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1. Alte Geschichte - S. 77

1869 - Mainz : Kunze
77 bulos: ein Angriff der .30 abgeschlagen: Thrasybulos marschiert nach den: Piräus, besetzt Munychia, Kampf, Kritias fällt: Zwie- spalt unter den 30, sie senden nach Sparta: Lysander kommt nach Eleusis. Allein die Eifersucht der spartanischen Behörden gegen diesen übermächtigen Parteiführer kommt den Athenern zu gut: König Pausanias vermittelt einen Frieden, nach welchem Athen seinen Bürgern zurückgegeben, Eleusis dagegen als autonomer Staat den 30 eingeräumt wird. Diese Einrichtung ohne Dauer; Überwältigung der 30 bei einem Versuch, die Gewalt in Athen zurückzugewinnen; Eleusis mit Athen wieder vereinigt, die solo- nische Verfassung hergestellt, eine Anlnestie (¿trj /uvrjaixaxfjattv) beschlossen und gewissenhaft gehalten (403). 2. Wirken uitb Tod des Sokrates (469—399). Die philosophische Forschung, welche mit Thales von Milet begonnen, ist seit jener Zeit ununterbrochen weiter gegangen und hat mehr und mehr zur Kritik, zum Zweifel an dem Ueber- lieferten, besonders in: Gebiete der Religion geführt. In dieser Beziehung wirkt auch der Krieg (ßlaioc ötdaonaloq Thuk.) zer- störend und der Zwiespalt zwischen d em Ueb e rli eferten und der neuen kritischen Erkenntniß tritt deutlich hervor in den Komödien des Aristophanes (428 bis c. 388) und den Tragödien des von ihm bekämpften Euripides (480—406). Jener, obwohl Anhänger und Verfechter altathenischer Sitte, macht doch die ganze Götterwelt seinem zügellosen Witze dienstbar; dieser, Euripides, zeigt sich überall vom Geiste der Kritik, des Zweifels, der Aufklärung, mit Einem Worte der Sophistik, ergriffen. Unter den Vertretern dieser neuen sophistischen Richtung Pr otagoras von Addern, Gorgias von Leontinoi, Prodikos von Keos, Hipp ins: sehr ernste neben sehr frivolen Geistern: ihr Gemeinsames ist ihre subjektive Richtung («Vdqwnog^¿tqov änuvtcov), ihre kritische Stellung zum Ueb erli eferten („von den Göttern kann ich nicht wissen, ob sie sind oder nicht sind" Prota- goras), ihre praktische Tendenz, wornach sie Tugend, d. h. in ihren: Sinn allseitige praktische Tüchtigkeit (und zwar gegen hohen Lohn) zu lehren bemüht sind. Im Gegensatz zu ihnen Sokrates, Sophroniskos Sohn, von einer inneren Stimme (sein öai/.ioviov) zum Philosophieren d. h. zum Suchen der Wahr- heit getrieben, von: delphischen Gott als der Weiseste der Hellenen erklärt, wendet sich vom Geschäftsleben (Bildhauer), weiterhin auch vom Staatsleben gänzlich ab der Philosophie zu: von dem

