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wunden und getötet, seine Ratgeber aber fielen lebendig in die Hände der Deutschen. Diese stachen ihnen die Augen aus, rissen ihnen die Zungen heraus und ließen sie aus dem Schlachtfelde hülslos liegen. Dennoch wissen dieselben Schriftsteller einzelne Sitten, besonders die Gastfreiheit der Slaven zu rühmen, und aus den einzelnen Zügen, welche beiläufig erzählt werden, ergiebt sich, daß ihre Kultur keine unbedeutende gewesen sein kann. Sie trieben Ackerbau und waren darin er-sahrener, als die Deutschen, denn sie wurden selbst von diesen als Kolonisten begehrt; sie ernteten Gerste, Roggen, Weizen, Mohn, Obst, Hans, Flachs; sie bucken Brot, braueten Bier und Met; sie züchteten das Schaf, das. Schwein, das Rind und trieben ausgedehnte Bienenzucht. Der Fischsaug lockte zu Ansiedelungen an See und Fluß; der Häring war bereits Handelsartikel. Aus dem Eisen, welches man von auswärts bezog, wurden Geräte des Krieges wie des Friedens geschmiedet, aus Flachs und Wolle gröbere Gewänder bereitet, während man feinere aus Sachsen bezog. Man baute Häuser aus Holz, aber auch aus Stein; man hatte prachtvolle Tempel, welche mit den Bildern der Götzen geschmückt waren. Die Priester wenigstens, wie ans den Inschriften der Tempel zu schließen ist, waren der Schrift kundig. Die Wenden verstanden das Schiff zu zimmern und befuhren den Fluß wie das Meer. Ein derartiger Verkehr, auf Gewerbe und Handel gegründet, setzt Städte voraus, welche im Wendenlande auch als in größerer Zahl vorhanden bezeugt werden. So Meseritz, Posen, Gnesen, Danzig, Stettin und Kolberg. Besonders bemerkenswert erschien den Geschichtsschreibern die Stadt Jummeta an einem Mündungsstrome der Oder gelegen. „Diese Stadt," sagt Helmold in seiner Geschichte der Slaven, „bot den Barbaren und Griechen einen sehr gerühmten Mittelpunkt des Verkehrs, war reich durch die Waren aller Nationen, besaß alle möglichen Annehmlichkeiten und Seltenheiten. Auch die Sachsen erhielten Erlaubnis, dort zu wohnen, nur durften sie sich nicht als Christen bekennen; denn bis zum Untergänge der Stadt waren alle Bewohner im heidnischen Irrglauben besangen.
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Cisterziensermönche aus Altencampen bei Geldern siedelte Erzbischof Wichmann 1170 in der Gegend von Jüterbock an und ließ durch sie das Kloster Zinna gründen. Die rührigen Mönche erwarben eine Menge Grundbesitz, gründeten Meierhöfe, kultivierten den Acker für Getreide, Obst und Weinbau, legten Mühlen an und begründeten sogar einen Eisenhammer. In bezug auf das Dorf Gruno rühmt ihre Klosterchronik, daß sie es mit eigenen Händen angebaut haben. Etwa um das Jahr 1356 erhob das Kloster Zinna Einkünfte aus vierzig Dörfern und aus zwölf Mühlen, die es angelegt hatte, außerdem aus zahlreichen einzelnen Höfen. In Trenenbrietzen hatte es von dem Markgrafen das alleinige Mühlenrecht erworben, wodurch die ganze Stadt von ihnen abhängig wurde. Im Jahre 1453 legte der Abt Nikolaus in seinem Kloster eine Druckerei an, aus welcher ein dem Kaiser Maximilian gewidmeter und mit zahlreichen Holzschnitten versehener Prachtband hervorging, Lobgesänge ans die Jungfrau Maria enthaltend. *)
In der Zauche gründete Albrechts Sohn und-Nachfolger Otto I. das Marienkloster zu Lehnin, offenbar in der Absicht, in den Cisterziensern tüchtige Kräfte zur Bekehrung der Wenden und für den Anbau des Landes zu gewinnen.
