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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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251
Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen.
Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen!
Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) —
Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a!
Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem
nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im
Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren
und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit
dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist
der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein
82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000
Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und
wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien
(Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben,
wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe
hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him-
malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten
besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern
trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen
immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es
wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus-
kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee,
Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel-
cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
— Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr
reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel
Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen-
welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als
in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen
viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei-
*) Mina. ein berühmter, spanischer General.
(W.'Smets.)
24. A s i e u.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Saragossa Europa Afrika Suez Nordasien Nordsibirien Indien Asien Indien Asien Europa Asien
316
durch das Ab- und Zufliegen der Tauben, das Kind fanden- und es dem Auf-
seher der königlichen Herden, Namens Simmas, überbrachten, der es an Kin-
des Statt annahm und ihm den Namen Semiramis, d. i. Taube, beilegte.
Die Sorgfalt, mit welcher Simmas seine Pflegetochter erzog, blieb nicht
unbelohnt; denn als Semiramis zu einer schönen Jungfrau herangewachsen
war, wurde sie die Gemahlin des syrischen Statthalters Onnes, und als
solche begleitete sie ihren Gemahl auf einem Kriegszuge, den der König Ninus
von Assyrien gegen di? Baktrer unternahm.
Bei dieser Gelegenheit war es, das; sie durch ihre Tapferkeit das Meiste
zur Eroberung der Hauptstadt Baktra beitrug und dadurch die Aufmerksamkeit
des Ninus in so hohem Grade erregte, daß er sie mit Gewalt von ihrem
Manne trennte und sie zur Königin erhob. Von nun an strebte sie nach der
Herrschaft des ganzen Morgenlandes, und als der König Ninus gestorben
war, und sie das Reich an Stelle ihres unmündigen Sohnes regierte, rüstete
sie ein ungeheures Heer aus, um mit diesem das reiche Indien zu erobern.
Aber das Riesenheer wurde geschlagen, und Semiraniis kehrte mit dem Reste
desselben zurück nach ihrer Hauptstadt Babylon.
Dort trug sich eine Begebenheit zu, die den Muth und die Entschlossen-
heit der Semiramis im hellsten Lichte zeigt, und die uns ein Geschichtsschrei-
der also erzählt:
„Als sie einst an ihrem Putztische saß und ihr schönes langes Haar ord-
nete, brachte man ihr die Nachricht von einem Aufstande, der unter den Sol-
daten ausgebrochen sei. Semiramis erhob sich, und da die eine Seite ihres
Haares noch ungeflochten herunterhing, that sie das Gelübde, dies Haar nicht
eher aufzubinden, als bis der Ausstand unterdrückt sei. Wie sie war, schwang
sie sich auf's Pferd, ergriff ihre Lanze, setzte sich an die Spitze der ihr treu ge-
bliebenen Soldaten, schlug die Empörer und kehrte hierauf an den Putztisch
zurück, wo sie die noch ungeordnete Seite ihres Haares aufflocht."
Aber nicht durch ihre männliche Handlungsweise allein wurde sie be-
rühmt vor allen Frauen; mehr noch trugen dazu ihre riesigen Bauwerke bei,
die freilich jetzt in Schutt und Trümmern liegen, deren Beschreibung uns aber
in alten Schriften aufbewahrt worden ist. Namentlich sind es die Stadt Ba-
bylon, die hängenden Gärten und der große See am Euphrat, welche unsere
volle Bewunderung in Anspruch nehmen.
Die Mauern Babylons waren 350 Fuß hoch und 85 Fuß dick. Zu
ihrem Schutze dienten nicht allein breite und tiefe Wassergräben, sondern auch
250 Fuß hohe Thürme. An jeder Seite der Stadtmauer befanden sich 25
Thore von Erz, die genau einander gegenüber lagen und durch schnurgerade
Straßen verbunden waren. Die beiden durch den Euphrat getrennten Stadt-
theile waren durch eine 3000 Fuß lange Brücke verbunden, an deren Ende
prachtvolle Paläste, und in deren Nähe große, dem Gotte Bel geweihte Tem-
pel sich erhoben.
