl_V. Franz_I. Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_(
Extrahierte Ortsnamen: Cambrai Karls Bologna Melanchthons Luthers Karls Tunis Nizza Sachsen Regensburg Karls Nordafrika Bürger- Mühlberg Magdeburg
56
1667—1668 Ludwigs Devolutionskrieg (Erster Raubkrieg) gegen Spanien.
1667 Holland, England und Schweden schliessen die
Tripelallianz. (Johann de Witt.)
1668 Friede zu Aachen.
1672—1679 Ludwigs Krieg (Zweiter Raubkrieg) gegen
Holland und seine Verbündeten. — Wilhelm Iii. von Oranien.
Seit 1674 Bund der Generalstaaten mit dem Reiche.
1675 Des grossen Kurfürsten Sieg bei Fehrbellin:
Eroberung von Schwedisch-Pommern.
1678 Friede zu Nymwegen mit Holland und Spanien
geschlossen.
1679 Friede zu Nymwegen mit dem Kaiser und Reiche
geschlossen.
Brandenburgs Separatfriede zu St. Germain en Laye: Schwedisch-Pommern fast ganz zurückgegeben.
1680—1684 Ludwigs chambres de reunions in Metz, Besanqon und Breisach.
1681 Uebergabe der Reichsstadt Strassburg an Louvois.
1683 Belagerung des von Stahremberg vertheidigten
Wien. Der Polenkönig Johann Sobiesky und der Herzog Karl von Lothringen retten die Stadt.
1685 Ludwig hebt das Edikt von Nantes auf.
1686 Das augsburger Bündnis wird gegen Frankreich
geschlossen.
1688—1697 Dritter Raubkrieg gegen die Alliirten von Augsburg.
1689 Teuflische Verwüstung der Pfalz. (Heidelberg,
Speier.)
1697 Friede von Ryswyk: Strassburg bleibt franzö-
sisch.
1697 Eugen von Savoyen siegt über die Türken bei
Zenta (an der Theiss).
1699 Friede von Karlowitz.
1701—1706 Religionskrieg der Camisarden in den Cevennen.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Devolutionskrieg Ludwigs Johann_de_Witt Johann Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain Ludwigs Johann_Sobiesky Johann Karl_von_Lothringen Karl Ludwig Ludwig Ryswyk Eugen_von_Savoyen Eugen Zenta Karlowitz
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Holland England Schweden Aachen Holland Fehrbellin Schwedisch-Pommern Holland Spanien Brandenburgs Schwedisch-Pommern Breisach Stahremberg Wien Nantes Frankreich Augsburg Heidelberg Strassburg
)
— 250 —
die zu faul für schwere Arbeiten sind, lieber betteln und sich auf den Straßen
von Ungeziefer, Elend und den Krankheiten, die daraus entstehen, aufzehren
lassen.
Auch in feinen Gebirgen könnte der Portugiese genug zu arbeiten fin-
den ; denn sie sind reich an Metallen, können aber freilich aus Mangel an
Holz nicht gut ausgebeutet werden.
Wie steht es denn aber mit den Fabriken? Das Land hat wirklich eine
ziemliche Menge Tuch- und Wollenzeug-, Seiden- und Leinwand-Manufaktu-
ren ; dann verfertigt man viele Borden und Bänder, auch eine große Menge
Steingut und Töpferwaaren; aber doch nicht so viel, als solche Fabrikwaaren
im Lande gebraucht werden. Man kauft sie daher meistens von den Englän-
dern, die alle Jahre viel mehr Geld aus Portugal schleppen, als sie den Por-
tugiesen für ihre Weine, Citronen, Pomeranzen, Lorbeeren und Seesalz zu
lösen geben.
Die Zahl der Einwohner in Portugal beträgt auf 1840 chsmeilen
3,950,000 Seelen. Ganz Portugal bekennt sich zur katholischen Kirche;
keine andere wird geduldet.
23. Das Mädchen voll Saragossa.
Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen?
Soll des Feindes Siegcsdonner höhnend nun in dir erschallen?
Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen?
Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen?
Saragossa! wie so still ist's auf den Mauern doch geworden?!
Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden?------
Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend,
Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend.
Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken —
Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken!
Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behe- d sie zur Kanone,
„Rache! Rache!" — ruft sie heftig — „Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!"
Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen
Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen,
Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen;
Männer, Greise, Weiber, Kinder känipfen schon von allen Thürmen!
Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen,
Siedend' Oel und Felsenstücke, Alles wird zur Wehr' und Waffen.
Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder;
Aber die Verzweiflung schmettert immer wieder ihn danieder.
