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1. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 245

1886 - Berlin : Stubenrauch
245 rosen freundlich hervorblinken aus der tiefgrünen Flut. Und wie großartig düster erscheinen sie, wenn der Sturm in den Wäldern ringsum tost und das schwärzliche Heer der Wolken hinüberpeitscht über die wild empörten Wellen! Wie anheimelnd klingt das Rauschen des Abendwindes in dem Schilfe und dem Röhricht, das die Seeen scheidet von den sie umgrünenden Wiesen! Da vernimmt der aufmerksame Wanderer manch ein Märlein von den Geheimnissen, welche der krystallene Spiegel des Sees zudeckt. Denn hier und da gehen Sagen um von untergegange- nen Dörfern oder von einer im See versunkenen Stadt, und in den Abendstunden klingen dumpfe, feierliche Töne der Glocken aus der Tiefe herauf. 190. Die Oder. Die Provinz Brandenburg besteht aus den beiden Regierungs- bezirken Potsdam und Frankfurt. Jener breitet sich an der Havel und dem unteren Laufe der Spree aus. Seine westliche Grenze zieht sich weit an der Elbe hin. Im Süden dehnt sich der Fläming, ein Höhenzug mit Gipfeln bis 200 m (Hagelsberg bei Belzig), mit feinen Heide- und Kieferstrecken und seinen kies- bedeckten Sandhügeln aus. Der Regierungsbezirk Frankfurt bagegen umfaßt das Gebiet der Oder mit ihren Nebenflüssen und den oberen Lauf der Spree. Die Oder hat, wenn sie in die Provinz Brandenburg eintritt, bereits einen sehr weiten Weg gemacht. Sie hat Schlesien seiner ganzen Länge nach durchflossen. Zwei bedeutende Nebenflüsse, die aus Böhmen und Schlesien kommen, finden die Oder erst in der Mark, der Bober bei Krossen, die Lausitzer Neiße, nachdem sie bei den Weinbergen Gubens vorübergeflossen ist. An der Mündung dieses Nebenflusses schlägt die Oder die Nordrichtung desselben in ihrem Laufe ein. Breit und träge schleicht der Strom hin. Öfters bildet er tote Arme und Sümpfe, die von Gesträuch und Schilf umgeben sind. Dennoch ist die Landschaft nicht durchweg flach. Von den Höhen auf der linken Seite aus hat man einen weiten Blick auf das breite Oderthal und das höher gelegene Sternberger Land jenseits. Fruchtbare Werder erheben sich aus dem Wasser. Stattliche Viehherden beleben sie. Zwischen dem Stronie und Berge windet sich die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn auf einem hohen Damme hin. Lange Züge mit Personen- und Güterwagen schießen brausend vorüber. Setzt man auf der Bahn den Weg fort, so sieht man am Fuße der steil abfallenden Höhen der linken Oderfeite eine Stadt hervortauchen. „Das ist Frankfurt!" sagen die Kaufleute, die eben

