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1. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 9

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
9 Burg oder Gart (Stargard) geschtzt. Ihr Handel war auerordentlich lebhaft, und die alte Wendenstadt Julin (Wollin) war lange sein Mittel-Punkt. Nach Julius Zerstrung durch die Dnen im 12. Jahrhundert wurde Stettin die erste handeltreibende Seestadt. Dabei war das Wendenvolk von kriegerischem Sinn und einer ungemessenen Freiheitsliebe beseelt; ihren Kriegsfhrern (Woiwoden), denen sie nur eine geringe Ab-gbe entrichteten, waren sie treu ergeben. Die Gegenstnde ihrer religisen Verehrung waren die Naturkrfte. Der gute oder weie Gott war Bel-bog, der durch Licht und Feuer erwrmt und erzeugt, der bse oder schwarze Gott war Czernybog, der durch Licht und Feuer verheert und zerstrt. In Rade gast sahen sie den Gott der Strke und Weisheit; er galt zugleich als Kriegsgott und wurde besonders zu Rethra in Mecklen-brg verehrt. Swautewit, der Allwissende und Allgtige, hatte seinen Haupttempel zu Arkona auf Rgen und der dreikpfige Triglaf, der Herr des Himmels, der Erde und der Unterwelt, wurde in seinem Tempel zu Stettin und Brandenburg verehrt.*) Seit der Zeit Karls des Groen kamen die Wenden in feindliche Berhrung mit den Deutschen. Im Jahre 789 hatte Karl, untersttzt von den Obotriten, einen Zug gegen die Wilzen unternommen und diese und auch die Sorben unterworfen. Um die Wenden leicht im Gehorsam halten zu knnen, schuf er eine Militrgrenze und zwar die schsische Grenze lngs der Elbe bis zur Mndung der Saale und die sorbische Grenze lngs der Saale. Das Land hinter dieser zusammenhngenden Grenzlinie wurde Mark, Grenze oder Grenzland genannt. Die Mark sicherte Karl durch befestigte Burgen, Wehrburgen, aus denen Städte wie Magdeburg und Halle hervorgingen. Zu Befehlshabern der Mark wurden Markgrafen, die die Reichsgrenze zu schtzen und den Tribut von den Wenden einzutreiben hatten, eingesetzt. Heinrich I. (siehe dessen Wenden-krieg, Teil Ii, S. 48) und Otto I. (Teil Ii, S. 53) sicherten nicht nur die Ostgrenze des Reiches, sondern rckten auch durch Eroberung in den Slawenlndern die Herrschaft der Deutschen weiter nach Osten hinaus, zugleich sorgte aber auch Otto durch Anlegung von sechs Bistmern und des Erzbistums Magdeburg (Teil Ii, S. 53) fr Ausbreitung des Christen-tums unter den Wenden. Die ganze wendische Mark vom Zusammenflu der Havel und der Elbe an bis nach Sden befehligte unter Otto I. der Markgraf Gero, der die deutsche Herrschaft bis zur Oder ausbreitete. Nach seinem Tode ') Wohnsitze und Sitten der Slaven.

2. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 85

1901 - Halle : Gesenius
— 85 — beschimpfte ihn, zweimal schossen fanatische Menschen auf ihn. Aber der Kaiser hatte ihm sein Vertrauen und seine Liebe unerschütterlich zugewandt. Und die Zeit kam, wo man einsah, daß er recht hatte. Zusammenfassung. Überschrift: Des alten Kaisers Wilhelm Liebe und Dankbarkeit. Vergleiche hierzu: Kaiser Wilhelm und seine Familie. (Verhältnis zu seinen Eltern — seiner Gattin — seinen Kindern.) 3. Bescheidenheit Der Kaiser Wilhelm war einmal zu einem Besuche in einer süddeutschen Hauptstadt. Jedesmal, wenn der hohe Herr in eine Stadt oder durch ein Dorf kam, dann ließen es sich die Kriegervereine nicht nehmen, ihn festlich zu empfangen. Er fuhr dann die Reihen der tapferen Leute entlang, und sie begrüßten ihn mit donnerndem Hurra. Freundlich nickte dann der alte Herr und winkte mit der Hand oder dem Taschentuche. Nuu war einst bei jenem Besuche ein alter Krieger, der hatte noch die Feldzüge gegen den ersten Napoleon in den Jahren 1813 lind 1815 mitgemacht und seitdem noch einige andere. Das eiserne Kreuz und eine Reihe anderer Orden schmückten ihn. Aber er war alt und gebrechlich, älter noch als der Kaiser Wilhelm. Als nun dieser heranfuhr, suchte auch der Alte näher zu kommen; aber jüngere und stärkere Leute ließen ihn nicht durch. Da bemerkte ihn der Kaiser und winkte ihn mit der Hand zu sich heran. Als er aber sah, daß es dem Manne schwer ward zu gehen, fragte er ihn: „Wie alt sind Sie denn?" Der Krieger nannte sein Alter. „Ei, da muß ich ja schon zu Ihnen kommen", meinte der Kaiser; „denn ich bin der jüngere." Sprach's, stieg aus dem Wagen und ging auf den Mann zu, dein er die Hand reichte. Eine Freudenthräne glänzte in deffen Auge, als er sah wie der große Kaiser so die Worte der Bibel achtete: „Vor einem grauen Haupte sollst Du aufstehn und die Alten ehren." Wiedergabe. Befestigung des Thatsächlichen. Vertiefung. Daß der Heldenkaiser bei seinen Reisen und Besuchen immer festlich empfangen wurde, könnt ihr euch denken. Besonders geschah das durch die Kriegervereiue, deren Mitglieder mit dem Kaiser gekämpft, und die für ihn geblutet hatten. Gar freundlich und leutselig zeigte sich der hohe Herr. Besonders merkte man das an seinem Grüßen. Er hatte auch ein scharfes Auge und bemerkte besonders die Leute mit Orden, welche viele Feldzüge mitgemacht hatten. Weil er so freundlich war, drängte sich auch alles herzu, um den geliebten Kaiser zu sehen, und da mußten die

3. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 120

1901 - Halle : Gesenius
— 120 — Friedrich Wilhelm und Luise mochten nicht in diesem Schlosse wohnen; es war ihnen alles zu schön und zu prächtig. Und dann waren sie immer in der Nähe des Hofes, wo es ihnen gar nicht gefiel. Das leichtsinnige und verschwenderische Treiben mochten sie nicht mitmachen ; es gefiel ihnen besser, einfach zu leben und für Bürgersleute zu gelten. Sie hatten einander sehr lieb, und wenn sie am Hose waren, da mußten sie sich hier inacht nehmen, daß sie nicht zu viel, und da, daß sie nicht zu wenig sagten. Das paßte ihnen nicht. So kauften sie sich das Gut Paretz bei Potsdam und lebten dort die meiste Zeit des Jahres hindurch. Und das änderte sich auch nicht, als Friedrich Wilhelm König wurde. Der König und die Königin blieben dieselben wie der Kronprinz und die Kronprinzessin. Es war Sitte, daß der Kammerdiener, wenn es zum Essen ging, dem Könige die beiden Flügel der Thüre zum Speisesaale öffnete, dem Kronprinzen nur einen. Als der neue König das zuerst erfuhr, fragte er: „Was, bin ich denn auf einmal soviel dicker geworden?" All die lächerlichen Gebräuche schaffte er ab; er entließ alle überflüssigen Beamten und führte große Sparsamkeit ein. „Ich will feine neuen Schulden machen," sagte er, „sondern sparen, die alten tilgen." Das Volk aber hatte darum sein junges Königspaar um so lieber. Wiedergabe. Überschrift: Wie Friedrich Wilhelm und Luise zusammen lebten. 5. Die schönsten Tage aber verlebten der König und die Königin zu Paretz. Hier war ein großer Garten angelegt mit Wäldchen, Wiesen und einem Teiche. Einfach gekleidet, gingen König und Königin mit ihren Kindern dort spazieren. Der Park war offen, und es durfte jedermann ihn besuchen, die Bewohner der Dorfes und auch Fremde. Da konnte man denn sehen, wie der König mit dem Prinzen Nachen fuhr und wie die Königin mit den Prinzessinnen Blumen pflückte. Hof- beamte waren nicht in der Nähe; das Königspaar wollte sich nicht überall bewachen lassen. Aber brave und biedere Männer fanden sich ein; von denen hatten König und Königin den alten General von Köckeritz am liebsten. Der sagte immer seine Meinung offen heraus. Er durste es sich aber auch, wenn er da war, so bequem machen wie zu Hause. Wollte er seine Pfeife rauchen, dann war es oft die Königin selbst, die sie ihm ansteckte. Recht gemütlich ging es bei den Landfesten zu, besonders beim Erntefeste und bei der Kirmes. Da lud der König feine Begleiter zu einem einfachen Essen ein, das die Königin selbst bereitete, und dann ging alles hinaus auf den Dorfplatz. Hier herrschte ein fröhliches Leben, und das Königspaar wurde

4. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 97

1901 - Halle : Gesenius
— 97 — 6. Noch eine Erzählung. Kaiser Wilhelm befand sich im Bade. Er war allein dahin gereist. Niemand von seiner Familie, nur wenige Diener begleiteten ihn. Er mußte nach der Vorschrift seines Arztes alle Aufregung und alle Anstrengung vermeiden und that das auch, so schwer es ihm wurde, keine Arbeit, wie er gewohnt war, zu verrichten. Da meldete man ihm eines Tages, die Prinzessin Wilhelm (die heutige Kaiserin) sei mit ihren Kindern angekommen. Der alte Herr hörte das mit großer Freude und befahl sogleich, den Kaffee herzurichten und für viel Gebäck zu sorgen. „Denn", sagte er, „die Jungen in dem Alter haben immer großen Hunger." Als er nun auf der Terrasse seines Badhauses (Erhöhung vor dem Badhause) die Prinzessin empsing, bemerkte er, daß sie nur die beiden ältesten Prinzen mitgebracht hatte. So erfreut er über den Befnch war, so fragte er doch etwas enttäuscht: „Aber Gnsta, warum hast Du denn die andern nicht mitgebracht?" Die Prinzessin meinte: „Wir glaubten, die Jungen würden Dich durch ihren Lärm stören — und" — nun zögerte sie und wurde verlegen. „Nun — und?" fragte der Kaiser. — „Nun, Wilhelm sagte, es kostete zu viel." Da lächelte der Kaiser. Alle setzten sich zum Kaffee; aber noch währenddem gab der Kaiser heimlich den Auftrag, nach Berlin zu telegraphieren, die übrigen Prinzen möchten sofort auf seine Kosten kommen. Die Prinzessin machte am nächsten Morgen große Augen, als ihr ihre anderen Kinder entgegensprangen. Der alte Kaiser aber sagte: „Für Deine Ueberraschnng von gestern meine von heute." Da gab es denn allgemeine Freude, und die soll wesentlich zur Besserung des Leidens des Kaisers beigetragen haben. Wiedergabe und Befestigung des Thatsächlichen. Besprechung. Der Kaiser soll Ruhe und Ausspannung haben. Buben, wenn es auch Prinzen sind, tollen und lärmen, und ihr Treiben paßt wenig für einen Kranken. Trotzdem freut sich der Kaiser über die Ankunft der Prinzessin und der Kinder. Ja, der sonst so sparsame Mann scheut auch die Kosten des Extrazugs nicht, um alle seine Urenkel um sich zu sehen und der Enkelin Freude zu machen. Was sich daraus ergiebt. (Selbstlose Liebe, Liebe zu seiner Familie.) Zusammenfassung. Aufnahme in die thatsächliche Darstellung. Nochmalige vertiefte Wiedergabe. Überschrift: Der Kaiser und seine Enkelkinder. 7

