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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
47
gebracht werden könnten. Wiederholt ließ daher die deutsche Regierung
die nicht schon von anderen Nationen ins Auge gefaßten Häfen der
chinesischen Küste untersuchen und vermessen, und immer wieder be-
zeichnete man die Bai von Kiautschou als den für unsere Zwecke
am geeignetsten Hafen und zwar deshalb, weil er als Flottenstation
einen geschützten, eisfreien Hafen bietet, weil er im Centrum aller
deutschen Interessen in Ostasien liegt und der Schlüssel zu reichen
Hinterländern, insbesondere zur großen chinesischen Tiefebene ist.
Als nun im Herbst 1897 zwei deutsche Missionare in der Provinz
Schantnng niedergemetzelt wurden und die Eingeborenen ihre Kirche
zerstörten, und als sich dabei zeigte, daß die chinesische Regierung nicht
die Macht hatte, Deutschland Genugthuung zu verschaffen, da ließ unser
Kaiser zwei Kriegsschiffe ausrüsten, die unter dem Kommando des
Prinzen Heinrich nach China abgingen, um Sühue zu fordern. Es
sind jedoch kriegerische Maßnahmen nicht nötig geworden. Der deutschen
Diplomatie ist es gelungen, auf friedlichem Wege nicht nur vollen
Schadenersatz zu erlangen, sondern auch einen Vertrag zustande zu
bringen, durch welchen das Deutsche Reich in den wertvollen Besitz der
Bai von Kiautschou gelangte. China überläßt in diesem Vertrage die
Bai pachtweise auf 99 Jahre dem Deutschen Reiche. Außerdem aber
ist ein Gebiet begrenzt worden, welches, in einer Ausdehnung von
50 km im Halbkreise um die Bucht gelegen, als neutrale Zone gilt,
in welcher die chinesische Regierung keine Maßnahmen ohne Genehmigung
der deutschen Regierung treffen darf, und schließlich wurde Deutschland
das ausschließliche Recht, in der Schantnng Kohlenminen zu eröffnen,
zugesichert, und auch für die Anlage von Eisenbahnen erhielt es be-
deutende Vorrechte.
Die Bai von Kiautschou und ihre Umgebung.
Die Bai von Kiautschou liegt an der Südküste der Halbinsel
Schantuug, die vom gelben Meere umspült wird, und zwar liegt die
Einfahrt genau unter dem 36. Grade nördlicher Breite. Sie hat die
Größe von etwa 550 qkm, während die ins Pachtgebiet ein ge-
fchloffenen kleinen Jnfeln und Halbinseln zusammen etwa 350 qkm
Landes umfassen. In der Form hat die Bucht Ähnlichkeit mit dem
Jadebusen. Wie alle Häfen Chinas ist auch der von Kiautschou zum
großen Teil versandet; trotzdem aber hat er guten Ankergrund in einer
vor den Nordstürmen völlig gesicherten Fläche von der ungefähren Größe
des Kieler Hafens und ist also befähigt, die größte Flotte der Welt auf-
nehmen zu können. Noch größer wird der Wert der Bai dadurch, daß
sie auch im Winter fast völlig eisfrei ist.
Die Einfahrt wird durch zwei kleine gebirgige Halbinseln von
Norden und Süden her auf 3—4 km verengt. In die nördliche von
ihnen ragen die Ausläufer des über 1000 m aufragenden Lauschan,
während die südliche nur Berge von 300 m hat. Außer diesem Ein-
gangsthore sind alle Ufer flach. Rechts von der Einfahrt, nördlich vom
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Deutschland China Deutsche_Reich China Deutschland Chinas
— 23
Frieden zwischen Spanien und Frankreich zu vermitteln. Ludwig gab nach und bequemte sich zum Aachener Frieden (1668), in dem er die Franche Comte an König Karl Ii. von Spanien zurückgab, aber mehrere wichtige Plätze in den spanischen Niederlanden (Courtrai, Tournay, Lille) behielt.
