Preussische Monarchie. — § 14. Preussens Erhebung zum Königreich. 41
schönen und geistvollen Sophie Charlotte, Prinzessin von Hannover (wie ihre Mutter Freundin des Philosophen Leibniz).]
Ii. Staatsleitung anfangs in der Hand des rechtlichen Dankeimann (auch dessen 6 Brüder im Staatsdienst). Nach dessen Sturz (er sucht dem kostspieligen Hofhalt Schranken zu setzen und macht sich durch schroffes Wesen unbeliebt. Trotz mangelnder Beweise wegen Veruntreuung von Staatsgeldern verurteilt, wird er in der Festung Peitz eingekerkert, von wo den inzwischen Greis Gewordenen erst der Thronfolger bei seinem Regierungsantritt befreit) Leiter des Staatswesens der geschmeidige Hofmann Kolb von Wartenberg, der mit seinen Geschöpfen (Wartenberg, Wittgenstein und Wartensleben ,,das dreifache W“) lange Zeit seine Herrschaft behauptet und zu eigener Bereicherung benutzt. (Auch seine Gemahlin, eine ungebildete Schiffertochter, aber von natürlichen Gaben, beim König in Gunst, freilich von Sophie Charlotte verspottet.) Der Schwiebuser Kreis wird gemäss der eingegangenen Verpflichtung (§ 13, X) abgetreten.* Trotz mannigfaltiger Steuern (Generalkopfsteuer, Perrückensteuer) und Erteilung von Monopolen (Schweineborsten u. a.) ist der Hof bei den Kriegen, den kostspieligen Bauten und den zahlreichen Festen doch häufig in Geldnot.
Iii. Eintritt in die auswärtigen Kriege:
1) Der 3. Raubkrieg (des Kurfürsten Anteil an der Eroberung von Bonn s. § 8, Iv. D 2); 2) der Türkenkrieg (§ Q, Iii.); 3) der spanische Erbfolgekrieg (§ 11, Vi. a, b, c. Brandenburger fechten 1704 bei Hochstädt, 1705 bei Cassano, 1706 bei Turin, 1709 bei Malplaquet).
Iv. Die Königskrönung. Der Wunsch des Kurfürsten, die Königskrone zu erlangen, nicht bloss durch seine Neigung zu äusserem Glanz hervorgerufen. 1) Das Kurfürstentum Brandenburg kein einfacher Reichsstand mehr.** 2) Der" Kurfürst als selbständiger Herzog in Preussen vom Reiche ununabhängig. 3) Die Stellung des Kurfürsten im Rat der Mächte seiner Bedeutung nicht mehr entsprechend. (Persönliche Zurücksetzung bei Wilhelm v. Oranien im Haag. Die brandenburgischen Gesandten in den Friedensverhandlungen zu Ryswick hinter die Venetianischen gereiht u. a.) 4) Der
* Damit treten die Hohenzollerschen Ansprüche auf Schlesien wieder in Kraft.
** Schon Ludwig Xiv. soll dem Grossen Kurfürsten die Annahme des Königstitels angeraten haben.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Sophie_Charlotte Leibniz Hofmann_Kolb_von_Wartenberg Sophie_Charlotte Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Preussische Monarchie. — § 15. Prägung preussischer Eigenart.
das schwedische Vorpommern gegen Verwüstung durch die Verbündeten und besetzt Stettin, das ihm von den Russen gegen Geldzahlung in „Sequestration“ gegeben wird, drängt Karl im Verein mit Sachsen und Hannoveranern aus Stralsund und setzt nach Rügen über, das durch Leopold von Dessau erobert wird (§ 12, D. 3). Im Frieden zu Stockhol m erhält Preussen 1720 Stettin, Vorpommern bis an die Peene, die Inselnusedom und Wolli n (§ 12, Iii. a. 2.) 3) Teilnahme am polnischen Erbfo 1 gekr ieg e (1733 bis 1735). Nach dem Tode König Augusts Ii. von Polen Wahl Stanislaus Leszcynskis (nunmehrigen Schwiegervaters Ludwigs Xv.), für den Frankreich, Spanien und Sardinien eintreten. Der Kaiser, das Reich und Russland wollen dagegen die Königskrönung des Kurfürsten von Sachsen, Augusts Iii., durchsetzen. Der ohne Nachdruck geführte Krieg, ein schwaches Nachspiel des spanischen Erbfolgekrieges, stellt noch einmal die Feldherren Prinz Eugen und Villars einander gegenüber. In der polnischen Frage hält sich Friedrich Wilhelm neutral, stellt aber für den Krieg gegen Frankreich 10000 M. (der junge Kronprinz Friedrich im Lager Eugens).
