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1. Abt. 8 = Für Prima - S. 353

1908 - Berlin : Grote
Erdmann: Wir leben nicht auf der Erde. 353 An Unschuld in Auffassung der Natur lassen sich mit dieser Gestalt nur die besten griechischen Arbeiten vergleichen, in denen sich ebenfalls keine Spur von Schaustellung dessen, was man zu schaffen imstande sei, sondern der einfachste, angemessenste Ausdruck der Natur darbietet, wie sie der Künstler empfand und sich allein zur Freude nachbilden wollte. Welches Werk eines antiken Meisters aber besitzen oder kennen wir, das uns so nahe stände wie dieses, das uns tiefer in die Seele griffe als diese Verklärung des höchsten und letzten menschlichen Kampfes in einer eben erblühenden Männergestalt? Dieser äußerste Augenblick zwischen Leben und Unsterblich- keit, dieser Schauder des Abschieds zugleich und der Ankunft, dies Zusammen- sinken kraftvoller, jugendlicher Glieder, die, wie ein leerer, prachtvoller Panzer, gleichsam von der Seele fortgestoßen werden, die sich emporschwingt, und nun, indein sie ihren Inhalt verlieren, ihn dennoch so ganz noch zu umhüllen scheinen. Mit einem über die Brust unter den Achseln herlaufenden Bande ist er an die Säule gefesselt; es schwinden ihm eben die Kräfte, das Band hält ihn aufrecht, er hängt beinahe darin, die eine Achsel wird empor- gezwängt, zu der der rückwärts sinkende Kopf sich seitwärts hinneigt. Die Hand dieses Armes ist auf die Brust gelegt, der andere erhebt sich ein- geknickt hinter dem Haupte, in der Stellung, wie man im Schlafe den Arm zu einem Kissen des Kopfes macht, und ist so am Gelenk angefesselt. Die Knie, dicht aneinandergedrängt, haben keinen Halt mehr; keine Muskel ist angespannt; alles kehrt in die Ruhe zurück, die den Tod bedeutet. 46. Wir leben nicht auf der Erde. Von Johann Eduard Erdmann. Ernste Spiele. Berlin, 1890. Als ich vor einigen Wochen hierher kam, um einen Vortrag anzuhören, lebte ich des Glaubens, den vielleicht manche mit mir geteilt haben, daß ich und alle übrigen Menschen auf der Erde leben und darauf wandeln werden, bis der unerbittliche Tod uns unter dieselbe bringt. Der Vortrag aber, den ich anhörte, zeigte mir, wie sehr ich mich geirrt hatte. Es ward näm- lich in demselben bewiesen, daß die Atmosphäre geradeso zur Erde gehört wie die Apfelschale zum Apfel oder wie die fruchtbare Ackerkrume zu dem festen Erdboden, auf welchem sie ruht. Ich mußte mir also sagen, daß, sowenig der Wurm, der zwischen Fleisch und Schale des Apfels sich be- sindet, sagen darf, er krieche auf dem Apfel herum; sowenig der Maul- wurf, der unter der Ackerkrume wühlt, behaupten darf, er laufe umher auf dem Acker: daß ebensowenig wir das geringste Recht haben, zu be- haupten, daß wir auf der Erde leben. Ich sagte mir, daß, wenn es Wesen Deutscher Lesebuch, Prima. 23

2. Abt. 8 = Für Prima - S. 163

1908 - Berlin : Grote
Curtius: Der Wettkampf. 163 Herden, sondern vor allem die Blüte der Jugend in ihrer Gesundheit und Kraft den Göttern darstellen zu müssen; und zwar nicht bloß in feierlichen Aufzügen, in festlichen Tänzen, sondern auch in freudigem Wettkampfe sollten ihre Jünglinge zeigen, daß sie die reichlich empfangenen Gottesgaben zu voller Entwicklung zu fördern nicht träge gewesen seien. So sind die Wett- kämpfe ein Opfer des Danks, dessen die Götter sich freuen. Darum sind alle regelmäßigen Wettkämpfe, die wir in geschichtlicher Zeit nachweisen können, an Götterfeste geknüpft; ihre Schauplätze sind ur- sprünglich die Tempelhöfe, die eigentlichen Zuschauer sind die Götter. Ihnen wird ja alles verdankt, was zum Wettkampfe befähigt: die Spannkraft der Muskeln, die im Laufe ausdauernde Brust, die Harmonie der Glieder, die Stimme des Gesangs wie die geistbeseelte Rede; was also immer an Ehre und Gewinn dadurch erworben wird, gebührt von Rechts wegen der Gottheit. Der Mensch hat neben ihr keinen Anspruch. Die gewonnenen Dreifüße werden also zum dauernden Schmucke um das Haus des Gottes aufgestellt, und wer den goldenen Siegespreis, den er mühevoll errungen hat, etwa heimtragen wollte, der würde dem Gott das Seine nehmen, er würde der Strafe des Tempelraubes verfallen, und die Gemeinde, welche ihn schützen wollte, müßte aus der Genossenschaft des gottesdienstlichen Vereins ausgestoßen werden. Je deutlicher sich die Hellenen in ihrem Volksbewußtsein von den Barbaren unterscheiden lernten, um so lauterer und eigentümlicher haben sie die Idee des Wettkampfes entwickelt, und diejenigen unter ihnen, welche jenen Gegensatz am kräftigsten darzustellen berufen waren, die Dorier, haben am entschiedensten dahin gewirkt, jede Rücksicht auf Eigennutz und alle unreinen Beimischungen zu entfernen. Die Wertpreise verschwinden, damit keiner, den schnöder Gewinn an- lockt, an den heiligen Schauspielen sich beteilige. Der Kranz von Blättern, der Laubzweig, die wollene Binde haben ja keinen anderen Wert, als daß sie Symbole des Sieges sind, die von den Göttern selbst — wie die dem Timoleon von der Tempeldecke auf das Haupt fallende Binde — oder in der Gottheit Namen von den stellvertretenden Preisrichtern vor den Augen des Volks ausgeteilt werden. Der Kranz ist vom Baume, welcher dem Gotte heilig ist. Wer mit dem Kranze angetan wird, stellt sich dadurch als ein dem Gotte Zugehöriger dar; er wird ihm zugeeignet, und gleichwie das Opfertier bekränzt wird, damit es als göttliches Eigentum gegen jede unheilige Menschenhand sicher gestellt werde, wie Häuser, Straßen, Plätze durch ihre Bekränzung den Göttern sinnbildlich zugeeignet werden, deren Laub sie tragen, so wird auch der Sieger wie ein den Göttern wohlgefälliges Opfer mit Binden geschmückt, 11*

3. Abt. 8 = Für Prima - S. 142

1908 - Berlin : Grote
142 von Wilamowitz: Der Zeus von Olympia. reicheren Ergebnissen von den Franzosen aufgedeckt worden sind. An einem Heiligtum ist die Hauptsache der Gott, der es bewohnt, oder anders aus- gedrückt, der Glaube, der es heiligt. Den zu erfassen braucht man viele Arbeit, stille Einkehr in das Wesen der Religion überhaupt, weite Umschau über die Formen des Gottempfindens und des Gottesdienstes, die gerade bei den Hellenen in tausend bunten Metamorphosen das eine ewige Gefühl variieren, der Menschenseele Sehnsucht nach dem ewigen Licht. Dazu ge- hört wohl manche Forschung, die nur am Studiertisch gemacht werden kann, einerlei wo er stehe; aber wenn ein Gott an eine Stätte gebunden ist, dann muß man ihn bei sich aussuchen, wenn man ihn fassen will; dieser Gott hat sich den Menschen offenbart, die an diesem bestimmten Orte saßen. Dieser Himmel, diese Erde, dieser Berg und Busch und Bach, das Element, das ewig wechselnde, zeugt in seiner Stetigkeit auch uns noch von dem Geiste, dessen Rauschen in der Natur vor Jahrtausenden suchenden Menschenseelen Staunen und Schauder weckte, Hoffen und Frieden brachte. Olympia liegt in einer Landschaft, die uns wenig südlich anmutet. Der Alpheios ist ein stattlicher Fluß, der dem Westmeer zu- strebt und dort von Norden einen bei jedem Regen reißend anschwellen- den Bergbach aufnimmt. Die Landspitze dieses Zusammenflusses ist das heilige, „olympische" Land. Die Gewässer haben kein festes Bett, sondern wühlen es sich in dem weiten, weichen Alluvialgrunde, wenn der Mensch ihnen nicht die Wege weist. Eine Zeitlang im frühen Mittel- alter sind sie über das Heiligtum geflossen; ihr Sand hat den Hermes in sorglichem Grabe gebettet, bis unser Spaten ihn zu neuem Leben weckte. Die Heiligung dieses Ortes hat ihren Ausgang von einem runden, nicht eben hohen Hügel genommen, dem letzten der Hügelfolge des nördlichen Ufers, den man den Kronoshügel nannte. Er ist noch jetzt fast undurch- dringlich dicht mit meist immergrünem Gebüsche bestanden, das sich im Früh- jahre mit bunten Blüten deckt. Schaut man von ihm nach Süden und Westen, so dehnt sich welliges, buschbewachsenes Gelände weithin; keine charakteristischen Berglinien säumen den Horizont. Des Meeres Nähe wird nicht gespürt; seine Küste ist hafenlos und unwirtlich: von da ist keine Kultur hierher gelangt. Arkadiens Bergland, aus dem der Fluß komnit, und zu dem Olympia als ein Grenzposten von Natur gehört, wird im Osten sichtbar; aber es hat von dieser Seite nichts Imposantes. Vor drei Jahrtausenden wird der Wald stattlicher, die Wildnis rauher, die Vegetativa nordischer gewesen sein. Aber auch heute ist die Landschaft grün, und Feuchtigkeit schwängert die Luft; Menschenarbeit zeigt sich wenig. Das linke Flußufer enthält weite Strecken, die besser zu Jagdgründen als zu

4. Abt. 8 = Für Prima - S. 143

1908 - Berlin : Grote
von Wilamowitz: Der Zeus von Olympia. 143 Äckern taugen. Dort hat Xenophou mit seinen Söhnen Hirsch und Eber gepirscht. Aber er war schon der Nachbar des Zeusheiligtums, und wenn er es besuchte, fand er ziemlich alles vor, was auch wir dort mit der Phantasie suchen. Wir müssen wohl noch achthundert Jahre weiter zurück, wenn wir die ersten Inhaber dieser Stätte finden wollen, die uns Nord- länder leicht anheimelt, die aber für den Donnerer des Götterberges wenig paffend scheint, nach dem wir sie doch nennen, den wir doch auf ihr er- warten. Damals wohnten freilich Menschen des Stammes schon in diesen Wäldern, den wir hellenisch nennen, Vorfahren der Arkader, des Bärenstammes, die sich mit Grund als die urältesten Hellenen angesehen haben. Die Forschung hat bisher von ihnen zu wenig Positives ermittelt: nur das, daß sie von der ältesten Kultur, die wir auf der Ostküste und auch auf den westlichen Inseln antreffen, die wir mykenisch nennen, homerisch nennen sollten, kaum berührt waren. Darum machen sie uns einen sehr nordischen Eindruck. Sie werden das gleich selbst so sinden. Denn wenn die grüne Landschaft fast deutsch aussieht, so tun es ihre ursprünglichen Götter auch. Am Fuße des Hügels war eine kleine Höhle, und in der wohnten Zwerge, ganz wie sie es in einem thüringischen Hügel tun würden. Viele von Ihnen werden sich deren unter den Griechengöttern nicht vermutend sein, denn Homers vornehm höfisches Epos führt sie nicht; aber sie haben einst auch bei den Hellenen ihr Wesen getrieben, fehlen ja auch in der klassischen Walpurgis- nacht nicht. Man hieß sie Däumlinge oder besser Fingerlinge, Daktylen. Und einer von ihnen, wohl der Daumen, denn es waren hier ihrer fünf, die Finger einer Hand, war ihr Erster. Der war hier geboren. Die Mutter war natürlich die liebe Mutter Erde, deren Verehrung vielleicht das Be- zeichnendste für die gemeinhellenische Religion ist. Der Vater wird der Geist gewesen sein, der in dem Berge schlief und später als Vater des Zeus Kronos genannt ward; denn den Vater des ewigen Himmelsgottes denkt man sich auch nur als einen in die Erdtiefe oder unnahbare Ferne entrückten Gott einer Vergangenheit, die niemals Gegenwart war. Der Zwerg, der Erd- geist, erschien den Menschen zuweilen in der Gestalt der Schlange; denn der Wurm war allen Hellenen die beliebteste Erscheinungsform der Götter, die in der Erde wohnten. Die Menschengestalt ist mit Nichten die ursprüng- liche für ihre Götter. Was diese Ortsgeister ihren Verehrern geben sollten, vermag niemand zu sagen; vermutlich alles was sie bedurften und hofften; nur eines steht fest: Heilung in Krankheit. Wie sollte auch der primitive Mensch nicht danach besonders zu seinem Gotte gehn? Da wir nur Berichte aus den späteren Zeiten haben, wo Zeus längst der Herr des Ortes war, ist die Tradi- tion des Zwerges verkümmert. Man hat die kretische Geburtsgeschichte des Zeus

5. Abt. 8 = Für Prima - S. 144

1908 - Berlin : Grote
144 von Wilamowitz: Der Zeus von Olympia. in diese Grotte zu übertragen versucht, indem man den Zwerg zu dem Zeus- kinde machte; oder man hat diesen zu einem Dämon „Volksretter" gemacht, der einmal als Knäblein oder auch als Schlange in höchster Not Rettung gebracht hätte. Der Kult in dem Grottenheiligtum hat aufgehört: da war das Kindlein in buntem Gewände gemalt, und eine Priesterin brachte ihm das Bad und für die von ihm unterschiedene Schlange Nahrung. Der Tempel der „Mutter" stand dicht dabei, und hielt man sie jetzt für die Göttermutter, so war sie ihrem Wesen kaum entfremdet. Daneben erzählte man von den Daktylen Widersprechendes — doch mit der Gelehrsamkeit plage ich Sie nicht. Uns genügt hier, den Gott des Ortes, den Herrn der Urzeit, erfaßt zu haben. Da kam, sagen wir um 1000 v. Chr., ein anderer Stamm erobernd und Kultur bringend den natürlichen Weg flußabwärts. Das waren die Männer von Argos, die in goldreichen prächtigen Burgen jenseit der arkadischen Berge saßen. Sie verehrten die hohe Himmelsherrin Hera bei sich als Beschützerin ihres Volkes; indem sie ihr in der Fremde Kultstätten gründeten, schufen sie sich eine Heimat. Sie haben einige Meilen aufwärts, wo auch ein Fluß von Norden in den Alpheios mündet, eine Stadt ge- gründet, die sie nach Hera nannten; sie haben ihr hier dicht am Fuße des Hügels ein stattliches Haus errichtet, den ältesten Tempel, den wir besitzen, ein Haus, das noch auf einem steinernen Sockel Lehmwände hatte und von einem Rundgang hölzerner Säulen umgeben war. Das war schon ein kostspieliger Bau, und seine Errichtung wird sicher nicht älter sein als das achte Jahrhundert; älter und heiliger ist ohne Zweifel der große Brand- altar gewesen, auf dem der Himmelsherrin geopfert ward: die homerische Zeit kannte ja noch keine Gotteshäuser. In Begleitung seiner Gattin kam der Himmelskönig. Von einer Burg (Pbaisana, Phrixa), die hoch auf einem Berge lag, dessen spitze Kuppe dem Besucher des Heiligtums leicht im Gedächtnis bleibt, stieg ein Geschlecht ritterlicher Seher herab. Dichter- wort hat uns die Legende des Hauses erhalten, das ein Jahrtausend an dem großen Brandaltar seines Amts gewaltet hat. Der Ahnherr, ein Gottessohn ohne Erbrecht im Mutterhause, Wiamos mit Namen, stieg nächt- licherweile in den Fluß hinab und rief seine himmlischen Ahnen, ein Erbe, eine Herrschaft heischend. Da vernahm er eine Stiinme, die ihn folgen hieß und ihm voranschritt den Fluß hinab, an die Stätte, wo dereinst sein Geschlecht den Seherdienst am Altar erhalten sollte, zu dem ihm die Seher- kunst, mit der er selbst sofort begabt ward, die Weihe verlieh. Der Dichter weiß, daß erst noch ein weiterer Mitbewohner des Heiligtums kommen mußte, damit das allgemein hellenische Fest entstünde: das hat Herakles erst gestiftet. In unserer Rede bedeutet das, daß erst die Bergstämme des

6. Abt. 8 = Für Prima - S. 334

1908 - Berlin : Grote
334 Jahn: Der Apoll von Belvedere. Apollo stellt Hektor wieder her und bringt ihn zu den Seinigen in die Schlacht zurück. „Vor nun drangen die Troer mit Heereskraft; Hektor voranging Mächtigen Schritts, vor ihm selbst dann wandelte Phöbus Apollon, Eingehüllt in Gewölk, und trug die stürmische Ägis, Grauenvoll, ranhumsäumt, hochfeierlich, welche Hephästus Schmiedet' und Zeus dem Donnerer gab zum Entsetzen der Männer; Diese trug in den Händen der Gott und führte die Völker." Die Achäer harren der angreifenden Troer, der Kampf beginnt. „Weil noch still die Ägis einhertrug Phöbus Apollon, Haftete jegliches Heeres Geschoß, und es sanken die Völker. Aber sobald er sie gegen der reisigen Danaer Antlitz Schüttelte, laut aufschreiend und fürchterlich, jetzo verzagte Ihnen im Busen das Herz und vergaß des stürmischen Mutes." Wie die Herden vor Raubtieren, „Also entflohn kraftlos die Danaer, ganz von Apollons Schrecken betäubt; denn die Troer und Hektor ehrt' er mit Siegsruhm." Im Homer also fand der Künstler das Bild des Ägiserschütterers Apollo, wie wir uns die vatikanische Statue vorstellen müssen. In die Hand mußte er ihm die Ägis geben, welche er nicht, wie Zeus und Athene, auf die ihnen eigentümliche Weise umgehängt trägt, sondern als eine von Zeus ihm für einen bestimmten Zweck verliehene Waffe momentan gebraucht. Denkt man sich den Apoll von Belvedere mit der Ägis in der erhobenen Linken ergänzt, so bietet zunächst die Statue ein ungleich besser abgeschlossenes Ganzes als mit dem Bogen in der Hand, der, wie immer ausgeführt, einen unruhigen und zerstreuenden Anblick machen müßte. Vor allem aber ge- währt die Ägis jenes volle Verständnis des prägnanten Moments, den die Statue zur Anschauung bringt, welches vorher verlangt wurde. Die Hand- luug des Gottes und ihre Wirkung ist eins, fällt in einen und denselben Augenblick zusammen, wie in seiner Haltung und Stellung Ruhe und Be- wegung, Zorn und Heiterkeit in seinem Gesicht im Ubergangsaugenblick zusammengefaßt erscheinen. Die Ägis ist die unmittelbar vernichtende gött- liche Waffe; sie zeigen und verderben ist eins, eine Abwehr dagegen ist un- denkbar; wer sie in der Hand des Gottes erblickte, hatte den unmittelbar sinnlichen Eindruck, daß jeder Gegner vor ihm erlegen sein mußte. Die Frage, ob das Ziel wirklich getroffen sei, ist ebenso müßig als die nach dem Gegner, wer er sei und welcher Art, ob einer, ob viele; alles ver- schwindet vor der völligen Gewißheit der Vernichtung, welche der bloße Anblick der Ägis bringt.

7. Abt. 8 = Für Prima - S. 336

1908 - Berlin : Grote
336 Jahn: Der Apoll von Belvedere. der Perserkriege seien wiedergekehrt, man hoffte auf nationale Einigung, auf Erhebung zu nationaler Freiheit und Größe. Wie im Perserkriege schrieb man den Göttern einen wesentlichen und unmittelbaren Anteil an dem Siege zu. Ein Dank- und Rettungsfest wurde gestiftet, das in Delphi noch lange Zeit mit glänzendenl Aufwand gymnastischer und musischer Wettspiele zu Ehren Zeus' des Erretters und des pythischen Apollo gefeiert wurde. Es wurde erzählt und geglaubt, als man damit umgegangen fei, mit den Tempelschätzen zu flüchten, habe ein Orakel das verboten mit der Weisung, der Gott selbst werde Sorge tragen und die weißen Jungfrauen. Und als die Kelten zu stürmen begannen und das furchtbare Unwetter mit Donner und Blitz, Schnee und Hagel über sie einbrach, als der Sturm entwurzelte Bäume und losgerissene Felsblöcke über sie herstürzte, da sah man Apollo selbst in überirdischer Schönheit leuchtend durch die Dachöffnung in seinen Tempel herabkommen und init Athene und Artemis, deren Bilder vor dem Tempel standen, den Feind bekämpfen. Das war ein Vorgang und eine Stimmung, welche einen Künstler schöpferisch anregen mußten, und keinen glücklicheren Ausdruck konnte er für die Vorstellung, welche es hier galt, finden, als das homerische Bild des Apollo mit der Ägis. Bei wenigen Symbolen hat sich im Kultus und in der Sage die ursprünglich zugrunde liegende Naturanschauung so lebendig im Bewußtsein erhalten wie bei der Ägis und dem Gorgoneion. Daß sie Sturm und Gewitter in ihren heftigsten Erscheinungen ausdrücken, ist wohl nie ganz verkannt worden, und auch in der homerischen Schilderung klingt der Ton der alten Naturpoesie im Mythus durch die epische Darstellung hindurch. Zeus, der höchste Himmelsgott, zeigt sich in seiner höchsten Macht und Majestät, wenn er die dunkeln Wolken am Himmel zum Ge- witter versammelt und Blitz und Donner entsendet; dann schüttelt er die grauenvolle Ägis und verbreitet Entsetzen und Vernichtung. Aus diesem Aufruhr der Natur geht, wenn der Feuergott mit zuckendem Blitzschlag das Gewölk zerteilt hat, in leuchtendem Glanz die blauäugige Athene am auf- geklärten Firmament hervor; auch sie trägt als Waffe die Haut des Un- getüms, dessen Vernichtung ihre Herrschaft begründet. Apollo, der Sonnen- gott, zeigt seine eigentliche Natur und Kraft nicht im Sturm und Gewitter; wenn man in solchen Erscheinungen unter ganz besonderen Umständen ihn als wirksam beteiligt wahrzunehmen glaubte, so offenbarte er sich als den von seinem Vater Zeus gesandten und ausgerüsteten Stellvertreter. Diese Vorstellung sprach sich auch darin aus, daß das Rettungsfest zuerst dem Zeus als dem Retter und erst neben ihm dem Apollo gewidmet wurde, wiewohl dieser doch der eigentliche Gott des pythischen Heiligtums war. Leibhaftig aber drückte die Statue sie aus, welche Apollo mit der von Zeus

8. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 59

1886 - Berlin : Stubenrauch
59 her! Die paar Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Pferd wohl aushalten. Ich habe Eile." Und er ritt wieder fort. Er ritt aber nicht lange, so fing das Pferd zu hinken an; und das Pferd hinkte nicht lange, so fing es zu stolpern an; und es stolperte nicht lange, so fiel es endlich und brach ein Bein und stand nicht wieder auf. Da sagte der Kaufherr freilich nicht mehr: „Pferd hin, Pferd her!" sondern er kratzte sich hinter den Ohren, schnallte die Geldkatze und den Mantel ab und setzte seinen Weg fort zu Fuß, wohl beladen mit Geld und Geld- sorgen, und er hatte nun keine Eile mehr. Unterwegs aber dachte er wohl: „An dem ganzen Unglück ist doch nur der ver- maledeite Nagel schuld." 79. Vom Ratgeben. Gieb acht, daß es dir nicht gehe wie dem Spatzen, der an- dern Vögeln Rat gab, aber sich selbst nicht zu raten wußte noch vor Gefahr sich zu hüten. Es hat sich nämlich begeben, daß die Holztauben ein Nest mit Jungen auf einem hohen Baume gehabt haben; da ist der Fuchs gekommen und hat gedrohet, er wolle hinaufsteigen und die Jungen mit dem Neste nehmen, wenn sie ihm nicht ein Junges herabwürfen. Da sind die Tauben erschrocken und haben sich heftig gefürchtet. Zuletzt haben sie ihm ein Jun- ges herabgeworfen; das hat der Fuchs genommen und ist damit seines Weges gegangen. Als er aber hinweg gewesen, hat der Spatz die Holztauben unterwiesen und gelehret: wenn er schon wiederkäme, sollten sie ihm nichts geben, sondern sprechen, sie wären in ihrem Neste; wenn er kühn wäre, sollte er hinaufsteigen. Da nun der Fuchs wiedergekommen, haben sie ihm nichts mehr geben wollen. Alsbald hat der Fuchs gemerkt, daß der Spatz sie gewarnt habe, der soeben auf einer nahen Dornhecke saß. Der Fuchs kehrte sich zu ihm und schaute, wie er ihn möchte mit List hinter- gehen. Er sprach: „Es ist doch ein freies Ding um einen Vogel! Er kann hinfliegen, wo er will, und ist überall sicher vor dem Jäger. Allein das ist bös, daß ihr euch im Winter vor Kälte und Wind nicht könnt beschirmen." Darauf sprach der Spatz mit großem Rühmen: „O, es schadet uns der Wind nicht; denn wehet er von der rechten Seite, so stecken wir den Kopf unter den linken Flügel; wehet er aber von der linken Seite her, so stecken wir den Kopf unter den rechten Flügel, und so können wir uns also vor allem Wind und- Frost erretten." Da er nun ein langes und breites Geschwätz machet, spricht der Fuchs: „Du sitzest zu hoch oben, ich kann dich nicht verstehen; denn ich höre

9. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 204

1886 - Berlin : Stubenrauch
204 Häusern, wo sie entweder in der warmen Stube umherlaufen, oder bei warmen Tagen und Sonnenschein auch an die Fenster kalter Teile des Hauses kriechen. Mit beginnendem Frühjahr sind sie allenthalben, erstarren bei eintretender Kälte und laufen kurz darauf beim Sonnenschein wieder neben dem Schnee herum. Um einzelne Pflanzen oder Gewächshäuser von Blattläusen zu befreien, kann man nichts Befferes thun, als die Larven oder, wenn man diese nicht findet, die Küferchen selbst hineinzufetzen. Greift man letztere an, fo ziehen sie gewöhnlich Beine und Fühl- hörner an sich und stellen sich tot; zugleich lassen sie aus jedem Kniegelenk einen gelben, eigentümlich riechenden Tropfen treten. 140. Die Linde. In unserem Deutschland giebt es keine Wälder, die aus Linden bestehen; aber desto wichtiger sind diese Bäume für das Zusammenleben der Menschen. Sogar in der Hauptstadt unseres Kaisers, in Berlin, ist die schönste Strasse mit Linden bepflanzt. Am herrlichsten gedeihen sie jedoch, wenn sie ver- einzelt stehen, am Eingänge der Dörfer und der Städte, auf dem Marktplatze oder vor den Kirchen und Schulhäusern. Es ist die wärmste Zeit des Jahres, wenn die Linde ihre tausend und aber tausend Blüten öffnet und lieblichen Duft daraus entsendet. Da setzt sich der Deutsche abends gern ins Freie, um nach der Schwüle des Tages die kühlere Luft einzu- atmen, in die sich der Lindenduft mischt. Unter dem schattigen Laubdach des herrlichen Baumes schmeckt ein kühler Trunk noch einmal so gut; unter der Linde spielt die Jugend des Dorfes, bis es Zeit wird zu Bette zu gehen; unter der Linde erzählen Grossvater und Grossmutter den horchenden Enkeln gern die Erlebnisse ihrer Jugend. So trägt die Linde mit Hecht ihren wohlklingenden, traulichen Namen; sie nimmt am Familienleben gleichsam innigen Anteil, sie gehört mit zum Daheim, und ältere Leute wissen davon zu sagen, wie ihnen der Duft der Linden- blüte wohl zuweilen die süssesten Erinnerungen an die Stätten ihrer Heimat erweckt hat. Bei aller Grösse und Pracht ihres Wuchses hat die Linde doch etwas Zartes, Weiches und Mildes. Ihre reiche Blattfülle rundet sich immer schön ab; auch das einzelne Blatt ist weich, herzförmig und wegen des längeren Stieles dem leisesten Luft- zug nachgebend. Daher säuselt die Linde, und diese sanfte Musik stimmt vortrefflich zu dem Summen der Bienen, die sich aus ihren zarten Blumen den goldgelben Blütenstaub holen. Wie

10. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 227

1886 - Berlin : Stubenrauch
227 Das Heimatland. 173. In der Heimat ist es schön! 1. In der Heimat ist es schön! Auf der Berge lichten Höhn, auf den schroffen Felsenpfaden, auf der Fluren grünen Saaten, wo die Herden weidend gehn, in der Heimat ist es schön! 2. In der Heimat ist es schön! Wo die Lüste reiner wehn, wo des Baches Silberwelle murmelnd hüpft von Stell' zu Stelle, wo der Eltern Häuser stehn, in der Heimat ist es schön! 174. Bodengestalt der Mark Brandenburg. Die Bodengestalt der Provinz Brandenburg zeigt im ganzen und großen ein welliges Flachland. Dasselbe besteht aus Ulehr oder weniger fruchtbarem Sand- und Heideboden, zu welchem sich häufig Thon gesellt, und hat eine schwache Senkung von Süden nach Norden. Reichlicher Getreideanbau lohnt den Fleiß des Landmannes beinahe tiberall in ausreichendem Maße und macht die Mark zu einem kornreichen Lande. Die mit Saaten bedeckten Flächen sind umsäumt von den Rändern weit- gedehnter, harzduftender Kiefernwälder, zwischen denen sich da, wo die Bäume noch als junger Anflug erscheinen, die pfirsichrot ge- färbten Sträußchen des Heidekrauts erheben. Hier und da fin- den sich Wälder schlanker Birken, selten aber Eichen, welche meist nur einzeln auftreten. Im Norden wird Thonboden häufiger, mit ihm der goldgelbe Weizen und majestätische Buchenwälder, welche spiegelklare stille Seeen umgürten. Auf den welligen Flächen des Landes erheben sich bald einzeln, bald kammartig oder in Gruppen versammelt mehr oder weniger hohe Hügelmassen. Zuweilen dehnen sich dieselben weit- hin, erscheinen aber nur darum bedeutend, weil keine Nachbarschaft eines höheren Gebirges die Vergleichung ermöglicht. Sie gewähren in ihren sanft geschwungenen Wellenlinien oft sehr hübsche An- sichten und von ihren Gipfeln weithin tragende Blicke in die Ferne, die reichlich die geringe Mühe ihres Besteigens belohnen. Solche Berge sind der Fläming, der Hagelsberg, die Rauenschen Berge, die Kronsberge, Müggelsberge, Ravensberge, Kranichs- berge re. 15*
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