Die sogenannten hängenden Gärten befanden sich auf mehreren über-
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226
7. Der Münster zu Straßburg.
Ich habe es gesehen, dieses Wunder der christlichen Welt, das Meister-
stück der Baukunst. Ich stieg hinan, nicht ohne Bangen und Beschwerde. Der
Blick von der Nebengallerie auf die Kirche und auf die Stadt machte mich
schon schwindeln. Nun stand ich auf der viel höheren Plattform, von welcher
man die ganze Stadt und das ganze Rheinthal von den Vogesen bis hinüber
zu den badischen Gebirgen überschauen kann. Ich überwand den Schwindel
und sah auch hinab auf die Menge der aufstrebenden Pfeiler und Säulen mit
den dazwischen gestellten Bildwerken. Dann zog der von der Plattform sich
erhebende Thurm meine Blicke auf sich. Seine Treppen sind schmal; die Durch-
sicht, die überall gestattet ist, niachte mich zagen; aber ich strebe hinauf, und
nun stehe ich oben über den sogenannten vier Schnecken, welche eine um den
Thurm herumführende Gallerte verbindet. Hinab zu sehen erregt beinahe
Grausen; darum betrachtet nietn lieber die wunderbare Bauart des Thurmes.
Schon bis zur Plattform ist er gewissermaßen aus einzelnen Säulen zusammen-
gesetzt, die, wie eine Gruppe von Krystallen, aufsteigen. An mehreren Punkten
ist er von Fenstern durchbrochen; aus den Ecksäulen schießen kleine Säulen her-
vor, und alle Flächen sind mit Säulen, Pfeilern, Nischen und Standbildern
verziert. Von der Plattform aus ist der ganze Thurm aus Säulen und Bän-
dern geflochten, die mit eisernen Stäben und Klammern verbunden sind. Die
vier Schnecken, in welchen sich die Treppen hinaufwinden, bilden vier große
Säulen, welche oben durch eine Gallerie verbunden sind. Zwischen ihnen er-
hebt sich der schlanke Thurm, von vier Fenstern durchbrochen, deren Wölbungen
sich oben in einen zierlichen Kranz verschlingen und über welchen wieder vier
kleine Fenster sich wölben. Die Kühnheit des Baues erregt zugleich Zagen und
Vertrauen. Man glaubt, emporgehalten zu schweben; aber man fühlt sich sicher
in den Händen der kühnen Gewalt, die Einen emporhält und Klugheit und
Sorgfalt mit sich verbindet. Der Sturm bewegt den leichten, schlanken Bau;
aber er kann ihn nicht erschüttern; der Blitz schlägt jährlich mehrmals in den
Thurm; aber er kann nicht mehr thun, als hier und da einen Stein lockern.
Mit Sehnsucht blickte ich hinauf zum dritten Stockwerke des Thurmes; der
Thürmer öffnete die Thüre, welche zur Spitze des Thurmes hinauf führt. So
durchsichtig und luftig die Treppe ist, so hat sie doch keine Gefahr. Und welch
ein Entzücken, oben zu stehen unter der Krone, wo einst der Baumeister im
stolzen Gefühle der Vollendung seines Werkes gestanden hat!
Der Dom verräth in seinem Kreuze den Ursprung einer älteren Zeit, als
der Thurm und die übrigen Theile des Gebäudes. Das Ganze ist großartig
und prächtig. Das Innere ist des Aeußeren würdig; starke Säulen tragen das
hohe Gewölbe, und der magische Schein der schön gemalten Fenster, besonders
der Sonne über dem Portal, verbreitet eine heilige Dämmerung.