[Im Wiener Frieden (1735) wird 1) August Iii. als König von Polen anerkannt; 2) Stanislaus Leszcynski erhält das Herzogtum Loth-ringen, das ihm von Franz Stephan abgetreten wird; 3) Franz Stephan heiratet Maria Theresia, die Tochter Kaiser Karls Vi. und erhält nach dem Aussterben der Medicäer (1737) das Grossherzogtum Toskana; 4) Loth-ringen soll nach dem Tode Leszcynskis an Frankreich (!) fallen (was 1766 geschieht). 5) Oer Kaiser tauscht Neapel und Sizilien gegen Parma und Piacenza an den spanischen Infanten Don Carlos aus. (Vgl. § Ii, Xii.j
Vi. Auswärtige Politik. Enger Anschluss an Österreich, der reichstreuen Gesinnung Friedrich Wilhelms entsprechend. Der geradsinnige König wird durch schlaue und hinterlistige Staatskunst des Wiener Hofes (v.seckendorf, österreichischer Gesandter, der preussische Feldmarschall v. Grum-kow in seinem Dienst) hintergangen. Der Kaiser berücksichtigt in der Jülich-Bergsch en Erbfolgefrage die Ansprüche des Königs auf Berg nicht. Dies führt zu einer vorübergehenden Entfremdung mit diesem, ja zu einem gegen den Kaiser gerichteten Bunde mit England und Frankreich (Vertrag zu Herrenhausen, Schloss bei Hannover, 1725). Bald jedoch Aussöhnung. Aber auch die im Vertrage zu Wusterhausen (1726) eingegangenen Verpflichtungen werden vom Kaiser nicht erfüllt. (1738 Anerkennung der Nachfolge des Pfalzgrafen von Pfalz-Sulzbach. Prophetisches Wort
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Leopold_von_Dessau Leopold Wolli Augusts Stanislaus_Leszcynskis Ludwigs_Xv. Ludwigs Augusts Eugen Eugen Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Eugens August Stanislaus_Leszcynski Franz_Stephan Franz Franz_Stephan Franz Maria_Theresia Maria Theresia Karls Carlos Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Sachsen Stralsund Stettin Polen Frankreich Spanien Sardinien Russland Sachsen Frankreich Eugens Karls Grossherzogtum_Toskana Frankreich Neapel Sizilien Piacenza Jülich-Bergsch England Frankreich Herrenhausen Hannover Wusterhausen Pfalz-Sulzbach
f
— 62 — g) Die Kirche und die geistige Bildung.
1. In Gallien fanden die Franken eine vollkommen ausgebildete Kirchenverfassung vor, dagegen war die römische Kirchen-verfafsnng des Rhein- und Mojelgebietes durch den Einbruch der Germanen zertrümmert. Doch werden Köln, Trier, Tongern, Mastricht und Mainz schon wahrend des 6., Speier, Straßburg und Constanz während des 7. Jahrh, als Bischofssitze wieder genannt Die fränkische Kirche entwickelte sich, wenn es auch seit der Einverleibung gotischer und burgundischer Gebiete nicht ganz an Beziehungen zu Rom fehlte, bis zum Beginn des 6. Jahrh, völlig selbständig als Landeskirche.
2. Zu einer bedeutenden, aber auch bedrohlichen Macht erwuchs die Kirche durch Einräumung von Vorrechten (Immunitäten) wie durch ausgedehnte Landverleihungen, welche ihr sowohl vom König wie von Privatpersonen zu teil wurden *) und die sie fortwährend zu vermehren und durch eine geordnete Verwaltung immer ertragsfähiger zu machen bestrebt war. Die reichbegüterten Bischöfe bildeten dem weltlichen Dienstadel gegenüber eine geistliche Aristokratie und übten als Angehörige des gallischrömischen Provinzialadels und berufene Vertreter der romanischen Bevölkerung den germanischen Landesherren gegenüber, überdies im Besitz einer überlegenen Bildung, bald einen außerordentlichen Einfluß auch auf weltliche Angelegenheiten aus.
3. Dennoch hielten die Könige streng an dem Grundsatz fest, daß die Kirche dem Staat untergeordnet sei. Deshalb beanspruchte der König auch das Bestätigungsrecht der nach kanonischem Recht von Klerus und Volk ihres Sprengels gewählten Bischöse und brachte dies auch gegenüber den Beschlüssen der Synoden zur Geltung. Trotzdem gingen manche Bischofssitze in den erblichen Besitz großer Geschlechter über, andererseits hob aber auch der König nicht selten das Wahlrecht der Gemeinde durch unmittelbares Eingreifen auf und ernannte sogar Laien zu Bischöfen oder verkaufte die Bistümer um Geld (Simonie).
