36
geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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216
Viertes Kap. Römische Geschichte.
die That des Brutus billigten, sondern priesen, ja zu den Sternen er-
hoben (*), und daß noch unter den Kaisern alle Schriftsteller von
Gewicht, ja mehrere Kaiser Selbst, das gleiche Urthcil fällten.
Laßt uns demnach freudig den Vorzug der neueren Nechtsbegriffe
und unserer geläuterten Moral erkennen, wornach in jedem Falle (**)
der Meuchelmord ein Verbrechen ist; aber wägen wir die Alten nur
nach ihrer Wage! —
§. 64. Antonius. Octavianus. Lepidus.
Die Plane der Verschworenen gingen nicht weiter, als auf Cäsar's
Ermordung. Die Republik, meinten sie, werde von selbst erstehen,
sobald ihr Unterdrücker gefallen. Der menschliche Brutus, der keinen
Tropfen Blutes mehr, als unumgänglich nöthig schien, vergießen wollte,
hatte die Uebrigen, welche auch An ton ins zu tobten gedachten, ver-
mocht, desselben zu schonen. Unglückliche Schonung, welche jede Frucht
der That vereitelte! Denn, da Antonius die Unentschlossenheit der Ver-
schworenen sah — sie hatten, als das Volk im ersten Augenblicke mehr
Bestürzung, als Freude zeigte, sich auf das Kapitol gezogen, um der
Entscheidung zu harren—;so verlor er seine anfängliche Furcht, gewann
die Truppen, welche Cäsar zum parthischeu Feldzuge nach Rom berufen
hatte, und bewog auch Lepidus, der mit einer nach Spanien bestimm-
ten Armee in den Vorstädten lag, zu einem geheimen Bunde. Hier, um
die Republikaner einzuwiegen, billigte er im Senate die von Cicero
vorgeschlageue Amnestie, söhnte sich öffentlich mit den Verschworenen
aus, verlangte jedoch, daß man zugleich alle Verordnungen Cäsar's
bestätige. Seine Würde, als jezt alleiniger Cónsul (später nahm er
den designirten Cónsul, Do la bel la, zum Kollegen an), und die An-
hänglichkeit der Veteranen gaben ihm die höchste Macht in Rom, und
er gedachte sie zu behaupten. Bald erfuhren die Verschworenen seine
Tücke. Denn, als er den Senat bewogen, das feierliche Leichcnbegäng-
niß des Diktators zu gestatten, und als das Volk durch Kundmachung
der für dasselbe von Cäsar bestimmten Vermächtnisse vorbereitet war;
so sezte er es durch eine künstliche Leichenrede, mehr noch durch Hin-
weisen auf den blutigen Rock und den schrecklich verwundeten Leich-
nam seines Wohlthäters in solche Wuth, daß es mit den Feuerbrän-
den von Cäsars Scheiterhaufen auf die Häuser der Verschworenen
stürmte, und diese zur Flucht in die Provinzen zwang. Doch war es
(*) Man sehe, Cie. ad Att. 14. 14. Phil. I. 15. Ii. 12. X. Z. 4. und
viele andere Stellen.
(**) Mag Montesquieu den Usurpator, durch welchen das Gesez erdrückt
wird, als außer dem Geseze erklären. Er bleibt unter der Aeaite des
allgemeinen Natur gesez es, welches jeden Derrath verwüst
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Extrahierte Personennamen: Brutus Antonius Antonius Octavianus Lepidus Brutus Antonius Cäsar Cicero Cäsar Cäsars Cäsars
Zweites Kap. Geschichte der Griechen. 51
§.18. Unglück der Athener.
In dieser Lage war die Insel, als Athen den Angriff entwarf (3570.
413 v. Chr.). Es konnte auf zahlreichen Anhang unter den Neidern
von Syrakusens Macht zahlen, wenn es klug genug war, den Ver-
dacht noch größerer Anmaßung von sich zu entfernen. Alcib iades,
im Unterhandlcn so geschickt, als tapfer im Kriege, hätte wohl die
Unternehmung, deren Folgen unermeßlich seyn mußten, zum glückli-
chen Ende gebracht, und dann wäre vielleicht Athen statt Rom Welt-
herrscherin geworden.
Aber kaum war der erste Schritt zur Ausführung, durch Eroberung
von Katana, geschehen, als gegen Alcibiades schwere Anklage wegen
Gottlosigkeit und die Ladung vor's Volksgericht erging. Es waren,
kurz bevor die Flotte von Athen abfuhr, die Statuen Merkurs, welche
häufig in den Straßen der Stadt standen, alle in einer Nacht verstüm-
melt worden. Der Verdacht dieser Frevelthat fiel auf Alcibiades und
die zügellose Schaar seiner Schwelggenossen. Jener verlangte Ver-
hör und Urtheil; aber die Flotte war segelfcrtig; er mußte mit ihr ab-
gehen, und seinen Feinden ein freies Feld zu Ränken lassen. Auch
wurde diesen unter einer unbesonnenen fanatischen Menge der Sieg
nicht schwer. Ein Schiff wurde abgefertigt, den Beklagten hcimzu-
briugen; aber er entkam, floh nach Argos und von da, als er die
Nachricht seinervcrurtheilung vernahm, nach Sparta, Rache gegen
seine Mitbürger im Herzen.
