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1. Neuere Geschichte - S. 36

1869 - Mainz : Kunze
36 geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs- lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610 förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder- eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga. Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel- dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran- denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den Westmarken des Vaterlandes. 3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum 1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach- folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen 1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber- mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser. Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen (1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan- tischen Stände des ersteren Landes. Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner

2. Neuere Geschichte - S. 66

1869 - Mainz : Kunze
66 d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz- Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien, Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen. f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil- h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) * 1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst 1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger- vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge- funden hatte (s. ob. S. 57). Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder- lande, Italien und Irland. 1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord- banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel- berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver- pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden. Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner- kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692. Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg, Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer- winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii). *) Von seiner dritten Gemahlin. **) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St. Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an. **.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht in die Hände fallen sollten.

3. Neuere Geschichte - S. 84

1869 - Mainz : Kunze
84 mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze Reich zerstreuten Landestheile. Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund- pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann. Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis- Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld- marschall Otto von Sparr. Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell- schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden- burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze, entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter- nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über- gehen. Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es - cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder- ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa 20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be- deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried- rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni- versität Duisburg 1655. Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg- Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An- theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil; zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit- wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *). a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft, *) S. oben Seite 56, 67, 74.

4. Alte Geschichte - S. 108

1869 - Mainz : Kunze
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad- linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen. Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus- gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um- geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme (Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig- keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be- deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten. Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen wie Griechenland auf kn Osten. Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd- liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand, die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend, nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen, die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß- glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere. Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L) Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter- italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln. 1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-

5. Alte Geschichte - S. 81

1872 - Mainz : Kunze
81 ©parta, „too nocfj fein 2ßeib den 9faude) eineg fetnblidfjen Sager= feuert gefeljen". Stgefilaos gefdf)icfte und energifcije 23ertljeibigung: ©paminonbag t)ergid£)tet, legt aber burdfj bte Einigung der 21 r= f aber gu einer ©efammtgemeinbe 3ftegalopolig und 201eber= Ijerftellung der fantonalen ©elbftänbigf eit sjfteffenieng die 2ftacf)t ©partag auf immer lafjm. 2öieber|olte 3üge beg (Spaminon? ba§ in den ^ßeloponneg §um ©cljutse feiner ^leufd^öpfungen und Drbnung der bortigen ^ßerpftniffe: feinblicfje Spaltung der 2ltf)ener. ©leidfjjeitige tl>ebanifcf)e Unternehmungen gegen Söjeff alien (^ßelopibag gegen den Stprannen Sllejcanber oon $ߧerä, t)on biefem oerrdt^ertfe^ gefangen gefegt, t)on (Spaminonbag Befreit, fallt im Ä'ampfe gegen i^n) und Big nacf) ^ftafebonien: unter beffen ©eifjeln $pf)itipp, Slm^ntag ©oljn, der fpätere Ssefieger ©riecfjenlanbg. Slijeben wirft burcfj ^elopibag ein $riebenginftrument t>om ^ßerferfönig aug, toel= dfjeg, auf a^nlid^en ©runblagen toie der antalcibifcf)e Triebe ruljenb, Sojeben alg die Beftimmenbe 5rac|t anerfennt (367). ©ro|e ©tel* Iung Stfjebeng und Sßlane beg (Spaminonbag: um die feinbfelige Haltung der 2ltf)ener §u Beugen („die ^ßroppläen der at^enifcfjen Slfropolig an den $uf$ der ^abmea §u uerpflangen") null er aucfj eine tfjebanifdeje ©eemadfjt fdfjaffen (363). 5lber die t>er= roorrenen Sßerfjaltniffe \,tm ^eloponneg (Kämpfe groifdjen Slrfabiern und (Sleern, 364 im erften ^afyr der 104. Oltjmpiabe der gemeinte 33e§irf ju Olympia felbft ©cf)aupla£ eineg erbitterten ^ampfg) ner= anlaffen den 4t.n $ug des (ürpaminonbagnac(j dem 5peloponneg (362). £)er 33erfucf), ©parta gu überrafdjen, mißlingt; entfcfjeibenbe 362 ©dfjladfjt Bei ^ftantinea, in melier die £|ebaner fiegen/ aber (Spaminonbag fällt. $ftit feinem testen Söorte rätlj er §rie= den, toelcfjer362gefcfjloffen. £)ie panarf abifcf)e Sserfaffung und der neue ©taat -Jfteffenien Bleiben, alfo die C^nmad^t ©partag Befiegelt. £)en nun folgenben 3uftonb Bejeidfjnet Xenophon alg äxqioiu y.ui raqu/tj: die fcf)iebgricf)terlid[je 'Srad^t, raeldfje den ©riecfjen fehlte, fam burcl) ^ftafebonien. I. (flu»3. f. ©tjmn). 8. Hufl 6