2. Schul-Lesebuch - S. 233

1863 - Berlin : Stubenrauch
233 Nachdem die Elbe einen Lauf von 171 Meilen zurückgelegt hat, ergießt sie sich mehrere Meilen unterhalb Hamburg in einer zwei Meilen breiten Mündung in die Nordsee. Hier trägt der stattliche Strom bereits große Seeschiffe. Die, welche auf densel- den das Vaterland verlassen, können hier zum letzten Male dem deutschen Strom und der deutschen Heimath das Lebewohl zurufen. 74. Die Saale. Nächst der Elbe ist die schiffbare Saale für die Provinz Sachsen der wichtigste Fluß. Sie tritt bei Kösen in das Land ein, nimmt bald darnach aus ihrem linken Ufer die Unstrut aus und gewährt mit derselben dem fruchtbaren Thüringen eine Was- serstraße bis zur Elbe. — Die nach Süden gewendeten Abhänge der Berge, welche die Saale einschließen, sind in der Gegend von Naumburg mit Reben bepflanzt und liefern alljährlich eine an- sehnliche Menge Wein. An diese Weinberge reihen sich Obstgärten an; sie breiten sich die ganze Saale und Unstrut entlang aus. Die Obstgärten werden von den üppigsten Wiesen und den fruchtbar- sten Getreidefeldern umgeben. In ihrem Lause geht die Saale an den Städten Naum- burg, Weißensels, Merseburg und Halle vorbei. An ihren Usern wird, so wie auch an der Unstrut und Elbe, Salz gewonnen. Die wichtigsten Salzwerke an der Saale sind Kösen, Dürrenberg und Halle, in welchen jährlich viele.tausend Centner Salz bereitet werden. Oie Provinz Sachsen enthält 460 Qnadratmeilen und hat 1,830,000 Bewohner. Sie zerfallt in die Regierungsbezirke Mägde- bürg, Merseburg, Erfurt. 75. Die Salzgewinnung. Das Salz findet sich ausgelöst im Wasser und kommt iu natürlichen Quel- len aus der Erde; es heißt darum Quellsalz. Durch Sieden wird das Salz aus dem Salzwasser, das man Soole nennt, gewonnen. In den Salzwerken an der Saale ist die Soole so dünn, daß sie nicht gleich gesotten werden kann. Sie wird erst durch Gradirwerke geleitet. Es werden nämlich lauge Wände von Schwarz, und Weißdornen zu 80 Fuß Höhe und 4 bis 6 Fuß Breite aufgebaut, und ans diese glatt beschnittenen Wände wird nun die Soole durch Pumpwerke gebracht. In einzelnen Tropfen fällt dieselbe langsam wieder herab, indem jeder Tropfen von Dorn zu Dorn springt. Behälter unter den Gra, dirwerken fangen die herabtröpfelnde Soole auf. Gewöhnlich muß jeder Tropfon diesen dornenvollen Weg zwei- bis dreimal machen. Aber reiner und werth- voller wird er auch nach jedem Wege. Nicht nur die erdigen Theile hat er an den Gradirwänden zurückgelassen, die Sonne und der Wind haben ihm auch einen Theil feines Wassergehaltes genommen. — Durch lange Rinnen wird die so geläuterte Soole nun in die großen Pfannen des Siedehauses gebracht, '

3. Schul-Lesebuch - S. 1

1863 - Berlin : Stubenrauch
Die Provinz Sachsen. Anhang Zu dem „Schul-Lesebuch" Ausgabe A. und B. von F. Wetzel^ Menges^ Menzel und Richter. Rertin, 1861- Vertag von Adolph tztukenrauch L Comp. Preis: 1 Sgr. 1. Ueberblick über die Provinz. (Lies: Schul-Lesebuch Ausgabe A. Seite 220; Ausgabe U. Seite 288). 2. Die Altmark. Die Altmark wurde von König Heinrich I. gegründet, damit sie eine Schutzwehr des deutschen Reiches gegen die jenseits der Elbe wohnenden Wenden sei. Er gab ihr seiner Zeit den Namen „die Nord mark." Mancher harte Strauß ist aus diesem Strich Landes ausgefochten und fast jede Scholle desselben ist mit heißem Blute getränkt worden, ehe es gelang, der feindlichen Wenden ganz Herr zu werden. Oft schon waren diese von den deutschen Waffen besiegt worden; aber sie begannen immer von Neuem den Kampf. Im Jahre 929 hatten sie sia wieder zusammengeschaart und umzingelten Walsleben, das nahe an der Elbe zwischen Werben und Arneburg liegt. Der Ort war befestigt und volkreich; aber gegen die Unzahl der feindlichen Wenden konnte er sich nicht halten. Mit Sturm wurde die Stadt er- obert, und keiner seiner Bewohner sah den kommenden Tag. Dieser Erfolg gab den Wenden Muth; wie ein Mann erhoben sie sich gegen die Deutschen. Da mußte Heinrich selbst in den Krieg. Bei Lenzen an der Elbe traf er die wendischen Sckaaren und schlug sie in heißer Schlacht. Unter Otto I., dem Sohne Heinrichs, kamen auch die Ungarn wieder nach Deutschland. Sie zogen mordend und sengend ihren Weg durch Thüringen. Da, wo die Bode sich vom Harze in ein frucht- bares Thal ergießt, schlugen sie ihre Zelte auf und unternahmen von hier aus weit und breit Raubzüge. Jede Nacht war der Himmel blu- tig roth von brennenden Gehöften und Dörfern; die Saaten wurden zerstampft und die Bewohner gemordet. — Eine Schaar der Ungarn drang nach Norden vor und kam in die Altmark. Ein wendischer Führer sollte ihnen den Weg weisen. Dieser führte sie in die Gegend, wo die Aller und die Ohre ihre Gewässer sammeln, und die damals schon der Drömling hieß. Das ist ein weiter sumpfiger Landstrich, i

