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1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 81

1905 - Wittenberg : Herrosé
81 Von den wasserwärts ausgegangenen Gütern sind zu nennen: Getreide, Kartoffeln, Kartoffelmehl, Sirup, Spiritus, Zucker, Zink, Maschinen; für Zement ist Stettin der Hauptausfuhrhafen Deutschlands. In der Stettiner Industrie, wie auch unter allen deutschen Schiffs- werften nimmt die Maschinenbau-Aktiengesellschaft „Vulkan" die erste Stelle ein. Die Einrichtungen und Leistungen der Werft können den bedeutendsten Werften der Welt an die Seite gestellt werden. Von den Herren Früchtenicht und Brock wurde 1651 in dem damals kleinen Dorfe Bredow die Einrichtung einer Werft für den Bau eiserner Schiffe in Angriff genommen. Im Jahre 1857 wurde die Werft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, damit die Mittel zu ihrer bedeutenden Erweiterung beschafft werden konnten. Von kleinen Anfängen ist die Fabrik durch die Tüchtigkeit und den Wagemut der zur Leitung des Unternehmens berufenen Vorstände zu einer Weltanstalt erhoben worden, deren Erzeugnisse unter den ersten genannt werden, die die deutsche Industrie nach allen Ländern hinsendet. Neben dem Schiffsbau wurde auch der Bau von Lokomotiven auf- genommen, und mehr als 2000 solcher Maschinen sind bis jetzt für die Eisenbahnen des In- und Auslandes aus dem „Vulkan" hervorgegangen. Das ursprüngliche Aktienkapital von 3 Millionen Mark ist bis aus 10 Millionen gestiegen. Während die Anlagen 1857 einen Wert von nicht ganz 2 Millionen Mark hatten, bezifferte sich der Gesamt- anlagewert 1902 auf 30 Millionen Mark, so daß also eine fünfzehn- fache Vergrößerung eingetreten war. Die Grundfläche der ganzen Fabrik betrug 1870 8 da, gegenwärtig umfaßt sie über 30 ha. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug damals 1800, 1902 waren 7500 Arbeiter in der Fabrik tätig. Das erste Schiff, das gebaut wurde, war der Raddampfer „Dievenow", der 45 Jahre in Fahrt gewesen ist. Die ersten kleineren Kriegsschiffe wurden 1866 für die norddeutsche Marine in Bau ge- nommen, im Jahre 1869 die größere Schiffsmaschine für die Panzer- fregatte „Hansa". Ein größeres Panzerschiff wurde 1870 gebaut. Einschließlich der in Bau befindlichen Schiffe waren 1902 ins- gesamt 254 Schiffe auf den Hellingen des „Vulkan" erbaut worden, und zwar 62 größere und kleinere Kriegsschiffe, 143 größere und kleinere Schraubendampfer für die Handelsmarine, 49 verschiedene Raddampfer. Für die deutsche Kriegsmarine sind 18, für die russische Kriegsmarine mehrere Torpedoboote und ein geschützter Kreuzer, für die chinesische 24 Kriegsschiffe, für den Norddeutschen Lloyd 12 große Dampfer und für die Hamburg-Amerikalinie 8 solcher Dampfer gebaut worden. Die Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große", „Kron- prinz Wilhelm" und „Deutschland" sind gegenwärtig die schnellsten Ozeandampfer der Welt, mit Maschinen ausgerüstet von 30 000 bezw. 33 000 und 36 000 Pferdekraft. Ein weiterer großer Schnelldampfer des Norddeutschen Llyod, „Wilhelm Ii.", ist im Sommer 1902 vom Stapel gelaufen und hat seine ersten Fahrten im Frühjahr 1903 begonnen. Der Raumgehalt dieses Schiffes beträgt ungefähr 20000 Tonnen und seine Länge ¿16,50 m. Scharf, Lesebuch. 6

2. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 394

1905 - Wittenberg : Herrosé
394 Handelsverkehr deutlich erkennen, denn im Jahre 1896/97 hob sich in Hamburg die Einfuhr aus den preußischen Häfen von 5 Mill. auf 12% Mill. Mark und die Ausfuhr ebendahin von 22% Mill. auf 26% Mill. Mark. Eine noch bedeutendere Steigerung erfuhr der Verkehr mit den russischen Ostseehäfen. l Aus V°ig.s s-s-buch. 160. Die deutsche Schiffahrt im neunzehnten Jahrhundert. Vorausschauend betonte schon der Große Kurfürst, daß Schiffahrt und Handel die vornehmsten Säulen des Staates sind, und nach den Worten unseres Kaisers ist „unser Deutsches Reich ein Weltreich ge- worden. Tausende von deutschen Landsleuten wohnen in allen Teilen der Erde, und deutsche Güter, deutsches Wissen und deutsche Betrieb- samkeit gehen über den Ozean". Darum können wir Deutsche uns glücklich schätzen, daß wir mit einer mächtigen Handelsflotte und einer aufblühenden Kriegsmarine dies Wachstum deutschen Einflusses über die Meere hin stützen und schützen können. Konnte in früheren Zeiten von deutscher Schiffahrt kaum geredet werden, so hat uns das neun- zehnte Jahrhundert nicht nur ihre Gründung gebracht, sondern auch die gewaltigsten Umgestaltungen gezeitigt, indem man von der Segelschiffahrt zur Verwendung der Dampfkraft und von der vor- wiegenden Küstenfahrt in der Ostsee ?um Kreuzen aller Meere haupt- sächlich von der Nordsee aus fortschritt und von gelegentlichen Fracht- fahrten zur Einrichtung regelmäßiger Personen- und Frachtdampfer- linien überging. Bereits im Anfange des 19. Jahrhunderts wurden ziemlich regel- mäßige Fahrten für Post-, Personen- und Frachtbeförderung zwischen Hamburg und Newyork mit amerikanischen Segelschiffen eingerichtet. Die Anbahnung des transozeanischen Verkehrs auch zwischen den übrigen norddeutschen Seestädten und den unabhängig gewordenen Staaten Nordamerikas war erfolgt. Bremer Kaufherren entsandten tüchtige Söhne ihrer Vaterstadt in die jung aufblühenden Handelsorte jenseits des Meeres, und immer zahlreicher liefen die amerikanischen Kauffahrer in unsere Nordseehäfen ein. Damit war der Lebenskeim der deutschen Seeschiffahrt gegeben, der die Kräfte unerschöpflichen Wachstums und wetterfester Dauer in sich trug. In feste, staatlich gesicherte Bahnen gelangten die beiderseitigen Handelsbeziehungen 1827 mit dem Abschluß des Schiffahrtsvertrages, in dem die ausbaufähige Grundlage der Ent- wicklung der hanseatischen Flagge zu erblicken ist. In jener Zeit trat der Schiffsbau in das Zeichen des Dampfes ein, und damit war ein mächtiger Hebel zur Entfaltung des Überseehandels wirksam geworden. Beanspruchte die Überfahrt eines gewöhnlichen Segelschiffes mehr als fünfzig Tage, kürzte ein Schnellsegler diese Zeit auf etwa 33 Tage, so dauerte die Fahrzeit eines Dampfers etwa 14 Tage. 1836 wurde von der Hamburger Firma Sloman eine Schiffahrtslinie nach Newyork ins Leben gerufen. Im Jahre 1847 ging als der erste der Dampfer „Washington" von Bremen nach Newyork in See.

3. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 457

1903 - Wittenberg : Herrosé
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. 457 bewußtsein. Er ist so stolz auf seine vaterländischen Einrichtungen und Gewohnheiten, daß er sie auch im Auslande nicht misten will; in das Fremdartige fügt er sich schwer. Englands Macht gilt ihm als unüber- windlich, und er hat einigen Grund dazu. Die Flagge Englands ist auf allen Meeren hochangesehen; seine Handelsverbindungen umspannen die ganze Erde; seine Sprache ist die verbreitetste unter den europäischen. Sehr entwickelt ist des Engländers Familiensinn; sein Haus ist seine Burg. In der Familie feiert er vor allem seinen Sonntag, auf dessen Heiligung viel strenger gehalten wird als bei uns. Am Sonntag finden weder Konzerte noch Theatervorstellungen statt, selbst die Eisenbahn- züge verkehren am Sonntag nicht oder nur in geringerer Zahl als an Wochentagen. — Um so reger entwickelt sich die gewerbliche Tätig- keit an den Wochentagen. Fabriken gibt es ohne Zahl, und in mancher Stadt überragen die Schornsteine der Fabriken die Kirchtürme; dafür wandern auch die englischen Waren in alle Welt. Von China bis nach Indien und Afrika kleidet man sich, wo nicht die deutsche Industrie der englischen den Vorrang abgelaufen hat, in die Erzeugnisse englischer Webstühle oder gebraucht man englische Stahl- und Messingwaren. Man sagt freilich den Engländern nach, daß sie ihrer Neigung, Ge- schäfte zu machen und Geld zu verdienen, auch die heiligsten Interessen opfern, und es ist wohl keine Sage, daß noch heute Schiffe die eng- lischen Häfen verlassen, die halb mit Bibeln, halb mit Götzenbildern für heidnische Völker beladen sind. Eine Schattenseite der ausgedehnten Fabriktätigkeit zeigt sich auch in dem Vorhandensein von einer Menge armer Arbeiter; in Liverpool, Manchester, auch in London gibt es Tausende von Familien, die in einem Zustande des Elends und der Armut leben, von dem wir Deutschen keinen Begriff haben. Auch die Verbrecherwelt ist zahlreicher. — Lassen sich Geschäfte im Ernst nicht machen, so werden sie im Scherz gemacht, d. h. man wettet. Bei jeder Gelegenheit heißt es: Was gilt die Wette? Ist ein Mensch ins Wasser gestürzt, so springen wohl einige hinzu, ihn zu retten, aber hundert andere wetten am Ufer, ob er ertrinkt oder nicht. Damit hängt die große Vorliebe der Engländer für Wettfahrten, Wettrennen, Boxen, Hahnenkämpfe und dergl. zusammen, Vergnügungen, die das ganze Interesse auch des gemeinen Mannes in Anspruch nehmen. — Die Nüssen gehören zum Völkerstamme der Slaven und be- kennen sich alle ohne Unterschied zur griechischen Kirche. Ihnen ist der Zar nicht bloß Kaiser, sondern auch Oberpriester. In Beobachtung der religiösen Gebräuche sind sie sehr eifrig und gewissenhaft. Den Ackerbau liebt der Russe im ganzen genommen weniger als Handel und Gewerbe. Er scheint zum Handeltreiben geboren. Der Hang und die natürliche Anlage zum Handel und Schacher ist ein Hauptzug in dem Charakter der russischen Nation. Von dem Fron- dienste und der Leibeigenschaft hat erst Kaiser Alexander Ii. die Bauern befreit, doch wissen sie ihre Freiheit nicht zu würdigen. Die Ruffen haben einen außerordentlich starken Körper, der Kälte und Hitze, Schmerzen und Beschwerden leicht zu ertragen vermag. Dies kommt daher, daß sie von Jugend aus daran gewöhnt werden,

4. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 42

1905 - Wittenberg : Herrosé
42 Borkum bis an die russische Grenze sind über 114 Rettungsstationen errichtet. Im ganzen sind bisher über 25 000 Personen vom Tode in den Wellen gerettet worden. Die Gesellschaft hat über 50 000 Mit- glieder. Nach Bohner u. a. 30. Hamburg als Heehandelsstadt. Nach Entdeckung der Seewege und des neuen Weltteils war Hamburgs Handel bedeutend gewachsen. Zum Welthandel stieg er aber erst seit 1783 empor. Die Unabhängigkeitserklärung der Kolonien in Nordamerika und die Freigebung des Verkehrs für die deutschen Nordseehäfen bewirkte das. Die Ostsee verlor immer mehr an Bedeutung; dagegen nahm der Verkehr auf der Nordsee einen un- geahnten Aufschwung. Gegenwärtig ist Hamburg der erste Seehandelsplatz des euro- päischen Festlandes und steht in ganz Europa nur hinter London zurück. Es übertrifft in seinem Gesamthandelsverkehr bei weitem alle Seeplätze des europäischen Festlandes, ja in Ein- und Aus- fuhr ganz Holland, Belgien und Spanien. Die Werteinfuhr betrug 1901 = 3697 Millionen, und die Wertausfuhr 3217 Millionen Mark. Obgleich die Stadt 90 km vom Meere gelegen ist, so ist sie doch wegen des breiten und tiefen Fahrwassers der Elbe (8—9 m) für die größten Seeschiffe zugänglich. Der ausgezeichnete Hafen erscheint trotz des fortwährenden Kommens und Gehens der Fahr- zeuge mit einem wahren Mastenwalde bedeckt. Im Jahre 1902 kamen 13284 Seeschiffe mit einem Rauminhalt von 8689 000 Re- gistertonnen an, und 13 283 Seeschiffe mit einem Rauminhalt von 8 666 000 Registertonnen gingen ab. Außerdem kamen 17000 Fluß- schiffe an und gingen ebensoviele ab. Am 1. Januar 1903 zählte die Reederei Hamburgs 924 Seeschiffe, von denen 563 Dampfer waren. An der Nordseefischerei war Hamburg außerdem mit 156 Fahrzeugen beteiligt. Der Schiffahrtsverkehr Hamburgs erstreckt sich in erster Linie auf England und Nordamerika, ferner auf Brasilien, Afrika und Australien. Weniger häufige aber wichtige Verbindungen finden mit Westindien, Mittelamerika, der Nordküste von Südamerika, Valparaiso, Shanghai, Hongkong, Singapore u. a. statt. Die meisten dieser regelmäßigen Verbindungen werden von Hamburger Häusern unterhalten; die bedeutendste dieser Dampfschiffunternehmungen ist die „Hamburg-Amerikalinie", die 1847 gegründet wurde. Sehr bedeutend ist jetzt Hamburg auch als Auswanderungshafen. Einfuhrartikel sind Kolonialwaren, Getreide, Häute, Kohlen, Schlachtvieh; zur Ausfuhr kommen hauptsächlich Woll- und Baumwoll- waren und Maschinen. In Hamburg ist das See- und sonstige Versicherungswesen stark vertreten. Der Geldhandel wird durch 15 große Banken besorgt. Wenn die Industrie auch dem Handel und Seeverkehr nachsteht, so ist sie doch ebenfalls sehr ansehnlich. Sie beschäftigt sich mit Schiffsbau,

5. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 80

1905 - Wittenberg : Herrosé
80 absegelnden und ankommenden Schiffe erhält die ganze Landschaft viel Leben. Seit 1720 ist Stettin preußisch. Am Ende des 18. Jahrhunderts war Stettin eine Stadt von 22000 Einwohnern, die infolge der Verkehrsverbesserungen schnell wuchs, so daß sie jetzt ein Gemein- wesen von 211000 Einwohnern darstellt. Die wohlhabenden Klaffen sind unter diesen stark vertreten, aber auch eine dichte Arbeiterbe- völkerung ist vorhanden. Unter den Ostseehäfen nimmt Stettin den ersten Platz ein; es hat sich zu einem Welthandelsplatz ersten Ranges emporgehoben und wird mit Recht das „Hamburg" der Ostsee genannt. Einen ungeahnten Aufschwung nahm die Stadt seit der Gründung des Deutschen Reiches. Die Festungswerke, die die Entwicklung der Stadt hinderten, sind gefallen; Schmuckplätze und schöne Straßen sind entstanden. Sehenswerte Bauwerke sind das Rathaus, das Schloß, das Theater; wertvolle Denkmäler sind das Friedrichs des Großen, Friedrich Wilhelms Iii. und Wilhelms des Großen. An gewerblichen Schulen besitzt die Stadt vier königliche An- stalten: eine höhere Maschinenbauschule, eine Baugewerkschule, eine Seemaschinistenschule und eine Navigationsschule. Daß in Stettin ein reges Jnnungsleben herrscht, kann man an den von diesen errich- teten und unterhaltenen 18 Handwerker-Fortbildungs- und Fachschulen erkennen. Auch das höhere und Gemeindeschulwesen sind reich und günstig entwickelt. Stettin ist auch der Sitz eines Gewerbegerichts, bei dem 1000 721 Prozesse verhandelt und 713 erledigt wurden. In der Stadt und Umgegend herrscht eine lebhafte Industrie. Besonders hervorzuheben sind die Zementfabrikation, Eisengießereien, Maschinenbauanstalten, die Herstellung chemischer Produkte, feuerfester Geldschränke, die Branntweinbrennereien, Dampfmahl-, Schneide- und Ölmühlen. Ganz bedeutend ist der Handel Stettins, der sich be- sonders in dem alten und neuen Hafen abspielt. Die Anlage dieser Häfen hat der Stadt einen Kostenaufwand von 20 Millionen Mark verursacht. Von außerordentlicher Bedeutung für den Seehandel ist der am rechten, niedrigen Wiesenufer angelegte große Freihafen. Im Stettiner Hafen kamen 1900 an 13238 Fahrzeuge, von denen 2944 Seedampfer und 1713 See-Segelschiffe waren, die zusammen einen Raumgehalt von über 4 Millionen obm und einen Inhalt von 1854132 Tonnen hatten. Dazu kamen noch 4844 Fahrzeuge, die den Hafen durchfuhren, ohne zu löschen oder zu laden. Es verkehrten Schiffe von fast allen Staaten Europas im Hafen. Regelmäßige Dampferverbindungen über den Seehafen Swinemünde bestehen mit Rew-Aork, sowie mit den bedeutenden Plätzen der Ost- und Nordsee von Frankreich, Spanien und dem Mittelmeere. In dem Freibezirk und am Dunzigkai verkehrten 1900 2307 Fahrzeuge von 2411824 ebm Raumgehalt und 949042 Tonnen Inhalt. Im Jahre 1903 betrug der Gesamtverkehr 3 Millionen Tonnen. Es gingen hier ein und wurden an Land gelöscht: Erze, Phosphat, Roheisen, Steinkohlen, Pflastersteine, Kalk, Holz, feuerfeste Schieserarten, Heringe, Schwefel- kies, Getreide, Kleie, Futterstoffe, Granit, Maschinenteile, Petroleum.

6. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 388

1905 - Wittenberg : Herrosé
388 steht sie durch Kanäle mit der Oder in Verbindung. Unterhalb Hamburgs ergießt sie sich in einer breiten Mündung, die das Auf- steigen der Flut bis weit in das Land hinein gestattet, in die Nordsee. Von Melnik an, wo die eigentliche Schiffbarkeit beginnt, bis zur Mündung beträgt der gesamte Fall des Flusses nur 164 nr, weshalb auf der ganzen befahrbaren Strecke von 842 km nicht nur die Talfahrt, sondern auch die Bergfahrt bequem und billig betrieben werden kann. Durch ihre eigene Wasserstraße, sowie durch ihre schiffbaren Neben- flüffe, die Moldau und die Havel mit der Spree, und die Kanal- verbindungen ermöglicht die Elbe einerseits den Verkehr von Hamburg bis Budweis und anderseits über Berlin hinaus bis zur Oder und erschließt somit ein großes Gebiet, das an Reichtum der Bevölkerung, Fruchtbarkeit des Bodens, Ausbeute von Mineralien, Salzen und Kohlen und Entwicklung der Industrie hervorragt, der billigen Wasserfracht. Der Schiffahrt auf der Elbe dient eine Flotte, die größer ist als auf jedem anderen deutschen Strome. Hamburg allein besaß im An- fange des Jahres 1893 4797 Flußschiffe, darunter 1395 aus Eisen. Zur Güterbeförderung benutzt man lange, schmale, festgezimmerte Kähne, sogenannte Zillen, von 2000—15000 Zentner Tragkraft, die mit einem Segel versehen sind. Stromabwärts laufen sie durch den Trieb des Masters und des Windes, falls er günstig ist; stromaufwärts werden sie von Dampfern gezogen. Diese gehen teils frei, teils an einer Kette, die von Hamburg bis nach Böhmen gezogen ist. Die Elbe ist von allen europäischen Flüssen zur Kettenschiffahrt am ge- eignetsten, weil sie das wenigste Gerölle führt und die Kette daher fast immer freiliegt. Dem Personenverkehr? stehen von Leitmeritz bis Hamburg Schnell- dam pfer zur Verfügung, die am stärksten auf der Unterelbe in der Nähe Hamburgs und auf der Mittelelbe von Riesa bis Leitmeritz be- nutzt werden. Preußische, sächsische und österreichische Gesellschaften teilen sich in den Dampfer- und Schleppverkehr, von denen besonders die „Kette", die „Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft" und die „Österreichische Nordwest-Dampfschiffahrtsgesellschaft" zu nennen sind. Von der Größe des Elbverkehres kann man sich einen Begriff machen, wenn man erwägt, daß beispielsweise in dem Jahre 1892 die Zollgrenze bei Schandau 7999 Schiffe auf der Bergfahrt und 8552 auf der Talfahrt passierten. Im Jahre 1896 gingen in Hamburg auf der Oderelbe durch: zu Berg 17000 beladene Frachtschiffe, zu Tal über 17 000. Daneben befördert die „Sächsisch-Böhmische Dampf- schiffahrtsgesellschaft" in jevem Jahre bis eine Million Passagiere, meistens Touristen und Vergnügungsretsende. Verfolgen wir nun eine Elbkahnreise von Melnik an. Hier be- gegnen wir außer vielen Flößen, die die Waldprodukte Südböhmens und die Jndustrieartikel von Budweis bringen, den kleinen Dampfern, die seit der Regelung der Moldau von Prag mit den ver- schiedensten Artikeln heraufkommen. Auf reizender Fahrt durch das

7. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 395

1905 - Wittenberg : Herrosé
395 Einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der Schiffahrt bildet die rm gleichen Jahre erfolgte Gründung der „Hamburg-Amerika- nisch en - Paketfahrt - Aktiengesellschaft, die Hamburger Kaufleute vollzogen. Mit zwei Segelschiffen zur Beförderung von Auswanderern wurde der Verkehr eröffnet. Dies war der bescheidene Anfang eines weitsichtig angelegten Vorgehens hanseatischer Kaufleute, hinter dem noch kein reiches Volk und kein mächtiges Land schützend und fördernd stand, aus dem sich aber nach und nach die ausgedehnte deutsche Schiffahrtsgesellschaft entwickelte, an deren Betriebsumfang, Schiffspark, Kapitalkraft und vaterländische Bedeutung keine aus- ländische Gesellschaft heranreicht. Das erste Segelschiff, die „Deutsch- land", war 717 Registertonnen groß (1 Registertonne — 2,83 cbm Rauminhalt), kostete 132000 A und konnte 200 Auswanderer und 20 Kajütspassagiere mitnehmen. Das erste 1856 eingestellte Dampf- schiff war die „Borussia" mit 2056 Registertonnen und einer Schnelligkeit von 12 Knoten (1 Knoten — 1 Seemeile — 1852 m in der Stunde. Das letzte Jahrzehnt des abgelaufenen Jahrhunderts brachte der Hamburg-Amerika-Linie, wie sich die Gesellschaft jetzt kürzer bezeichnet, einen großen Aufschwung. Zu den ersten beiden Schnell- dampfern, die 1883 (Hammonia) und 1689 (Auguste Viktoria) die Fahrten begonnen hatten, traten zwei neue hinzu. Auch die übrige Flotte wurde stark vermehrt. Neue Linien wurden eingerichtet. Zur Bewältigung des riesenhaften Güterverkehrs nach Newyork wurden vier mächtige Schiffe, die größten Frachtdampfer der Welt, erbaut. Einer von diesen ist der „Graf Waldersee". Damit sich der Leser von der Leistungsfähigkeit dieses 171 m langen, 19 m breiten und 12 ^ m tiefen Kolosses eine Vorstellung machen kann, teile ich mit, daß dieses Schiff 13148 Registertonnen mißt und die Ladung von 1306 Eisenbahnwaggons zu je 200 Zentnern aufnehmen kann. Der größte Schnelldampfer der Gesellschaft ist die „Deutschland", 202 in lang, 20,4 m breit und 13,4 m tief, 16 502 Registertonnen groß, mit 23,36 Knoten Schnelligkeit, einer Stärke der Maschinen von 35 600 Pferdekräften, außer der Bemannung von 525 Köpfen 767 Reisende in den Kajüten und 300 im Zwischendeck fassend. Die Herstellungs- kosten betrugen 12 Millionen Mark. Die Hamburgamerika-Linie verfügte 1691 über 98 Ozeandampfer mit 486 528 Registertonnen und 121 Flußschiffe mit 25309 Tonnen; heute hat sie 149 Ozeandampfer und 182 kleinere Dampfer. Im Jahre 1900 beförderte die Linie auf ihren eigenen Schiffen 160000 Personen übers Meer. Die Ge- sellschaft betreibt 25 verschiedene Linien von Hamburg nach Newyork, Baltimore, Philadelphia, Boston, Kanada, Halifax, New- orleans, Galveston, Westindien, Mexiko, von Stettin nach Newyork, von Hamburg nach Ostasien, von Newyork nach Oftasien, von Hamburg nach Südamerika und nach der Westküste von Amerika. Nachdem der Leser einiges über die größte Schiffahrtsgesellschaft Deutschlands erfahren hat, wird er darüber erstaunen, daß es im Jahre 1899 in Deutschland überhaupt 974 Reedereien gab, denen

8. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 52

1905 - Wittenberg : Herrosé
52 schlossen. Auf der linken Nheinseite wird vor Öffnung der Wingerte morgens sieben Uhr und zum Schluß abends etwa 6 Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken gegeben. Schüffe und Glockenschläge mischen sich mit dem Jauchzen der heimkehrenden Winzer; das Echo dieses Lebens und Webens hallt in den Bergen wieder; über uns steigen Raketen auf, und bengalisches Feuer beleuchtet unsern Heimweg. Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein, hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein, und wie er geboren, da jauchzt überall im Lande Trompeten- und Paukenschall; da wehen mit lustigen Flügeln die Fahnen von Burgen und Hügeln. 34. Die Industrie im Schwarzwalde. In den Waldungen des Schwarzwaldes findet die Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flösserarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Be- wohner ein redendes Zeugnis ablegen, wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu verfertigen wissen? Keine Industrie ist bei den auf- geweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesseln als dieser Erwerbszweig. Es ist geschichtlich beglaubigt, daß bereits in den Tagen Rudolfs von Habs- burg das Holzschnitzergewerbe in dem Schwarzwalde blühte, doch hat sich erst in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die Uhrmacherei ausgebildet. Nur mit einem Zirkel, einer kleinen Säge, einigen kleinen Bohrern und einem Messer wußte man die Gestelle und das Triebwerk der ältesten Holzuhr herzustellen. Ihr Vau war im höchsten Grade einfach, wie wir an einzelnen noch erhaltenen Exemplaren er- sehen. Sie zeigt nur Stunden an und ist nach zwölf Stunden ab- gelaufen; statt des Zifferblattes hat sie einen einfachen Holzring mit darauf geschriebenen Zahlen, und das Gewicht vertritt ein angehängter Stein. Während die Verfertigung der von dem Nürnberger Peter Hele um 1500 erfundenen Taschenuhren sich die Berge des Jura zur Heimat erkor, blieb der Schwarzwald seinen Wanduhren treu; das fleißige Volk schnitzelte in seinen Forsten emsig fort, so daß ganze Wälder, zu Uhren geformt, bald ihren Weg in die weite Welt hinaus- nahmen, anfangs nur getragen auf den Schultern des Uhrmannes, dann schiffladungsweise bis nach Amerika, wo sie die Wohnung des Hinterwäldlers schmückten, bis der betriebsame Iankee nach den Mustern der Schwarzwälder selbst seine Iankee-Clocks zu bauen begann. Ohne Lehrer, bloß auf den Erflndungsgeist der Bauern angewiesen, fristete sich die Schwarzwälder Uhrenindustrie schlecht und recht, behielt aber stets ihren Rang, da sie wenig Mitbewerb zu fürchten hatte und
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