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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 275

1903 - Essen : Baedeker
Das Bergische Land und seine Industrie. 275 Treten wir in eine solche Hammerschmiede ein! Ans einem niedrigen Schwebesitz, der an einer von der Decke herabhängenden beweglichen Eisen- stange befestigt ist, erblicken wir den rußigen Schmied. Ein Hammer schlägt auf einen breiten, glühenden Eisenstab, der ans einem in den Boden einge- lassenen, niedrigen Amboß liegt. Der schwere Hammer wird durch Wasser- kraft getrieben (s. Nr. 94). Geschickt wendet der Meister das Eisen unter dem schlagenden Hammer, bis eine runde Platte daraus geworden ist, die durch einen schmalen Stiel mit der Stange zusammenhängt, und man erkennt die rohe Form einer Bratpfanne. Nun greift der Schmied nach einem Werk- zeug, welches in eine scharfe Schneide ausläuft, hält es dahin, wo der Stiel der Bratpfanne endigt und läßt durch den Hammer die Pfanne abschlagen. Sofort wird die noch glühende Eisenstange weiter geschoben, ohne daß ein Schlag auf den leeren Amboß fällt, obwohl der Hammer etwa 100 Schläge in der Minute macht. Ist aber die dritte oder vierte Pfanne geschmiedet, so steht der Lehrling schon mit einer frisch glühenden Eisenstange bereit. Der Meister raucht bei der Arbeit behaglich sein Pfeifchen und gibt dem Burschen nur selten durch ein Wort oder eine Gebärde Weisung. Indem wir weiter wandern, bemerken wir an den langen Fensterreihen der Feilenhauereien arbeitende Männer und Frauen und hören in eintönigem Takte Hämmer schlagen. Auch Haushaltungsgerüte und Werkzeuge für Hand- werker, Säbelscheiden und Sporen, Ambosse und Beile, Sensen und Sicheln, Spaten, Hacken und Pflugscharen, endlich auch Schlittschuhe gehen ans der Remscheider Gegend in die weite Welt. Da Remscheid auf einem Bergrücken liegt, so hatten die Bewohner früher viel durch Wassermangel zu leiden, dem auch die kostspielige Anlage einer Wasserleitung nicht hinreichend abzuhelfen vermochte. Da entschloß sich die städtische Verwaltung, das Tal des nahen Eschbaches durch eine massige, 160 m lange, 25 m hohe und unten 15, oben 4 m dicke Qnermauer abzu- sperren, hinter welcher sich das Wasser des Baches ansammeln sollte. Die Füllung dieses gewaltigen Sammelbeckens nahm 50 Tage in Anspruch. Von der „Talsperre" aus wird das Wasser nach dem Pumpwerk geleitet, von wo aus es durch Dampfkraft in zwei Wassertürme getrieben wird. Diese vor- treffliche Remscheider Anlage ist seitdem von vielen andern Orten nachgeahmt worden. 3. Von Remscheid nur wenige Kilometer ostwärts — und man hört nicht mehr das Getöse der Hämmer, sondern das Rasseln von Spinnmaschinen und das Geklapper von Webstühlen. Wir befinden uns in Lennep, dem wichtigsten Orte der bergischen Tnchfabrikation. Erklimmen wir nun den nächsten, nordwärts sich hinziehenden Höhenrücken, so schauen wir auf das im Wuppertal über drei Wegstunden sich erstreckende, 300000 Einwohner bergende Häusermeer der Doppelstadt Barmen-Elberfeld hinab. Es liegt eine alte Heimstätte der Garuindustrie unter uns. Früher breiteten sich hier weite Wiesenflächen ans, und die jetzt schwarze Wupper spendete den Garn bl eichen ihr kristallklares Wasser. Weber und Färber wurden zur Niederlassung angelockt, und später kamen noch andere Arbeitszweige hinzu, vor allem die Bandwirkerei. Letztere hielt sich am längsten als Haus- industrie; denn wie der bergische Schmied im allgemeinen dem Fabrikbetrieb abhold ist und sich nach Möglichkeit die Selbständigkeit als Meister wahrt, so sträubte sich auch der bergische Weber lange Zeit gegen die Vorherrschaft der Fabrik. Jetzt aber ist infolge der Vorteile des Betriebes die Fabrik- 18*

2. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 276

1903 - Essen : Baedeker
276 Das Belgische Land und seine Industrie. Weberei ins Riesenhafte gewachsen, so daß sich von da unten Schlot an Schlot zum Himmel reckt. Was tritt nicht alles von diesem Tale aus die Reise in die weite Welt an! Vom Kopf bis zu den Füßen steckst du selber buchstäblich in Wupper- taler Waren; denn Hutband und Hutfutter, wie Schuhbänder und Schnüröhre werden hier verfertigt; Futter und Knöpfe der Kleider, der Stoff des Hals-

3. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 79

1903 - Essen : Baedeker
Im Puddelwerk. 79 verfügten bei höheren Selbstkosten nur über schlechte Landwege, und von seiten des verarmten Staates geschah nichts, solche Zu- stände zu bessern. Auf diese Übelstände wies ein Bahnbrecher der Industrie im Ruhrgebiet, Friedrich Harkorü), durch Wort und Schrift hin. In England hatte er sich davon überzeugt, welche großen Fortschritte dort das in Deutschland noch unbekannte neue Eisenfrisch-Verfahren, das sogenannte Buddeln, gemacht hatte. „Unsere Eisenhütten,“ so schrieb er im Jahre 1824, „werden im Durchschnitt jämmerlich be- trieben: kleine Öfen, schlechte Gebläse, ungleiches Material, ge- ringe Erzeugung stellen die Selbstkosten erheblich höher als in England. So ist es erklärlich, daß die Ausländer das Eisen 40 bis 6o°/o billiger erzeugen und wir von den auswärtigen Märkten verdrängt werden mußten. Es erscheint daher notwendig, daß sich für die Einführung des Buddel Verfahrens eine Aktien-Gesell- schaft bilde, da nur eine solche die Sache mit Nachdruck be- treiben kann.“ Aber Harkort blieb ein Frediger in der Wüste. Da entschloß er sich, selbst Hand ans Werk zu legen. Abermals reiste er (im Jahre 1826) nach England, um erfahrene Arbeiter für das erste Buddel- und Walzwerk zu werben, welches er in Wetter an der Ruhr anlegen wollte. Mit einem Buddelmeister, einem Hammer- schmied und einem Walzer kehrte er zurück; die einheimischen Arbeiter gewannen allmählich Selbstvertrauen und machten sich das neue Arbeitsverfahren zu eigen. Harkorts Verdienst bestand nicht nur darin, daß er das erste Buddel- und Walzwerk errichtete, sondern beruhte auch darauf, daß er, den eigenen Vorteil außer acht lassend, seine Fabrik niemand ver- schloß, ja sogar andere in ähnlichen Unternehmungen mit Rat und Tat unterstützte. Solche Selbstlosigkeit begegnete in Verwandten- und Freundes- kreisen ernstem Tadel. Harkort pflegte jedoch darauf zu antworten: „Mich hat die Natur zum Anregen geschaffen; das Ausbeuten muß ich andern überlassen.“ So verbreitete sich das Buddelverfahren rasch im ganzen Ruhrgebiete und weit darüber hinaus. In groß- artigem Maßstabe ist es in der weltberühmten Kruppschen Fabrik in Essen ausgebildet worden. Nach L Berger Ii. Das Kruppsche Buddelwerk zu Essen umfaßt drei hohe, luftige Gebäude, jedes 70 m lang und 40 m breit. Sie liegen in einer Flucht nahe beisammen und stellen für sich allein schon eine große Eisenhütte dar, obwohl sie nur einen kleinen Teil der gewaltigen *) *) Erst Kaufmann, dann Industrieller und Politiker (1793—1880), wurde in der Schlackt bei Ligny verwundet. Nach den Freiheitskriegen errichtete er Walz- und Eisenwerke mit Arbeiterkrankenkassen und andern wohltätigen Einrichtungen (s. Nr. 45). Er befürwortete schon 1827 heim Freiherrn von Stein die Einrichtung von Eisenbahnen und der Dampfschiffahrt auf dem Rhein und der Weser und arbeitete Pläne aus zur Anlage von Kanälen zwischen Elbe und Rhein, wurde Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des norddeutschen Reichstages und trat für die Hebung der Volksschulbildung entschieden ein.

4. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 111

1903 - Essen : Baedeker
Der Entwicklungsgang der Lokomotive. 111 Durch diesen Erfolg ermutigt, entschloß man sich zum Bau einer Eisenbahn zwischen Stockton und Darlington. Die erste Fahrt (im Jahre 1825) gestaltete sich zu einem Feste. Der aus 38 Wagen bestehende Zug führte Kohlen, Mehl und 250 Personen und legte 10 englische Meilen in der Stunde zurück. Nun dachte man an die Einstellung eines besonderen Wagens für Reisende, indem man vor- läufig eine alte Postkutsche auf ein hölzernes Gestell setzte. Doch die entscheidende Schlacht, welche der Lokomotive zum Siege verhalf, sollte noch geschlagen werden. Zwischen Liverpool und Manchester vollzog sich der Transport auf Kanälen und Land- straßen so langsam, daß die Nachfrage nach Baumwolle nicht be- Fig. 22. Stephensons „Rocket“. friedigt werden konnte. In Manchester mußten Hunderte von Arbeitern zeitweilig ihre Arbeit aussetzen, weil die neuen Baumwollen-Ballen auf sich warten ließen. Stephenson wurde als Begutachter gerufen, irotzdem viele Unebenheiten und ein Moorgrund zu überwinden waren, erklärte er sich für die Anlage eines Schienenweges. Als- bald machten sich Ingenieure und Feldmesser ans Werk. Aber nun erhoben Straßenaufseher, Kanaleigentümer und Grundbesitzer ein Zetergeschrei, und selbst Weiber und Kinder fielen mit Steinwürfen und Scheltworten über die Feldmesser her. So sah sich Stephenson genötigt, das Werk einstweilen ruhen zu lassen. Das Gelingen der Stockton-Darlington-Bahn führte glücklicher- weise die Wiederaufnahme des Baues der Liverpool-Manchester- Bahn herbei. Durchstiche, Brücken, Dämme und Tunnel wurden

5. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 72

1903 - Essen : Baedeker
72 Die erste deutsche Stahlfederfabrik. Tausenden aufgeschichtet, mit einer Brühe aus Öl, Seifenlauge und Schmirgel übergössen und dann in Lappen gepackt. Diese Pakete werden in der Scheuerhank längere Zeit in rollende Bewegung versetzt, wodurch sich die Nadeln aneinander schleifen. Nun erst können geschickte Arbeiterinnen ihr Werk beginnen. Auf einer glatten Tischplatte, die sehr scharfe Kanten hat, siehst du Reihen von Nadeln liegen; diese hat den Kopf, jene die Spitze nach vorn gerichtet. Ein Mädchen schiebt mit einem scharfen, breiten Lineal die Nadeln nach der Tischkante hin, bis die mit dem Kopfende nach vorn liegenden über- kippen und in ein Gefäß fallen. Die mit der Spitze nach vorn gerichteten Nadeln dagegen bleiben liegen und werden beiseite geschoben, während die in das Gefäß gefallenen die Reise über den Tisch von neuem be- ginnen müssen. So kann durch die kluge Anwendung eines einfachen Naturgesetzes eine geübte Person in einem Tage eine halbe Million Nadeln in der gewünschten Richtung aufreihen. Nachdem an einzelnen Nadeln noch nachgebessert worden ist, schadhafte und zerbrochene ausge- lesen sind, stellen die Arbeiterinnen jene Nadelbriefchen her, welche in alle Welt versandt werden. Den jährlichen Weltverbrauch an Nadeln berechnet man auf 50 Mil- liarden. Wo aber bleiben diese ungeheuren Mengen? Alte Briefmarken sammelt man; aber eine verbrauchte Nadel — wem fällt es wohl ein, sie aufzuheben ? Sie kommt in den Kehricht und verschwindet, ohne daß jemand daran denkt, durch wieviel Nachdenken, Geschicklichkeit und Geduld sie her- gestellt Worden ist. Nach Franz Büttgenbach. *40, Die erste deutsche Sfahlfederfcibrik. i. Noch vor 50 Jahren wurden zum Schreiben Gänse- und Schwanenkiele benutzt. Der Lehrer mußte damals in der Schule viel Zeit und Mühe auf das Schnitzen der Federn verwenden, und das Federmesser war für den, der viel zu schreiben hatte, ein unentbehr- liches Werkzeug. Leider ist die Fertigkeit des Federschneidens fast ganz verloren gegangen. Die alte Gänsefeder wurde genau so ge- schnitten, wie sie der Hand des Schreibenden entsprach. Man kuppte z. B. die Schnabelspitze der Gänsefeder mehr oder minder schräg nach rechts oder nach links ab. Ebenso gab man der Gänsefeder eine besondere Abrundung der Spitze, wenn dies die Eigenart der Hand erforderte. Merkwürdigerweise hat man diese Verschieden- artigkeit der Federspitzen des Gänsekiels fast gänzlich unbeachtet gelassen, als man anfing, Stahlfedern herzustellen. Die ersten Stahlfedern wurden ums Jahr 1830 in England hergestellt; waren aber sehr teuer und in vieler Beziehung mangel- haft. Allmählich wurden sie jedoch verbessert und fingen an die alten Kiele zu verdrängen. Im Jahre 1855 gründete Siegmund Blanckertz in Berlin neben der bereits seit 184g bestehenden Handelsfirma Heintze & Blanckertz eine Stahlfederfabrik, welche 1856 bereits in vollem Betriebe stand

