Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
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für welche je nach der Klasse 2 bis 8 Pfennige für den Kilo-
meter berechnet werden.
Wichtig sind für den Verkehr die großen Bahnlinien:
1. Paris — Straßburg —München — Wien — Ofenpest
— Belgrad — Konstantinopel, beinahe 3 100 km lang.
Auf dieser Linie verkehrt der „Orient-Expreßzug" bis
Wien täglich und bis Konstantinopel wöchentlich zweimal.
Nach Westen setzt sich die Linie über Bordeaux — Ma-
drid nach Lissabon fort.
2. Ostende — Berlin — Petersburg, 2575 km lang. Bis
Berlin fährt der „Nord-Expreß" täglich, bis Peters-
burg zweimal wöchentlich. Von Petersburg aus setzt
sich diese Linie über Moskau — Samara — Tomsk —
Irkutsk — Baikalsee — Strjetensk (atn Amu) — Wla-
diwostok bezw. Port Arthur oder Dalni.
3. Ostende — Wien — Konstanza, 2776 km, bis Wien
täglich, bis Konstanza wöchentlich einmal.
Die Vereinsstaaten haben vier „Überlandbahnen" (Pazifik-
bahnen), Kanada eine, Südamerika auch eine (von Bue-
nos Aires bis Valparaiso). Wichtig sind noch die Kap
— Kairobahn, die Bagdadbahn, die Mekkabahn, die
allerdings noch nicht vollendet sind.
In gleicher Weise ist der P o st v e r k e h r nicht bloß ge-
wachsen, sondern auch immer billiger geworden. Noch um 1840
kostete ein Brief von Frankfurt a. M. nach Berlin 8 Silber-
groschen, während heutzutage (seit 1868) ein einfacher Brief
bis zu 20 g Gewicht in ganz Deutschland und Österreich-An-
garn nur 10 Pfennige und im Weltpostvereinsgebiet bloß 20
Pfennige Porto kostet. Am wertvollsten aber für das heutige
Geschäfts- und Erwerbsleben ist die Schnelligkeit, die Pünktlich-
keit, Zuverlässigkeit und Sicherheit des Postverkehrs, der den
Brief-, den Paket-, den Postanweisungs- und Telegramm- und
Fernsprechverkehr umfaßt und ein unentbehrliches Glied in der
Kette des heutigen Wirtschaftslebens bildet. Kann doch fast
jeder kundige Geschäftsmann mit Bestimmtheit vorausberechnen,
wann seine Mitteilung in den Länden des Empfängers ist und
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Paris_—_Straßburg Petersburg Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Wien Belgrad Konstantinopel Wien Konstantinopel Lissabon Berlin Moskau Samara Tomsk Irkutsk Konstanza Wien Konstanza Kanada Valparaiso Frankfurt Berlin Deutschland
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einander gehenden Portalwandungen und Bogen enthalten einen
reichen Figurenschmuck.
Gewaltig ist die Anlage des Kölner Domes, und riesig
sind die Verhältnisse dieses bedeutsamen Bauwerkes. Es besteht
aus fünf Fangschiffen, die von drei Querschiffen durchschnitten werden.
Der Chor ist siebenseitig geschlossen und mit einem Kranz von
sieben Kapellen umgeben. An der Eingangsseite nach Westen sind
zwei grosse. Türme angeordnet. Die Länge des Domes beträgt
185 m, seine grösste Breite 86 m. Das Gewölbe wird von fünfzig
Pfeilern getragen, die in vier Leihen nebeneinander stehen. Die der
mittleren Reihe haben einen Umfang von mehr als 9 m. Gleich
den Bäumen des Urwaldes stehen die schlanken Säulen da. Nur
am höchsten Gipfel sind sie in Äste gespalten, die mit ihren Nach-
barn sich zu spitzen Bogen verbinden. Die innere Höhe des
Domes beträgt 47 m. Die beiden Türme haben eine Höhe von
157 m. Der gesamte Flächenraum des Domes beträgt 6166 qm.
In dem auf der Südseite stehenden Turm hängt die grosse
Turmglocke, die 225 Zentner wiegt und von 12 Mann gezogen
werden muss. Ausser ihr hat der Dom eine noch grössere Glocke.