2. Alte Geschichte - S. 78

1869 - Mainz : Kunze
78 Satze ausgehend, daß er nichts wisse, wo andre Alles zu wissen nieinten, unterhält er sich mit Jeden,, zieht Freunde an sich und sucht nüt ihnen •— selbst bedürfnißlos, und ohne Lohn — ein wahres begriffsmäßiges Wissen aufzuerbauen im Gegen- satz gegen die nur von der Oberfläche der Dinge geschöpften Vor- stellungen: seine Gespräche vorzugsweise auf das Ethische (das yv(Z&i aavtov des delphischen Tempels), die Charakterbildung des Menschen, nicht auf Naturphilosophie gerichtet; sein Satz, daß die Tugend -ein Wissen sei. Ohne sich mit dem Volksglauben in Widerspruch zu setzen (vgl. 3ien. Anab. 3, 1, 4 ff.) entfaltet er so eine heilsam-anregende Thätigreit, leistet dem Staat seine Pflichten pünktlich, kämpft bei Potidäa, Delion, Amphipolis, wider- steht allein dem Unrecht beim Arginusenprozeß, ebenso den 30, ohne weitere Anfechtung (außer den „Wolken" des Aristophanes 424), bis er in seinem 70. Jahr angeklagt wird (Anytos, Meletos, Lykon), weil er die Jugend verderbe, an die Götter des Staats nicht glaube, andre neue Gottheiten (öcu/uovia) einführe. Ver- teidigungsrede vor dem Heliastengericht, welche in der Form, die ihr sein Schüler Platon gegeben, das erhabenste Denkmal eines reinen Gottesbewußtseins, das wir aus dem Alterthum be- sitzen, ebendeßwegen seinen Richtern unverständlich bleibt. Den- noch nur mit sehr geringer Mehrheit schuldig gesprochen, reizt er das Gericht durch seinen Gegenstrafantrag, „ihm als Staatswohl- thäter einen Platz im Prytaneion zu geben"; wird zum Tode verurtheilt. Kurzer Aufschub, während der Festgesandtschaft nach Delos; Zurückweisung eines Fluchtantrags (Kriton), weil man den Gesetzen auch wo sie Unrecht haben gehorchen müsse: nach Gesprächen mit seinen Freunden über die Unsterblichkeit der Seele trinkt er den Giftbecher und leidet so den Tod, den er mit seinen letzten Worten („dem Asklepios schulden wir einen Hahn, vergeht nicht ihn zu opfern") als eine Genesung bezeichnet. ?jde f¡ 399 xexívt'tj toií Ixaiqov r¡(.uv syévtxo, uvöqoq - Xcüv Xoxi ü)V inuqu- d-rj/utv uqlcstov xui axxwg cpqovi/uoxúxov xui dixaioxáxov (Plato, Schluß des Phädou). 3. Der Zug des jüngeren Cyrus, der Rückzug der Zehn- tausend und die Verwicklungen mit den Persern (401—394). a. Auf Darms Ii. folgt im Jahr 404 Artaxerxes Ii. Mnemon, dessen jüngerer Bruder Cyrus mit Lysander im Bunde den Spartanern zum Sieg im pelopvnnesischen Kriege verholfen hat. Ehrgeizige Plane des Fürsten, unterstützt von seiner Mutter Parysatis; mit Hülfe seiner Verbindungen in Griechenland, mittelbar (durch

3. Alte Geschichte - S. 90

1869 - Mainz : Kunze
90 satz für die neue Zeit charakteristische Lebensrichtungeu darstellt: die durch wissenschaftliches Raffinement gesteigerte Genußliebe auf der einen, die affektirte Bedürfnislosigkeit und Weltver- achtung ans der andern Seite. Rege Thätigkeit auf dem Ge- biete der Gefchichtfchreibung: das größte historische Meister- werk des Alterthums (xr^w« dg ad), des Atheners Thuktzdides (471 bis c. 396) 8 Bb. vom peloponnesischen Krieg, auf Selbst- theilnahme und emsigster Forschung beruhend; tiefe Auffassung, großartige Unparteilichkeit, edle Darstellung; weit unter ihm, doch mit besonderen Vorzügen der Darstellung 3£ enoph on, Sokrates Schüler, eifriger Freund der Spartaner und Feind Thebens. Wichtigkeit der Darlegung persischer Zustände in seiner Ana- ba sis; seine Auffassung des Sokrates in den Memorabilien gegen- über der platonischen. Im Uebrigen dringt auch in. die Geschicht- schreibung die Rhetorik, eine Tochter der Sophistik, ein: kunst- reiche Entwicklung des Stils und der Rede, zuerst auf Sicilieu gepflegt, in Griechenland angeregt durch Gorgias von Leontinoi. Redeschule des Antiphon, Jsäus, Jsokrates: bedeutende Staats- und Gerichtsredner Kalliftratos, Lystas, Hyperides, Lykurgos, Aeschines, sämmtlich Athener; der größte Demosthenes, wo eine reiche und tiefe Naturanlage sich mit vielseitiger künstlerischer Ausbildung, ernstem und gewissenhaftem Studium, praktischer Erfahrung und idealer Auffassung der vaterländischen Pflichten verbindet; für Beurtheilung seiner Beredtsamkeit und Persönlichkeit gilt Quintilians: Oratorem autem instituimua eum perfectum, qui esse nisi vir bonus non potest: ideoque non dicendi modo eximiam in eo facultatem., sed omnes anirni virtutes exigimus. d. Diesen erfreulichen Erscheinungen gegenüber Ueberhand- uahme der Frivolität, Auflösung der alten Religiosität, auf dem von den Sophisten eingeschlagenen Wege; Sittenlosigkeit, haupt- sächlich befördert durch das S öl duerna es en, den giftigeg l Partei- Hader in den Städten, die unwürdige Stellung der Frauen und die Sklaverei: Uebel, für welche die Verfeinerung des Lebens, die reichere Entwicklung des Handels, der I n d u st r i e, jeder Art von Technik, auch des höhere n U u t e r- richts nur einen dürftigen Ersatz gibt. Uneigennützige Vater- landsliebe bei Wenigen; der alte städtische Lokalpatrivtismus hat sich überlebt; an feiner Stelle tritt allmälig der Stolz auf das Helleuenthu m gegenüber den Barba r e n mächtig hervor. (Vgl. Ren. Anab. 3, 2 die Rede Renvphons).