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Extrahierte Ortsnamen: Portugal Portugal Portugal Saragossa Saragossa Saragossa Saragossa
123
der Stadtmauern, Brücken und anderer Festungswerke ziehen könne. Es wurden deßhalb mörserähnliche Röhren gemacht, die daher auch den Namen Mörser behielten. In die Mündung derselben wurde jene Mischung und davor Steiue geschoben, und hinten, an dem geschlossenen Boden des Mörsers, eiu kleines Loch gebohrt, um dort das Pnlver anzuzünden. Allrnählig wurden die Mörser zu Kanonen erweitert. Diese Kanonen, Donnerbüchsen genannt, aus welchen zuerst Steine, später eiserne Kugeln geschleudert wurden, waren von außerordentlicher Größe, obwohl noch lange nicht so groß, wie die Geschosse, deren man sich in dem Kriege von 1870—71 bediente. Im Jahre 1378 wurden zu Angsbnrg drei Kanonen gegossen, von denen die größte Kugeln von 137, die mittlere von 70, die kleinste von 50 Pfund tausend Schritte weit schoß. Allrnählig aber fand man das Unbequeme dieser Maschinen, die selbst durch die größte Anstrengung kaum von der Stelle zu bringen waren. Man machte sie deßhalb immer kleiner, so daß man sich ihrer auch im freien Felde, und nicht bloß zu Belagerungen und Vertheidigungen fester Plätze bedienen konnte. Später goß man sogar Kanonen mit so dünnen Röhren, daß der einzelne Manu sie bequem tragen und nach Willkür regieren konnte. Diese tragbaren Feuergewehre, die man auch Büchsen oder Musketen nannte, wurden, wie die Mörser und Kanonen selbst, am Zündloche mit einer Lunte angezündet. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist aus dem Jahre 1387, in welchem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn dort und in Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, und von diesen beiden Städten ging die Vervollkommnung der gedachten Erfindung aus. Namentlich erfand matt im Jahre 1417 zu Nürnberg Flintenschlosser mit Steinen, die durch ein Nad gespannt wurden, und endlich verfielen die Franzosen auf das Flintenschloß. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch Flius hieß, so bekam das ganze Gewehr hievon den Namen Flinte. Um diese neue Waffe, zugleich als Lanze zu gebrauchen, wurde an der Mündung derselben ein Seitengewehr angeschraubt, welches von der Stadt Bayonne in Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst auskam, den Namen Basonnet erhielt. In unserer Zeit hat matt an dem Schlosse solche Vorkehrungen angebracht, daß
6*
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Extrahierte Ortsnamen: Stadt_Augsburg Nürnberg Bayonne Frankreich
419
setzten ihre Batterieen weit dahinter, und zwar meist auf die Kammspitze
der Hügel. Soweit reichte das Feuer der Belagerten nicht, oder wenn
sie ihre paar gezogenen Geschütze dorthin richteten, so gingen die Kugeln
vor dem Hügelkamm nieder oder darüber weg. Die Piemontesen lernten
dagegen allmählich ganz sicher zielen: blitzte in der Festung ein Mörser
aus, schlug sofort eine feindliche Granate darauf oder daneben. Die
Artilleristen in der Festung und ihre Stücke litten daher zum Erbarmen.
Nun wäre es dennoch den Belagerern schwer geworden, aus gewöhn-
lichem Wege sich Zugang zur Festung zu eröffnen. Man richtet gerad-
liniges Feuer gegen die Werke, nicht gegen die Stadt, und sucht Bresche
zu schießen. Krummliniges Feuer wird gebraucht, wenn die Werke der
Belagerten nicht anders zu zerstören sind. Das wäre die regelmäßige
und humane Art gewesen, eine Festung anzugreifen. Cialdini bedachte
sich keinen Augenblick, anders zu verfahren. Von seinem sichern Stand-
punkte aus bewarf er ruhig Tag für Tag die Stadt mit Bomben und
Geschossen aller Art, unbekümmert, ob sie die Bürger in ihren Häusern
zerschmetterten. Seine Infanterie dagegen ließ er thatlos zuschauen. Am
1. Dezember fingen seine Batterieen zu spielen an, am 13. Februar zog
die Besatzung aus: dazwischen lagen 75 Tage, 50 davon wurde Gaeta
unaufhörlich bombardiert. Namentlich im Februar wütete das feindliche
Feuer so sehr, daß selbst den tapfersten Offizieren das fürchterliche rast-
lose Krachen und Platzen der Bomben an die Nerven griff. In der
ganzen Stadt war zuletzt kein Haus, das uicht mehr oder minder zer-
stört, an mehreren Stellen war alles in Grund und Boden geschossen,
Hunderte von Bürgern lagen tot oder verwundet. Priester waren am
Altare, Frauen und Kinder in ihren Häusern von den Kugeln zerrissen.