Diese ist aus dem Metall von eroberten französischen Kanonen
gegossen, die Kaiser Wilhelm I. geschenkt hat. Sie hat einen
Durchmesser von 3,20 m, eine Höhe von 4,50 m, ein Gewicht von
540 Zentnern und heisst Kaiserglocke.
Der Dom ist reich an trefflichen Gemälden. Die herrlichen
alten Glasgemälde, die die ungeheuren Fenster bedecken, ge-
hören zu den merkwürdigsten Arbeiten der Glasmalerkunst. Nicht
minder prachtvoll sind die neuen Glasgemälde an der Südseite, ein
Geschenk des Königs Ludwig I. von Bayern. Das Licht des Tages
bricht sich in den bemalten Fenstern und verbreitet einen eigen-
artigen Dämmerschein durch die weiten Hallen.
Den Plan zu dem herrlichen Bauwerk und Riesenbau soll ein
Meister Gerhard von Rile entworfen haben. Im Jahre 1248 wurde
der Bau dieses bedeutsamen Gotteshauses durch den Erzbischof
Konrad von Hochsteden begonnen. Das Vermögen dieses Erz-
bischofs, sowie der damalige Reichtum der Bewohner Kölns machten
den Beginn eines so grossartigen Bauwerkes möglich. Auch brachten
die unzähligen Pilger, die aus entfernten Gegenden zur Verehrung
der Reliquien der heiligen drei Könige dorthin wallfahrteten, zum
Bau des Domes grosse Schätze zusammen. Aber die Kosten wurden
doch endlich so gross, dass die Arbeit eingestellt werden musste,
ehe noch die Hälfte fertig war. So hat das Werk von 1509 bis
1842 geruht. In diesem Jahre wurde auf Anregung des Königs
Friedrich Wilhelm Iv. in Köln ein Dombauverein gegründet, der
es sich zur Aufgabe machte, das herrliche Denkmal alter Baukunst
weiter auszubauen und zu vollenden. Zu den Beiträgen der Mit-
glieder dieses Vereins zahlte der preussische Staat jährlich
15000 J&. Mit diesen reichen Mitteln wurde bis 1865 das Lang-
haus erbaut, 1880 waren auch die mächtigen Türme vollendet.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Ludwig_I._von_Bayern Ludwig_I. Konrad_von_Hochsteden Konrad Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Die Römer leisteten im Straßenbau ganz Außerordentliches; wo
die siegreichen Legionen ihre Feldzeichen hintrugen, da entstanden auch
Straßen und Nützlichkeitsbauten in Menge, die, teilweise heute noch
im Gebrauch, Zeugnis ablegen von ihrer Dauerhaftigkeit, sowie von
der Leistungsfähigkeit jenes welterobernden Volkes. Sie sind meist mit
erhöhten, zuweilen aber auch flachliegenden Fußwegen versehen, die
zugleich als Widerlagen für die aus Polygonen Steinen sorgfältig ge-
wölbte, mit Kies unterlegte Fahrbahn dienen. Viele dieser altrömischen
Kunststraßen waren Jahrhunderte hindurch mit dem Schutt der zu
beiden Seiten errichteten Gebäude und Grabdenkmäler bedeckt und sind
erst in den letzten Jahren wieder ausgegraben worden, so unter anderen
die Via Appia bei Rom.
Obgleich die Römer auch in Deutschland viele Straßen angelegt
hatten, so ließen sich doch die Deutschen nach Vertreibung der Römer,
deren Bauten nicht zum Vorbild dienen, sondern fingen auch hier wie
in vielen Stücken, erst viel später lieber wieder von vorne an. So
kam es, daß noch im späten Mittelalter, während die Araber und
Spanier den Verkehr schon längst durch kunstreiche Straßen mit er-
höhten Fußsteigen, Prellsteinen und Wassergräben, teils gepflastert, teils
chauffiert, außerordentlich gehoben hatten, bei uns wie im ganzen Mittel-
europa das Straßenwesen noch höchst mangelhaft war. Brauchten doch
laut einer noch vorhandenen Beschwerdeschrift im 18. Jahrhundert
Kaufleute zu einer Fahrt von Halle bis nach Leipzig, d. h. einer Strecke
von 30 km auf einer der besuchtesten Handelsstraßen, drei bis vier
Tage, weil die Frachtgüter bald über Steine und Felsblöcke hinweg-
gehoben, bald Pferde und Wagen aus dem über 1 m tiefen Schlamm
herausgearbeitet werden mußten.
