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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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— 102 —
bt'i oofjtt -l'iacta Theresias und Franz' I., seit dem Tode seines Vaters Kaiser und Mitregent in Österreich, seit dem Tode seiner Mutter 178<> Alleinherrscher, nach außen hin zu erweitern und im Innern durch Reformen zu kräftigen. Aber fein Versuch, nach dem Aussterben der bayrischen Linie der Wittelsbacher sich mit Zustimmung des neuen Kurfürsten Karl Theodor beträchtliche Teile des Landes anzueignen, stieß auf den Widerstand Friedrichs des Großen und führte zum bayrischen Erbfolge kriege (1778—1779); int Frieden von Teichen mußte sich Joseph mit dem Jnnviertel begnügen. Ebenso mißlang ein späterer Versuch des Kaisers, Bayern gegen die Niederlande einzutauschen, infolge der Stiftung des deutschen Fürstenbundes durch Friedrich den Großen 1785. ^ Auch Josephs Reformen im Innern, welche Österreich zum Einheitsstaate umgestalten und alle alten Mißbräuche ausrotten sollten, scheiterten zum größten Teile und führten zu Ausständen in Ungarn und Belgien. Nur das Toleranzedikt (1781) und die Aushebung der Leibeigenschaft (1782) blieben in Geltung, alle übrigen Neuerungen mußte er vor seinem Tode noch aufheben. Semem staatsklugen und maßvollen Bruder Leopold Ii. (1790 bis 1/92) gelang es, die Ausstände zu bämpsen und die Ordnung wiederherzustellen.
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Extrahierte Personennamen: Theresias Karl_Theodor Karl Friedrichs Joseph Friedrich Friedrich Leopold_Ii Leopold
— 114 —
schienen seine Dynastie ans die Dauer zu sichern. Die Einziehung des Kirchenstaates und Hollands sowie des nordwestlichen Deutschlands, der Hansestädte nebst den Küsten zwischen der unteren Elbe und Trave und des Großherzogtums Oldenburg, bezeichnen die größte Ausdehnung des französischen Kaiserreichs und den Höhepunkt der napoleonifchen Weltherrschaft.
4. Preußens Wiedergeburt
Am schwersten lastete Napoleons Gewaltherrschaft aus dem kleinen und ausgesogenen Preußen, das Napoleon völlig zu vernichten strebte; aber zuerst wurden hier durch gemeinsame Arbeit von Fürst und Volk die Übelstände beseitigt, welche die Niederlage des Staates herbeigeführt hatten, und dadurch die Mittel zu einer erfolgreichen Erhebung geschaffen. Zur Durchführung der politischen Reform berief der König den Reichsfreiherrn Karl vom und zum Stein, welcher, einem reichsunmittelbaren Geschlechte entstammend (geboren 1757 zu Nassau an der Lahn), mts Verehrung für Friedrich den Großen in den preußischen Staatsdienst getreten und Finanz- und Handelsminister geworden, aber in Ungnade entlassen war. Durch das Edikt über den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums im Oktober 1807 wurden die Schranken beseitigt, welche die verschiedenen Berufszweige einzelnen Ständen verschlossen. Durch die Verordnung über die veränderte Verfassung der obersten Verwaltungsbehörden im Novenber 1808 wurde ein Ministerrat von fünf dem Könige verantwortlichen Fachministern eingesetzt. Durch die Städte Ordnung vom November 1808 wurde den Städtern die Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten verliehen, und dadurch die Teilnahme der Bürger für die öffentlichen Angelegenheiten geweckt. Ans der Wahl aller stimmberechtigten Bürger einer Stadt gingen d^e (unbesoldeten) Stadtverordneten hervor, welche sämtliche Gemeindeangelegenheiten berieten uni) die Leistungen und Lasten aus die Bürgerschaft verteilten. Sie wählten den (nur zum Teil besoldeten) Magistrat, welcher ihre Beschlüsse vorzubereiten und auszuführen hatte, und als dessen Vorsitzenden den Bürgermeister. Für alle Verwaltungssachen, welche eine dauernde Auf-licht verlangten, wie Kirchen- und Schulsachen, Armenpflege, Bau-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Karl Karl Friedrich Friedrich
57