4. Die Verweltlichung des geistlichen Standes hatte den Niedergang der litterarischen Bildung zur Folge. Die einst
*) Schon im 6. Jahrh, begannen die Könige nicht nur königliche Güter, sondern auch die königlichen Einkünfte ganzer Gaue an einzelne weltliche Grundherren oder an die Kirche zu übertragen, ja sogar die den königlichen Gütern als solchen zustehenden Befreiungen von staatlichen Lasten und später auch von der Amtsgewalt der öffentlichen Beamten (emunitas, immunitas) dem nunmehrigen Inhaber einzuräumen.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
— 188 —
aber auch das Schicksal des mittelalterlichen Staates und der mittelalterlichen Gesellschaft entschieden.
5. Der Zerfall des Reiches.
1. Wie aus kirchlichem, so ging auch auf politischem Gebiete dank dem Mangel jeder wirklichen Reichsgewalt und der Unfähigkeit des geistesträgen und engherzigen Kaisers Friedrich Iii.
1440 aus der steiermärkischen Linie Habsbnrgs (1440—1493) die Gelegenheit zu heilsamen Reformen ungenützt vorüber. Aber nicht nur die Reichsordnung, fondern auch die fürstlichen Territorien und die landesfürstliche Gewalt drohten sich infolge der Hauspolitik der Fürsten und der aufs neue hervortretenden ständischen Gegensätze aufzulösen. Jene wurden vielfach durch Erbteilungen (die habs-burg. Länder: Nieder-, Inner-, Vorderösterreich; Pfalz: Kurpfalz, Zweibrücken, Simmern; die welsifchen Lande: Brauuschweig, Lüneburg, Wolfenbüttel, Göttingen) und Familienhändel (in Baiern zwischen den wittelsbachischen Linien Ingolstadt, Landshut, München) oder durch Veräußerung von Hausgütern und Hoheitsrechten zersplittert; diese wurde geschwächt durch den wachsenden Einfluß, den die seit der Mitte des 14. Jahrh, allerwärts zu festen Körperschaften oder „Ständen" sich zusammenschließenden Edelleute, Prälaten und Städte auf ihren „Landtagen" durch diebe-willigung der Steuern („Bede") auch auf andere wichtige Staats-gefchäfte gewannen.
2. Hier und da bildeten sich jedoch trotzdem ansehnliche Fürstentümer, z. B. am Niederrhein die Grafschaft Cleve mit der Grafschaft Mark (an der mittleren Ruhr) unter der Herrschaft eines Geschlechtes (für Cleve mit dem Herzogstitel), das Herzogtum Berg mit Jülich und Ravensberg (an der Weser); in Mitteldeutschland die Landgrafschaft Heffen; im Neckargebiete die Grafschaft (seit 1495 Herzogtum) Württemberg, vor allem aber die wettmachen Lande Meißen und Thüringen.
3. Der Wettiner Friedrich der Streitbare (1381—1428) errang seinem Hause nach dem Ausgange der Askanier von
1423 Sachsen-Wittenberg 1423 zum Lohn für feine Verdienste im Hussitenkriege dieses Herzogtum mit der Kurwürde, so daß sich der Name Sachsen nun allmählich auf die thüringisch-fränkischen Koloniallande ein der mittleren Elbe ausdehnte. Sein Nachfolger Friedrich der Sanftmütige (1428 —1464) rundete das Meißner- und Osterland durch die Erwerbung der Burggraf-fchaften Meißen (1428) und Altenburg ab, verwickelte sich aber nach
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_der_Streitbare Friedrich Friedrich
— 160 —
aus den hofrechtlichen und bürgerlichen Ordnungen allmählich sich zu einer selbständigen Verwaltung und nach den Bedürfnissen des Handels und des Geldverkehrs zu einem selbständigen Rechte (Stadtrecht, Stadtgericht) zu erheben. Zunächst in den Bischofsstädten entwickelte sich, meist unter heftigen Kämpfen, ein städtischer „Rat" unter einem „Bürgermeister" an Stelle des Vogts oder Burggrafen, bez. Schultheißen. Allmählich suchten dann die Städte die bisher von bischöflichen, königlichen oder fürstlichen Beamten geübten Hoheitsrechte („Reichsstädte" mit der Reichsstandschaft) oder doch die volle Selbständigkeit der inneren Verwaltung (Autonomie) unter der Oberhoheit eines Fürsten („Landstädte") in die Hände dieses städtischen Rates zu bringen. Später gelangten die königlichen Pfalzstädte zu einer freien Stadtverfassung, z. B. Nürnberg unter den Schultheißen und erblichen Burggrafen aus dem schwäbischen Hanse der Hohenzollern, Frankfurt a. M., Ulm. Die nachmals neugegründeten fürstlichen Landstädte, z. B. das babenbergische Wien, die Städte der Zähringer im Breisgau (Freiburg) und Burgund (Bern), der Welfen in Niedersachsen (Lübeck) empfingen meist bei ihrem Entstehen jene städtischen Freiheiten.