4. Schul-Lesebuch - S. 106

1863 - Berlin : Stubenrauch
106 dort aufgegrabenen Torfe kann man noch Sumpfpflanzen und so- gar ihre Theile erkennen. Man hat auch Samenkörner in ziem- licher Menge an das Licht gefördert. Ferner haben die Torfgrä- der vermodertes Holz von Birken, Kiefern und Erlen, wie auch Muscheln und Ueberreste von Infekten aufgefunden, die oft in bedeutender Tiefe lagen. Merkwürdig ist es, daß selbst Knochen von Thieren aufgegraben worden sind, unter ihnen das Geweih eines Gabelhirsches, eines Elenthieres, die Hauzähne eines Ebers und Pferdezähne. Ja sogar ein merkwürdig geformter Menschen- schädel ist an das Tageslicht gefördert worden. Sie lagen 4 Fuß tief im Moor. Uott weiß, wann sie dort versunken sind; es muß lange her sein; denn schon vor 200 Jahren war das Moor fest. Damit der Torf schneller und bequemer nach Berlin geschafft werden könne, hat man vom Ruppiner See aus einen Kanal nach der Havel oberhalb Oranienburg gezogen. Auf diesem Wege bringen Kähne ihre Torfladungen nach der Hauptstadt, wo viel Torf verbraucht wird. 7. Die Spree. Neben der Havel ist die Spree der wichtigste Fluß der Pro- vinz Brandenburg. Sie entspringt auf dem Lausitzer Gebirge. In schnellem Laufe durchfließt sie das Königreich Sachsen und die preußische Oberlausitz und tritt dann in die Provinz Bran- denburg, durch welche sie in langsamem Strome von Süden nach Norden geht. Wer sie in der Nähe der Hauptstadt Berlin sieht, wie sie durch ein ebenes Land in breitem Bette trübe und lang- sam dahinfließt, der glaubt kaum, daß dies derselbe Fluß ist, des- sen klare Gewässer bei Bautzen lustig über Felsen hüpfen. Wenn sie reden könnte, so würde sie von der Schlacht erzählen, welche am 21. Mai 1813 bei Bautzen zwischen den Preußen und Fran- zosen geschlagen wurde. Ihr Unterlauf beginnt in der Nieder- lausitz, welche zu Brandenburg gehört. Hier bildet sie eine der merkwürdigsten Gegenden der Mark, den Spreewald, in dessen Mitte die Stadt Lübben liegt. Die Spree theilt sich nämlich in eine unzählige Menge von Armen, die eine weite Niederung durch- fließen, welche bei hohem Wafferstande ganz überschwemmt wird In älterer Zeit befand sich hier ein undurchdringlicher Bruch- wald, ven die Wenden oder Sorben zum Zufluchtsort erwählten, als sie vor den Deutschen nach Osten hin zurückweichen mußten. Die Nachkommen derselben wohnen noch heut im Spreewald und haben nach Art ichres Stammes die väterliche Sprache und Sitte bewahrt. Ein Theil des Spreewaldes ist urbar gemacht und in fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt worden. Ein anderer Theil indeß besteht noch jetzt aus einer beträchtlichen Waldmasse.