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 232

1901 - Halle : Gesenius
— 232 — - arbeitsam war, und er hatte ein Recht, darauf zu sehen; denn er selbst war sehr fleißig. Auch schadete es gar nichts, wenn er manchmal selbst strafte, wo er Unrecht seih. Aber es war doch nicht schön, daß er allemal selbst auf dem Flecke, oft ohne Untersuchung, strafte und noch dazu aus so rohe Weise mit dem Stocke. Furcht hat er damit erweckt, aber nicht Liebe. Auch war es ein großes Unrecht von ihm, die Leute zu zwingen, Häuser zu bauen. Warum? Zusammenfassung. Überschrift: Wie Friedrich Wilhelm lebte und regierte. Ii. Stufe. d. Das einzige Vergnügen des Königs war neben der Jagd die Abendgesellschaft. Die nannte man das Tabakskollegium oder die Zopfversammlung. Ei, sind das sonderbare Namen! Der erste erklärt sich von selbst, aber der andere? Nun, der König hatte eine neue Haartracht eingeführt. Die Perücken mit ihren schwanzartig wedelnden Locken wurden im Nacken steif und fest zusammengedreht, mit Öl eingerieben und mit ganz feinem Weizenmehl bestreut; zuletzt wand man ein Bändchen um den Zopf. Gar mancher hat da die teuere Perücke gespart und lieber sein eigenes Haar zusammengedreht. Diese Zöpfe, das heißt die Leute, die sie trugen, der König, seine Generale und Hofleute, kamen abends zusammen. Man saß an plumpen Holztischen und auf gewöhnlichen Stühlen und rauchte. Lange irdene Thonpfeifen wurden mit holländischem Tabak gestopft, der in Körbchen auf dem Tische stand. Wer nicht rauchte, mußte wenigstens eine Pfeife im Munde haben. Dabei tranken die Herren Bier, und wer Hunger hatte, der fand an einem Nebentische Brot, Schinken, Käse und kalten Braten. Spiele waren außer dem Würfelspiele verboten; besonders die Karten mochte der König nicht leiden. Sonst ging es sehr heiter und ungezwungen in der Gesellschaft zu. Wie die Tabakswölkchen, so flogen gute und schlechte Witze hin und her. Sie waren oft recht rauh und derb, aber ja nicht schamlos. Denn dann war mit einem Male des Königs gute Laune verdorben. Aber auch die ernstesten Sachen von der Welt wurden hier besprochen. Der König wollte durchaus nicht anders behandelt sein wie jeder andere. Manchmal machte es ihm Freude, der Gesellschaft eigenhändig ein Essen, gewöhnlich Fische und Salat, zu bereiten. Die Gesellschafter waren alle nicht sehr gelehrt, wie ja auch der König nicht; nur einer von ihnen. Das war ein hochgebildeter, aber auch eitler Professor. Den hatte der König zum Spotte zu seinem Hofnarren ernannt. Wenn die Gesellschaft lange beisammen gewesen war, wurde oft noch ein Tänzchen gemacht. Aber da tanzten nur Männer miteinander. Die