Es ist über die Gründung des Klosters eine sehr alte Sage aufbewahrt, welche das Motiv zu demselben so angiebt: Eines Tages jagte der Markgraf mit seinem Gefolge in den waldigen Gründen der Zauche. Da ließ er sich, während die Genossen im Jagdeifer sich weiter entsernten, unter einer Eiche nieder, um von der Anstrengung auszuruhen. Da verfiel er in einen Schlas, welcher durch einen Traum beunruhigt wurde. Es kam ihm vor, als ginge ihm eine Hirschkuh zu Leibe, als belästige sie ihn unausgesetzt, als lasse sie ihm keine Ruhe. Endlich ergriff er seinen Bogen und durchbohrte sie. Nachdem er aus solchem Traume erwacht war, erzählte er ihn den herbeigekommenen Gefährten. Die Meinung derselben über die
*) Hefster, Urkundliche Chronik der Stadt Jüterbock und ihrer Um« gebung, S. 279 ff.
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Extrahierte Personennamen: Wichmann Nikolaus Nikolaus Maximilian Maximilian Maria Maria Albrechts Otto_I. Otto_I.
auf bröckelndem Halligenland; durch den Dunst klingt das Ge-
schnatter ziehender Wintergänse; fern am Horizont ein fahler
Schein, wie ein gespenstisches Auge dieser wilden Nacht: dort
liegt Berlin, die funkelnde Stadt mit ihrem Lichtermeer. — Ein
Dorf in praller Sonne; Akazien mit ihrem lichtgrünen Sonnen-
laub leiten hinein und weben ihren üppigen Duft darüber; aber
die breite schattenlose Fahrstraße ist tiefer Sand mit groben Fahr-
geleisen, man fühlt nach, wie die Pferde hier schwitzen müssen;
dunkelgrüne Moosdächer steigen über alten rissigen Bretterzäunen
auf, aber in jedem Gärtchen dahinter ragt ein großer, hochstämmiger
Baum spanischen Flieders, im Maienzauber ein einziger violetter
Blumenstrauß; ein schwerfälliger Gemeindebackofen und eine
magere Friedenseiche; zuletzt verträumt der Blick aus einem end-
losen Horizont von sandigen Kornfeldern; die Akazienalleen und
Hohlwege mit verwilderndem Flieder verlieren sich unter der
sengenden Mittagsglut schattenlos wieder hinein. — Eine Schilf-
insel, von allen Seiten ganz eingebettet im Rohr, vor dem sich
noch ein schaukelnder Ring von Wasserrosen dehnt, deren Nixen-
arme selbst einem modernen Motorboot gefährlich werden; Rohr-
spatzen lärmen mit unablässigen: Kirre Kirre Kitt Kitt; es riecht
nach Minze und Sumpf; von oben hängen Eichenzweige über
Stämmen, die, von: Alter zerborsten, halb versunken, zu kriecheirden
Ungetümen geworden sind; Efeu spinnt sich hinein; wenn der
feuchte Seewind in diesem unentwirrbar verfilzten Pflanzen-
märchen raunt, erzählt er von einem alten Zauberer, dem Gold-
macher Kunkel, der vor Jahrhunderten hier gehaust hat.
Die ersten, die diese Bilder bewußt entdeckten, meinten
noch, sie müßten sie erst noch mit historischen Erinnerungen auf-
färben, allein mit ihrer Naturkraft trügen sie sich nicht; so hat es
Theodor Fontane noch geglaubt. Heute braucht man sich nicht
mehr leise ins Ohr zu flüstern, daß die Mark doch schön sei. Aller-
dings ist es nützlich, sich an ein Stück Geschichte dabei zu erinnern,
aber nicht an menschliche Kriege und Träume, sondern an ein
Stück Geschichte dieser Natur selbst. Berlin liegt in einem unge-
heuren vorzeitlichen Flußtal. Was sich heute noch an wirklichen
kleinen Wasserflächen und Wasseradern durch das alte Sandbett
des Riesen spinnt, ist nur ein verzwergter Rest. Nie hat dieser Strom
aber die Lieblichkeit unserer echten deutschen Gebirgsflüsse besessen.
Weit vor ihm, in einem Morgenrot der Dinge, grünte ja auch
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Regent dem Könige zum Geschenk gemacht hatte; ein russischer
„Rollberg" entstand, eine sogenannte Rutschbahn, und russische
Schaukeln setzten sich in Bewegung. 1821 wurden Rosen für
eine erhebliche Summe in Berlin gekauft und in vier Spree-
kähnen von Berlin aus nach der Pfaueninsel geschafft. Die Über-
führung dieser Sammlung gab Anlaß zur Anlage eines Rosen-
gartens, der alsbald 140 Quadratruten bedeckte und 300 hoch-
und halbstämmige Rosen, dazwischen ungezählte Sträucher von
Zentifolien, Noisetten und indischen Rosenarten umschloß.
