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1. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 119

1865 - Eisleben : Reichardt
1 — 119 — 1519—1522 Erste Weltumseglung unter dem Portu- giesen Magelhaen. Er stand in spanischen Diensten und wollte eine Durch- fahrt durch Amerika entdecken. Fährt durch die Magel- haensstraße, wird ans den Philippinen erschlagen. Eins seiner Schisse kam nach Spanien zurück. 1580 zweite Weltumsegelung durch den Engländern Franz Drake. (Kartoffeln.) 1530 Franz Pizarro erobert das goldreiche Peru. Der Inka treulos gefangen und hingerichtet, trotz des un- geheuren Lösegcldes. Der grausame Pizzaro wurde von den Anhängern des von ihm Hingerichteten Almagro (des Entdeckers von Ehile) ermordet. -

2. Geschichte der neuesten Revolution - S. 64

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
64 cher und grauenvoller war der Eindruck, welchen das fort- dauernde Toben des Aufruhrs in den Gemüthern Aller her- vorbringen mußte, welchen der Aufruhr ein Greuel ist. Handwerker, Arbeiter und Tagelöhner, die man für das Luftgebilde von Freiheit und Gleichheit leicht fanatisiren und verführen konnte, bildeten die große Mehrzahl der Kam- pfenden. Verdächtige Mitglieder der Gesellschaft, die im Trüben fischen wollten, hatten sich darunter gemischt. Die eigentlichen Leiter der Bewegung lauerten, Unheil brütend, im Hintergründe. Um sich Waffen zu verschaffen, plün- derte man die Waffen- und Pulvervorräthe der Kaufleute und durchsuchte die Wohnungen der Offiziere. Während die Empörer, durch die hochgethürmten Barrikaden gedeckt, aus dem Hinterhalt kämpften, setzten sich die tteuen Trup- pen des Königs dem Barrikadenfeuer und den Steinwürfen von den Dächern auf die für sie verderblichste Weise aus, wodurch oft ganze Glieder durch Steine und Schüsse nieder- gestreckt wurden, ehe sie nur überhaupt zu einem Angriff gelangen konnten. Eine Hauptftätte mörderischen Kampfes war die Ge- gend am Aleranderplatz, in den mehrere Straßen ausmün- den und wo sich drei Barrikaden von kolossaler Bauart erhoben hatten. Hier waren nicht nur Büchsenschützen, sondern auch zwei Kanonen aufgestellt, welche man aus dem Schützenhause herbeigeholt hatte. Dort war es auch, wo mehrere Mitglieder der berliner Schützengilde, hinter einer Dachrinne versteckt, so sicher und immer nach gegenseitiger Verabredung schossen, daß sie selten den Mann, auf wel- chen sie zielten, verfehlten. Was sonst nur im Kriege ge- gen erbitterte Feinde zu geschehen pflegt, das geschah hier mit kaltem Blute gegen pflichttreue Soldaten, die nicht etwa für schnödes Geld geworbene Söldlinge, sondern Kinder des eignen Landes und Volkes waren! Ein Versuch, das Gebäude des Königsstädtischen Theaters hier in Brand zu stecken und den Schrecken und die Verwirrung durch das entfesselte Element noch zu vermehren, wurde durch noch rechtzeitig ankominende Truppenverstärkungen vereitelt. In- dessen loderten an verschiedenen andern Stellen der Stadt Brände empor; man trug sich mit dem Gerücht, daß alle königlichen Gebäude in Asche gelegt werden sollten, und die Feuerlohe, die sich in langen Streifen über den Horizont der Stadt hinwegwälzte, fügte zu dm Schrecknissen der

