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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 23

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Zweite Periode. Das Irankenreich. Von der Gründung des fränkischen Reiches bis zum Vertrag von Verdun. 1. Chlodovech. 481 Chlodovech, Childerichs Sohn, gründet das Frankenreich. Chlo- 486 dovech besiegt den Römer Syagrtus bei Soissons und verleibt dessen Gebiet, den nördlichen Teil von Gallien, seinem Reiche ein. 496 Chlodovech besiegt die Alemannen am Mittel- und Oberrhein bei Zülpichs?); ein Teil ihres Landes fällt an das Frankenreich. — Im heißen Schlachtgewühl richtet Chlodovech sein Gebet an Christum, an den seine Gattin glaubt. Bei seiner Taufe sagt der heilige Remigius: „Beuge still dein Haupt, Sigambrer; bete an, was du bisher zerstörtest, zerstöre, was du angebetet hast." Der „allerchristlichste König". Chl. nimmt das Athanasianische Bekenntnis an. 507 Chlodovech besiegt die Westgoten beivougle und breitet nun sein Reich bis über die Loire aus. 511 Chlodovech stirbt. Bei seinem Tode hinterließ er ein Reich, welches fast ganz Gallien und im heutigen Deutschland die Rheinlande umfaßte. Seine Nachkommen heißen die Merovinger. Hauptstadt des Reiches ist Paris. 2. Die Merovinger. 511 Das Reich Chlodovechs wird unter seine Söhne verteilt. Der älteste Sohn, Theoderich, erhält den östlichen, deutschen Teil (Australien, Hauptstadt: Metz); die drei übrigen Söhne teilen den westlichen und südlichen Teil des Reiches (Neustrien, Hauptstädte: Paris, Soissons und Orleans). 530 Die Thüringer unter ihrem König Ermansried werden von Theoderich geschlagen, und ihr Land fällt an das Frankenreich. 532 Burgund wird von den drei jüngeren Söhnen Chlodovechs er- obert und ebenfalls dem Fransenreiche einverleibt. Das Frankenreich zerfällt nun in drei große Teile: Neustrien (Gallien), Burgund und Au st rasten (Franken, Alemannen. Thüringer. Bayern).

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 26

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
26 843 Der Vertrag von Verdun wird geschlossen. Lothar erhält Nord-italren, das Land östlich der Rhone und Sa6ne. das Elsaß, das Maasgebiet bis zur Scheldemündung, die Mosellande, Ripuarien, Friesland, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig erhält Deutsch land, rechts vom Rhein außer Friesland, links vom Rheine Mainz, Worms und Speier. «na Das Frankenreich umfaßte die ganze früher römische Provinz Gallien und das alte Germanien mit Ausnahme des nördlichen Teiles (Sachsen und Friesland). Jtrl Die germanische Bevölkerung des Reiches hatte ihre heidnische rung. Religion, ihre Tracht und Sitte beibehalten; die in romanische Länder eingedrungenen Germanen gaben dem unterworfenen Teile germanisches Gepräge, weil die ursprüngliche Bevölkerung meist getötet oder vertrieben war; wo sie sich indes im Kriegssturme erhalten hatte, bewahrte sie ihre romanische Eigenart. Namentlich trat dies in den Städten hervor; während der germanische Charakter den nördlichen und östlichen Teil des Reiches fast ausschließlich beherrschte, behielt der romanische im Süden und Westen die Oberhand. Sprache. Auch die Sprache erlitt bedeutende Veränderungen. Die Sprache der Beamten, des Hofes, der Geistlichen und im Süden auch die der Richter war die lateinische; es fehlte der fränkischen Volkssprache (lmgua theodisca) an Schriftzeichen, daher mußten alle Kapitularien oder Verordnungen in lateinischer Sprache abgefaßt werden. Aus verdorbenem Latein und germanischen Elementen entstand das Romanische oder das Französische. Wie die Franken, so verloren allmählich auch die Goten, die Langobarden und die Burgunder ihre Volkssprachen. Ja, die Franken int Osten gaben freiwillig ihre Sprache preis und nahmen die alemannische an. Dieses erschien von nun an dem Sächsischen und Friesischen gegenüber als hoch- oder oberdeutsch, während jene Sprachen die niederdeutschen genannt werden. 843 schwört Karl d. K. in fast rein alemannischer Sprache. Weil diese nun die herrschende wurde, so bezeichnete man sie nach dem Reiche, in welchem sie gesprochen wurde, als die fränkische. (Otfried. Ver-sger ^Q^‘er ^er "^vangelienharmonie" sagt, er dichte »in franzisca zungün«.) häitnis Anfangs standen sich Sieger und Besiegte schroff gegenüber, da je-Sieger doch die Franken milde Herren waren, die den Unterworfenen wenig

