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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 85

1905 - Wittenberg : Herrosé
85 schauen kann. Auch in Paris suchen die Vereine die Mitglieder / zu- sammenzuhalten und die Geselligkeit zu fördern. Hauptsächlich verfolgt diesen Zweck der Gesangverein „Klub Freundschaft", der jeden Freitag- abend in seinem Vereinshaus (Rue St. Augustin 5) Singstunden hält, fast nur deutsche Kellner zu Mitgliedern hat und jeden ordentlichen Ankömmling gern aufnimmt. Im Kreise froher Sänger vergißt man beim kräftigen Schalle deutscher Lieder, daß man in fremdem Lande weilt. Der Verein veranstaltet auch andere Vergnügungen, bei denen eine unschuldige Fröhlichkeit zur Geltung kommt. Nach zweijährigem Aufenthalte verließ ich Paris und kehrte nach Deutschland zurück. Meine berufliche Ausbildung ist in jeder Hinsicht gründlich und vortrefflich. Die englische und französische Sprache be- herrsche ich ziemlich sicher. An guter Stellung und lohnender Be- schäftigung hat es mir noch nicht gefehlt. Die geopferte Zeit trägt schöne Früchte, und das verbrauchte Geld bringt reiche Zinsen. Ob man noch nach Südfrankreich, nach Belgien und der Schweiz oder gar auch nach Nordamerika gehen soll, hängt von den Umständen ab. Nötig ist es aber nicht. Doch auf eine wichtige Sache möchte ich noch besonders aufmerksam machen. Wer im Auslande lebt, soll auch Land und Leute mit offenen Augen und aufmerksamen Blicken betrachten, um die Charaktereigentümlichkeiten, die Sitten und Ge- bräuche kennen zu lernen. Verbringe, junger Freund, deine Freizeit nicht mit Kartenklopfen und Kneipereien oder in Musikhallen, sondern siehe dir die Städte und ihre Sehenswürdigkeiten, ihre Museen, Galerien, Denkmäler und öffentlichen Gebäude, ordentlich an, laffe dich darüber belehren und unterrichte dich selbst über vieles. Es ist un- verzeihlich, wenn du es vernachlässigst, in dieser Weise deinen Geist zu nähren und zu bilden. Die Erinnerungen an diese Besuche und Studien sind die schönsten und bleibendsten an die Fremde. Es macht einen gar betrübenden Eindruck, wenn ein Mann, der mehrere Jahre im Auslande zugebracht hat, an Gesprächen über Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen in der Fremde nicht teilnehmen und auf bezügliche Anfragen keinerlei Auskunft erteilen kann. V Uw jym c) Rechtsverhältnisse.' 45. Legen der Pflicht. 1. Es ist ein tiefer Segen, der aus dem Wort dir spricht: „Erfülle allerwegen 2. Welch Ziel du magst erstreben, sei's nah, sei's hoch und fern, — weiht nicht die Pflicht dein Leben, so fehlt dein guter Stern; der Stern, der wunderhelle, mit reinem Himmelslicht von seiner ewigen Quelle dir zum Gewissen spricht. getreulich deine Pflicht!" Das nehme wahr dein Wille wie gleichen Pendelschlag, der nur erst, schweigt er stille, die Ruh dir stören mag.

2. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 144

1905 - Wittenberg : Herrosé
144 2. Sein Haar ist dunkel, weich und lang, fast braun gefärbt die ernsten Züge, die Stirne deckt der Arbeit Schweiß; sein Aug' hat nie gekannt die Lüge. So steht er da mit Selbstvertrauen und darf der Welt ins Antlitz schauen. 3. Tagein, tagaus, von frühbisspät ist die Geschäftigkeit hier rege, und klangvoll mit gemess'nem Takt hörst du des Hammers volle Schläge, die hell und rein ans Ohr dir fingen, als wie der Abendglocke Klingen. 4. Und ist des Dorfes Schule aus, stehn an der osf'nen Tür die Knaben und schauen in der Esse Glut — ein frohes Spiel gibt's hier zu haben: Sieh'! wie sie neckt ein toll' Verlangen, die fliegenden Funken aufzufangen! 8. Hab' Dank! 5. Er geht zur Kirche Sonntags früh und sitzt in seiner Buben Mitte, hört andachtsvoll die Predigt an und schickt zum Himmel seine Bitte; im Chor hört er die Tochter singen, da will ihm vor Freude das Herz zerspringen. 6. Ihm ist bei ihrer Stimme Klang, als hört er ihre Mutter wieder, die, ach! das Leben früh verließ und dort im Himmel nun singt Lieder; da faßt sein Herz ein heilig' Sehnen, aus seinen Augen brechen die Tränen. 7. Und so in Arbeit, Lust und Leid geht er mit Gott durch dieses Leben; was noch der Morgen formlos sah, der Tag hat ihm Gestalt gegeben; getrost kann er sein Werk beschließen, des Abends Ruhe zu genießen. du edler, bied'rer Mann, die Lehre hast du mir gegeben: Ein jeder soll als wack'rer Schmied gestalten so in seinem Leben am Prüfungsofen ohne Schwanken die glühenden Taten und Gedanken. B- Hunold. d) Der Meister als Hausvater. 69. Die Familie in der „Glocke" iwn Schiller. Denn mit der Freude Feierklange begrüßt sie das geliebte Kind auf seines Lebens erstem Gange, den es in Schlafes Arm beginnt; ihm ruhen noch im Zeitenschoße die schwarzen und die heitern Lose; der Mutterliebe zarte Sorgen bewachen seinen goldnen Morgen — die Jahre fliehen pfeilgeschwind. Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe, er stürmt ins Leben wild hinaus, durchmißt die Welt am Wanderstabe, fremd kehrt er heim ins Vaterhaus. Und herrlich in der Jugend Prangen, wie ein Gebild aus Himmelshöhn, mit züchtigen, verschämten Wangen sieht er die Jungfrau vor sich stehn. Da faßt ein namenloses Sehnen des Jünglings Herz, er irrt allein, aus seinen Augen brechen Tränen, er flieht der Brüder wilden Reih'n. Errötend folgt er ihren Spuren und ist von ihrem Gruß beglückt, das Schönste sucht er auf den Fluren, womit er seine Liebe schmückt. O, zarte Sehnsucht, süßes Hoffen Der ersten Liebe goldne Zeit!

3. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 471

1905 - Wittenberg : Herrosé
471 2. Aus „Wilhelm Tell" von Schiller. Greif an mit Gott! Dem Nächsten muß man helfen. (Kuoni.) — Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt, vertrau' auf Gott und rette den Bedrängten. (Dell.) — Der kluge Mann baut vor. — Dem Mutigen hilft Gott. — Ertragen muß man, was der Himmel sendet; Unbilliges erträgt kein edles Herz. (Gertrud.) — Was Hände bauten, können Hände stürzen. (Tell.) — Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht. (Tell.) — Doch können Worte uns zu Taten führen. (Stauffacher.) — Dem Friedlichen gewährt man gern den Frieden. (Tell.) — Ver- bunden werden auch die Schwachen mächtig. (Stauffacher.) — Ertragt es wie ein Mann. (Walther Fürst.) — Wirf nicht für eiteln Glanz und Flitterschein die echte Perle deines Wertes hin (Attinghausen.) — Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; dort in der fremden Welt stehst du allein, ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zer- knickt. (Attinghausen.) — Redlichkeit gedeiht in jedem Stande. (Stauffacher.) — Wir sind ein einig Volk, und einig wollen wir handeln. (Röffel- mann.) — Früh übt sich, wer ein Meister werden will. — Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen, auf Gott vertraut und die gelenke Kraft, der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Rot. — Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten. (Tell.) — O denket, daß ein Gott im Himmel ist, dem ihr müßt Rede stehn für eure Taten. (Rösselmann.) — Allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen. (Rudenz.) — Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen. (Attinghausen.) — Des Bauern Handschag ist auch ein Manneswort. (Melchthal.) — Es lebt ein Gott, zu strafen und zu rächen. Ein ernster Gast stimmt nicht zum Hochzeitshaus. (Tell.) — Hier wird gefreit und anderswo begraben (Stüssi,) und oft kommt gar das eine zu dem andern. (Tell.) — Dem Schwachen ist sein Stachel auch gegeben. — Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt. (Tell.) — Rasch tritt der Tod den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben, es stürzt ihn mitten in der Bahn, es reißt ihn fort vom vollen Leben. Bereitet oder nicht, zu gehen, er muß vor seinem Richter stehen! (Barmh. Brüder.) — Rache trägt keine Frucht. (Walther Fürst.) — Wer Tränen ernten will, muß Liebe säen. (Melchthal.) — Das Unglück spricht gewaltig zu dem Herzen. (Hedwig.) 3. Aus „Wallenstein" vou Schiller. Wie er sich räuspert, und wie er spuckt, das habt ihr ihm glück- lich abgeguckt: aber sein Genie, ich meine, sein Geist sich nicht auf der Wachparade weist. (I. Jäger.) — Das Wort ist frei, die Tat ist stumm, der Gehorsam blind. (Wachtmeister.) — Des Menschen Wille, das ist sein Glück. (Ii. Jäger.) — Noch nicht aller Tage Abend ist. (Wachtmeister.) — Auf das Unrecht, da folgt das Übel. (Kapuziner.) — Böses Gewerbe bringt bösen Lohn. (Wachtmeister.) — Will einer in der Welt was erjagen, mag er sich rühren und mag sich plagen.

4. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 183

1903 - Wittenberg : Herrosé
Vil Der Hof und seine Ordnung, die Haustiere und ihre Pflege. 183 gnügen, wie das Stift sich damit begnügt hat. Wächst Geld auf meinem Acker? Nein, Korn wächst darauf. Woher wollen sie also das Geld nehmen?" „Ihr sollt ja nicht übervorteilt werden!" rief der Rendant. „Es muß alles beim alten bleiben/' sagte der Hofschulze feierlich. „Das war noch eine gute Zeit, als die Tafeln mit den Verzeichniffen der Lasten und Abgaben der Bauerschaft in der Kirche hingen. Dazu- malen stand alles fest, und kein Gezänk hat sich nimmer darüber be- geben wie neuerdings nur gar zu oft. Hernach hieß es, die Tafeln mit den Hühnern und Eiern und Maltern und Simmern^) schadeten der Andacht, und sie wurden hinweggetan. Im Gegenteil, sie hatten immer zu Predigt und Gesang gehört wie Amen und Segen; ich für mein Teil, wenn ich sie ansah, besonders beim dritten Teil oder der Nutzanwendung, hatte die erbaulichsten Gedanken bekommen, zum Bei- spiel: Überhebe dich nicht, denn da steht geschrieben, wieviel Zins- roggen und Schoßhafer du geben mußt, oder auch so: Wenn du draußen Lasten zu tragen hast, hier im Gotteshause bist du frei, und was dergleichen mehr war. Nun aber, als man auf die leeren Stellen sah, gingen die Gedanken immer wandern und suchen nach den Tafeln, und es dauerte geraume Zeit, ehe und bevor die Menschheit wieder recht nach dem Pastor hinhörte." Er ging in sein Haus. — „Das ist ein alter Racker!" rief der Pferdehändler, als er seinen Handelsfreund nicht mehr sah, indem er den lackierten Hut verdrießlich wieder auf den Kopf stülpte. „Wenn der nicht will, so bringt ihn der Teufel nicht herum. Das schlimmste ist, daß der Kerl die besten Pferde in der Gegend zieht und sie im Grunde sozusagen billig genug losschlägt." „Ein starres, widerhaariges Volk hierzulande", sagte der Rendant. „Ich bin erst vor kurzem aus Sachsen herversetzt und merke den Abstand. Dort wohnen die Leute beisammen, und deshalb müssen sie schon höflich und nachgiebig und betulich miteinander sein. Aber hier sitzt ein jeder auf seinem Kampes) hat sein Holz, sein Feld, seinen Wiesewachs um sich, als gäbe es sonst nichts in der Welt. Darum halten sie auch auf ihre alten Schnurren und Faxen so steif, die anderwärts überall abgekommen sind. Was für Mühe habe ich schon mit den andern Bauern wegen der dummen Umschreibereien ge- habt, aber dieser hier ist doch der schlimmste." „Das kommt daher, Herr Rendant, weil er so reich ist," be- merkte der Pferdehändler. „Mich wundert, daß Sie es mit den andern in der Bauerschaft ohne ihn durchgesetzt haben; denn der hier ist ihr General und Advokat und alles; sie richten sich in jeglicher Sache nach ihm. Er bückt sich vor keinem. Vorm Jahre kam ein Prinz hier durch; wie er den Hut vor dem abnahm, war es wahrhaftig, als wollte er sagen: Du bist der, und ich bin der. Der Mistfink! Für die Stute sechsundzwanzig Pistolen haben zu wollen! Aber das ist das 3 Früher übliche Getreidemaße. 2) Mit Graben oder Zaun umgebenes Grundstück

5. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 296

1903 - Wittenberg : Herrosé
296 X. Wasser, Wald und Wiese. wandeln. Nur must man bei der Samenmischung Sachkenner zu Rate ziehen. Aus: Augschun, Lehr- und Lesestoffe. 196 (211). Abseits. 1. Es ist so still; die Heide liegt im warmen Mittagssonnenstrahle; ein rosenroter Schimmer fliegt um ihre alten Gräbermale; die Kräuter blühn; der Heideduft steigt in die blaue Sommerluft. 2. Laufkäfer hasten durchs Gesträuch in ihren goldnen Panzerröckchen; die Bienen hängen. Zweig an Zweig, sich an der Edelheide Glöckchen; die Vögel schwirren aus demkraut; — die Luft ist voller Lerchenlaut. 3. Ein halb verfallen Schindelhaus steht einsam hier und sonnbeschienen; der Kätner lehnt zur Tür hinaus, behaglich blinzelnd nach den Bienen; sein Junge auf dem Stein davor schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr. 4. Kaum zittert durch die Mittagsruh' ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; dem Alten fällt die Wimper zu; er träumt von seinen Honigernten. — Kein Klang der aufgeregten Zeit drang noch in diese Einsamkeit. Th. Storm

6. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 417

1903 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 417 Ein wackerer Soldat soll die Gerechtigkeit und Freiheit über alles lieben und für diese freudig das Schwert ziehen; denn ein anderer Krieg gefällt Gott nicht, der einst von jedem Tropfen unschuldig ver- gossenen Blutes Rechenschaft fordern wird. Ein wackerer Soldat soll nicht prunken mit der äußeren Ehre, noch sich auf Eitelkeit blähen, sondern die Treue gegen das Vaterland soll seine Ehre sein und sein stiller Mut seine höchste Zierde. E. M. Arndt. 258 (278). Die Trommel. Rings wirbelt die Trommel im jdreußenland; still liegt nur ein Muttchen am baltischen 5>trand. 2. Mas jammert das Meib drin bei Tag und Nacht? Ihr Mann ist gefallen in heißer Schlacht. 3. Auch traf ihr die Kugel der Töhne zwei. Der jüngste nur lebt und ihr Kummer dabei. 4- And lebt dir ein Knabe, was härmst du dich bleich? O preise den Fimmel, noch bist du ja reich! 5. Doch horch! Melche Töne das Ufer entlang! Das ldeib schrickt zusammen; was macht ihr so bang? 6. „Horch, Mutter, wie schallt es so mächtig und laut?" „„Mein 5ohn, zur Kirche wohl führt man die Braut!"" — 7. „„Nein, Mutter, das klingt nicht wie Hochzeitston!" ,,„^>o trägt man den j?aul wohl zu Grabe, mein 5ohn!"" — 8. „Nein, nein, so klingt auch nicht bterbegesang; schon kenne den Ton ich, schon hört' ich den Klang. 9- Als einst ich ihn hörte zum erstenmal, da war's für den Vater das Abschiedssignal. lo. And als er zum andern getroffen mein Ohr, da folgten die Brüder dem werbenden Thor. ll- Nun ruft er zum dritten, er ruft es nun mir: Die andern sind tot, und die Reih' ist an dir! \2. Die Reih' ist an mir, das Gewehr in der Hand, zu fechten für Freiheit und Vaterland. l3. hinaus denn, hinaus in des Kampfes Glut! Leb', Mutter, wohl! Bleib in Gottes Hut!" Hin ziehet der Knabe, das Schwert er schwingt. Einhüllt sich das Meib, und die Trommel verklingt. Herrn. Besser. 27 Polack, Lesebuch.

7. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 420

1903 - Wittenberg : Herrosé
420 Xiii. Vaterland und Volkstum. 13. auf Erden und im Himmel, wohin der König geht, geschart um Deutschlands König die deutsche Treue steht." 14. Ihr Männer und ihr Knaben, heran, die Stunde ruft! Kniet nieder, legt die Hände aus eures Kaisers Gruft! 15. Hier liegt viel mehr als Ehre begraben und als Ruhm, hier liegt begraben Deutschlands heiligstes Heiligtum. 16. Du Herr, du Held, du Kaiser, entschlaf'ne Majestät, vernimm den Schwur, der brausend aus Deutschland aufersteht: 17. „Dein Tagewerk, dein großes, soll nicht verloren sein; wir wollen, was wir haben, und was wir sind, ihm weih'n! 262 (282). Seim Lode (Geb. 30. September 1k 1. Und nun auch du! — Die letzte der Genossen, beschließe den erlauchten Totenzug! Nun erst ist ganz die große Zeit verflossen, seit man auch dich zur Ruhekammer trug. Noch schimmerte von glorreich schönen Tagen auf deiner Stirn ein blasser Wieder- schein; die Herzen, die den Toten einst geschlagen, als edles Erbteil nanntest du sie dein. 2. Noch einmal steigen die ver- klärten Schatten an deiner Bahre rührend uns herauf: Die Lichtgestalt des ruhmgekrönten Gatten, 18. Deutschland soll nicht zerfallen, lebendig soll's nach dir die Weltenbahnen schreiten, das schwören, schwören wir!" 19. Und wenn die Trommeln rufen die Männer zum Gewehr, dann geht der alte Kaiser lebendig vor uns her. 20. Dann rauscht in unsern Fahnen sein Geist zu uns und spricht: „Mein Deutschland, ich bin bei dir, sei stark und fürchte nicht! 21. Wir teilten jede Freude, wir teilten jede Not; so große, tiefe Liebe ist stärker als der Tod. 22. Solang vom Berg zum Meere durch Deutschland fließt der Rhein, wird mit dem deutschen Volke sein Kaiser Wilhelm sein." Ernst v. Wildenbruch. -er Kaiserin Äugusta. ,, gest- 7. Januar 1890.) dem du verschönt den strengen Helden- lauf; der tapfre Sohn voll milder Huld und Güte, der ritterlich den Kelch der Leiden trank; der Enkel, der, in reiner Jugendblüte vom Sturm geknickt, aufs Toten- lager sank. 3. Du warst gebenedeit vor tausend Frauen und warst geprüft in namenlosemweh; als Jubelbraut im goldnen Glanz zu schauen, und auch als Schmerzensmutter Niobe; ein fürstlich Bild an deines Helden Arme, als noch deinweg mitrosen war besät, doch größer noch in deinem Witwen- harme, in deines Schmerzes stiller Majestät.