4. Alte Geschichte - S. 79

1870 - Mainz : Kunze
79 Vaters, früh verwaist, in der Rechts- und Redeschule des Jsäus ausgebildet, tritt er in dem Prozeß gegen seine Vormünder zuerst auf, widmet sich nach ernsten und tiefen Studien (Thucydides, Plato) dem Amt eines Advokaten; Staatsredner seit 354: erste philippische Rede 351, in welcher er einen „nachdrücklichen Krieg" gegen Philipp als den gefährlichsten Feind der griechischen Freiheit seit den Perser- kriegen fordert. Staatsmünnischer Geist in seinen Reden: der Sinn für das unmittelbar Praktische und Nützliche mit hohen und idealen Gesichtspunkten verbunden. Philipps bedrohliche Stellung: im Norden gegenüber den wichtigen Besitzungen Athens am Hellespont, im Süden durch den Besitz des thes- salischen Hafenorts Paga sä, gegenüber der Insel Eub ö a. Seine Kaperschiffe stören ihren Handel: doch Euböa durch Phocion glücklich (350) beni athenischen Einfluß erhalten. a. Bis 346. Dagegen 349 Olynth von ihm angegriffen und trotz wiederholter athenischer Hülfesendungen 348 zerstört. Demosthenes Einfluß steigt. Versuch einer Coalition aller Griechen gegen Philipp mißlingt; der „heilige" Krieg zwischen Phociern und Thebanern dauert zu beiderseitiger Erschöpfung fort. Friedens- unterhandlungen zwischen Athen und Philipp; auch Demosthenes für Frieden. Gesandtschaft an Philipp: durch Verrätherei dieser „Truggesandtschaft", Aeschines, Philocrates kommt 346^6 der „philo erat eis che" Friede zu Stande, welcher dem Philipp Gelegenheit gibt, durch den Thermopylenpaß mit einem Heere zu dringen, im Bunde mit Theben und im Namen des beleidigten delphischen Gottes die Phocier niederzuwerfen, deren zwei Stimmen im Amphikty onenrath auf ihn übertragen werden (346). 3) Philipp erkämpft die Hegemonie über Griechenland, a. Zunächst trüglicher Friedenszustand, dessen Vortheile alle Philipp zu Gute kommen. Er befestigt seine Stellung in Thracien und Thessalien, findet Gelegenheit sich im Peloponnes ein- zumischen, wo die Sparta feindlichen Staaten Argos, Messenien, Megalopolis sein Bündniß suchen. Stand der Parteien in Athen: die F r i e d e n s p a r t e i und) ihren verschiedenen Elementen charak- terisiert durch Aeschines und Philocrates, von Philipp be- stochene Verräther; Phocion, einen redlichen, einsichtigen, patriotischen Mann, der aber an der Fähigkeit seines Volkes, der einheitlichen Militärmacht Philipps auf die Dauer zu widerstehen, verzweifelt, und den Rhetor Iso erat es, der wie Viele von Philipps glatten Worten bethört, für einen Rachezug des ge-

