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244
19. Italien.
Aus nuu, nach Italien, der großen, schönen Halbinsel, die südöstlich von
der Schweiz in der Gestalt eines Stiefels weit in das mittelländische Meer
hineinreicht. Von den Alpen aus gelangen wir zunächst nach Oberitalien, wo
sich an den Flußufern hin und an den Hügeln empor üppige Getreide-, Reiß-
und Maisfelder ausbreiten. Zwischen ihnen prangen weite Reben- und Obst-
Pflanzungen, Nuß- und veredelte Kastanienbäume, und von Baum zu Baum
winden sich die Weinreben mit den süßen Trauben. Haben wir die Apeninnen
überstiegen, so breitet sich Mittel- und weiterhin Unteritalien vor uns aus.
Hier vermehren sich die eigenthümlichen Züge des Südens; es herrscht da ein
ewiger Frühling, und man glaubt öfters in dem lieblichsten Garten, in einem
Paradiese zu sein, wo die Natur in ihrer vollen Schönheit prangt und dem
Menschen Nichts mehr zu wünschen übrig läßt^ Allenthalben findet man Man-
deln, Feigen, Oelbüume, Zitronen, Pomeranzen, Lorbeerbäume, Granatäpfel,
Johannisbrod, Süßholz re. In Sommernächten sind Felder und Gehölze von
unzähligen leuchtenden Insekten erfüllt, die in ihrer tanzenden Bewegung
einen sich stets verändernden Glanz geben und über das Land einen neuen
gestirnten Himmel auszubreiten scheinen.
Die Italiener zeichnen sich in der Musik und Malerei aus, sind aber in
Wissenschaften noch zurück. Vor 500 Jahren waren sie das erste handeltrei-
bende Volk, und auch jetzt beschäftigen sie sich noch mehr mit Handel, als an-
deren Erwerbszweigen. An der Tagesordnung sind unter ihnen Bettelei,
Straßenraub und heimliche Mordthaten. Diejenigen, welche sich zur Aus-
übung der letzteren für Geld erkaufen lassen, sind unter dem Namen Banditen
bekannt.
20. Ansicht von Rom.
Keine italienische Stadt ist uns merkwürdiger, als das ewige Rom, wie
es seines hohen Alters wegen genannt wird. Rom ist die Hauptstadt der ka-
tholischen Christenheit, das Jerusalem des neuert Bundes, der Sitz des Statt-
halters Christi, des Papstes, das Ziel der Wanderung von tausend Pilgern,
die aus allen Theilen der christlichen Welt dorthin sich begeben, getrieben von
religiösem Bedürfnisse oder von künstlerischem Interessen oder von beiden zu-
gleich. Wir können ein zweifaches Rom unterscheiden, das alte, heidnische
mit seinen Tempeln, Säulcngängen, Amphitheatern, Triumphbögen und an-
deren großartigen Baulichkeiten — und das neue christliche Rom, das
sich auf, neben und aus den Trümmern des alten erhebt. Dieses doppelte
Rom nun ist es, das durch seine unzählbaren Merkwürdigkeiten nicht nur ka-
tholische, sondern auch nichtkatholische Christen in seine Mauern zieht.
Die Gegend um Rom, durch welche die Reisenden aus dem Norden hin-
durch müffen, ist öde und einsam; kein Baum erhebt sich, nur einzelne alte
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Oberitalien Johannisbrod Rom Christi Rom Rom
,
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253
0
jüdischen, christlichen und muhamedanischen. Hier wurden die ältesten und
wichtigsten Erfindungen gemacht: das Eisen zu schmieden, die Schreibkunst,
die Glas- und Papierfabrikation. Von Asien aus erhielten wir Aepfel, Bir-
nen, Kirschen, Nüsse u. s. w., so wie wir jetzt noch Baumwolle, Spezereien,
die edelsten Gewürze und noch so viel Anderes von daher bekommen. Hier
standen einst die ältesten und berühmtesten Reiche und die blühendsten Staaten.
Aber die Pracht und Herrlichkeit alter Zeit find längst verfallen, und nur
Trümmer davon sind noch übrig.
