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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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61
den Erzbischöfen und Bischöfen, endlich gegenüber den fast
unabhängigen Reichsstädten und den Handelsansiedlungen
der Genuesen, Venetianer und Pisaner an den Küsten. Die
Reichsgesetzgebung in den assises du royaume de Jerusalem.
Der Seneschall, Connetable und Marschall die ersten Reichs-
beamten.
Nicht minder unabhängig wie die hohe weltliche und
geistliche Aristokratie einer-, die Städte andererseits hielten
sich der Krone gegenüber die geistlichen Ritterorden,
eine eigeuthümliche Schöpfung der Kreuzzüge, aus einer
Verbindung von Ritterthum und Mönchswesen entsprungen,
ein Hauptwerkzeug zur Fortsetzung des Kampfes gegen den
Halbmond.
Der Ritterstand (milites. equites), von größerem
Eigen- oder Lehenbesitz und dem hierdurch ermöglichten
Reiterdienste ausgehend, durch die Kriegsspiele der Turniere
und eigeuthümliche Standessitte weiter ausgebildet erhält
seine volle Entwicklung durch die Kreuzzüge, in denen der
ritterliche Adel aller christlichen Länder in wechselseitigen
Verkehr mit einander tritt und sich als Corporation fühlen
lernt. — Stufen des Ritterlebens: Nach der häuslichen
und mütterlichen Erziehung des jungen Adlichen bis zum
siebenten Jahre und nach der Zeit, die sie als Edelknaben
(„junkherrelin") am Hofe des Lehnsherrn oder anderer
Ritter verlebten: 1. Der Stand der Edelknechte, Knappen
(armiger), in den die Ritterbürtigen durch die Wehrhaft-
machung zwischen dem 14. und 18. Lebensjahre eiutraten;
2. der Stand der geschlagenen Ritter, in welchen nach ab-
gelegtem Gelübde durch den Ritterschlag und die Umgürtung
mit dem Schwerte in der Regel int 21. Jahre die Aufnahme
stattfand. — Bestandtheile der gewöhnlichen Ritterburg:
der (Männer)-Saal, die Kemenate (oder Phiesel-Ga-
dem) der Frauen, der Turn (das „Berchfrit), meist nur
Verließe, Treppen und Wachtstuben enthaltend. — Seit der
Zeit der Kreuzzüge auch Wappen und Geschlechts-
namen, sowie die weitere Ausbildung der Turniere;
der Adel Hauptträger der Dichtuttg in der Volkssprache.
Geistliche Ritterorden: 1. Der Johanniter-
Orden oder der Orden des Hospitales von St. Johann,
ausgegangen von dem Marien-Hospital, einer Schöpfung
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^ t.mzzfctpu.,
«3 ij-f T. -j' 'Vwwu^
^ . i^pr-yi .Vvw.
Ii. Die Einigung im deutschen Reiche.
Unter König Wenceslaus (1578—1400, ff 1419), Karls
schwachem und trägem Sohne nimmt die Auflösung des Reiches
überhand; je ohnmächtiger und gleichgültiger das Haupt, desto
fesselloser entwickeln und bekämpfen sich des Reiches Glieder, die
einzelnen Stände. Unter Wenzel erreichen die theilweise schon
früher vorhandenen s. g. Einungen, d. i. Verbindungen der
verschiedenen Stände zu Schutz und Trutz ihre vollste Blüthe.
A. Deutsches Städteleben, Städtebündnisse.
Ans dem Boden des alten Frankenreichs und in allen aus
diesem hervorgehenden Staaten erblüht das sreistädtische Wesen,
eine der fruchtbarsten und zuknnftreichsten Schöpfungen des Mit-
telalters, am frühesten entwickelt in Italien, am spätesten in
Deutschland, besonders auch durch die Einwirkungen und Folgen
der Kreuzzüge. Für den europäischen Norden werden die deut-
schen Verhältnisse Vorbild. Die gemeinsame Wurzel bilden die
Immunitütsverhältnisse der Bischvfsstädte und Königspfalzen.