5. Schul-Lesebuch - S. 112

1863 - Berlin : Stubenrauch
112 Die in den hiesigen Brüchen gewonnenen Steine werden nach ihrer Größe und Beschaffenheit verschieden angewendet. Einige Stücke eignen sich zur Anfertigung von winkelrechten Quadern, Treppenstufen, Grabplatten und andern Steinhauer-Arbeiten. An- dere dienen wenigstens als gewöhnliche Bausteine. Noch andere werden in Kalköfen gebrannt. Da die Rüdersdorfer Berge in einer wasserreichen Gegend liegen, so werden die gewonnenen Kalksteine fast gänzlich zu Wasser verfahren. Der bedeutendste Absatz findet nach der benachbarten Residenz statt. Mit Brennsteinen wird nicht nur die Umgegend versehen, sondern sie werden mittelst der Kanalverbindungen zwi- schen Elbe, ilpree, Oder und Weichsel weithin gesendet. Einer- seits kommen sie bis Mecklenburg und Hamburg, andererseits bis Stettin, Posen, Bromberg und Graudenz. Sind doch diese Kalk- brüche die einzigen in den Provinzen Brandenburg, Pommern und Preußen. Seit der Zeit, daß in Stadt und Land der Bau massiver Gebäude so bedeutend zugenommen hat, ist der Verbrauch der Bau- und Brennsteine sehr gestiegen. Man hat deshalb die Be- sorgniß ausgesprochen, daß das Rüdersdorfer Lager sich bald er- schöpfen könne. Andere aber haben nachgewiesen, daß mindestens noch für 1000 Jahre Vorrath da ist. 11. Die Mark in alten Zeiten. Vor alten Zeiten, — es sind das nun über tausend Jahr her, — sah es anders in der Mark aus, als heute. Zwar die trägen Gewässer der Havel und Spree stoffen auch dazumal schon durch das Land; aber die Städte und Dörfer, in denen die Men- schen heute wohnen, waren nicht da. Weite Wälder bedeckten den Boden; die Sümpfe waren nicht ausgetrocknet und in Wiesen ver- wandelt; auch der Sand war noch nicht bezwungen durch den Fleiß der Menschen und zu Ackerland gemacht worden. Die Kunst- straßen und die Wege, 'welche heut die Ortschaften verbinden, hättest du umsonst gesucht. Der Wandersmann, der sich in den großen, weiten Wäldern, darin es nicht Weg noch Steg gab, verirrte, war übel daran; meilenweit gab es kein schützendes Ob- dach. Wer heut durch das Lan-d reist, dem zeigen schon von weitem die Kirchthürme den Weg zu den Wohnungen der Men- schen. Damals aber wohnten noch keine Christen im Lande; son- dern die darinnen saßen, waren Heiden und wußten weder etwas von dem Gotte, der Himmel und Erde gemacht hat, noch von Seinem Sohne, der uns Menschen erlöset hat. — Die Mark ist ursprünglich deutscher Boden gewesen. In grauer Vorzeit jagten deutsche Männer in den Wäldern das Wild und stellten den Wölfen nach, die heute nur noch in Polen und