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 64

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
64 Er war von starkem Körperbau und maß sieben seiner eigenen Fußlängen. der obere Teil seines Kopses war rund, seine Augen groß und lebhaft, die Nase stark, der Nacken dick und kurz, sein Leib etwas vorhängend. Sein Gang war fest, seine ganze Haltung zeugte von männlicher Kraft, hell und hoch erklang seine Stimme. Das freundliche Gesicht umrahmte im Alter weißes Haar. In den letzten vier Jahren seines Lebens plagte ihn das Fieber, und in der allerletzten Zeit hinkte er auf einem Fuße. Böse Ahnungen erfüllten seine Seele, als er, am Ufer des Meeres stehend, die Meerdrachen der Normannen gewahrte, deren Raubzüge seinem Reiche bald verhängnisvoll werden sollten, aber solange er selbst lebte, wußte er die gefährlichen Feinde fernzuhalten. 810 und 811 erlebte er noch eine furchtbare Pest unter dem Vieh und eine Hungersnot unter den Menschen. In ebenderselben Zeit verlor er seine älteste Tochter und seine beiden ältesten Söhne Karl und Pippin, Männer, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, durch den Tod. Seinem letzten Sohn, Ludwig von Aquitanien, ließ er 813 die Kaiserkrone und die Herrschaft, dann legte er sich und hauchte am 28. Januar 814 seine Seele aus. An demselben Tage noch ward er im Dom zu Aachen bestattet. Nicht „auf goldenem Stuhle sitzend", wie die Sage berichtet, sondern in einem noch erhaltenen Marmorsarkophage (Steinsarg), den eine Darstellung des Raubes der Proserpina ziert, fand der Körper des mächtigen Herrschers seine Ruhestätte. Die Inschrift über seinem Grabe lautet folgendermaßen: „Unter diesem Steine ruht der Körper Karls des Großen und rechtgläubigen Kaisers, welcher das Reich der Franken herrlich erweitert und durch siebenundvierzig Jahre glücklich regiert hat. Er starb, da er siebzig Jahre zählte, im Jahre des Herrn 814, in der siebenten Jndiktion*), am 28. Januar. (Nach Erl er und Freytag.) *) Die Jndiktion giebt an, die wievielte Stelle ein Jahr in einem Cyklus von 15 Jahren einnimmt.