5. Alte Geschichte - S. 63

1870 - Mainz : Kunze
63 wird. Die erbitterten Cprinther stellen die Sache als gemein- same Angelegenheit des peloponnesischen Bundes dar; auf zwei Tagsatzungen zu Sparta wird nach heftigen Debatten und leidenschaftlichen Klagen gegen die „Tyrannenstadt" der Krieg beschlossen, von den Athenern unter Leitung des Pericles nach Abweisung der spartanischen Forderungen (zuerst Sturz des Pericles, dann Aufhebung der Handelssperre gegen Megara, zuletzt Freigebung aller athenischen Bundesgenossen) angenommen (431). Der Krieg verläuft in drei Städten, bezeichnet durch die Jahre 431, 42 t, 404. 1) 431—421. Vom Ausbruch bis zunifrieden des^i Ni eins. Kräfte der Parteien ziemlich gleich gewogen: die athenische Macht weitreichend, aber zersplittert und nicht unbedingt zuverlässig: entschieden überlegen sind dieäthener an Geld- und Seemacht; wogegen Sparta an der Spitze der festgefugten Lan d- machll der peloponnesischen Bundesstüdte (außerhalb des Pelo- ponnes hauptsächlich Böotien) 60000 Schwerbewaffnete den 29000 athenischen gegenüber zu stellen hat. Noch vor dem völligen Abbruch der Unterhandlungen ver- rätherischer Einbruch der Th eb an er in Platää, der aber unglücklich endet: Hinrichtung von 180 thebanischen Gefangenen beginnt und bezeichnet den wilden Charakter des Kriegs. Pericles Kriegsplan: Stadt Athen Hauptquartier und Waffenplatz; das platte Land völlig preisgegeben, gesummte attische Bevölkerung nach Athen: Augriffsbewegungen, Deckung der Zufuhren, Be- wachung der Bundesgenossen durch die Flotte. Die Peloponnesier versuchen eine rasche Entscheidung zunächst durch Angriffsbewegungen ge g en d as Cen trum der feindlichen Macht herbeizuführen: wiederholte Einfälle in Attika und Verheerung des Landes. Allein Pericles gibt keine Gelegenheit zu einer Schlacht, hält sich durch Plünderungsfahrten der athenischen Flotte und Lan- dungen an den Küsten des Peloponnes schadlos, weiß durch seine gewaltigen Reden den Muth des Volkes aufrecht zu halten, der int zweiten Kriegsjahr durch die von Handelsschiffen aus dem Orient eingeschleppte Pest auf eine schwere Probe ge- stellt wird. Schreckliche Heimsuchung, physische und moralische Zerrüttung, Pericles eigene Stellung auf kurze Zeit erschüttert, dann wiederhergestellt; er selbst von der Krankheit hingerafft 429. Trotz dieses Verlustes und der zerstörenden Wirkung der Pest Erfolglosigkeit der peloponnesischen Angriffe. So suchten sie seit 428 die athenische Macht von ihrer Peripherie