6. Schul-Lesebuch - S. 222

1863 - Berlin : Stubenrauch
222 Einzelne Gegenden zeigen eine große Fruchtbarkeit. So die Wische an dem linken Ufer der Elbe bei den Städten Osterburg, Seehausen und Werben. Hier hatten sich die Wenden festgesetzt, ehe Albrecht sie bezwang. Der fette Boden gab reichliche Frucht, die aber oft von der austretenden Elbe verschlungen wurde. Da fingen fleißige Hände an, dem Flusse durch aufgeworfene Dämme einen bestimmten Lauf anzuweisen. Dies geschah besonders durch eingewanderte Niederländer. Als diese Dämme noch nicht unter Aufsicht des Staates standen und gehörig in Ordnung gehalten wurden, mußte öfter ein Landwirth seine Aecker verlassen, weil er nicht im Stande war, die durchbrochenen Stellen wieder auszu- füllen. Daher stammt noch die Redensart: „Er kann nicht mehr deichen," welche bedeutet: „Er kann sich nicht mehr in seiner Be- sitzung behaupten." Jetzt hat sich das geändert. Die Wischedörfer bestehen, wie die Bruchkolonien im Havel- lande, aus lauter zerstreuten Höfen. Der Boden des Landes ist schwer, lehmig und von gelber oder schwarzer Farbe. Beim Um- pflügen des Brachlandes müssen oft 6 bis 8 Pferde vor den Pflug gespannt werden, wenn der Boden zusammengetrocknet ist. Ist der Boden naß, so kommt das Vieh auch schwer darin fort, und die Saat sinkt ein. Zur Entwässerung des Landes sind viele Gräben durch die Wische gezogen. Im Sommer entsteht, wenn- gleich sonst Ueberfluß an Wasser ist, auch wohl Wassermangel, weil es keine Quellen giebt. In der guten Jahreszeit ist die Wische ganz anmuthig. Die ganze Gegend scheint ein Dorf zu sein; zwischen den breiten Weizen- und Kleefeldern ziehen sich schöne Eichenraine hin, und man sieht es den Bewohnern an, daß es ihnen an Speise und Kleidung nicht fehlt. Im Spätherbst und Frühling aber sind die Wege unergründlich, und wer in Schuhen hier wandert, der verliert sie bald; denn der Boden hält sie fest. Eigenthümlich sind auch die Bruchländer in den Niederungen an der Ohre, einem Nebenflüsse der Elbe. Sie führen den Na- men „der Drömling." Schon im 14. und 15. Jahrhundert waren unsere Vorfahren bemüht, diese Bruchsteppen auszutrocknen. Allein noch im vorigen Jahrhundert war hier eine Sumpffläche, an sechs Meilen lang und zwei bis drei Meilen breit. Sie war größtenteils mit Erlen bewachsen und hatte nur hin und wieder Anhöhen, auf denen Eichen wuchsen. König Friedrich Ii. fing 1778 an, dieses Bruch durch Vertiefung des Ohrebettes zu entwässern. 71. Das preußische Thüringen. Der südwestliche Theil der Provinz Sachsen wird von einem Theile Thüringens gebildet. Das ist ein schönes Land, in wel- chem herrliche Auen und Thäler mit Bergen, Hügeln und Hö- henzügen abwechseln. Unser König besitzt nur einen Tbeil dieses

7. Schul-Lesebuch - S. 230

1863 - Berlin : Stubenrauch
230 stamme. Raschen Laufes geht sie weiter durch hügelige Land- schaften in freundliche Thäler. Ihre Wassermasse wird bald ver- mehrt durch die Moldau und Eger. Nach ihrer Vereinigung mit diesen Flüssen drängt sie sich bei Lowositz durch eine Felsenspalte und gelangt dadurch aus dem Böhmerlande in das Königreich Lachsen. Nochmals treten ihrem Laufe hier mächtige Hindernisse entgegen. Von allen Seiten drängen gewaltige Sandsteinfelsen auf sie ein. Sie durchbricht dieselben und eilt, von ihnen eingeengt, durch die sogenannte sächsische Schweiz nach Dresden. Einen der merkwürdigsten Punkte dieser Landschaft bildet der durch seine Steinbrüche berühmte Liebethaler Grund. Auf beiden Seiten des- selben erheben sich 30 bis 60 Ellen hohe Sandsteinfelseu. Ist man eine Strecke durch dieselben gewandert, so glaubt man sich mitten in die Ruinen einer alten, prächtigen Stadt versetzt. Die mächtigen Steinhaufen erscheinen wie Ueberreste von Mauern, Thürmen und Palästen. — Es werden hier bereits seit mehreren hundert Jahren aus den abgelösten Felsenftücken Fenster- und Thürbekleidungen, Wassertröge, Schleif- und Mühlsteine u. s. w. behauen und dann weit und breit verschickt. Ehe ein solches Stück fertig wird, kostet es den Arbeitern viele Mühe. Zuerst trennen sie von dem Felsen ein sehr großes Stück, welches ein Satz ge- nannt wird. Ist nach langer, oft halbe und ganze Jahre dauern- der Arbeit ein solcher Satz so weit abgelöst, daß das völlige Ab- brechen bald zu erwarten ist, so stellen die Arbeiter ein Fest an. Wenn der Satz mit fürchterlichem Krachen herabstürzt, erhebt sich ein allgemeiner Jubel, und es beginnt dann ein Trinkgelag. Das große Felsenstück wird darauf in kleinere Theile getrennt, und diese werden alsdann zu den schon genannten Gegenständen verarbeitet. Die Beschäftigung der Steinbrecher ist eine sehr beschwerliche und gefährliche. Auf hohen, gewaltigen Felsen und über jähen Abhängen arbeiten sie in größester Ruhe; bald untergraben sie ein großes Felsenstück, damit es herabfalle; bald schlagen oder pochen sie auf dem schon halb getrennten Stücke. Die Luft, welche sie ein- athmen, und das Wasser, welches sie trinken, ist mit feinem Stein- staube vermischt. Dies schadet ihrer Gesundheit so, daß nur wenige von ihnen über 50 Jahre alt werden. Aber dennoch ergreift der Sohn gern das Gewerbe des Vaters und scheut nicht den frühen Tod. Bei Meißen zwängt sich die Elbe zum dritten Male durch Gebirgsmassen hindurch und gelangt dann bald in die norddeutsche Tiefebene. Die Felsenufer sind immer niedriger geworden und treten immer weiter von den Ufern zurück. 2. Ihr millterer und unterer Laus. Zwischen Riesa und Mühlberg tritt die Elbe als ein brei- ter, schiffbarer Strom in die preußische Provinz Lachsen. Wie ganz

