Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
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Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
bau. Die Küstenbewohner haben ihre afrikanischen Lebensgewohnheiten
schon völlig mit den Sitten, Gebräuchen und der Religion der Araber
vertauscht, die sich früh hier ansässig machten und als Großgrundbesitzer,
Karawanenführer und Schiffer tätig sind. Als die eigentlichen Herren
des Landes müssen aber die eingewanderten Inder gelten, sie sind der
wohlhabendste und rührigste Teil der Bevölkerung, beherrschen die Han-
delsgeschäfte des Landes und haben die Araber durch Vorstrecken von
Geldsummen zur Ausrüstung ihrer Karawanen in ein drückendes Schuld-
und Abhängigkeitsverhältnis gebracht. So erklärt es sich, daß im Gegen-
satz p unseren übrigen afrikanischen Kolonien hier die indische (Rupien-)
Währung allgemeine Geltung erlangt hat (1 Rupie = 1,36 Pfennig).
Der Wert Deutsch-Ostafrikas liegt allein im Handel und in der An-
pflanzung tropischer Erzeugnisse. Die Ausfuhr besteht in der Hauptsache
in Kautschuk, Sisalhanf (eine bessere Sorte Hanf) und Kokospalmenpro-
dukten, unter denen die getrockneten Samen der Kokosnüsse (Kopra ge-
nannt) eine bedeutende Rolle spielen. Sie kommen ganz oder zerschnitten
in den Handel und liefern das Kokosfett, das bei der Seifen- und Kerzen-
bereitung eine große Rolle spielt. Neben Ölfrüchten und Hanf werden
Baumwolle, Mais und Reis, späterhin auch Kaffee und Hölzer die Haupt-
ausfuhrartikel bilden. Fest steht, daß Baumwolle und Kaffee in Deutsch-Ost-
afrika in vorzüglicher Qualität gedeihen, und daß man hoffen darf, daß die
Riesensummen, die wir jetzt noch für diese Produkte an das Ausland zah-
len, in steigendem Maße eine Verminderung erfahren.
Seit langem war in Ostafrika der Überlandverkehr an die übliche
Beförderung der Güter durch Träger gebunden. Aber seit der Aufhebung
des Sklavenhandels nach der deutschen Besitzergreifung können nur die
wertvollsten Gegenstände die hohen Trägerkosten noch tragen, für die an-
deren ist diese Beförderungsart zu kostspielig, denn sie beträgt fünf- bis
sechsmal soviel als die auf der Bahn. Da nun die Flüsse wegen der
Stromschnellen höchstens in ihrem Unterlaufe schiffbar sind, Pferd und
Rind der mörderischen Tsetsefliege und das Kamel dem Klima erliegt,
so ergab sich aus diesen Verhältnissen die Notwendigkeit des Bahnbaus
von selber. Der beste und zukunftsreichste Hafenplatz Daressalam, der
Sitz der Regierung, das nördlich gelegene Tanga und das südlichere Kilwa
sind denn auch mit dem Inneren durch Bahnen verbunden.
Kamerun liegt im innersten Winkel des Golfs von Guinea. Mit
seiner Nordspitze erreicht es den Tsadsee im fruchtbaren Sudan, mit seiner
Südgrenze liegt es nur etwa 200 km (die Länge von Schleswig-Holstein)
vom Äquator entfernt. Es hat fast die Größe des Deutschen Reichs und
etwa 31/? Millionen Einwohner. Mit Ausnahme des Kameruner Beckens,
wo die Küste einen schlammsreien, geräumigen Hafen bietet, ist der Meeres-
streif sumpfiges Schwemmland mit Mangrovewald, von dem ans man
über ein Randgebirge auf eine Hochfläche gelangt. Im Gegensatz zu
Deutsch-Ostafrika befinden sich die größten Siedelungen auf der Hoch-
ebene, wo die Sudanneger Ortschaften bis zu zehn-, 20- und gar 30000
Einwohnern besitzen.