Die Kurpfalz, im westfälischen Frieden, wenn auch in geringerem Umfange, wiederhergestellt, erholte sich unter Karl Ludwig, dem „Wiederhersteller", allmählich von den Wirren des Krieges. Einige Nebenlinien, die neuburgische, sulzbachische und die verschiedenen Zweibrückener Linien, hatten nur kleine Besitzungen; von ihnen hatte die zum Katholizismus übergetretene nenburgische Linie durch die Erwerbung vou Jülich mtd Berg eine bedeutende Stellung am Niederrhein erhalten. — In dem durch den Krieg und die Restitutionen besonders mitgenommenen Württemberg wurde durch den Frieden Eberhard Hi. (f 1674) wiederhergestellt, aber seine Macht war durch die Stände, in denen das bürgerlichstädtische Element überwog, sehr beschränkt. — Hessen zerfiel seit dem Tode Philipps des Großmütigen in mehrere Teile. Von den beiden Hauptlinien gehörte Hessen-Kassel, welches durch die Abtei Hersfeld und die Hälfte der Grafschaft Schaumburg vergrößert wurde, dem reformierten, Darmstadt dem lutherischen Bekenntnisse an. Die Nebenlinien Philippsthal, Rothenburg - Rheinfeld und Homburg waren unbedeutend. — Die Macht der welfifchen Herzöge aus dem Hause Br nunschweig wurde durch viele Teilungen zersplittert; von den beiden Hauptliuieu, der wolfen-büttelscheu und der lüneburgischen, hatte letztere ihren Besitz wiederum in zwei Teile zerlegt, Lüneburg-Celle nebst Grubenhagen und Calenburg-Göttingeu. Die geringe Macht der Landesherren gab den Landständen große Bedeutung. — Auch in Mecklenburg (Schwerin und Güstrow), welches durch Schweden von der Ostsee ausgeschlossen war, waren die Landstände im Besitz bedeutender Privilegien, während die Bürger und Baueru gedrückt imt> leibeigen waren. — Kursachsen, durch die beiden Lausitzen vergrößert, stand noch immer an der Spitze des protestantischen Deutschland, hatte aber durch feine Anlehnung an die kaiserliche Politik und seine Feindschaft gegen die Reformierten an Ansehn verloren. Die Errichtung der drei Seitenlinien Weißenfels, Merseburg und Zeitz (Naumburg) nach dem Tode Johann Georgs I. 1652 war eine politische und wirtschaftliche Schwächung. — Von den geistlichen Stiftern waren nur diejenigen säkularisiert worden, welche sich schon lange in protestantischen Händen befunden hatten, die übrigen bestanden fort. — Zahlreich waren die Gebiete der Kleinfürsten,
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ludwig Karl Ludwig Eberhard_Hi Philipps Johann
— 69 —
Köln, der den Franzosen seine festen Plätze einräumte, begann Ludwig darauf seinen Eroberungskrieg gegen Holland (1672—1679).
Die Niederlande waren nicht gerüstet; bald befanden sie sich mit Ausnahme von Seeland und dem größeren Teile des eigentlichen Holland in französischem Besitze. Nur die Küsteu schützte der tapfere de Ruyter. Aber die Gewaltthaten der Franzosen erregten die allgemeine Erbitterung des Volkes, welches die Durchstechung der Dämme und die Einsetzung des 21jährigen Wilhelm Hl von Oranien zum Generalstatthalter erzwang; die Brüder de Witt wurden bei einem Volksaufstande getötet. Der Anmarsch des Großen Kurfürsten von Brandenburg, des einzigen Verbündeten Hollands, nötigte die Franzosen, eine Armee unter Tureuue gegen ihn zu senden, wodurch der Kurfürst sich gezwungen sah, im Sonderfrieden zu Vossem 1673 feine Neutralität zu versprechen, aber unbeschadet seiner Pflichten gegen das Reich. Die wiederholte Verletzung des Reichsgebietes, die unterdrückte Reichsfreiheit der elsässischen Städte und die Bedrohung Belgiens veranlaßten auch den Kaiser und Spanien zum Abschlüsse eines Bündnisses mit Holland und zur Entsendung Moutecuccolis an den Rhein, wodurch Ludwig zur Räumung Hollands genötigt wurde. In England wurde Karl Ii. durch den Unwillen des Volkes gezwungen, 1674 mit deu Niederlanden Frieden zu schließen. Der Reichskrieg wurde
1674 erklärt. Auch der große Kurfürst stellte seine Truppen wieder zum Reichsheere; feine Verbündeten verpflichteten sich, seine Länder gegen jeden Angriff zu schützen und keinen Frieden ohne ihn zu schließen.
