— 102 —
die Erzeugnisse des eigenen Gewerbefleißes überwiegend ausgeführt
werden, müssen Lebensmittel (Getreide) und die Rohstoffe der Industrie
eingeführt werden. Durch die Gotthardbahn ist die Schweiz
nunmehr die Vermittlerin des Handels zwischen Deutschland, Italien
und dem Oriente geworden. Schöne Heerstraßen und ein reiches
Netz von Eisenbahnen durchziehen das Land, kühn die vielen Hinder-
nisse des gebirgigen Bodens überwindend.
V. a) Die Schweiz zählt bei einem Flächeninhalte von 41000 qkm
über 3 Mill. Eiuwohner; somit treffen auf 1 qkm durch-
schnittlich 75 Menschen. Naturgemäß siud die Hochalpengebiete sehr
dünn bevölkert; die Jndustriebezirke dagegen gehören zu den stärkst-
bewohnten Gegenden Europas.
b) Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung große Ver-
schiedenheit; doch überwiegen die Deutschen, welche den Norden,
Osten und die Mitte des Landes bewohnen, weit an Zahl, indem
sie mehr als 7/io aller Einwohner ausmachen. Über 2/10 sind
französisch (im Westen). Der Rest verteilt sich auf die Italiener
(im Süden) und etwa 40 000 Rätoromanen (im Kauton Grau-
bünden).
c) Der Religion nach sind fast 3/5 der Schweizer prote-
stantisch, über 2/ö katholisch. Während das Alpenland vorzugsweise
katholisch blieb, verbreitete sich die Reformation besonders auf der
Ebene und im Jura.
ä) Für geistige Bildung ist in der Schweiz durch zahl-
reiche Volks- und viele Mittelschulen trefflich gesorgt. An Hoch-
schulen besitzt das Land sechs Universitäten und eine technische
Hochschule.
e) Die Schweiz ist eiu Bundesstaat — die „Schweize-
rische Eidgenossenschaft" — von 22, richtiger 25 Kan-
tonen, da Basel, Appenzell und Unterwalden je zwei Halbkantone
bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemein-
samen Angelegenheiten werden durch die Bundesversammlung und
den Bundesrat besorgt. Die Bundesversammlung, welche ans
dem National rat (den Vertretern des Volkes) und dem Stände-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Europas Basel Appenzell
Die Schweiz.
105
dagegen wird jährlich für fast 2^2 Mill. Fr. Butter eingeführt. Das
Vieh bleibt von Mitte Mai bis Mitte September auf den Bergweiden
(Alpen). Nur in dieser Zeit sind die Sennhütten (Gaden) von den
Sennen (Hirten) bewohnt. In Graubünden übersommern jährlich
40—50,000 bergamasker Schafe. Im Canton Tessin treibt man Bie-
nen- und Seidenzucht.
§ 154. Die Industrie ist sehr bedeutend, sie beschäftigt 1/3 des
Volks und liefert in Appenzell außer-Rhoden, St. Gallen und Zürich
Baumwollenwaaren (2 Mill. Feinspindeln) und Musselinstickereien;
in Zürich und Basel Seiden waaren, glatte Zeuge und Bänder; in
Bern Leinen und Damast; in Aargau (Dorf Wohlen), Baselland und
Luzern Stroh- und Roßhaargeflecht: in Genf und Neuenburg
Uhren und Juwelierarbeiten; Maschinenbau in Zürich, Schaffhau-
sen u. a.; im berner Oberlande Holzarbeiten. Für die deutsche
Schweiz zumal sind die Jndustriethäler und -Dörfer viel charakteristischer
als die Industriestädte.
Handel. Verhältnismäßig hat die Schweiz unter allen Staaten
des Festlandes den stärksten auswärtigen Handel, besonders groß ist der
Absatz nach Nordamerika, Brasilien und der Levante. Daher finden
sich schweizer Consuln in allen Welttheilen. Diese Resultate sind er-
zielt durch die Handels- und Zollfreiheit (seit 1849 keine Binnenzölle
mehr), durch die billige Administration und das Fehlen des stehenden
Heeres.
Die Einfuhr unifaßt an Verzehrungsstoffen: Vieh, Getreide
und Mehl, Wein, Butter und Colonialwaaren, ferner: Eisen, Baum-
wolle, Seide und daraus gefertigte Waaren. Die Ausfuhr umfaßt
Käse, Baumwollen- und Seidenwaaren, Strohgeflechte und Uhren.
Die Haupthandelsplätze sind Basel, Genf, Zürich.