Das Küstengebiet von Kamerun gehört zu den niederschlagreichsten
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Extrahierte Personennamen: Kopra
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ost-
afrika Ostafrika Hafenplatz_Daressalam Kamerun Guinea Schleswig-Holstein Deutsch-Ostafrika Kamerun
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mit allen nötigen Dingen ausgestattet wurden und gleiche Rechte haben
sollten, wie die Eingeborenen. 1724 erließ der König eine neue Auf-
forderung, „daß noch mehrere Handwerker von allerhand Professionen,
wie auch 400 Familien arbeitsamer Leute, so des Ackerbaues und der
Viehzucht kundig sind, nach Preußen verlangt werden". Jede Er-
leichterung für die Ansiedlung wird versprochen, und den Mittellosen
soll sogar die Reise bezahlt werden. Infolge dieses Aufrufes wanderten
zahlreiche Familien aus aller Herren Ländern, vor allem aus der
Schweiz, der Pfalz und aus Franken, in Ostpreußen ein, Polen und
Slawen aber wurden nicht zugelassen. Bis 1725 waren allein in dem
insterburgischen und ragnitischen Kreise 9539 Personen auf 2500 Höfen
angesiedelt.
Die bedeutendste Einwanderung aber erfolgte in den Jahren von
1731 an. Richt weniger als 20694 Salzburger brachen nacheinander
nach Preußen auf, von denen allein 12000 auf Staatskosten in der
Provinz Posen angesiedelt wurden; die Handwerker, wie auch aus
Böhmen einwandernde Spinner und Weber, wurden in die Städte
gewiesen. Im ganzen wird berechnet, daß unter Hinzuzählung der
Nachkommenschaft bis zum Ableben Friedrich Wilhelms I. durch die
Kolonisation die Bevölkerung von Preußen eine Zunahme von ungefähr
600000 Menschen erfahren hat, was dem vierten Teile des damaligen
gesamten Bevölkerungsstandes gleichkommt.
War schon allein der Zuwachs an Menschen ein Gewinn, so lag
die größte Bedeutung und der größte Segen für das Land doch darin,
daß die Kolonisten aus Ländern kamen, die von dem schrecklichen
30jährigen Kriege unberührt geblieben waren, und in denen sich Ge-
werbefleiß und Industrie ungestört hatten fortentwickeln können. Den
verödeten Städten kamen Tausende von geschickten Handwerkern und
Gewerbetreibenden aller Art, Gelehrte und Künstler zugute, Träger
von Kenntnissen und Fertigkeiten, oft von solchen, die innerhalb des
Krieges erloschen waren oder dort überhaupt nicht bestanden hatten.
Das platte Land bevölkerte sich, neue Kulturzweige und Kulturweisen
wurden eingeführt. So wurde nicht nur das wirtschaftliche, sondern
auch das geistige Leben durch die Einwanderung in der reichsten Weise
gefördert und befruchtet. Und was nicht minder hochzuschätzen war,
mit den Salzburgern ließ Arbeitsamkeit, frommer Sinn und schlichte
Ehrlichkeit sich in den verwilderten und verödeten Stätten Ostpreußens
nieder. Voigt nach Jäger u. Stadelmann.
177. Zustände in ehemals polnischen Landesteilen und Friedrichs Ii.
Kulturarbeit in ihnen.
