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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 192

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
192 vor Gott und Kaiserlicher Majestt" verantworten knnten. Alsbald traten unter Luthers und Melanchthons Mitwirkung in Kursachsen und in der Landgrafschaft Hessen, in Lneburg und Anhalt, ja bis nach Preußen und Livland hinein lutherische Landeskirchen ins Leben, deren Bischfe die Landesherren waren. Auch eine Anzahl oberdeutscher Reichsstdte fhrten die Reformation ein. Das Vermgen der aufgehobenen Klster wurde zur Errichtung von Volksschulen verwendet. 3. Auch in Dnemark und in Schweden, welches der junge König Gustav Wasa soeben von der Dnenherrschaft be-freite, kam die neue Lehre zur Herrschaft. 4. In hellen Haufen strmten jetzt die Deutschen, vorab die Lutherischen, dem Kaiser zu. Sein Feldhauptmann Georg Frnndsberg fhrte sie der die Alpen. Auf schmalem Saum-pfad schritt der dicke Herr zwischen zwei Landsknechten, die eine Lanze zur Sttze vorhielten, damit er nicht abstrze. Die Auf-regung infolge einer Meuterei brachte ihm den Tod; aber die Kaiserlichen strmten Rom; die ewige Stadt" erlebte Mord und Verwstung. 5. In seiner Siegesfreude lie der Kaiser durch seinen 1529 Bruder Ferdinand auf dem zweiten Speierer Reichs-tag die neue Lehre wieder verbieten. Aber die lutherischen Fürsten berreichten eine Rechtsverwahrung, einen Protest"; davon erhielten sie die Bezeichnung Protestanten. Als jedoch Soliman mit Rennen und Brennen" vor Wien erschien, leisteten sie Hlfe gem ihrer Pflicht, die ihnen Martin Luther eindringlich vorstellte. Kaum war der Friede erwirkt, da eilte Karl von Bologna, wo der Papst ihm an seinem 30. Geburtstag die Rmerkrone aufs Haupt setzte, nach Augsburg. Dort auf dem Reichstag lie 1530 er sich das Augsburgische Glaubeusbekenntnis vorlesen. Aber dem Geiste milder Vershnlichkeit, in welchem Melanchthon diese Urkunde abgefat hatte, war er unzugnglich. Er forderte von den Protestanten bis zum Frhjahr die Unterwerfung unterem Konzil. Mit nassen Augen ritt der greise Kurfürst Jo-Hann der Bestndige, Friedrichs des Weisen Brnder, von seinem Kaiser weg. Der offene Kampf war unvermeidlich; nur die Besorgnis vor einem neuen Kriege mit Trken und Franzosen hinderte Karl, Gewalt anzuwenden. 6. Die protestantischen Fürsten aber schlssen zu Schmal-kalden im Thringer Walde zur Verteidigung ihres Glaubens ein Bndnis, das nach dem Beitritte der groen Städte, wie Magdeburg und Lbeck, vom Bodensee bis zur Ostsee reichte. So yrute der Kaiser endlich den Nrnb erger R e ligions-

