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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
19
fessio Augustana am 25. Juni verlesen (Luther, noch geächtet,
inzwischen in Coburg), die Confutatio (3. August) durch Mayr
von Eck u. a. Das versuchte Versöhnungswerk scheitert, der
Reichstagsabschied verlangte bis zum Mai 1531 die Unterwerfung
der Protestanten unter die alte Kirche unter Androhung ihrer
Ausrottung; Melanchthons Apologie vom Kaiser nicht angenommen,
aber durch den Druck veröffentlicht. Confessio Tetrapolitnna der
Städte Straßburg, Memmingen, Constanz, Lindau, die aber 1532
dem Bunde der Protestanten beitraten.
Der Abschluß des Schmalkaldner Bundes (auf 6 Jahre,
dann verlängert) folgt auf dem Fuß im Dezember 1530; förmlich
abgeschlossen Anfang 1531. Später werden zu Bundeshauptleuten 1531
ernannt der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen.
Luthers „Schmalkaldener Artikel" 1537. — 1533 ein katholischer
Gegenbund norddeutscher Fürsten zu Halle, ans die süddeutschen
wie auf Kaiser und König ausgedehnt zu Nürnberg 1533.
Der wieder heftiger entbrennende Türkenkrieg veranlaßt den
milden Nürnberger Religio ns frieden, wesentlich eine 1532
Wiederholung des erste n Speirer Reichstagsabschiedes (Einstellung
aller Prozesse gegen die protestantischen Stände bis znm Con-
cilium). Würtemberg, anfangs Oesterreichifchen Rätheu, feit
1522 denn Erzherzog Ferdinand zur Verwaltung übergeben, erhält
1534 Herzog Ulrich, durch Landgraf Philipp von Hessen mit
französischer Unterstützung zürückgeführt, wieder. Vertrag zu
Cadan in Böhmen mit Ferdinand. Durchführung der Refor-
mation in Würtemberg und Beitritt Zmn Schmalkaldischen Bund.
Die auswärtigen Kriege, gegen Osmanen und Franzosen, halten
den Ausbruch des Religionskrieges auf.
Gleichzeitig der Aufruhr der Wiedertäufer tit Müu-
ste r 1534—1535. Schon 1532 hatte sich, besonders durch den
Prediger Bernt (Bernhard) Rvthmann, in Münster eine evan-
gelische Gemeinde (anfangs lutherischer, dann zwinglischer Richtung)
gebildet, die sich durch Philipps von Hessen Vermittlung 1533
auch gegem Bischof und Domkapitel behauptete. Bewegungen der
Gilden gegen den Rath gingen mit der kirchlichen Gährnng Hand
in Hand. Hier fanden wiedertüuferische Lehren, die, von den
Zwickauer Schwarmgeistern und Thomas Münzer ausgehend, in
Oberdeutschland und der Schweiz trotz aller Verfolgungen sich
festgesetzt hatten, von den Niederlanden her durch Flüchtlinge und
Sendboten (Jan Bockelson von Leiden, Jan Mathys ans Hartem)
1533 Eingang. Politisch-kirchliche Umgestaltung der Stadt; Bernt
2*
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Extrahierte Personennamen: August Mayr Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Ferdinand Bernt Bernhard)_Rvthmann Philipps Thomas_Münzer Jan_Bockelson Jan_Mathys
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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61
den Erzbischöfen und Bischöfen, endlich gegenüber den fast
unabhängigen Reichsstädten und den Handelsansiedlungen
der Genuesen, Venetianer und Pisaner an den Küsten. Die
Reichsgesetzgebung in den assises du royaume de Jerusalem.
Der Seneschall, Connetable und Marschall die ersten Reichs-
beamten.
Nicht minder unabhängig wie die hohe weltliche und
geistliche Aristokratie einer-, die Städte andererseits hielten
sich der Krone gegenüber die geistlichen Ritterorden,
eine eigeuthümliche Schöpfung der Kreuzzüge, aus einer
Verbindung von Ritterthum und Mönchswesen entsprungen,
ein Hauptwerkzeug zur Fortsetzung des Kampfes gegen den
Halbmond.