5. Die Ausübung der neuerworbenen Rechte lag zunächst ausschließlich in den Händen des neuen Stadtadels, der „Patrizier" oder „Geschlechter", d. h. der zu einem Stande verschmolzenen altangesessenen oder zugewanderten Freien, der ursprünglich censualischen Kaufleute und zum kleinsten Teile der grundbesitzenden Ministerialen. Diese standen vorerst als Vollbürger den minder berechtigten, aber nunmehr persönlich freien Handwerkern gegenüber, welche zunächst zum Zwecke der Ausübung des Zunftzwanges zu gewerblichen Genossenschaften („Zünfte" oder „Innungen" oder „Gilden") vereinigt waren. Sie hatten noch keine selbständige Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt in Gewerbesachen, keinen Anteil an Rat und Schöffenkollegium, waren aber kriegspflichtig. Dagegen waren alle Bürger vor dem Stadtgericht gleich.
6. Mit dem Aufschwung der städtischen Kultur, insbesondere mit der Blüte des Zunftwesens und bürgerlichen Handwerksgeistes (zünftige Bauhütten) steht der gleichzeitige Fortschritt der Baukunst im Zusammenhang, in welcher Macht und Reichtum des Bürgertums, aber auch der kräftig erwachende nationale Geist zu großartiger Erscheinung kommen. Der romanische Stil wurde seit dem 13. Jahrh, durch den im nordöstlichen, über-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: B._Nürnberg
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt_a._M. Ulm Wien Freiburg Niedersachsen
21
wegungen (der Pfeifer von Nicklashausen 1476), spter ausgedehnte und niemals ganz unterdrckte Geheimbnde, berbunb-schuh" am Oberrhein und der arme Konr ab " in Wrttemberg (1514), denen hnliche Erscheinungen im innern sterreich und der greuelvolle Kuruzeukrieg in Ungarn parallel gehen.
So wrben Adel und Bauern, an sich die konservativsten Stnbe, auf die Bahn der Revolution gebrngt.
e) Die Kirche. 1. Das Koukorbat V.j. 1448 hatte baszerfahrene Deutfchlaub mehr als jebes anbre Land der ppstlichen Ausbeutung durch Annaten und Palliengelber, Reservationen und Exspectanzen, Zehnten und Ablsse unterworfen. Die beutfche Kirche selbst bte als Herrin bebeutenber Frstentmer und des besten Drittels von Deutschlaub groen politischen Einflu aus; anderseits war die beraus zahlreiche, wohlorganisierte Geistlichkeit von aller staat-lichen Gerichtsbarkeit befreit, obwohl sie durch ihr geistliches Gericht in viele weltliche Verhltnisse eingriff; sie beherrschte die gesamte geistige Bildung vollstnbig, ba alle hheren Unterrichts-anstalten, die Universitten, wie die Dom- und Kloster- und selbst die Stabtschulen unter ihrer Leitung stanben, und war in ihrer Mittlerstellung zwischen Gott und Menschen der Ergebenheit der Laien sicher, die sich in Stiftungen, Wallfahrten, Bruder-schaften u. a. m. kunb gab.