(Zweiter Devolulionskrieg.) 1. Louvois stellte dem König vor, daß die vereinigten nördlichen Provinzen eine noch bessere Beute wären, als die spanischen Niederlande. Besaß man jene, so waren auch diese nicht mehr gegen Frankreich zu halten. Der holländische Handel, die überseeischen Besitzungen mußten als ergiebige Einnahmequellen den französischen Kassen willkommen sein, die lange Grenze Hollands gegen Deutschland ergab eine vortreffliche Angriffslinie gegen das Reich. England, dessen König Karl Ii. in steter Geldverlegenheit war, wurde leicht gewonnen; Schweden versprach Neutralität; unter den deutschen Reichsfürsten traten der Kurfürst Maximilian Heinrich von Köln, ein Wittelsbacher, und der Bischof von Münster auf Frankreichs Seite, während Kaiser Leopolds Minister, Fürst Lobkowitz, versprach, daß seitens des Reiches nichts gegen Ludwig geschehen würde. Die Holländer hatten nur einen namhaften Bundesgenossen: das war Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. Vergebens hatte Ludwig ihn zu gewinnen versucht. Der Kurfürst mußte für feine westlichen Besitzungen fürchten, wenn die Franzosen zu mächtig wurden; auch fesselte ihn verwandtschaftliches Interesse an den Statthalter, Wilhelm Iii., den Neffen seiner Gemahlin, und endlich kam es darauf an, in der Republik das vornehmste Bollwerk des Protestantismus zu beschützen. Er schloß daher im April 1672 einen Vertrag mit Holland, in dem er versprach, 20000 Mann Hilfstruppen zu stellen, von denen die Holländer die Hälfte zu unterhalten hatten.
2. Ludwig überschritt den Niederrhein und drang, ohne Widerstand zu finden, in die Provinzen ein; nur Holland und Seeland blieben verschont, Amsterdam wurde durch eine künstliche Überschwemmung der Umgegend gerettet. Inzwischen versuchte der Kurfürst den Kaiser zu bestimmen, sich mit ihm zum Schutze des Reiches zu verbinden. Leopold ging darauf ein und sandte ihm ein Hilfsheer unter Mouteeuculi, der aber von Lobkowitz geheimen Befehl hatte, einen Zusammenstoß mit den Franzosen zu vermeiden. Der Kurfürst gedachte, Münster und Köln zur Aufgabe des französischen Bündnisses zu zwiugen und rückte in Westfalen ein; doch hatte Ludwig keinen Geringeren als Tnrenne gegen ihn geschickt, der ihn dann auch durch seine überlegene Kriegskunst zum Rückzüge nötigte. Da nun auch die
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Spanien Lille Frankreich Hollands Deutschland England Frankreichs Holland Holland Seeland Amsterdam Westfalen
— 24 —
holländischen Hilfsgelder seit Monaten ausgeblieben waren, befand sich Friedrich Wilhelm in einer unhaltbaren Lage und sah sich gezwungen mit Frankreich zu unterhandeln. Im Vertrage zu Vossem (bei Lüttich) verpflichtete er sich, nicht mehr gegen Frankreich zu fechten, es sei denn, daß das Reich den Krieg erkläre; die von den Franzosen besetzten clevischen Städte erhielt er bis auf Wesel und Rees zurück (1673).