Das Eisenbahnnetz breitet sich über die ganze Hochebene aus, über-
steigt aber nirgends die Alpen. 1873.: 1400 Kilom. Eisenbahnen,
5800 Kilom. Telegraphenlinien.
§ 155. Die 22 Cantone.
A. Südwestliche Gruppe, überwiegend französisch.
1. Bern: Bern, Ul., 36,000 E., Sitz der Bundesregierung. Bank,
Münze. Thun am See, Stapel des Oberlandes. Meiringen, im Haslithal.
Burgdorf, 5000 E., im reichen Emmenthal, Fabriken. Das Münsterthal
an der Birs im Jura nördl. vom Weißenstein. Jnterlaken zwischen 2 Seen
inmitten des berner Oberlandes.
2. Wallis: Oberwallis mit den Städten Brieg und Leuk ist deutsch,
llnterwallis mit Sion (Sitten), 5000 E., Martigny (Martinach) und
St. Maurice hat französ. redende Bewohner.
3. Waadtland: Bex, Salzwerk im Rhonethal. Montreux am Ostufer
des Genfersees, klimat. Kurort. Vevey (Vivis), 8000 E., eine der lieblichsten
Schweizerstädte. Lausanne, 27,000 E., herrliche Lage nahe am See. Morges,
(Morsee), lebhafter Handelsplatz am See. Val Orbe, Dorf im Jura, Uhren-
fabrik.
4. Genf: Genf, 47,000 E., mit den Vororten 67,000 E., Universität, die
reichste Stadt der Schweiz, großstädtisches Leben. 3 Banken, bedeutende In-
dustrie in Uhren und Goldarbeiten.
5. Freiburg: Gruyere, Ul., Käsefabr. Freiburg im Uechtlande,
11,000 E. Murten am See gl. N., X 1476.
6. Neuenburg: (Keueimtsl): Neuenburg, 13,000 E. La Chaux de
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Extrahierte Personennamen: Wallis Martigny Maurice
— 132 —
Bedeutung des Sees für de« Rhein. (S. 64.)^ •
Umgebung des Sees. Die Umgebung des Sees ist überaus schön. Man
hat sie wohl Deutschlands Paradies genannt. An den meisten Stellen umsäumt
den See sanft ansteigendes Hügelland, reich angebaut, mit Obst- und Weingärten
bedeckt und mit vielen Ortschaften übersät. Am herrlichsten ist der Blick von
dem flacheren N.-Ufer aus. Unmittelbar vor uns breitet sich die mächtige, in
herrlichem Grün schimmernde Wasserfläche aus, über die zahlreiche Schiffe dahin-
gleiten. Im S. aber erheben sich die mächtigen Alpenberge, deren schneebedeckte
Gipfel aus der Ferne herüberglänzen, ein Bild von entzückender Schönheit. Der
Bodensee wird darum auch im Sommer von vielen Tausenden von Reisenden
besucht.
Verkehr. Auf dem See herrscht ein sehr reger Verkehr. Teils sind es
Landeserzeuguisse, Getreide, Wein, Obst, Gemüse, Holz, Vieh, die von einem Ort
zum andern gebracht werden, teils Fabrikwaren u. a. Handelsgegenstände, die
von N. nach S., von O. nach W. oder umgekehrt gehen. Nicht weniger als
fünf Eisenbahnen treten von verschiedenen Richtungen an den See heran, um
Personen und Güter zu bringen und abzuholeu. Außer den Schleppdampfern
und den Lastschiffen mit großen, viereckigen Segeln sieht man zahlreiche Personen-
dampfer, die eine regelmäßige Verbindung zwischen den größeren Orten am See
herstellen, und Trajektschiffe, die ganze Eisenbahnzüge von einem Ufer zum andern
befördern. (S. 64.)
Fischreichtum. Ein wichtiger Erwerbszweig für die Anwohner ist der Fisch-
fang; denn der See beherbergt einen großen Reichtum an Fischen. Überall
erblickt man die kleinen Fischerkähne, ans denen ihre Insassen die Netze hinab-
lassen, um sie nach einiger Zeit mit Beute beladen wieder zu heben. Hänfig
ordnet sich ein ganzer Schwärm solcher Boote zu einem großen Kreise und nähert
sich dann mit ausgespannten Netzen langsam von allen Seiten dem Mittelpunkte.