Ziemlich um dieselbe Zeit wurde ein Wasserwerk mit einer
Dampfmaschine errichtet, lediglich um ein großes Reservoir zu
speisen, aus dem nun der sandige Teil der Insel bewässert werden
konnte. Damit war Lebensblut für alle daraus folgenden Ver-
schönerungen gegeben.
Nachdem viele Geschenke und Ankäufe vorausgegangen,
ward 1828 auch eine reizende, alle Tierarten umfassende „Mena-
gerie" erworben. Sie wurde hier wie von selbst zu einem zoolo-
gischen Garten, da Lenne, feinen Sinnes und verständnisvoll,
von Ansang an bemüht gewesen war, den einzelnen Käfigen
und Tiergruppen immer die passendste landschaftliche Umgebung
zu geben. 1830 wurde auch das Palmenhaus errichtet.
Das kleine Eiland stand damals auf seiner Höhe. „Eine Fahrt
nach der Pfaueninsel", so durfte Kopisch wohl schreiben, „galt
den Berlinern als das schönste Familienfest des Jahres, und die
Jugend fühlte sich überaus glücklich, die muntern Sprünge der
Affen, die drollige Plumpheit der Bären, das seltsame Hüpfen
des Känguruhs hier zu sehen. Die tropischen Gewächse wurden
mit manchem Ach! des Entzückens bewundert. Man träumte,
in Indien zu sein, und sah mit einer Mischung von Lust und Grauen
die südliche Tierwelt, Alligatoren und Schlangen, ja das wunder-
bare Chamäleon, das opalisierend oft alle Farben der blühenden
Umgebung widerzuspiegeln schien". Mit 1840 schied die Pfauen-
insel aus der Reihe der herrschenden Lieblingsplätze aus.
Theodor Fontane (Havelland).
34. Maisonntag auf den Havelgewässern.
Auf dem in der goldenen warmen Sonne des ersten Mai-
sonntags glitzernden Wannsee wiegt sich ein zwischen den Bojen
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der Abraum eine Mächtigkeit von mehr als 15 Meter hat, wird
die Kohle durch „Tiefbau" gewonnen, da sich die Kosten der Ent-
fernung des Abraums hier zu hoch stellen würden.
3. Auf steiler Treppe steigen wir auf den Boden der Grube
hinab, der von einem Schienennetz durchkreuzt wird. Unsere
Aufmerksamkeit wird vor allem durch eine Anzahl braunkohlen-
ähnlicher, aber Heller gefärbter Stümpfe von gleicher, etwa einen
Meter betragender Höhe gefesselt. Wir sehen hier die Reste ge-
waltiger Baumriesen so gut erhalten, daß man noch den Verlauf
der Holzfasern erkennen und die Jahresringe zählen kann. Die
Stümpfe haben einen Durchmesser von 2 bis 3 Meter, und auf
dem dicksten derselben können 20 Personen nebeneinander stehen.
Andere, leider schon verschüttete Stämme sollen noch stärker ge-
wesen sein. Die Stämme sind sämtlich an Ort und Stelle gewachsen.
Dafür spricht nicht nur die aufrechte Stellung der Stümpfe und
der Verlauf ihrer Wurzeln im Tonboden, der das „Liegende"
des Kohlenlagers bildet, sondern auch der Abstand der ehemaligen
Stämme voneinander. Er entspricht dem Raume, den sich Urwald-
bäume im Kamps ums Dasein noch heute zu schaffen pflegen.
Dieselbe Art der Bäume, die hier vor Jahrtausenden durch ihren
Untergang die Kohle bilden halfen, grünt noch heute im südlichen
Nordamerika.