2. Doch sie war in allen ihren Schichten sittlich verberbt, prebigte eine rein uerliche Werkheiligkeit, die ganz und gar auf dem Glauben an die seligmachenbe Kraft der guten Werke" beruhte und hemmte, indem sie unfruchtbare Gelehrsamkeit pflegte, jeben Fortschritt der Wissenschaft durch ihren Anspruch auf unfehlbare Entfcheibung, whrenb sie das Volksschulwesen vernachlssigte. Auf biesem Gebiet erlitt ihre Herrschaft den ersten Sto.
d) 1. Der Humanismus, fr besten Aufnahme in Deutschland nicht seine nationale Bedeutung wie in Italien, sondern seine formalen und wissenschaftlichen Leistungen sprachen, kam seit den Concilien von Konstanz und Basel durch einzelne italienische Humanisten (Aeneas Sylvius Geheimschreiber K. Friedrichs Iii. in Wien), spter durch in Italien gebildete Deutsche, unter denen bahn-brechend Rudolf Agricola (14451485) wirkte, der die Alpen. Allmhlich gewannen die Humanisten an einzelnen Uni-verfitten, namentlich Heidelberg, Straburg, Wien, Erfurt, als Lehrer der Beredsamkeit, im Patriziat einzelner grerer Reichs-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Deutschlaub Sylvius_Geheimschreiber_K._Friedrichs Friedrichs Rudolf_Agricola Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Nicklashausen Wrttemberg Ungarn Deutschland Italien Konstanz Basel Wien Italien Heidelberg Straburg Wien Erfurt
183
b) Der bayrische Erbfolgekrieg und der Frstenbund.
1. Das preuisch-sterreichische Einvernehmen lste sich wieder auf, als nach dem Tode Max Josephs von Bayern 1777 sterreich, schon mehr von Joseph Il als von Maria Theresia gelenkt,
dessen Nachfolger, den kinderlosen Karl Theodor von der Pfalz (S. 176), zur Abtretung des grten Teils von Niederbayern n-tigte. Doch den Widerspruch des berechtigten Erben, Karlaugust von Pfalz-Zweibrcken, untersttzte Friedrich der Groe im Bunde mit Sachsen, das ebenfalls Ansprche auf das bayrische Erbe erhob.*) Da sterreich, obwohl von Frankreich ohne Hilfe ge-lassen, nicht nachgab, so erffnete Friedrich im Juni 1778 den bayrischen Erbsolgekrieg mit dem Einmarsch in Bhmen.
Doch vermieden beide Teile eine Entscheidungsschlacht, und nachdem Mangel und Krankheiten das preuisch-schsische Heer ^ zum Rckzge gezwungen hatten, willigte Maria Theresia in Mai den Frieden von Teschen. 13. Mai 1779, in welchem fter- 1779 reich gegen Abtretung des Jnnviertels, Sachsen gegen eine Geld-entschdiguug die Ansprche auf Bayern fallen lie. Der Krieg hob Preuens Ansehen in Deutschland, verschrfte aber die Spannung mit fterreich.
2. Nach Maria Theresias Tode am 29. Novbr. 1780 allein Herr in sterreich, versuchte Joseph Ii. (17801790) gegen alle Traditionen im Bunde mit Rußland sterreich zur Herr-schenden Macht Mitteleuropas zu erheben, und verpflichtete sich deshalb 1781, Katharina Ii. bei der Eroberung der europischen Trkei zu untersttzen, während sie ihm die Erwerbung von Serbien, Bosnien, Dalmatien, Venezien und Bayern zugestand.
Gegen Bayern bot Joseph Il dem Kurfrsten und seinen Erben das entlegene Belgien (auer Luxemburg) mit dem Titel eines Knigs von Burgund" an. Um diese Umgestaltung, welche ganz Sddeutschland dem sterreichischen Einflsse berliefert haben wrde, zu hindern und die Reichsverfassung ausrechtzuer-halten, schlo Friedrich Ii. im Juli 1785 zunchst mit Sachsen,
dann mit den meisten weltlichen Reichsstnden und selbst mit Kur-mainz den Deutschen Frstenbund". Er zwang Joseph Il, 1785 auf seinen Plan zu verzichten, und hob Preußen zum ersten Male an die Spitze Deutschlands; doch die Hoffnungen auf eine Neugestaltung des Reiches erfllte er nicht, zumal Friedrich der Groe am 17. August 1786 in Sanssouci verschied.
*) Die Gemahlin des Kurfrsten Friedrich Christian, Maria Antonia, war die Schwester Max Josephs.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Max_Josephs_von_Bayern Max Joseph_Il Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Theodor Karl Friedrich_der_Groe Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresias Maria Theresias Joseph_Ii Katharina_Ii Joseph_Il Friedrich_Ii Friedrich Joseph_Il Friedrich_der_Groe Friedrich August Friedrich_Christian Friedrich Maria_Antonia Maria Max_Josephs Max
Extrahierte Ortsnamen: Niederbayern Sachsen Frankreich Teschen Sachsen Deutschland Mitteleuropas Serbien Bosnien Dalmatien Luxemburg Sachsen Deutschlands Sanssouci
36
geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms]]
Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys