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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 2 = Kl. 7 - S. 3

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Die Sonn' ist längst auf ihrer Bahn, auf seinem Posten kräht der Hahn, die Tauben flattern ans dem Schlag und sonnen sich im ros'gen Tag. Guten Morgen! 3. Schon tönen Lieder und Schalmei'n, Der Herde Glöcklein klingen drein, und seinen Morgengruß entbeut vom Turme weithin das Geläut. Guten Morgen! 4. Was nur die Hände rühren kann, das schickt sich jetzt zur Arbeit an; die Nachbarsleut' in Stadt und Land, sie drücken sich zum Gruß die Hand. Guten Morgen! 5. Und alles regt sich nah und fern und rüstet sich und preist den Herrn. Ihr wollt doch nicht die Letzten sein? Drum stehet aus und stimmet ein: Guten Morgen! 5. Oer Läeleerjuri^e. von Max Eschner. Natur und Menschenhand im Dienste des Hauses. I. Bd. 2. Ausl. Stuttgart o, I. S. 3. Es ist noch sehr früh am Morgen. Die Dämmerung verkündet den nahenden Tag. In tiefem Schlummer ruhen noch die Bewohner des Hauses. Da dringt plötzlich schrill und scharf der Ton der Klingel durch die stillen Räume. Erschrocken fährt die Mutter von ihrem Lager auf. „Wer schellt denn schon so früh?“ fragt sie unwillig. Ein rascher Blick auf die Uhr gibt ihr die Antwort: „Aha, der Bäcker- junge mit den Brötchen!“ Sie weckt sofort Guste, das Dienstmädchen, das mit einigem Widerstreben sein warmes Bett verläßt und nur notdürftig bekleidet an die Türe huscht. Aber Guste muß die Tür schon völlig öffnen, wenn sie den Bäckerlehrling entdecken will. Zwar steht da draußen ein Korb, gefüllt mit frisch duftenden, noch warmen Brötchen und Semmeln, aber erst bei schärferem Umherspähen in dem schwach , 1*

2. Teil 2 = Kl. 7 - S. 38

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
38 Wasser sehlte es gänzlich. Wie sie sich nun bemühte und abärgerte, stand plötzlich ein kleines buckliges Männlein vor ihr und sagte: „Gib mir dein Tüchlein, so lehr' ich dich zwei Sprüchlein." „Das wär' ein schöner Tausch!" rief lachend die Gänsechristel. „Sprüche weiß ich selbst genug." — „Aber meine Sprüchlein doch nicht," sagte das Männlein, „die könnten dir gute Dienste tun. Wenn du eine Gans würdest, dann würde deine Not schnell ein Ende haben; die Gänse würden deine Sprache verstehen und dir als ihrer Meisterin gehorchen." — „Das siel' mir ein, eine Gans zu werden," ries die Gänse- christel; „ich habe keine Lust, Gras und Hafer zu fressen und mich zu Martini schlachten zu lassen." „Hi! hi!" lachte der Kleine, „so ist's nicht gemeint. Das eine Sprüchlein macht dich zur Gans, und das andere macht dich wieder zur Gänsechristel." — „Da nimm!" sagte die Gänsechristel, knüpfte ihr Tüch- lein los und gab es dem kleinen Mann, der es sich um den Kops band und vor Freude umherhüpfte. Dann trat er vor die Gänsechristel hin und sagte ihr seine Sprüchlein. Das eine lautete: „Hurtedigurte, wer kanu's? Erst ein Mägdlein und jetzt eine Gans." Das andere hieß: „Hurtedigurte, wer kann's? Jetzt ein Mägdlein und erst eine Gans." „Vergiß nur das zweite Sprüchlein nicht," ries lachend der Kleine, „es wäre schade um dich, wenn du zu Martini geschlachtet würdest. Hi! hi!" Mit diesen Worten lief er dem nahen Walde zu und ver- schwand. Die Gänsechristel aber dachte: Du willst doch einmal die Sprüche versuchen und sehen, ob dich dies bucklige Kerlchen nicht betrogen hat. Sie sprach den ersten Spruch leise vor sich hin, und kaum war das letzte Wort von ihren Lippen, so war sie auch schon in eine schöne weiße Gans verwandelt worden. Die Gänse schienen sich gar nicht darüber zu wundern, sie kamen zutraulich herbei und singen an, über allerlei mit ihr zu schwatzen, und sie verstand die seltsame Sprache und konnte sie selbst reden. Am Abend sprach sie das andere Sprüchlein und stand sogleich wieder als Gänsechristel vor ihrer Herde. Von nun an hatte sie gute Zeit; denn es fehlte ihr nicht an Unterhaltung, und die Gänse gehorchten ihr gern. Wenn der Abend kam und die Gänse heimgetrieben werden sollten, sprach sie stets nur das andere Sprüchlein und trieb dann als Gänse-

3. Teil 2 = Kl. 7 - S. 40

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
40 hinter dem Ohr und brummte: „Bei der Magd ist's wohl im Ober- stübchen nicht ganz richtig; morgen soll sie den Abschied erhalten." Die Gänsechristel war als Gans in den Wald geflogen, aber, o Jammer! als sie das zweite Sprüchlein gaken wollte, hatte sie es in all der Angst vergessen. Sie hing traurig den Kopf und sann und sann, aber es war alles umsonst. Da hörte sie plötzlich hinter einem Busch eiu leises Gekicher. Sie machte einen langen Hals, um zu sehen, was dort so höhnisch lachte: „Hi! hi! hi! Hat den Spruch vergessen, muß nun Hafer fressen!" In demselben Augenblick hatte aber auch die Gans den bösen Zwerg am Bein gepackt und sich so festgebissen, daß der höhnische Wicht laut aufschrie und der Gans die besten Worte gab, damit sie ihn doch loslasse. Aber sie hielt ihn so lange fest, bis er ihr wieder zu dem zweiten Sprüch- lein verholfen hatte. O, wie froh war die Gänsechristel, als sie keine Gans mehr war! Der kleine Mann aber rieb sein Bein und hinkte verdrießlich fort; denn wenn es nach seinem Wunsche gegangen wäre, hätte die Gans eine Gans bleiben müssen. — Und die Gänsechristel? - Die hat nie wieder die Sprüchlein gebraucht, sondern geduldig die Gänse gehütet; durch Schaden war sie klug geworden und hielt es ihr Leben lang mit dem Sprichwort: Trau, schau, wein! —

4. Teil 2 = Kl. 7 - S. 48

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
48 zog. Das Wiesel ist ein flinker Räuber und der Fuchs ein schlauer Gesell; dazu kommen noch Falken und Eulen und aus dem Dorfe die Katzen. Die Rebhuhnmutter hat den ganzen Tag über zu spähen, ob ihren Kleinen irgendeine Gefahr drohe. Kinder kommen ans Ährenfeld; sie wollen Kornblumen suchen zum Kranze. Ehe das alte Rebhuhn es gemerkt hat, sind sie ihm ganz nahe gekommen. Sie jubeln plötzlich laut auf, wie sie die kleinen, niedlichen Vögelchen sehen, strecken die Hände aus und wollen die Küchlein fangen. In der Angst fährt die Rebhuhnmutter mit ausgebreiteten Flügeln den Kindern entgegen, als wolle sie schlagen und hacken; dann läuft sie langsam und hinkend auf dem breiten Wege weiter. Sie legt sich ganz auf die Seite und schleppt einen Flügel nach, gerade als sei sie schwer verwundet oder krank und könne nicht fort. Die Kinder vergessen die kleinen Rebhühner und achten nur auf das große; denn das ist, wie sie meinen, am leichtesten zu erhaschen. Weiter hat auch das schlaue Tier nichts gewünscht. Wie die Kinder ihm nahen, wackelt es langsam fort, immer weiter von den Jungen hinweg. Dann läuft’s etwas schneller und schaut dabei aufmerksam nach seinen Kleinen um. Diese sind wie eine Wolke nach allen Seiten auseinandergestoben. Eins hat sich zwischen zwei Erdstücken verkrochen, das zweite hinter einem Stein versteckt. Ein drittes kauert unter dem Grasbusch, das vierte unter dem Distelblatt —jetzt sind sie alle geborgen! — Die Kinder wollen eben das alte Rebhuhn erfassen — da springt’s auf und davon, schnell wie der Wind. Die Kinder stehen verblüfft mit offenen Händen und Augen. Der kleine Feldvogel hat die großen Menschen überlistet. Er ist durch die Halme geschlüpft, weit hinten im Felde ertönt sein leiser Lockruf. Die Kinder überhören ihn; um so besser verstehen aber die jungen Rebhühner die Sprache ihrer Mutter. Sie eilen dem Klange nach, und wenige Minuten darauf sind wieder alle beisammen. 57. Cßarurn der F)alm nur eine Kurze Hbre bat. Von Oskar Däbnbardt. Naturgeschichtliche Volksmärchen. 2. verb. Auflage. Leipzig 1904. S. 18. Ofjor§eiten, als Gott noch selbst aus Erden wandelte, da war die Fruchtbarkeit des Bodens viel größer, als sie setzt ist. Damals trugen die Ähren nicht sünszig- oder sechzigsältig, sondern vier- bis sünshundert- sältig. Da wuchsen die Körner am Halm von unten bis oben hinaus:

5. Teil 2 = Kl. 7 - S. 49

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
so lang er war, so lang war auch die Ähre. Aber wie die Menschen sind, im Überfluß achten sie des Segens nicht mehr, der von Gott kommt, werden gleichgültig und leichtsinnig. Eines Tages ging eine Frau an einem Kornseld vorbei, und ihr kleines Kind, das neben ihr sprang, flel in eine Pfütze und beschmutzte sein Kleidchen. Da riß die Mutter eine Handvoll der schönen Ähren ab und reinigte ihm damit das Kleid. Als der Herr, der eben vorüberkam, das sah, zürnte er und sprach: „Fortan soll der Kornhalm keine Ähren mehr tragen: die Menschen sind der himm- lischen Gabe nicht länger wert." Die Umstehenden, die das hörten, er- schraken, fielen auf die Kniee und flehten, daß er noch etwas möchte an dem Halm stehen lassen: wenn sie selbst es auch nicht verdienten, doch der unschuldigen Hühner wegen, die sonst verhungern müßten. Der Herr, der ihr Elend voraussah, erbarmte sich und gewährte die Bitte. Also blieb noch oben die Ähre übrig, wie sie jetzt wächst. 58. Schulze Hoppe. Von Adalbert Kuhn und Wilhelm Schwartz. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. Leipzig 1848. S. 356. Es war einmal ein Schulze, der hieß Hoppe, dem konnte es der liebe Gott nie recht machen mit dem Wetter; bald war’s ihm zu trocken, bald regnete es zu viel, und da sagte der liebe Gott endlich: „Im nächsten Jahre sollst du das Wetter selbst machen.“ So geschah es denn auch, und der Schulze Hoppe ließ nun abwechselnd regnen und die Sonne scheinen, und das Getreide wuchs, daß es nur so eine Freude war, mannshoch. Als es nun aber zur Ernte kam, waren alle Ähren taub; denn Schulze Hoppe hatte den Wind vergessen, und der muß doch wehen, wenn das Getreide sich ordentlich besamen und Frucht tragen soll. Seit der Zeit hat Schulze Hoppe nicht mehr übers Wetter gesprochen und ist zufrieden damit gewesen, wie es unser Herrgott gemacht hat. 59. Kot*näbr£tl. Von Christoph von Scbmid. Gesammelte Schriften. Xvi. Bdch. 2. Aufl. Augsburg 1861. 8. 52. ®iu Landmann ging mit seinem kleinen Sohne Tobias auf den Acker hinaus, um zu sehen, ob das Korn bald reif sei. „Vater, wie kommt's doch," sagte der Knabe, „daß einige Halme sich so tief zur Erde neigen, andere aber den Kopf so aufrecht tragen? Diese müssen wohl recht vornehm sein; die andern, die sich so tief vor ihnen bücken, sind gewiß viel schlechter?" Der Vater pflückte ein paar Ähren ab und Lesebuch für Mittelschulen. Ii. 4

6. Teil 2 = Kl. 7 - S. 51

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
sengtem Gefieder zurück. Rasch legt sie es zu dem zuerst ge- retteten und bahnt sich zum drittenmal den Weg durch Rauch und Feuer, um auch die übrige Brut zu retten. — Vergebens erwartet man sie zurück. Sie hatte neben den beiden letzten ihrer Jungen den Tod gefunden. Ein mitleidiger Bauer nahm sich der beiden geretteten Störchlein an und fütterte sie auf. Noch lange nachher sah man die beiden gezähmten Sumpfvögel auf dem Hofe des Landmannes zwischen dem Federvieh klappernd einherschreiten. 61. Sine I^ühnerwirtichaft Von Robert Retmcl*. Deutscher Jugendkalender für 1852. Leipzig. 8. 28. 1. uf einem Gehöfte lebte ein alter Hahn, der hieß Henning, und seine Frau, die alte Henne, hieß Kratzefuß. Von den vielen Kindern, welche die beiden gehabt hatten, waren fast alle von ihrer Herrschaft aufgegessen, nur zwei Hähnchen waren noch übrig; Gokelmann hieß der ältere und Hähnel der jüngere. Beides waren muntere Burschen, keck, eitel und streitsüchtig, wie man es von jungen Hähnen nur verlangen kann; aber der Gokel- mann hatte eben nicht das Pulver erfunden, während sein Bruder Hähnel schon gescheiter war. Beißen mußten sie sich täglich ein paarmal; denn bei Hühnern gehört das zur guten Lebensart. Nun wohnte auch noch auf demselbeu Hofe ein rothaariger Hund, Phylax mit Namen; der war ein so gutmütiges Tier, daß er den Hühnern nie etwas zuleide tat. Oft ließ er ihnen sogar manchen guten Bissen von seinem Fressen übrig; daher hatten sie ihn denn anch alle gern. 2. Eines Morgens spazierte einmal der Gokelmann ganz gemütlich für sich allein in dem großen Garten hinter dem Hause. Da wußte er ganz hinten am Ende des hölzernen Zaunes einen prächtigen, hohen Mist- haufen, aus den er für sein Leben gern hinaufstog. Wie stolz und majestätisch kam er sich da oben vor, wie krähte es sich da so hübsch über die weiten Felder hin! Auch heute war sein erster Gang zu dem 4*

7. Teil 2 = Kl. 7 - S. 52

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
52 Haufen dort. Wie er nun so im besten Scharren und Kratzen und Krähen war, sah er am Wasser hinter dem Zaune Meister Reineke, den Fuchs, liegen, der rührte und regte sich nicht und schaute fortwährend eifrig nach dem Ufersande hin. Gokelmann hatte wohl schon oft in seinem Leben von dem bösen Hühnerdiebe gehört, aber nie einen gesehen, und weil nun der Fuchs rothaarig war und auch sonst viel Ähnlichkeit mit einem Hunde hatte, redete er ihn an und rief: „Du da, bist du nicht ein Bruder von unserm Phplax?" Der Fuchs, der schon lange den appetitlichen jungen Hahn da oben gewittert hatte, dachte: „Warte, dich will ich schon fassen, wenn ich dich nur erst hier habe!" Er blieb ruhig in seiner Stellung liegen und tat, als ob er nichts gehört hätte. „Du da, bist du nicht der Bruder von unserm Phplax?" ries das Hähnchen noch ein paarmal mit immer lauterer Stimme. „Ach, sieh da, liebster Gokelmann!" sprach endlich der Schlaue und richtete den Kopf in die Höhe, „wie bin ich froh, daß ich dich einmal zu sehen bekomme, du lieber, kleiner Kerl! Allerdings bin ich der Bruder vom Phplax, und der hat mir soviel Schönes von dir und deinem Bruder Hühnel erzählt. Ihr sollt ja beide prächtig krähen können, du glaubst nicht, wie gern ich das anhöre. Leider bin ich jetzt erkältet, und die Erkältung hat sich mir auf die Ohren geworfen, so daß ich schwer in der Ferne höre. Du würdest mir eine große Freude machen, wenn du über den Zaun zu mir herunterfliegen möchtest und mir so recht in der Nähe etwas vorkrähtest!" „Ich kann ja nicht zu dir kommen," sprach Gokelmann ganz traurig. Er fühlte sich so sehr geschmeichelt von dem Lobe des Fuchses. „Ach, wie schade!" sprach Meister Reineke, „ich wollte dich auch noch um eine andere Gefälligkeit bitten. Der Doktor hat mir geraten, ich soll wegen meiner Taubheit frische, lebendige Regenwürmer auf die Ohren legen; da bin ich nun hergekommen, um mir welche zu holen, und kann sie nicht gut mit meiner Schnauze fassen. Ja, wer deinen Schnabel hätte!" „Regenwürmer, fette Regenwürmer? Sind denn wirklich welche da?" fragte Gokelmann eifrig. „Ach, und was für welche!" sprach der Fuchs; „Kerle, wie die Aale so fett, das kribbelt und wibbelt davon hier unten beim Wasser. Nie in meinem Leben sah ich solche Menge beisammen."

8. Teil 2 = Kl. 7 - S. 53

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Wie das der Gokelmann hörte, konnte er sich nicht halten; er hob die Flügel, um über den Zaun zum Fuchse hiuunterzufliegen. Sein liebstes Essen von der Welt waren ja sette Regenwürmer! — Aber vergebens! Gerade gestern hatte die Köchin ihn: die Flügel beschnitten, daniit er eben nicht überall hinfliegen könne. So ward es ihm un- möglich, hinunterzuflattern. Er klagte dem Fuchse sein Leid. Dieser wollte ihm auch eben einen guten Rat geben, wie er trotzdem aus dem Garten heraus zu ihm kommen könnte, da ließen sich aber in der Nähe Menschenstimmen hören. Der Fuchs hatte gerade noch Zeit, dem leichtgläubigen Gokelmann zuzurufen: „Komm morgen wieder, du Herzens-Gokelmann, und bring doch auch ja deinen lieb.en Bruder Hähnel mit! Dann wollen du?" Darauf streckte er den Schwanz hoch in die Luft und lief, was er nur konnte, ins Feld hinein. Traurig ging Gokelmann nach seinem Hofe. Fort- während dachte er an das leckere Frühstück, wovon der Fuchs ihm gesagt hatte. Da- heim angelangt, erzählte er nun seinen Eltern, was ihm begegnet war. Nach seinen Worten konnten die alten Hühner auch nicht anders denken, als daß der taube Freund am Ufer ein Hund gewesen wäre. „Alterchen!" sprach Frau Kratzefuß zum Hahn, „wie wär's, wenn wir morgen um diese Zeit alle zusammen nach der Stelle hingingen, wo die Regenwürmer sind? Wir haben lange keine gegessen, und es ist doch das Köstlichste, was ein Geschöpf essen kann." „Schon recht, Mutter!" sprach der alte Henning, „wir können schon hin, ich möcht' aber auch gern unsere lieben Kinder mitnehmen, und denen sind ja leider gestern die Flügel be- schnitten." „Wird schon gehen," sprach die Henne, „laß mich nur machen! Ich weiß, da ist unter dem Gartenzaun ein kleines Loch in der Erde, das kratzen und scharren wir beide so weit aus, daß wir die Kinder bequem durchbringen. Nicht wahr, du bist dabei?" „Nun, meinetwegen!" rief Henning, und die ganze Hahnfamilie freute sich schon im voraus auf das morgende Frühstück. wir mehr miteinander sprechen, hörst

9. Teil 2 = Kl. 7 - S. 60

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
60 Die Wespen aber hetzten weiter: „Ihr bedürft des Schutzes der Menschen nicht! Wenn ihr nur wollt, dann könnt ihr frei sein wie wir und dürft euern Honig für euch selbst behalten. Aber ihr seid zu feige, euch wider den Menschen aufzulehnen und in die Freiheit zu ziehen!“ Als die Wespen plötzlich den Imker daherkommen sahen, riefen sie: „Nun wollen wir euch einmal zeigen, wie man Honig- räuber strafen muß!“' Und sie fielen über den Mann her, um ihn zu stechen. Der aber schützte sich schnell vor ihren Stichen, indem er seine Bienenkappe über den Kopf und starke Handschuhe über die Hände zog. Dann raffte er, erzürnt über den frechen Angriff, dürres Gras und Holz zusammen und steckte es auf dem Erdnest der bösen Wespen in Brand, so daß diese allesamt nebst ihrer Brut vernichtet wurden. Dabei sagte der Imker: „So soll es allem unnützen Gesindel ergehen!“ Die Bienen aber hüteten sich wohl, dem Rate der Verführer zu folgen. Sie blieben, was sie waren: fleißige Bienen! 66. Von der Fledermaus. Von Hermann Wagner. Herzblättchens Naturgeschichte. I. Bändchen. Glogan o. I. S. 107. Wenn's am Abend finster wird, müssen die kleinen Kinder ins Haus; — die Fledermaus aber kommt dann heraus. Den ganzen Tag über hat sie im Schornstein gesteckt oder sich unter dem Dache aufgehangen, und noch dazu an den Hinter- beinen, den Kopf nach unten. Das Licht der Sonne war ihr zu hell, die Luft zu heiß, — sie kann nur die Dämmerung und die Kühle des Abends vertragen. Wenn's dunkel wird, kommen auch allerlei kleinere Tiere zum Vorschein, vielerlei kleines Diebsgesindel, das sich bei Tage nicht gern sehen läßt. Aus ihren Verstecken kriechen die Motten hervor, welche die Tuchkleider und Pelzsachen zernagen. Es kommen die Käfer zum Vorschein, die das Holzwerk im Hause und die Knospen der Obstbäume fressen. Sie wollen ihren Abendspaziergang machen und meinen, es sähe sie keiner. Die Fledermaus kann aber in der Dämmerung sehr gut sehen, und ihre Ohren sind so lang wie fast der ganze übrige Körper. Mit diesen Werkzeugen hört sie das feinste Geräusch. Sie hat verhältnismäßig die längsten Finger auf der Welt; doch braucht sie dieselben nicht zum Stehlen, sondern zum Fliegen. Schon als sie noch ganz jung war, hat ihre Mutter

10. Teil 2 = Kl. 7 - S. 62

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
62 seht auch nicht alle so aus, daß jeder von euch über seine Photographie besonders glücklich sein könnte. Überdies ist der Geschmack verschieden. Was soll ferner das alberne Gerede von meiner Giftigkeit? Die ihr so sehr mit eurer Vernunft und Einsicht prahlt, ihr solltet doch endlich dahintergekommen sein, daß ich weder Gift führe noch überhaupt imstande bin zu verwunden. Aber was helfen mir und meinen wenigen Freunden unter euch alle Beteuerungen! Kaum lasse ich mich sehen, so heißt es: „Hu, hu! ’ne Kröte! Nimm dich in acht! Sie beißt, sie sticht durch die Stiefel! Sie ist fürchterlich giftig!“ —Dann sagt unsereins: „Ich geh ja schon, ich geh ja schon! Laß mich doch nur am Leben!“ Aber das schnelle Weglaufen ist nicht unsere starke Seite; ehe man sich’s versieht, hat man mit Stöcken und Steinen sein Teil bekommen, oder man wird mit der Feuerzange gepackt und über den Zaun geworfen, daß einem Hören und Sehen vergeht und man für sein ganzes Leben einen Schaden davonträgt. Solches erdulden wir armen Kröten, obgleich wir euch als die sorgsamsten Gärtnerinnen dienen, indem wir von euren Gemüsen und Salaten das Gewürm herunterschmausen. Was, glaubt ihr wohl, würden die kleinen Schnecken täglich von eurem Kohl ver- zehren, wenn ich nicht die Schnecken vertilgte? Etwa so viel, daß euer drei oder vier davon eine Mahlzeit hätten, und es würde noch ein Schüsselchen voll für einen gerade vorbeikommenden Hand- werksburschen übrig bleiben. — Was kann ich manchmal in Schnecken leisten! Die ersten paar Dutzend ess’ ich nur für den Hunger. Erst wenn ich beim dritten oder vierten Dutzend bin, sag’ ich: „Jetzt komm’ ich in den Geschmack! Die Schneckchen sind feist und munden nicht übel. Will doch sehen, ob ich’s nicht bis auf hundert bringe!“ Ich habe nun wohl genug gesprochen. Es macht mir wahrlich kein Vergnügen, mich selber zu rühmen; aber ich werde auch gar zu schlecht behandelt! Eure Vorfahren hielten mich für ein ver- zaubertes Prinzeßchen. Wie es sich auch in der Tat damit ver- halte, dieser Glaube bewirkte wenigstens, daß man freundlich und liebevoll mit mir umging. Nun, ich glaube, daß die Erde sich dreht, und daß auch wieder bessere Zeiten für uns Kröten kommen werden. Nehmt euch meine Worte zu Herzen! Der Himmel er- halte uns die Geduld, und euch gebe er Einsicht!
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