25. Ar abi eii.
Die arabische Halbinsel, ungefähr viermal so groß, als Frankreich, wird
durch den Wendekreis des Krebses in zwei Theile getheilt. Nur wenig Bäche
oder Quellen tränken das lechzende Land, desien öde Sandflächen von einer
glühenden Sonne versengt werden. Der mittlere Theil ist ein Tafelland von
mäßiger, aber doch vielleicht bis zu 7000 Fuß gehender Erhöhung. Südlich
vom Wendekreise ist das Land ein fast endloser Ocean von Flugsand, der^ der
Sturm in Wolken fortführt, und der selbst von den nomadischen Beduinen ge-
fürchtet wird. Nur nach weiten Zwischenräumen laben bisweilen länge,
schmale Bodensenkungen das Auge durch ihr Gebüsch und ihren Rasen. Wei-
ter gegen Norden durchziehen Hügel und Berge die Halbinsel, zwischen denen
angebaute und schöne Thäler mit Dattelhainen und duftigen Sträuchern und
Kräutern sich ausbreiten. Wo die Hochebene in Berg- und Hügelreihen nach
der syrischen Wüste abfällt, gewinnt noch einmal das öde Ansehen die Ober-
hand, und eine flache, sandige, 6 bis 20 Meilen breite Küste zieht sich von
den Mündungen des Euphrat bis an die Landenge von Suez.
In der Provinz Oman, vor dem Eingänge des persischen Meer-
busens, treten die Hügel nahe an das Gestade, und zwischen den wasser-
armen, sonnenverbrannten Höhenzügen bergen sich einzelne fruchtbare Thäler,
die zu Zeiten kleine Flüsse durchrieseln. Hier ist der Boden angebaut und mit
Graswuchs bedeckt, und weiter nich Süden tritt eine Reihe von Oasen aus,
die von unterirdischen Quellen genährt werden und gute Früchte erzeugen.
Die südliche Küste ist fast noch gänzlich unbekannt. Im südlichsten Theile, nach
der Provinz Jemen oder dem glücklichen Arabien, ist es wieder bekannter, wo
Bergketten an der Küste hinstreifen, an vielen Stelle n in's Meer hinausragen
und zuweilen schöne Häfen bilden, wie den von Aden. Zwischen den Höhen
befinden sich Städte und Dörfer, Baumwollenpflanzungen, Dattelhaine und
Ackerland. Die Küsten des indischen Oceans und die Straße Babel Man-
d e b, die Pforte der Thränen, besäumen hohe Klippen.
Das glückliche Arabien ist der einzige Theil dieses Landes, desien Flüsie,
obschon sie klein sind, doch niemals ganz austrocknen. Hier tritt auch das
Gebirge weit zurück, und der fruchtbare Boden zieht sich tief landeinwärts
und trägt Getreide, Futterkräuter, Kasiee, wohlriechende Pflanzen und Gummi-
*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Suez Oman Kasiee
11
dem Thale, welches von dem rothen Meere ausgefüllt ist; auf der Westseite endet die afrikanische Wüste in einer 200 bis 500 Fnß hohen, schräg abfallenden Felsenwand; die Wüste liegt also hoher als das Nilthal, das demnach auf zwei Seiten von kahlen Felsen eingefaßt ist. Es ist nur in Oberägypten an zwei Stellen so schmal, daß bloß der Fluß Raum hat (er ist meistens 3000 Fuß breit), sonst ist es zwei bis sechs Stunden breit; 30 Stunden vom Meere enden die beiden Felsenwände, und von da an breitet sich das Land bis zum Meere als eine weite Fläche aus, durch welche der Nil, in sieben Hauptarme getheilt, dem Meere zufließt. Das von den Nilarmen eingefaßte Land sieht einem Dreieck ähnlich und wurde von den alten Griechen Delta genannt. Ohne den Nilfluß wäre das lange Thal Aegyptens nur eine breite und noch viel längere Spalte zwischen zwei Felsgebirgen, in welcher kein Baum und kein Halm wachsen könnte, denn der durch den Wind aus der Wüste herabgewehte Sand würde den Boden längst hoch überdeckt haben, durch den Nil aber wird das Thal zu einem der fruchtbarsten Landstriche der ganzen Erde. In