In einem handschriftlichen Berichte über die Fährlichkeiten der
Reise eines Bürgers aus Schwäbisch-Gmünd nach Ellwangen, einer
Entfernung von etwa acht Poststunden heißt es also:
„Der Reisende, ein wohlhabender Mann, ging in Gesellschaft
seiner Frau und ihrer Magd am Montag morgen, nachdem er am
Tage zuvor in der Johanniskirche „für glückliche Erledigung vorhaben-
der Reise" eine Messe hatte lesen lassen, aus seiner Vaterstadt ab. Er
bediente sich eines zweispännigen „Planwägelchens". Noch bevor er
eine Wegstunde zurückgelegt und das Dorf Hussenhofen erreicht hatte,
blieb das Fuhrwerk im Kote stecken, daß die ganze Gesellschaft aus-
steigen und „bis übers Knie im Dreck patschend" den Wagen vorwärts
schieben mußte. Mitten im Dorfe Bübingen fuhr der Knecht „mit
dem linken Vorderrad unversehentlich in ein Mistloch, daß die Frau
Eheliebste sich Nase und Backen an den Planreifen jämmerlich zerschund".
Von Mögglingen bis Aalen mußte man drei Pferde Vorspann nehmen
und dennoch brauchte man sechs volle Stunden, um letztgenannten Ort
zu erreichen, wo übernachtet wurde. Am anderen Morgen brachen die
Reisenden in aller Frühe auf und gelangten glücklich beim Dorfe
Hofen an. Hier aber hatte die Reise einstweilen ein Ende, denn
hundert Schritte vor dem Dorfe fiel der Wagen um und in einen
„Gumpen" (Pfütze), daß alle „garstig beschmutzt wurden, die Magd
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Mittel-
europa Leipzig Schwäbisch-Gmünd Ellwangen Johanniskirche Dorfe_Bübingen Aalen Hofen
417
Innungen nicht länger erhalten. Sie gingen unter in dem Auflösungs-
prozesse der alten Standesverhältnisse, und neue Körperschaften, freie
Zünfte, traten an ihre Stelle. Diese bildeten von nun an das Funda-
ment des deutschen Gewerbewesens.
Welche Handwerker sich zuerst zu freien Zünften zusammen-
geschloffen haben, wird schwer zu entscheiden sein. Man nimmt an,
daß die ersten Zünfte von den Kaufleuten und Tuchwebern geschloffen
worden seien. Es hat das auch viel für sich; denn der Handel ist so
alt wie die Städte selbst, und die Tuchweberei war das älteste und
wichtigste Handwerk Deutschlands. Die groben deutschen Tuche gingen
zunächst nach Italien, wo sie geschoren und gefärbt und appretiert
wurden. Von hier aus, besonders von Florenz, wurden sie nach dem
Morgenlande geschickt. In Köln und Mainz bestanden die bedeutendsten
Weberinnungen.
Im 13. und 14. Jahrhundert wurden hauptsächlich die großen,
schönen Kirchen und Rathäuser gebaut, die noch heute unsere Be-
wunderung hervorrufen. Diese Bauwerke sind hauptsächlich den Zünften
zu verdanken, besonders den „Bauhütten", in denen sich der auf den
Zusammenschluß gerichtete Geist des Mittelalters am großartigsten
und erfolgreichsten offenbart. Es waren städtische Baubrüderschaften
von Künstlern und Handwerkern, von Meistern, Gesellen und Lehr-
lingen, Baugewerksleuien jeder Art und jeden Grades, die durch feste
Satzung und Überlieferung, durch Losung und Gelübde zu einem viel-
gegliederten Ganzen verbunden waren, das den Worten und Winken
des Meisters gehorchte. Rur die Bauhütten ermöglichten der Kirche
die Herstellung ihrer mittelalterlichen Riesenbauten. Diese Zünfte
wurden bald die vornehmsten, so daß selbst die Herren sich nicht
schämten, in sie einzutreten.