6. Teil 1 - S. 59

1900 - Essen : Bädeker
59 stählernen Eisenbahnradreifen aus einem Stück Gußstahl ohne Schweißung, welche ihm in allen Industriestaaten patentiert wurde und seit dem Verfall der Patente nunmehr überall, der Hauptsache nach in derselben Weise, aus- geübt wird. So ist manche andere weittragende Erfindung durch ihn ins Leben gerufen und durch seinen unermüdlichen, mit großem Scharfsinn begleiteten Fleiß zu weiterer Vervollkommnung geführt worden. Schon die erste Weltausstellung zu London im Jahre 1851 sollte Krupps Leistungen zur Anerkennung bringen und ihm Weltruf verschaffen. Zwei auf den gewerblichen Kampfplatz gelieferte Stahlblöcke, 1500 und 2500 kg schwer, stellten den in einem englischen Werke gefertigten Block von 1000 kg Gewicht vollständig in den Schatten. Mit unglaublicher Thatkraft und rastlosem Eifer wußte Alfred Krupp den erlangten Ruf zu behaupten und Den Stufe zu Stufe fortzuschreiten. Auf der zweiten Weltausstellung in London (1862) hatte er einen Gußstahlblock von 5000 kg, der in kaltem Zustande unter einem Dampfhammer von 50 000 kg in der Mitte durchbrochen war und deutlich zeigte, wie schon vor dem Schmieden die nach seinem Verfahren her- gestellten Rohgüsfe rein und porenfrei seien. Ein 15 000 kg schweres, aus- geschmiedetes Stück Gußstahl, das in vier Teile gebrochen war, veranschaulichte, welchen Einfluß das Schmiedeverfahren auf die rohen Gußstahlblöcke übe, und wie es möglich sei, selbst solchen gewaltigen Stahlmaffeu eine gleichmäßige Härte und Dichte und damit eine unverwüstliche Dauer zu geben. Große Anerkennung fanden ferner die vielfachen Gegenstände für Eisenbahnzwecke, besonders Wagenachsen, Radreifen, Lokomotivachseu, Gußstahlfedern und Gußstahlbleche, eine Doppel- kurbelachse für ein überseeisches Schraubenschiff, eine Gußstahlkurbelachse für Seeschiffe, welche 15 500 kg wog und aus einem Rohguß von 25 000 kg geschmiedet war. Doch nachhaltigeren Gewinn als alle Siege, welche Krupp auf den bisherigen Weltausstellungen errungen, brachte ihm im Jahre 1870/71 die glänzende Bewährung seiner Geschütze im französischen Feldzuge. Nach Dielen Versuchen, denen sich oft erhebliche technische Schwierigkeiten entgegenstellten, war es ihm gelungen, Stahlgeschütze von solcher Treffsicherheit, Durchschlags- kraft und Dauerhaftigkeit liefern zu können, daß sie das Staunen und die Bewunderung aller Sachverständigen erregten. Seit dem Jahre 1864 stieg die Zahl der Bestellungen auf feine Feld- und Festuugs- sowie Schiffs-Geschütze seitens fast aller Staaten der Erde beständig. Bis heute hat das Kruppsche Werk über 25 000 Gußstahlgeschütze geliefert. Jnnner zahlreicher und mannigfaltiger wurden die Aufträge, welche von fern und nah einliefen, immer größer und umfangreicher wurden die Werke und immer vielseitiger das Gebiet ihrer Erzeugnisse. Während im Jahre 1848, als Alfred Krupp nach dem Tode seiner Mutter alleiniger Inhaber der Fabrik wurde, sämtliche Werke derselben einen Flächenraum von beinahe 5 Hektaren bedeckten und gegen 72 Arbeiter darin tbätig waren, nahmen dieselben gegen Ende des Jahres 1890 einen Raum von mehr als 400 Hektaren ein und fanden daselbst gegen 23 000 Menschen reichlichen Lohn und Verdienst. Wohin der Blick reicht, trifft er auf rauchgeschwärzte Schorn- steine, ausgedehnte Hallen, in denen Schmiede und Dreher thätig sind, Guß- werke, in denen das flüssige Metall glüht und sprüht, wo Bälge blasen, Hämmer dröhnen und die Dampfpfeifeu ihre schrillen Töne hören lassen. I», Jahre 1888 waren auf den Werken bei Essen gegen 286 Dampfkessel, 92 Dampfhämmer von 100 bis 50 000 kg Gewicht/ 370 Dampfmaschinen