Dies gilt dem Fange der Blauselchen, einer dem Bodensee eigentümlichen
Fischart, die stellenweise in gewaltigen Zügen austritt und sich durch große
Schmackhaftigkeit auszeichnet. Außer den Felchen beherbergt der See große
Karpfen, prächtige Grundforellen, die bis 40 Pfund schwer werden, und
als Merkwürdigkeit den Wels, ein Fischnngehener von Manneslänge, das ein
Gewicht von 300 Pfund erreichen kann.
Staatszugehörigkeit; Städte. Fünf Staaten stoßen an den Bodensee: die Schweiz,
Österreich, Bayern, Württemberg und Baden. Die bedeutendste Stadt am See
ist Konstanz, früher Kostniz, auf badischem Gebiet (23000 {£.). Hier war in den Jahren
1414—1418 die große Kirchenversammlung, die den böhmischen Reformator Hns auf dem
Scheiterhaufen verbrennen ließ. Hier wurde um dieselbe Zeit Friedrich Vi. von Hohen-
zollern, Burggraf von Nürnberg, vom Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg
belehnt. An dem zur Schweiz gehörigen Südufer liegt Romanshorn, das durch einen
Eisenbahntrajekt mit dem gegenüberliegenden Friedrichshafen in Verbindung steht, und
Rorschach, der Hafen der gewerbreichen Stadt St. Gallen: am Ostende das alte, schon
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Sigismund
— 133 —
von den Römern angelegte Bregenz (österreichisch), von dem aus die Arlbergbahn nach
Innsbruck führt (S. 87). Der Hafen Bayerns ist Lindau, das lieblich auf einer kleinen
Insel liegt, die durch einen Eisenbahndamm und eine Brücke mit dem Lande verbunden ist.
Friedrichshofen, am Nordufer, gehört zu Württemberg. Zu erwähnen sind ferner
noch die beiden prächtigen Jnselchen Reichenau, mit einem im Mittelalter berühmten
Kloster, und Mein au, jene im Untersee, diese im Überlinger See.
c. Der Rheinfall bei Schaffhausen.
(Anschauungsmittel: 8-, Der Rheinfall; G, 88.)
Der Rhein bis Schaffhausen. Vom Bodensee an fließt der Rhein in w.
Richtung bis zur Stadt Basel. Bei seinem Austritt aus dem See ist er
bereits ein stattlicher Fluß von 130 m Breite. Zwischen hohen Ufern fließt er
ruhig bis Schaff ha nsen dahin, so daß die großen Bodenseedampfer bis zu
dieser Stadt fahren können. Die Ufer sind reich angebaut. Wohin man blickt,
ist Leben, Tätigkeit und Wohlstaud.
Der Fall. Von Schaffhausen an ändert sich der Charakter des Flnsfes.
Sein Bett wird von Felsen mehr und mehr eingeengt; das Wasser fließt schneller
und wird immer unruhiger; weithin hört man das Rauschen des Flusses.
Endlich, bei dem Schlosse Laufen, das hart am linken Ufer auf einem Felsen
liegt, 1 Stunde unterhalb Schaffhausen, stürzt der Rhein in einer Breite von
über 100 m über eine 20 m hohe Felswand hinab. „Drei Felszacken stemmen
sich dem Strome noch entgegen. Jetzt verliert er gleichsam den Boden unter
den Füßen. Beim Anprallen gegen die Felsen zerstäubt ein Teil des Wassers
und steigt als dichte Nebelwolke in die Höhe, ein andrer bildet siedenden,
schäumenden Gischt, ein dritter wälzt sich in großen Massen über den Felsen
und gelangt hinab in den Kessel, wo das Sieden, Schäumen und Strudeln von
neuem anhebt. Den schönsten Anblick des Falles gewährt Schloß Laufen. Ein
hölzerner Vorban über dem Abgrunde läßt den Fall überschatten. Aber noch
großartiger wirkt der Aufruhr, wenn wir auf den eisernen Balkon, der am Fuße
des Sturzes hinausgebaut ist, vortreten. Von dem Gischt des Sturzes umstäubt,
verfolgt das Auge der Wellen ewig altes und ewig neues Spiel, und der
hallende Donner läßt das Menschenwort verstummen."
Unser Bild (Fig. 28) zeigt rechts oben das Schloß Laufen. Der Felsen
in der Mitte des Falles verdeckt z. T. den dahinter liegenden Hauptsturz. Die
Häuser links gehören znm Dorfe Neuhausen. Das unterste Gebäude ist ein
Elektrizitätswerk, das einen Teil der gewaltigen Wasserkraft ausnutzt. Oberhalb
des Falles führt eine 192 in lange Eisenbahnbrücke über den Fluß.
