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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 70

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
70 Versammlung in der Nacht vom 15.—16. Juni das Zeug- haus. Schon in der Abenddämmerung des 15. Juni hatte ein Zusammenstoß mit Blutvergießen begonnen, in- dem eine Kompagnie der Bürgerwehr im Kastanienwäldchen, nahe dem Zeughause, auf einen Arbcitertrupp Feuer gab. Das wurde das Signal zu den grauenvollen Auftritten dieser Nacht. Die Wuth des Volks entflammte sich bei dem Anblick des vergossenen Bluts auf das Aeußerste, die Massen wuchsen auf den Straßen und Platzen, und ein tobender Racheschrei durchbebte die Menge. Die im Dun- keln schleichenden Gestalten der demokratischen Wühler er- schienen plötzlich und feuerten das Volk zu einer entschei- denden That an. Man tauchte Tücher in das frische Blut der Getödteten, befestigte sie an Stangen und trug sie als Fahnen durch die Straßen, um die ganze Stadt zum Auf- stand aufzufordern. Ein solcher Trupp mit rothen Blut- fahnen zog über die Königsbrücke und rief die Republik aus. Allein dieser Ruf fand keinen Anklang und verhallte unter den Schrecknissen dieser Nacht. Vor den andrängen- dcn Massen zog sich die am Zeughause aufgestellte Bürger- wehr in voller Auflösung zurück und ließ dasselbe ohne Schutz. Gegen Io Uhr besetzten zwar der bewaffnete Handwerker- verein und das Studentencorps die Pforten des Zeughau- ses, aber der Andrang war schon so stark, daß die Thüren zu krachen anfingen. Mit wahnsinnigem Geschrei verlangte man den Abzug des Militärs. Gegen 11 Uhr kamen noch Schaaren mit Pechfackeln an, die sie aus den benachbarten Feuerwachen geholt. Endlich wichen die Thüren des Zeug- hauses vor den gewaltigen, mit Balken geführten Stößen, und in einem furchtbaren Knäuel wälzten sich die Massen in die innernräume desselben, dort eine allgemeine Waffenplünderung beginnend, wobei auch die überaus kostbare Sammlung al- ter historischer Waffen genommen und unter das Volk ver- theilt wurde. Die alten Kriegsfahnen und Trophäen Preu- ßens, die mit dem edelsten Blute seiner Kinder erbeutet wor- den waren, wurden von diesen wilden Rotten von den Wänden herabgerissen und mit Füßen getreten. Alle im Zeughause befindlichen Gewehre, Säbel, Büchsen, Pistolen wurden ge- raubt und fortgeschleppt, ingleichen große Mengen von Spitzkugeln, die hier in Kisten aufbewahrt lagen, und jene vortrefflichen Zündnadelgewehre, deren Gebrauch noch ein Geheimniß war. Bis gegen Mitternacht war die Plün- derung des Zeughauses fortgesetzt worden, als es plötzlich

2. Geschichte der neuesten Revolution - S. 72

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
— 72 spielhauses, wo die Versammlung eben Sitzung hielt, um- lagerten und dieselben zu vernageln drohten, wenn nicht eine für Wien günstige Abstimmung erfolgte. Ja, unter diesen verwilderten Volkshaufen sah man unheimliche De- mokratengestalten, welche Beile und Stricke vorwiesen, um die Abgeordneten der rechten Seite daran auszuknüpfen. Es war hohe Zeit, diesem Zustande Berlins und dem Ge- baren der Versammlung, wo man aus dem königlichen Titel sogar das „von Gottes Gnaden" gestrichen, adlige Titel, Prädikate und Orden abgeschafft und das gefürchtete Militär zu den Grundsätzen der Revolution verkehrt wissen wollte, ein Ende zu machen, wenn diese Versammlung nicht zu einem Convent ausarten und eine Regierung des Schreckens, wie einst jener berüchtigte französische Convent, einführen sollte. Der König entschloß sich auch endlich zu solcher rettenden That, zur Freude aller wohlgesinnten und Ordnung liebenden Bürger seiner Hauptstadt, die des wü- sten revolutionären Treibens herzlich müde waren. Schon am 17. September ernannte er einen Mann von kernhafter Persönlichkeit, den General Wrangel, zum Kommandeur sämmtlicher Truppen in den Marken. Dieser erließ sofort in seiner neuen Eigenschaft einen Armeebefehl, worin er sich mit seinen siegreichen Truppen als eine Stütze der gu- ten Bürger hinstellte. Am 21. September hielt er eine Truppenmusterung in Berlin selbst ab und sprach bei dieser Gelegenheit zu dem Volke, das sich neugierig um ihn drängte. Was er sagte, war sehr bedeutungsvoll, denn er rühmte den Berlinern zuerst die Stärke seiner Militärmacht. „Die Truppen sind gut — hieß es — die Schwerter haar- scharf geschliffen, die Kugeln im Lauf!" Dann beklagte er die Berliner wegen ihrer unglücklichen Verhältnisse, we- gen des heruntergekommenen Zustandes ihrer einst so blü- henden Stadt, in der jetzt „ Gras in den Straßen wachse!" Bald sollte dieser Maßregel eine andere entscheidungsvolle folgen, die Ernennung eines neuen Ministeriums Bran- denburg. Darin erkannte die radikale Partei der Nationalver- sammlung das Signal einer Contrercvolution und ahnte den Niedergang ihrer Herrschaft und der revolutionären Bewegung. Eine Deputation der Versammlung, an ihrer Spitze der Präsident von Unruh, begab sich am Nach- mittag des 2. November zum König nach Sanssouci bei Potsdam, um eine Adresse zu überreichen, in welcher auf

3. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 57

1892 - Gera : Hofmann
57 waren oder von Sklavenhndlern gekauft wurden. Zuletzt gab es in Rom nur noch einen Vermgensadel und arme Proletarier, die ihre Stimmen bei Wahlen verkauften und immer recht viele Feste herbeisehnten. Selbst die Strenge der Censoren, als Wchter der Sitten, konnte dem Verderben keinen Einhalt thun. Der strenge Cato seufzte: Einer Stadt, wo ein Fisch mehr kostet als ein Ochse, ist nicht mehr zu helfen." 3. Die gracchischen Unruhen. Tiberins und Gajus Gracchus, die edlen Shne der vortrefflichen Cornelia, wollten aus Mitleid mit dem Volk durch Erneuerung eines alten Ackergesetzes und andere volksfreundliche Einrichtungen einen tchtigen Mittelstand schaffen und die Herrschaft der Aristokraten und Reichen strzen. Nach diesem Ackergesetze sollte kein Reicher der 500 Morgen Staatslndereien besitzen. Die brigen Staatslndereien sollten jetzt zu je 30 Morgen an die rmeren verlost werden, damit ein freier Bauernstand sich bildete. In den darauf folgenden Unruhen wurden beide Brder gettet. Die Aristokraten bauten aus Dankbarkeit der Eintracht" einen Tempel. Die Staatslndereien wurden durch Volksbeschlu zius-freies Privateigentum der Inhaber. Fragen: Was bedeutet Catos Ausspruch? Was bedeutet das Wort der Cornelia an ihre Shne: Noch immer nennt man mich die Tochter Scipios; wann wird man mich die Mutter der Gracchen nennen?" Warum scheiterte der gracchische Plan? 24. Marius und -Sulla. 1. Marius als Sieger der Cimbern und Teutonen. Die Eimbern und Teutonen waren zwei germanische Völker aus Jtland von riesigem Krper und unwiderstehlicher Kraft. In Tierfelle ge-kleidet, fhrten sie ihr Hab und Gut auf Karren mit sich, die sie mit Tierhuten berspannt hatten. Ihre Waffen waren Schilde, Schwerter und Streitkolben; als Schutzwall diente ihnen eine Wagenburg aus ihren zusammengefahrenen Karren. Sie erschienen an den steirischen Alpenpssen und vernichteten ein rmisches Heer. Dann durchzogen sie die Schweiz und fielen verheerend in Gallien ein. Sie schlugen noch vier rmische Heere und machten den Cimbernschrecken" sprich-wrtlich in Rom. Da wurde der tapfere und kriegserfahrene Marius der Retter Italiens. Nachdem er, durch Verschanzungen geschtzt, in kleinen Gefechten seine Soldaten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Deutschen gewhnt hatte, schlug er in der zweitgigen mrderischen Schlacht bei Aqua Sexti im Rhone-Delta die Teutonen und nahm ihren Fhrer Tentobod gefangen. 102 Inzwischen waren die Cimbern der den Brennerpa nach Italien v. Chr. gezogen und hatten sich's in dem herrlichen Lande wohl sein lassen. Da erschien Marius und vernichtete sie 101 bei Vercell in der 101 Po-Ebene nach verzweifelter Gegenwehr, an der sogar die Weiber teil- v. Chr. nahmen. Marius war sechsmal zum Konsul gewhlt worden und wurde der dritte Grnder Roms genannt.

4. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 137

1892 - Gera : Hofmann
137 Der treffliche Schtz Wilhelm Tell aber erscho in der hohlen Gasse bei Knacht den grausamen Geler. Dieser hatte Tell gentigt, einen Apfel von seines Sohnes Haupt zu schieen. Nach dem glcklichen Schusse war Tell von dem Landvogt, der seine Rache frchtete, ge-fesselt fortgefhrt worden, aber während der strmischen Fahrt der den See entkommen. Der Landenberg wurde am Neujahrsmorgen durch List in seiner Burg Saruen berrascht, aus dem Lande gewiesen und seine Zwingburg gebrochen. f1) Der Vogt (vom lateinischen vocatus, advocatus) = der Anwalt, Rechtsbeistand, Schutzherr. 3. Seine Ungerechtigkeit fhrt zu seiner Ermordung. Albrecht hatte seinem Neffen Johann von Schwaben sein Erbe vorenthalten. Mit vier Dienstmannen beschlo nun Johann die Ermordung seines 1308 Oheims. Dieser ritt seiner Gemahlin entgegen und setzte bei Windisch der die Reu, wobei sich die Verschworenen in seine Fhre drngten. Drben am User fiel einer dem Ro des Kaisers in die Zgel, und Johann stie ihm das Eisen in den Nacken mit den Worten: Hier der Lohn des Unrechts!" Ein dritter spaltete dem Kaiser das Haupt. Dieser starb in dem Sche eines armen Weibes an der Strae, den sterbenden Blick auf seine Stammburg Habsburg gerichtet. Die Mrder aber flohen. Der weniger schuldige von den Vieren, Rudolf von Wart, wurde ergriffen und aufs Rad geflochten. Drei Tage litt er Todesqualen, während seine treue Gattin unter dem Rade weinte und betete. Herzog Johann aber, den man Parricida, d. h. Verwandten-mrder, nannte, verscholl. Als Mnch soll er in Pisa gestorben sein. Witwe und Tochter des Ermordeten nahmen eine schreckliche Rache an den Verwandten der Mrder und lieen gegen 100 hinmorden. An der Sttte des Verbrechens grndeten sie das Kloster Knigsfelden. 4. Die Schweizer verteidigen ihre Freiheit gegen seine Nach-kommen. Leopold von sterreich, des Ermordeten zweiter Sohn, wollte das Schweizervolk zchtigen, weil es zu sterreichs Feinde, dem Kaiser Ludwig dem Bayer, hielt, um seine Freiheit zu schirmen. Er zog mit schwer gewappneter Reiterei gegen sie. Da er durch den Pa bei Morgarten kam, fielen ihn die bespttelten Hirten voller Todes- 1315 Verachtung und Freiheitsmut mit ihren Hellebarten2) und Morgensternen3) an. Fnfzig Verbannte wlzten Felsblcke vom Berge herab auf die sterreicher und brachten Tod und Verwirrung in die Reihen des stolzen Feindes. In schmhlicher Flucht rettete sich nur ein kleiner Teil. Ein anderer Leopold von sterreich versuchte spter, bei Sempach das Hirtenvolk zu unterwerfen. Seine schwer gewaffneten 1386 Ritter gaben ihre Rosse den Trobuben und stellten sich in einem Vierecke auf, aus dem nach allen Seiten die Spiee starrten. Ver-gebens suchten die Schweizer einzudringen; einer nach dem andern fiel durchbohrt zur Erde. Da rief nach der Sage Arnold von Winkelried: Ich will der Freiheit eine Gasse machen; liebe Eid-genossen, sorgt fr mein Weib und meine Kinder!" Dann fate er

5. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 143

1892 - Gera : Hofmann
143 Bollwerke, und obgleich ein Pfeil sie traf, trieb sie doch den Feind zurck und entsetzte das halb verhungerte Orleans. Diese That hob den gesunkenen Mut der Franzosen; Gelder und Truppen strmten zur Hilfe herbei; der Jungfrau kte man dankbar Kleider und Fe. Sie bewog nun den König, mitten durch das von Englndern besetzte Gebiet nach Reims zu ziehen und sich krnen zu lassen. Viele Städte und Schlsser auf dem Wege nahm sie mit Sturm. Einmal wurde ihr der Helm zerschmettert und sie in einen Graben gestrzt, aber ihr Heldenmut blieb unerschtterlich. Dabei lie sich ihr rein menschliches Gefhl, ihr kindliches Wesen auch im Kriegsgetmmel nicht ersticken. Beim Anblick der vielen Leichen brach sie in Thrnen aus. Ein Soldat hieb neben ihr unbarmherzig einen Englnder nieder, der um Gnade flehte. Bser Franzose!" rief Johanna erschttert aus. Sie sprang vom Pferde, richtete dem Verwundeten J den Kopf auf, pflegte und trstete ihn und erleichterte ihm feine Sterbestunde. So heldenhaft sie war, so weich und Weib-lieh empfand sie doch. Bei der Krnung stand sie mit ihrer Fahne an der Seite des Knigs. Nach der Feier umfate sie too. Jungfrau von Orleans, seine Kniee und sprach: Edler König! Gottes Wille ist erfllt, Orleans entsetzt, und ihr seid in Reims ge-krnt. Lasset mich nun wieder zu den Meinen ziehen." Der König aber bewog sie durch vieles Bitten, noch lnger beim Heere zu bleiben. 5. Sie nahm ein trauriges Ende. Das Glck war ihr fortan nicht mehr so hold. Auch verlor sie ihre frhere Sicherheit. Zwar ergaben sich die meisten Städte dem Könige, und die Englnder wagten keinen entscheidenden Schlag, aber Paris belagerte Johanna vergeblich, weil der schwache König sie ohne Untersttzung lie, und vor Compiegne siel sie, von allen verlaffen, in die Hnde der mit den Englndern verbndeten Burgunder. Diese lieferten sie den Englndern aus, welche sie einem Jnquisitionsgericht berantworteten. Da sie als Zauberin von einem Bischof verhrt werden sollte, strzte sie sich in der Angst aus ihrem hohen Gefngnis herab und verwundete sich bedenklich. Man brachte sie nach Rouen in einen Turm und lie sie von gemeinen Wchtern bel behandeln. Dazu wurde sie tglich durch peinliche Verhre geplagt und von Spionen belauscht. Die Englnder schalten sie eine Zauberin, sie aber behauptete, nur der gttlichen Eingebung gefolgt zu sein. Nach endloser Peinigung gab sie zu, da die Offen-barungen ein Irrtum gewesen seien. Darauf wurde sie zu ewigem Gefngnis verurteilt und mute geloben, nie wieder Mnnerkleider an-zuziehen. Da man ihr aber die eigenen Kleider wegnahm und dafr mnnliche hinlegte, so zog sie notgedrungen dieselben an. Dabei be-

6. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 271

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
271 neu! Gott straft mich deshalb auf's Schrecklichste! Viele, viele Thiere habe ich' erbarmungslos zu Tode gemartert; darum muß ich nun auf gleiche Weise fühlen, welch ein Bösewicht ich war! Wie kann ich noch Trost finden? Wie kann Gott mir barmherzig fein, da ich gegen seine Geschöpfe so unbarmherzig war! Sein Zorn hat mich erreicht, und wann wird sich sein Strafgericht hier und in der Ewigkeit enden?" — Beide Beine mußten ihm bis zum Kniee abge- nommen werden; er dachte dabei an die vielen grausamen Verstümmelungen, die er mit lachendem Munde vollbracht hatte; aber seine Furcht vor der Ewigkeit war so groß, daß er selbst seine Beine den Messern des Arztes hinhielt und während des Abnehmens nicht über seine großen Schmerzen, sondern nur über seine Sünden schrie. Da tröstete ihn der Geistliche, der ihn oft besuchte, durch den Trost des Evan- geliums und forderte ihn auf, rechtschaffene Früchte der Buße zu thun, auch, so er noch länger leben sollte, Andere von einem ähnlichen Sündenleben abzuhalten. Der Unglückliche wurde wieder hergestellt und lebte noch 25 Jahre. Wo er Gelegenheit fand, erzählte er aufrichtig sein Verbrechen und Gottes Strafe, und ermahnte besonders Knaben, durch sein Beispiel vor gleichen Vergehungen sich zurückschrecken zu lassen. 23. Das blinde Roß. Vor langen, langen Jahren lebte in einer großen Han- delsstadt ein reicher Kaufmann, Namens Usedom, der viele Schiffe zur See hatte. Alles in seinem Hause sah prächtig aus. Herr und Frau gingen in lauter Sammet und Seide. Im Stalle standen vier Füchse für die Kutsche und ein Schimmel zum Reiten. Dieser Schimmel war das schnellste Pferd in der Stadt und der Kaufmann nannte ihn nur seinen lieben Spring-in-dcn-Wind. Eines Tages ritt Use- dom in den Wald. Plötzlich sprangen sechs Räuber auf ihn zu, und hätte nicht der Schimmel durch seine Blitzes- schnelle den Herrn gerettet, so wäre dieser verloren gewesen; denn der eine Räuber hatte schon den Zaum des Pferdes ergriffen, und der andere hielt eine große Stange vor, über die aber der Schimmel wegsetzte. Ueber und über war der Schimmel mit^ Schaum bedeckt, als er seinen Herrn nach der Stadt zurückbrachte, und dieser nahm sich vor, ihn nie zu verstoßen, sondern ihm täglich drei große Metzen Hafer zu geben, bis er stürbe. Doch allmählig vergaß es Usedom,

7. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 48

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
48 Zeit mit der einen Seite am Feuer gelegen war, sagte er: „Man wende mich um, ich bin auf der einen Seite genug gebraten." Nachdem man ihn gewendet hatte, blickte er gen Himmel, betete für die Einwohner von Rom und gab den Geist auf. Nicht geringere Standhaftigkeit bewiesen auch Weiber. Blandina, eine Sclavin, von zartem schwächlichen Kör- per, wurde vom Morgen bis an den Abend mit allen Arten von Martern so gepeinigt, daß endlich die Peiniger selbst gestanden, sie wüßten keine neue Qual mehr anzuwenden, und sie begriffen nicht, wie sie noch leben könne, denn ihr ganzer Leib war überall geöffnet und zerrissen. Und doch blieb sie bei dem Bekenntniß: „Ich bin eine Christin, und das Böse, was man den Christen nachsagt, ist Verleum- dung." Endlich sollte sie den wilden Thieren vorgeworfen werden. Mit Freuden, wie zu einem Hochzeitmahle, ging sie dem Tode entgegen. Sie wurde in ein Netz gesteckt und einem wilden Stiere Preis gegeben, der sie mit den Hör- nern hin und her schleuderte, bis sie den Geist aufgab. Wenn auch äußerlich nicht so martervoll, doch innerlich desto furchtbarer war der Kampf, den Perpetua zu bestehen hatte. Sie war eine junge zwei und zwanzigjährige Frau, und weil sie Christum nicht verleugnen wollte, hatte man ihr den Säugling schon von der Brust gerissen. Und nun trat auch der Vater, ein Heide, zu ihr in den Kerker und sprach: „Habe Mitleid, meine Tochter, mit meinen grauen Haaren, mit dem Kinde, das dich nicht überleben kann. Laß dich erweichen und opfre den Göttern." Dann küßte er ihr die Hände, warf sich ihr zu Füßen, nannte sie nicht mehr seine Tochter, sondern seine Gebieterin über sein Schicksal, und beschwor sie, seinen Bitten Gehör zu geben. Und doch wi- derstand sie denselben um Deß willen, der gesagt hat: „Wer mich nicht mehr liebt, als Vater und Mutter und Weib und Kind, ist mein nicht werth," und empfing geduldig den To- desstoß von der Hand des Henkers, nachdem eine wilde Kuh, der sie vorgeworfen war, ihre Kräfte grausam an ihr ver- sucht hatte. Auch Kinder sollten ein Zeugniß davon geben, welche da sei die Kraft des Glaubens in denen, die dem Herrn treu sind. Cyrillus, ein zarter Knabe, war bereits von seinem Vater verstoßen worden, weil er nicht aufhören wollte, den Namen Christi anzurufen. Nun ward er vor den Rich- ter geführt, und Dieser sprach gütig: „Mein Kind, ich will

8. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 222

1915 - Gotha : Perthes
222 Zeugnisse zum deutschen Aufstieg. Vi/1880 —1913 's ist Sommermittagszeit, und leuchtende Sonnenflut strömt aus den Himmeln über dich; rings blitzen und flammen deine Mauern, und in weißer Glut erglühen deine Dächer und der Türme Spitzen, und helle Wolken Staubs, die aus den Tiefen steigen. Gleich einem glühenden Riesenkessel liegst du, — Brand dein Atem, Feuer dein weitfließendes Gewand, starr, unbewegt, gleich wie ein Felsenmeer, das nackt mit weißen Rippen aus der Wüste steigt. Erstorben scheinst du, doch du bist es nicht. Erzittert nicht die Luft vom dumpfen Toben des Meeres, das in deinen Schlünden bricht und wühlt und brandet, wie vom Sturm durchstoben, und donnernd tausend Schiffe zusammenschleudert? Wild gellt der Schrei der Schiffer Tag und Nacht durch Licht und Nebeldunst, und ewig tost die Schlacht in deinen Tiefen: trümmerübersät von bleichen Knochen starrt dein dunkler Grund. Schäum' auf, du wilde Flut, und tose an! Die du zerreißend hinfegst und mit gierigem Maule zehntausende verschlingst: ein Schrei und dann in dunkeln Wirbeln schwemmst du alles Faule und Schwache tief hinab in deinen Abgrund ... Dich rührt kein Weinen und kein heiß Gebet, der Klagenden Geschrei lautlos und stumm verweht in deiner Brandung Donnern, aber sanft und weich umschmeichelst du des Starken Fuß. Du ström' in meinen Busen deinen Geist, gieß deine rauhe Kraft in meine Glieder ... Gewaltig faßt's in meine Sesle, reißt in deiner Schlachten wirr Gedräng mich nieder, wo Schwert und Lanze auf die Brust mir fahren. Erstick die Träne und den Klagelaut, der feig von meinen Lippen sonst getaut. Den Becher trüben Weins, der nur zu lang die Zeit berauscht, werf ich in deine Flut. Grämliche Weisheit, die in unsre Brust den Giftpfeil stößt und uns als Schuldgeborne, ewig Verdammte zeichnet, unsere Lust und Schaffen mordet, und gleichwie Verlorne

9. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 49

1915 - Gotha : Perthes
K it n st 4) der Kunst die Hand und blies den Figuren derselben mehr als gemeine Seelen ein usw." Die Bemerkung, welche hier zum Grunde liegt, daß der Schmerz sich in dem Gesicht des Laokoon mit derjenigen Wut nicht zeige, welche man bei der Heftigkeit desselben vermuten sollte, ist vollkommen richtig. Auch das ist unstreitig, daß eben hierin, wo ein Halbkenner den Künstler unter der Natur ge- blieben zu sein, das wahre Pathetisches des Schmerzes nicht erreicht zu haben, urteilen dürfte; daß, sage ich, eben hierin die Weisheit desselben ganz besonders hervorleuchtet. Nur in dem Grunde, welchen Herr Winckelmann dieser Weisheit gibt, in der Allgemeinheit der Regel, die er aus diesem Grunde herleitet, wage ich es, anderer Meinung zu sein. ... Schreien ist der natürliche Ausdruck des körperlichen Schmerzes. Homers verwundete Krieger fallen nicht selten mit Geschrei zu Boden. Die geritzte Venus schreit laut2); nicht, um sie durch dieses Geschrei als die weichliche Göttin der Wollust zu schildern, vielmehr um der leidenden Natur ihr Recht zu geben. Denn selbst der eherne Mars, als er die Lanze des Diomedes fühlt, schreit so gräßlich, als schrieen zehntausend wütende Krieger zu- gleich, daß beide Heere sich entsetzten 3). Soweit auch Homer sonst seine Helden über die menschliche Natur erhebt, so treu bleiben sie ihr doch stets, wenn es auf das Gefühl der Schmerzen und Beleidigungen, wenn es auf die Äußerung dieses Gefühls durch Schreien oder durch Tränen oder durch Scheltworte ankommt. Nach ihren Taten sind es Geschöpfe höherer Art; nach ihren Empfindungen wahre Menschen. ... Und dieses nun auf Laokoon angewendet, so ist die Ur- fache klar, die ich suche. Der Meister arbeitet auf die höchste 1) = den wahren leidenschaftlichen Ausdruck. — Der Vau des Satzes ist dem lateinischen Gebrauch nachgebildet. 2) Homers Ilms, 5. Gesang, Vers 343. 3) Homers Jlias, 5. Gesang, Vers 859. (Vgl. die Übersetzung von Ioh. Heinr. Voh, Reclam 251/53.) Zeugnisse. 4
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