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1. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 20

1883 - Berlin : Oehmigke
— 20 — Verträgen, welche den Grundstein gelegt haben Zn dem branden-bnrglsch-preußischen Staate. Albrecht versprach dem Pribislav seine Unterstützung für den Fall, daß die Wenden der Einführung des Christentums sich widerfetzten; Pribislav aber, welcher keine Kinder hatte und den Anfall feines Landes an seinen-heidnischen Vetter Jaczko ungern sah, bestimmte den Markgrafen zu feinem Erben und Nachfolger im Havellande, und, damit ihm der Schutz deffelbeu nahe fei, trat er ihm fchon bei Lebzeiten die Hälfte feines Landes, nämlich das füdliche Havelland (die Zauche) ab. So fchied nun die Havel das Gebiet Albrechts von demjenigen Pribislavs und, unbekümmert um das Mißfallen feiner heidnischen Unterthanen, konnte dieser Hand an das Werk legen, dessen Vollendung ihm Herzensbedürfnis war. Vor seiner Residenz Parduin, welche auf der Stelle der gegenwärtigen Altstadt Brandenburg staud, verschwand der Triglafftempel von dem Berge, den die Dentfchen den Harlunger-berg genannt hatten und an feiner Statt erhob sich eine der Jnngsran Maria geweihte Wallfahrtskirche, die dem historisch so bedeutsamen Hügel uuu den Namen Marienberg gab. Es war ein viereckiger, mit einer Kuppel überspannter Bau mit Türmen an den vier Ecken. Am Fuße desselben, in Parduin selbst, erbaute er eine dein heiligen Petrus geweihte Kirche (später Godehartskirche genannt), deren stattlicher, aus Feldsteinen erbauter Westgiebel sich noch erhalten hat, rief in dieselbe Prämonftrateitfermimche aus Lintzkau, um den Gottesdienst zu ordnen und zu leiten. Nun konnte auch der lange verbannte Bifchof feinen Sitz in Brandenburg wieder einnehmen. *) *) Diese Ereignisse sind gut beglaubigt. Man citiert freilich heute noch bafüt die Chronik des Pulkawa, welche erst zur Zeit Karl Iv. entstand, übersieht aber, daß barin wörtlich die Leitzkauer Chronik steckt, die den branbenburger Domherrn Heinrich von Antwerpen zum Verfasser hat, welcher diese Dinge von Zeitgenossen erkunden konnte. Vergl. Schillmann, Grundsteinlegung. Der wichtige Münzenfund zu Michendorf hat ein neues Zeugnis beigebracht.

2. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 127

1883 - Berlin : Oehmigke
— 127 — 27. Kohlhase und Luther. Der Handel nahm eine solche Bedeutung an, daß er Luther für wichtig genug erschien, an Kohlhase ein Mahnungsschreiben zu richten, von seinem Vorhaben abzulassen und die Rache Gott anheim zu stellen. Kohlhase beschloß sogleich, nach Wittenberg zu reiten, um ein Zwiegespräch mit dem von ihm hochverehrten Manne zu suchen. Nachdem er sein Pferd in einem Gasthofe eingestellt und seinen Diener ebenfalls dort zurückgelassen hatte, ging er am Abende an Luthers Haus, klopfte an und begehrte Einlaß. Luther aber ließ ihm heraussagen, er möge seinen Namen zu erkennen geben und ferner, was fein Begehr sei. Kohlhase aber wollte das nicht gerne thun, sondern drang daraus, Luther zu sprechen. Da fiel es diesem ein, es möchte vielleicht Kohlhase sein, ging selbst an die Thür und fragte: „Bist du vielleicht Kohlhase?" Dieser antwortete: „Ich bin es, Herr Doktor!" Frage, wie Antwort geschah in lateinischer Sprache, welcher Kohlhase, weil er eine gute Schulbildung genossen, wohl kundig war. Luther führte ihn nun selbst in sein Gemach, rief noch einige gelehrte Freunde hinzu und hatte so mit dem Roßhändler eine Unterredung, die bis spät in die Nacht dauerte. Am Morgen beichtete Kohlhase Luther, empfing das heilige Sakrament und gelobte, von seinem Vorhaben abzustehen und Sachsen Hinsort keinen Schaden mehr zuzufügen. Unerkannt hatte er feine Herberge verlassen, und nahm von Luther die tröstliche Versicherung mit, daß er sich feiner Sache annehmen wolle und sie zu einem befriedigenden Ziele zu führen hoffe. 28. Kchlhasens Ende. Es ist kein Zweifel daran, daß Luther feinen Einfluß bei dem Kurfürsten für den unglücklichen Mann eingelegt hat;

3. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 43

1883 - Berlin : Oehmigke
— 43 — der Stadt, entfaltet und die Bürger gebeten, ihm zum Kampfe zu folgen. Bald anch zogen die Magdeburger ans, entschlossen, die Märker anzugreifen. Sie errangen den Sieg und nahmen den Markgrafen mit vielen feiner Ritter gefangen. Im Triumphe führten sie ihn nach ihrer Stadt, legten ihn in eiserne Bande und machten eine Kiste von bicken Bohlen, ba sperrten sie ihn hinein. Um sich zu befreien, fanbte der Markgraf nach feiner Frau und beriet sich mit ihr. Er befahl ihr mit feinen Mannen zu sprechen und befoubers mit dem alten von Buch, der feiner Eltern Ratgeber gewesen war, den er aber entlassen hatte. Da that die Frau, wie er es ihr geheißen. Als sie nun den Buch sprach und bat, ba antwortete dieser: „Mein Herr hat mich vertrieben und entlassen aus feinem Rette und mir genommen, was ich von feinen Eltern hatte. Mein Rat wirb ihm boch nicht gefallen. Da weinte die Frau, rebete ihm zu und gelobte ihm, daß ihr Gemahl alles bessern würde. End-lich gab er ihr den Rat, daß sie Gelb nehme, wieber nach Magbebnrg ginge und es den Räten des Bischofs gebe, biefem soviel, dem anbetn soviel. Das geschah. Diese rebeten nun mit dem Bifchofe und rieten ihm, daß er den Markgrafen losließe und ihm eine Frist stellte von vier Wochen, nach welcher er wiederkommen oder viertausend Mark (d. h. Pfund Silber) zahlen sollte. Der Markgraf nahm das an, ritt in fein Land und hielt mit feinen Mannen Rat. Die wußten freilich keinen andern, als daß er die silbernen Gefäße aus den Kirchen des Landes nehme und wenn es nicht hinreichte, bei den Städten borgte, bis die Summe der viertausend Mark voll wäre. Da sprach der von Buch: „Der Rat ist nicht schlecht, aber ich weiß einen bessern. Wenn ihr mich bei meinem Rechte lasset, so will ich ihn sagen." Da gelobte ihm der Markgraf, ihn bei feinem Gute zu lassen und ihm nimmermehr Unrecht zu thun. Nachdem das geschehen war, führte von Buch den Markgrafen und feinen Bruder nach Tangermünde in die Rüstkammer, zeigte ihm einen großen eifenbefchlagenen Kasten voll Gold und Silber und sprach: „Dies Geld hat euer Vater hinterlassen, damit

4. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 152

1883 - Berlin : Oehmigke
— 152 — tf)m die Räume des grauen Klosters angewiesen, wo er sein chemisches Laboratorium aufschlug und zugleich, zunächst zum Druck seiner eigenen Werke, eine Druckerei gründete, in welcher in der besten Zeit mehrere hundert Arbeiter beschäftigt waren, .ioch druckte er in der Folge auch fremde Werte, lief; auch Schriftzeichen gießen. Der Kurfürst nahm an diesen seinen Arbeiten einen so lebendigen Anteil, daß er oft lange Zeit in seiner Werkstätte verweilte. Das Papier für feine Drucke bezog Thurneyffer meist aus Eberswalde, wo Zacharias Berger 1542 eine Papiermühle gebaut hatte. Daß Thurneyffer, der besonders mit feinen Kalendern gute Geschäfte machte, viele Jteiber hatte, läßt sich leicht denken. Nachdem er nun aus so wenig ehrenvolle Weise verschwunden war, hatten die Zungen freies Spiel. Es verstand sich jetzt von selbst, daß er ein Zauberer gewesen war, der seine Künste dem Umgänge mit dem Teufel verdankte. Er hatte einen Hund gehabt, der stets an der Thür seines Gemaches lag, dem er stets das erste Stück Fleisch aus der Schüssel zuwarf. Es war kein Zweifel, dieser Hund war der ihm vertraute böse Geist (spiritus familiaris) gewesen; er hatte sich nach des Herrn Flucht vom Mühlendamm ins Waffer gestürzt. Übrigens soll Thnrneysser in Cöln am Rhein in großer Armut gestorben sein. — 4l Allerlei Unheil. Jrn Jahre 1585 herrschte in Berlin, wie auch in andern märkischen Städten, die Pest, raffte zahlreiche Menschen dahin und trug auch dazu bei, daß der alte Hader zwischen den beiden Spreestädten wieder aufwachte. Auch in Frankfurt a. d. Oder wütete die Pest, ebenso in Königsberg in der Neumark und forderte zahlreiche Opfer. Die Krankheit wirkte auf die Gemüter der Menschen um so verwirrender, als die ärztliche Kunst sich so ganz hülflos gegen sie erwies. — Auch der sitt-