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 7

1901 - Halle : Gesenius
4. Und unser Kaiser mnß doch viel, viel mehr im Kopfe haben als unsereiner. Und da heißt's früh auf und spät ins Bett und immer gelesen und geschrieben und gearbeitet. Wie's bei ihm zugeht, davon hat uns unser Herr Feldwebel neulich einen Begriff gegeben, und der muß es doch wissen. Wie die Glocke 7 schlägt, steht der Kaiser aus. Und da er wohl nimmer vor 12 Uhr abends zum Schlafen kommt, so kann man eben nicht sagen, daß er ein Langschläser wäre. So lang schlasen wir Bauersleute auch Und das ist recht. Denn der Schlaf stärkt die müden Glieder und giebt neue Kraft zur Arbeit. Aber der eine macht's so und der andere anders. Stehen wir schon um 4 Uhr auf. so suchen wir dafür auch früher unser Lager auf. Nach dem Frühstück geht die Arbeit an. Und was für Arbeit! Zuerst geht's an die Briefe, die angekommen sind. Und das sind oft an die 600 Stück. Und die liest er alle selbst. Denkt nur. Vater, was das für Arbeit macht! Ihr wißt's ja selbst am besten, wie viel Zeit Ihr immer braucht, wenn 'mal ein Brief kommt vom Vetter aus Amerika oder von der Base in Pommern, um den zu lesen. Und nun gar 600 Stück aus einmal! Allerdings geht das beim Kaiser viel schneller als bei unser-einem, und in einer Stunde ist er damit fertig Und Antwort wollen die Leute doch auch haben, und die bekommen sie auch. Aber die schreibt nicht der Kaiser. Wofür hätte er denn da auch seiue Schreiber und die anderen Beamten! Aber er muß ihnen doch sagen, was sie schreiben sollen. 5. Währenddem stehen die Minister und alle die vielen Räte ichon bereit und warten. Und wenn er mit den Briefen fertig ist und auch einmal nach den Prinzen gesehen hat — Ihr wißt ja, Vater, er hat sechs gesunde Jungen und ein Mädel, gerade so wie Ihr, nur sind sie noch viel kleiner. — dann kommen jene an die Reihe. Da hat nun der eine diev, der andere das zu sagen und zu sragen, und der Kaiser muß sie alle anhören und ihnen seinen Willen kuudthun. Daß dazu nun mehr gehört, als wenn der Meier daheim den Knechten ihre Arbeit anweist und den Henerlingen und Tagelöhnern und die Meierin den Mägden, das könnt Ihr Euch wohl denken. Denn das Reich ist groß und 's giebt viel zu regieren drin. Aber um 9 Uhr ist er damit fertig. Uud dann fährt er aus oder geht spazieren. „Da haben wir's ja", werdet Ihr nun vielleicht denken, „da geht der »gute Tag« schon an; wo kann nnsereiner um 9 Uhr morgens schon spazieren gehen oder fahren oder reiten ?" Aber wartet's ab, Vater, bis Ihr alles wißt, und Ihr werdet nimmer fo reden. Drum, daß ich's gleich sage. Unsereiner, der den ganzen Tag auf dem Acker zubringt mit Pflügen oder Graben oder auf der Wiefe mit Mähen, der braucht nicht fpazieren zu gehen; der ist doch gesund. Das

7. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 16

1901 - Halle : Gesenius
— 16 — Auge der Kaiserin wacht über das Wohlergehen des Hauses. Und wenn er dann nach den Mühen der Regierung einmal ausruhen will, dann geht er zu seiner Familie. Dann empfängt ihn seine Frau mit immer heiterem Antlitze und sucht ihn zu erfreuen durch fröhliches Gespräch und durch zarte Liebenswürdigkeit, die ihn alle Sorgen für kurze Zeit vergessen lassen und ihm neue Lust und Liebe zur Arbeit geben. Die Kaiserin ist aber auch eine treue und liebende Mutter. Sie weiß, daß ihr Gott die Kinder gegeben hat, aber auch die Verantwortung dafür. Deshalb läßt sie sie nicht ans den Augen, lebt mit ihnen, ist stets bei ihnen. Sie sorgt für sie mit eigener Hand, kurz sie überwacht, leitet, besorgt alles. Möchten sich daran andere Mütter, die ihre Kinder andern oder sich selbst überlassen, ein Beispiel nehmen. Leider giebt es viele Mütter, die ihre Kinder nicht so beaufsichtigen können, weil sie selbst ihren Unterhalt verdienen müssen. Ja, wie viele Mütter müssen dies! Das ist für die Kinder sehr schlimm. Denn das Auge der Mutter, die ihr Kind lieb hat, sieht scharf und findet gleich, wo es fehlt. Wenn aber die Mutter Zeit hat und doch ihre Kinder vernachlässigt, dann begeht sie eine große Sünde. Dann werden auch die Kinder nicht von ihr sagen können wie der kluge Kronprinz von seiner Mutter, der Kaiserin: „Meine Mama hat nie Sünde gethan." Weiterhin ist die Kaiserin eine gute Haushälterin. Wie ich schon sagte, hat sie nicht nötig, sich an den Kochtopf oder an den Waschzuber zu stellen, — und manchmal soll sie auch trotzdem sogar selbst kochen helfen. Wenn man das nicht braucht, so ist das gewiß ein großer Vorteil. Aber es wäre dann doch eine falsche Meinung, zu denken, man brauchte deshalb auch überhaupt nichts vom Hauswesen zu verstehen. Versteht die Hausfrau vom Hauswesen nichts, dann muß sie sich ganz auf andere Leute verlassen. Entweder sie redet in etwas hinein, das sie nicht versteht und macht sich lächerlich, oder sie bekümmert sich gar nichts um die Sache, und dann wird nichts geschont und viel verbraucht. Haushalten muß also ein jedes Mädchen lernen. Die Kaiserin hat ein mitfühlendes Herz. Jede gute Frau und Mutter, die sieht, daß es ihr und ihren Kindern gut geht und die Mittel zum Helfen hat, die wird anderen, ärmeren Leuten mit Freuden beistehen. Es wird ihr Vergnügen bereiten, die Armen zu unterstützen und zu trösten. Nun aber ist die Kaiserin nicht bloß Mutter ihres Hauses, sondern des ganzen Landes. Wie sollte da nicht ihr Herz fröhlich und ihre Hand offen fein, wenn es gilt, wohlzuthun und mitzuteilen! So wird unsere Kaiserin uns allen ein Vorbild, besonders aber den deutschen Mädchen.