dem innern Afrika, woher die Flüsse kommen, die in einen Fluß vereinigt Nil heißen, fällt im Frühjahre und Sommersanfang ein gewaltiger, Monate hindurch dauernder Regen, durch welchen der Nil so anschwillt, daß er in Aegypten über seine Ufer tritt und die ganze Thalfläche unter Wasser setzt (int September), indem es durch unzählige Gräben rechts und links über die Felder geleitet wird. Es durchtränkt den Boden und läßt außerdem eine zwar ganz dünne, aber vortrefflich düngende Schichte Schlammes zurück. Ist das Wasser abgelaufen (im November), so werden Weizen, Gerste, Erbsen rc. gesäet, die in 3 bis 4 Monaten reifen und einen außerordentlichen Ertrag geben. Daher versorgte Aegypten schon in alter Zeit andere Länder mit Getreide. Erreicht jedoch die Nilüberschwemmung nicht die rechte Hohe, so kommt Aegypten selbst in Noth. In seiner besten Zeit hatte das alte Aegypten 7 Millionen Einwohner und große Städte, z. B. Theben in Oberägyp-ten, und Memphis, der Spitze des Deltas gegenüber. Die alten Aegypter waren ein außerordentlich fleißiges Volk; sie trieben Ackerbau und Viehzucht auf eine musterhafte Weise, lieferten die feinste Leinwand, verfertigten schone Glas- und Metallwaareu, machten Papier aus den inneren
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will sie nicht trocknen, die Thränen der Wehmuth. Lasset uns weinen,- meine Brüder! Aber wehe uns, wenn wir nichts als diese Thränen hätten, wenn wir den Gedanken ertragen könnten, das Erbe des Himmels noch länger in den Händen der Ruchlosen zu lassen. Jenes Land, das wir mit Recht das heilige nennen; jener Hügel, wo Christus für unsere Sünden blutete; jenes Grab, aus welchem er als Sieger des Todes erstaud; jener Berg des Friedens, von dem er hinaus gen Himmel fuhr; jene heiligen Mauern, welche die Versammlung der Apostel nmschloßen und wo das kostbare Blut der seligen Märtyrer vergossen wurde, sollen wir als Feige und Verworfene sie noch länger in den räuberischen Händen eines ruchlosen Volkes lassen? Von Sion ging das Wort des Herrn aus. Aus denn, ihr Bäche, die ihr vou daher fließet,, kehret zu euerer Quelle zurück! Oder soll sich Gott andere Krieger erwecken? Wollet ihr die Ehre, unter seiner Fahne zu streiten, andern Händen überlassen? Nein, erwachet ans euerer Trägheit! Ans, ihr tapfern Ritter! Dorthin ziehet, dort gegen Morgen, da sind gerechte Beleidigungen zu rächen. Eilet hin nach Palästinas Fluren und kämpfet wider den Feind des christlichen Nameus! Wendet gegen ihn die Schwerter, die ihr ohne Aufhören gegen ench schärft! Ans! der Weg ist knrz, die Mühe klein — aber sie bringt eine unver-welkliche Krone."
So und noch mehreres sprach der Oberhirte. Als er geendet, erscholl vou allen Seiten der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" Darauf traten mehrere Bischöfe und der größte Theil der anwesenden Geistlichen und Laien hervor und erboten sich freudig zum heiligen Kriege. Einer der Cardinäle legte im Namen aller Pilgrime, welche zur Erde niederfielen, das Bekenntniß der Sünden ab, und Urban ertheilte ihnen die Lossprechung. Hieraus heftete sich ein jeder ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter, zum Zeichen und zur Weihe des neuen christlichen Bundes, woher auch der Name Kreuzfahrer und Kreuzzug. Frohlockend eilte man jetzt nach Hause, sich zu dem heiligen Kampfe zu rüsten. Ueber alt predigten die Bischöfe das Kreuz und es entstand eine allgemeine Bewegung. Kein Stand, kein Alter, fein Geschlecht wollte von dem großen Unternehmen ausgeschlossen, sein.