Durch die Teilung Polens war Preußen ein großer Teil des
ehemaligen Königreiches zugefallen. Wie aber sah das Land aus,
in das Friedrich d. Gr. deutsche Kulturverhältnisse zu verpflanzen
gedachte? „Ich habe dieses Preußen gesehen", schrieb er an seinen
Bruder Heinrich; „es ist eine sehr gute und vorteilhafte Erwerbung,
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Extrahierte Personennamen: Weber Friedrich Wilhelms_I. Stadelmann Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
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Nationalität (Sprache, Sitten und Gebräuche) durch Überweisung
von Länderstrecken, in die der Strom der Auswanderung sich er-
giesst, zu ermöglichen und zu erleichtern. Leider hat Deutschland
nicht zugegriffen, als die übrigen Länder Europas weite überseeische
Gebiete der gemässigten Zone für die Ansiedlung in Besitz nahmen,
weil damals alle Blicke aus die um sich greifende Verwüstung im
Innern gerichtet waren. Der Ausbreitung des Deutschtums ist
durch diese Unterlassungssünde alljährlich ein mächtiger, lebendiger
Blutstrahl verloren gegangen, der von fremden Völkern aufgesogen
und verarbeitet wurde. Der völlige Mangel an eigenen Aus-
wandererkolonien macht es erklärlich, dass die neun Millionen
englisch redender Menschen, die man in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts zählte, jetzt auf 120 Millionen angewachsen sind,
denen nur etwa 70 Millionen Deutsche gegenüberstehen. Auch die
Kolonien, die wir nach der Errichtung des Deutschen Reiches er-
worben haben, sind leider nicht geeignet, den Überschuss der Be-
völkerung des Mutterlandes aufzunehmen und den Hunderttausenden
von Auswanderern eine deutsche Heimat in fremden Landen zu
gewähren; denn ihr grösster Teil liegt in der heissen Zone und
gestattet wegen seines feucht-tropischen, ungesunden Klimas den
Deutschen keinen dauernden Aufenthalt. In Südwestafrika, das ein
durchaus gesundes Klima hat, steht der Wassermangel, aus dem
die Trockenheit des Klimas sich ergibt, der Gründung grösserer
Ansiedlungen hindernd entgegen. Von einer vernünftigen Be-
wirtschaftung des Bodens durch Besiedlung mit Angehörigen des
eigenen Volkes ist demnach keine Rede. Dieser Ümstand wird
auch die günstige Entwicklung der Kolonien etwas hemmend be-
einflussen, da eine fleissige und tüchtige Bevölkerung das eigent-
liche Kapital eines Landes ist, und der beste Boden ohne Menschen
oder mit unfleifsigen und untauglichen Bewohnern keinen Wert hat.
Aber es war nicht die Sorge für die Unterbringung des Über-
flusses an Bewohnern allein, die der Europäer Augen auf die
fremden Länder lenkte, sondern auch das Bedürfnis nach der Er-
öffnung neuer Erwerbsquellen für den Haushalt der Nation führte
zur Erwerbung von Kolonien. Vor allem ist es nötig, für die
heimische Industrie durch die Besitzergreifung von fremden Länder-
strecken neue Absatzgebiete zu schaffen, die durch die Vergröiserung
des Verbrauchs der heimischen Erzeugnisse die Gewerbtätigkeit des
Mutterlandes heben, Arbeitsgelegenheit und Gewinn erhöhen.
Noch von einer anderen Seite wollen wir unsere Sache be-
trachten. Unsere Industrie ist in der Herstellung von Verbrauchs-
gegenständen so ausserordentlich vielseitig und reich, dass sie alle
Ansprüche befriedigt. Aber der heimische Boden vermag viele
Naturerzeugnisse, deren wir zum Leben brauchen, nicht hervor-
zubringen. In diesen Fällen wenden wir uns an die heisse Zone,
um für die Bedürfnisse Sorge zu tragen, die durch den Ackerbau
der Heimat nicht befriedigt werden können. Dass dieser Teil der
Verbrauchsartikel nicht gering ist, bemerkt jeder, der sich die-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Deutschtums Südwestafrika
1
— 67 —
schon beim Anstriche der Wohnung und bei dem Purpurstreifen, der
häufig in das Linnengewand der Frauen eingewebt war, die Freude
an grellen Farben, die wir bis auf den heutigen Tag bei der länd-
lichen Bevölkerung wahrnehnren können. Nur auf ihre Haartracht
legten einige Stamme besonderes Gewicht, denn das lange, freie Haar
ist das Zeichen des freien Mannes. — Auch die Kost ist einfach: wilde
Bnumfrüchte, frisches Wildbret oder saure Milch vertreiben den Hunger.
Das Getränk ist hauptsächlich ein Gebräu aus Gerste. In dieser
Einfachheit lebten die Germanen auch fort, als römische Kaufleute
ihr Land durchzogen und ihnen die Erzeugnisse ivärmerer Länder zu-
zuführen bemüht waren. Die Gallier, die Borfahren der heutigen
Franzosen, finb infolge des Verkehrs mit den Römern allmählich ver
weichlicht, die Germanen aber beharren, zäh und konservativ, wie ihr
Bolkscharakter es bedingte, in ihrer einfacheren, volkstümlichen Weise:
sie nehmen nur an, was ihrem nüchternen, unverdorbenen Sinne zu-
sagt, und auch das passen sie erst mit echt germanischer Aneignungs-
kraft ihrem eigenen Wesen^an. E. Mögt.
2. Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Karls des Groszen.
(768-814).
Mit Karl dem Großen beginnt ein neuer Zeitabschnitt für Deutsch
lands Ackerbau. Dieser Fürst widmete dein Landbau die eifrigste
Sorgfalt, munterte zur Rodung der Wälder auf und überließ denen,
welche solche Arbeit verrichteten, einen Teil des gewonnenen Bodens
als Grundzins leistendes Eigentum. Und nicht nur durch Gesetze und
Verordnungen suchte er Ackerbau und Viehzucht zu heben, er selbst
ging durch Einrichtung von Musterwirtschaften auf seinen Hausgütern
(Meierhöfen, Domänen) den Landbauern mit gutem Beispiele voran.
Auf alles sah er hier persönlich und ließ sich selbst die Rechnungen
vorlegen.
Noch zwei Jahre vor seinem Tode erließ der Kaiser eine Verord-
nung über die Bewirtschaftung seiner Güter, welche über den Stand
des Ackerbaus höchst wissenswerte Aufschlüsse gibt. Darin wird ge
handelt von der Bebauung der Getreidefelder und der Wiesen, von
der Forstwirtschaft, von der Viehzucht, von der Pflege der Pferde, von
der Bienenzucht und sehr ausführlich vom Gartenbau. So erfahren
wir, auf welche Blumen und Gemüse die deutsche Gärtnerei zu Anfang
des 9. Jahrhunderts, also vor 1000 Jahren, Fleiß und Sorgfalt ver-
wandte; wir erhalten Kunde, daß Rosen, Lilien und andere Zier-
5*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl_dem_Großen Karl
100
des Kaisers die Ausführung der Gesetze zu überwachen sowie die
Verfügungen und Anordnungen des Kaisers gegenzuzeichnen. Die
einzelnen Gebiete der Reichsverwaltung sind besondern Reichsämtern
überwiesen, deren Chefs, Staatssekretäre genannt, dem Reichskanzler
untergeordnet sind.
Es gibt folgende Reichsämter: 1) das Auswärtige Amt; es
leitet und regelt die Beziehungen mit den auswärtigen Staaten und
vertritt die Rechte der deutschen Staatsbürger im Auslande; seine
Gehilfen sind die Botschafter, Gesandten und Konsuln. 2) Das
Reichsamt des Innern; ihm unterstehen das Gesundheitsamt,
das Patentwesen, das Reichsversicherungsamt und das statistische Amt.
3) Das Reichsmarine am t hat die Verwaltung der Kriegsflotte.
4) Das Reichsjustizamt überwacht die Rechtspflege im Reiche: ihm
untersteht das Leipziger Reichsgericht. 5) Das Reichs schätznm t
beschäftigt sich mit der Verwaltung der Reichsfinanzen. 6) Das
Reichs post amt verwaltet das Post-, das Telegraphen- und Fern-
sprechwesen. 7) Dem Reichs eisend ahnamte liegt die Aufsicht über
die Eisenbahnen des Reiches ob.
Nach Schubart u. a.
18. Das Königreich Preufzen.
A. Staatsgebiet, Bevölkerung und Verfassung.
Preußen ist 0 326 stsj Meilen (348 607 qkm) groß und hat
(1900) 34 Vs Million Einwohner, umfaßt also beinahe % des deutschen
Reiches. — Die Einwohner sind nach ihrer Muttersprache: 31 Million
Deutsche, 37a Million Fremdsprachige (Polen, Masuren, Kassuben,
Wenden, Tschechen, Dänen, Litauer, Holländer, Wallonen). - Ihrer
Religion nach sind die Bewohner 22 Million Evangelische, 12 Million
Katholiken, 140000 Angehörige christlicher Sekten, 392000 Juden.