3. Geschichte der neuesten Revolution - S. 65

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
— 65 — Mordnacht die Angst, daß ganz Berlin in Flammen aufge- hen könne. Am Morgen des 19. März gegen 7 Uhr waren endlich die letzten Kanonenschläge verhallt, und es schien eine Art von Waffenstillstand eingetreten zu sein. Das Militär, das auch nicht einen Augenblick in seiner Treue gegen König und Vaterland gewankt und sich dadurch für alle Zeiten ein ehrenvolles Denkmal in der deutschen Geschichte erwor- den hatte, befand sich am Morgen im Besitz der Haupt- straßen und der Hauptplätze, die daselbst befindlichen Barri- kaden waren hinweggeräumt und die Vertheidiger derselben in die entlegenem Stadttheile hinweggedrängt. Dennoch bot die Stadt im Ganzen immer noch einen bedenklichen Anblick dar, und selbst noch eine Proklamation des Königs, geschrieben in der Nacht vom 18—19. März, die den ei- gentlichen Hergang der Verwickelung auf eine Rotte von Bösewichtern, meist aus Fremden bestehend, schob, vom sieg- reichen Vordringen der Truppen sprach und die Zurück- ziehung derselben von der Wegräumung der Barrikaden ab- hängig machte, wurde von den dichtgedrängten Volkshau- fen mit Mißtrauen ausgenommen. Inzwischen dauerte das Sturmläuten in der Stadt noch fort, der Zuzug bewaffneter Volkshaufen zu den stehen gebliebenen Barrikaden mehrte sich schon wieder, -und der Bürgermeister Naunyn erschien auf dem Schlosse, um den Ministern und dem Könige im Namen der Stadt Berlin die Bitte vorzutragen, den Befehl zum Rückzug der Truppen zu ertheilen, da die Stadt bei Erneuerung des Kampfes der äußersten Gefahr ausgesetzt sein könnte. Noch war der König im Besitz eines treuen und tapfern, in kompakter Masse dastehenden Heeres, das so eben neue streitfertige Positionen eingenommen. Aber dennoch gewährte der Monarch, der das Ungeheure seiner Verantwortlichkeit vor dem höchsten Richter erwog und in seinem christlichen Herzen den Gedanken eines fernem Blut- vergießens nicht ertragen konnte, diese Bitte endlich unbedingt, obgleich mehrere dem König zunächst stehende Personen an- derer Meinung und der Ansicht waren, daß die königliche Großmuth für Schwäche ausgelegt werden könnte. Zugleich erklärte der König, daß er eine vollständige Aenderung des Ministeriums eintreten lassen werde und dabei den Wün- schen des Volks entsprechen wolle. Selbst die Freigebung der um politischer Vergehen willen Gefangenen sagte er zu. Unter ihnen waren auch 250 Polen und Mieroslawski, Besch, d. neuesten Revol, 5

4. Geschichte der neuesten Revolution - S. 72

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
— 72 spielhauses, wo die Versammlung eben Sitzung hielt, um- lagerten und dieselben zu vernageln drohten, wenn nicht eine für Wien günstige Abstimmung erfolgte. Ja, unter diesen verwilderten Volkshaufen sah man unheimliche De- mokratengestalten, welche Beile und Stricke vorwiesen, um die Abgeordneten der rechten Seite daran auszuknüpfen. Es war hohe Zeit, diesem Zustande Berlins und dem Ge- baren der Versammlung, wo man aus dem königlichen Titel sogar das „von Gottes Gnaden" gestrichen, adlige Titel, Prädikate und Orden abgeschafft und das gefürchtete Militär zu den Grundsätzen der Revolution verkehrt wissen wollte, ein Ende zu machen, wenn diese Versammlung nicht zu einem Convent ausarten und eine Regierung des Schreckens, wie einst jener berüchtigte französische Convent, einführen sollte. Der König entschloß sich auch endlich zu solcher rettenden That, zur Freude aller wohlgesinnten und Ordnung liebenden Bürger seiner Hauptstadt, die des wü- sten revolutionären Treibens herzlich müde waren. Schon am 17. September ernannte er einen Mann von kernhafter Persönlichkeit, den General Wrangel, zum Kommandeur sämmtlicher Truppen in den Marken. Dieser erließ sofort in seiner neuen Eigenschaft einen Armeebefehl, worin er sich mit seinen siegreichen Truppen als eine Stütze der gu- ten Bürger hinstellte. Am 21. September hielt er eine Truppenmusterung in Berlin selbst ab und sprach bei dieser Gelegenheit zu dem Volke, das sich neugierig um ihn drängte. Was er sagte, war sehr bedeutungsvoll, denn er rühmte den Berlinern zuerst die Stärke seiner Militärmacht. „Die Truppen sind gut — hieß es — die Schwerter haar- scharf geschliffen, die Kugeln im Lauf!" Dann beklagte er die Berliner wegen ihrer unglücklichen Verhältnisse, we- gen des heruntergekommenen Zustandes ihrer einst so blü- henden Stadt, in der jetzt „ Gras in den Straßen wachse!" Bald sollte dieser Maßregel eine andere entscheidungsvolle folgen, die Ernennung eines neuen Ministeriums Bran- denburg. Darin erkannte die radikale Partei der Nationalver- sammlung das Signal einer Contrercvolution und ahnte den Niedergang ihrer Herrschaft und der revolutionären Bewegung. Eine Deputation der Versammlung, an ihrer Spitze der Präsident von Unruh, begab sich am Nach- mittag des 2. November zum König nach Sanssouci bei Potsdam, um eine Adresse zu überreichen, in welcher auf