8. Die Holländer.
Ein eigenthümliches Land ist das von den Fluthen der Nordsee bespülte
und vor den Mündungen des Rheins, der Maas und Schelde ange-
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134
seine Leute im Feuer exerzieren, und zuletzt eine Kanone nach dem gestrandeten Schiffe abbrennen. Da fielen die Indianer vor Schrecken -zu Boden, und als sie vollends das Loch iu dem beschossenen Wrack sahen, stieg ihr Erstaunen anss höchste. Sie konnten nicht begreifen, rate die Kanone, die doch auf dem Lande blieb, dem Schiffe einen solchen Schaden zufügen könne, und hielten jetzt die Fremden für himmlische Wesen, weil dieselben mit Blitz und Donner bewaffnet wären.
Nachdem Colnmbns aus den Bohlen des gestrandeten Schiffes eine kleine Festung erbaut hatte, trat er die Rückreise au. Sie war anfangs günstig, aber von den Azoren an hatte er mit den fürchterlichsten Stürmen zu kämpfen. Er selbst verzweifelte an der Möglichkeit einer Rettung, schrieb deßhalb die Entdeckung kurz auf ein Pergament, legte die Schrift wohlverwahrt in eine Tonne und warf dieselbe ins Meer, in der Hoffnung, daß sie an eine der europäischen Küsten getrieben würde. Doch die Stürme legten sich und Colnmbns lief endlich am 25. März 1493 unter dem Donner des Geschützes, unter dem feierlichen Geläute der Glocken und dem tausendstimmigen Jubel der Volksmenge in den Hafen von Palos ein. Sein erster Gang, als er ans Land trat, war in ein nahe gelegenes Kloster, um dem allmächtigen Gott für seine wunderbare Rückkehr zu danken; dann begab er sich an den königlichen Hof zu Barcelona. Seine ganze Reise dahin war ein ununterbrochener Triumphzug. Als er aber in Barcelona selbst durch die Straßen zum königlichen Schlöffe zog, die fremden Thiere, die mitgebrachten Edelsteine und Goldstücke , so wie auch zwölf Indianer (so nannte man die Bewohner Amerikas, weil man es für die Ostküste Indiens hielt) in ihrer Bewaffnung vor ihm her, da kannte die Freude des Volkes kein Ziel mehr. Alles drängte sich begeistert heran, Väter hoben ihre Kinder empor und tiefen: „Das ist Colnmbns!" Colnmbns trat ins Königsschloß, die Flügelthüren des Throusaales wurden ihm geöffnet, und Ferdinand und Jfabella standen vor ihm auf ihrem Throne auf und hießen ihn, da er nach dem Gebrauche vor ihnen knieen wollte, neben ihrem Throne sich niedersetzen.
Noch dreimal segelte Colnmbns in die neue Welt, die er aber noch immer für Indien hielt, und entdeckte hier
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Extrahierte Personennamen: Colnmbns Ferdinand Jfabella
Extrahierte Ortsnamen: Barcelona Barcelona Goldstücke Amerikas Indiens Indien
280
Stift und Land Hildesheim, weil es vormals zu jenem
Herzogthume gehört hatte; und er erwarb auch meh-
rere Länder wieder, Hannover, Göttingen etc. Her-
zog Otto I. das Rind, Errichter des Herzogthums
Braunschweig - Lüneburg , hinterliess vier Söhne.
Die beiden jüngeren wählten den geistlichen Stand,
die beiden ältern, Albrecht, wegen seiner Grösse und
seiner kriegerischen Thaten, der Grosse genannt, und
Johann, regierten anfänglich gemeinschaftlich. Aber
im Jahre 1269 theilten sie, dem damaligen Gebrau-
che zufolge, die ererbten Lander durch das Loos.