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 244

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
244 2. Vor allem galt es, das schwer heimgesuchte Land wieder in Blte zu bringen. Er verglich es selber mit einem tdlich Verwundeten, dessen Heilung die hchste Weisheit des Arztes erheische. Er schenkte den Bauern zur Aussaat Korn ans seinen Magazinen und entbehrlich gewordene Kavalleriepferde; er ergnzte sein Heer zur Hlfte durch Werbungen, um Ge-werbe und Landbau die ntigen Arbeitskrfte nicht zu eutziehen. Er beschrnkte die Fronarbeiten auf hchstens vier Tage der Woche. Seine Hausgter (Domnen) gestaltete er, wie Karl der Groe, zu Musterwirtschaften; durch Vorschriften und eigenen Vorgang brgerte er unablssig neue Nutzpflanzen ein: Kar-toffeln und Rben, Luzernklee und Esparsette, Hopfen und Waid. Mit groen Kosten legte er das Oder- und spter das Netze-Bruch trocken und siedelte auf dem so gewonnenen Gelnde in Hunderten neuer Drfer Einwanderer ans dem Reiche an. Ohne Schwertstreich habe ich eine Provinz erobert!" sagte er voller Freude. Um fr auslndische, namentlich Kolonialwaren mg-lichst wenig Geld aus dem Lande gehen zu lassen, frderte er mit schweren Opfern Anlegung und Betrieb von Porzellan-, Zucker-, rammet- und Seide-Fabrikeu. Wollspinnereien, Strumpf-Wirkereien und die schlesischen Leinewand-Webereien erfreuten sich seiner Obhut und Beihilfe. 3. In den Kleinstaaten hielt man es fr groe Regiernngs-Weisheit, den Handel durch Zlle zu sperren und die Land-straeu verfallen zu lassen, damit Wagner und Schmiede, Wirte und Wuudrzte zu leben htten; noch nach Friedrichs Tode ver-langten die verschuldeten Reichsstdte, deren Gewerbeleben durch die entarteten Znfte lngst verfallen war, die Abschaffung der Postwagen, weil durch sie die brgerliche Nahrung" (der Land-boten u. dgl.) beeintrchtigt werde. Der groe König erleich-terte den Verkehr nach Krften. Er verbesserte Brcken und Wege und verband die Havel mit der Mittelelbe durch den Planeschen, mit der Oder durch den Finow-Kanal. Er grndete den Hafeu Swinemnde auf der Insel Usedom und nahm die Post in staatlichen Betrieb. Freilich machte er, um die Staatseinnahmen zu er-hhen, auch die Herstellung von Rauch- und Schnupftabak zu einem ausschlielich staatlichen Unternehmen (Monopol), legte auf den Kaffee einen hohen Eingangszoll, nahm nach fran-zsischem Muster das Kaffeebrennen in Staatsbetrieb (Regie) und lie ihn durch franzsische Beamte berwachen. Im rger der diese Kaffeeschnffler" haben die Berliner ihren König wohl mit der Kaffeemhle im Scho abgebildet. 4. Friedrichs Staatsverwaltung unterschied sich von anderen

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 324

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
324 feiner Verteidigung ober des gemeinsamen Verkehrs im ganzen Reichsgebiet kraft Reichsgefetzes Eisenbahnen anlegen (Art. 41). Zu gleichem Zwecke mssen alle Eisenbahnen nach einheitlichen Normen angelegt und ausgerstet werden (Art. 42). Das Reich wirkt auf Ermigung der Tarife und der Frachtstze fr Bedrfnisse der Landwirtschaft und Industrie (Art. 45), namentlicb bei Notstnden (Art 46). Auch Post- und Telegraphen-Wesen werden einheitlich eingerichtet und verwaltet (Art. 48). Einnahmen und Ausgaben sind fr das ganze Reich gemeinschaftlich"^ (Art. 49). Nur Bayern und Wrttemberg haben auch auf diesem Gebiete Reservatrechte vorbehalten (Art. 52). 6. Jeder Deutsche ist (beim Heer oder auf der Kriegsflotte) wehrpflichtig: zwei, bei Reiterei und Artillerie drei Jahre bei der Fahne, fnf Jahre bei der Reserve und fnf bei der Landwehr (Art. 59, 53). Der Kais er fhrt den Oberbefehl der Heer urtd Umarme (Art. 63, 53); er berwacht durch Inspektionen Zahl und Verfassung der Mannschaften und Offiziere, auch des 'sonst fast selbstndigen bayrischen Heeres (Art. 63); ihm leisten die Truppeu den Fahneneid (Art. 64). Kiel und Wilhelmshafen sind Reichskriegshfen (Art. 53). 7. Die Ausgaben des Reiches werden in der Regel fr em Jahr bewilligt" (Art. 71). Wo zu ihrer Deckung die Einnahmen aus Zllen und Verbrauchssteuern, ans Post- und Tele-graphie nicht ausreichen, haben die Bundesstaaten nach Ma-gbe ihrer Bevlkerung durch Matrikularbeitrae ans-zuhelfen (Art. 70). 8. Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten oder Ver-faisungsstreitigkeiten in einzelnen Staaten schlichtet der Bundes-rat gtlich oder durch Reichsgesetzgebung (Art. 76). 9. Vernderungen der Verfassung erfolgen im Wege der Gesetzgebung" (durch Bundesrat und Reichstag). Sie gelten als abgelehnt, wenn sie im Bundesrate 14 Stimmen gegen sich haben" (Art. 78).