8. Schul-Lesebuch - S. 232

1863 - Berlin : Stubenrauch
232 lich. An der Elbe gedeiht ferner die Frucht der Bäume. Pflau- men, Birnen und Aepfel bringt die Elbaue in großer Menge her- vor. Häufig auch findet sich an den Üfern die Weide, deren bieg- same Zweige zu Korbflechtereien verwandt werden. So fordert der Fluß die Thätigkeit des Menschen auf man- nigfaltige Weise heraus. Hier muß er seine Hände rühren, um Produkte zu gewinnen, dort, um sie zu verarbeiten. Noch in anderer Weise dient die Elbe dem Menschen. Kaum hat sie in ihrem oberen Laufe die einengenden Felsmassen durch- brochen und sich ein breites Rinnsal gebildet, so fängt der Mensch an, sie sich unterthänig zu machen. Sie muß ihm Dampf- und Segelschiffe tragen, Schiffmühlen und Holzflöße treiben, die ihr besonders auf der Moldau und Saale zugeführt werden. Brücken wurden über sie geschlagen, und zu diesen hat der Fluß zum Theil die Steine selbst losgerissen und herbeigeführt. Andere dieser Steinmassen wurden beim Bau der Straßen und Eisenbahnen ver- wandt, die sich im Thal der Elbe hinziehen; so die Bahn von Dresden nach Prag. Festungen erheben sich au ihren Ufern, zu deren Bau der Fluß Materialien herbeitragen mußte; so im Kö- nigreich Sachsen Königstein, im preußischen Sachsenlande Tor - gau, Wittenberg, Magdeburg. Je weiter die Elbe nach Norden kommt, desto reichlicher wird ihre Wassermasse. Es fließen ihr von rechts zu die schwarze El- ster und die Regenbäche, die von der Hochebene des Vlämings herabkommen. Die schwarze Elster mündet in der Nähe von Wit- tenberg bei dem Dorfe Warten bürg ein, wo im Jahre 1813 am 3. October die Preußen unter dem tapferen General Jork die Franzosen schlugen. Von links kommt die Mulde, die durch Anhalt- Dessau fließt, und die Saale, welche die zahlreichen Gewässer des Thüringer Waldes der Elbe zuführt. So wird dieselbe stark ge- nug, große Kähne zu tragen. In den Fabriken, die in Menge zwischen Schönebeck und Magdeburg aus dem linken Ufer der Elbe erbaut sind, erhalten viele derselben ihre Ladung. Die Waaren gehen theils durch den plauenschen Kanal in die Havel und von dieser in die Spree bis Berlin; anderntheils fahren die Schiffe den Strom hinunter aus der Grenze zwischen Brandenburg und der Provinz Sachsen. Aus dieser Strecke wird sein Wasser durch die Einmündung der Havel auf dem rechten User vermehrt. Zu den wichtigsten unter den Städten an der Elbe gehört Magdeburg. Schon seit Jahrhunderten hat sie sich durch ihre Macht hervorgethan; aber sie hat auch traurige und schwere Tage erlebt. Im dreißigjährigen Kriege wurde sie von dem kaiserlichen General Tillh belagert, am 10. Mai 1631 nach heldenmüthiger Gegenwehr erobert und gänzlich zerstört. (Lies: S. 427.)