5. Geographie - S. 35

1913 - Berlin : Oehmigke
35 es ihm doch schwer aufs Herz, von dannen ziehen zu müssen. Unwillkürlich hielt er den Schritt inne, wandte sich um und schaute sinnend die prächtige Friedrichstraße hinab. Lange vermochte er sich von dem Anblicke nicht loszureißen. „Es wäre doch wohl schöner gewesen, wenn du in dem herrlichen Berlin hättest bleiben können!" dachte er, und in der Erregung kamen die Worte laut von seinen Lippen. „Doch nun ist es zu spät umzukehren! — Ade denn! — Es muß geschieden sein! Vorwärts — nicht rück- wärts mehr geschaut! Ade! —" Mutig entschlossen drehte er sich wieder um und wollte weiter gehen. „He, holla — junger Freund! — Wird Ihnen der Abschied von Berlin denn wirklich so schwer?" rief ihm ein Mann zu, der an dem Torwege einer Fabrikanlage stand und das Selbstgespräch des Wanderburschen mit Wohlgefallen angehört hatte. „In der Tat, Herr, man sollt's nicht glauben, daß das Herz so festgewachsen ist an einem Ort, in dem man nur zwei Jahre gelebt hat", war die Antwort Borsigs, der näher zu dem Fragenden getreten war. „Was treibt Sie denn in die Fremde, wenn Sie gern hier bleiben möchten?" Borsig erzählte dem Fremden sein Miß- geschick. Dieser fand an dem jungen Manne, der seine Antwort mit offener, unbefangener Miene gab, immer mehr Gefallen. „Hm," fuhr er fort, „also ein Baumeister wollten Sie werden, und so ist es Ihnen ergangen ? —- Deshalb also müssen Sie wandern ? — Hören Sie, junger Mann, Ihr Wesen gefällt mir. Wollen Sie meinen Vorschlag, in meine Fabrik einzutreten, annehmen, so können Sie hier bleiben und doch ein Baumeister werden, nicht in Holz und Stein, aber einer in Erz und Eisen. Ich bin der Fabrik- besitzer Egells, und diese Gebäude bilden, wie die Firma hier zeigt, meine ,Neue Berliner Eisengießerei'." „Das ist der Wink des Schicksals!" rief Borsig, und ohne langes Besinnen streckte er dem Fabrikbesitzer die Hand ent- gegen und sagte zu ihm: „Topp, ich bleibe hier und trete in Ihre Fabrik ein. Ein Baumeister in Erz und Eisen! Ja, das sagt mir noch mehr zu als das Zimmerhandwerk." Der junge Borsig trat in die Egellssche Fabrik zunächst als Zeichner ein. Neben der Eisengießerei betrieb man in der Fabrik auch den Maschinenbau, und um alle seine Zweige von Grund aus kennen zu lernen, wurde er ein schlichter Eisenarbeiter. So 3»