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 421

1903 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 421 4. Und doch — du hieltst im segensreichen Walten als tapfre Frau treu bis zum Ende aus! Hinsank der Leib, der Geist hat stand- gehalten, wie's Pflicht und Brauch im Hohen- zollernhaus. bis du die greise Heldentafelrunde zum letztenmal an deinem Tisch begrüßt, zum letztenmal dem frommen Schwesterbunde den ernsten Dienst mit holdem Wort versüßt. 5. Die Glocken tönen. Zeuch denn hin im Frieden, das Banner mit dem roten Kreuz voran! Barmherzigkeit sei ewig dir beschieden, dieweil ou hier Barmherzigkeit getan! Zeuch hin und melde den verklärten Lieben, daß ihrer fromm ein dankbar Volk gedenkt, und daß das Reich bis heute stark geblieben, vom Enkel fest wie einst vom Ahn gelenkt! K. Gerok. 263 (283). Kaiser Friedrichs Iii. letzte Fahrt. „Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm) noch einmal die Plätze hier herum. Am liebsten auf Alt-Geltow zu, — und ihr kommt mit, die Kinder und du. “ Das Dorf, es lag im Sonnenschein; in die stille Kirche tritt er ein, die Wände weiß, die Fenster blank, zu beiden Seiten nur Bank an Bank; und auf der letzten — er blickt empor auf Orgel und auf Orgelchor und wendet sich und spricht: „Wie gern vernähm' ich noch einmal: Lobe den Herrn. Den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören; Vikyz) laß du das Lied mich hören!" Und durch die Kirche, klein und kahl, als sprächen die Himmel, ertönt der Choral, und wie die Töne sein Herz bewegen, eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen, eine Lichtgestalt, an den Händen beiden erkennt er die Male: „Dein Los war leiden, du lerntest dulden und entsagen; drum sollst du die Krone des Lebens tragen. Du siegtest, nichts soll dich fürder be- schweren: Lobedenmächtigenkönigderehren. Die Hände gefaltet, den Kopf geneigt, so lauscht er der Stimme. Die Orgel schweigt. Theodor Fontane. 264 (284). Kaiser Friedrichs Iii. Edelmut gegen den Feind. In der Schlacht bei Wörth traf der französische Major Duhousset den General Raoult, seinen Vorgesetzten, verwundet am Boden liegend. Die Feinde rückten heran; er aber blieb bei ihm, um sein Los mit ihm zu teilen, und schleppte ihn unter einen Baum. Auf den Wunsch seines Befehlshabers befestigte Duhousset sein Taschentuch an der Spitze seines Degens, und der Feind stellte das Feuern ein, sobald *) *) Viktoria.

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 422

1903 - Wittenberg : Herrosé
422 Xiii. Vaterland und Volkstum. er die weiße Fahne sah. Der General von der Tann reitet her an, erkennt Raoult, an dessen Seite er in Afrika gekämpft hat, und läßt dem Kronprinzen von Preußen über die Gefangennahme Bericht er- statten. Dieser eilte sofort selbst herbei, um den französischen General zu trösten. Mit schwacher Stimme redet ihn Raoult an. „Königliche Hoheit," so sprach er, auf Duhousset zeigend, „ich stelle Ihnen meinen Adjutanten vor, der sich geweigert hat, mich im Stiche zu lassen." Der Prinz wandte sich darauf gegen den Major und sagte: „Zur Belohnung für ihr schönes Verhalten gebe ich Ihnen die Frei- heit!" Der Wagen des Kronprinzen nahm dann die beiden Offiziere auf und führte sie nach dem Schlosse eines Grafen, der in der Nähe wohnte, wo Raoult nach einem Monat in den Armen Duhoussets starb. Letzterer aber machte von der Gnade des Kronprinzen keinen Gebrauch, sondern blieb bis zum Ende des Krieges Gefangener. Das milde Auftreten des Kronprinzen in Frankreich nebst vielen Zügen persönlichen Wohlwollens auch gegen den Feind trug dazu bei, dem hohen Fürstensohne einen gewissen Grad von Zuneigung selbst bei den Franzosen zu erwerben. A. Wolter. 265 (285). Der Kronprinz und der Bayer. Am Morgen nach der Schlacht bei Wörth fand der Kronprinz in einer kühlen Gartenlaube einen bayerischen Soldaten tapfer früh- stücken, wie er am Tage vorher ebenso tapfer auf die Franzosen ein- gehauen hatte. Sowie der wackere Bayer den hohen Herrn erblickte, sprang er von seinem Sitze auf und stellte sich kerzengerade hin. Dem Kronprinzen gefiel der hübsche, kräftige Soldat, und er ging auf ihn zu, nannte ihn seinen braven Kriegskameraden und sagte: „Ich freue mich, daß du dir's hier so trefflich schmecken läßt und so fröhlich bist bei deiner Arbeit!" Dem Bayern behagte diese Anrede, und da ihm der Mund auf der rechten Stelle saß und nicht angefroren war, so erwiderte er: „Na, sollen's mer nit lustig sein, Königliche Hoheit? Dös allein freut mi, daß mer jetzt so keckli raufen können, und hat uns keiner mer drein z'reden." Der Kronprinz lachte und sagte: „Ja, ja, ihr habt aber auch nach Noten gerauft, ihr braven Bayern!" Nun wurde der Bayer erst redselig, und fuhr fort: „Haben's vielleicht gemeint, wir hätten keine Kourage nit? Hätten's uns geführt dazumal 1866, Hoheit, hätten's schauen sollen, wie wir die Malefizpreußen sakrisch verhauen hätten." Der Kronprinz und seine Begleiter brachen in ein schallendes Gelächter aus über diese freimütige Rede des Tapfern. Dann griff der Kronprinz in die Tasche, langte ein Geldstück hervor und gab es dem Bayern mit den Worten: „Du bist ein braver Junge, nimm dies und trinke eins auf meine Gesundheit!" Der „brave Junge" wird sich den Befehl Seiner Königlichen Hoheit gewiß scharf hinters Ohr geschrieben haben. Zu seiner Um-