Treten wir aus der Mitte der Grube näher an die senkrecht
aufsteigende Wand des 15 bis 30 Meter mächtigen Kohlenlagers,
so erblicken wir sowohl auf der Oberfläche wie inmitten des Flözes
dasselbe Bild: aufrechte, noch bewurzelte Baumstümpfe nebst
den dazugehörigen abgebrochenen Stämmen, von denen die Hacke
des Bergmanns oft lange, deutlich erkennbare Holzscheite los-
gerissen hat. Die Kohle ist also aus Pflanzen entstanden, die an
Ort und Stelle gewachsen sind. Die Ansicht, daß zu ihrer Bildung
ungeheure Anhäufungen zusammengeschwemmten Holzes gedient
haben, ist nicht richtig. Es handelt sich vielmehr um ein mächtiges
Waldmoor, das sich hier einst befunden haben muß.
4. Vor vielen tausend Jahren zog sich das Meer, das bis dahin
den Boden Norddeutschlands bedeckt hatte, allmählich nordwärts
in seine gegenwärtigen Grenzen zurück. Hier und da blieben
jedoch in Vertiefungen des Bodens seichte Buchten und abfluß-
lose Wasserbecken zurück, die allmählich versumpften und durch
Pflanzen aus den umliegenden Landstrichen besiedelt wurden.
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Platte ein Rührwerk kreist. Hier wird die Kohle von drei Vierteln
ihres Wassergehaltes befreit, nochmals gesiebt, gewalzt und ge-
reinigt. Anstatt der Teller bedient man sich neuerdings auch
großer, schmiedeeiserner Trommeln zum Trocknen der Kohle.
Dieselben haben eine schräge Stellung und werden von etwa
300 eisernen Röhren durchzogen, die von heißem Dampf umspült
werden. Die Kohle fällt von obenher feucht in diese Röhren hin-
ein, um sie unten getrocknet zu verlassen. Durch Maschinen wird
die Kohle aus dem Sammelraum nun der Presse zugeführt.
Eine Walze schiebt genau so viel Kohlenstaub, wie zu einem Brikett
nötig ist, in die Form, und der mit der Fabrikmarke versehene
Stempel preßt ihn unter gewaltigem Druck ohne jedes Binde-
mittel zu einem festen Stück zusammen.
6. Auf dem Wege nach Senftenberg haben wir noch weitere
Ausblicke auf die grubenreiche Umgebung. Zu beiden Seiten der
Straße sind gewaltige Strecken des Kohlenlagers im Berlaufe
der noch ziemlich kurzen Zeit des hiesigen Bergbaus ausgebeutet
und mit den Abraummassen wieder ausgefüllt worden. Wir
sehen die hohen Essen der Anhaltischen und Henkelschen Kohlen-
werke, der Grube „Ilse" u. a. m. Die jährliche Förderung der
gesamten Braunkohlenwerke der Niederlausitz beträgt jetzt über
143 Millionen Hektoliter. Es sind 225 Pressen aufgestellt, die
jährlich ungefähr 3 Millionen Tonnen, d. h. 300 000 Waggon-
ladungen Briketts anfertigen, deren Hauptabnehmer die Millionen-
stadt Berlin ist.
„Brandenburg in Wort und Bild/'
63. Lübbenau und sein Gemüse.
Der Weg vom Bahnhof zur Stadt Lübbenau ist ganz spree-
wäldisch. Es ist ein aufgeschütteter Damm, den zur Rechten ein
von Kähnen belebter Kanal begleitet, in den dann wieder eine
Reihe kleinerer Wasseradern einmünden. Erlenbäume säuseln
darüber hin, und zwischen den grauen Stämmen hindurch schweift
der Blick ebenso wie zur Linken über weite feuchte, tiefliegende
Ackerflächen mit Gurken, Zwiebeln, Meerrettich, Sellerie, Majoran,
Dill, Kohlrüben, Bohnen und Erbsen. Hier und da schiebt sich
ein Wiesenstreifen dazwischen, auf dem mächtige Heuschober
aufragen. Dann geht die Landschaft gänzlich in saftiges Wiesen-
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Extrahierte Ortsnamen: Senftenberg Niederlausitz Berlin Lübbenau
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Hörnchen von Ast zu Ast raschelt. Dein Gaumen ist trocken, und
du beißest in die Spitzen der frischen Kiefernnadeln, die eine
betäubende Würze haben. Es ist aber keine Erquickung, und das
Wasser, wenn dein Auge es wo sieht, bietet dir auch keine Labung.