6. Alte Geschichte - S. 70

1870 - Mainz : Kunze
70 linge aber besetzen von Theben aus, welches mit Sparta bereits wieder zerfallen ist, die attische Bergfeste Phyle unter Thrasy- bulus: Angriff der 30 abgeschlagen: Thrasybulus marschiert nach dem Piräus, besetzt Munychia, Kampf, Critias fällt: Zwie- spalt unter den 30, sie senden nach Sparta: Lysander kommt nach Eleusis. Allein die Eifersucht der spartanischen Behörden gegen diesen übermächtigen Parteiführer kommt den Athenern zu gut: König Pausanias vermittelt einen Frieden, nach welchem Athen seinen Bürgern zurückgegeben, Eleusis dagegen als selbstständiger Staat den 30 eingeräumt wird. Diese Einrichtung ohne Dauer; Ueberwältigung der 30 bei einem Versuch, die Gewalt in Athen zurückzugewinnen; Eleusis mit Athen wieder vereinigt, die solo- nische Verfassung hergestellt, eine Amnestie beschlossen und ge- 403 wissenhast gehalten (403). 2. Wirken und Tod des Sócrates (469—399). Die philosophische Forschung, welche mit Thales von Milet begonnen, ist seit jener Zeit ununterbrochen weiter ge- gangen und hat mehr und mehr zum Zweifel an dem Ueber- lieserten, besonders im Gebiete der Religion geführt. In dieser Beziehung wirkte auch der pelvponnesische Krieg zerstörend und der Zwiespalt zwischen dem lieber lieferten und der neuen k ritische n Erkenntniß tritt deutlich hervor in den Komödien des Aristophanes (428 bis c. 388) und den Tragödien des von ihm bekämpften Euripides (480—406). Jener, obwohl Anhänger und Verfechter altgriechischer Sute, macht doch die ganze Götterwelt seinem zügellosen Witze dienstbar; dieser, Euripides, zeigt sich überall vom Geiste der Kritik, des Zweifels, der Aufklärung, mit Einem Worte der Sophistik, ergriffen. Unter den Vertretern dieser neuen sophistischen Richtung Protagoras von Abdera: („der Mensch ist das Maaß aller Dinge"; „von den Göttern kann ich nicht wissen, ob sie sind oder nicht sind"). Ihre praktische Tendenz, wornach sie Tugend, d. h. in ihrem Sinn allseitige praktische Tüchtigkeit und zwar gegen hohen Lohn, zu lehren bemüht sind. Im Gegensatz zu ihnen S o c r at e s, Svphroniskus Sohn, von einer unieren Stimme zum Philosophieren d. h. zum Suchen der Wahrheit ge- trieben, vom delphischen Gott als der Weiseste aller Griechen erklärt, wendet sich vom Geschäftsleben (Bildhauer), weiterhin auch vom Staatslebeu gänzlich ab der Philosophie zu: von dem Satze ausgehend, daß er nichts wisse, wo andre Alles zu wißen

7. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 302

1906 - Halle a.S. : Schroedel
Gattungen und Qualitäten der Waren feststehen und bekannt sind. Doch gibt es noch einzelne Messen von wirklicher Bedeutung für den Großhandel, so die Fell- und Pelzmesse in Leipzig, wo der ge- samte europäische Handel, selbst der Rußlands, austauscht. Ähnlich bestehen noch Vieh- und Wollmürkte, aber auch solche für Hopsen, Flachs usw., — in Lübbenau findet jährlich der Merrettigmarkt statt, der bald ganz Deutschland versorgt. Die Märkte des Kleinverkehrs sind hier in Form der Jahrmärkte zumeist im Absterben. Auf sie haben sich vielfach die sog. Ausverkäufe der siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurückgezogen, die häufig nur Ramsch- ware bieten; das einzige, was dabei noch „etwas bringt", sind die Lust- barkeiten. Die Rolle der Jahrmärkte haben für die größeren Städte die Warenhäuser, für die mittleren und kleineren die Versand- geschäfte übernommen, die allerdings nur noch selten eine besondere Geschästsform, sondern.vielmehr einen Zweig und eine Abteilung in einem größeren Unternehmen bilden. Von Bedeutung ist dagegen der städtische Lebensmittelmarkt, der trotz der Sondergeschäfte für Butter, Geflügel, Obst und Gemüse die Hauptversorgung der Städte bildet. Verschiedene Waren stehen nicht immer sofort zur Verfügung, sondern sind erst nach mehr oder minder kürzerer Zeit lieferbar. Dann ist von einem Lieserungsgeschäft die Rede, d. h. es wird ein bestimmter Termin festgesetzt, an dem eine Ware zu einem bestimmten Preise geliefert werden muß. Dies setzt voraus, daß der Käufer bezw. der Verkäufer den durch Zufuhr und Absatzmöglichkeit bezw. Absatznotwendigkeit bedingten voraussichtlichen Preis erkennen kann, um nicht zu Schaden zu kommen. Eine besondere Form des Liefe- rungsgeschäftes ist die Spekulation. Trotz ihrer oft schweren Schattenseiten, namentlich im Börsenwesen (vgl. § 50b), soll nicht verkannt werden, daß sie für den Handel ein unentbehrliches Ele- ment ist, daß ohne sie von dem für den Welthandel so dringend notwendigen Wagemut nicht die Rede sein kann, daß sie sich so wenig missen läßt, wie für den Dichter die Phantasie und den wissenschaftlichen Forscher die Hypothese (vgl. 8 51b). Die bisher geschilderten Betriebsarten gehören zumeist dem Großhandel an. Den Gegensatz dazu bildet der Einzelhandel, der im 19. Jahrhundert außerordentlich gewachsen ist, verhältnismäßig weit mehr als der Großhandel. Bedingt wird dies durch das Wachsen der Bevölkerung und der Bedürfnisse des einzelnen: eine Südsruchthandlung oder ein Konfitürengeschäst, die von der großen Menge besucht werden, wäre selbst vor einigen Jahrzehnten etwas Unerhörtes gewesen. Dann ging der Verkauf von Landesprodukten aus den Händen des Landwirtes, namentlich des Kleinbauern auf den Händler über. Ebenso hat der Handwerker, der früher nur auf Bestellung arbeitete, seinen Laden, ja er bezieht seine Artikel zumeist aus Fabriken. Während die Einzelgeschäste früher mehr oder minder getrennte Waren aufwiesen, die sich aus dem verwendeten Stoff

8. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 321

1906 - Halle a.S. : Schroedel
321 [§51] den Preis der Waren im eigenen Lande handeln würde und nicht um den im Auslande dafür erzielten. Maßgebend ist darum allein der Verbrauchswert, der sich durch den Verbrauch bez. die Ver- arbeitung der Waren seitens des Konsumenten ergibt: ein Schiff, so hat man als Beispiel angeführt, nimmt für 100000 Mk. billigen Kattun, Glasperlen usw. nach Afrika und tauscht hierfür Elfenbein usw. im Werte von einer Million ein. Bisher ist es aber der Statistik nicht möglich gewesen, einen sichern Anhalt für die Berech- nung des Handelswertes zu geben, da hier zahlreiche Dinge mit- spielen, die sich zahlenmäßig schwer feststellen lassen und nur zu sehr vorsichtigen Schlüssen berechtigen. Die höhere Einfuhr gegenüber der Ausfuhr kann sich auch dadurch erklären, daß viele der eingeführten Waren von Inländern mit ihren im Auslande stehenden Kapitalien erworben sind, sie kann auch in verminderter Kaufkraft, Schulden- rückzahlungen, Zinszahlungen usw. ihre Ursache haben. Ja die sog. günstige Handelsbilanz ist sogar von der Freihandelsschule als etwas Nachteiliges, die sog. ungünstige als etwas Vorteilhaftes erklärt worden, da man sah, daß England die Waren in Indien durch starke Silberausfuhr ankaufte, aber in andern Ländern mit Gewinn abgab. Kurzum, aus der Handels-, als reiner Warenbilanz Schlüsse auf den Stand des Handels zu ziehen, würde meist unrichtig sein, — hier spielen zu viele oft schwer oder gar nicht erkennbare Tatsachen mit. Jedenfalls weisen England und Deutschland eine höhere Ein- fuhr als Ausfuhr auf und blühen trotzdem wirtschaftlich immer mehr empor: „wenn eben ein Volk reich wird, so wachsen seine Be- dürfnisse unverhältnismäßig stärker als seine Produktiouskraft und es importiert fremde Waren in stetig wachsendem Maße und zwar daher, wo es sie allein erhalten kann, nämlich von seinen Kon- kurrenten!" llnb in der Tat ist unter den gegenwärtigen wirt- schaftlichen Umständen die höhere Einfuhr und niedere Ausfuhr in England und Deutschland ein Zeichen des Wohlstandes, — man erzeugt eben hinreichend Werte, um davon andere Werte einkaufen zu können. Ein sichereres Bild wäre dagegen von der Zahlungs- bilanz zu erwarten. Jene umfaßt aber nicht bloß wie die Handels- bilanz den Warenverkehr, sondern auch Kapitalsübertragungen und die daraus folgenden Zinszahlungen, weiter die Realisierung von Gewinnen aus Erwerbsgeschäften im Auslande (allgemeine Handels- geschäfte, Verfrachtung, Bank- und Versicherungswesen usw.), und endlich den Reiseverkehr. Doch auch die sichere Berechnung der Zahlungsbilanz bereitet große Schwierigkeiten; erst, wenn die näheren Umstünde, unter denen sie zustande kommt, genau auf- gespürt und erwogen sind, gibt sie ein annähernd zuverlässiges Bild von den Einnahmen eines Landes. Ebenso viel Hindernisse setzen sich auch den Feststellungen entgegen, aus welchem Lande eine Ware stammt und wohin sie geht. So verfrachtet z. B. der Niederrhein vielfach über Antwerpen und Rotterdam, oder die Waren gehen zu- Clausnitzer. Staats- und Volkswirtschaftslehre. 21

9. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 73

1906 - Halle a.S. : Schroedel
73 [§ 1*3] bestimmt. Entweder sind es Rohstoffe, zu denen auch die Produkte, d. h. die Erzeugnisse der Landwirtschaft, gehören, oder Halbfabrikate, die weiterer Berarbeitung harren, oder Fabrikate. Unter den letzteren scheidet man Waren, die der Berzehrung dienen (Back- und Fleischwaren, Getränke, Tabak), weiter kourante oder umlausende Waren, die aus Lager gehalten werden können und überall gebraucht werden (Bekleidung, Möbel, Geräte, — alles im weitesten Sinne, Beleuchtung, Seise, Papier usw.) und endlich größere technische Kon- struktionen, die je nach der Verwendung individualisiert und deshalb zum größten Teile bestellt werden müssen (Bauten, Maschinen, Eisenbahnmaterial, Instrumente usw.). Die Waren haben durch ihre Güte oder Qualität bedingte Abstufungen. Eine wesentliche Verschlechterung bedeutet die Fälschung, d. h. das Verleihen des Scheins der Güte oder Echtheit. Dies geschieht durch minder- wertige Rohstoffe oder oberflächliche Arbeit, so vor allem bei Lebens- mitteln, Hausgerät, Galanterie- und Bijouteriewaren. Namentlich bei den beiden letzteren wird die Nachfrage künstlich hervorgerufen bez. gesteigert, obwohl für sie nur ein mäßiges Bedürfnis besteht. Allerdings ist im Lause der letzten Jahre die Güte vieler Waren zurückgegangen, ohne daß von einer volkswirtschaftlichen Schädigung die Rede sein kann. So werden jetzt Kleiderstoffe vielfach in ge- ringerer Qualität, dafür auch billiger als früher hergestellt, die aber doch hinreichende Haltbarkeit ausweisen. Auch Möbel erfüllen voll- kommen ihren Zweck, wenn sie dem Käufer ein Menschenalter lang gedient haben, für den Enkel hier zu sorgen, verbieten meist die Einkommensverhältnisse und — die Mode. Von den Waren dient der überwiegende Teil als Nahrungs- und Genuß- und als Ge- brauchswaren, nur ein kleiner Teil besteht in Luxuswaren. Allerdings sind die Grenzen oft schwer zu ziehen, was Nahrungs- und Genuß- mittel sind: Kakao, Wein, Obst, Gemüse können beides sein, selbst. Austern und Sekt, die ohne Zweifel zu den Genußmitteln rechnen, werden für den Kranken zur Nahrung. Ebenso verhält es sich mit Gebrauchs- und Luxuswaren, — das eigene Fuhrwerk ist für den Großkaufmann, für den Zeit Geld bedeutet, schwerlich ein Luxus (§ 19 b)f und bei den Gegenständen der Kunst muß entschieden be- tont werden, daß sie vielfach den Charakter von Gebrauchswaren tragen, da sie der Pflege idealen Sinnes dienen, der für die Volks- wirtschaft von größter Bedeutung ist. Es läßt sich auch schwer trennen, welche Waren als unbedingt notwendig, welche als wünschens- wert, welche als entbehrlich bezeichnet werden dürfen. Ein Teil der Waren bleibt beliebig vermehrbar, nämlich die Landesprodukte. Aber auch die meisten Bodenschätze sind vorläufig hierzu zu rechnen, da sie meist noch, wie z. B. die Steinkohle, für Jahrtausende vor- halten. Auch die Erzeugnisse der Industrie gehören hierher, ebenso die literarischen und musikalischen Werke, sowie die Werke der ver- vielfältigenden Künste (Holzschnitt, Steindruck, Stahl- und Kupfer-