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 66

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
66 899 911 911 918 B. April 919 919 925 924 bis 934 924 926 4. Ludwig das Kind. 899—911. Ludwig das Kind, der siebenjährige Sohn Arnulfs von Kärnthen, wird König. Erzbischof Hatto von Mainz und Otto der Erlauchte von Sachsen halten das Reich, das in Gefahr ist, in einzelne Reiche zu zerfallen, zusammen. Raubzüge der Ungarn. Ludwig d. K., am Lech von denselben geschlagen (910), stirbt. Die Karolinger in Deutschland erlöschen. 5. Konrad I 911—918. Konrad I. von Franken wird zum Könige gewählt. Konrad hat nach außen zu kämpfen gegen die Ungarn und Karl den Einfältigen von Frankreich. Lothringen geht verloren. Im Innern hat er stetige Kämpfe mit den Herzögen. Von Heinrich von Sachsen wird er verschiedentlich geschlagen, Arnulf von Bayern vertreibt er zwar aus dessen Lande, die Grafen Berchthold und Erchanger von Schwaben läßt er hinrichten; aber seine Herrschaft zu befestigen vermag er auch hier nicht. Konrad I. stirbt. Auf dem Sterbebette empfiehlt er seinen Feind, den mächtigen Heinrich von Sachsen, als deutschen König. Kaiser aus dem sächsischen Hause. 919—1024. 1. Heinrich I 919—936. Heinrich, Sohn Ottos des Erlauchten von Sachsen, aus dem Geschlechte der Liudolfinger, wird auf Vorschlag Herzog Eberhards von Franken zu Fritzlar a. d. Eder von Franken und Sachsen zum deutschen König gewählt. Heinrich begründet die Einheit des Reiches: Herzog Burchard von Schwaben huldigt ihm 920, Arnulf von Bayern wird in friedlicher Besprechung bei R e g e n s b urg gewonnen, Giselbert von Lothringen erkennt ihn 925 an. Heinrich sichert die Grenzen. Einfall der Ungarn. Heinrich erlangt durch Zufichcrung eines Tributes für Sachsen und Thüringen einen Waffenstillstand auf neun Jahre von ihnen; Bayern, Schwaben, Lothringen müssen sich selbst zu helfen suchen. Reichstag zu Worms. Heinrich sichert sich die Unterstützung der Fürsten bei seinen Bemühungen, die Grenzen zu schützen: Pfalzen, Bischofssitze und Klöster werden mit (12 Fuß) hohen Mauern und mit Gräben umzogen. Anfänge der spätern Städte Quedlinburg, Goslar, Nordhausen, Duderstadt; Erweiterung und Befestigung von Merseburg, Gandersheim und Magdeburg. („Merseburger Legion.") Der

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 146

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Auf die Schönschrift ward großer Fleiß verwendet, man wußte in den Klöstern besondere Schreibfarben herzustellen, mit denen man die Anfangsbuchstaben schön verzierte. Für gewöhnlich benutzte man aus Galläpfeln bereitete schwarze Tinte zum Schreiben. Schreibmaterial waren Pergament und Wachstafel. „Bücher wurden in Leder gebunden und manchmal mit Gold oder geschliffenen Steinen besetzt. — Wer höhere Studien treiben wollte, als die deutschen Kloster-, Dom- und Stiftsschulen ermöglichten, mußte nach Frankreich oder Italien ziehen. Dort blühte besonders die Philosophie und Theologie, hier die Rechtsgelehrsamkeit, welche seit Beginn des zwölften Jahrhunderts sich mit großem Fleiße der Erforschung und Neubelebung des römischen Rechts zuwendete. — Die gelehrten Bestrebungen in aller ihrer Mannigfaltigkeit lehnten sich auf das entschiedenste an die geistigen Schöpfungen des Altertums an. Besondere Pflege fand die Astronomie. Gerbert v. Rheims stellte höchst sinnreiche Werkzeuge auf, um die Erlernung der schwierigen Wissenschaft zu erleichtern. Auch an dem Abte Willihelm von Hirschau wird sein astronomisches und mathematisches Wissen gerühmt. In andern Sinne als in unserer Zeit betrieb man die Geometrie, die gelegentlich als Erdmeßkunst bezeichnet wird. Sie umfaßte in der Hauptsache die Geographie, zu deren Studium Lehrbücher geschrieben und Landkarten entworfen wurden. Die Verbreitung geschichtlicher Kenntnisse unter dem Volke geschah wie vor alters durch Lieder, die sich mit merkwürdiger Zähigkeit von Geschlecht zu Geschlecht vererbten. Neben dieser volkstümlichen, die Stoffe sagenhaft umbildenden und ausschmückenden Geschichtsüberlieferung ging die Geschichtsbeschreibung her, welche ausschließlich in der Hand von Geistlichen und Klosterbrüdern lag." — Unter den Männern und Frauen, welche die Entwicklung des geistigen Lebens zu neuer Blüte brachten, nimmt Bruno, Erzbischof von Köln, der Bruder Ottos I., unstreitig eine der ersten Stellen ein. Frühzeitig dem geistlichen Stande geweiht, hatte er sich mit größtem Eifer dem Studium der Wissenschaften hingegeben und eine hohe Bildung erworben. Neben den oben genannten Fächern waren ihm die beiden wichtigsten Sprachen, Latein und Griechisch, wohl vertraut geworden und er ruhte nicht, als er Bischof geworden war, bis er durch Gründung neuer Schulen am Hofe (Einrichtung der