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 26

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
26 selbe Pharao sandte auch phnizische Seefahrer aus, die in drei Jahren, zum ersten Mal, Afrika umsegelten. 5. Einige Zeit vor Necho hatten zwlf Könige geherrscht und am Mrissee eine gemeinsame Knigsburg erbaut: das Labyrinth mit zwlf Sulenhfen und angeblich 3000 zum Teil unterirdischen Rumen. Schlielich wurde Psammetich der einzige Pharao mit Hlfe ionischer Sldner; zum Dank ffnete er dem griechischen Kaufmann sein Land. Seither ent-wickelte sich noch eine sechste Kaste: die Dolmetscher. Wie die Israeliten, die mehrere Jahrhunderte im Delta-lande wohnten, haben die Griechen von den gyptern viel ge-lernt. Diese selbst aber lieen sich durch nichts irre machen an ihren Jahrtausende alten Anschauungen. Die Geburt eines Apis feierten sie mit gleicher Begeisterung wie ihre Vorfahren; in goldenen Gefen reichten ihm die Priester kniend die Nahrung. 6. Als der erbitterte Kambyses sich hinreien lie, das heilige Tier auf den Tod zu verwunden, erfate gefhrliche Aufregung das geduldige Volk. In diesem Augenblick wurde der König in die Heimat gerufen. Ein kecker Magier hatte sich des Thrones bemchtigt unter dem Namen des Knigssohnes Smerdis, welcher dem Neide seines Bruders Kambyses lngst zum Opfer ge-fallen war. Auf dem Heimweg starb der König an einer Verletzung, die er sich durch Unvorsichtigkeit beigebracht an der Krperstelle, wo er den Apis getroffen hatte! 4. D arius und die Skythen. 1. Kambyses starb kinderlos. Sein nchster Verwandter Dareios I. bernahm nach dem Sturze des Thronrubers die Regierung. Er teilte das ungeheure Reich in zwanzig Statt-halterschaften (Satrapien) und bestimmte die Hhe der Abgaben an Silber und Gold, auch Goldstaub und weien Rossen, die jeder Satrap jhrlich einzusenden hatte; vorher wurden die Kosten von Hofhalt und Regierung durch Geschenke bestritten. Die Perser im Stammlande blieben frei von Auflagen. Um das Reich nordwrts auszudehnen, wollte Darius die Skythen unterwerfen, ein Nomadenvolk zwischen Donau und Don. Mit 700000 Mann berschritt er den Thracischen v. etr. Bosporus (die Strae von Konstantinopel), dann die Donau auf Brcken, welche griechische Baumeister geschlagen hatten. 2. Der Stammvater des Skythenvolkes entsprang der Sage nach von einem Gotte, welchen Herodot Zeus oder Herakles nennt, und der Tochter des Flugottes Borystheues (Dniepr).