1) Das Land zu Braunschweig, nebst dem kalenbergi-
schen Distrikte, dem Lande vor dem Harze und dem
Eichsfelde, sollten einen Theil; 2) das Land zu Lü-
neburg und Celle nebst der Stadt Hannover sollte
den andern Theil ausmachen. Mehre Theile ihres
Erbes behielten sie gemeinschaftlich. Herzog Johann
zog das Loos auf den zweiten, Herzog Albrecht be-
hielt folglich den ersten Theil. Sie stifteten also zwei
regierende Linien ihres fürstlichen Hauses, die Lüne-
burgische (Braunsehweig-Lü neburgisehe) und die Braun-
schweigsehe (Braunschweig-Wolfenbüttelsche). Sehr
oft gingen nachher in den beiden Fürstenhäusern noch
Theilungen ihrer Länder vor, weil das Recht der
Erstgeburt noch nicht festgesetzt war, doch kamen
die verschiedenen Theile auch eben so oft wieder
zusammen. Nur Braunschweig-Lüneburg und Braun-
schweig-Wolfenbüttel sind nie ganz wieder mit ein-
ander vereinigt worden.
Ernst August, aus der Braunsehweig-Lüneburgi-
sch.en Linie erhielt Kalenberg-Hannover und machte
Hannover zu seiner Residenz. Er setzte das Recht
der Erstgeburt in seinem Hause fest, und schickte
dem Kaiser Leopold I. verschiedene Male mächtige
Hülfe gegen die Türken und Franzosen, grösst en-
theils auf eigene Kosten. Diese ausserordentlichen
Dienste erforderten eine ausserordentliche Belohnung.
Der Kaiser erkannte ihm daher die Churwürde zu,
und belehnte ihn damit auf seine Nachkommen, 1692.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto_I. Albrecht Albrecht Johann Johann Johann Johann Albrecht_be- Albrecht Ernst August Leopold_I.
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Ernst August, Churfürst von Hannover, starb 1698
auf seinem Lustschlosse Herrenhausen. Seine Gemah-
lin war Sophia, des Churfürsten von der Pfalz, Frie-
drichs V. und Elisabeths von England, Tochter, durch
welche die Nachfolge in Grossbritannien an das Haus
Braunschweig-Lüneburg kam, indem sie 1701 von dem
englischen Parlamente für die nächste Thronerbin
erklärt wurde. — Churfürst Georg Ludwig, folgte
dem Vater in der Regierung 1698; wurde 1710 mit
dem Reichserzschatzmeisteramte belehnt; wurde 1714,
nach dem Tode der Königin Anna, als König von
England ausgerufen, wodurch die Churlande in enge
Verbindung mit Grossbritannien kamen, und regierte
als König von England unter dem Namen Georg I.
Er starb 1727. Ihm folgte in der Regierung sein
einziger Sohn, Georg Ii. Er errichtete durch sei-
nen Minister von Münchhausen 1734 die Universität
in Göttingen. Unter seiner Regierung fiel der sie-
benjährige Krieg ein, dessen Ende er aber nicht er-
lebte. Er starb 1760; sein ältester Sohn war schon
vor ihm gestorben. Georg Iii. folgte dem Grossva-
ter, und führte eine weise und glückliche Regierung.
Der siebenjährige Krieg erreichte unter ihm sein Ende;
allein später entstand ein noch furchtbarerer durch die
französische Revolution, woran auch Hannover thäti-
gen Alltheil nahm. In diesem Kriege wurden 1800
die Churlande von den Franzosen besetzt; spater
kam ein grosser Theil derselben zu dem Königreiche
Westphalen, welches aber nach wenigen Jahren,
durch die siegreichen Waffen der Verbündeten aufge-
löset, und überhaupt der Herrschaft der Franzosen in
Deutschland ein Ende gemacht ward. Nun kamen
die Churlande wieder unter ihren rechtmässigen Ober-
herrn, Georg Hi. 1814 wurden die Churlande, so
wie überhaupt alle Länder, welche früher oder spä-
ter damit vereinigt, oder unter die Herrschaft der
Fürsten von Braunschweig-Lüneburg gekommen waren,
zu einem Königreiche erhoben.
Es ist schon früher gesagt worden, dass der Bi-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Ernst August Sophia Georg_Ludwig Ludwig Anna Georg_Ii Georg_Iii Georg_Hi
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Herrenhausen England Grossbritannien Haus
Braunschweig-Lüneburg England Grossbritannien England Münchhausen Göttingen Hannover Deutschland Braunschweig-Lüneburg