Streben der Städte, die Vogteirechte der Siadtherren (durch
Burggrafen, Schultheißen oder Vögte ansgeübt) an sich zu bringen.
Elemente der städtischen Bevölkerung (s. ob. S. 44):
Ministerialen und (doch nicht in allen Städteil) vollfreie oder
schöffenbarfreie Familien (in Königsstädten Königsleute genannt),
in deren Händen größerer Grundbesitz und der Großhandel lag,
— zusammen die Geschlechter (Patriciat) mit dem ausschließ-
lichen Zutritt zum Schöffenamte bildend; unfreie Gewerbsleute
und Ackerbürger, zu Zünften (Gilden, Innungen) zusammen-
tretend und im 12. und 13. Jahrhundert gleichfalls die bürger-
liche Freiheit erringend. Neben das Schöffeneollegium tritt ein
Stadtrath (Rathmänner, eonsnles), an die Spitze des Rathes ein
oder mehrere Biirgermeister (proconsul, magister civium); —
Ausbildung eines ans Autonomie und Freiheit ruhenden Stadt-
rathes in der zweiten Hälfte des 12. und 13. Jahrhunderts. Doch
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— 16 —
als Lehnsherr diese in ihren Gebieten einführen wollte. Sie sahen dadurch ihre Selbständigkeit gefährdet und protestierten darum, als Kurfürst Johann 1529 eine Kirchenvisitation in ihrem Lande anstellen wollte. Erst im Jahre 1533 fügten sich die Herren von Gera nach mehrfachen Verhandlungen dem Verlangen des Kurfürsten Johann Friedrich und ließen die Durchführung der Kirchenvisitation geschehen. Die kursächsischen Visitatoren, an deren Spitze der Pfarrer von Altenburg, M. Georg Spalatin, Luthers Freund, und der Amtmann von Plauen, Christoph von der Pla-n itz, standen, kamen Anfang September nach Gera und begannen hier und in Schleiz wie danach auch in Greiz die kirchlichen Zustände in Stadt und Land gründlich zu untersuchen und zu ordnen. Sie beseitigten die untüchtigen Geistlichen, bestellten evangelisch gesinnte Pfarrer und ordneten Gottesdienst und Schulwesen wie andere kirchliche Angelegenheiten aufs beste. — Der Herr von Greiz, Heinrich Renk dcr kricdsliine, war zwar auch der Reformation nicht geneigt, aber er fügte sich der Visitation und wandte sich dem Evangelium bald mit ganzem Herzen zu. In Greiz geschah die erste Visitation am Sonnabend nach Kreuzerhöhung als am 16. September 1533 durch Günther von Bunau zu Elsterberg und Joseph Metz sch auf Mila. Jakob Coler wurde als erster evangelischer Pastor bestellt und hielt am Sonntag nach Michaeli die erste Predigt. — In Lobenstein wurde die Reformation erst 1543 von Heinrich dem Jüngeren, Herrn von Gera, auf Bitten der Unterthanen eingeführt.