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 25

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
25 778 Karl besiegt die Araber in Spanien, unterwirft das Land bis zum Ebro und bildet daraus die spanische Mark. (800.) 782 Karl bietet zu einem Zuge gegen diewenden auch den sächsischen Heerbann mit auf; dieser wendet sich jedoch gegen das Frankenheer und schlägt es am Süntel. Karl läßt zur ©träfe zu Verden a. d. 91iier 4500 Sachsen enthaupten. 783 Karl schlägt die Sachsen zuerst bei Detmold, dann an der Hase- 785 Die beiden Sachsenführer Widukind und Alboin unterwerfen sich und treten zum Christentum über, mit ihnen das sächsische Volk. Als Bistümer werden gegründet: Münster, Osnabrück, Paderborn Minden, Verden, Bremen — Halber stadt. 788 Karl entsetzt den Herzog Tassilo von Bayern, der sich selbständig machen wollte. 789 Karl unterwirst die Wenden (Slaven) im heutigen Brandenburgischen. 791 $ari besiegt die Avaren, die in dem heutigen Ungarn wohnten, 799 und gründet die Ostmark. 800 Karl wird am Weihnachtstage vom Papst Leo Iii. in St. Peters Dome zum römischen Kaiser gekrönt. „Carolo Augusto, dem von Gott gekrönten, großen und sriedenbringenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg!" 810 Karl zieht gegen die nordalbingischen S a ch s en im heutigen Holstein und gründet die Nord mark. 814 Karl der Große stirbt zu Aachen. 6. Ludwig der Fromme und ferne Söhne. 814—840. 814 Ludwig der Fromme, der Sohn Karls d. Gr., übernimmt die Regierung. 817 Lndwig teilt sein Reich unter seine drei Söhne: Lothar (Mitkaiser , Pippin (Aquitanien), Ludwig (Bayern und Böhmen). 833 Dem Ludwig wird aus zweiter Ehe ein Sohn geboren, Karl der Kable. Er will auch diesem einen Teil seines Reiches verleihen, gerät darüber mit den andern Söhnen in Streit und muß sich ihnen ans dem Lügenfelde bei Kolmar im Elsaß ergeben. Ludwig der Fromme thut zu Soissons öffentlich Kirchenbuße und entsagt der Regierung. 834 Sein Sohn Ludwig (der Deutsche) befreit ihn ans Gefangenschaft und setzt ihn wieder auf den Thron. 838 Ludwigs Sohn Pippin stirbt. Ludwig der Fromme will bet einer neuen Teilung seinen nachgebornen Sohn Karl den Kahlen auf Kosten seines Sohnes Ludwig begünstigen, der zu den Waffen greift. Auf dem Zuge gegen ihn stirbt der alte Kaiser auf einer Rhcminfel bei Jngel- 840 heim (840). 841 Zwischen Lothar einerseits, der Alleinherrscher des Karolingerreiches sein will, und Ludwig und Karl dem Kahlen andererseits kommt es zur Schlacht bei Fontenoy, unweit Auxerre, in der Lothar geschlagen wird.