Der Fall als Verkehrshindernis. Außer dem großen Falle gibt es auf der
Rheinstrecke bis Basel noch mehrere Stromschnellen. Die durchgehende Schiffahrt
wird dadurch unmöglich gemacht. Alle Güter, die zu Schiffe vom Bodensee
kommen, müssen bei Schaffhausen ausgeladen und der Bahn zur Weiterbeförderung
übergeben werden. Früher wurden sie auf Wagen durch die Stadt geführt und
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— 135 —
26. Die Schweiz.
(41000 qkm, 31/, Mill. E.)
a. Gebietsumfang.
Die Schweiz umfaßt die Schweizer Hochebene, einen Teil des Schweizer Juras und
den größten Teil der Schweizer Alpen. Im S. reicht sie im Gebiete des Ticino bis fast
an die Lombardische Tiefebene. Im O. gehört noch das Gebiet des oberen Inns dazu.
Ii. Nahrungsquellen.
In der Ebene wird vorzugsweise Ackerbau getrieben. Doch reicht der Ertrag an
Getreide nicht hin, die ganze Schweiz damit zu versorgen. Bedeutend ist der Obst- und
Weinbau. In den Alpen kann der Ackerbau nur spärlich betrieben werden. Die Be-
wohner leben hauptsächlich von der Viehzucht (S. 88). Besonderen Wert legt man auf
die Bereitung des Käses, der in alle Welt versandt wird. Eine reiche Einnahmequelle
bildet der Fremdenverkehr, der wohl in keinem Lande Europas so stark ist wie in
der Schweiz. Zählte man doch im Jahre 1899 allein in Luzern über 121000 Fremde,
wovon 40000 Deutsche, 21000 Engländer waren. Nach einer im Jahre 1893 angestellten
Berechnung brachte der Femdeuverkehr dem Laude eine Einnahme von 74 Mill. Jl
Hochentwickelt ist die Industrie der Schweiz. Sie hat vorzugsweise im W. und N.
des Landes ihren Sitz. Im Jura, in Gens und in Neuenburg ist besonders die
Uhren- und Schmucksachen-Industrie bedeutend. Sie verdankt ihre Entstehung der Un-
sruchtbarkeit des Gebirges. Die Bewohner konnten sich durch den Ackerbau nur kümmerlich
ernähren und waren daher gezwungen, noch andere Erwerbszweige nebenher zu treiben.
Bor ungefähr 200 Jahren fingen einfache Bauern an, Uhren zu verfertigen. Über die
Entstehung dieser Industrie wird folgendes erzählt: Im Jahre 1680 kehrte ein Mann, der
lange Zeit in der Fremde umhergewandert war, in sein Heimatdorf La Sagne zurück.
Unter andern Dingen hatte er auch eine Taschenuhr aus England mitgebracht. Noch nie
hatte man in der Gegend ein solches Wunderwerk gesehen, und stundenweit kamen die
Leute herbei, um es anzustaunen. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer. Die
Uhr blieb stehen, und alle Versuche des Eigentümers, sie wieder in Gang zu bringen,
waren vergeblich. Nun lebte in jenem Dorfe ein junger Mann uamens Daniel Jean
Richard. Er war ein überaus geschickter Handarbeiter und fertigte aus Holz, Stein und
Metall allerlei zierliche Sachen. Schon früher hatte er sich eine Art Uhr zurechtgemacht,
ohne daß ihm jemals eine solche zu Gesicht gekommen war. Es war allerdings ein recht
ungeschlachter Mechanismus, ein hölzerner Kasten mit einigen Walzen und Schnüren.