6. Bd. 2 - S. 215

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
216 Viertes Kap. Römische Geschichte. die That des Brutus billigten, sondern priesen, ja zu den Sternen er- hoben (*), und daß noch unter den Kaisern alle Schriftsteller von Gewicht, ja mehrere Kaiser Selbst, das gleiche Urthcil fällten. Laßt uns demnach freudig den Vorzug der neueren Nechtsbegriffe und unserer geläuterten Moral erkennen, wornach in jedem Falle (**) der Meuchelmord ein Verbrechen ist; aber wägen wir die Alten nur nach ihrer Wage! — §. 64. Antonius. Octavianus. Lepidus. Die Plane der Verschworenen gingen nicht weiter, als auf Cäsar's Ermordung. Die Republik, meinten sie, werde von selbst erstehen, sobald ihr Unterdrücker gefallen. Der menschliche Brutus, der keinen Tropfen Blutes mehr, als unumgänglich nöthig schien, vergießen wollte, hatte die Uebrigen, welche auch An ton ins zu tobten gedachten, ver- mocht, desselben zu schonen. Unglückliche Schonung, welche jede Frucht der That vereitelte! Denn, da Antonius die Unentschlossenheit der Ver- schworenen sah — sie hatten, als das Volk im ersten Augenblicke mehr Bestürzung, als Freude zeigte, sich auf das Kapitol gezogen, um der Entscheidung zu harren—;so verlor er seine anfängliche Furcht, gewann die Truppen, welche Cäsar zum parthischeu Feldzuge nach Rom berufen hatte, und bewog auch Lepidus, der mit einer nach Spanien bestimm- ten Armee in den Vorstädten lag, zu einem geheimen Bunde. Hier, um die Republikaner einzuwiegen, billigte er im Senate die von Cicero vorgeschlageue Amnestie, söhnte sich öffentlich mit den Verschworenen aus, verlangte jedoch, daß man zugleich alle Verordnungen Cäsar's bestätige. Seine Würde, als jezt alleiniger Cónsul (später nahm er den designirten Cónsul, Do la bel la, zum Kollegen an), und die An- hänglichkeit der Veteranen gaben ihm die höchste Macht in Rom, und er gedachte sie zu behaupten. Bald erfuhren die Verschworenen seine Tücke. Denn, als er den Senat bewogen, das feierliche Leichcnbegäng- niß des Diktators zu gestatten, und als das Volk durch Kundmachung der für dasselbe von Cäsar bestimmten Vermächtnisse vorbereitet war; so sezte er es durch eine künstliche Leichenrede, mehr noch durch Hin- weisen auf den blutigen Rock und den schrecklich verwundeten Leich- nam seines Wohlthäters in solche Wuth, daß es mit den Feuerbrän- den von Cäsars Scheiterhaufen auf die Häuser der Verschworenen stürmte, und diese zur Flucht in die Provinzen zwang. Doch war es (*) Man sehe, Cie. ad Att. 14. 14. Phil. I. 15. Ii. 12. X. Z. 4. und viele andere Stellen. (**) Mag Montesquieu den Usurpator, durch welchen das Gesez erdrückt wird, als außer dem Geseze erklären. Er bleibt unter der Aeaite des allgemeinen Natur gesez es, welches jeden Derrath verwüst