6. Zzurggraf Keiririch 1y. (V.) und das Hleußische Kaus.
Eine schwere Zeit brach für das Vogtland mit dem Schmal-kaldischen Kriege an, in welchem die evangelischen Fürsten, an deren Spitze der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen standen, dem Kaiser Karl V. unterlagen. Getreu der evangelischen Sache folgten die zwei älteren Söhne Heinrichs des Friedsamen dem Kurfürsten in den Krieg. Auf seinem Zuge nach Sachsen kam Karl Y. 1547 durch das Vogtland, und die kaiserlichen Truppen verheerten das Land. Heinrich dcr Ältcrr befehligte als General des Kurfürsten einen sächsischen Heerhaufen an der böhmischen Grenze. Heinrich dcr Iriuirrr befand sich an der Seite des Kurfürsten und kämpfte in der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg mit, in der Johann Friedrich geschlagen wurde. Er war einer der wenigen, die diesen nicht verließen, wurde aber selbst von einem spanischen Offizier gefangen; doch ließ ihn dieser bald gegen ein Lösegeld von 4500 meißnischen Gulden frei. Die drei Brüder Reuß wurden vom Kaiser geächtet und ihres Landes verlustig erklärt. Ihr eigner Vetter aber, der Uurg-
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Extrahierte Ortsnamen: Gera Altenburg Luthers Plauen Gera Greiz Greiz Greiz Elsterberg Lobenstein Gera Kaus Sachsen Mühlberg
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Herren von Plauen, Herren zu Greiz, Kranichfeld, Gera. Schleif und Lobenstein". 0
. 2n derselben Zeit entschloß sich Graf Heinrich noch einmal trotz semes glücklichen Familienlebens, Kriegsdienste zu nehmen. Die Eroberungssucht Ludwigs Xiv. von Frankreich, die damals Deutschland zu bedrohen anfing, war die Ursache. 2m Jahre 1672 begann dieser einen ungerechten Krieg, den sog. zweiten Raubkrieg, gegen Holland und nahm dabei auch das Neichsland Lothringen weg Da hatte Graf Heinrich keine Ruhe zu Hause. Er trat zunächst in die, Dienste des mit Holland verbündeten Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, welcher ihm ein Regiment zu Fuß verlieh. Er nahm dann im Jahre 1673 an dem Feldzug am Rhein teil; da dieser aber besonders infolge der offenen und geheimen Freundschaft, welche die rheinischen Kurfürsten mit Frankreich hielten, erfolglos blieb, und Friedrich Wilhelm, als seine eignen Lande bedroht schienen, plötzlich mit dem französischen Marschall Turenne zu Vossem Frieden schloß und sein Heer zum Teil entließ, eilte Graf Heinrich, voll Eifer für das Wohl des Vaterlandes, nach Eger, wo Kaiser Leopold ein Heer zusammenzog. Schon im Jahre 1658 hatte Heinrich das besonder? Wohlgefallen Leopolds gewonnen, als er zur Kaiserwahl nach Frankfurt am Main gekommen war, und bei der Kaiserkrönung hatte dieser ihn unaufgefordert zum Ritter geschlagen; er war der letzte des Reuß-Plauenschen Stammes, der feierlich den Ritterschlag erhielt. So wurde er auch jetzt sehr freundlich vom Kaiser aufgenommen, zum kaiserlichen Geheimrat unv Obristen ernannt und erhielt die Ermächtigung, ein eigenes Regiment zu errichten, welches den Namen „das Rer^'auensche" erhielt. An der Spitze dieses Regiments machte er 1674 unter dem Oberbefehl des kaiserlichen Generals Montecuculi den Feldzug am Oberrhein gegen den Marschall Turenne mit. Ein kaiserlicher General rückte in das Elsaß ein und lockte nach anfänglichen Mißerfolgen den Marschall Turenne aus einer festen Stellung in die Gegend von Straßburg hin. Dort kam es zwischen Holzheim und Ensisheim zu einer billigen Schlacht, in der sich Heinrichs Regiment besonders auszeichnete. Es kam jedoch zu keiner Entscheidung, da die Nacht den Kampf unterbrach. Als aber auch der Kurfürst von Brandenburg, der