5. Geschichte der neuesten Revolution - S. 86

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
86 bürg. Unterdessen war es auch gelungen, die Soldaten des badischen Heeres durch Schmeicheleien, Vorspiegelungen und Versprechungen aller Art zu verführen und zum Eid- bruch zu verleiten. Zuerst an der Schweizergrenze und in der Reichsfestung Rastadt brachen Empörungen der «Solda- ten gegen ihre Offiziere aus, die vor den verwilderten und betrunkenen Banden kaum ihr Leben retten konnten. Auf der Volksversammlung zu Offenburg kamen ganz unsinnige Beschlüsse zum Vorschein, welche auf einen völligen Umsturz der Staatsverfassung abzielten, und es wurde z. B. für das Heer freie Wahl der Offiziere verlangt. Dabei behaupteten die Führer der Bewegung immer noch, die Volkserhebung in Baden gelte nur der Einführung der Reichsverfassung, die doch von einem derselben ein „lumpiges Machwerk" genannt wurde. Wohl erkannte man in Karlsruhe die ganze Größe der Gefahr und sandte Botschaft um Botschaft an den Reichsverweser um militärische Hülfe, die aber nur langsam anrückte und dem bewaffneten Aufstand Zeit ließ, sich zu organisiren. Denn schon am Abend des 14. Mai rückten von Bruchsal her, wo man sie wegen pöbelhafter Erzesse hatte entfernen müssen, zwei Kompagnien des in voller Auflösung begriffenen Leibinfantcrieregiments in der Residenz ein, taumelnd vor Trunkenheit und das berüchtigte Heckerlicd singend. Um die Kaserne, in welche sie einzo- gen, sammelten sich starke Gruppen von sehr verdächtigem Aussehen: eine Menge Personen, den Karlsruhern un- bekannt, Herumtreiber von Profession, die von auswärts her gekommen waren, und die an dem eingebornen Pöbel eine Verstärkung erhielten. Diese hetzten die trunkenen und ermatteten Soldaten in allerlei Weise auf. Als der Oberst in der Kaserne erschien, um dein Tumult Einhalt zu thun, wurde er arg mißhandelt und konnte nur mit Mühe sein Leben retten. Selbst der Prinz Friedrich (zweiter Sohn des Großherzogs), der Major bei dem Regimente war und bei den Soldaten stets^für sehr beliebt gegolten hatte, entging nur durch einen Sprung aus dem Fenster der sichtbaren Lebensgefahr. Endlich wälzte sich der Troß, tobend und schreiend, und hier und da die Gewehre abfeuernd, nach dem Zeughaus, wo die militärischen Vorräthe des Landes gegen rebellische Soldaten in einem ausdauernden Kampfe nur noch von der Bürgerwehr vertheidigt wurden. Der Groß- herzog, nur noch von 40 treuen Dragonern unter der An- führung des Generals Hoffmann umgeben, floh in derselben