Rot, grün und gelb schillert es dir aus der Tiefe entgegen, von
Schilf und Binsen umkränzt; weiße Mummeln schwimmen auf
dein tückischen Wasserspiegel, und die Frösche singen einen gar
unheimlichen Gesang.
Und ist's schon so im Mittsommer, wie erst im Herbst und im
Winter, wo das sparsame Laubholz sein grünes Kleid abgeworfen
hat und der Sturm die braunen Blätter über die Heide fegt?
Der klare, frische, frostige Wintertag, das ist freilich ein Weihnachts-
fest, und auch die Heide feiert es mit. Da strecken aus der weiten
Schneedecke die Kiefern ihre dunkelgrünen Arme und Häupter
empor und schütteln sie in Hoheit. Aber es ist nicht immer Weih-
nachten im Winter. Das Himmelslicht ist oft mit düsteren Schnee-
wolken gedämpft, es rieselt kalt und naß herab, es droht un-
heimlich, und kalte Stürme reißen durch die Wolken und peitschen
sie. Dann ist's in den Heiden schauerlich. Wen dann der Wind
treibt und der Schnee ereilt, so daß er den Weg verliert und nach
einem Obdach sucht, das er nicht weiß, dem sei Gott barmherzig,
wenn die Nacht über ihn kommt!
Wilibald Alexis (Der Roland von Berlin).
9. Die märkische Heide.
1. Wieder komm' ich zu dir,
meine märkische Heide;
freundlich lächelst du mir,
wir verstehen uns beide.
2. Deine blauenden Seen,
schweigenden, weltentrückten,
jeden, der friedlos kam,
noch mit Stille erquickten.
3. Trotzig am Waldeseck
knorrige Kiefern als Wächter
schütteln das grüne Gelock
über deine Verächter.
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25
Und wer beglückt von neblichten Gehegen
in seine Träume sinkt, der steh^ beiseit!
Hier ist nur Platz für Arme, die sich regen,
in Tat und Wettkampf wirkt der Stunde Streit.
Hier will ein Volk, verdienend seine Größe,
die Jahre doppeln, die ihm spät geschenkt,
und jeder scheut vorm andern sich der Blöße,
daß er zu früh vielleicht des Feierns denkt.
Die Straße braust von tausendfältigem Leben,
die Schlote qualmen und das Eisen dröhnt.
Noch darf vom Hammer sich die Hand nicht heben;
im Traum erst winkt, was auch dies Mühen krönt.
Und immer mahnend ragt, ein Riesenschatten,
des Rathausturmes stumpfer Säulenschaft,
und Millionen stählt noch im Ermatten
das stolze Sinnbild ihrer Bürgerkraft.
Georg Reicke.
16. Berlin im Grünen.
Wenn die bunten Frühlingsblumen auf beu Schmuckplätzen
Berlins blühen und in den Vorgärten der Bellevue- und Tier-
garteüstraße der Azaleenflor sich entfaltet; wenn die Linden-
bäume am Leipziger Platz im zarten Grün prangen und der
Belleallianceplatz wie ein großer Blütenstrauß, aus Flieder,
Goldregen und Schneeball gewunden, aussieht; wenn im Lust-
garten die Springbrunnen wie toll vor Freude ihre Wassersäulen
haushoch in die Luft werfen und über dem alten Schloß, dem
weißen Renaissancedom und dem Griechentempel des alten Mu-
seums der zarte, blaue Frühlingshimmel mit weißen Wolken-
lämmern lacht und im füllen, geheiligten Universitätswinkel,
im Kastanienwäldchen, die alten Bäume ihre tausend Blüten-
kerzen aufstecken: dann ist Berlin am schönsten.
Es gibt üppigere Linden, als die tu der Straße, auf welche der
Berliner so stolz ist. Aber an einem sonnigen Maimorgen ist
auch die Lindenpromenade herrlich, denn sie leitet wie eine zarte
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Reicke
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlins Bellevue- Berlin
117
Sommers saßt uns der Zauber des Blumenthals an. Auch im
Frühling, wenn Anemonen, Leberblumen und Singrün einen
bunten Teppich ausgebreitet haben, der Haselstrauch die Augen
freundlich ausschlägt, die Birke uns schelmisch anlacht, Fink und
Meise die ersten Lieder jubelnd anstimmen, — oder im Herbste,
wenn die wilde Rose am Wege duftet, die wilden Himbeeren
in den Büschen glühen, Ebereschen sich Korallen ins Haar geflochten
haben, ist's hier gut wandern.