9. Schul-Lesebuch - S. 8

1863 - Berlin : Stubenrauch
8 welchem am 2. Mai 1813 die Preußen und Russen den ersten Kampf im Freiheitskriege mit den Franzosen zu bestehen hatten. Zur Erin- nerung daran ist eine 80 Fuß hohe Säule errichtet, welche die In- schrift trägt: „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vater- land. Sie ruhen in Frieden! Den 2. Mai 1813." Eine Stunde davon entfernt, in der Nähe von Lützen, liegt das Schlachtfeld, auf welchem König Gustav Adolph am 16. November 1632 den Heldentod starb. Im Jahre 1838 ist zur dankbaren Erinnerung an ihn ein Denk- mal errichtet worden. In der Nähe von Dürrenberg, unweit des Dorfes Keuschberg, findet man noch Ueberreste von Erdwällen und Schanzen, welche aus der Zeit stammen, als der deutsche König Hein- rich I. im Jahre 933 auf diesem Felde das Heer der Ungarn in furcht- barer Schlacht vernichtete. Noch jetzt wird alljährlich in der Kirche zu Keuschberg ein Dankgottesdienst zum Andenken an den herrlichen Sieg abgehalten, durch welchen die Macht des wilden Heidenvolkes über die deutsche Christenheit gebrochen ward. In nordöstlicher Richtung von Naumburg liegt an der Saale die Stadt Merseburg. In dem schönen Dome ist Herzog Rudolph von Schwaben begraben, der im Jahre 1080 mit Heinrich Iv. um die Kaiserkrone rang. Er starb im Schlosse zu Merseburg an seinen schwe- ren Wunden. Im Kampfe war ihm die rechte Hand abgehauen wor- den. Man fand dieselbe auf dem Schlachtfelde, und als man sie ihm zeigte, ries er schmerzvoll aus: „Das ist die Hand, mit der ich dem Kaiser den Eid der Treue geschworen!" Noch jetzt wird dieselbe Je- dem gezeigt, der in dem Dome sich umherführen läßt. Das alte, geräu- mige Schloß, das auf einem Hügel an der Saale liegt, war ehedem der Sitz eines Bischofs; später residirten Herzöge von Sachsen-Merse- burg darin. — Nordwärts von Merseburg mündet auf dem rechten Ufer der Saale die weiße Elster in dieselbe. 2. Eine der bedeutendsten Städte an der Saale ist Halle. Die Stadt verdankt ihren Ursprung dem Salz, das schon seit der Zeit Karls des Großen in dieser Gegend gewonnen wurde. Das Salz wird von den Halloren bereitet. Diese sind Nachkommen der Wenden und haben bis jetzt noch vielfach die Sitten ihres Volksstammes be- wahrt. Aus alter Zeit sind ihnen auch noch manche Gerechtsame ge- blieben. Sie stehen untev einem eigenen Beamten, dem die Leitung der Arbeit und die Handhabung der Ordnung unter ihnen zusteht. Dieser Beamte heißt der Salzgras. Auch das Recht des freien Fisch- und Vogelfanges ist ihnen bis auf den heutigen Tag verblieben. In jedem Herbste senden sie dem Könige die ersten Lerchen, die sie fangen. Zu Neujahr überreichen sie ihm, wenn er bei Tafel sitzt, als eine Lehnsgabe Salz, eine große Schlackwurst und Sooleier. Dafür wer- den sie im Schlosse gespeist und dürfen jedem Könige nach der Thron- besteigung in einem feierlichen Aufzuge besonders huldigen. Der Kö- nig schenkt ihnen zu diesem Zwecke ein Pferd aus seinem Marstalle rnd eine neue Fahne. Bei Feuers- und Wassersnoth leisten die Hallo- :en der Stadt treffliche Dienste; auch besorgen sie oft die Bestattung >er Leichen und erscheinen dabei in ihrer alten Volkstracht. — In den Walzwerken zu Halle ist die Sook so gut, daß sie nicht erst auf Gra- irwerken von erdigen und wässerigen Bestandtheilen gereinigt zu werden