Als Zifferblatt diente eine Schiefertafel, als Zeiger ein Stück Eisen. Die Taschenuhr aus
England erregte natürlich sein besonderes Interesse, und als sie den Dienst versagte, da
erklärte er, daß er das Ding wieder in Ordnung bringen wolle. Er hatte das Triebwerk
gleich durchschaut und auch den Fehler bald herausgefunden. Aber die Uhr auseinander
zu nehmen, dazu fehlten ihm die rechten Werkzeuge. Er mußte solche erst erfinden und
mit vieler Mühe anfertigen. Das schwierige Werk gelang, nach einiger Zeit hatte er die
Uhr wieder in Gang gebracht. Nun faßte er den Entschluß, selbst Uhrmacher zu werden,
aber er kam mit seinen unvollkommenen Werkzeugen nur langsam von der Stelle. Da
hörte er, daß man in Genf die kleinen Räder mit Maschinen anfertige. Er machte sich
gleich auf, um eine solche Maschine in seinen Besitz zu bringen. Jedoch der Erfinder hielt
das kostbare Werkzeug geheim, und Richard trat enttäuscht den Heimweg an. Die Sache
ließ ihm aber keine Ruhe, er arbeitete und versuchte, bis er selbst Mittel und Wege fand,
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Extrahierte Personennamen: Daniel_Jean
Richard Richard
Extrahierte Ortsnamen: Lombardische_Tiefebene Europas Schweiz Luzern Schweiz Neuenburg La_Sagne England England Genf
— 137 —
träge, namentlich Handelsverträge, mit dem Auslande einzugehen, das Heerwesen, sowie
die Münz-, Zoll-, Post- und Telegrapheneinrichtungen zu leiten. Die ausübende Gewalt
hat der Bundesrat. Er besteht aus sieben Mitgliedern, die von der Bundes-
Versammlung auf drei Jahre gewählt werden. Den Vorsitz führt ein von der Bundes-
Versammlung aus den sieben Bundesräten jährlich neu gewählter Präsident. Die weniger
wichtigen Angelegenheiten besorgt jeder Kanton selbständig. Die Schweiz hat kein
stehendes Heer. Jeder kriegstüchtige Mann wird im wehrfähigen Alter jährlich einige
Wochen in den Waffen geübt. Jeder waffenfähige Bürger ist also zugleich Soldat.
e. Städte.
Am Rheinknie liegt Basel (115000 E.). Hier ist das große Eingangstor zur Schweiz,
wo mehrere große Handelsstraßen zusammentreffen. Daher hat sich Basel zur ersten
Fig. 29. Zürich.
Handelsstadt der Schweiz emporgeschwungen. Bedeutend ist auch seine Seiden-
industrie. Früher war Basel eine freie deutsche Reichsstadt und ihr Wohlstand sprich-
wörtlich. Die Stadt hat eine Universität und eine große Missionsanstalt.— Am
Rheinfall liegt Schaffhausen (16000 E.). Bedeutend größer ist St. Gallen (34000 E.),
s. vom Bodensee, die höchst gelegene Stadt der Schweiz. Das hier bestehende Kloster, um
das sich die Stadt gebildet hat, war im Mittelalter durch die Gelehrsamkeit seiner Mönche
weit und breit berühmt. Heute bildet St. Galleu den Mittelpunkt der Baumwollen-
industrie der Ostschweiz. Berühmt sind die dort gefertigten Spitzen und Stickereien.
Tie größte Stadt der Schweiz ist Zürich (164000 E.), malerisch am Austritt der
Limmat aus dem Züricher See gelegen. Sie hat bedeutende Industrie, Maschinen-
sabriken, Baumwollen- und Seidenwebereien. Sie ist der Hauptort für den
Handel mit Italien, weil hier die St. Gotthard-Straße beginnt und ein zweiter
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— 209 —
24 und 25.
Warum wird der Schweizer Jura auch der Französische Jura genannt? — Zu
welchem Staate gehört der größere Teil des Juras? — Welchen großen Nebenfluß erhält
der Rhein von der Schweizer Hochebene? — Was für Täler (Längen- oder Quertäler)
bilden die Reuß, der Rhein a) bis Chur, b) von Chur bis zum Bodensee, c) vom
Bodensee bis Basel? — Vergleiche die Größe des Bodensees (540 qkm) mit der deines
Heimatkreises? — Welche Staaten grenzen an den Bodensee? — Zwischen welchen
Staaten bildet der Rhein vom Bodensee bis Basel die Grenze? — Wo greift das
Schweizer Gebiet über den Rhein hinaus? — Bestimme die Länge der Rheinstrecken
a) von der Quelle bis Chur, b) von Chur bis zum Bodensee, c) vom Bodensee bis Basel.
20.
Berechne, wieviel Einwohner in der Schweiz durchschnittlich auf 1 qkm wohnen! —
Welche Gegenden der Schweiz sind am dichtesten, welche am dünnsten bevölkert, und
warum? — Wie war es möglich, daß sich in der Schweiz trotz des Mangels an
Kohlen eine Großindustrie entwickeln konnte? — Welches sind die beiden Haupt-
arten der Industrie iu der Schweiz? — Welche Industrie ist in der deutschen, welche
in der französischen Schweiz vorherrschend? — Was versteht man unter Arbeitsteilung?