Ein geheimnisvoller Reiz weht durch den Wald. Spukhafte
Gestalten huschen gespenstisch unter den Bäumen, rufende Stimmen
äffen den Wanderer. Wer den Zauber nicht kennt, bleibt wohl
erschrocken stehn und hält den Atem an. Mittags beginnt es aus
den Tiefen der Seen zu läuten, und ein Summen zieht einher,
als wenn Menscherc flüsternd beisammenständen. Wenn aber
die Nacht herniedersinkt und der Mond sein unstütes, fahles Licht
heruntergießt, dann wird es lebendig unter den Bäumen und in
den Lüften. Wie schrilles Pfeifen, Peitschengeknall und Ketten-
gerassel klingt es durch den stillen Forst. „Hoho! Hoho!" stürmt
es vorbei, mit Hundegebell und Lachen, Quieken und Grunzen,
hui! über die Felder fort, die Bergwiesen entlang, immer weiter,
immer ferner, bis die wilde Jagd in dem dunkeln Walde allmählich
wieder verhallt ist.
Nicht nur den schönsten Baumschmuck besitzt der Blumenthal
vor andern Wäldern der Mark — denn alle Laub- und Nadel-
hölzer sind in den prächtigsten Exemplaren hier im wilden Durch-
einander vertreten — auch einen Reichtum von Wild hat er aus-
zuweisen, vor allem an Wildschweinen, die im Dickicht tagüber
verborgen hausen, um erst mit Anbruch der Nacht auf die offenen,
beackerten Waldstellen hervorzukommen. Was dem Blumenthal
aber seinen größten Reiz verleiht, das sind die zahlreichen Seen,
denen der Wanderer überall begegnet. Die Klarheit ihrer Flut,
die Einsamkeit des Waldes hat etwas Berückendes. Nur selten
unterbricht ein menschlicher Laut diese Stille. Zuweilen schwebt
ein Habicht langsam über die blaue Fläche, um pfeilschnell im
Tannicht zu verschwinden. Am Tage badet sich die Sonne in den
Fluten; in der Mondscheinnacht kommen Hirsche und Rehe in
langen Reihen zu ihnen gezogen. Außer verschiedenen kleinen
Seen, die über die östliche Hälfte des Blumenthals ausgestreut
sind, ist es besonders eine fortlaufende Kette von Seen, die, von
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
77
die Pfaueninsel, in deren Dunkel
Rubinglas glühte Johannes Kunckel;
Schloß Babelsberg und Schlößchen Tegel,
Nymphüen, Schwäne, blinkende Segel, —
ob rote Ziegel, ob steinernes Grau,
du verklärst es, Havel, in deinem Blau.
Und schönest du alles, was alte Zeiten
und neue an deinem Bande reihten,
wie schön erst, was fürsorglich längst
mit liebendem Arme du umfängst.
Jetzt Wasser, drauf Elsenbüsche schwanken,
Lücher, Brücher, Horste, Lanken.
Nun kommt die Sonne, nun kommt der Mai,
mit der Wasserherrschaft ist es vorbei.
Wo Sumpf und Lache jüngst gebrodelt,
ist alles in Teppich umgemodelt,
ein Riesenteppich, blumengeziert,
viele Meilen im Geviert.
Tausendschönchen, gelbe Ranunkel,
Zittergräser, hell und dunkel,
und mitten inne (wie das lacht?)
des roten Ampfers leuchtende Pracht!
Ziehbrunnen über die Wiese zerstreut,
Trog um Trog zu trinken beut.
Und zwischen den Trögen und den Halmen,
unter nährendem Käuen und Zermalmen
die stille Herde .... Das Glöcklein klingt,
ein Luftzug das Läuten herüberbringt.
Und an dieses Teppichs blühendem Saum
die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum:
Linow, Lindow, Rhinow, Glindow,
Beetz und Gatow, Dreetz und Flatow,
Bamme, Damme, Kriele, Krielow,
Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow, y%<o^
Zachow, Wachow und Groß-Behnitz,y>^>' ,
Marquardt-Ütz an Wublitz-Schlärzitz^ << ^ r/'
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Kunckel Lindow Glindow Flatow Kriele Ferch %