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 50

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
50 nehmen, noch weniger ihre Gerichtsbefohlenen, freie Männer, mit Zwang oder mit Drohungen dahin bringen, daß sie ihnen selbst Dienste leisteten oder ihren Leuten Herberge gewährten; sollten vor allen andern die Streitsachen von Witwen. Waisen und Armen vornehmen und dafür sorgen, daß solche nicht in die Länge gezogen würden. Würden sie aus Nachlässigkeit Rechtsverzögerungen herbeiführen, so sollte das Drittel des sogenannten Friedensgeldes, das in der Regel sie bezogen, dem König verfallen sein." (Biedermann.) boten*. Sur Überwachung der Grafen bediente Karl sich der Sendboten (missi). Gewöhnlich sandte er zwei, einen Bischof und einen Grafen in die einzelnen Bezirke. Der Bischof hatte die kirchlichen Angelegenheiten, der Graf die weltlichen zu prüfen und dem Könige genauen Bericht über den Ausfall der Prüfung zu erstatten. Aber dadurch noch nicht ^ver^= befriedigt, hielt der große Herrscher jährlich zwei Reichsversammlungen lungen Q^' eine im Frühling, die andere im Herbste. Zu diesen Versammlungen erschienen die Markgrafen, Grafen, Bischöfe, Äbte, kurz die Würdenträger des Reiches. Außer diesen pflegten sich auch die übrigen Großen einzustellen, so daß Karl die beste Gelegenheit hatte, über alle Teile seines großen Reiches genaue und zuverlässige Berichte zu empfangen. Soweit nicht Heerschau und Vorbereitungen zu einem Feldzuge die Zeit in Anspruch nahmen, wurden von Karl selbst oder durch seine Großen neue Gesetze oder Verbesserungen der alten vorgeschlagen, welche die Versammlung nach eingehender Beratung in der von dem Kaiser schließlich gewählten Form zu bestätigen hatte. Hierauf erfolgte die Mitteilung der neuen Verordnungen an die Schöffen und an das Volk. Heeres- Letzteres stand unter dem schweren Drucke der Heerespflicht und des Gerichtsdienstes. Jeder freie Mann war verpflichtet, dem Aufgebote des Königs zum Heerbann zu folgen, auch für seine Ausrüstung zu sorgen. Sehr viele von den ärmeren Freien konnten dieser Pflicht nicht nachkommen, ohne ihre Wirtschaft vollständig zu schädigen, daher begaben sie sich in den Dienst eines Großen, entweder eines Grafen oder eines Bischofs oder Abtes, dessen Leute sie dadurch wurden. Karl bestimmte nun, um dem Volke die Last zu erleichtern und namentlich den Bauernstand davor zu bewahren, daß er eine Beute der großen Herren werde, folgendes: 1) Niemand soll sich durch Drohungen dazu bewegen lassen, sein Gut einem Großen zu übergeben oder es unter dem Scheine der Frömmigkeit der Kirche