Der Ritterstand (milites. equites), von größerem
Eigen- oder Lehenbesitz und dem hierdurch ermöglichten
Reiterdienste ausgehend, durch die Kriegsspiele der Turniere
und eigeuthümliche Standessitte weiter ausgebildet erhält
seine volle Entwicklung durch die Kreuzzüge, in denen der
ritterliche Adel aller christlichen Länder in wechselseitigen
Verkehr mit einander tritt und sich als Corporation fühlen
lernt. — Stufen des Ritterlebens: Nach der häuslichen
und mütterlichen Erziehung des jungen Adlichen bis zum
siebenten Jahre und nach der Zeit, die sie als Edelknaben
(„junkherrelin") am Hofe des Lehnsherrn oder anderer
Ritter verlebten: 1. Der Stand der Edelknechte, Knappen
(armiger), in den die Ritterbürtigen durch die Wehrhaft-
machung zwischen dem 14. und 18. Lebensjahre eiutraten;
2. der Stand der geschlagenen Ritter, in welchen nach ab-
gelegtem Gelübde durch den Ritterschlag und die Umgürtung
mit dem Schwerte in der Regel int 21. Jahre die Aufnahme
stattfand. — Bestandtheile der gewöhnlichen Ritterburg:
der (Männer)-Saal, die Kemenate (oder Phiesel-Ga-
dem) der Frauen, der Turn (das „Berchfrit), meist nur
Verließe, Treppen und Wachtstuben enthaltend. — Seit der
Zeit der Kreuzzüge auch Wappen und Geschlechts-
namen, sowie die weitere Ausbildung der Turniere;
der Adel Hauptträger der Dichtuttg in der Volkssprache.
Geistliche Ritterorden: 1. Der Johanniter-
Orden oder der Orden des Hospitales von St. Johann,
ausgegangen von dem Marien-Hospital, einer Schöpfung
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^ t.mzzfctpu.,
«3 ij-f T. -j' 'Vwwu^
^ . i^pr-yi .Vvw.
Ii. Die Einigung im deutschen Reiche.
Unter König Wenceslaus (1578—1400, ff 1419), Karls
schwachem und trägem Sohne nimmt die Auflösung des Reiches
überhand; je ohnmächtiger und gleichgültiger das Haupt, desto
fesselloser entwickeln und bekämpfen sich des Reiches Glieder, die
einzelnen Stände. Unter Wenzel erreichen die theilweise schon
früher vorhandenen s. g. Einungen, d. i. Verbindungen der
verschiedenen Stände zu Schutz und Trutz ihre vollste Blüthe.
A. Deutsches Städteleben, Städtebündnisse.
Ans dem Boden des alten Frankenreichs und in allen aus
diesem hervorgehenden Staaten erblüht das sreistädtische Wesen,
eine der fruchtbarsten und zuknnftreichsten Schöpfungen des Mit-
telalters, am frühesten entwickelt in Italien, am spätesten in
Deutschland, besonders auch durch die Einwirkungen und Folgen
der Kreuzzüge. Für den europäischen Norden werden die deut-
schen Verhältnisse Vorbild. Die gemeinsame Wurzel bilden die
Immunitütsverhältnisse der Bischvfsstädte und Königspfalzen.
Streben der Städte, die Vogteirechte der Siadtherren (durch
Burggrafen, Schultheißen oder Vögte ansgeübt) an sich zu bringen.
Elemente der städtischen Bevölkerung (s. ob. S. 44):
Ministerialen und (doch nicht in allen Städteil) vollfreie oder
schöffenbarfreie Familien (in Königsstädten Königsleute genannt),
in deren Händen größerer Grundbesitz und der Großhandel lag,
— zusammen die Geschlechter (Patriciat) mit dem ausschließ-
lichen Zutritt zum Schöffenamte bildend; unfreie Gewerbsleute
und Ackerbürger, zu Zünften (Gilden, Innungen) zusammen-
tretend und im 12. und 13. Jahrhundert gleichfalls die bürger-
liche Freiheit erringend. Neben das Schöffeneollegium tritt ein
Stadtrath (Rathmänner, eonsnles), an die Spitze des Rathes ein
oder mehrere Biirgermeister (proconsul, magister civium); —
Ausbildung eines ans Autonomie und Freiheit ruhenden Stadt-
rathes in der zweiten Hälfte des 12. und 13. Jahrhunderts. Doch
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TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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251
Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen.
Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen!
Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) —
Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a!
Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem
nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im
Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren
und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit
dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist
der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein
82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000
Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und
wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien
(Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben,
wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe
hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him-
malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten
besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern
trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen
immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es
wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus-
kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee,
Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel-
cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
— Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr
reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel
Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen-
welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als
in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen
viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei-
*) Mina. ein berühmter, spanischer General.
(W.'Smets.)
24. A s i e u.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Saragossa Europa Afrika Suez Nordasien Nordsibirien Indien Asien Indien Asien Europa Asien
306
Der Reichstag zu Augsburg.
stellen der Predigten gefordert, und sie willigten unter der Be-
dingung darein, daß auch die.katholischen das Predigen unterließen.
Dieß geschah, und so wurden denn während des Reichstags in
Augsburg keine Predigten gehalten, sondern nur die gewöhnlichen
Sonntagsevangelien und Episteln von den Kanzeln verlesen.
Der Reichstag begann am 20. Juni. In den vier ersten
Tagen tarti die Sache des Glaubens nicht zur Sprache, aber
am Nachnlittag des 25. Juni, welcher auf einen Sonnabend
siel, wollte der Kaiser das Glaubensbekenntniß der protestanti-
schen Fürsten anhören. Diese feierliche Handlung ging in der
Kapellstnbe des Bischof-hofes, wo der Kaiser seinen Gottesdienst
hielt, vor sich. Diese Kapelle faßte fast 200 Personen, und alle
Stände, welche den Reichstag besucht hatte- waren zugegen. Als
zuerst eine Rede gehalten worden war, äußerten die evangelischen
Fürsten, daß sie nun ihr Bekenntniß vorlesen lassen wurden, und
baten zugleich, daß man sie ungestört anhören möchte. Sie selbst
standen auf, indem sie die Cvnfession stehend vorlesen hören woll-
ten, aber auf Befehl des Kaisers setzten sie sich wieder, und nun
traten die beiden sächsischen Kanzler, Dr. B r ii ck (Pontanns) und
Dr. Beyer, jener mit einem lateinischen, dieser mit einem deut
schen Exemplar der Confession in die Mitte der Kapelle. Auf den
Wunsch des Kaisers, daö Bekenntniß möchte in lateinischer Sprache
vorgelesen werden, äußerte Johann der Beständige, daß es
schicklicher sei, die Confession in deutscher Sprache zu hören, weil
man sich auf deutschem Boden befände, und dieser Wunsch des
Kurfürsten wurde auch erfüllt. Hierauf begann Dr. Beyer zu lesen
und sprach so laut und vernehmlich, daß selbst in dem Hofe, der
ganz mit Menschen angefüllt war, jedes Wort verstanden werden
konnte. Sodann sprachen die evangelischen Stände ihren Dank
gegen den Kaiser aus, weil er die Vorlesung der Cvnfession ange-.
hört habe, und ließen beide Exemplare des Bekenntnisses durch
Dr. Brück dem kaiserlichen Sekretär, Alexander Schweiß, übergeben,
damit er sie dem Kurfürsten von Mainz, als Reichskanzler, ein-
händigen sollte. Allein der Kaiser nahm beide Exemplare selbst
in die Hände, behielt das lateinische für sich, das deutsche übergab
er dein Reichskanzler.