10. Staats- und Volkswirtschaftslehre - S. 270

1906 - Halle a.S. : Schroedel
270 [§45] und Großbetrieb). Auch ist zu scheiden zwischen den gewöhnlichen, für den unbedingten Bedarf erzeugenden Gewerben, und den für den Überfluß arbeitenden Luxusgewerben. Letzteres pflegt sich meist als Kunstgewerbe zu gestalten, obwohl auch die unbedingt notwendigen Erzeugnisse sehr wohl ohne wesentliche Mehrkosten eine künstlerische Gestaltung tragen können, nach neueren Forderungen auch tragen sollen; denn der Handwerker muß, wie im Mittelalter, wieder zum Künstler werden. Leider hat sich ein durchaus zu verwerfendes Surrogat- und Jmitationsgewerbe gebildet, das für die Waren bei ungefähr gleichem Aussehen geringwertigeres Material nimmt, ober- flächlicher arbeitet und so minderwertige Ware liefert. Geschieht dies zu einem entsprechend niedrigeren Preise, so wäre nichts Un- moralisches darin zu finden, doch ist der Preis gegenüber dem wirk- lichen Wert der Ware meist viel zu hoch. Zudem sucht man oft durch unedles Material und einen unmäßigen, falschen Prunk ein Kunstwerk vorzutäuschen. Wenngleich die Gewerbetreibenden nicht selten unmittelbar an den Konsumenten verkaufen, so hat sich doch in der Hauptsache eine Arbeitsteilung zwischen Handel und Gewerbe vollzogen, da der Ver- trieb der Waren eine derartige Fachkenntnis und Arbeitskraft ver- langt, daß bei der Vereinigung der Betriebsleitung mit jenem, leicht das eine von beiden Schaden nimmt. Bei Spezialsachen, wie z. B. Maschinen, Chemikalien, sowie im Verkehr der Großbetriebe unter- einander wird gewöhnlich direkter Absatz an den Verbrauchenden erfolgen. In der Hauptsache wird der Gewerbetreibende an den Händler liefern, der für den weiteren Absatz sorgt. Doch übernehmen dies oft Handwerker, die eigene Ware anfertigen, das meiste aber aus Spezialsabriken beziehen (vgl. § 47 b). Das Gewerbe hat die große Bedeutung, die Gegenstände der llrproduktion, die sonst eine geringe oder gar keine volkswirtschaft- liche Bedeutung hätten, zur rechten Verwendung zu bringen. Dies bezieht sich nicht bloß auf die Mineralien, die ohne Industrie mit geringen Ausnahmen wertlos wären, sondern auch auf vegetabilische und animalische Stoffe. Wolle und Baumwolle erhalten ihren Wert erst durch Verarbeitung, Roggen und Weizen sowie Zuckerrüben bekommen erst durch Zermahlen und Backen, bez. Raffinieren, Gerste dagegen und Kartoffeln, Wein, Zuckerrohr und Reis durch die Gärungs- industrien einen besonderen erhöhten Wert; mit Hilfe der Konserven- und Dörrfabriken bleiben Fleisch, Gemüse und Obst aus Jahre ver- brauchsfähig. Daher vermögen selbst Gegenden üppigster Fruchtbar- keit niemals mit Industrieländern zu wetteifern, ganz wie in den letzten Jahrzehnten der Reichtum bei den Gewerbe- und Handel- treibenden gegenüber dem der Grundbesitzenden (sofern sie allein aus dem Boden Gewinn ziehen), überwiegt. Die Erzeugnisse der Ur- produktion haben von Getreide, Holz und Kohle, sowie den durch alle Welt gehenden Genußmitteln und Luxusgegenständen (z. B
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