3. Ein neuer Bundesgenosse erwuchs den Holländern in Spanien, das seine niederländischen Besitzungen gefährdet sah. Auch der Kaiser ließ sich nun durch verwandtschaftliche Rücksichten bestimmen, diesem Bunde beizutreten und Lobkowitz zu entlassen. Da die Franzosen ihre Winterquartiere im Reichsgebiete bezogen und arge Gewaltthaten verübt hatten, schloß sich auch das Reich dem Bündnisse an, und Friedrich Wilhelm hielt sich für berechtigt, abermals gegen Frankreich das Schwert zu ziehen. Im Oktober 1674 überschritt er mit einem zahlreichen Heere den Rhein und vereinigte sich im Elsaß mit den Kaiserlichen, doch zwang Turenne die Verbündeten sich nach Deutschland
zurückzuziehen. Der Kurfürst führte seine Truppen nach Franken ins
Winterquartier. Hier erhielt er die Nachricht, daß Karl Xi. von Schweden, durch Ludwig angestiftet, feine Truppen von Pommern aus in die Mark hatte einfallen lassen.
(Friedrich Wilhelms Krieg gegen Schweden.) l. Währenb des Winters hielten sich die Schweden — etwa 14000 Mann —
ziemlich ruhig; als aber im Mai Verstärkung eintraf, besetzten sie
unter allerlei Gewaltthaten das Havellanb, besonbers die Havelüber-gänge Rathenow, Havelberg und Brandenburg, und beunruhigten die Umgegend von Berlin. Der Statthalter der Mark, Fürst Georg von Dessau, verfügte über zu geringe Truppen, um sich zur Wehr zu setzen; auch die patriotische Bewegung unter der Landbevölkerung konnte den Feind nur reizen, die Gefahr nicht beseitigen. Im Mai 1675 brach der Kurfürst ans den Winterquartieren auf, überstieg die Höhe des Thüringer Waldes und erreichte in Eilmärschen das bereits stark bedrohte Magdeburg. Von hier aus überrumpelte Derfling das am schwächsten besetzte Rathenow. Mehrere Offiziere gerieten dabei in brandenburgifche Gefangenschaft, und groß war die Beute an Fahnen und Pferben. Die Schweden traten nun fofort den Rückzug an und gingen über Rauen nach Fehrbellin, das den Übergang nach Pommern beherrscht. Es kam barauf an, sie nicht über biefeu Paß entkommen zu lassen. Vom Sanbgrafen Friedrich von Heffen-Hombnrg, einem erfahrenen und bejahrten Führer, heftig verfolgt, stellten sie sich beim
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Wesel Spanien Frankreich Rhein Deutschland Schweden Schweden Schweden Rathenow Havelberg Brandenburg Berlin Eilmärschen Magdeburg Rathenow Fehrbellin Pommern
— 11 —
fanatische Katholiken gegen das Leben des Königs: sie gedachten den Westminsterpalast in der Stunde der Parlameutseröffnuug in die Luft zu sprengen, doch wurde diese „Pulververschwörung" verraten, der mit der Ausführung betraute Guy Fawkes ergriffen und hingerichtet (5. Nov. 1605, Remember, remember the fiftli of November!) Die Folge waren Beschlüsse des schon damals mit puritanischen Elementen stark durchsetzten Parlaments, welche die Katholiken hart bedrückten: der von ihnen zu leistende Eid (oatli of allegiance) verwarf die Suprematie des Papstes in staatlichen Angelegenheiten und gelobte, auch dem vou der Kirche gebannten Monarchen die Treue zu halten: sie wurden von Ämtern ausgeschlossen und mit hohen Stenern belegt.