Der preußische Staat ist in einer Geschichte ohnegleichen durch
die nimmer rastende Tätigkeit seiner Herrscher, ein stets schlagfertiges
Heer, ein unbestechliches, pflichttreues Beamtentum, eine geschickte
Finanzverwaltung und den Fleiß seiner Bewohner aus einer
Menge von kleinen Staatskörpern zu einem festen Ganzen zusammen-
gefügt worden.
Seiner Verfassung nach ist Preußen eine verfassungs-
mäßige (konstitutionelle) Monarchie; die Verfassungsurkunde trägt
das Datum des 31. Januar 1850. -An der Spitze des Staates steht
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
139
Kartoffel, die Feigendistel zurückerhalten. Was die Kartoffel im
Norden ist - auch für dieses Land ist, wie der Name lehrt, Italien
das Mittelland gewesen weiß jeder. Die Kartoffel hat sich bei
den Südländern nicht beliebt gemacht, wohl aber eine andere, der
Kartoffel nahe verwandte, ursprünglich giftige amerikanische Frucht,
die Tomate, deren gelbroter, säuerlicher Saft die italienischen Gerichte
zu färben pflegt und überall in der italienischen Küche, wo es nur
möglich ist, angebracht wird.
Damit dem Bilde des Wechselverkehrs mit der Neuen Welt sein
Schatten nicht fehle, ist auch noch der Tabak zu erwähnen, jenes
narkotische Giftkraut, das jetzt ganz unvertilgbar scheint. Daß ein
barbarischer Gebrauch der Indianer, den Rauch der trocknen Blätter
einer betäubenden Pflanze dtwch ein Rohr oder eine zusammenge
drehte Rolle in den Mund zu leiten und dann wieder auszustoßen,
oder dieselben Blätter in gepulvertem Zustande in die Nase zu stopfen,
von den Rothäuten zu weißen, gelben tind schwarzen Menschen aus
der ganzen Erde hat übergehen und bei allen so tief hat einwurzeln
können, ist eine Tatsache, die viel ztl denken gibt. Wie in Europa
der Arme, der Verbrecher um ein Stückchen Geld zu Tabak bettelt,
so gewinnt der Reisende oder Kaufmann auch den Neger im Innern
Afrikas, den Samojeden, den Malaien durch nichts so leicht wie durch
eine Gabe Tabak. Türken, Araber nnb Perser hauchen den Rauch
dieses Krautes stillsitzend vor sich her als ein Bild ihres eignen un-
nützen, stumpfen, träumerischen Lebens. Hunderte von Millionen siitd
seit zwei Jahrhunderten auf diese häßliche Gewohnheit verwendet
worden, die aufgehäuft alle Völker hätten wohlhabend machen können,
pnd noch heute sind viele Tausende von Morgen oder Hektaren des
kostbaren Erdbodens, der Weizen oder Wein hätte tragen können, mit
dieser Art giftigen Nachtschattens bestellt. W. Hehn.
34. Der Winterschlaf der Tiere.
Der Winterschlaf der Tiere scheint zwei Ursneheit ztl haben, die
zusammenwirken können, aber nicht müssen. Die eine ist die herab-
gesetzte Temperatur, die zweite der durch diese veranlaßte Mangel an
Nahrung. Die Kälte vernichtet die einjährigen Pflanzen und versenkt
die meisten ausdauernden auch in einen Winterschlaf. So muß eine
teilweise Pause im großen Stoffwechsel der Natur eintreten: der Mehr-
zahl der Pflanzenfresser ist mit dem verschwundenen oder schlafenden
Pflanzenleben ihr Brot genommen, sie ist damit selbst zur Ruhe ge-
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182
Durch fortgesetzte, sorgfältige Auswahl der besten Karpfen als
Zuchttiere haben wir bei allen vorhandenen Karpfenra ff en eine
Hochzucht erreicht, welche sich durch Schnellwüchsigkeit und einen vor-
teilhaften Fleischansatz auszeichnen, und bei denen der Knochenbau
soviel als möglich auf das niedrigste Maß zurückgedrängt ist. Gegen-
wärtig existieren folgende Kulturrassen:
l. Hochrückiger Typus.