— Nenne die Hauptstadt der Schweiz, die größte Stadt, die gewerblichste, die be-
deutendste Handelsstadt, drei Städte am Ausgange von Seen, zwei berühmte Touristen-
städte, drei Städte in der französischen Schweiz, zwei Städte, die aus der Resormatious-
zeit bekannt sind! — Welche Schweizer Seen liegen an der Grenze des Landes, welche
in den Alpen, welcher See am Fuße des Juras? — Wie heißen die höchsten Berge der
Berner Alpen? — Nenne zwei berühmte Aussichtsberge am Vierwaldstätter See! —
Welche Alpenseen ans der italienischen Seite gehören noch z. T. zur Schweiz? — Nenne
nach der Karte die Kantone der Schweiz!
27.
Miß die größte Ausdehnung der Oberdeutschen Hochebene von W. nach O., von S.
nach N.! — Vergleiche ihre Größe, 30000 qkm, mit der deiner Heimatprovinz! —
Woher rührt der Wasserreichtum der rechten Nebenflüsse der Donau? — Wann haben sie
ihren höchsten Stand? — Welche Bedeutung haben diese Flüsse für die Schiffahrt auf der
Donau? — Warum sind sie selbst nicht schiffbar? — Welche Nachteile hat das für die
Bewohner der Ebene? — Inwiefern stehen die Seen der Hochebene hinter denen der
Schweiz an Bedeutung zurück? — Worin ist das rauhe Klima der Hochebene begründet?
— Wie kommt es, daß die Ebene so dünn bevölkert ist? — Welche Lage hat Augsburg
zu München, zu Ulm; Regensburg zu Passau? — Miß die Entfernung dieser Städte
voneinander? — Welchen Umständen verdankten Regensburg und Augsburg ihre Blüte
im Mittelalter? — Wodurch hauptsächlich verloren diese Städte später an Bedeutung? —
Welche geschichtlichen Ereignisse aus deu Jahreu 955, 1530 und 1555 knüpfen sich an den
Namen Augsburg?
28.
Zwischen welchen Flußgebieten bildet der Böhmerwald die Wasserscheide? — In
welcher Richtung fließt die Moldau in ihrem Oberlaufe? — Gib die wechselnde Richtung
des Regens an! — Woher rührt die Unwegsamkeit des Gebirges? — Welche Umstände
sind der Erforschung des Böhmerwaldes hinderlich gewesen? — Welche Bedeutung haben
Fick, I. Band. 14
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: von_W._nach_O.
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Chur Chur Basel Rhein Basel Rhein Rheinstrecken Chur Chur Basel Schweiz Oberdeutschen_Hochebene Donau Donau Böhmerwald
— 48 —
§ 76. pte Hotthardßahn. Schon im Jahre 1869 wurde
zwischen der Schweiz und Italien ein Vertrag abgeschlossen, der den
Bau der Gotthardbahn sicherte. Bald nach Beendigung des Deutsch-
französischen Krieges trat auch das Deutsche Reich diesem Vertrage
bei. Dem vollen Verkehr wurde die Bahn im Jahre 1888 über-
geben. Sie führt in der Mitte zwischen Moni Cenis und Brenner,
und zwar in der Linie Hamburg-Genua und dient hauptsächlich dem
Zwecke, das Deutsche Reich, Holland und Belgien mit den Mittel-
meerhäfen, insbesondere mit Genua, zu verbinden. Das wichtigste
Stück dieser Bahn ist der große Tunnel durch den St. Gotthard.
Derselbe ist fast 15 km lang und erstreckt sich von Göschenen bis
Airolo. Die Durchbrechung des Gebirges dauerte 10 Jahre, von
1872 bis 1882. Der kühne Erbauer dieses Riesenwerkes ist Louis
Favre. Leider hat er die Vollendung desselben nicht erlebt. Die
Gotthardbahn geht in der Schweiz von Basel über Lnzern, Flüelen,
Göschenen, Airolo nach Lugano. In 5 Stunden kann man mit dem
Schnellzuge die schönsten Gegenden der Schweiz durcheilen und die
kühnen Bauten der Strecke kennen lernen.
§ 77. Handelsplätze. Basel, das „goldene Tor der Schweiz",
82000 Gshtw., am Knie des Rheins ist der erste Handelsplatz des
Landes und die große Pforte für Ein- und Ausfuhr nach dem
Norden Europas. Genf, 80000 Einw., besitzt eine ähnliche Beden-
tnng für die Länder des Mittelmeeres. Bedeutenden Handel treibt
auch Zürich, 100000 Einw., welche Stadt bis jetzt die einzige Groß-
ftadt der Schweiz ist. Der rege Handel wird dort durch die umfang-
reiche Industrie, dann aber auch durch den lebhaften Fremdenverkehr
bedingt. Nennenswerte Handelsplätze sind auch Schaffhausen und
die Bodenseehäfen Romanshorn und Rorschach. St. Gallen
treibt großen Handel mit Baumwollenwaren, Biel mit Uhren. Be-
deutende Viehmärkte sind in Lugano. Bern, 70000 Einw., ist ein
bedeutender Eisenbahnknotenpunkt.