6. Geographie - S. 36

1913 - Berlin : Oehmigke
36 von der „Pike" auf dienend, machte er alle Stufen dieses Werkes durch, bis er sich nach einigen Jahren zum Geschäftsführer empor- gearbeitet hatte. Unter seiner Leitung nahm die Egellssche Fabrik einen großen Aufschwung, so daß der Besitzer ihn zum Mitdirektor ernannte. Der Bau von Dampfmaschinen, der bisher nur von einigen Berliner Eisenfabrikherren im kleinen Maßstabe versucht worden war, wurde in der Egellsschen Fabrik nun fast ausschließ- lich und in großem Umfange betrieben. Die Gründung eines eigenen Hausstandes ließ jedoch in unseres Freundes Seele den Plan reifen, selbständig zu werden. Er erwarb in der Nachbar- schaft, Chausseestraße Nr. 1, ein geeignetes Grundstück, und nach elfjähriger Tätigkeit schied er am Weihnachtsabend 1836 aus der Egellsschen Fabrik, um mit dem neuen Jahre die Arbeit seiner eigenen Maschinenbauanstalt zu beginnen. Mit einem selbsterarbeiteten Kapital von 15 000 Mark und einer Anleihe von 30 000 Mark fing Borsig sein Unternehmen in einem Bretterschuppen an, der groß genug für fünfzig Arbeiter und ein Roßwerk war, das einstweilen die Dampfmaschine er- setzte. Schon nach einem Jahre mußte die Anstalt erweitert wer- den. Die ungleichmäßig und mühsam arbeitenden Pferde wichen einer in der Fabrik selbstgefertigten Dampfmaschine, und die Zahl der Arbeiter wurde größer und größer. Es war anfangs Oktober 1838, als die erste preußische Eisen- bahnstrecke, die zwischen Berlin und Potsdam, feierlich eröffnet wurde. Dieses Ereignis erregte das höchste Interesse der Berliner Bevölkerung. Die Anlage der Bahn war englische Arbeit, die Lokomotiven englisches Fabrikat, der Betrieb wurde durch englische Ingenieure geleitet. Borsig hatte sich bereits viel mit der großartigen Erfindung des Engländers Stephenfon beschäftigt. Die Eröffnung der neuen Eisenbahn in Preußen spornte ihn an, darauf zu sinnen, wie dies Vorrecht der Engländer zu brechen und der Bau von Lokomotiven auf deutschen Boden zu verpflanzen sei. Er beschloß, dies Unter- nehmen in seiner neuen Werkstatt zu versuchen. Daß die Ausführung dieses Planes keine leichte sei, verhehlte er sich keineswegs. Die Engländer hüteten das Geheimnis ihrer Erfindung, namentlich das der Dampfsteuerung in der Lokomotive, auf das strengste. Dem genialen Berliner Maschinenbauer aber

7. Geographie - S. 38

1913 - Berlin : Oehmigke
38 leute gekommen, die Borsig mit spöttischer Freundlichkeit be- grüßten. — Doch, diese kaum beachtend, schritt er dem Maschinen- schuppen zu und bestieg dortdenseinerschonmitfeurigem Schnauben harrenden Eisenrenner. Mit stolzer Sicherheit bewegte sich das erste deutsche Dampfroß vorwärts. Von seinem Erbauer selbst gelenkt, brauste es an dem Bahnsteig vorüber eine Strecke die Bahn entlang, dann in schnellem Laufe zurück, und auf einen Wink stand es unter der Halle still. Stürmischer Beifall empfing Borsig und seinen „Borsig". Die Engländer machten lange Gesichter, als der Führer ihnen zurief: „Sehen Sie, meine Herren, sie geht! Sie ist also in Wahrheit eine Lokomotive!" Nun wurde ein offener Wagen angehängt; die Herren stiegen ein, und auf einer Fahrt nach Großbeeren führte Borsig sein Eisenroß in allen Gangarten noch einmal vor, wobei es sich vollkommen bewährte. Das Richterkollegium sprach sich ein- stimmig dahin aus, daß die Borsigsche Lokomotive als durchaus gelungen zu bezeichnen sei. Borsig, der diesen Tag zu den schönsten seines Lebens zählte, schloß darauf mit der Direktion einen Vertrag ab, wonach sie sich verpflichtete, ferner alle aus seiner Maschinenbauanstalt hervor- gehenden Lokomotiven auf der Anhalter Bahn zu verwenden. — So wurde Borsig durch diese Tat, die unsere heimische Eisen- industrie von der Herrschaft Englands befreite, der deutsche Ste- phenson, der nun unter entsprechender Erweiterung seiner Fabrik seine Haupttätigkeit fortan auf den Bau von Lokomotiven ver- legte. Schon im Jahre 1846 verließ die hundertste, und zwei Jahre später die zweihundertste Maschine die Borsigsche Fabrik. Immer größer wurde ihre Zahl, und immer weiter dehnten sich die Räume der Anstalt. Borsig blieb nicht dabei stehen, den deutschen Eisenbahnen deutsche Lokomotiven zu liefern. Hatte er bisher Kohlen und Schmiedeeisen aus England beziehen müssen, so suchte er sich jetzt auch davon frei zu machen, indem er in Moabit ein großartiges Eisenwerk anlegte, wo deutsches Roheisen zu künst- lichen Fabrikaten, wie er sie für seine Anstalt gebrauchte, verarbeitet werden sollte. In Königshütte und Ruda in Schlesien erwarb er Steinkohlenwerke, die ihm inländisches Brennmaterial lieferten, so daß fortan kein fremdländischer Stoff für deutsches Geld von ihm erworben und verwendet zu werden brauchte. —