Wie jedes Vereinsleben, so konnten auch die Zünfte der Ver-
sammlungen nicht entraten. Diese Zusammenkünfte wurden anfangs
„Morgeniprachen,, oder schlechtweg „das Handwerk" genannt. Die erstere
Bezeichnung verdankten sie dem Umstande, daß manche Gewerbe unter
ihnen, namentlich die Tuchmacher lind Weber, auf Märkten und Messen
erst am Mittag ihre Verkaufsstände öffneten und den Morgen oder Vor
mittag zur Besprechung der gemeinschaftlichen Gewerbeinteressen frei
hielten. Man berief daher die Handwerkerversammlungen auf die
Stunden des Morgens und Vormittags. Fiel solche Zusammenkunft
auf einen hohen Festlag, so wurde aus der „einfachen" eine „hohe
Morgensprache". Während sich die Gewerbetreibenden in der Blüte-
zeit der Zünfte fast an jedem Marktlage versammelten, kam man
später, als die Zünfte bereits politisch ohnmächtig geworden waren,
einige Male regelmäßig im Jahre zusammen. Alan nannte die regel-
mäßigen Versammlungen „Quartale". Bei diesen Versammlungen hatte
sich jeder eines ernsten, gesitteten Betragens zu befleißigen. So hieß es
z. B. in der Morgensprache des Maurergewerbes zu Magdeburg:
„Wir Verordnete des ehrbaren Handwerks der Maurer — Altmeister
befehlen und gebieten allen Meistern und Gesellen unsres löblichen,
kunstreichen und ehrlichen Handwerks, so allhier versammelt, daß sich
Scharf, Lesebuch. 27
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
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sträucher gepflegt, daß Kümmel, Fenchel, Petersilie, Kresse, Gurken,
Bohnen, Karotten, Zwiebeln, Knoblauch, Kerbel, Kohl und andre ($c
müse gezogen wurden. Auch der Obstbau wird betont und auf die
verschiedenen Arten des Stein- und Kernobstes näher eingegangen.
Der Wein ist ebenfalls nicht vergessen; der durch die Römer bekannt
gewordene Weinbau wurde durch Karl am Rheine verbessert und er-
weitert.
Auch der Flachsbau fand eine sorgsame Pflege, entsprechend der
Vorliebe der Germanen für linnene Kleider; der Diebstahl im Flachs-
felde war nach dem fränkischen Gesetze mit hoher Strafe belegt.
Mit dem Fortschritt der Landwirtschaft in der karolingischen
Zeit schritten auch die baulichen Einrichtungen zum Bessern fort. An
die Stelle der altdeutschen, roh aus Baumstämmen aufgeblockten, mit
Lehrn verstrichenen, rohgedeckten, fenster- und treppenlosen Hütte, worin
Menschen und Vieh Winters zusammenwohnten, traten allmählich
größere Wohnräume. Schon teilte selbst der Bürger die Behausung
irr Wohnhaus, Scheune und Viehstall, während die Gehöfte der Grund-
besitzer ans Herren-, Keller- und Backhaus, Speicher und Kornboden,
Pferde-, Rindvieh-, Schaf- und Schweinestall bestanden. Hierzu kam
noch ein abgesondertes Haus für die Frauen, worin sie der Be-
schäftigung mit Spindel und Webstuhl oblagen, weswegen das Frauen-
haus auch kurzweg „Arbeitshaus" genannt wurde.
Anfangs waren die Baulichkeiten meist nur aus Holz aufgeführt.
Steine und Ziegel waren selten. Inwendig boten die Häuser einen
einzigen Raum dar ohne Wandteilung. Mitten in diesem Raume
ragte eine das Dach tragende Säule empor. Bald begann man aber,
die Behausungen mit Schindeln zu decken, Wandteilungen und Treppen
einzuführen. Unter und nach Kaiser Karl fing man an, steinerne
Häuser zu errichten. Nicht nur die berühmten kaiserlichen Pfalzen zu
Aachen, Ingelheim und anderwärts, auch viele der Herrenhäuser auf
Karls Gütern waren schon aus Stein gebaut.
In ihren Gemächern saßen die Frauen die meiste Zeit über,
welche ihnen die Geschäfte des Haushalts übrig ließen, den Rocken
zwischen den Knieen, die Spindel in der Hand (die Spinnräder wurden
erst im 15. Jahrhundert erfunden), oder mit kundiger Hand das
Weberschifflein regierend, und lagen so einer Arbeit ob, welche noch
lange den Hauptstoff zu ihrer und ihrer Männer Gewandung lieferte,
einer Arbeit, der sich die Königstochter nicht minder als die Bäuerin
und die leibeigene Magd unterzog. Neben der Linnen- wurde auch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Backhaus Karl Karl Karls
85
der Straße gedeckte Durchgänge (Lauben, Hallen). Hinter den
Häusern liegen meistens Viehställe, Schuppen, Scheunen, auch
Keltern, demt der Bürger ist oft zugleich, wie in den Kleinstädten
auch heme ttoch Acker- und Weinbauer. Steinhäuser, den
Römern entlehnt, sind vor Ende des 14. Jahrhunderts selten und
mtr im Besitze vornehmer Geschlechter. Eine Feuersbrunst richtete
daher in den mittelalterlichen Städten zumeist große Verheerungen an.