7. Teil 1 - S. 286

1900 - Essen : Bädeker
286 bezahlt werden, gehen Kisten ans Kisten voll aus den stillen Bergdörfern in alle Lande. Still sind aber nur die sinnigen künstlerischen Meister und ihre Arbeiter, sonst hämmert, pocht, hackt, bohrt, klappert und sägt es lustig Tag und Nacht in den Thälern entlang. Hier werden die Zifferblätter in allen Größen geschnitzt, lackiert und bemalt, dort nur Zeiger gegossen und gefeilt, dort die Gewichte, dort die Ketten dazu bereitet, dort die Räderwerke gefertigt; endlich setzt der Meister die Uhr zusammen und große Kaufhäuser in Neu- stadt, Furtwangen u. s. w. besorgen die Versendung, oder der Schwarzwälder, der Uhrenhändler, geht selbst mit seiner Ware in alle Welt. Gefertigt in der Waldeinsamkeit von einen: kunstsinnigen, zum Nachdenken geneigten Volke, haben diese Schwarzwälderuhren in Bezug auf pünktliche Genauigkeit des Ganzen einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht. Es gibt Meister auf dem Walde, welche Kunstarbeiten geliefert haben und noch liefern, die nicht nur bei uns, sondern auch in Frankreich und England als Probestücke eines erfinderischen Geistes rühmliche Anerkennung gefunden haben. In Moskau wie in Valencia, in Quebeck und Algier, in Kasan wie in Konstan- tinopel trifft mau vielgewanderte Söhne des Schwarzwaldes, in Manchester- jacke und roter Weste, ausgesandt von einem Neustädter oder Furtwanger Hause, mit lieblich klingenden heimatlichen Wanduhren. Der Dichter Auffen- berg hatte eine kindische Freude, als ihm einst mitten in Spanien ein Mann mit den Worten: „Grüß di Gott, Landsmännle!" ans die Schulter klopfte. Es war ein Schwarzwälder Uhrenhändler. Außerdem sendet der Wald in die breisgauischen, schwäbischen, ober- und uiederrheinischen Wirtschaften und Haushaltungen beträchtliche Mengen hölzernen Gerätes und blecherner Löffel, welche letztere auf eigenen Mühlen verfertigt werden. Das hackt und bohrt und klappert, wenn man durch den Wald fährt, daß man meint, in die Werkstätte unermüdlicher Gnomen gekommen zu sein. Glashütten und Hammerschmieden trifft man in jedem Bezirk, besonders an den Ufern der Alp, Wutach und Haslach. Die letztere stürzt sich wild herab aus den Wäldern von Dittishausen, wo stämmige Holzhauer ein hartes Gewerbe treiben und bei nie verlöschenden Feuern rüstige, wildblickende Schmiede schaffen. Hier und da liegt in dunkler, schweigender Einsamkeit eine Terpentin- schwelerei oder eine Pechhütte, deren gerade aufsteigende Rauchsäule weit- hin ihre strengen Düfte verbreitet. Dort, wo der Bach hastig hinabjagt, lugt aus dem tiefen Grün die Hütte des Holzflößers. Das Hans des Wäldlers ist von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, ohne darum viel Licht zu habeu, wegen des weit vorspringenden Daches. Zu den Schlaf- gemächern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen liegt der Holz- vorrat. Auf der Hinterseite senkt sich das Dach bis auf den erhöhten Boden, so daß man wie über eine Brücke nach der Tenne der Scheune fährt, und über den Köpfen von Menschen und Tieren drischt. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen und nicht selten steht eine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebet. Daniels „Deutschland für die Jugend«. 147. Industrie, Kandel und Merkehr im Königreich Sachsen. Schon die Gewinnung von Roherzeugnissen ist in Sachsen eine bedeutende, jedoch in noch viel höherem Maße zeichnet es sich durch seinen großartigen Gewerbfleiß aus, der es zu einem der ersten Industrieländer der Erde macht.

8. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 52

1905 - Wittenberg : Herrosé
52 schlossen. Auf der linken Nheinseite wird vor Öffnung der Wingerte morgens sieben Uhr und zum Schluß abends etwa 6 Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken gegeben. Schüffe und Glockenschläge mischen sich mit dem Jauchzen der heimkehrenden Winzer; das Echo dieses Lebens und Webens hallt in den Bergen wieder; über uns steigen Raketen auf, und bengalisches Feuer beleuchtet unsern Heimweg. Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein, hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein, und wie er geboren, da jauchzt überall im Lande Trompeten- und Paukenschall; da wehen mit lustigen Flügeln die Fahnen von Burgen und Hügeln. 34. Die Industrie im Schwarzwalde. In den Waldungen des Schwarzwaldes findet die Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flösserarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Be- wohner ein redendes Zeugnis ablegen, wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu verfertigen wissen? Keine Industrie ist bei den auf- geweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesseln als dieser Erwerbszweig. Es ist geschichtlich beglaubigt, daß bereits in den Tagen Rudolfs von Habs- burg das Holzschnitzergewerbe in dem Schwarzwalde blühte, doch hat sich erst in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die Uhrmacherei ausgebildet. Nur mit einem Zirkel, einer kleinen Säge, einigen kleinen Bohrern und einem Messer wußte man die Gestelle und das Triebwerk der ältesten Holzuhr herzustellen. Ihr Vau war im höchsten Grade einfach, wie wir an einzelnen noch erhaltenen Exemplaren er- sehen. Sie zeigt nur Stunden an und ist nach zwölf Stunden ab- gelaufen; statt des Zifferblattes hat sie einen einfachen Holzring mit darauf geschriebenen Zahlen, und das Gewicht vertritt ein angehängter Stein. Während die Verfertigung der von dem Nürnberger Peter Hele um 1500 erfundenen Taschenuhren sich die Berge des Jura zur Heimat erkor, blieb der Schwarzwald seinen Wanduhren treu; das fleißige Volk schnitzelte in seinen Forsten emsig fort, so daß ganze Wälder, zu Uhren geformt, bald ihren Weg in die weite Welt hinaus- nahmen, anfangs nur getragen auf den Schultern des Uhrmannes, dann schiffladungsweise bis nach Amerika, wo sie die Wohnung des Hinterwäldlers schmückten, bis der betriebsame Iankee nach den Mustern der Schwarzwälder selbst seine Iankee-Clocks zu bauen begann. Ohne Lehrer, bloß auf den Erflndungsgeist der Bauern angewiesen, fristete sich die Schwarzwälder Uhrenindustrie schlecht und recht, behielt aber stets ihren Rang, da sie wenig Mitbewerb zu fürchten hatte und
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