Aber auch der europäischen Koalition zeigte sich der einheitlich geleitete französische Staat gewachsen. Der König selbst eroberte unter Vanbans Beihülfe die Freigrafschaft, der „große Conds" kämpfte siegreich gegen den Prinzen von Dramen, Tnremte behauptete sich ant Mittelrhein, bis er in dem Gefecht von Saßbach
1675 fiel. Der gefährlichste Gegner der Franzosen, der Große Kurfürst, wurde durch neuen Einfall der Schweden in die Mark zu eiliger Rückkehr in die Heimat genötigt. Dort überfiel er ein schwedisches Dragonerregtment tu Rathenow an der Havel und schob sich so zwischen die beiden Abteilungen des schwedischen Heeres;
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Wilhelm Moutecuccolis Ludwig Ludwig Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holland Seeland Holland Brandenburg Hollands Belgiens Spanien Holland Rhein Hollands England Saßbach Schweden Rathenow
251
Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen.
Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen!
Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) —
Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a!
Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem
nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im
Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren
und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit
dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist
der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein
82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000
Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und
wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien
(Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben,
wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe
hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him-
malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten
besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern
trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen
immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es
wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus-
kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee,
Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel-
cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
— Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr
reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel
Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen-
welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als
in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen
viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei-
*) Mina. ein berühmter, spanischer General.
(W.'Smets.)
24. A s i e u.
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Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Saragossa Europa Afrika Suez Nordasien Nordsibirien Indien Asien Indien Asien Europa Asien
280
Stift und Land Hildesheim, weil es vormals zu jenem
Herzogthume gehört hatte; und er erwarb auch meh-
rere Länder wieder, Hannover, Göttingen etc. Her-
zog Otto I. das Rind, Errichter des Herzogthums
Braunschweig - Lüneburg , hinterliess vier Söhne.
Die beiden jüngeren wählten den geistlichen Stand,
die beiden ältern, Albrecht, wegen seiner Grösse und
seiner kriegerischen Thaten, der Grosse genannt, und
Johann, regierten anfänglich gemeinschaftlich. Aber
im Jahre 1269 theilten sie, dem damaligen Gebrau-
che zufolge, die ererbten Lander durch das Loos.
1) Das Land zu Braunschweig, nebst dem kalenbergi-
schen Distrikte, dem Lande vor dem Harze und dem
Eichsfelde, sollten einen Theil; 2) das Land zu Lü-
neburg und Celle nebst der Stadt Hannover sollte
den andern Theil ausmachen. Mehre Theile ihres
Erbes behielten sie gemeinschaftlich. Herzog Johann
zog das Loos auf den zweiten, Herzog Albrecht be-
hielt folglich den ersten Theil. Sie stifteten also zwei
regierende Linien ihres fürstlichen Hauses, die Lüne-
burgische (Braunsehweig-Lü neburgisehe) und die Braun-
schweigsehe (Braunschweig-Wolfenbüttelsche). Sehr
oft gingen nachher in den beiden Fürstenhäusern noch
Theilungen ihrer Länder vor, weil das Recht der
Erstgeburt noch nicht festgesetzt war, doch kamen
die verschiedenen Theile auch eben so oft wieder
zusammen. Nur Braunschweig-Lüneburg und Braun-
schweig-Wolfenbüttel sind nie ganz wieder mit ein-
ander vereinigt worden.
Ernst August, aus der Braunsehweig-Lüneburgi-
sch.en Linie erhielt Kalenberg-Hannover und machte
Hannover zu seiner Residenz. Er setzte das Recht
der Erstgeburt in seinem Hause fest, und schickte
dem Kaiser Leopold I. verschiedene Male mächtige
Hülfe gegen die Türken und Franzosen, grösst en-
theils auf eigene Kosten. Diese ausserordentlichen
Dienste erforderten eine ausserordentliche Belohnung.
Der Kaiser erkannte ihm daher die Churwürde zu,
und belehnte ihn damit auf seine Nachkommen, 1692.
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto_I. Albrecht Albrecht Johann Johann Johann Johann Albrecht_be- Albrecht Ernst August Leopold_I.