6. Geschichte der neuesten Revolution - S. 91

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
91 eine sehr unsichere und entfernte Hülfe Zusagen konnte, so wandte sich der Großherzog von Baden an Preußen, das auch jetzt wieder als der Hort Deutschlands erschien und zur Dämpfung des jainmervollen Aufruhrs bereitwillig sein Schwert zog. Preußen ließ seine am Niederrhein, an der Nahe, in Mitteldeutschland bereitstehenden Truppencorps vorrücken und der Prinz von Preußen selbst übernahm den Oberbefehl. Ehe jedoch die ersehnte preußische Hülfe anlangte, ent- schloß sich die provisorische badische Regierung, die Offensive zu ergreifen und zwar gegen Hessen, das man noch immer hoffte, revolutioniren zu können. Am Nachmittag des 30. Mai überschritten plötzlich badische Truppen (mehrere Regi- menter Infanterie, dann Dragoner, Geschütze und eine Menge Freischärler) die hessische Grenze und rückten gegen Heppenheim, wo sich ein Theil des Peuckcr'schcn Reichs- corps befand. Die Badener kamen auf Schußweite nahe, ohne daß man auf den Ueberfall gefaßt gewesen. Allein ein Bataillon Hessen, mit einiger Reiterei und Geschütz, warf sich dem vierfach überlegenen Feinde entgegen und schlug ihn nach Lautenbach, dem ersten badischen Dorfe, und weiter zurück. In wilder Flucht eilten die badischen Schaaren nach Heidelberg zurück. Die Soldaten waren furchtbar erbittert über die Unfähigkeit ihres Führers, des ehemaligen Lieute- nants Sigel und forderten laut die Rückkehr des Groß- herzogs. Auch des Landcsausschusses bemächtigte sich Furcht und Zwietracht, und man sah sich genöthigt, um mehr Ein- heit in die Oberleitung zu bringen, eine provisorische Regierung aus fünf Mitgliedern zu ernennen. Neben dieser Regierung that sich aber schon wieder ein „Klub des entschiedenen Fortschrittes" auf, der sich auf die s. g. Schwei- zerlegion, d. h. die Trümmer aller früheren Freischaaren, desperate Flüchtlinge und Abentheurer stützte und geradezu auf die „rothe Republik" mit den entsprechenden Schreckens- maßregeln zusteuerte. An der Spitze dieser äußersten Partei stand Struve, von dem Brentano selbst in der eben berühr- ten Erklärung erzählt, daß er den unsinnigen Plan hatte, den Ministern 6000 Gulden Besoldung zu geben, Gesandte nach Rom und Venedig, Agenten nach Petersburg und Ungarn zu schicken und alle Stellen mit schwerem Gelde an ausländische Abentheurer zu vergeben. Die Karlsruher Bürgcrwehr war gegen Struve und die Schweizerlegion so furchtbar erbittert, daß es zu den blutigsten Auftritten ge-

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 95

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
- 95 schämen, bei der sich der „Diktator" Werner, der Jude Rosenthal, der Pole Cowetzky und ein paar flüchtige Civil- kommjffäre befanden. In Lörrach wurde Dr. Kaiser an- geblich seiner Gesinnung wegen gefangen genommen und, als er entfloh, vor seinem Hause eine Kanone aufgefahren und seiner wehrlosen Frau von Blenker eine beträchtliche Summe Geldes abgepreßt. Ja, ganze Städte und Dörfer wurden von flüchtigen Banden wegen ihrer „reaktionären" Gesinnung um baares Geld gebrandschatzt. Anr 23. Juli wurde auch die Festung Rastadt, in wel- cher das revolutionäre Regiment a»r längsten gewüthet und alle Sündengreuel groß gezogen hatte, auf Gnade und Un- gnade übergeben, und damit hatte die badische Revolution ihr schmähliches, aber wohlverdientes Ende. Von den Re- bellen wurden 27 standgerichtlich erschossen, eine große An- zahl zu l Ojähriger Zuchthausstrafe verurtheilt, die Zahl der Flüchtlinge aber, die Vaterland und Familie verlassen und in der Fremde in Armuth und Schande herumirren tnußten, betrug über 10,000. Ueberdies war dem Staate und den Privatleuten in Baden durch die Revolution ein Schaden von mehr als 100 Millionen Gulden erwachsen, gesegnete Fluren verwüstet, reiche Dörfer verbrannt worden und es mußte lange dauern, che alle aufgelöste Bande der Ord- nung und des Vertrauens wieder hergestellt und die ins Stocken gerathenen Gewerbe und Geschäfte wieder in Gang gebracht wurden! Fast gleichzeitig mit der badischen Revolution war am 3. bis 9. Mai in Sachsens Hauptstadt Dresden eine Straßcnschlacht mit Barrikaden geliefert worden, gleichfalls angeblich zur Erzwingung der Reichsverfassung, vom auf- gewühlten und vom Erzgebirge aus unterstützten Volke. Auch eine aufständische provisorische Regierung hatte sich gebildet, bei welcher ein flüchtiger demokratischer Russe, Na- mens Bakunin, eine Hauptrolle spielte. Man wollte sogar das königliche Schloß unterminiren und in die Luft sprengen. Auch dort waren es wieder die Preußen, welche die Frevler und Meuterer Niederkämpfen und die Rebellen erdrücken halfen. 10. Niedergang der revolutionären Wewegung. Der Kaiser von Oesterreich selbst war nämlich damals in eigner großer Gefahr und konnte seinen deutschen Bun- desgenossen keine ausreichende Hülfe leisten, indem er in

