Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 192

1905 - Wittenberg : Herrosé
192 großartigen Geschäfts war der Leutnant Werner Siemens, der mit dem Mechaniker Halste eine bescheidene Telegraphenbauanstalt errichtete. Als er 1849 den Militärdienst verlassen hatte, gelang es seinem rastlos schöpferischen Geist, die Firma zur Führerin der deutschen elektrischen Industrie emporzuheben, welche Stellung sie heute noch inne hat. Die damals noch nicht verstaatlichten Eisenbahnen über- schütteten die Fabrik mit Aufträgen größten Umfangs. Auf der Welt- ausstellung in London im Jahre 1851 wurde die Firma in glänzender Weise ausgezeichnet. Ihre Beziehungen zu Rußland hoben ihren ausländischen Ruf und ihre finanzielle Bedeutung mit beispielloser Schnelligkeit. Das Niesenreich überzog sie mit Telegraphenlinien, und die technische Verwaltung dieses ungeheueren Netzes lag in ihrer Hand. Auch für das erste Tiefseekabel lieferte die Firma Siemens & Halske die erforderlichen Apparate und Leitungen; später übernahm sie selbst die Kabellegungen. Die verschiedenen Häuser in den genannten großen Städten schlossen sich Ende der sechziger Jahre zu einer Art „Familien- aktiengesellschoft" zusammen. Zur Entstehung und Vervollkommnung der Elektrotechnik hat der gelehrte Forscher Werner Siemens eifrigst bei- getragen. Die Firma fertigt heute Glühlampen, Apparate für Telegraphie, Telephone, Signalwesen und zum Messen, sowie elektrische Bahnen. Anerkennenswert ist die Fürsorge der Geschäftsinhaber für das Wohl der Arbeiter. Gelegentlich des Jubelfestes haben sie eine Million Mark zu einer Stiftung ausgeworfen, deren Zinsen zugunsten der Beamten und Arbeiter verwendet werden sollen, und über deren Verwendung ein Ausschuß von Beamten und Arbeitern selbst mit- entscheidet. Teilweise »ach Pros. I)r. Rudolf Schulze. <l) Besondere Einrichtungen. 91. Das Telephon. Jahrzehnte hindurch hatte die Telegraphie die Bedürfnisse des öffentlichen und privaten Verkehrs vollauf befriedigt, war sie doch jederzeit in der Lage gewesen, Mitteilungen, Aufträge, Reden usw. mit der Schnelligkeit des Blitzes von einem Orte zum andern und selbst über Meere hinweg zu befördern. Rur eins noch war ihr ver- sagt geblieben: die Menschen konnten sich nicht unmittelbar mitein- ander verständigen, sondern brauchten dazu stets Vermittler, und zwar Telegraphisten, die die Worte in Zeichen und diese in Worte um- setzten, und Boten, die die Telegramme zutrugen. Heute will diese Beschränkung nicht allzuviel mehr bedeuten, haben uns doch die letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts das vollkommenste persönliche Verkehrsmittel, das Telephon, gebracht, jenen Apparat, der ein Fernsprechen und ein Fernhören gestattet und dadurch Mittelspersonen überflüssig macht. Mit ungeahnter Schnellig- keit hat es sich daher auch allerwärts in der zivilisierten Welt ein- gebürgert. Wir finden es in Kontoren, Lager- und Fabrikräumen,

2. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 196

1905 - Wittenberg : Herrosé
196 den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts haben sich verschiedene Männer der Wissenschaft geradezu mit dem Problem der Sprach- übertragung redlich abgemüht. Es sei hier nur an die Namen Cassiot, Marrian und Bourscnil erinnert. Letzterer hat sogar schon der Überzeugung Ausdruck gegeben, daß früher oder später sicher die Sprache elektrisch übertragen werden würde. Vielleicht ist auch ihm das Wort des Simplicius ins Gedächtnis gekommen, daß man doch ein Instrument erhalten möchte, mit dem man „wunderbarlicher- weise hören kann, was in unglaublicher Ferne ertönt und ge- redet wird". Nun, dieses Instrument ist tatsächlich erfunden worden, wie wir im vorstehenden gesehen haben, und der Erfinder ist zweifellos der Deutsche Philipp Reis, wenn schon sein Telephon sich praktisch kaum verwerten ließ. Aber trotzdem gebührt Reis das Verdienst, daß es ihm 1860 als erstem gelungen ist, Worte und Töne elektrisch zu über- tragen, und daß überhaupt nur durch seine Erfindung die Grundlage für die Telephone geschaffen wurde. Siebzehn Jahre waren seitdem vergangen, da erhielt die Welt die Kunde, daß es dem Amerikaner Graham Bell gelungen sei, ein Telephon in einer derartigen Vervollkommnung herzustellen, daß es im Verkehre benutzt werden könne. Und in der Tat erwies sich das Bellsche Telephon nicht nur äußerst einfach, sondern auch durchaus praktisch verwertbar; ja heute müffen wir sogar zugestehen, daß der „Hörer", wie wir ihn im Eingänge geschildert haben, fast genau noch so hergestellt wird, wie er in Bells Patente beschrieben ist. Nur zum Sprechen erwies sich der Bellsche Apparat nicht für ausreichend, wenigstens nicht für größere Entfernungen, da der erzeugte elektrische Strom viel zu geringen Einfluß auf den Stabmagneten bei der Hörerstelle aus- übte, man also die Worte und Töne nur undeutlich und ganz leise vernehmen konnte. Doch auch diesen Übelstand beseitigte der Erfindergeist. Im Jahre 1877 baute Edison sein Kohlentelephon und schon im Jahre danach Hughes das uns in allen seinen Teilen bekannte Mikrophon. Mit ihm hat die Telephonie in der Hauptsache ihre Vervollkommnung erreicht; denn sämtliche neueren Telephone fußen auf dieser Grundlage. 92. Die elektrische Klingel. In Fabriken und Gasthäusern, in Wohnungen und Werkstätten findet man vielfach die elektrische Klingel, die bequem und schnell Nach- richten übermittelt, deren Anlage billig ist und deren Unterhaltung geringe Kosten verursacht. In dem Raume, in den die Nachrichten gebracht werden sollen, steht auf einem an der Wand befestigten kleinen, kastenförmigen Gehäuse eine Klingel. Der Kopf des zugehörigen Hammers befindet sich oberhalb des Kästchens nahe dem kreisförmigen Klingel- rande; der Stiel bildet im Kästchen den etwas abstehenden Anker eines unter der Glocke wagerecht liegenden Elektromagneten und berührt auf

3. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 438

1903 - Wittenberg : Herrosé
438 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. ist in Aussicht genommen. Brisbane ist die Hauptstadt Queenslands, einer Kolonie, welche in ihrer schnellen Entwickelung einen hervor- ragenden Platz unter den australischen Gebietsteilen einzunehmen bestimmt scheint, und welche wegen ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu Neu- guinea — das deutsche Gebiet ist von Cooktown in Queensland in sechs Tagen zu erreichen — von hervorragender Wichtigkeit für den deutschen Handel ist. In Sidney schließt sich an die Hauptlinie die Zweiglinie Sidney — Tongainseln — Samoa an, die ihre Rundreise in 24 Tagen vollendet, also etwa vier Tage vor Ankunft des nächsten europäischen Dampfers mit der Rückfracht in Sidney wieder eintrifft. Die Fahrten auf der ostasiatischen und australischen Linie finden nämlich in Zeitabständen von je vier Wochen statt. Die Zweiglinie Triest —Brindisi — Alexandrien endlich dient der Beförderung der Post, dem Handelsverkehr nach Ägypten und auch der süddeutschen Ausfuhr über Suez. Die Dampfer sind vortrefflich eingerichtet und bleiben in der Schnelligkeit der Fahrt hinter den besten englischen Schiffen nicht zurück. Wie vorteilhaft die Einrichtung der Reichspostdampferlinien schon jetzt den deutschen Handel beeinflußt, geht aus einem Bericht über Bremens Handel im Jahre 1887 hervor. Es heißt darin: „Die Einfuhr Bremens aus China, Japan und Australien hat sich von 1,1 Millionen Mark im Jahre 1885 auf 16,2 Millionen Mark im Jahre 1887 gehoben; die Ausfuhr dorthin ist im gleichen Zeitraum von 1 Million auf 15,3 Millionen Mark gestiegen. Das ist ein Ergebnis, das fast ausschließlich den neuen Reichspostdampferlinien zu danken ist." Mögen sie dem deutschen Namen Ehre und unserm Vaterlande immer reicheren Segen bringen! Aus Schürmaun und Windmöller, Lesebuch f. Fort.-Sch. 275 (296). Der elektrische Telegraph. Zu den großartigsten Errungenschaften der Neuzeit, die mit „dem Dampfe fährt" und „mit der Sonne malt" (Photographie), gehört der elektrische Telegraph, so daß man auch „mit dem Blitze schreibt". Durch den Telegraphen ist eine Aufgabe gelöst worden, die noch am Anfang dieses Jahrhunderts unmöglich erschien. Schritt vor Schritt mußte erst eins nach dem andern erfunden und verbessert werden, ehe man in weite Ferne schreiben konnte. Es wurde möglich durch die Geschwindigkeit des elektrischen Stromes, die Leitungssähigkeit der Metalle und der Erde und die hierdurch gegebene Möglichkeit, in jeder Entfernung ein Stück Eisen abwechselnd magnetisch und unmag- netisch zu machen. Die Geschwindigkeit des elektrischen Stromes ist außerordentlich groß. Sie beträgt in einer Sekunde — 60000 Meilen; deshalb ist seine Verbreitung für die irdischen Entfernungen, die höchstens 5400 Meilen betragen können, eine augenblickliche, so daß die gebrauchte

4. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 32

1903 - Wittenberg : Herrosé
32 T. Der Bauernstand sonst und jetzt. blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs- bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt aus jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teurer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlen so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (von schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert noch an die Opfer des Schmuggels, die hier ftelen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die einzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter iu den Dienst der Menschen genommen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1625 den Rhein. Die erste Eisenbahn verband 1835 Nürnberg und Fürth, die zweite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden den elektrischen Telegraphen oder Fern- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, ein Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht in der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuerstein gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flamme entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand. Er wurde, was er heute ist, eine der sichersten und besten Stützen des Staates. Die Bauern wurden endlich freie Leute und erhielten den freien Gebrauch ihres Eigentums. Bis dahin waren sie meistens nur Nutznießer, nicht aber freie Besitzer ihrer Äcker und Häuser gewesen. Sie wurden frei von den drückenden Frondiensten. Dieselben waren oft unerträglich geworden, wenn der Gutsherr sie manchen Bauern gegen Geldzahlung erließ, die andern aber zwang, deren Arbeit mit- zutun. Die vielen Abgaben wurden in eine billige Geldrente ver-

5. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 219

1905 - Wittenberg : Herrosé
219 wenn in früheren Zeiten auch bei der Verrichtung größerer, schwererer und umfangreicherer Arbeiten die Menschen nur auf sich selbst und die Verwendung der damals einfachen Werkzeuge angewiesen waren, so brauchten sie eben zur Herstellung mancher Arbeiten unverhältnismäßig viel Zeit; zudem konnten solche Arbeitserzeugnisse nur in geringer Anzahl hergestellt werden. Da ist man denn nach und nach darauf gekommen, Werkzeuge oder Instrumente derartig zusammenzusetzen, daß man mit einem solchen Werkzeuge mit einem Male eine viel größere Wirkung auf Gegenstände ausüben kann. Ein Beispiel hierzu: Früher mußte jeder Bäckermeister, wenn er aus dem hergerichteten Semmelteige die Semmeln alle gleich nach Gewicht machen wollte, die einzelnen Teigstücke mit dem Mesier abschneiden oder mit der Hand abkneipen, um ihnen sodann ein gleiches Gewicht zu geben. Heute benutzt der Bäckermeister die Teigteilmaschine. Diese ist so eingerichtet, daß mittels eines einzigen Druckes ein Stück Teig sogleich in 30 oder 50 gleich schwere Stücke zerlegt wird. Wie man aber zum Zerkleinern zusammengesetzte Werkzeuge er- funden hat, so hat man auch solche hergestellt, durch die ein an- zufertigender Gegenstand ein äußerlich schöneres Ansehen erhält, als wenn der Mensch mit seiner geringen Kraft die vollständige Anfertigung besorgt. In den Werkstätten der Schlosser, der Maschinenbauer usw. feilt man darum nicht mehr mit der Hand das Eisen und den Stahl, sondern man läßt es durch Maschinen besorgen und erhält auf diese Weise tadellos glatte Flächen. Man nennt solche Maschinen Fräs- maschinen. Auch hinsichtlich der aufzuwendenden Kraft hat der Menschengeist Werkzeuge zusammengestellt, wodurch früher fast un- mögliche Dinge heute ausgeführt werden können. Eisen und Metalle werden wie Papier durchbohrt und so fest gehämmert, wie das ehedem niemals geschehen konnte. Das alles besorgen heute Maschinen. Auch die Naturkräfte, wie Luft und Wasser, Dampf und Elek- trizität, in den Dienst des Gewerbes und der mannigfaltigsten Arbeiten zu stellen, hat der Mensch vollbracht. Wind und Wasser treiben Mühlen, Schiffe u. dgl., und die Dampfkraft wie auch die Elektrizität ziehen ungeheure Lasten. Denke an die Lokomotive, die 50, 60 und noch mehr schwerbeladene Eisenbahnwagen mit sich fort- bewegt, oder an das Dampfschiff, das pfeilschnell die Wasserfläche der Ströme und Meere durchschneidet, oder an die Dampfmaschine, die Hunderten von Menschen in einem Hause täglich Arbeit gibt. Alle diese Maschinen sind zusammengesetzte Werkzeuge, die zur Unterstützung oder zum Ersätze von Menschenkräften, sowie zur Er- höhung der Leistungsfähigkeit bei der Erzeugung von Gegenständen nach Menge und Güte dienen. Dazu kommt, daß die Herstellung eines Gegenstandes oder die Verrichtung einer Arbeit, weil sie im großen betrieben wird, sich billiger und wohlfeiler gestaltet, als wenn sie durch Menschenhand besorgt wird. Eine jede Maschine besteht also aus einer Verbindung von be- weglichen und unbeweglichen festen Körpern; sie nimmt physische Kräfte auf, pflanzt sie weiter fort und gestaltet sie nach Richtung und Größe

6. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 191

1905 - Wittenberg : Herrosé
191 und Siemens Herstellen. Sie bestehen aus hohlen, meist birn- förmigen Glasgefäßen von mäßiger Größe, durch deren Deckel die beiden Leitungsdrähte isoliert ins Innere reichen. Die Enden dieser Drähte sind durch einen Kohlenbügel verbunden, den man durch Aus- glühen von Bambus- und Baumwollenfasern oder von Streifen von Kartonpapier hergestellt hat. Beim Durchgänge des Stromes gerät der Streifen ins Glühen und sendet ein sehr schönes weißes Licht aus. Damit der Bügel nicht verbrennt, müssen die Glaskugeln luftleer sein. Das Glühlicht hat in Privatwohnungen, Fabriken und im Dienste des Arztes (Untersuchung innerer Organe: Mundhöhle, Ohr usw.) An- wendung gefunden. Da das elektrische Licht wenig Wärme entwickelt und der Luft keinen Sauerstoff zur Verbrennung entzieht, so hat seine Anwendung für die Gesundheit keinerlei Nachteil, während Gaslicht durch beides sehr schädlich und lästig werden kann. Beim elektrischen Bogenlicht erscheinen Farben ähnlich wie im Sonnenlicht. Seine Lichtstärke ist so groß, daß es auch große Räume ausreichend erhellt. Es kann Räume beleuchten, die von dem Orte seiner Erzeugung weit entfernt sind; es vermindert die Gefahr der Unglücksfälle und in hohem Maße die Feuersgefahr. Im Vergleich zu der gelieferten Lichtmenge ist der Preis gering. Die elektrischen Leitungen bergen große Gefahren, wenn die Drähte an sich und an den Befestigungsstellen schlecht isoliert sind. Auf die Isolierung ist deshalb große Sorgfalt zu verwenden; aber die Leitungen sind auch so anzulegen, daß ihre Berührung seitens Unwissender oder Unvorsichtiger unmöglich ist. Erreicht wird dieses durch die Führung der Leitung in ausreichender Höhe und durch genügende Überkleidung mit Leisten usw. Trotzdem aber lasse man in der Nähe von elektrischen Leitungen starker Ströme die größte Vorsicht walten, um sich vor elektrischen Schlägen, die augenblicklich den Tod herbeiführen können, zu bewahren. Da neuerdings die elektrische Kraftübertragung auch auf eine weit von der Kraftquelle entfernte Stelle gelungen ist, z. V. von Lauffen nach Frankfurt a. M., so dürfte die Elektrizität, besonders auch zur Lichterzeugung, ausgedehntere Verwendung finden. Die Natur liefert die Wasserkräfte überall umsonst. Sie lassen sich zum Betrieb Elektrizität erzeugender Maschinen leicht verwenden, wodurch die Herstellungskosten bedeutend ermäßigt werden. Im Mittelpunkte aller großartigen Unternehmungen auf elek- trischem Gebiet steht die Firma Siemens Lhalske in Berlin, die am 12. Oktober 1897 im „Kaiserhof" unter Anwesenheit von Ministern und sonstigen hohen Würdenträgern die Jubelfeier ihres 60jährigen Bestehens beging und ihren Beamten und Arbeitern im Zoologischen Garten eine Jubiläumsfeier veranstaltete. Das Unter- nehmen, das 1847 mit 10 Arbeitern begründet wurde, beschäftigt gegenwärtig etwa 10000 Menschen und hat Zweigstellen in Charlotten- burg, Wien, London, Petersburg und Warschau. Der Gründer des

7. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 335

1905 - Wittenberg : Herrosé
335 Diesen Massenwerken der Alten hat aber die Neuzeit tausenderlei Dinge gegenüber zu stellen, die uns im gewöhnlichen Leben unentbehrlich geworden sind, und obwohl sie gering geschätzt werden, doch Triumphe menschlicher Intelligenz darstellen. Wie würden z. B. die Alten unsere Glashütten, Taschenuhren, die Nähmaschinen, die Streichhölzchen, die Schreibfedern und vieles andere anstaunen! Um ein geringes kauft man heutzutage die letzteren und denkt nicht daran, daß dieses un- scheinbare Stahlblechstückchen, das den Gänsekiel verdrängt hat, bis zu seiner Fertigstellung so viele Hilfsmaschinen und zahlreiche Arbeitskräfte erfordert. In der Voraussetzung, daß es dir, lieber Leser, nicht un- willkommen sein wird, die Anfertigung der Stahlfeder kennen zu lernen, lade ich dich ein, mit mir die Räume einer Stahlfederfabrik zu durchwandern. Im ersten Raume, den wir betreten, finden wir die Stahlstreifen aufgespeichert, aus denen die Stahlfeder hergestellt wird. Diese 6 — 7 cm breiten Streifen von der Dünne eines Papierbogens bis zur Stärke eines Messerrückens werden in besonderen Walzwerken aus bestem schwedischen und englischen Gußstahl hergestellt und zeichnen sich durch große Härte und Zähigkeit aus. Aus diesem Magazin wenden wir unsere Schritte in einen geräumigen, hellen Arbeitssaal. In langen Reihen sitzend, stoßen Arbeiterinnen aus den erwähnten Stahlbändern mittels besonderer Handpressen längliche Stahlstückchen von der Form einer plattgedrückten Stahlfeder ab. Eine geübte Arbeiterin ist imstande, täglich 40 000 solcher Plättchen abzudrücken. In einem angrenzenden Fabrikraum werden mittels Stempelpresien die Plättchen mit dem Fabrikstempel versehen und mit Handpressen gelocht. Um nun den Plättchen durch Biegen die Form der Stahlfeder geben zu können, bedarf der Stahl einer großen Weichheit. Zu diesem Zwecke werden die platten Stahlfedern in einem Muffelofen der Glüh- hitze ausgesetzt. Nach dem Erkalten sind sie ungemein weich und bieg- sam. Nun werden sie in die rinnenartige Vertiefung des Prägestockes gelegt und erhalten durch einen auf sie gedrückten Stempel die Gestalt der Stahlfeder. Diese ist nun ihrer äußeren Form nach vollendet. Jetzt muß aber das Metall die Härte des Stahles wieder erhalten. Um das zu erreichen, werden die Stahlfedern in eisernen Kästen der Weißglut ausgesetzt und noch weißglühend in ein mit Öl gefülltes Gefäß ausgeschüttet. Jetzt sind sie ungemein hart, aber ohne jegliche Biegsamkeit. Diese ist aber unbedingt nötig. Um sie zu erhalten, werden die Stahlfedern von dem Öle durch Abkochen befreit und in mit Sägespänen gefüllten Trommeln über Feuer getempert, etwa in der Weise, wie man Kaffee brennt. In anderen Trommeln, die mit gepulvertem Steingut, Kalk, Sand pp. gefüllt sind, werden sie vom Glühspan befreit. Zum Schleifen der Stahlfederspitze bedient man sich runder Schmirgelsteine, die sich mittels Dampfkraft ungemein schnell um ihren Mittelpunkt drehen. Aus dem Schleissaale treten wir in das Spaltezimmer. Arbeiterinnen sind hier beschäftigt, das Schneide- werkzeug, womit der Spalt gemacht wird, mittels eines Hebels auf die Stahlfeder herabzudrücken. Schließlich werden die Stahlfedern,

8. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 52

1905 - Wittenberg : Herrosé
52 schlossen. Auf der linken Nheinseite wird vor Öffnung der Wingerte morgens sieben Uhr und zum Schluß abends etwa 6 Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken gegeben. Schüffe und Glockenschläge mischen sich mit dem Jauchzen der heimkehrenden Winzer; das Echo dieses Lebens und Webens hallt in den Bergen wieder; über uns steigen Raketen auf, und bengalisches Feuer beleuchtet unsern Heimweg. Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein, hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein, und wie er geboren, da jauchzt überall im Lande Trompeten- und Paukenschall; da wehen mit lustigen Flügeln die Fahnen von Burgen und Hügeln. 34. Die Industrie im Schwarzwalde. In den Waldungen des Schwarzwaldes findet die Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flösserarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Be- wohner ein redendes Zeugnis ablegen, wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu verfertigen wissen? Keine Industrie ist bei den auf- geweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesseln als dieser Erwerbszweig. Es ist geschichtlich beglaubigt, daß bereits in den Tagen Rudolfs von Habs- burg das Holzschnitzergewerbe in dem Schwarzwalde blühte, doch hat sich erst in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die Uhrmacherei ausgebildet. Nur mit einem Zirkel, einer kleinen Säge, einigen kleinen Bohrern und einem Messer wußte man die Gestelle und das Triebwerk der ältesten Holzuhr herzustellen. Ihr Vau war im höchsten Grade einfach, wie wir an einzelnen noch erhaltenen Exemplaren er- sehen. Sie zeigt nur Stunden an und ist nach zwölf Stunden ab- gelaufen; statt des Zifferblattes hat sie einen einfachen Holzring mit darauf geschriebenen Zahlen, und das Gewicht vertritt ein angehängter Stein. Während die Verfertigung der von dem Nürnberger Peter Hele um 1500 erfundenen Taschenuhren sich die Berge des Jura zur Heimat erkor, blieb der Schwarzwald seinen Wanduhren treu; das fleißige Volk schnitzelte in seinen Forsten emsig fort, so daß ganze Wälder, zu Uhren geformt, bald ihren Weg in die weite Welt hinaus- nahmen, anfangs nur getragen auf den Schultern des Uhrmannes, dann schiffladungsweise bis nach Amerika, wo sie die Wohnung des Hinterwäldlers schmückten, bis der betriebsame Iankee nach den Mustern der Schwarzwälder selbst seine Iankee-Clocks zu bauen begann. Ohne Lehrer, bloß auf den Erflndungsgeist der Bauern angewiesen, fristete sich die Schwarzwälder Uhrenindustrie schlecht und recht, behielt aber stets ihren Rang, da sie wenig Mitbewerb zu fürchten hatte und
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 7
4 0
5 29
6 0
7 18
8 0
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 0
18 0
19 29
20 0
21 2
22 1
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 1
29 8
30 1
31 0
32 0
33 6
34 0
35 0
36 1
37 33
38 3
39 18
40 0
41 1
42 0
43 0
44 0
45 9
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 4
5 1
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 7
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 0
40 5
41 0
42 1
43 0
44 0
45 3
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 1
62 0
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 1
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 4
93 0
94 1
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 34
2 0
3 2
4 0
5 2
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 3
12 21
13 1
14 1
15 0
16 0
17 0
18 0
19 4
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 3
26 0
27 0
28 2
29 0
30 0
31 1
32 1
33 4
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 0
43 2
44 2
45 0
46 1
47 1
48 0
49 0
50 2
51 4
52 32
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 3
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 1
67 2
68 0
69 0
70 0
71 5
72 1
73 0
74 0
75 7
76 1
77 0
78 15
79 0
80 0
81 10
82 0
83 1
84 1
85 0
86 3
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 4
95 0
96 3
97 0
98 0
99 0
100 1
101 1
102 1
103 1
104 0
105 2
106 0
107 6
108 0
109 1
110 2
111 2
112 0
113 4
114 3
115 0
116 0
117 1
118 0
119 1
120 0
121 0
122 15
123 0
124 8
125 3
126 0
127 7
128 0
129 7
130 2
131 3
132 0
133 2
134 0
135 0
136 6
137 1
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 5
146 0
147 5
148 0
149 0
150 0
151 1
152 1
153 0
154 13
155 1
156 0
157 1
158 0
159 1
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 4
166 2
167 2
168 5
169 0
170 0
171 0
172 0
173 3
174 1
175 6
176 0
177 1
178 0
179 0
180 0
181 0
182 4
183 10
184 0
185 2
186 0
187 0
188 18
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 1