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 424

1903 - Wittenberg : Herrosé
424 Xiii. Vaterland und Volkstum. Warum mußt du ihm dienen, und was tut er denn dir? Und da sind mir nebstdem auch noch allerlei Gedanken aufgegangen. Zweitens sagen wir auch noch, nämlich mein Kamerad und ich: als Soldaten tragen alle Bürgersöhne gleiche Röcke und gleiche Kappen. Das ist gut, da lernen sie alle miteinander, hoch und nieder, einsehen, daß sie im Staate gleich sind und gleich sein sollen. Darum lob' ich mir in dieser Hinsicht mein Vaterland, da muß doch wenigstens ein jeder Soldat sein; heiß' du, wie du willst, und sei du, wer du bist, bemberembembem! hinterdrein mußt du. Dadurch ist alsdann kein Unterschied zwischen einem Bürger (oder wie man's in der Garnison heißt, einem Zivilisten) und einem Soldaten; sie sollen und müssen gut Freund sein, denn jeder ist Bürger und Soldat in einer Person. — ... Es ist mir lieb, lieber Vater, daß ich Euch alles so schreiben darf, und daß ich's auch kann. Meine Kameraden auf der Stube haben sich einen Briefsteller gekauft, und daraus schreiben sie die Briefe ab. Ist das nicht eine Schande? Für was hat einem Gott seine eigenen fünf Finger und Augen und Hirn gegeben? Ich müßte mich schämen, aus einem fremden Buche abzuschreiben. Wie kann ein anderer wissen, was ich zu schreiben habe? Habe ich recht oder nicht, lieber Vater? Da fällt mir ein: sagen könnte ich doch nicht „lieber Vater", ich weiß nicht, warum; aber schreiben kann ich's. Wenn man so weit getrennt ist, geht einem das Herz auf, und man schämt sich nicht. . . Am letzten Dienstag war ich auf Wache, draußen auf dem Harden- berg. Ich bin gerade von 12—2 Uhr auf den Posten gekommen. Es war mir ganz eigen zu Mut, als ich so allein hoch oben auf dem Berge dastand. Es war eine stockdunkle Nacht, kein Stern am Himmel, und die ganze Welt war wie tot; nur weit unten zog sich der Rhein wie ein blasser Streif hin, und man hörte sein Rauschen, von dem man am Tage gar keinen Laut vernimmt. Mir ist es vor- gekommen, als ob die ganze Welt ausgeftorben und ich allein da oben übrig geblieben wäre, — man kommt doch oft auf sonderbare Gedanken, aber man kann nichts dafür, — da höre ich das Feld- geschrei, wodurch die Posten einander wach erhalten. Ich habe doch den Zuruf schon oft und oft gehört, aber diesmal hat er mich ganz besonders ergriffen. Zuerst habe ich ihn aus weiter Ferne vernommen, dann immer näherund näher und heller und heller: „Kamerad, bist du noch da?" bis es zuletzt an mich gekommen ist, und ich habe den Ruf weiter geschickt: „Bruder, bist du noch da?" Keiner sieht den andern, keiner verläßt seinen Posten, aber man ruft einander den hellen, ermunternden Gruß zu. Das ist schön. Eine Kette von freund- lichen Worten, Glied an Glied, schließt die deutschen Brüder an ein- ander, die weit auseinander stehen. Alle sind wach und stehen da für das Vaterland. Und ich habe mir da ganz Deuschland gedacht, und von einer Grenze bis zur anderen stehen sie da und rufen ein- ander zu: „Bruder, bist du noch da?" Vater! lieber Vater! da ist mir's warm ums Herz geworden, ich kanns nicht sagen, wie. Und
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