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 36

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
36 und die Friese der Wnde; im Jnnenranm erhob sich Phidias' Meisterwerk, ein Standbild der Gttin: Gesicht, Arme und Hnde von Elfenbein, das Gewand von lauterem Gold, der zwei Millionen Mark an Wert. Ein ehernes Athenabild des-selben Meisters ragte neben dem Tempel empor; seine funkelnde Lanzenspitze war das Wahrzeichen Athens, das weithin den See-fahrer grte. Den Aufstieg auf den Burgfelsen krnte die Thorhalle der Propylen, welcher nach innen und auen dorische Sulenstellungen vorgelagert waren. Zu musikalischen Auffh-rungen diente in der Stadt der schmucke Rundbau des Odeions. 5. Durch den tglichen Anblick dieser Schpfungen wollte Perikles sein Volk erziehen, es besser und edler machen. In gleicher Absicht lie er den Brgern das Eintrittsgeld ins Theater aus der Staatskasse vergten. Athen besa damals die grten Schauspieldichter des Altertums; der ernste schylos, der bei Marathon und bei Salamis mitgefochten, der fromme So-phokles, der als fnfzehnjhriger Knabe nach der Schlacht bei Salamis den Reigen angefhrt hatte, und der leidenschaftliche Euripides, der auf Salamis während der Schlacht geboren sein soll: sie alle lehrten an groen Vorbildern die Gottheit ehren und mit edlem Mute Pflicht und Schicksal tragen. 6. In allen diesen Bestrebungen hatte der groe Mann die Ehrenpflicht im Auge, das Erbe der Vorfahren unverkrzt zu erhalten und zu vergrern. Fr den Bestand und die Gre Athens schrak er auch vor Kriegen nicht zurck, die er als erwhlter Feldherr selber fhrte. Neunmal erlebte er die Genugthuuug, ein Siegeszeichen aufzustellen. Aber er legte auf diese Erfolge weniger Wert als auf seine brgerliche Fried-fertigkeit und Vershnlichkeit; da um seinetwillen kein Athener das Trauergewand getragen, rhmte er noch auf dem Todbett als sein schnstes Verdienst. Mit steigender Eifersucht beobachtete Sparta die Fortschritte Athens. Perikles sah deu Krieg kommen und betrieb mit grtem Nachdrucke die Rstungen; er vollendete das riesige Festungs-werk der Langen Mauern, durch das er die Stadt mit dem Pirus verband; er verstrkte die Flotte und erweiterte die Seemacht Athens. Schild und Schwert waren bereit fr die groe Abrechnung. 2. Der Ausbruch des Krieges. 1. Neben Athen war Korinth die reichste Handelsstadt Griechenlands. Auf dem Isthmus zwischen dem Korinthischen und Saronischen Meerbusen gelegen, besa sie an jedem einen

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 146

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
146 zu dem Herrscher empor, der ihm seine Lehen als erbliches Eigentum zusprach. 1039 In vollem Wirken starb Konrad zu Utrecht; er ruht in dem schnen Dom, den er im heimatlichen Speier begrndet. 2. Auch sein jugendlicher Sohn Heinrich Iii. war ein kraftvoller Kriegsmann. Der Wendenherzog von Bhmen und der König von Ungarn muten barfu und knieend ihre Lnder von ihm als Lehen nehmen; als der König von Frankreich bei einer Zusammenkunft unweit Sedans ihn unredlicher Gesinnung beschuldigte und Lothringen verlangte, warf er ihm den Fehde-handschuh hin, worauf der Franzose nchtlicher Weile entwich. Von seiner Mutter Gisela hatte Heinrich tiefe Frmmig-feit geerbt. Nach siegreicher Schlacht sank er wohl im hrenen Berhemde barfn vor einem Reliquienschreine nieder zu brn-stigem Geber; das Heer folgte seinem Beispiel; alle verziehen allen". In Frankreich verboten die Bischfe bei Strafe einer Pilgerfahrt nach Jerusalem die Fehden des rauflustigen Adels an den durch Christi Seiden und Auferstehung geheiligten Wochen-tagen (von Mittwoch abends bis Montag frh), sowie in der Advents- und Fastenzeit. Mehr als dieser Gottesfriede" (treuga dei) wirkte in Deutschland König Heinrichs Vorbild. In Kon-stanz verkndigte er von der Kanzel, er verzeihe allen seinen Feinden, und nach seinem Vorgange standen die Groen ab von Kampf und Blutrache. An seinem Hoflager konnte sich jeder Deutsche bei Richtern eigenen Standes Recht holen. 3. Auch gegen Anstigkeiten in der Kirche schritt er ein. Drei Ppste stritten um die Herrschaft der Christenheit. Da zog der König mit Heeresmacht blitzschnell der die Alpen' und lie auf den Synoden zu Sutri und Rom alle drei absetzen. Ein wrdiger deutscher Bischof bestieg den Stuhl Petri und 1046 krnte seinen jungen Herrn am Weihnachtsfeste zum Kaiser. Konrad Ii. hatte vou neu eingesetzten Bischfen, gleichsam als Kaufpreis fr ihre Wrde, eine Steuer erhoben. Diese Simonie" schaffte Heinrich ab. Er bestritt die Kosten seines Hofhaltes mit den Silberertrgen seiner Bergwerke im Harz; denn immer mehr kam damals das bare Geld in Gebrauch. 4. Im Harze baute er sich eine Reihe fester Pfalzen; Goslar mit seinen wildreichen Forsten wurde sein Lieblingssitz. Auf 1056 der Burg Bodfeld starb der kaum vierzigjhrige Monarch in den Armen Papst Viktors Ii., des vierten Deutschen, der ihm seine Erhebung verdankte. Sein Sohn und Nachfolger Hein-rich Iv. war erst sechs Jahre alt.