2. Jakobs Sohn Karl I. (1625—1649) verdarb es von vornherein mit seinen Unterthanen durch feine Vermählnng mit der französischen Prinzessin Henriette Marie, der Schwester Ludwigs Xiii., die als Katholikin und Französin allgemein verhaßt war. Abneigung gegen den König verriet die Haltuug des Parlaments, das die Steuern zu bewilligen hatte; immer kühner widersetzte sich diese Körperschaft den Maßregeln der Regierung. Die Auflösung des Parlaments, ein dem König zustehendes Recht, fruchtete nichts, da das Volk dadurch nur immer heftiger gegen den Monarchen gereizt wurde. Karls Geldverlegenheit ließ ihn ungesetzliche Auflagen ausschreiben und durch Gefangennahme widerspenstiger Unterthanen oder durch Einquartierung erpressen. Das dritte von K. berufene Unterhaus faßte den offenbar gegen den König gerichteten Beschluß, daß wer den Katholizismus begünstigt oder ohne Zustimmung des Parlaments Steuern erhebt oder zahlt, als Feind des Staates zu betrachten sei. Die Auflösung des Hauses war die Antwort; einige hervorragende Mitglieder wurden ins Gefängnis geführt. Der Minister Karls, Graf Strafford, suchte die unumschränkte Macht des Königs herzustellen; man fuhr fort willkürlich Stenern zu erheben und legte dem murrenden Volke noch ein Schiffsgeld auf, das zum Bau einer Flotte verwendet werden sollte. Gleichzeitig verfolgte der Erzbischof Land die Puritaner; er entwarf für die Hochkirche eine neue Ordnung des Gottesdienstes, die alte, an das römische Wesen erinnernde Ceremonien enthielt. Als man versuchte diese Neuerung auch in Schottland einzuführen, kam es zu offenem Aufstande. Die verschiedenen Stande der schottischen Bevölkerung vereinigten sich in dem Eovenant zum Schutz der Rechte und Freiheiten des Landes; ein Heer wurde ausgehoben und zum Kampf gegen Karl eingeübt, die königlichen Besatzungen wurden aus
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und Preußen wurden nun von Gliedern einer und derselben Familie beherrscht, aber Albrechts Sohn und Nachfolger war ein schwermütiger, schwachsinniger Herr, dessen Gemütsart ihn schließlich zum Wahnsinn führte. Darum bemühten sich die braudenburgischeu Vettern um die Mitbelehnung und um die Vormundschaft über diesen Fürsten, und als er 1618 starb, nahm Kurfürst Johann Sigismund das Herzogtum Preußen unter polnischer Lehnshoheit für das Kurhaus Brandenburg in Besitz. Seitdem sind Ostpreußen und Brandenburg vereinigt geblieben.
(Erwerb Cleves.) Johann Sigismund hatte durch seine Gemahlin Ansprüche auf rheinische und westfälische Gebiete. Sie wurden ihm aber von dem Pfalzgrafen von Neuburg streitig gemacht. Um die Gunst des Kaisers zu geraumen, wurde der Pfalzgraf katholisch und vertrieb nun mit Hilfe dadurch gewonnener Bundesgenossen die brandenburgischen Truppen aus Düsseldorf. Im Jahre 1614 einigten sich beide Parteien, durch eine Teilung den Streit zu schlichten. Der Kurfürst gewann die Länder Cleve (um Rhein und Lippe, mit Wesel), Mark (zwischen Lippe und Ruhr) und Ravensberg (in Westfalen, links von der Weser, mit Herford). — Auch Johann Sigismund änderte sein religiöses Bekenntnis; er gab das Luthertum seiner Väter auf und trat zu der reformierten Kirche über, nicht ohne dadurch schwere Unruhen in Brandenburg und in Preußen zu erregen. Aber man beruhigte sich, als man sah, daß der Kurfürst auf feine Unterthanen keinen Glaubenszwang ausübte. Er schrieb vielmehr: „Auch wollen seine Kursürstl. Gnaden zu diesem Bekenntnis keinen Unterthan öffentlich oder heimlich zwingen, sondern den Knrs und Laus der Wahrheit Gott allein befehlen, weil es nicht an Rennen und Laufen, sondern an Gottes Erbarmen gelegen ist."
