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1. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 7

1887 - Berlin : Springer
7 Brüdern, Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen, gegen Abtretung ihres Anteils an Ober-Bayern die Mark überlassen hatte, als Herzog von Ober-Bayern gestorben war, bemächtigte sich dieses Landes, welches nun den brandenburgischen Fürsten gehörte, der Herzog Stephan von Nieder-Bayern, und Ludwig der Römer war darüber so erbittert, daß er mit Karl Iv einen Erbvertrag schloß, nach welchem, wenn er und sein Bruder ohne Erben sterben würden, die Mark an das luxemburgische Haus fallen sollte. Nicht lange nachher starb auch der tüchtige Ludwig der Römer, und nun geriet der unfähige und träge Otto so sehr in die Gewalt des klugen Kaisers, daß er 1373 für eine bedeutende Geldsumme und einige Schlösser in der Oberpsalz auf die Mark Brandenburg zu Gunsten des Hauses Luxemburg verzichtete. Die Herrschast der Luxemburger in der Mark, welche von 1373 bis 1415 dauerte, war für das Land wohlthätig, solange der für das Wohl seiner Unterthanen unermüdlich thätige Karl Iv selbst die Regierung führte. Er stellte das gute Einvernehmen mit den benachbarten Fürsten wieder her, bestrafte streng die Wegelagerer auf den Landstraßen, ließ als Grundlage für eine geordnete Verwaltung das noch jetzt vorhandene „Landbuch der Mars" herstellen und beförderte eifrig die Schiffahrt aus der Oder und Elbe; Frankfurt an der Oder und das ihm besonders werte Tangermünde an der Elbe sollten Hauptstapelplätze für den schlesischen und böhmischen Handel werden. Aber diese gute Regierung dauerte nur fünf Jahre, und dann begann für die Mark eine sehr schwere Zeit. Sigismund, Karls Iv zweiter Sohn, der nach des Vaters Tode 1378 die Mark Brandenburg erbte, war wohl ein begabter, thätiger und ruhmliebender Fürst; aber er befaßte sich nicht gern mit kleinlichen Angelegenheiten, und auch in den großen zeigte er nicht die zur Durchführung seiner Pläne erforderliche Ausdauer. Er verheiratete sich mit der ältesten Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen und gewann dadurch ein Anrecht auf die Nachfolge in diesen beiden Reichen. In Polen konnte er sein Anrecht nicht durchsetzen; hier wurde der Großfürst Jagiello von Litauen, der 1386 Ludwigs zweite Tochter heiratete, zum Köniz gewählt und bestieg nach seinem Übertritt zum Christentum unter dem Namen

2. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 8

1887 - Berlin : Springer
Wladislaw Ii den polnischen Thron. Besser glückte es Sigismnnb in Ungarn; aber auch hier hatte er fortwährend Kämpfe zu bestehen, erst um die Krone zu erlangen, und dann, um sie gegen Rebellen und die mächtig andrängenden Osmanen zu behaupten. So geschah es, daß Sigismund um die Mark sich gar nicht kümmern konnte; er schabte sie nur alu eine Gelbgnelle, und um rasch größere Summen aus ihr zu ziehen, verpfändete er sie an seinen Vetter, Mark-graf ^5 ob st öon Mähren und verkaufte später die Neumark an den beut sch en Orden. 2)a nun auch Jobst bei seiner Übernahme der Mark nichts weiter im Auge hatte, als möglichst viel Gelb herauszuschlagen, so verpfänbete und verkaufte er um jeden Preis die lanbesherrlichen Schlösser und Gerechtsame, so daß von der landesherrlichen Autorität im Lanbe fast nichts mehr übrig blieb. Die Folge davon war, daß die Nachbarn die Mark aufs neue mit feinblichen Einfällen heimsuchten, und daß der durch bte Verpfädungen mächtiger geworbene Abel ohne alle Scheu seine Räubereien betrieb. Rauben, Morben und Brennen in großem Maßstabe würden alltägliche Vorkommnisse in der Mark, und niemanb hatte die Macht ober auch nur den Willen, dem schrecklichen Unwesen entgegenzutreten. So war die Lage der Mark, als Sigismnnb im Jahre 1410 mit Jobst gegen Wenzel zum römischen König erwählt und schon im folgenben Jahre durch Jobst's Tod und Wenzel's Abdankung alleiniger König geworben war und nun vor der großen Aufgabe stand, das Reich von der schrecklichen Zerrüttung und die Christenheit von der heillosen Kirchenspaltung zu erlösen. Das Elend in seinem Erbland Brandenburg war für ihn beschämenb, und selbst helfen kennte er jetzt noch weniger, als früher. Da entschloß sich Sigismunb, dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern, einem klugen und thatkräftigen Manne, der ihm die größten Dienste geleistet hatte, die Regierung der Mark zu übertragen. Dem Burggrafen als oberstem Hauptmann und Verweser der Mark sollten in berselben alle Gerechtsame eines wirklichen Landesherren zustehen, und diese Befugnis sollte ihm und seinen Erben nicht entzogen werden dürsen, bis von Sigismnnd oder seinen Erben die 100 000 Goldgulden gezahlt wären, welche dem Burggrafen als Ersatz der Kosten, die ihm der Auftrag verursachen würde,

3. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 14

1887 - Berlin : Springer
14 begonnene Reformation der Kirche in sehr kurzer Zeit überaus große Bedeutung gewann. Joachim hatte sich, wie seine Vorfahren, zu dem österreichischen Hause, in dessen Besitz die Kaiserwürde war, und zu der alten Kirche gehalten; er gedachte, die Größe seines Hauses auf die bisherigen Zustände zu begründen. Er blieb auch bis an seinen Tod dieser Politik treu; aber er kam dadurch in großes Gedränge. Er konnte sich nicht verhehlen, daß durch die furchtbar angewachsene kaiserliche Macht die Selbständigkeit der deutschen Fürsten schwer gefährdet wurde, und er konnte nicht einmal verhindern, daß von seinen Stammesvettern Georg von Ansbach und Albrecht, der Hochmeister des deutschen Ordens in Preußen, zu der neuen Lehre übertraten, und daß diese Lehre insgeheim auch in sein Land, ja in seine Familie Eingang fand. So war Joachims I Politik mit der Zeit so unhaltbar geworden, daß seine Söhne, der Kurfürst Joachim Ii und der Markgraf Johann, dem der Vater gegen die Dispositio Achillea die Neumark vermacht hatte, an ihr nicht festhalten konnten, obgleich sie dem Vater versprochen hatten, der alten Religion treu zu bleiben. Beide Brüder nahmen den Protestantismus an, zuerst der jüngere mit der Neumark und dann 1539 auch der ältere mit dem Kurlande. Aber nicht ganz und gar wollte7joachim Ii, der 1535—1571 regierte, die von seinem Vater befolgte Politik ausgeben; auch er strebte, wie dieser, eifrig danach, das gute Einvernehmen mit dem kaiserlichen Hause aufrecht zu erhalten. Er ließ deshalb durch den Bischof von Brandenburg, Matthias von Jagow, einen ruhigen und ver- ständigen Mann, die kirchliche Veränderung so vornehmen, daß nur das, was mit der Lehre von der Rechtfertigung allein durch den Glauben und mit dem ausdrücklichen Zeugnis der heiligen Schrift im Widerstreit war, beseitigt, im übrigen aber viele katholische Bräuche beibehalten wurden. Er schloß ferner mit Kaiser Karl V und König Ferdinand einen Vertrag, nach welchem ihm seine Kirchenordnung bis zu einem künftigen Konzil zugestanden wurde, und er dagegen sich verpflichtete, weder der Religion halber, noch um irgend einer anderen Sache willen ein Bündnis gegen das Haus Österreich einzugehen. Und bei dieser Stellung Brandenburgs zu dem kaiserlichen Hause verblieb es, auch als später Joachim selbst und noch mehr