Indessen war Nicias vor Syrakus gerückt. Schon dachten die
Belagerten auf Uebergabe, als Gylippus, der Spartaner, ihnen
neuen Muth amd Hilfe brachte. Viel und von beiden Seiten rühmlich
wurde gestritten. Ein großer Theil der Insel war wider Athen, dessen
Plane nunmehr am Tage lagen, bewaffnet; seine besten Streiter wa-
ren gefallen. Da erschien — zu spät — eine neue Flotte, zur Hilfe
von Athen gesandt, mit starker Bemannung, geführt von Demost-
henes. Syrakus schien abermal zu zagen, und hätte bei klügerer
Leitung der athenischen Streitkräfte mögen gebändiget werden. Aber
die Uneinigkeit der Feldherren, Gylippus Thätigkeit und ein besonde-
res feindseliges Geschick vereitelten alle Anstrengungen. Wie unge-
recht auch der Angriff der Athener gewesen — man fühlt sich von Weh-
mut!) durchdrungen, wenn man Thucydides musterhafte Erzählung
ihrer Unfälle liest. Wiederholt zu Wasser und zu Land geschlagen,
traten sie endlich, nach dem Verluste der Flotte, den Rückzug zu Land
an. Noch war ihr Heerhaufe gewaltig durch die Zahl, aber muthlos
und durch Leiden entkräftet. Gylippus hatte die Pässe besezt. Der
4 *
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Drittes Kap. Makedonische Geschichte. 76
gerte jezt Alexander dnrch den libyschen Sand zur berühmten Oase,
wo der uralte Tempel Jupiter Hammon's stand, dessen Priester
ihn für des Gottes Sohn erklärte (3653. 330 v. Ehr.). Allerdings
lag eine wohlberechncte Politik dieser Erklärung zum Grunde, welche
mit den Vorbedeutungen, die dem Kriege vorangingen, dann mit der
kühnen Zcrhannng des gordischen Knotens und Jaddna's Ge-
sicht ein fortlaufendes Blendwerk machte. Aber es ist Vermessen-
heit, solcher Mittel sich zu bedienen, und dem Sohne Gottes blieb
sezt nur eine Stufe des Uebermuths zu ersteigen übrig — Gott selbst
zu werden.
Von Aegypten, wo er seinem Ruhme das herrlichste Monument
durch Erbauung Alexandriens gesezt, brach der Unersättliche end-
lich nach Mittelasien ans. Er schien seinem Feinde so lange Zeit zur
Rüstung gelassen zu haben, auf daß dieser alle noch übrigen Kräfte
des Reiches sammeln, und Er sie hernach mit einem Schlage zer-
stören möge. Auf den Ebenen von Arb ela geschah dieser Schlag
(3054. 320 v. Ehr.). Er ließ sich voraussehcn. Gleichwohl ist in der
Art, wie den Dar ins das Unglück traf, und in der Vollendung
desselben abermal das Verhängniß sichtbar.
§.7. Weitere Züge.
Die Schlacht bei Arbcla war entscheidend. Das Herz der persischen
Staaten, das königliche Babylon, und Susa, mit den Schäzen
Asiens erfüllt, und — nach kühn durchbrochenen Gebirgspässen — auch
die ehrwürdige Persepolis fielen in des Siegers Gewalt. Hier
war cs, wo der berauschte Alexander, auf der athenischen Buhlerin
Thais Mahnen, das heiligste Nationaldenkmal der Perser mit Feuer
zerstörte. Er selbst legte die erste Fackel an, wie um der Welt mit frechem
Hohne zu verkünden, das Reich des Cyrns sey nicht mehr. Was
hat er hiedurch bewirkt? Die Trümmer von Persepolis sprechen noch
heute des Frevlers Schande ans, und zwanzig ans Politik erbaute
Städte tilgen sie nicht.
Die schnelle Eroberung der nördlichen Provinzen (Medien, Par-
thien, Hyrkanicn, Margiana und Aria), wohin Darius nach seiner
Niederlage sich geflüchtet, zeigte, daß Alexander nicht zu siegen, son-
dern den Sieg auch zu nüzen verstand. Wir haben schon oben (S. 26)
des traurigen Todes erwähnt, welchen Darius dnrch des Verräthers
Bessus Hand erlitt. Das nnaufhalsame Vordringen Alexanders
hatte die Ausführung des Bubenstücks beschleunigt. Er kam noch zei-
tig genug, um über Darius Leiche heuchlerische Thränen zu weinen.
Die Verfolgung und nachmalige Hinrichtung des Bessus (3656.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Arbcla Alexander Alexander Darius Darius Alexander Alexander Darius Darius Alexanders Darius Darius
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius K._Gelo_I._von
Syrakus Hans_des_Mago Cambyscs Dionysius Hannibal Egesta Dionysius Matthias Cannä Franks
Extrahierte Ortsnamen: Syrakus Sicilien Karthago Rom Rom Sicilien Afrika Syrakus Sicilien Syrakus Syrakus Gotha Syrakus Syrakus
264
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen
und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie
war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide,
und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft.
Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach
ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger-
recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches
wohl Königen bisweilen versagt ward.
Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens,
welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be-
quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens
in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei-
digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be-
scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht
verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen
vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran.
Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika
und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie
sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo-
nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem
Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum-
wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde
ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier.
Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den
Strengen für eine Art der Nacktheit galt.
Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich-
keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur-
den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet.
Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie
durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene
Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben
von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre
Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer
wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit
und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die
Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy-
rakus brachte die besten Köche hervor.
Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe
schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt,
(*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono-
mie des Archestralos gerühmt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]