So hatten denn die Evangelischen ihre erste, öffentliche Be-
kenntnißschrift vorlesen lassen, und das Vorlesen derselben stimmte
selbst einige katholische Fürsten günstiger für die Protestanten. Ja,
der Herzog Wilhelm von Barern sagte sogar zuni Dr. Eck:
„Man hat mir viel anders von des Luthers Lehre gesagt, als
ich in dem Bekenntniß gehöret habe. Doch habt ihr mich ja ver-
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Extrahierte Personennamen: Johann Alexander_Schweiß Alexander Wilhelm_von_Barern Wilhelm
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Johann Georg 1.
knieete der fromme Gustav Adolf vor seinem Heere nieder,
und mit ihm zugleich sanken alle schwedischen Krieger auf
ihre Kniee und sangen die Lieder: „Ein’ feste Burg ist unser
Gottl“ und „Es woll’ uns Gott gnädig sein!“ Mit dem Feld-
geschrei: „Gott mit uns!“ brachen sie hieraus, zu hohem,
heiligen Muth durch ihren König entflammt, gegen die Feinde
los. Schon hatte der König den gegenüberstehenden Feind
in Unordnung gebracht, als ihm durch einen Schuss plötzlich
der linke Arm zerschmettert ward. Bald darauf erhielt er
einen zweiten Schuss in den Bücken, der ihn durchdrang und
seinem frommen Leben ein Ende machte. Als die Schweden
den Tod ihres Königs erfuhren, drangen sie wüthender noch
als vorher auf die Feinde ein und errangen auch diessmal
«len Sieg.
Jnach Gustav Adolphs Tode setzten seine Feldherren, na-
mentlich Bernhard von Weimar und späterhin Tersten-
son, den Krieg in Verbindung mit Frankreich so glücklich
fort, dass cs endlich nur Schweden und Franzosen waren,
welche die Bedingungen des Friedens vorschrieben. Im Jahre
1648 (den 6. August) erst ertönte der Friedensruf, welcher,
heiss ersehnt von Tausenden, die Völker bessere Zeiten hollen
liess und den Evangelischen aufs Neue gleiche Beeilte mit
den Katholiken verlieh.
Johann Georg I.
Dieser Kurfürst war im Jahre 1585 geboren. Schon im Jahre 16t!
kam er, da sein Bruder Christian Ii. keine Leibeoerben hinterließ, zur Ne-
gierung, welche er 45 Jahre hindurch Gott zur Ehre und dem Lande zum
Segen geführt hat. Die Regierungsjahre dieses Fürsten waren aber rechte
Jahre der Prüfung wie für ihn selbst, so für sein Land. Denn in seine
Negierungsjahre siel ja der namentlich für Sachsen so verhängnißvvlle
dreißigjährige Krieg, und es gehörte gewiß ein mannhafter Regent dazu,
um in jener Zeit ven gänzlichen Ruin des Landes zu verhüten und den
armen Unterthanen bald wieder aufzuhelfen, und ein solcher war Johann
Georg I. fürwahr! Mau bat in späterer Zeit das Verfahren dieses Für-
sten in jenen Jahren des Kriegs vielfach getadelt und gemeint, er hätte
Manches ganz anders machen können^ aber erstlich ist das sehr bald gesagt,
aber in einer solchen Zeit war guter Rath oft theuer. Sodann dürfen
wir nicht vergessen, daß sich Johann Georg stets zwei verschiedene Pflichte»
vor Augen stellte, die eine als evangelischer Fürst gegen die lutherische
Kirche, die andere als Kurfürst gegen den Kaiser, und diese doppelte Pflicht
brachte ihn gar manchmal in Sorgen und Verlegenheiten. Johann Georg 1.
hat Gottes Wort und die evangelische Lehre in Wort und That vertheidigt,
hat sich für bedrängte Glaubensgenossen öfters nachdrücklich verwendet, hat
evangelischen Christen, die um ihres Glaubens willen aus andern Ländern
vertrieben worden waren, in seinen Landen Aufnahme und Unterstützung
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_1. Johann Gustav_Adolf Gustav Adolf Muth Gustav_Adolphs Gustav Bernhard_von_Weimar August Johann Christian_Ii Johann Johann_Georg Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Schweden Sachsen Gottes