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 39

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
39 schof 21 ff re von Paris, der, mit der Palme des Friedens in der Hand, auf einer Barrikade zum Tode getroffen wurde. Die Erbitterung war so arg, daß selbst Weiber siedendes Wasser und Oel aus den Fenstern aus die unglücklichen Soldaten herabgossen und wie Furien die Barrikaden mit vertheidigten. Was in frühcrn Religions- und Bürger- kriegen Gräßliches vorgckommcn war, wurde hier noch weit übertroffen: gefangene Soldaten und Nationalgardisten, selbst der muthige General Bröa, wurden grauenhaft ver- stümmelt, gemordet, und raffinirte Bubenstücke kannibalischer Wildheit begangen, vor welchen die ganze Bevölkerung noch schaudert. Sogar vergifteter Branntwein wurde ge- reicht und einem gefangenen Reiter die Füße abgehackt und er so wieder aufs Pferd gesetzt. Die Aufrührer fochten mit dem Rufe: „Es lebe die demokratisch-soziale Republik!" Einer, der mit den Waffen in der Hand ergriffen wurde, äußerte: „Alle Leute, die Etwas besitzen, sind Spitzbuben; das ist meine Meinung, und blos dafür habe ich mich ge- schlagen." Ein Anderer, den man fragte, was er unter demokratischer und sozialer Republik verstände, gab zur Antwort: „Die Regierung der Arbeiter." Einige hatten auf ihre rothen Fahnen geschrieben: „Plünderung und Gewaltthat!" Andere: „Äls Sieger plündern wir, als Besiegte brennen wir!" — Welches Schicksal wäre dieser unglücklichen Hauptstadt aufgespart gewesen, wenn die Em- pörung hätte die Oberhano gewinnen können! Ueber Pa- ris war während der viertägigen Schlacht ein düsterer Schrecken verbreitet: die endlosen Straßen, Quais und Boulevards waren still und öde; alle Thüren und Fenster geschlossen; nur das schauerliche Krachen des Gewehr- feuers, mit Trommelwirbel und Trompetenschall vermischt und von Kanonendonner überboten, unterbrach die Todten- stille. Im ganzen Weftquartier herrschte noch am 24. Juni eine peinliche Ungewißheit über den endlichen Ausgang des Kampfes. Selbst Cavaignac war noch am Morgen des 25. so wenig über die Entscheidung des in die Länge sich ziehenden Kampfes sicher, daß er mit dem Präsidenten der Kammer insgeheim übereinkam, im Fall der Aufstand sie- gen sollte, den Sitz der Nationalversammlung aus Paris in eine Provinzialstadt zu verlegen. Rührend war es aber zu sehen, wie Tausende von wackern Nationalgardisten, Haus und Hof, Weib und Kind verlassend, unter der An- führung ihres Maires oder Bürgermeister aus fernen Städ-