8. Geographie - S. 39

1913 - Berlin : Oehmigke
39 Außer vielen Lokomotiven lieferte die Anstalt eiserne Brücken, Dächer für Bahnhofshallen, Kirchenkuppeln (darunter die mäch- tigen Kuppeln der Nikolaikirche zu Potsdam und des König- lichen Schlosses zu Berlin), großartige Pumpwerke, wie das, welches die Springbrunnen in Sanssouci bei Potsdam treibt, und dergleichen bedeutende Eisenbauten mehr. Bei all den Erfolgen seines Strebens hatte sich Borsig ein tief- inniges, sinniges Gemüt bewahrt. Trotz des großen Reichtums, den er erwarb, lebte er in seinem, von einem herrlichen Garten und Park umgebenen Heim mit seiner Gattin in einfach bürger- licher Anspruchslosigkeit der Erziehung seines einzigen Sohnes. Hier verbrachte er die Feierstunden seines Lebens in traulichem Umgänge mit wenigen bewährten Sinnes- und Geistesgenossen. Zu diesen gehörte auch Beuth, den er später für das gewaltsame Eingreifen in sein Schicksal dankbaren Herzens gesegnet hat, der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt, der Bildhauer Rauch, der Baumeister Stüler und andere Zierden der Kunst und Wissenschaft. Dabei vergaß er auch seine alten Freunde und Arbeitsgenossen keineswegs. Selbst König Friedrich Wilhelm Iv. zählte zu den Gästen des deutschen Lokomotivenkönigs, wie nun Borsig bald genannt zu werden pflegte. Als der König einst Borsigs schöne Gärten und sein prächtiges Wohnhaus besichtigte, rief er scherzend aus: „Lieber Kollege, wenn ich doch auch so wohnen könnte, wie Sie hier wohnen!" Wie er zu seinen Arbeitern stand und den Namen „Vater Borsig" rechtfertigte, möge ein Beispiel zeigen. Im Frühling 1854 war die fünfhundertste Lokomotive vollendet worden, ein Ereignis, das Borsig mit all seinen Arbeitern durch ein Fest feierte. In buntem Flaggenschmuck prangten die Gebäude seiner Werk- stätten. Ein Festzug vou mehr als tausend seiner braven Arbeiter begleitete die blumenbekränzte Jubellokomotive nach der An- halter Bahn. Später versammelten sich alle mit ihren Frauen im Krollschen Etablissement zu einem Festessen. „Esset und trinkt, Kinder," rief Borsig seinen Arbeitsgenossen in heiterster Laune zu, „zeigt, daß ihr hier ebenso tapfer dreinhauen könnt, als beim Amboß! Seid lustig und guter Dinge! Bei der tausendsten wollen wir noch vergnügter sein!" Und als ihm darauf der Handelsminister van der Heydt, der bei dem Fest erschienen war, in Gegenwart