14. Die Keformotion in Krmidentmrg. Joachim I. Joachim Ii.
(Zustand der Mark.) In fester Hand hielten die Zollern die Zügel der Herrschaft im märkischen Lande, doch oft wurde es ihnen schwer für das Gedeihen des Volkes zu sorgen. Die adligen Herren, die überall auf ihren festen Schlössern saßen und zahlreiche reisige Knechte im Solde hielten, widerstrebten dem Ansehen der Kurfürsten und scheuten nicht offene Gewalt um ihren Vorteil zu erreichen. Sie beraubten die Landleute die den Acker bauten oder das Vieh hüteten, plünderten die Städte, und nahmen den aus der Landstraße einherziehenden Kaufleuten ihre Waren und oft auch ihre Freiheit. Damals war es, too die geängstigten Märker beteten:
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Extrahierte Personennamen: Albrechts Kurfürst_Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund Johann Johann_Sigismund Johann Joachim_Ii
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mich nicht zum Ketzer machen!" und sprach die Acht über ihn aus. Freilich schonte er die protestantischen Fürsten, solange er ihrer Hilfe in auswärtigen Kriegen bedurfte. Doch wußten sie, daß er ihnen nicht wohl wollte; darum verbanden sie sich auf Veranlassung des Kurfürsten von Sachsen, Johanns des Beständigen, und des Landgrafen Philipp von Hessen zum Torgauer Bündnis (1526) und vier Jahre später zum Schmalkaldischeu Bunde, dem auch mehrere große Städte wie Bremen, Lübeck, Hamburg, Magdeburg, später auch süddeutsche wie Ulm und Augsburg beitraten. Joachim Ii. von Brandenburg schloß sich dem Bunde nicht an, obgleich er die Reformation in sein Land eingeführt hatte: er wollte es mit dem Kaiser nicht verderben.
6. Als die verbündeten Fürsten nun die Verbreitung des Luthertums emsig beförderten, entschloß sich Karl sie zu demütigen. Er konnte dies um so leichter, als sich ein protestantischer Fürst, Moritz von Sachsen, der Schwiegersohn Philipps von Hessen, auf feine Seite stellte. Moritz hoffte, durch diesen Verrat an der protestantischen Sache die Kurwürde in Sachsen zu erlangen und seinen Vetter, den Kurfürsten Johann Friedrich, der inzwischen an die Spitze des Bundes getreten war, zu kränken und zu schädigen. Johann Friedrich und Landgraf Philipp wurden nun in die Reichsacht erklärt und spanische und italienische Söldner des Kaisers nach Süddeutschland geschickt, um die dem schmalkaldischen Bunde angehörenden Städte zu besetzen. Die geächteten Häupter des Bundes vereinigten sich mit den Truppen dieser Städte; es kam zu kleinen Gefechten, aber zu feiner Entscheidung, da die Süddeutschen es nicht wagten, dem Kaiser ernstlich Widerstand zu leisten.
7. Während Johann Friedrich in Süddeutschland verweilte, bemächtigte sich Moritz seines Landes. Da hatte der Kurfürst Wichtigeres zu thun, als müßig an der Donau den Kaiserlichen gegenüber im Lager zu sitzen. Er eilte nach Sachsen zurück und nahm es seinem Gegner wieder ab. Nun aber unterwarfen sich die süddeutschen Städte dem Kaiser: Ulm, Augsburg, Frankfurt und Straßburg beeilten sich mit ihm Frieden zu schließen. Karl folgte dem Kurfürsten und drang bis an die Elbe vor, wo er ihn auf der Lochauer Heide, unweit Mühlberg, in der Schlacht überwand und gefangen nahm (1547). Nun mußte sich auch Landgraf Philipp unterwerfen. Er begab sich nach Halle zum Kaiser, leistete Abbitte, wurde aber trotzdem listig gefangen genommen und lange Zeit in hartem Gewahrsam gehalten. Auf einem Reichstage zu Augsburg erteilte Karl dem Moritz von
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Extrahierte Personennamen: Johanns Johanns Philipp_von_Hessen Philipp Joachim_Ii Karl Karl Moritz_von_Sachsen Schwiegersohn_Philipps Philipps Johann_Friedrich Johann Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Johann_Friedrich_in_Süddeutschland Johann Friedrich Moritz Karl Karl Philipp Philipp Karl