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 77

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
77 1254 Manfred, ein nicht vollbürtiger Sohn Friedrichs Ii., beherrschtnea- 1296 und Sicilien, das der Papst dem „kirchenräuberischen Geschlechte" der Staufer für ewig abgesprochen hatte. Karl von Anjou, der Bruder des französischen Königs, kämpft auf Anstiften des Papstes gegen Manfred und besiegt ihn bei Benevent. Manfred sucht und findet den Heldentod. 1268 Konradin, ein Sohn Konrads Iv., „der junge König", zieht, sechzehn Jahre alt, in Begleitung seines Freundes Friedrich von Baden nach Italien. Bei Seurcola hat er schon über Karl von Anjou den Sieg errungen, als ein hervorbrechender Hinterhalt des Feindes ihm alles wieder entreißt. Konradin und sein Freund werden gefangen genommen und enthauptet. 1272 Enzio, „der schöne König", ein Sohn Friedrichs Ii., stirbt nach drei-undzwanzigjähriger Gesängnishaft in Bologna. Seit dem Vertrage von Verdun war der östliche Teil des großen Frankenreiches selbständig geworden, und es begann nun im Innern des neuen Reiches der gewaltige Kampf um die Einigung der ver-raumes. schiedenen Stämme, die sich spröde und fremd gegenüber standen. An die Spitze aller derjenigen, welche die Einigung erstrebten, traten naturgemäß die Könige, aber nur den bedeutendsten unter ihnen ist ts gelungen, dem großen Ziele naher zu kommen. Die Bestrebungen der zuerst regierenden Karolinger hatten wenig Erfolg in dieser Beziehung: Kriege gegen Normanen und Ungarn, sowie gegen Aufrührer verzehrten die Kräfte der besten von ihnen; den schwachen, wie Karl dem Dicken und Ludwig dem Kind, fehlte jedes Ansehen. Mit der Wahl Konrads I. schien die Morgenröte einer besseren Zeit für das „Reich der Franken", wie es immer noch genannt wurde, aufzugehen, doch auch er unterlag den höllischen Gewalten der Zwietracht und des Haders mißgünstiger Kinder eines Stammes. Erst Heinrich I. aus dem Sachsenstamme verstand es, mit Weisheit und Besonnenheit mutig und kraftvoll äußeren wie inneren Feinden zu wehren. Er entstammte die Gemüter zum heiligen Kampfe für das Vaterland, er erweckte das Gefühl der Zusammengehörigkeit unter den Stämmen und legte so den sichern Grunb zu dem stolzen Bauwerke, das sein großer Sohn Otto I. ausführte. Unter ihm errang das Reich die beherrschend Höhe, welche alle übrigen Völker Europas mit Ehrfurcht und Schrecken erfüllte. Seine nächsten Nachfolger verließen den heiligen Boben des Vaterlanbes, aus welchem ihr Vorfahr die Kraft für

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 129

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
129 Machthaber untereinander waren die Hörigen jeder Gewaltthätigkeit preisgegeben: ihre Hütten wurden verbrannt, ihre Äcker verwüstet, sie selbst mit Weib und Kind mißhandelt, erschlagen oder gefangen fortgeführt. Und was der Krieg den Armen noch ließ. das nahmen ihnen die Raubritter, die an den Land- und Wasserstraßen im Hinterhalte lauerten. Kein Wunder, wenn die Unfreien jede Gelegenheit benutzten, ihre Lage zu verbessern. Gern suchten sie den Schutz der Städte auf, oder wanderten aus nach den Ländern der deutschen Ritterorden (Preußen, Livland, Esthland. Kurland). Viele Unfreie nahmen das Kreuz und kämpften gegen die Mohammedaner, sie verminderten dadurch die Zahl der Arbeiter in Deutschland und zwangen die Grundherren, die zu Hause bleibenden besser zu behandeln. Eine große Zahl Höriger folgte dem Rufe der Bischöfe und Fürsten, welche jenseit der Elbe und Oder in dem Slavenlande Kolonien an- ^°o-legten. Die Hinzuziehenden „erhielten gewöhnlich das Land als freie men-Kolonen gegen eine mäßige Erbpacht und einen Naturalzehnten". Solche Kolonien entstanden im Osten durch die rastlose Thätigkeit der Askanier. Den sächsischen Marken, der Nordmark und der Ostmark mit der Lausitz, fügten sie die Priegnitz, die Mittelmark, die Ukermark und die Neumark hinzu und riefen die alten Bistümer Brandenburg und Havelberg wieder ins Leben. Bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts waren diese Marken schon fast ganz deutsch kolonisiert. In den Eroberungskriegen waren die Markgrafen von Brandenburg die Herren beinahe des gesamten Grund und Bodens geworden. Sie zogen nun in dies Land deutsche Kolonisten aus Westfalen, Holland und Friesland. Sollte ein Dorf gegründet werden, so vergabten sie 30—40 Hufen (ä 30 Morgen; ein Morgen war fo viel Land, als man an einem Vormittage umpflügen konnte) an einen Unternehmer, der Kolonisten herbeizog, und der dann in dem neugegründeten Dorfe Vogt ward, die Steuern eintrieb, die jedoch, solange noch der Boden urbar zu machen war, erlassen blieben, und die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. Städte wurden an passenden Orten in ähnlicher Weise, gewöhnlich von mehreren Unternehmern zusammen, gegründet oder alte wendische Städte in deutsche umgebildet. Bald füllte sich das Land mit deutschen Bauern, die sich einer fast unbeschränkten Gemeindefreiheit erfreuten, und mit deutschem Fleiße die Scholle unter den Pflug nahmen, und mit handelsthätigen, geroerb- Deutsche Kulturgeschichte. I. 2te Aufl. 9

10. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 132

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
132 Mann richtete an die Jungfrau und an den Bräutigam die Frage, ob sie einander zur Ehe begehrten. Auf ihr Jawort hin überreichte der Jüngling dem Mädchen den am Schwertgriffe Hangenden Ring. Beide küßten sich, und nachdem ein Hochzeitslied gesungen war, brachte man den jungen Eheleuten Geschenke. Am Morgen nach der Verbindung hielten wenigstens vornehme Ehepaare Kirchgang und empfingen im Gotteshause die priesterliche Einsegnung. Allerlei Lustbarkeiten verschönten das Fest." „Die Kirche wurde im dreizehnten Jahrhundert bei der Trauung der Landleute wie der Hofleute noch durchaus nicht immer in Anspruch genommen. Erst im vierzehnten Jahrhundert galt es für ungebildet, nicht von einem Geistlichen eingesegnet zu sein. Noch im fünfzehnten war möglich, daß Bauern ihren Pfaffen höhnten, weil er nach einer solchen Vermählung im Kreis der Genossen forderte, daß ein Aufgebot wegen möglichem Einspruch erfolgen müsse. Die Bauern lachten und riefen: ,Bevor es Mönche und Pfaffen gab, ist die Ehe gewesen!<" (Vergl. G. Freytag, „Bilder aus der deutschen Vergangenheit", Band 2. S. 60.) „Der Mann war seiner Ehefrau Vormund. Ihr Vermögen stand unter seiner Verwaltung. Selbst körperliche Züchtigung mochte der gestrenge Eheherr dem Weibe angedeihen lassen. Ein Grund der Ehehinderung war die Verwandtschaft bis zum siebenten, später bis zum vierten Verwandtschaftsgrade (Innocenz Iii. 1216). Die Ehe Unfreier mußte von dem Herrn des jungen Paares gestattet sein, auch war dafür eine bestimmte Abgabe zu entrichten. Zur Sicherung der juch/. Wülrw se^te ihr der Ehemann die Leibzucht oder das Leibgedinge aus. d. h. er überwies ihr die lebenslängliche Nutznießung von einem Teile seines Vermögens. Nach altem Brauche verehrte der Gatte ^Z^'seiner Frau am ersten Morgen ihres Ehelebens die Morgengabe. Taufe. Mit der Taufe, für welche bestimmte Termine bestanden, empfingen die Kinder ihren Namen. — Nicht allein die Knaben wurden in ^^mannigfaltigem Wissen wie in ritterlichen Künsten geschult, auch für eine angemessene Ausbildung der Mädchen trug man Sorge und stellte Ipieie1.' ft6 unter die Leitung von Erzieherinnen. Am Steckenpferde und an der kleinen Armbrust hat sich das Kindesherz vor vielen Jahrhunderten erfreut wie heute. Auf einem Fuße hüpfend jagten sie ihre Gespielen vor sich her. Beim Ringespiel scheint es damals wie jetzt darauf angekommen zu sein, mittels eines zwischen den Beinen ausgespannten,
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