Osterreich-Ungarn.
(Größe 676000 qkm, Einwohner 47 Millionen.)
§ 78. Allgemeines. Dieser Staat übertrifft an Größe das
Deutsche Reich, steht demselben aber an Einwohnerzahl nach. Ungefähr
' drei Viertel der Einwohner gruppieren sich um die Donau; ein Viertel
gehört dem Gebiet der Elbe, Oder, Weichsel, des Dnjester, der Etsch
und des Rheins an. Seine Küstenentwickelnng ist gering; er kann
nur von Trieft aus am großen Seeverkehr teilnehmen. In bezug
auf die Bodenform zeigt Österreich-Ungarn eine große Mannig-
faltigkeit; doch ist das Gebirgsland vorherrschend. Wir finden hier
einen großen Teil der Alpen mit dem Bakonywald und dalmatinischen
Gebirge als Fortsetzungen derselben, ferner die böhmisch-mährischen
Stufenlandschaften und die Karpaten. Die bedeutendsten Ebenen sind
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Extrahierte Personennamen: Moni_Cenis Gotthard Louis
Favre
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treffliches Obst angebaut; im Kanton Zürich und im Waadtlande
gedeiht guter Wein, dessen Menge aber lange nicht dem eigenen
Landesbedarf genügt. Die vorzüglichen Weiden in den Alpen (Almen)
ermöglichen eine bedeutende Viehzucht. Außer Zuchttieren (Freiburger,
Simmentaler und Schwyzer Vieh) wird viel Käse und kondensierte
Milch ans Ausland abgegeben. Die besten Käsesorten kommen aus
dem Emmen- und Greyerzertale. In der Schweiz blüht die Bienen-
zucht; im Kanton Tessin finden sich auch nennenswerte Seidenzüchtereien.
Der Bergbau ist wenig erträglich, nur Salz wird bergmännisch
gewonnen.
§ 73. Industrie. Trotz des Kohlenmangels und trotz der schwie-
rigeu Verkehrsverhältnisse ist die Schweiz einer der ersten Industriestaaten
der Welt geworden. Die wichtigsten Industriezweige sind: Baum-
Wollenspinnerei und -Weberei nebst Maschinenstickerei (Sitz in der
östlichen Schweiz), Seidenweberei (Hauptsitze Basel und Zürich) und
Uhrenfabrikation. Letztere hat ihren Mittelpunkt in Genf und in
den Tälern des Iura. Neben Uhren werden auch viele Musikwerke
und Schmuckgegenstände hergestellt. Im Berner Oberlande werden
Parkettböden und herrliche Holzschnitzereien gefertigt; blühend ist auch
die Strohflechterei. Selbst Schiffbau und Eisenindustrie haben in
der Schweiz einen guten Ruf; einige Fabriken in Zürich, Winterthnr,
Basel arbeiten sogar für das Ausland.
§ 74. Kandel. Da der Schweizer Industrie die meisten Roh-
Materialien fehlen, so müssen dieselben durch den Handel zugeführt
werden. Einfuhrartikel sind deshalb außer Getreide, Mehl und Kolonial-
waren hauptsächlich Steinkohle, Roheisen, Rohbaumwolle und Roh-
seide. Ausgeführt werden Seiden- und Baumwollenstoffe, Uhren,
Käse, Farbwaren, Strohwaren, Zuchtvieh. Sehr viel geht von diesen
Waren nach dem Deutschen Reiche. Bedeutend ist der Schweizer
Durchfuhrhandel, der schon in alten Zeiten groß war.
§ 75. Kandetsstraßen. Die natürlichen Handelsstraßen der
Schweiz sind, von den zahlreichen Seen abgesehen, kaum nennenswert.
Um so bewundernswerter sind dagegen die dortigen Kunststraßen.