4. Brandenburgische Geschichte bis zu Friedrich dem Großen - S. 25

1887 - Berlin : Springer
25 und auf der afrikanischen Küste von Guinea die Kolonie Groß-Frie-drichsbnrg anzulegen, ein Unternehmen, welches die Kosten nicht deckte und deshalb von seinem zweiten Nachfolger wieder aufgegeben wurde. So ist Brandenburg durch den großen Kurfürsten nicht bloß entschieden das erste deutsche Reichsfürstentum geworden, sondern hat auch durch ihn eine sehr geachtete Stellung unter den europäischen Mächten errungen; der große Kurfürst ist der erste der drei großen Fürsten, denen das Haus Hohenzollern vornehmlich seine gegenwärtige Größe verdankt. §. 3. Die beiden ersten preußischen Könige. Des großen Kurfürsten Sohn Friedrich Iii, welcher 1688 bis 1713 regierte, hatte gleich nach seinem Regierungsantritt ein schwieriges und sehr peinliches Geschäft zu erledigen. Der große Kurfürst hatte nämlich in seinem Testamente aus väterlicher Liebe seinen Söhnen zweiter Ehe besondere Fürstentümer ausgesetzt, allerdings unter der Oberherrschaft des Kurfürsten, aber immerhin doch gegen die Achillea dispositio und nicht ohne große Gefahr für das Emporkommen des Hauses. Dem widersetzte sich Friedrich mit rühmlicher Festigkeit, und er erreichte auch nach längerer Unterhandlung, daß seine Stiefbrüder sich abstuden ließen, ohne daß der Staat darunter litt. Gleichzeitig beteiligte sich Friedrich eifrig an einer großen europäischen Angelegenheit; er wagte es, den Holländern zum Schutze für ihr Land braudenburgische Truppen zu überlassen, wodurch es Wilhelm von Oranien möglich gemacht wurde, sein Unternehmen gegen Jakob Ii ins Werk zu setzen, und seinen Bemühungen vor allem war es zu danken, daß in Ludwigs Xiv drittem Eroberungskriege die deutschen Fürsten und Stände beider Religionen seit Jahrhunderten zum ersten Male sich gegen Frankreich vereinigten. Aber Vorteile für sich und sein Land erlangte Friedrich nicht durch diesen Krieg; im Gegenteil, zu seinem großen Schmerze wurde nicht einmal die Beachtung und Ehrenbezeugung, welche seiner Macht und seinen Leistungen im Kriege entsprach, seinen Gesandten auf dem Friedenskongreß zu Rys-wick gewährt. Dies bestärkte deu ehrgeizigen Fürsten in dem Gedanken, sich

5. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 54

1883 - Berlin : Oehmigke
- 54 — im Ernste aufforderte, die Krone niederzulegen, denn nur mit der Zustmmung des römischen Stuhles dürfte der zum Könige Erkorene dieselbe tragen. Als Ludwig solche Zumutung zurückwies, belegte ihn der Papst mit dem Banne und seine Lande mit dem Interdikte, den härtesten Strafen, welche in jenen Zeiten Fürst und Volk treffen konnten. Denn der Gebannte war ans der Gemeinschaft der Christenheit ausgestoßen, das Gotteshaus ihm verschlossen; starb er, so wurde sein Leib in nngeweihter Erde eingescharrt, war er ein Fürst, so waren die Unterthanen des Gehorsams gegen ihn ledig. Das Land im Interdikt wurde ausgeschlossen von den Segnungen der Kirche, welche so lange ihre Funktionen einstellte, bis dasselbe wieder von ihm genommen war. Da nun auch unsere Mark diese Strafe getroffen hatte, ohne daß sie etwas anderes verschuldete, als daß sie den Fürsten, welcher von Kaiser und Reich eingesetzt war, ausgenommen und anerkannt hatte, so hörte man auch hier, in manchen Gegenden wenigstens, lange Zeit keine Glocken läuten, keine Priester die Messe singen. Allein die Wirkung dieser Maßregel war nicht die seitens des Papstes gewünschte, denn bei dem harten Sinn der Märker erweckte sie Trotz und Widerstand. Dazu kam, daß die Geistlichkeit, die in der Mark in großer Abhängigkeit von der Landesherrschaft lebte, sich nicht beeilte, das Interdikt in Ausführung zu bringen. Die Bischöfe von Brandenburg und Havelberg waren dem jungen Markgrafen Ludwig freundlich gesinnt; nur Stephan von Lebus trug ihm tiefen Haß entgegen und fetzte alles daran, ihn aus dem Lande zu treiben. Er nahm keinen Anstand, die wilden Polen und heidnischen Litthaiter herbeizurufen, welche die Mark mit Mord und Brand heimsuchten. Sie schonten nicht der Weiber, der Greise, nicht der Kinder in der Wiege. Die Neumark besonders wurde furchtbar verwüstet; erst vor der festen Stadt Frankfurt staute sich die wilde Flut; denn die tapferen Bürger schlugen alle Angriffe kräftig zurück. Da ermannten sich auch andere Städte; die Brandenburger zogen den Frankfurtern zu Hülfe, schlugen, mit ihnen vereint, die Feinde bei dem Dorfe Tzfchetznow in der Nähe der Stadt und trieben sie aus dem

6. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 87

1883 - Berlin : Oehmigke
— 87 — schlossen sich zu frommen Gesellschaften zusammen und erwählten sich einen Mittelpunkt ihrer Verehrung, durch welche der Sinn veredelt und das Leben gebessert werden konnte. Solch ein Mittelpunkt frommer Verehrung wurde grade in dieser Zeit die Jungfrau Maria, die „heilige Gottesmutter", die „reinste der grauen"; Marienkirchen und Marienkapellen erwuchsen in großer Zahl. Nun befand sich auf dem Berge vor der alten Stadt Brandenburg die Marienkirche, ein uraltes Heiligtum der Jungfrau, welches der zum Christentum bekehrte letzte Wendenfürst Pribislaw auf der Stelle erbaut hatte, wo einstmals der dreiköpfige Triglaff verehrt worden war. Früher ein vielbesuchter Wallfahrtsort, war die Marienkirche jetzt immer mehr vereinsamt. Da nun auch Friedrich in dieser frommen Richtung lebte, die bestrebt war, durch Einkehr in sich selbst, durch reuiges Gebet und Buße das Leben des Einzelnen und mit ihm das der ganzen Christenheit erneuern, so lag der Gedanke nahe, die Marienkirche zum Mittelpunkte einer erneuten Verehrung der Jungfrau zu erheben. Zu diesem religiösen kam ein zweiter weltlicher Antrieb. Zwar waren die Hohenzollern jetzt unbestrittene Herren im Lande, der Adel war gebändigt, dem Trotze der Städte neuerdings der Zaum angelegt: aber es fehlte viel, daß Herrscher und Beherrschte ein einigendes Band umschloß. Die Hohenzollern wurden von den Märkern vielfach als Fremdlinge betrachtet; besonders ein Teil des Adels hielt sich grollend zurück. Daher lag der Gedanke nahe, in der Marienkirche eine Vereinigung zu schassen, welche religiöse Erneuerung, Besserung des Lebens zum Ziele habe und zugleich Fürst und Adel zu einem Bunde zusammenschlösse. Diesem Gedanken gab der fromme Fürst Ausdruck durch die Gründung des Schwanenordens, eines sittlich-religiösen Ordens, der feinen Versammlungsort an den hohen Festen der Maria auf dem Berge zu Brandenburg haben sollte. Das Ordenszeichen bestand aus drei Teilen; erstens einer Kette, welche um den Hals getragen wurde. Sie bestand ans Nachbildungen von Folterwerkzeugen, zwischen denen sich je ein blutendes Herz befand

7. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 104

1883 - Berlin : Oehmigke
— 104 — brachte, daß zahlreiche Straßenräuber in der Mark, wie auch in andern Ländern, sich erhoben, welche viele Menschen jämmerlich ermordeten. Auch das nächste Jahr war ein Unglücksjahr; aus die furchtbare Hitze folgte eine Seuche, welche in Stadt und Land furchtbar wütete. Da ein Komet vorausgegangen war, so brachte man diese Erscheinungen in Zusammenhang. Die Jugend des Kurfürsten ermunterte auch Personen vom Adel, das Leben aus dem Stegreis wieder aufzunehmen. Als einige Frankfurter Bürger nach Beskow zum Jahrmarkt zogen, überfiel sie ein Adliger mit seinen Spießgesellen plötzlich. Zu schwach und unvorbereitet, den Gewappneten zu widerstehen, mußten sie sich für schweres Geld zu lösen versprechen, obgleich ihnen ihr Hab und Gut, welches sie bei sich führten, bereits abgenommen war. Als aber der Rat in Frankfurt von dieser That vernahm, war er über die Beraubung feiner Bürger nicht wenig erzürnt. Da man in der Stadt den Thäter kannte, so ging das erregte Volk sofort zur Rache über. Es rückte vor des Räubers Haus, nahm ihn gefangen, führte ihn nach Frankfurt, verurteilte ihn dort, ohne das gehörige Rechtsverfahren inne zu halten, zum Tode und vollzog das Urteil in der heiligen Psingstzeit. Zum Unglück für die Frankfurter war der Hingerichtete ein Schwager des Bischofs von Lebus und die Fürbitte desselben war vergeblich gewesen. Derselbe brachte die Sache beim Kurfürsten vor, und dieser nahm dem Rate, wegen des übereilten Rechtsverfahrens das Gericht über Leben und Tod, welches derselbe erst unter seinem Nachfolger wieder erhielt. Der Bischof, damit noch nicht zufrieden, that die Stadt in den Bann, weil sie die heilige Fastzeit entweiht hätte. Die Sippe des Enthaupteten ließ ihren Grimm an den Bürgern der Oderstadt aus. Als einige derselben nach Schwie-bus zum Jahrmarkt zogen, wurden sie in der Gegend des Dorfes Spielberg überfallen und grausam behandelt. Man hieb einigen erbarmungslos beide Hände ab; einige verloren das Leben. Daß dabei nicht bloß Rachsucht, sondern auch Raubsucht im Spiele war, bewiesen die Missethäter dadurch, daß sie ihre Opfer ausplünderten.

8. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 105

1883 - Berlin : Oehmigke
— 105 — Es mochte sein, daß das Verfahren des Kurfürsten gegen Frankfurt, welches doch nur dem verletzten Rechte gegolten hatte, von dem Raubgesindel dahin mißgedeutet wurde, daß der Kursürst gegen dergleichen Plackereien der Bürger nachsichtig sein werde. Die Wegelagerei mehrte sich in bedenklicher Weise; selbst in dem Hofstaate des Kurfürsten gab es Personen, welche sich daran beteiligten. So überfiel einer, welcher am Hofe Joachims gelebt hatte, im Walde bei Sarmnnd einen Kaufmann, plünderte ihn aus und warf ihn, an Händen und Füßen gebunden, in ein Sumpfloch, in der Meinung, er werde nie wieder daraus hervorkommen, sondern darin sterben und verderben. Indessen dem Manne gelang es, der Bande ledig zu werden und sich aus seiner Lage zu befreien. Er begab sich sogleich nach Berlin, um den Kurfürsten anzurufen. Dieser beschied ihn aus das Schloß und gab ihm Gelegenheit, in Gegenwart des Hofstaates seine Leidensgeschichte zu erzählen, genau die Mienen der Anwesenden beobachtend, um den Eindruck, den die Geschichte aus sie machen würde, zu erforschen. Aber bald unterbricht sich der Erzähler selbst, denn er wird des Ubelthäters an des Kurfürsten Tisch gewahr, wie er dasteht in seidenen Kleidern und mit goldener Kette behängen. Sosort weist er mit Fingern aus ihn, bezichtigt ihn mit dürren Worten der Frevelthat und ruft die Hülfe des Landesherrn an. Ter Thäter ist so verblüfft, daß er die That selbst nicht leugnet; nur einen andern Grund, als die Raublust, legt er ihr unter und schließt mit der Bitte, der Knrsürst wolle sein gnädiger Herr sein. Allein dieser kannte keine Gnade in solchen Dingen, er ließ ihn in den Kerker werfen und fchon am andern Tage enthaupten. Mit aller Energie ging er auch ferner gegen die Wegelagerei vor; einstmals ließ er 70 Straßenrüuber, worunter über die Hülste Adlige waren, hinrichten. Dadurch setzte er sich selbst dem Grimme des Gesindels aus; einer der Räuber schrieb an die Thür seines Schlasgemachs: „Jochimke, Jochimke hode dp, wo tot) dy krygen, hangen wy dp!" und zeigte auch, daß er es mit dieser Drohung ernst meine, denn er lauerte dem Landesherrn im Walde bei Köpenick aus. Aber

9. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 126

1883 - Berlin : Oehmigke
— 126 — fürsten von Sachsen anderseits ein Misverhältnis obwaltete, sahen jene den Krieg Kohlhases gegen den Sachsen nicht ungern und gaben diesem in ihrem Lande frei Geleit. Nun begann die Fehde aufs neue. Kohlhase überfiel die sächsischen Grenzdörser, plünderte sie aus, steckte Zahua in Brand und fügte dem sächsischen Kurfürsten viel Schaden zu. Da beschwerte sich dieser endlich bei Joachim und dem Erzbischose und setzte es durch, daß diese Kohlhase im Stiche ließen und seine Verfolgung in ihrem Lande gestatteten. Vierundzwanzig Reiter in voller Rüstung wurden nun abgeschickt, um ihn zu ergreifen. Aber Kohlhase war ein schlauer Kopf, dazu ein unverzagter Manu und verstand seine Verfolger irrezuleiten und zum besten zu haben. Er trieb sich in allerlei Verkleidungen umher, saß oft unter seinen Verfolgern in Herbergen und Krügen und vernahm ihre Pläne und Anschläge. Er fing ihnen auch wohl das Geld ab, was ihnen zu ihrer Zehrung nachgeschickt war. Dadurch geschah es, daß die Verfolger oft Personen, die sie fälschlich für Kohlhasens Diener hielten, griffen und hinrichteten, wodurch der Zorn desselben immer von neuem erregt und er zur Rache angespornt wurde. Er hielt sich zuletzt in seiner Verwegenheit für ein Werkzeug Gottes, dazu bestimmt, die Ungerechtigkeit der Großen dieser Welt zu bestrafen. Er stand oft dabei und fah zu, wie Menschen, seiner Meinung nach ungerechter Weise, hingerichtet wurden, schrieb dann an den Kurfürsten von Sachsen und hielt ihm seine Ungerechtigkeit vor. Als einst zwei Schneidergesellen in Zinna hingerichtet wurden, ließ Kohlhase in der Nacht die Räder umhauen und einen Zettel an den Galgen hängen, worauf die Worte standen: „£>, Söhne der Menschen, richtet gerecht, damit ihr nicht gerichtet werdet!" Fortwährend richtete er großen Schaden in Sachsen an, und ob ihm gleich die Verfolger oft hart auf den Fersen waren, so entwischte er ihnen doch im letzten Augenblicke, denn er kannte jeden Steg und Weg und jede Furt in den Gewässern.

10. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 139

1883 - Berlin : Oehmigke
— 139 — gegen Karl die größte Gefahr. Auch widerstrebte es seinem Gefühl als Kurfürsten des Reiches, gegen das Oberhaupt desselben die Waffen zu ergreifen. Er riet daher dem Landgrafen ernstlich von dem Unternehmen ab, bot sich aber als Vermittler an. Philipp, der von hitziger Gemütsart war. unterdrückte mit Mühe seinen Unwillen und ritt gleich nach Mittag nach Wittenberg, um dem Kurfürsten von Sachsen den Mißerfolg dieser Unterredung zu melden. So gab Joachim die schöne Aufgabe von der Hand, den bedrängten evangelischen Glauben zu retten. Der Religionskrieg begann dennoch 1547. Den zaudernden schmalkaldischen Bundesgenossen gegenüber siegte die Energie des Kaisers und das Feldherrntalent seines spanischen Feldherrn, des Herzogs Alba. Bei Mühlberg schlug er sie und nahm den Kurfürsten von Sachsen gefangen, entzog ihm sein Kurfürstentum und gab es Moritz, dem Herzog von Sachsen, welcher, obgleich Protestant und ein Vetter Johann Friedrichs, ihm Hülfe geleistet hatte; brachte auch den Landgrafen in feine Gewalt und gab in Augsburg das sogenannte Interim, eine vorläufige Verordnung, in welchem er, bis die Angelegenheit auf einer allgemeinen Kirchenversammlung gänzlich geordnet sei, den Protestanten nur den Kelch im Abendmahl und ihren Priestern die Ehe zugestand. Nach der Schlacht bei Mühlberg hatte Joachim sich als Vermittler sehr thätig gezeigt. Er schrieb sich das Verdienst zu, daß Karl das Todesurteil, welches er über Johann Friedrich ausgesprochen hatte, nicht vollziehen ließ. Seiner Vermittlung war es ferner zuzuschreiben, daß sich der Landgras zu Halle dem Kaiser durch einen Fußfall unterwarf, freilich, wie er fest überzeugt war, nachdem dieser ihm Gnade zugesagt hatte. Als aber das Gegenteil eintrat, als Karl den Landgrasen dennoch verhaften ließ und ihn zu „einiger" Gefangenfchaft begnadigte, da wallte Joachim in so heftigem Zorne auf, daß er auf den Herzog Alba, dem er diese gehäfsige Maßregel zuschrieb, mit dem blanken Schwerte losging. Er hätte ihn durchbohrt, wäre ihm nicht der Marschall Adam von Trotha in den Arm gefallen. Dennoch
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