Die Straßen durchwandernd bemerken wir, daß jede Gilde und
Zunft ihre eigene Gasse bewohnt. Hier wohnett die Tuchmacher,
dort die Gewürzkräuter, hier die Goldschmiede, die Weber, die Färber,
die Kürschner, dort die Schuster, Schneider: hier ist die Zunft der
Waffenschmiede, dort die der Nagel-, Huf- tntd Messerschmiede; hier
hausen die Bäcker, Fleischer, Küfer, dort die Zimmerleute, Maurer
Steinmetzen.
Endlich stoßen wir auf den Markt. In seiner Mitte plätschert
ein Lanfbrnnnen, an seiner Seite liegt die bischöfliche Pfalz
mit dem Dome und das Rathaus. Die Glocken des Domes und
der attdern zahlreichen Kirchen erklingen von früh bis abend: sie
verkünden dreimal am Tage die Zeit, sie rufen ztl Andacht und
Gebet, sie ertönen an den hohen Kirchenfesten, sie begleiten deit Bürger
voit der Taufe bis zmn Begräbnis, sie melden Krieg nitd Feuer. Der
Dom verjüngt sich nach oben in hohe, spitze Türme und hat spitzbogige,
Fenster; denn seit dem 13. Jahrhunderte herrscht der gotische Stil
(Kölner Dom, Straßburger Münster). A. Zehme.
11. Du sollst Vater und Mutter ehren!
Es ist eigentlich recht beschämend für uns Menschen, daß eine
Pflicht, die so selbstverständlich ist, noch besonders durch das
vierte göttliche Gebot eingeschärft.werden mußte. Die Pflicht wird keiner
in Abrede zu stellen wagen, aber wie oft wird trotz besserer Erkenntttis
gerade das vierte Gebot übertreten.
Deine Eltern sind nächst Gott deine ersten und größten Wohl-
täter. Wer ermißt die Zärtlichkeit und Opferwilligkeit einer Mutter,
mit der sie vom ersten Augenblick, da ihr Gott ein Kittd geschenkt,
demselben all ihre Liebe und Sorge weiht? Wer zählt die Stunden,
die sie bei Nacht und bei Tag an der Seite ihres Lieblings zubringt,
damit es ihm an nichts fehle, damit er gedeihe und heranwachse,
dainit er genese, wenit er krank war, damit er vor allem Ungemach
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Kupfergewinnung im Kaukasus.
19
Stadt", gepumpt, deren von Naphtha triefende Straßen, schwarze Fabrik-
mauern und Schornsteine einen trostlosen Anblick bieten. Jede Fabrik hat
zahlreiche Sammelbecken aus Eisenblech, in denen der Rohstoff und die dar-
aus gewonnenen Produkte aufbewahrt werden. Durch Destillation erlangt man
aus der Naphtha 30—35°/o Petroleum. Der dickliche Rückstand dient teils
als Heizstoff, teils werden aus ihm die wertvollen Mineralschmieröle gewonnen.
Fast alle Produkte gehen entweder mit der Bahn nach Batum am Schwarzen
Meere oder zu Schiff nach Astrachan. Solch ein Transportschiff ist von
Eisen und in etwa sechs Fächer eingeteilt, die mittels Pumpen gefüllt und
ebenso gelöscht werden; die Form der Eisenbahnwagen hat Ähnlichkeit mit
Zisternen. Im Jahre 1896 wurden aus Baku etwa 15 Millionen Doppel-
zentner Petroleum, l1/2 Millionen Doppelzentner Schmieröle und 35 Millionen
Doppelzentner Rückstand für Heizzwecke ausgeführt.
Nach Rudolf Ruchin (Baku). (Aus: „Stein der Weisen".)
*13. Kupfergewinnung im Kaukasus.