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 40

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
40 ten und Dörfern herbeieilten, um der bedrohten Hauptstadt und der aufs Aeußerste gefährdeten Gesellschaft beizustehen. Endlich am 26. Abends, am vierten Schlachttage, nachdem man die aufständischen Ltadttheile immer enger cingeschlos- sen und Straße für Straße, Haus für Haus genommen hatte, wurde der Aufruhr gänzlich besiegt, und die Rebellen, aus allen Stellungen geworfen, stoben nach allen Seiten in wilder Flucht auseinander. Die Zahl der Opfer auf beiden Seiten war beträchtlich, und die Gefammtzahl der Tod- ten und Verwundeten wurde mindestens auf 6000 angenom- men, 14,000 Empörer gefangen, fast alle Generale verwundet. Allein ein Sieg von weltgeschichtlicher Bedeutung war er- rungen über die finstern Gewalten des Abgrunds, ein Sieg der Ordnung und Bildung über eine neu hereinbrechende Barbarei, ein Sieg, der auch das Ausland beruhigte über das weitere Ausbreiten jenes Feuerstroms der „rothen Re- publik", der Alles zu verschlingen drohte! Uebrigens war durch die grauscnerregendcn Unthaten, welche von jenen An- hängern der „rochen Republik" verübt worden sind in dem 19. Jahrhundert, daö sich auf seine vorgeschrittene Gesit- tung so viel zu gute thut, und in der Hauptstadt eines Landes, welches sich rühmt an der Spitze der europäischen Bildung und Aufklärung zu stehen, der Greuel des Abfalls von Gott recht offenbar geworden für Alle, welche noch se- hen wollten. 5. Ludwig Wapokeon Wonaparte, Präsident der französischen Ae- pubkik (20. Dezember 1848.). Mit der Niederwerfung der Juniaufstände trat in Frank- reich eine Wendung zum Bessern ein. Der General Ca- vaignac wurde von der Nationalversammlung zum „Con- seilspräsidenten" ernannt und mit der Vollziehungsgcwalt beauftragt. Die gefangenen Empörer wurden zu Tausenden deportirt und büßten ihr Verbrechen meistens in dein mör- derischen Klima von Cayenne in Südamerika, die so zügel- los mißbrauchte Presse, daö Vcrcinsrecht wurde wieder be- schränkt und Paris in den Belagerungszustand erklärt. Die neue Verfassung, die siebente in 60 Jahren, wurde endlich am 4. November 1848 fertig. Nach ihr sollte Frankreich eine Republik bleiben, an ihrer Spitze ein ver- antwortlicher, auf vier Jahre und nicht zweimal hinter ein- ander wählbarer Präsident mit seinen Ministern und einer gesetzgebenden Versammlung von 750 Mitgliedern, die nach

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 66

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
66 — der die königliche Großmuth mit Undank vergalt und kurz nachher an der Spitze der Polen gegen die Deutschen in der Provinz Posen einen förmlichen Rassenkrieg führte. Adjutanten des Königs brachten schnell nach allen Seiten der Stadt hin die Freudenbotschaft von dem ver- willigten Abzug der Truppen, von denen nur wenige in den Kasernen Zurückbleiben sollten. Derselbe geschah übri- gens mit klingendem Spiel und sollte durch seine Haltung darthun, daß die Gewalt der Krone unversehrt stehen ge- blieben sei. An der Spitze der aus dem Schlosse abzieheü- den Soldaten und Batterien erschien der künftige Thronfol- ger, der Prinz von Preußen, zu Pferde mit einer Miene voll tiefen Ernstes, indem irr seinem Antlitz bald eine dunkle Röthe aufflammte, bald eine äußerste Blässe dasselbe ent- färbte. Hie und da fielen noch stürmische Scenen vor und jetzt wurde auch das erste dringende Wort von allgemeiner Volksbewaffnung gehört, für welche sich mehrere Redner unter stürmischem Zujauchzen des Volks erhoben. Indessen aber trug sich im Schlosse des Königs ein Schauspiel höchst ergreifender Art zu, zu welchem das launenhafte Volk wie von eirrem tückischen Rachegeiste getrieben wurde. Man brachte nämlich von allen Seiten die Leichen der im Kampfe Gefallerrcrr in feicrlicherr Zügen theils auf Bahren theils in offenen Wagen herbei und setzte sie sänrnrtlich im Schloß- hofe ab. Jeder Bahre folgte eine Schaar von Leidtragen- den aus dem Volke, die stumm und mit abgezogenen Hüten hinter derselben hergingen. Die Träger waren meistcntheilö die Kämpfer der Barrikade, an welcher der Tobte gefallen, und Manche trugen in der einen Hand noch die Waffe, mit der sie gefochten hatten. Die Leichen waren meistens mit Blumen, grünen Zweigen und Lorbeerkränzen geschmückt. Dabei fehlte es nicht an Ausrufen, die geeignet waren, die Gefallenen als Märtyrer für die Freiheit zu preisen und Haß gegen den König und die bewaffnete Macht in den Gcmüthern der Zuschauer zu erregen, als trüge der König und seine Regierung die Schuld von den blutigen Opfern, welche in dieser Schreckensnacht gefallen waren. End- lich brach die versammelte Volksmenge plötzlich ihr Schwei- gen und rief mit lauter gellender Stimme: „Der König soll kommen!" Und als der König nicht erschien, ließ sich derselbe Ruf von Neuem hören, so gewaltig und dröhnend, als wolle er das Schloß in seinen Grundvcsten erschüttern. Endlich macht man sogar Anstalt, die Leichen die grosse
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