10. Schul-Lesebuch - S. 9

1863 - Berlin : Stubenrauch
9 braucht, sondern nur in Pfannen gekocht wird. Der jährliche Ertrag der beiden Salinen beläuft sich auf 6400 bis 65o0 Last; die Last aber enthält 4000 Pfund. — In der Nähe von Halle finden sich auch aus- giebige Braunkohlenlager. — (Lies: August Hermann Franke. Ausg. A S. 235; Ausg. B S. 405.) Eine halbe Stunde unterhalb der Stadt erhebt sich hart am Ufer der Saale ein Felsen, auf dem die Ruinen der alten Bergfeste Gieb ich enstein liegen. Dieselbe diente im Mittelalter oft für fürstliche Personen als Gefängniß, und der Spruch: „Wer da kommt nach Giebichenstein, der kommt selten wieder heim" war im ganzen Lande bekannt. In dieser Burg hielt einst, so erzählt die Sage. Kaiser Heinrich Iv. den Landgrafen Ludwig von Thüringen, den Erbauer der Wartburg, gefangen; der aber wußte seine Wächter zu täuschen und sprang kühnen Muthes von einem Fenster der Burg hinab und rettete sich so aus der Gefangenschaft. Das Fenster zeigt mau noch heut. Der Landgraf aber erhielt davon den Namen Ludwig der Springer. Unterhalb Halle begleiten theils kahle Berge, theils bewaldete Hü- gel die Saale bis über Wett in hinaus nach Rothenburg und Alsleben hin. Auf dem rechten Ufer des Flusses, etwa zwei Stun- den von ihm entfernt, erhebt sich der hohe Petersberg. Früher stand auf der Spitze des Berges ein Augustiner-Kloster mit einer schö- nen Kirche. Sämmtliche Gebäude brannten zur Zeit der Reformation ab. König Friedrich Wilhelm Iv. aber hat die Kirche wieder herstellen lassen. Zwischen dem Petersberge und der Saale, bei Löbejün und Wett in und auch noch jenseit des Flusses nach Halle hin, sind Lager vortrefflicher Steinkohlen, welche besonders zur Heizung von Dampf- maschinen gebraucht werden. Unterhalb Alsleben verläßt die Saale den Regierungsbezirk , Merseburg und fließt durch das Bernburgische Land bei der Residenz- stadt desselben vorüber, nimmt die Bo de, welche vom Harze herkommt, auf und tritt dann in den Regierungsbezirk Magdeburg ein. Bei Kalbe führt eine Brücke der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn über die Saale, die sich dann in der Nähe von Barby in die Elbe ergießt. 8. Die Salzgewinnung. (Lies: Schul-Lesebuch Ausgabe A. Seite 233; Ausgabe B. Seite 293). 9. Der Nabe zu Merseburg. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts lebte zu Merseburg an der Saale ein Bischof, Namens Thilo von Trotha. Der war ein gar jähzorniger Herr, zumal wenn ihm irgend eine Widerwärtigkeit seine gute Laune verdarb. Dies geschah aber einstmals auf der Jagd, als er den ganzen Tag durch Sumpf und Moor geritten war, ohne auch nur ein einziges Wild erlegt zu haben. Verdrießlich zog er heim in sein Schloß, warf die Jagdkleider ab und begab sich in fein Gemach. Hier wartete seiner der alte treue Diener Johannes. Nun besaß der Bischof einen goldenen Siegelring, der ihm als Geschenk von einem alten Freunde besonders werth war. Er pflegte
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