1. Die weltbekannte Firma Siemens und Halske besitzt in Petersburg
ein Zweiggeschäft, welches in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts von
der russischen Regierung mit dem Bau mehrerer Telegraphenlinien im kaukasischen
Rußland beauftragt wurde. Aus diesem Grunde wurde in Tiflis ein Neben-
geschäft errichtet, dessen Leitung Walter Siemens übernahm. Nach Vollendung
der Arbeiten brachte dieser im Jahre 1864 den Ankauf einer reichen Kupfer-
mine zu Kedabeg bei Elisabethpol in Vorschlag. Da der Bergwerksbetrieb
in den Rahmen der geschäftlichen Tätigkeit der Firma nicht hineinpaßte, so
gaben Werner von Siemens und sein Bruder Karl das zum Ankauf und
Betriebe erforderliche Kapital privatim her. Über diese Unternehmung giebt
Werner von Siemens in seiner Lebensbeschreibung folgendeu lehrreichen
Bericht:
Das Kupferbergwerk Kedabeg ist uralt; dafür zeugt die Unzahl alter
Arbeitsstätten, die den Gipfel des erzführenden Berges krönen, das Vorkommen
gediegenen Kupfers und endlich der Umstand, daß in der Nähe ausgedehnte
vorgeschichtliche Grabfelder liegen. Das Bergwerk hat eine paradiesisch schöne
Umgebung mit gemäßigtem Klima und liegt etwa 800 m über der großen
kaukasischen Steppe, die sich von einem Ausläufer des kleinen Kaukasus bis
an das Kaspische Meer zieht. Als der uralte Abbau der zu Tage tretenden
Erze nicht mehr fortgesetzt werden konnte, kam das Bergwerk in die Hände
der Griechen. Ihre schrägen, treppenförmig niedergetriebenen Schachte, aus
denen sie auf dem Rücken Erze und Wasser hinauftrugen, waren noch im
Gebrauch, als mein Bruder Walter das Werk übernahm. Der Bergbau
nach modernen Grundsätzen wurde von uns mit sehr rosigen Hoffnungen
unter Leitung eines jüngeren preußischen Berg- und Hüttenmannes begonnen.
Bald aber zeigte es sich, daß bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden waren
und große Geldsummen aufgewendet werden mußten, um einen lohnenden
Betrieb herbeizuführen. Lag doch das Werk etwa 600 km vom Schwarzen
Meere entfernt, mit dem es weder durch eine Eisenbahn noch durch ordentliche
Straßen in Verbindung stand I Alle für das Bergwerk und die zu erbauende
Kupferhütte erforderlichen Materialien, ja sogar die feuerfesten Steine mußten
aus Europa hezogen werden. Für das Leben einer europäischen Kolonie
in dieser paradiesischen Wüste, in der Erdhöhlen als menschliche Wohnungen
2*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Naphtha Rudolf_Ruchin Rudolf Walter_Siemens Werner_von_Siemens Karl Karl Werner_von_Siemens Walter
Extrahierte Ortsnamen: Kaukasus Naphtha_30—35°/o_Petroleum Astrachan Baku Baku Kaukasus Petersburg Tiflis Kedabeg Kaspische_Meer Europa
168
Der Kölner Dom.
Dorfe. Das Domkapitel hatte einen Steinbruch am Drachenfels erworben,
damit es nicht an den nötigen Bausteinen mangle. Die Mittel zum Bau
wurden vom Domkapitel, von den Erzbischöfen und durch freiwillige Bei-
träge aufgebracht während der Bau langsam fortschritt, wurde die alte,
notdürftig wiederhergestellte Domkirche zum Gottesdienst benutzt. ))m Jahre
{322 war der Chor mit seinen Seitenkapellen vollendet und wurde feierlich
eingeweiht. Allein 200 Jahre nach der Grundsteinlegung war der südliche
Turm erst so choch aufgeführt, daß die Glccken darin untergebracht werden
konnten. Damals wurde der Kran des Domes zum Wahrzeichen Kölns.
Allmählich wurden prächtige Glasmalereien angebracht, und im j)ahre {572
wurde die Orgel aufgestellt. Don da an flössen jedoch die Baumittel immer
spärlicher, so daß die Arbeiten endlich eingestellt werden mußten. Kammer
und Meißel ruhten; die Bauhütte (s. Br. 82) stand verwaist, und die fer-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Der Kölner Dom.
169
tigen Teile des Bauwerkes wurden zuletzt nicht einmal inehr ausgebessert.