Fig. l. A. Galizier Karpfenrasse. (Schuppenkarpfen).
Diese Karpfenrasse wird als Schuppenkarpfen und als Spiegel-
karpfen gezüchtet und ist über ganz Norddeutschland und Österreich ver-
breitet und konkurriert an Schnellwüchsigkeit nur mit der Lausitzer Rasse.
Fig. 2. 6. Galizier Karpsenrasse. (Spiegelkarpfen).
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— 188 —
Ji. Fla chrücki ger Tppus.
Fig. 8. Lausitzer Karpfenrasse.
Dieser Edelkarpfen der Lausitz und Sachsens wird nur als
Schuppeukarpseu gezüchtet und streitet seit einigen Jahren bezügl.
Schuellwüchsigkeit und Schönheit mit dem Galizier um den Bor-
raug. Es wird wohl unentschieden bleiben, welche der beiden Rassen
in der Hand sachkundiger Züchter höheren wirtschaftlichen Wert besitzt.
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277
Die Heimat der Bienen ist die alte Welt, doch sind die ver-
schiedenen Arten heute über die ganze Erde verbreitet. Die deutsche
Biene kommt im nördlichen Europa (bis zum 10° und 61° n. Br.),
in Mitteleuropa, im nördlichen Spanien, im Norden von Afrika, in
Guinea und in Amerika vor. Die italienische Biene ist von der
deutschen wenig verschieden; denn sie stimmt mit dieser in der Größe
und in der Behaarung überein, unterscheidet sich jedoch von ersterer
durch die gelb- bis braunrote Färbung der beiden ersten Leibesringe.
Cie wurde erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts (im Jahre 1853)
durch Frl. Prollins in Deutschland eingeführt und durch Dr. Dzierzon
in Jmkerkreisen bekannt gemacht.
Eine festbegrenzte Rasseneinteilung unserer Honigbiene besteht
nicht; denn innerhalb der einzelnen Rassen sind mannigfaltige Über-
gänge der einen Rasse in die andere zu beobachten. Die Veränder-
lichkeit innerhalb der einzelnen Rassen ist eine sehr große und kann
durch die verschiedensten Umstände, wie Klima, Behandlung, Tracht-
verhältnisse u. s. w. begünstigt werden. Wenn auch durch diese Um-
stände keine neuen Rassen gebildet werden, so können durch diese Ein-
wirkungen doch Abweichungen innerhalb einer Rasse entstehen, welche
die Bildung von Varietäten oder Spielarten zur Folge haben. Solche
allgemein bekannten Varietäten unserer nordischen Bienen sind: die
Heidebiene und die kramische Biene.
Die Heidebiene ist vorzugsweise in der Lüneburger Heide, in
Holstein, Schleswig, Brandenburg und Oldenburg anzutreffen. Sie
ist von der allgemeinen deutschen Biene nicht zu unterscheiden, zeichnet
sich aber durch große Schwärmluft aus.
Die engere Heimat der krainischen Biene ist der Krain und die
benachbarten Länder. Auch ne vermehrt sich reichlich durch Schwärme,
was mit der reichlichen Erzeugung männlicher Bienen im Zusammen-
hange steht.
Ii. Der Bienen st o cf.
Unter Bienenstock versteht man den Bienenstall (Korb oder Kasten),
den Wochsbau und das Bienenvolk. Der Korb oder der Kasten stellt
i Wohnung der Bienen dar und schützt dos Volk gegen die Unbill
der Witterung. In der Wohnung befindet sich ein eigeuacnger Zeuen-
bau, die Wachswaben, welche den verschiedensten Zwecken dienen:
einmal zur Aufnahme des erngetragenen Honigs und Blütenstaubes,
und zum anderen geben sie die Brutbehälter und Sitzplätze für das
Bienenvolk ab.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Mitteleuropa Spanien Afrika Guinea Amerika Deutschland Lüneburger_Heide Holstein Schleswig Brandenburg Oldenburg Krain
290
Chinesische Handwerker.