9. Geographie - S. 40

1913 - Berlin : Oehmigke
40 aller Arbeiter das Diplom der Ernennung zum Geheimen Kom- merzienrat überreichte, da sagte er gerührt, zu seinen Arbeitern gewendet: „Kinder, die Ehre gebührt nicht mir allein, ihr habt alle teil daran, und darum, weil es eine Anerkennung meiner, eurer Arbeit und Strebsamkeit ist, nehme ich sie an in eurem Namen! — Ja, durch Arbeit und Fleiß haben wir unter Gottes Segen viel erreicht; laßt uns nun zeigen, daß wir noch Größeres zu er- reichen imstande sind!" Doch diese Hoffnung des Unermüdlichen sollte nicht erfüllt werden! Einige Zeit nach dem erwähnten Feste ging Borsig mit einem seiner Meister durch das Gebiet der Moabiter Werke. Die Plane zu neuen baulichen Anlagen besprechend, gelangten sie unbemerkt bis an die Grenze des Grundstückes. Borsig fuhr fort in der Auseinandersetzung, wie das vor ihm liegende Gebiet benutzt werden sollte. „Aber Herr, Sie stehen ja hier schon an Ihrer Grenze!" sagte der Meister zu ihm. „Ist nicht Raum genug bis Charlottenburg?" entgegnete Borsig. Aber er stand wirklich an seiner Grenze. In der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1854 wurde er von einem heftigen Brustkrampfe befallen. Am nächsten Tage fühlte er sich wieder wohler; doch riet ihm der Arzt für längere Zeit Enthaltung von jeder anstrengenden Tätigkeit, da er das Übel sonst für sehr bedenklich erklären müsse. Einige Tage vermochte es der Kranke wohl ohne Arbeit zu er- tragen, allein am sechsten Tage des Monats nicht mehr; den ganzen Tag beschäftigte er sich mit Zeichnen und Konstruieren. Am Abend trat das Übel um so heftiger auf, und um die Mitter- nachtsstunde machte ein Schlaganfall seinem unermüdlichen Schaffensdrange für immer ein Ende. Mochte die Flamme in der Lebenswerkstatt Borsigs erlöschen, das Feuer in den Ofen seiner Fabrik glühte fort. Sein Sohn Albert betrieb die Werke im Sinne des Schöpfers weiter uird erhielt die berühmte Firma A. Borsig im alten Glanze. Vier Jahre nach des Vaters Tode feierte Albert Borsig mit seinen Ar- beitern das Fest der tausendsten und im März 1862 das der zwei- tausendsten Lokomotive, die den Namen „König Wilhelm" trug. Immer gewaltiger wuchsen die Räume und dehnte sich das Haus. Die Zahl von drei-, vier- und fünftausend vollendeten Loko-

10. Geographie - S. 90

1913 - Berlin : Oehmigke
90 aufgeschichtet. Der Eingang nach außen wird vermauert. Ein Ab- schluß nach den Seiten dieser „Kammer" wird durch Papier her- gestellt. Fest abgegrenzte Kammern hat also der Ofen nicht. Jede Abteilung wird erst nach dem Aufschichten der Steine ab- geschlossen. Die gesetzten Steine werden nun dem direkten Feuer ausgesetzt. Das Feuerungsmaterial, zu dem Braunkohlen und Steinkohlen benutzt werden, bringt der Brenner durch Röhren, welche durch die Decke führen, ein. Diese Feuerungsröhren sind durch eiserne Kapseln verschließbar. Die Verbrennungsgase werden durch Kanäle, die je nach Bedarf durch Glocken verschließ- bar sind, zuletzt zu dem in der Mitte des ganzen Ringofens stehenden Schornstein geleitet. Während die Steine in einer Kammer gebrannt werden, karren die Arbeiter schon ungebrannte Steine ein und setzen sie. Der Abschluß durch Papier wird hergestellt, und diese Kammer ist zum Brennen fertig. Wenn die nächsten Kammern abgebrannt werden, werden die fertigen Steine, nach- dem sie sich abgekühlt haben, ausgekarrt und wenn möglich, gleich zum Transport verladen. Die große Hitze — der Ton wird im Ofen bis zur Weißglut erhitzt — verleiht ihm ganz andere Eigenschaften, als er zuvor hatte. Die blaugraue Farbe geht in ein Hellgelb über. Die ganze Masse wird steinhart und bildet in diesem Zustande wohl das wichtigste Baumaterial. Unser Mauerstein hat, wie wir gesehen haben, einen langen Werdegang durchzumachen. Im Durchschnitt stellt eine Ziegelei in einem Jahre 4 bis 5 Millionen Steine her. Größere Werke steigern die Fabrikationszahl aus 10 bis 15 Millionen. Berlin stellt das Hauptabsatzgebiet für die heimatliche Ziegel- industrie dar. E. Laehne (Teltower Kreiskalender). 40. In Neuruppin „am Wall". Um die Stadt her, zwischen dem Rheinsberger und dem Tempeltor, zieht sich der „Wall", ein Überrest mittelalterlicher Befestigungen, jetzt eine mit alten Eichen und jungem Nachwuchs dicht bestandene Promenade der Ruppiner. Die Septembersonne tut ihr Bestes. Aber das Laub ist doch noch nicht dicht genug, ihr den Zutritt zu wehren. Ein Dämmer
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