Das schweizerische Bahnsystem, das gut ausgebaut ist, enthält eine
Reihe von Längszügen, die von Nordosten nach Südwesten verlaufen,
und mehrere Querzüge, die im Süden vor dem Alpenwall endigen
oder ihre Fortsetzung in den kühnen, die Berge überschreitenden
Alpenstraßen sinden. Die Gotthardbahn durchbricht in einem ge-
waltigen Tunnel die Alpenwand. Lnzern und Zürich sind bedeutende
Eisenbahnknotenpunkte. Die Schweizer Bahnen finden Anschlüsse
sowohl nach Frankreich als nach Österreich und dem Deutschen Reiche
und sind für den Durchgangsverkehr von großer Bedeutung. Der
Simplontnnnel, der 1897 begonnen wurde, ist etwas über 20 km
laug und reicht von dem schweizerischen Orte Brig im Rhonetal bis
zum italienischen Orte Jselle. Dieser Schienenweg verbindet die
Westschweiz mit Oberitalien.
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Extrahierte Ortsnamen: Zürich Basel Genf Berner_Oberlande Basel Frankreich Rhonetal Oberitalien
258
Die neuen Cantone der Schweiz. §. 57.
11. Basel am Nordabhange des Jura und im Rheinthale mit der
Stadt Basel (30,000 E.), der einzigen zu beiden Seiten des Rheines
an dessen ganzem Laufe, welche der Lage am Durchbruche des Rheines
zwischen Jura und Schwarzwald und auf dem Berührungspunkte dreier
Länder (jetzt am Knotenpunkte von vier Eisenbahnen) ihre militärische,
commercielle und historische Bedeutung, sowie ihren sprüchwörtlich ge-
wordenen Wohlstand verdankt. Noch jetzt gilt Basel als der obere
Haupthafen des Rheines, als der erste Handelsplatz der Schweiz. Die
Hauptstadt des (seit 1832 abgetrennten) Halbcantons Basellandschaft
ist Liestal.
12. Schaffhausen liegt in drei Theilen zerstreut außerhalb der
natürlichen Grenze der Schweiz, aus der rechten Seite des Rheines, und
bildet gleichsam einen Brückenkopf zwischen Deutschland und der Schweiz.
Ein Haupterwerbszweig der am Ende der Schiffbarkeit des obern Rheins
liegenden Stadt Schaffhausen ist die Ausladung und Fortschaffung
der Waaren oberhalb des Rheinfalles bei Lauffen.
13. Appenzell auf dem nordöstlichsten Theile des schweizerischen
Alpenlandes, zwischen dem Rheinthal und der Thur, ward durch die
Reformation in zwei unabhängige Staaten getrennt: das südliche, katho-
lische Appenzell-Jnner-Rboden mit dem gleichnamigen, dorfähn-
lichen Hauptorte, und das nördliche, protestantische Appenzell-Außer-
Rhoden, wo eine sehr dichte Bevölkerung (über 10,000 auf 1 □ üjf.)
sich von einer lohnenden Industrie (Baumwollenzeuge, seine Musseline)
nährt; Herisau ist hier der bedeutendste Ort.
Iii. Die neuen und neuesten Cantone vertheilen sich aus die
sranzösische, deutsche und wälsche (italienisch-romanische) Schweiz so, daß
den beiden ersteren Theilen drei angehören, während von den drei übrigen
einer (Graubünden) theils deutsche, theils romanische, einer (Tessin) ita-
lienische , und der dritte (Wallis) zur Hälfte deutsche und zur Hälfte
französische Bevölkerung enthält.
14—16. Bon den drei Cantonen der französischen Schweiz
gehört Neuenburg (Neufchatel) dem Jura, Genf der Ebene, Waadt,
als der einzige unter den jüngern Cantonen, sowohl der Ebene und den
Alpen, als dem Jura an. Die beiden ersteren haben ihren Namen dem
See mitgetheilt, an dessen Westseite ihre Hauptstädte liegen, Waadt
dehnt sich zwischen diesen zwei Seen aus, sie beide berührend. Der
Gewerbsteiß (besonders Uhrmacherei) blüht in den beiden erstern, Waadt
hat an den Ufern des Genfersees die vorzüglichste Weiucultur der
Schweiz. In Neuenburg wird die Hauptstadt Neuenburg sowohl von
Locle, als insbesondere von dem in einem hohen Thale (3000' über
dem Meere) gelegenen la Chaur-de-Fonds (17,000 E.) an Bevöl-
kerung und gewerblicher Thätigkeit übertroffen. — Die Hauptstadt von
Waadt, das schon im römischen Zeitalter bedeutende Lausanne (18,600
E.), erhebt sich über dem Genfersee auf den terrassensörmigen Hügeln
des Mont Jorat, an herrlicher Lage mit Vevay, dem zweiten Ort des
Cantons, wetteifernd. — Der Canton Genf, der kleinste nach Zug,
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