Däuser entstanden rings umher, die das Kunstwerk verdeckten. Den „ewigen
Bau" nannte spöttisch die Kölner Lhrouik das hehre Gotteshaus, und in
Kolli selbst kümmerte sich kein Mensch mehr um den Dom. So konnte es
Fig. 29. Fassade des Kölner Doms.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Die Bauhütten im Mittelalter.
171
82. Die Bauhütten im Mittelalter.
Da in den ersten Zeiten des Mittelalters die pflege der Künste
von den Klöstern ausging, so lag auch die Baukunst ganz in den Händen
der Mönche und der Geistlichkeit. Bischöfe und Äbte legten das Schurzfell
an, nahmen Hammer und Kelle zur Hand und führten mit Hülfe ihrer
Mönche Klöster und Kirchen auf. Zu St. Gallen arbeitete der Mönch
Notker als Baumeister, und der Bischof Williges von Mainz war der Bau-
herr des Mainzer Doms. Ais die Baulust und das Baubedürfiris zu-
nahmen, reichten die Kräfte der Klosterbrüder nicht nrehr aus; es mußten
Laien zu Hilfe genommen werden. Zunächst wurdeir Hörige der Kloster-
güter als Steinmetzen, Maurer und Zimmerleute herangezogen. Sie wurden
später, als die Bürger infolge des Lmporblühens der Städte (s. Nr. \3ty)
auch für weltliche Bauten und Privathäuser kunstgerechte Ausführung
verlangten, selbständige Handwerker. So traten an Stelle der geistlichen
Meister freie weltliche, die wie andere Handwerker zur Bildung von Ber-
einigungen schritten, wenn in einer Stadt ein ansehnlicher Kirchenbau
unternommen wurde, so bildete sich ein Bauverein, war der Lau voll-
endet, so schnürten Meister und Gesellen ihr Bündel, uni an einen, andern
Lau tätig zu sein. Bei der Ausführung von Münstern und Dornen,
deren Bollendung Zahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte dauerte, war mair
darauf bedacht, festgegründete Bereine zu errichten, die als „Banhütten*)"
bezeichiret wurden. Die Meister der Bauhütterr waren arr die Stelle
der bauführenden Äbte und Bischöfe getreteir und stariden ihren Hand-
werkerrr gegeirüber auch im Ansehen eines geistlichen Oberen, und so
wurden auch, wie Ordensregeln, strenge urrd für unverletzlich erachtete Ge-
bräuche aufgestellt.
Die Ehre der Arbeit war das oberste Gesetz. )eder Meister nrußte bei
seiner Lossprechung bei deir Heiligerr schwören, das Geschäft ehrlich zu treiben
und die festgesetzten Gebräuche zu beachten. Durch deir Schutz urrd die
Begünstigung der Bischöfe und Fürsten genossen die Bauhütten mancherlei
Borrechte, z. B. eigene Gerichtsbarkeit. Frenide Richter sollten bei Streitig-
keiten der Zunftgenossen nicht angerufen werden. Der Kläger mußte sich
beiin Meister melden, der bei schweren Fällen andere Berufsgenossen zur
Entscheidung hinzuzog. Unmittelbar unter dem Meister stand der „Parlier",
(d. h. Sprecher, daher „polier"), welcher jenen in Verhinderungsfällen ver-
trat. Hatte der Lehrling den Gesellenstand erreicht, so wurden ihn: die
Erkennnngszeichen mitgeteilt, durch die er sich in andern Hütten ausweisen
konnte; solche waren Wortformeln, Grnß und Handgeschenk. Auch erhielt
er ein Zeichen, das er auf die von ihn: bearbeiteten Werkstücke setze,, durfte.
Derartige Zeichen, die aus Winkeln, Kreuzen, Haken und Dreiecken zusam-
inengestellt waren, findet man noch oft an Kirchenbauten. Strenge wurde
auf Wahrung der Kunstgeheiknnisse gehalten, welche vornehnilich in der
Kenntnis künstlicher Bauart, in der Bildung der Gewölbsteine und in dein
Steinschnitte bestanden. Kein werkinann durfte einen, der nicht seines
Handwerks war, mit der Anwendung des Winkelmaßes und Richtscheit-
bekannt machen.
*) Bauhütte nannte man ursprünglich das Bretterhaus, in welchen, die Zusammen-
künfte der Bauleute und die Verteilung der Arbeiten stattfanden.
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