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177
/
geschlossenen Fenstern und Balkons, und durch ein unerschöpflich buntes
Treiben orientalischen Lebens. Es geht unterm Hals der Kamele weg,
die, in langer Reihe beladen daherschwankend, die enge Gasse fast aus-
füllen, und ein Stock wird vorgehalten um alles Rändeln an Mauerecken
und Kamelslasten zu vermeiden. Bazarstraßen, die durch Tücher über-
spannt sind und kühl bleiben, auch am heißen Tag; Wasserträger, die
die aus ihrem glänzend nassen Schlauch mit geworfenem Wasser den
Staub ewig wieder niederschlagen; Moschee an Moschee, rot und weiß
in die Quere gebändert mit dem zierlichen Tropfsteingewölb überm Portal
und den schlanken Minarets, die immer neu, immer wechselnd mit der
Form und Zahl ihrer Rnndbalkons, sich darüber erheben. Durch die
Bazars der Schuster und Waffenschmiede und über den weiten Platz von
Sultan Hassans großer Moschee reiten wir endlich zur Citadelle hinauf,
durch die geschlossenen Räume von Thor zu Thor, in denen einst die
Mamelucken 1 niedergemacht wurden. Wir verlangen nach dem ersten An-
blick der Pyramiden, und wenn wir hinaustreten ans den Wall vor der
neuen Alabastermoschee, die setzt imponierend oben steht, da wird uns
ein Anblick von eigentümlich ernstem Zauber.
Tief unter uns liegt die Stadt in ihrem abendlichen Dust, aus dem
mehr als dreihundert Minarets auftauchen, und weiter das Blitzen des
Nils — aber gleichwohl bleibt unser Auge gewiß nur jenseits haften,
wo über der ansteigenden, hellgelben Wüste die gleichfarbigen Pyramiden
von Gizeh schweben, zauberhaft, geheimnisvoll, nicht wie Menschenwerk,
denn jenes Gebiet, die Wüste, gehört ja nicht den Bewohnern des grünen
Feldes, sondern eher wie Bollwerke, welche die Wüstengeister gegen uns
errichtet haben, um ihre Wüste wild und frei zu halten.
Gewiß können wir den Morgen kaum erwarten, wo wir durch
stille Gassen und Felder — denn der orientalische Tag wacht nichts weniger
als früh auf — Hinausreiten nach Alt-Kairo. Die Segelbarke nimmt
uns und unser Reittier ans und trägt mit leichtem Wind aufwärts über
den breiten, mit Barken gesäumten Strom. Es geht oben an der Nil-
insel Rhoda vorbei, auf der ein indischer Park, Ibrahims verwilderte
Gärten, dessen leichte Gartenpaläste überragt. Aber für jetzt ist uns der
ganz gemeine Palmenwald lieber, in den wir jenseits eingehen, mit den
kurzen, staubigen Büschen seiner Wipfel, denn es ist derselbe, der süd-
wärts, dort freilich schöner, die Stätte von Memphis überzieht. Beini
Verlassen desselben stehen die Pyramiden vor uns, groß, schön, mit voll-
kommen scharfen Kanten. Man merkt nicht, wie fern sie noch sind. Aber
wenn wir allmählich näher reiten durch grünes Feld und Nilsumpf, wenn die
1 Leibwächter des Sultans.
Lesebuch. 12
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307
große weiße Blütenglockentraube ans dem Busch von schwertscharfen
Blättern. Der Fontaine-Teich in der Mitte tränkt mit einem ewig
fließenden Schlauch die Rasen- und Blumenfelder und erhält sie
frisch durch alle Dürre des Sommers. Im Grün der Lorbeerbüsche
stehen Büsten der berühmten Italiener aller Zeiten zurück bis fast zur
Gründung der Stadt.