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 174

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
174 Halbedelsteinen und in der Anfertigung glserner Handspiegel, die sie bei einer groen Wallfahrt nach Aachen verkaufen wollten. Auch die Waffen hat er gefhrt gegen die Armagnacs, 30000 franzsische Sldner, die unter einem Grafen Arrnagnac, dann unter ihrem Kronprinzen (Dauphin) im linksrheinischen Land als Mordbrenner hausten. 1500 Basler fielen bei St. Jakob 1444 an der Birs in unvergleichlichem Heldenkampfe gegen sie. Nun kam der Schwrm das Elsa herunter. 110 Drfer standen in Flammen; die Bauern wurden lebendig gebraten oder in Fssern verscharrt. Aber die Straburger nahmen ihnen bei einem Aus-fall die bei St. Jakob erbeutete Fahne ab, und das Landvolk zwang die armen Gecken", mit blutigen Kpfen heimzuwandern. 3. Erst nach seiner Rckkehr in die Vaterstadt hat Guten-berg seine Erfindung ausgefhrt: mit gebter Goldschmiedshand die Buchstabenformen (Lettern) einzeln aus Erz zu bereiten, so da man sie nach Belieben zusammensetzen konnte. Im Jahr 1450 1450, ein halbes Jahrhundert nachdem in Nrnberg die erste deutsche Papierfabrik entstanden, begann er den Druck des ersten Buches, einer lateinischen Bibel. Zur Verbesserung seiner Kunst, namentlich zur Herstellung kleinerer und haltbarerer Lettern, bedurfte er namhafter Geldmittel. Der Mainzer Brger Johann Fust scho ihm 800 Gulden vor gegen 6% Zins; die Druckerei sollte ihm als Unterpfand dienen. Als sich Fust vou der Ein-trglichkeit des Unternehmens berzeugte, wurde er Teilnehmer. 300 Guldeu wollte er jhrlich zuschieen, den Betrag fr Ar-beitslhue, Papier, Pergament, Druckfarbe unverzinslich vor-strecken; und Gutenberg in seinem Erfindereifer nahm das An-erbieten arglos und ohne Sicherheit an. Pltzlich verlangte Fust Darlehen und Zuschu samt Zinsen zurck, der 2000 Gulden, und bekrftigte vor Gericht seine Forderung mit einem Meineid, den sein junger Gehlfe Peter Schffer von Gernsheim besttigte. Gutenberg wurde verurteilt; die ganze Druckerei wurde dem Wucherer zugesprochen. Ein anderer reicher Mainzer, Dr. Hnmery, gab die Mittel zur Ausbildung der neuen Kunst; dennoch blieb Gutenberg zeit-lebens in schweren Sorgen. 4. Dazu kam neue Kriegsuot. Erzbischos Dieter von Mainz wurde vom Papst abgesetzt. Der ihm verbndete Pfalzgraf Friedrich bei Rhein, der bse Fritz", fhrte die gegnerischen Fürsten nach glcklichem berfall gefangen auf sein Schlo zu Heidelberg und zchtigte sie fr die Verwstung seines Landes nach der Sage durch ein Mahl ohne Brot. Der neugewhlte Erzbischos jedoch, Graf Adolf von Nassau, berfiel Mainz bei Nacht. Dieter entkam; aber 400 Brger wurden erschlagen;