7. Bd. 2 - S. 51

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Zweites Kap. Geschichte der Griechen. 51 §.18. Unglück der Athener. In dieser Lage war die Insel, als Athen den Angriff entwarf (3570. 413 v. Chr.). Es konnte auf zahlreichen Anhang unter den Neidern von Syrakusens Macht zahlen, wenn es klug genug war, den Ver- dacht noch größerer Anmaßung von sich zu entfernen. Alcib iades, im Unterhandlcn so geschickt, als tapfer im Kriege, hätte wohl die Unternehmung, deren Folgen unermeßlich seyn mußten, zum glückli- chen Ende gebracht, und dann wäre vielleicht Athen statt Rom Welt- herrscherin geworden. Aber kaum war der erste Schritt zur Ausführung, durch Eroberung von Katana, geschehen, als gegen Alcibiades schwere Anklage wegen Gottlosigkeit und die Ladung vor's Volksgericht erging. Es waren, kurz bevor die Flotte von Athen abfuhr, die Statuen Merkurs, welche häufig in den Straßen der Stadt standen, alle in einer Nacht verstüm- melt worden. Der Verdacht dieser Frevelthat fiel auf Alcibiades und die zügellose Schaar seiner Schwelggenossen. Jener verlangte Ver- hör und Urtheil; aber die Flotte war segelfcrtig; er mußte mit ihr ab- gehen, und seinen Feinden ein freies Feld zu Ränken lassen. Auch wurde diesen unter einer unbesonnenen fanatischen Menge der Sieg nicht schwer. Ein Schiff wurde abgefertigt, den Beklagten hcimzu- briugen; aber er entkam, floh nach Argos und von da, als er die Nachricht seinervcrurtheilung vernahm, nach Sparta, Rache gegen seine Mitbürger im Herzen. Indessen war Nicias vor Syrakus gerückt. Schon dachten die Belagerten auf Uebergabe, als Gylippus, der Spartaner, ihnen neuen Muth amd Hilfe brachte. Viel und von beiden Seiten rühmlich wurde gestritten. Ein großer Theil der Insel war wider Athen, dessen Plane nunmehr am Tage lagen, bewaffnet; seine besten Streiter wa- ren gefallen. Da erschien — zu spät — eine neue Flotte, zur Hilfe von Athen gesandt, mit starker Bemannung, geführt von Demost- henes. Syrakus schien abermal zu zagen, und hätte bei klügerer Leitung der athenischen Streitkräfte mögen gebändiget werden. Aber die Uneinigkeit der Feldherren, Gylippus Thätigkeit und ein besonde- res feindseliges Geschick vereitelten alle Anstrengungen. Wie unge- recht auch der Angriff der Athener gewesen — man fühlt sich von Weh- mut!) durchdrungen, wenn man Thucydides musterhafte Erzählung ihrer Unfälle liest. Wiederholt zu Wasser und zu Land geschlagen, traten sie endlich, nach dem Verluste der Flotte, den Rückzug zu Land an. Noch war ihr Heerhaufe gewaltig durch die Zahl, aber muthlos und durch Leiden entkräftet. Gylippus hatte die Pässe besezt. Der 4 *

8. Bd. 2 - S. 75

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Drittes Kap. Makedonische Geschichte. 76 gerte jezt Alexander dnrch den libyschen Sand zur berühmten Oase, wo der uralte Tempel Jupiter Hammon's stand, dessen Priester ihn für des Gottes Sohn erklärte (3653. 330 v. Ehr.). Allerdings lag eine wohlberechncte Politik dieser Erklärung zum Grunde, welche mit den Vorbedeutungen, die dem Kriege vorangingen, dann mit der kühnen Zcrhannng des gordischen Knotens und Jaddna's Ge- sicht ein fortlaufendes Blendwerk machte. Aber es ist Vermessen- heit, solcher Mittel sich zu bedienen, und dem Sohne Gottes blieb sezt nur eine Stufe des Uebermuths zu ersteigen übrig — Gott selbst zu werden. Von Aegypten, wo er seinem Ruhme das herrlichste Monument durch Erbauung Alexandriens gesezt, brach der Unersättliche end- lich nach Mittelasien ans. Er schien seinem Feinde so lange Zeit zur Rüstung gelassen zu haben, auf daß dieser alle noch übrigen Kräfte des Reiches sammeln, und Er sie hernach mit einem Schlage zer- stören möge. Auf den Ebenen von Arb ela geschah dieser Schlag (3054. 320 v. Ehr.). Er ließ sich voraussehcn. Gleichwohl ist in der Art, wie den Dar ins das Unglück traf, und in der Vollendung desselben abermal das Verhängniß sichtbar. §.7. Weitere Züge. Die Schlacht bei Arbcla war entscheidend. Das Herz der persischen Staaten, das königliche Babylon, und Susa, mit den Schäzen Asiens erfüllt, und — nach kühn durchbrochenen Gebirgspässen — auch die ehrwürdige Persepolis fielen in des Siegers Gewalt. Hier war cs, wo der berauschte Alexander, auf der athenischen Buhlerin Thais Mahnen, das heiligste Nationaldenkmal der Perser mit Feuer zerstörte. Er selbst legte die erste Fackel an, wie um der Welt mit frechem Hohne zu verkünden, das Reich des Cyrns sey nicht mehr. Was hat er hiedurch bewirkt? Die Trümmer von Persepolis sprechen noch heute des Frevlers Schande ans, und zwanzig ans Politik erbaute Städte tilgen sie nicht. Die schnelle Eroberung der nördlichen Provinzen (Medien, Par- thien, Hyrkanicn, Margiana und Aria), wohin Darius nach seiner Niederlage sich geflüchtet, zeigte, daß Alexander nicht zu siegen, son- dern den Sieg auch zu nüzen verstand. Wir haben schon oben (S. 26) des traurigen Todes erwähnt, welchen Darius dnrch des Verräthers Bessus Hand erlitt. Das nnaufhalsame Vordringen Alexanders hatte die Ausführung des Bubenstücks beschleunigt. Er kam noch zei- tig genug, um über Darius Leiche heuchlerische Thränen zu weinen. Die Verfolgung und nachmalige Hinrichtung des Bessus (3656.