Der Korso war eine schnurgerade Hauptstraße schon in altrömischer
Zeit und führte durch einen Triumphbogen Mark Aurels. Diesen Bogen
ließ Papst Alexander Vii. (1655—1667) abbrechen, damit er dem
Pferderennen nicht hinderlich sei. Dieses Pferderennen im Karneval ist
eine edle Schau: Pferde ohne Reiter, nur vom Zurufe der aus Menschen
gebildeten Gasse durch den ganzen eine halbe Stunde langen Korso gejagt
und vorüberstürmend, daß das Auge kaum die Formen des Renners zu
erfassen vermag. Jetzt also ruht der Korso tief zwischen hohen Häusern,
die selbst im Sommer einige Schattenkühle sichern. Mit einem Schritte
ist man ohnehin im Garten oder Hofe bei springenden Wassern und unter
duftenden Orangenbäumen; die den Korso säumenden Paläste sind nämlich
teilweise Kaffeehäuser. Reiche Läden und Magazine mit Bronze- und
Marmorwaren, Photographieen, Mosaiken, Muschelkameen und stilvollen
Goldschmucksachen nehmen die Erdgeschosse fast aller Gebäude ein; zwischen
letztern liegen in gleicher Linie zahlreiche Kirchen, öffnen sich einzelne Plätze,
mitunter sehr ansehnliche.
Wir stehen jetzt vor dem mäßigen Hügel des Kapitols, so ziemlich
in der Mitte des weiten von Mauern umschlossenen Stadtraums. Eine
breite Treppe führt hinauf auf den kleinen Platz, der rechts und links
und nach jenseits von drei Renaissance-Palästen — zum Teil, gleichwie
die erstiegene Prunktreppe, von Michel Angelo erbaut — eingeschlossen
wird. Mitten auf dem Platze steht die antike, eherne Reiterfigur des
Kaisers Mark Aurel. Über dein mittlern der drei Paläste, über dem-
jenigen, der die Aussicht nach dem jenseitigen Abhang, wo das Forum
liegt, verschließt, erhebt sich der schlanke, offene Kapitolturm. Ihn ersteigen
wir und treten hinaus auf die enge, das vierseitige Turmdach umgebende
Galerie, so daß wir mit der Hand fast hinanreichen können an die das
Dach krönende weiße Marmorstatue, die Roma mit dem Kreuze. Jetzt
haben wir Rom unter uns, eingefaßt von den weiten Zügen einer
ungefähr drei deutsche Meilen langen Stadtmauer, deren Zinnen da und
dort zum Vorschein kommen; südwärts und ostwärts die Stadt der großen
Trümmer und des Grüns, mit einzelnen Klöstern und Villen besetzt;
darüber weg Campagna und Gebirg; nordwärts und westwärts die Stadt
der Kuppeln und Paläste, die heutige Stadt bis zum gelben Tiber.
Auf deni jenseitigen Ufer liegen Engelsburg und St. Peter mit einem
20*
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vii Alexander Michel_Angelo Peter
309
Johannes Laterans; im Mittelgrunde das Kolosseum und die Titus-
Thermen; ganz rechts die Höhenplatte des Palatin mit schwachen Über-
bleibseln der Kaiserpaläste; darüber fern hinaus die Via Appia; norn
das Riesenkastell der Caracalla-Bäder, und zwischen der Appia und dem
Tiber außerhalb der Mauern die große vereinsamte Basilika des Paulus-
Grabes. Vor uns, jenseits vom Palatin, aus dessen ganzer Südseite,
der Cirkus Maximus, jetzt eine grüne bebaute Tiefe, von einem schilf-
bewachsenen trüben Bach durchschlichen. Die Sitzreihen und Säulenhallen,
die zu beiden Seiten sich übereinander türmten, das Werk von Jahr-
hunderten, sind verschwunden; der Cirkus Maximus ist stille geworden,
wie alle die großen Hügel auf dieser Seite, Palatin, Aventin, Cälius,
verlassen sind. Das Menschentreiben ist wie eine Weingeistflamme, die
an ihrem Dochte nur so lange spielt, als er noch Nahrung bietet, dann
aber hinweghüpft, um anderswo weiterzuflackern.