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 251

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
251 - 4. Die dreizehn N eu-England-St aaten" gaben sich selber ihre Gesetze und zahlten fast nur sinnbildliche Abgaben: Pennsylvanien jhrlich zwei Biberfelle, Maryland zwei Pfeile. Um die Kosten des Krieges und der Verwaltung zu decken, schritt die englische Regierung zu einer Besteuerung. Sie verkaufte Stempelpapier, auf welches alle Urkunden geschrieben, alle Zeitungen gedruckt werden sollten. Die Neuerung stie aus heftigen Widerstand. Die amerikanischen Frauen kauften keine englischen Waren mehr, die Männer schleiften die Huser der Stempel-Agenten. Die Stempel-Akte" ward zurckgezogen; England wollte sich zuletzt mit einem kleinen Theezoll begngen. Aber das auf seine Freiheit eiferschtige Volk" schmuggelte Thee aus Westindien ein oder behalf sich mit einem Absud von Salbei und Himbeerlaub. Endlich ankerten Ostindienfahrer in den Hfen, um durch das Anbieten ihrer Theeladung zum Kaufe anzulocken. Da warfen Bostoner Brger, als Mohawk-Indianer verkleidet, smtliche Theekisten ins Meer. 5. Die Bostoner Hafenbill", durch welche die Regierung zur Strafe den Bostoner Hafen schlo, hat durch das allgemeine Mitgefhl mit den Gemaregelten die Ansiedler der dreizehn Kolonien zu einer Nation gemacht. Sie entfesselte den Auf-stand. Scharen von Brgersoldaten (Milizen), die sich jede Minute zum Ausmarsche bereit halten muten (minute men), brachten mit ihren Vogelflinten den Rotrcken" bei Concord und Lexington, dann auf dem 23itneersbhl (Bunker's Hill) bei Boston schwere Verluste bei. Am 4. Juli 1776, welches seither der nationale Feiertag der Dankees" ist, sprachen die Vertreter der Staaten auf dem Kongresse zu Philadelphia die Unab-hngigkeitder Vereinigten Staaten (Unitedstates) Nordamerikas" aus. England fhrte den Krieg mit Sldnern. Darunter waren etwa 30 000 Deutsche, die, von den eigenen Fürsten ver-schachert, auch hier unter namenlosen Leiden und Krnkungen sich treu und tapfer erwiesen; besonders waren die Hessen wegen ihres blinden" Losstrmens gefrchtet. Die deutschen Offiziere lehnten jede besondere Belohnung ab; im Geiste Friedrichs des Groen wollten sie aus eigenem Antrieb ihre Pflicht thuu. 6. Frankreich untersttzte die Amerikaner mit Geld und Schiebedarf. Der Marquis Lafayette verlie sein junges Weib und rstete auf eigene Kosten ein Schiff aus, um zu den Freiheitskmpfern hinberzufahren. Nach dem ersten greren Erfolge gelang es dem Abgesandten des Kongresses, Benjamin Franklin, die Regierung zu einem Bndnisse zu bewegen. Der schlichte Greis, der sich vom Buchdruckerlehrling zum Staats-

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 262

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 262 Bonaparte wurde General der Artillerie. Dennoch entging er nach dem Sturze Nobespierres, mit dessen Bruder er be-freundet gewesen war, nur mit genauer Not der Guillotine; der Wohlfahrts-Ausschu strich ihn aus der Rangliste. Bisher hatte er seine Familie untersttzt; jetzt geriet er selbst in Mangel. Er mute seine Bcher verkaufen und dachte daran, sich in die Trkei schicken zu lassen, um sie durch Verbesserung ihrer Festungen und Geschtze zu einem wertvollen Bundesgenossen zu machen wider Rulaud oder sterreich. Doch zog. man ihn ins Topographische Bureau, in den Generalstab. Er entsetzte die Fhrer des Italienischen Heeres durch den Feld;ugsplau, den er fr sie ausarbeitete. Der Mann ist reif frs Irrenhaus," faud einer; der andere meinte, er mge selber kommen, den Plan auszufhren. 6. Und er kam, bald nach dem Aufstande gegen die Direk-torialverfafsuug: ein kleiner, blasser, magerer, gebrechlicher Mann, dessen Krper verzehrt schien von seinem Feuergeiste. Aber durch die Sicherheit seines Auftretens wute er die ausgehungerten Krieger mit Zuversicht zu beseelen, zu fesseln durch das Wohl-leben, das er ihnen in Aussicht stellte. In zahllosen Gefechten 1796 ntigte er Sardinien zum Frieden. Die sterreicher warf er hinter den Tessin und nach der Erstrmung der Adda-Brcke bei Lodi hinter den Mincio zurck. Mailand fiel und zahlte eine Brandschatzung von 20 Millionen Franken. Die Soldaten machten reiche Beute; ihr General sandte viele Millionen und unschtzbare Kunstwerke, die er den Stdten und Fürsten der Halbinsel abnahm, nach Paris. Die Festung Mantua, die er einschlo, mute sich ergeben, nachdem vier Entsatzheere ge-schlagen waren. Kaiser Franz schickte seinen besten Feldherrn nach Italien, seinen Bruder Karl. In Deutschland hatte der jugendliche Erzherzog zwei feindliche Heere unter Jourd an und Moreau der den Rhein zurckgeworfen. Vor Bonaparte mute er selber weichen. Schon standen die Franzosen bei Klagenfnrt in Krnten. Aber hinter ihnen grollte Italien und die kaisertreuen Tiroler. Von den anderen Feldherren der Republik war keine Hlfe zu erhoffen, da Bonaparte ihr erneutes Vordringen nicht abgewartet hatte. Darum bot er den Frieden an; nach langen Verhandlungen erfolgte auf dem Schlosse C a m P o 1797 Formio in Friaul der Abschlu. 7. Die altersschwache Republik Venedig zahlte die Zeche. ^ Veuetien mit der Hauptstadt, Jstrien, Dalmatien kamen an sterreich, die Zonischen Inseln, sowie die sterreichischen Niederlande an Frankreich. Das Gebiet westwrts der Etsch bildete nebst den eingezogenen Herzogtmern Parma und Modeua

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 295

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 295 Arbeiter im Vertrauen auf ihre Masse. Aber der General Cav aian a c lie nach dreitgigem Straenkampfe, dem blutigsten, den Paris je erlebt hat, ihre Barrikaden erstrmen. 5. D er deutsche Einheitstraum und das tolle Jahr". 1. In der Franzosenzeit entfaltete die deutsche Dichtung mit den Meisterwerken der Weimarer Dioskureu" ihre schnste Blte: während der Reaktion" reifte die deutsche Kunst. Neben den Bildhauer Christian Rauch trat der groe Bau-meister Karl Friedrich Schinkel, welcher das Museum und das Schauspielhaus in Berlin, die Friedenskirche m Potsdam und das nahegelegene Schlo Babelsberg geschaffen hat. Der Maler Peter Cornelius schmckte König Ludwigs Glyptothek (Sammlung von Werken der Plastik) in Mnchen mit den Gttergestalten des Olymps und trat als Meister der Zeichen-kunst in die Spuren Drers und Holbeins. Der Wissenschaft aber erschlossen die Brder Grimm die deutsche Vorzeit, Alex. v. Hnmboldt die Natur. Die Werke der groen Dichter wurden jetzt Gemeingut; die Zei-tungen fanden allgemeinere Verbreitung. Auch kirchliche Bestrebungen frderten die Einigung unseres Volkes. Beim Jubelfeste der Reformation rief Friedrich Wilhelms Iii. Knigswort die Verschmelzung der Lutheraner und der Reformierten, die Union der evangelisch-pro-testantisch en Kirche Preuens ins Leben, und andere Lnder, wie Baden, folgten diesem Vorgange. Auf w i r t s ch a s t l i ch e m Gebiete bahnte Preußen den stcher-sten Weg zur Einheit. Seine Gesetzgebung verlegte die Zoll-schranken an die Staatsgrenzen. Die zwischen preuischen Landen liegenden Staaten muten wohl oder bel an den Vorteilen zollfreien Handelsverkehrs und den Zllen, die fr auslndische Waren beim Eintritt ins Zollgebiet entrichtet wurden, durch Anschlu an Preußen teilzunehmen suchen. Der Schmuggel hrte auf; Gewerbe und Handel blhten. Die Deutschen lernten ein-ander nher kennen. Dieser Zollverein umfate vor Friedrich Wilhelms Tode schon mehr als vier Fnfteile des heutigen Reiches. 2. Langsamer verlies die politische Entwick lnng. Kur-Hessen, Sachsen, Hannover, das seit 1837 einen eigenen König besa, erhielten Verfassungen. Das Verlangen nach nationaler Einigung wurde zuerst in Baden laut. Bald nach der Juli-Revolution, in den ersten Monaten der Regierung Groherzog Leopolds, beantragte der Freibnrger Professor Welcker in der Zweiten Kammer die Berufung einer Nationalvertretung
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