9. Bd. 2 - S. 129

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
129 Viertes Kap. Römische Geschichte. ftchen. Es war beinahe unmöglich, daß er anders, als dnrch den-völ rigen Rn in der einen oder der andern, ende. Als Karthago später nicht sowohl gegen die Freiheit der griechischen Städte, als gegen die Ueber- macht Syrakusens stritt; so gewann der Kampf ein noch höheres welthistorisches Interesse. Der Besizer Sicitiens schien nach der dama- ligen Lage der Dinge zur Herrschaft des Mittelmecres und gewisser- maßen der Wett bestimmt. Hätte Syrakus — wie es im Plane seiner Fürsten lag — ganz Sicilien nebst Großgricchenland zu einer Macht vereint; Karthago wäre derselben erlegen, und Rom hätte schwer- lich anfkommen mögen. Wäre Karthago Gebieterin Sicitiens gewor- den; so hätte seine Herrschaft einen festen Grund erlangt, und Rom hätte ssc nicht gestürzt. Diese Betrachtungen mögen die Karthager vor dem Richterstnhle der Politik darüber rechtfertigen, daß sie Ströme von Blut vergossen, und Berge von Gold verschwendeten, um Sicilien zu erringen. Von den ältesten Kriegen, die sie deßhatb führten, sind nur dunkle Spuren vorhanden. Sie sollen schon mit Darius 1. im Bunde gegen die Griechen gewesen scyn. Von jenem, den sie mit Serres schlossen, und von der großen Niederlage, welche ihnen damals K. Gelo I. von Syrakus bei Hi mera (3504. 479 v. Ehr.) beibrachte, haben wir oben geredet. Siebenzig Jahrelang wagten sie keinen neuen Versuch, und schränkten sich ans wenige Küstenpläzc ein, welche in ihrem ab- hängigen Zustande mit den griechischen Freistaaten nicht wetteifern konnten. Aber sie stärkten sich indessen dnrch Befestigung ihrer Macht in den übrigen Inseln und in Afrika selbst. Das Hans des Mago war es, welches von Cambyscs Zeiten an dnrch mehr als hundert Jahre an der Spize ihres Staates in Krieg und Frieden stand, und eine Menge von Helden erzeugte, die, ungeachtet gehäufter Unfälle, so sie erfuhren, als die eigentlichen Gründer der karthagischen Größe zu betrachten sind. tz. 16. Syrakus. Dionysius (*). Auch Hannibal und Himilko, welche gleich nach dem Unglücke der Athener in Sicilien gegen Syrakus stritten, waren— aber v cr- in uthlich die lezten — aus Mago's Haus. Egesta, welches durch jene Katastrophe seine Schüzer verloren, rief die Karthager zu Hilfe. Sie (*) Arnold's Geschichte von Syrakus, von Gründung der Stadt bis auf den Umsturz der Freiheit durch Dionysius. Gotha 1816. (©. Ch Kell- ner' s). Edle Griechen in den Revolutionszeiten des alten Syrakus. Leivi. 1800. 2 Thle. F. Ch^ Matthias Bemerkungen zu den livirnisch-polybischen Beschreibungen der Schlacht von Cannä und der Belagerung von Syrakus. Franks, a. M. 1807. Ii. 9

10. Bd. 2 - S. 264

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
264 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide, und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft. Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger- recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches wohl Königen bisweilen versagt ward. Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens, welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be- quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei- digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be- scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran. Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo- nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum- wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier. Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den Strengen für eine Art der Nacktheit galt. Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich- keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur- den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet. Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy- rakus brachte die besten Köche hervor. Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt, (*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono- mie des Archestralos gerühmt.
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