Ja freilich, Nom ist eine Stadt wie andere Städte — und dennoch
scheint es mit der zauberhaften Eigenschaft begabt zu sein, die Sehnsucht
im Menschen zu erwecken: hier zu leben und zu sterben. Tief an dem
Tiber liegt die Stadt in der Mitte einer gewellten Ebene, ringsum von
milden Gebirgen umgeben. Nur nach Westen hin fallen letztere ab, dem
Meere zu, dessen schöne sonnige Küste nach dieser Seite hin die Grenze
bildet. Niemand wird die zartgezogenen Linien dieser Gebirge vergessen,
der von der Höhe des Kapitols jemals zu ihnen hinübersah. „Wie die
Schriftzüge einer geliebten Hand bleibt uns das im Gedächtnis," sagt
Hermann Grimm. „Es ist, als hätten die durch Jahrtausende sich anhäu-
fenden Thaten, die in Rom vorbereitet und ausgefochten wurden, eine
Art geistiger Atmosphäre dort geschaffen, von der man sich umnebelt und
festgehalten fühlt, als sei das Echo der Schritte all der Männer, die
hier gingen, in den Wolken hängen geblieben und umtöne uns leise
unaufhörlich."
Die Sonne neigt sich zum Untergange; die fernen Pinien der Villa
Pamfili drüben auf dem Janiculusrücken, jenseits des Tiber, schweben
bereits auf goldenem Grunde. Welch ein Anblick! welch ein Wechsel von
Farben rings um uns her! Der entfernte Soracte hebt sich blau ab
von dem leuchtenden Goldgrün des Himmels. Die hintereinander vor-
rückenden Mauerschalen des nahen Kolosseums glühen rot, rot die
fernen phantastischen Statuenzinnen des Lateran; violett der Cypressen-
wald, der die Stätte des Claudius-Tempels auf dem Cälius bezeichnet,
und dahinter in allen Farben spielend das Gebirge mit seinen lichten
Ortschaften.
Fridolin H o f f m a n n.
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324
lassen sie es nicht fehlen, zwar nicht entbrannt im eigenen Staate, wohl
aber unter Nachbarn desselben oder eines fremden Stammes.
E. L- Taschenberg (nach Brehm und Roßmäßler).
Neckrätsel.
Leicht wirst du die erste nicht erraten,
Und ich sag' dir, sie ist wirklich schwer.
Ging 's Raten bei der ersten auch nicht gut,
So fasse nur zur zweiten Silbe Mut.
pnmasarcha
Ich bin nicht, ich war nicht, ich werde nicht sein;
Du meinest, ich scherze, ich sage dir nein.
Ich stehe sa sichtbar vor deinem Gesicht,
Sagst du meinen Namen, so nennst du mich nicht.
-schgu
Vorwärts bin ich ein — doch halt, ich hab' mich verraten;
Rückwärts suche mich nur: wahrlich, du findest mich nie.
'Sm — U13
Das erste ist ein Vers, das zweit' nur leerer Tand;
Erratest du das Ganze, dann hast du gewiß Verstand.
-guvstaze
Joh. Bapt. Fried re ich.
Äufsteunng des Obelisken vor Zt. Peter.
Die Aufstellung des Obelisken vor Sankt Peter lag dem Papste
Sixtus V., darum so sehr am Herzen, weil er die Monumente des Un-
glaubens an dem nämlichen Orte dem Kreuze unterworfen zu sehen
wünschte, wo einst die Christen den Kreuzestod erleiden mußten.
In der That ein großartiges Unternehmen, das er aber ganz auf
seine Weise ausführte: mit einer sonderbaren Mischung von Gewalt-
samkeit, Größe und Pomp. Dem Baumeister, Domenico Fontana, der
sich unter seinen Augen vom Maurerlehrburschen heraufgearbeitet hatte,
drohte er sogar Strafen an, wenn es ihm mißlinge und er den Obelisken
beschädige.
Es war alles schwer: ihn dort, wo er stand — bei der Sakristei
der alten Peterskirche — von seiner Basis zu erheben, ihn niederzusenken,
auf eine neue Stelle zu führen und hier wieder aufzurichten.
Man schritt dazu mit dem Gefühle, daß man ein Werk unternehme,
welches alle Jahrhunderte hindurch berühmt sein werde. Die Arbeiter,
ihrer 900 an der Zahl, begannen damit, daß sie die Messe hörten,
beichteten und die Kommunion empfingen. Dann traten sie in den Raum,
der für die Arbeit durch einen Zaun abgesondert worden. Der Meister
nahm einen höhern Sitz ein. Der Obelisk war mit Strohmatten und
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Extrahierte Personennamen: Brehm Peter Peter Sixtus_V. Domenico_Fontana