nach Erklärung des Reichskriegs wieder am Kampfe teilnahm, sich mit dem kaiserlichen Heer vereinigte, gelang es, den Feind nach Lothringen zurückzutreiben. Nachdem man die Winterquartiere im Elsaß bezogen hatte, rückte Turenne wieder gegen Mühlhausen; da sammelte der Kurfürst rasch seine Truppen, um dem Feind entgegenzugehn, und Graf Heinrich stieß mit seinem Regiment zu ihm. Man traf die Franzosen schon spät am Tage bei Kaisersberg; in einem mörderischen Treffen wurden sie geschlagen; sie verloren 2000 Mann und wären fast eingeschlossen worden, aber die Dunkelheit der bald herein-
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graf Heinrich Iv. von planen, scheute sich nicht, die Not seiner Ver-wandten dazu zu benutzen, um ihr Erbe an sich zu bringen. Er war katholisch geblieben, stand bei Kaiser 5tart in großer Gunst und war Kanzler des Königs Ferdinand von Böhmen, des Bruders des Kaisers. Thatkräftig, ehrgeizig und in seinen Mitteln nicht wählerisch, gedachte er, die günstige Zeit zu benutzen, um d'e Macht seines Hauses wiederherzustellen. Darum nahm er auf seiten des Kaisers am Kriege teil, schlug bei Adorf einen sächsischen Heerhaufen und ließ sich nicht nur mit dem sächsischen Vogtland, sondern auch mit dem Lande seiner Vettern belohnen. Fast das ganze Vogtland kam unter seine Herrschaft. Seine evanglischen Unterthanen schützte er übrigens in ihrem Glauben und ließ sogar durch M. Korbinian Hendel, Obersuperintendenten von Plauen, die sog. burggräfliche Kirchenordnung verfassen, welche die Grundlage der späteren reußischen Kirchenordnungen ist. Bald eröffnete sich auch die Hoffnung für ihn, das Regnitzland, welches einst dem Hause der Vögte gehört hatte, zu erwerben. Der unruhige Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach wurde, nachdem sein früherer Genosse, Kurfürst Moritz von Sachsen, im Kampfe gegen ihn gefallen war, in die Reichsacht erklärt. Heinrich Iv. übernahm die Führung des Kriegs und bestritt diesen sogar z. T. aus eigenen Mitteln, da ihm das Regnitzland versprochen war, bedrückte darum auch seine Unterthanen über die Maßen mit Lasten und Abgaben. Er eroberte Hof, nahm fast das ganze Land des Markgrafen ein und ließ sich huldigen. Dieser mußte nach Frankreich fliehen, wo er im Elend starb. Aber Heinrichs Hoffnungen erfüllten sich nicht. Bei der Belagerung der Feste Plassen-burg starb er plötzlich, von einem bösartigen Fieber ergriffen, und mit seinem Tode brach das stolze Werk, das er gebaut hatte, zusammen. Markgraf Albrechts Sohn erhielt sein Land wieder.
Die Brüder Reuß hatten zwar schon längst die Gunst Kaiser Karls wiedererlangt, aber alle ihre Bemühungen, ihr väterliches Erbe wiederzugewinnen, waren, solange Heinrich Iv.' lebte, vergeblich, da König Ferdinand, der seit dem Schmalkaldischen Kriege Oberlehnsherr der Herrschaften Greiz, Gera und Schleiz war, von seinem Kanzler völlig abhing. Aber mit bewundernswerter Ausdauer ließen sie in dem Kampfe um ihr Recht nicht nach, und nach des Burggrafen Tode erreichten sie endlich im Jahre 1562 einen günstigen Entscheid von dem nunmehrigen Kaiser Ferdinand. Die beiden Söhne Heinrichs Iv. mußten ihnen nicht bloß Greiz, sondern auch Gera, aus welches sie Erbansprüche hatten, herausgeben und eine große Entschädigungssumme zahlen.. Sie verarmten immer mehr und starben beide jung und ohne männliche Erben. Nun kam auch das reußische Oberland an die Brübrr Bculs, und sie wurden die einzigen Lrbcn dcs (5cfamtl)aufc$ dcr vöglc, dessen sonstige Linien sämtlich ausgestorben waren. So ging das Reußische Haus, das in dem Unglück des
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