Seit die Nüssen im siebenjährigen Kriege Küstrin beschossen, hatte die
Kriegsgeschichte ein ähnliches Beispiel nicht wieder aufgestellt.
Bresche schossen die Belagerer nur einmal, und auch diese ließ sich
leicht wieder absperren. Was aber Geschosse nicht vermochten, das thaten
die Explosionen am 4., 5. und 13. Februar. Schon die erste riß in
die Werke, welche die Stadt von der Landenge abschlössen, eine breite
Lücke. Cialdini hätte nun stürmen lassen können; er aber ließ lustig
seine Batterieen fortarbeiten, die Stadt bedeckend mit zahllosen Bomben,
ohne andern Zweck, als Zerstörung und Entsetzen zu verbreiten. Seine
Rechnung war richtig, und er sparte seine Leute. Schon tags darauf
folgte die zweite Explosion; neunhundert Centner Pulver und fünftausend
geladene Granaten gingen in die Luft. Es geschah an der innern Golf-
seite nahe der Landenge; dort war statt der Häuser auf einmal ein un-
geheures leeres Dreieck entstanden, als hätte es der Geometer abgemessen.
Ein paarhundert Soldaten waren verschüttet, alles eilte, zu retten, aber
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TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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welche diese an Geschichte und Altertümern reiche Stadt zur Hauptfestung
machten. Seitdem ließ jeder König an den Werken bessern und erweitern:
eine Schuppe nach der andern setzte sich an den Festungspanzer. Unab-
lässig wurde daran gearbeitet in den letzten zwölf Jahren Ferdinands Ii.
Gaeta sollte das unüberwindliche Bollwerk des Reiches werden.
Denn längst hatte die Stadt und Festung Gaeta einen stolzen
Namen in der Kriegsgeschichte. Noch im Jahre 1806 hatte der Prinz
von Hessen-Philippsthal glorreich sie verteidigt. Die Franzosen hatten
ganz Unteritalien erobert, nur Gaeta widerstand: sechs Monate bombar-
dierte und stürmte Massena vor ihren Wällen; die Festung ergab sich erst,
als eine Granate den deutschen Helden zu Boden gerissen. Ein halbes
Jahrhundert später war wiederum Gaetas Name monatelang in aller
Munde, und wieder war es vorzugsweise deutscher Heldensinn, der stolz
auf dieser Felsenburg das königliche Banner von Neapel flattern ließ.
Diesmal umfaßte es die zarte Hand einer jungen Königin. Wie oft war
ich der anmutigen feinen Gestalt in München begegnet — ein paar
Jahre später, und sie hatte den fünf großen Berühmtheiten, welche das
neue Italien zählt, die sechste und schönste hinzugefügt. Mit lebhaftem
Interesse hörte ich daher Verschiedene, welche an den Ereignissen in Gaeta
hervorragend teilgenommen, davon erzählen, und so möge hier noch eine
kurze Skizze der merkwürdigen Belagerung Platz finden.
Gaeta wurde im Jahre 1860 die Zuflucht der königlichen Familie.
Die Gesandten von Bayern, Spanien, Österreich, Sachsen und Toskana
verließen sie nicht. Die letzten elftansend treuen Soldaten hatten sich
hineingeworfen. Außer der Citadelle von Messina war das ganze Reich
verloren: von Gaeta aus schien aber noch Wiedereroberung möglich.
Die Ereignisse waren so plötzlich und betäubend gekommen, daß man
auf ihr Umschlagen rechnen durfte. Es kam daher alles darauf an, diese
Festung siegreich zu behaupten. Allein schon in den ersten November-
tagen, als die Belagerung anfing, stand der Kampf ungleich. Die
Festungswerke waren noch nicht vollendet; die Munition zu gering, in
Eile gemacht, und besonders das Pulver schlecht; Lebensrnittel knapp und
keineswegs von besonderer Güte. Der größte Nachteil jedoch bestand in
der Ungleichheit der Geschütze. Gaeta war nicht auf gezogene Kanonen
gebaut: es war die erste Festung, welche mit so weit und sicher treffen-
den Geschossen angegriffen wurde. Die Anzahl der Geschütze war hüben
und drüben ziemlich dieselbe, allein die Piemontesen besaßen 75 gezogene,
die Belagerten deren nur neun; außerdem hatten jene großes, diese nur
ganz kleines Kaliber. Nun war der ganze Verteidigungsplan, auf welche
man einst die Werke berechnet hatte, auf einmal verdorben. Diese soll-
ten ihr Feuer auf die schmale Landenge vereinigen, die Piemontesen aber
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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