1890 im Kolonialrat eine Zentralstelle für alle kolonialen Interessen geschaffen
hat, so erkennt man, daß Kaiser Wilhelm Ii. bei seiner Kolonialpolitik nicht
nur von militärischen und maritimen Gesichtspunkten ausgeht, sondern daß er
gleicherweise nationaler Wirtschaftspolitik und christlicher Kultur in deutschen
überseeischen Gebieten einen festen Boden schaffen will. Nach Georg Buxe,>siem.
*130. Chinesische ßcmdwerker.
1. An den Sehenswürdigkeiten chinesischer Städte hat sich der Europäer
gewöhnlich bald satt gesehen; denn ihre Tempel, Pagoden und Ehrenpforten
sind von einem ewigen Einerlei, und das, was wirklich Reiz hätte, wie die Kaiser-
paläste und Ahnentempel in Peking, ist nicht zugänglich. Weit anziehender
war für mich das Leben und Treiben der Einwohner. Gewöhnlich ließ ich
mich von meinem Dolmetscher zuerst in die „Geschäftsstraßen" führen, wenn
die engen, dunkeln, feuchten Gäßchen der meisten Städte diesen Namen über-
Haupt verdienen. Allerdings war ich selbst dort viel mehr der Gegenstand
der Neugierde, als es die Chinesen für mich waren. Dabei kam mir immer
der erste Chinese in den Sinn, den ich als kleiner Junge in Europa gesehen
habe. War ich ihm nicht auch nachgelaufen? Hatten ihn nicht böse Gassen-
jungen ausgelacht oder gar beim Zopf gezupft? Jetzt zahlten seine Lands-
leute mir diese Neugierde heim. In Canton kümmern sich die Chinesen
wenig um die Europäer; denn diese größte Stadt des Reiches der Mitte ist
schon seit 300 Jahren an Ausländer gewöhnt. Canton ist der Hauptsitz
der chinesischen Industrie; hier findet man die geschicktesten Arbeiter, die
schönsten Läden, die reichsten Kaufleute.
Wie in manchen Städten Europas, so sind auch in den chinesischen
Städten die einzelnen Gewerbe gewöhnlich in bestimmten Stadtvierteln zu
finden. In einer Gasse reiht sich ein Goldarbeiterladen an den andern; biegt
man um eine Straßenecke, so befindet man sich vielleicht im Viertel der
Fächermacher, in der nächsten Straße in dem der Möbeltischler. Ein Haus
gleicht dem andern. Das untere Stockwerk wird ganz von dem Geschäft
eingenommen, das von der einen Hauswand bis zur andern offen steht, um
das spärliche Licht einzulassen. Vor jedem Hause baumeln lange, rote, gelbe,
schwarze Schilder herab; in den Gäßchen aber herrscht ein unaufhörliches
Wogen und Treiben, Lärmen, Stoßen und Drängen von Tausenden bartloser
bezopfter, halbnackter Gestalten, alle auf der Jagd nach Erwerb. In den
finsteren Gewölben aber wird gehämmert und geklopft, gesägt und gefeilt
vom Morgengrauen bis zur anbrechenden Dunkelheit.
2. Wie, wenn diese Hunderte von Millionen fleißiger Menschen ihre
althergebrachten Werkzeuge fortwürfen und zu unsern modernen Arbeitswaffen,
zu unsern Maschinen griffen? Was würde dann aus uns? Droht uns doch
von Japan aus in dieser Hinsicht bereits große Gefahri Die Sendlinge der
Japaner haben in Europa und besonders in Deutschland Einlaß erlangt.
In liebenswürdigster, aber unbedachter Weise wurde den kleinen, aufmerksamen
und neugierigen Männchen in Fabriken und Arsenalen alles gezeigt, gerade
wie man es den Chinesen gezeigt hat. Zuweilen wurde eins dieser Männchen
mit einem Bleistift und einem Notizbuch in der Hand überrascht. Kaum
waren die Sendboten nach Hause zurückgekehrt, so bauten die jungen Zöglinge
der Kultur ihre eigenen Gießereien und Fabriken. Da die Arbeitslöhne in
Japan nur ein Zehntel der europäischen betragen, so wird der Wettbewerb
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Georg_Buxe
Extrahierte Ortsnamen: Peking Europa Europas Japan Europa Deutschland Japan