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 36

1901 - Halle : Gesenius
— 36 — Röckchen und barfuß vor ihm und hielt ihm das abgezehrte Händ- chen hin. b. Der Prinz blieb stehen und schaute sich die Kleine an. Sie war gerade so alt wie seine kleine, die älteste Prinzessin; aber die hatte eg, Gott sei Dank, doch so viel besser. So dachte der hohe Herr, und das Mädchen that ihm leid. Nun kann zwar ein guter Mensch so wie so kein arm' Kind weinen sehen; aber leider giebt es viele Bettelkinder, die sich trotz ihrer Jugend gut verstellen können und hinwiederum viele, die von schlechten Eltern zum Faulenzen und Betteln angehalten oder gar erzogen werden. Da half unserm Kronprinzen wieder sein scharfer Blick. Er sah, hier war keine Verstellung; das Kind sprach wahr, das wußte er, noch ehe es den Mund ansthat. „Wer schickt Dich denn betteln, mein Kind?" fragte Friedrich Wilhelm mit seiner freundlichen Stimme. „Meine Mutter," schluchzte die Kleine, „ach, sie ist so krank, ach, so ganz arg krank, und der Vater ist tot, und wir haben so großen Hunger". „So?" meinte der Prinz, „nun, da will ich doch 'mal nach Deiner Mutter sehen. Führe mich zu ihr!" c. Das war ein weiter, beschwerlicher Weg, den die beiden gingen. Und die Straßen waren nicht solche, wie sie der Kronprinz in Berlin oder anderswo mit seinem Wagen befuhr, und die Häuser ringsum hatten wohl vier Stock, aber ohne Balköne und Spiegelscheiben. Einige siebzig Stufen ging es in dem Hause empor, wo das arme Weib wohnte, und die Stufen waren nicht von Marmor ober von feinem Holzwerk. Aber der Kronprinz schritt sie hinauf und bückte feinen Rücken in der niebem Kammerthüre. Da lag beim in einem zerlumpten Bette eine schwerkranke Frau ohne Pflege, ohne Arzt, ohne daß sie etwas zu essen und zu trinken hatte. Und um sie herum hockten vier kleine Kinder, von benert jebes wie ein Häufchen Unglück aussah. Die arme Kranke erzählte dem Kronprinzen, daß es ihr und den Kinbern ganz gut gegangen hätte, so lange ihr Mann für sie hätte sorgen können und sie selbst gcsunb gewesen wäre. Nun aber müßten sie wohl alle Hungers sterben; benn niemnnb kümmerte sich mehr um sie. d. „Da sei Gott vor", rief bet Prinz erschüttert aus. 9?och nie hatte er in eine solche Nacht menschlichen Elenbs geblickt. Er gab dem größeren Mäbchen einen Thaler, bamit es ein Brot und eine Flasche Wein holte. Und als mittlerweile fein Diener, der ihm immer von weitem nachgefolgt war, herbeikam, schickte er biesen zu einem Arzte. Dann ließ er sich ruhig auf einem bröckligen Stuhle nieber, und es jammerte und freute ihn zugleich, wie sich die Armen an dem Brote und dem Weine labten. Hub das gefiel ihm, daß die arme Frau und auch die Kinder bei all ihrem Elenbe so befcheiben waren und nicht wiber Gott murrten. Ohne daß sie es bemerkten, legte er eine größere Geldsumme auf einen Schemel und als der Arzt erschien, ging er schnell und unbemerkt hinaus.

9. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 248

1901 - Halle : Gesenius
— 248 — sich freute, wieder einmal loben zu können. Dazu ehrte er den alten Mann dadurch, daß er mit ihm aß, was dieser zu essen pflegte; gerade als ob er seinesgleichen wäre. Zusammenfassung und Wiedergabe. Überschrift: Wie König Friedrich Wilhelm seine Domänenkammer besucht. Ii. Stuft. 6. Und nun ging es nach Giesebrügge. Meister Wendroth, der Küster und Schullehrer, hatte des Tages Last und Hitze in der niederen Schulstube getragen. Der Abend war nahe. Die kleine Küsterwohnung lag im Garten. Die Schuljugend tummelte sich munter auf dem Platze vor der Kirche. Wendroth schritt, in der Rechten die Gießkanne, von Beet zu Beet, als atemlos seine Frau in den Garten stürzte. „Was ist?" rief der Küster. „Der König ist hier; eben kommt er mit dem Schulzen die Straße herauf." Wendroth riß eilig seinen Hausrock von den Schultern und stürmte, ohne zu wissen wohin, durch den Garten ins Haus. Aber als er eben die Thür öffnete, um auf die Gasse zu kommen, sank er halb in die Kniee, denn vor ihm stand der König. „Aha, das ist mir lieb", begann Friedrich Wilhelm. ,,Jch finde Ihn hier im Hause." ,,Majestät", stammelte Wendroth, „ich war in meinem Garten, solche Visitation hatte ich mir nicht vermutet." „Ja, ist meine Art so," lachte der König. „Da geraten noch ganz andere Leute in Schrecken; faste Er sich, Er soll mir eine Stunde halten mit seinen Jungens." Wendroth faßte sich. „Wie Majestät befehlen." — „Der Schulbesuch ist doch gut?" — „Sehr gut, Majestät." Der König war in die Schulstube getreten; er musterte alles genau, Bänke, Tische, Geräte, Bücher. Dann ließ er sich die Listen geben, sah die Schreibhefte nach und prüfte auch einige Censuren. — „Was bringt Er denn den Jungens bei?" — „Lesen, Schreiben, Rechnen, die heilige Schrift, etliche Kenntnisse in der Geographie und Naturgeschichte." — „Gut, weiter ist nichts nötig. Nun leg' er mal los!" Es bedurfte nicht großer Mühe, die Jungen herbeizurufen. Bald füllte sich die Schulstube mit Schülern. Sie waren alle gekommen wie sie gingen und standen, einige mit Schürzen, wenige mit Jacken angethan, — die meisten in Hemdärmeln. Alle sahen neugierig und eifrig auf den König, der sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte und lächelnd die wohlgenährten, meist strammen Burschen betrachtete. 1. Vorlesen durch den Lehrer. 2. Lesen durch die Schüler. 3. Erläuterungen.

10. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 14

1901 - Halle : Gesenius
— 14 — das nicht immer. Da überläßt oft die Frau und Mutter alles, auch die Sorge für die Kinder fremden Leuten. Dadurch bleiben Eltern und Kinder einander fremd. Die Kaiserin thut das nicht. Fast den ganzen Tag ist sie bei ihnen und zu Hause. An den Kochtopf sich zu stellen braucht sie sich allerdings nicht; aber sie schaut in die Küche und in die Zimmer, ob alles recht zugeht. Dann weilt sie bei den Kleinen, hilft sie anziehen, spielt mit ihnen, erzählt oder liest ihnen vor. Wenn die Größeren keinen Unterricht haben, dann kommen auch sie zur Mutter; die geht dann mit ihnen spazieren oder läßt sich bei schlechtem Wetter mit ihnen ausführen. Die Kaiserin ist gar streng gegen ihre Kinder, und der Kaiser auch. Die Prinzen sollen Gott fürchten und die Menschen lieben, dabei fleißig fein. Wie ihre Eltern sollen sie erzogen werden. Deshalb bekommen sie ihren Teil zu lernen, müssen wie einst der Vater turnen und exerzieren, ans der Straße sich artig benehmen und jeden Bekannten grüßen. Wenn der Kaiser Zeit hat, kommt er aus seinen Zimmern zu seinen Kindern herüber und bleibt bei ihnen, so lange er kann. Trotzdem, wie gesagt, der Vater sehr streng ist, haben seine Kinder ihn sehr lieb, ebenso ihre Mutter, die Kaiserin. Sie glauben es sei die beste Frau von der Welt. Als der kleine Kronprinz einmal von seinem Lehrer hörte, alle Menschen seien Sünder, sah er groß auf. „So?" sagte er, „also auch mein Papa?" „Gewiß", meinte der Lehrer, „alle Menschen, ohne Ausnahme." „Aber meine Mama nicht!" ries da der kleine Prinz, „meine Mama hat noch nie Sünde gethan!" Wiedergabe. Überschrift: Wie unsere Kaiserin ihre Kinder erzieht. 6. Aber nicht nur für ihre Kinder sorgt unsere Kaiserin, sondern auch für andere. Wie der Kaiser der Vater des Landes ist, so will sie die Mutter feilt. Und da giebt es auch viel zu thun. Aber die Kaiserin hat ja als Prinzessin sich gelobt, alles Gute, das man ihr erwiesen, reich: lieh zu vergelten. O, da hat sie leider, leider viel zu besorgen. Schon in ihrer nächsten Nähe. Da ist die große Stadt Berlin, in der sie wohnt, die fünfhundert-mal (?) so groß ist als unser Städtchen oder zwanzigmal so groß als die Stadt Wiesbaden, die doch auch nicht klein ist. Da herrscht sehr viel Elend, von dem ihr keine Vorstellung habt; da wohnen so viel arme Leute, die ärmer sind als der Ärmste unter uns. Da sind nun andere, reichere, zusammengetreten und haben Geld zusammengelegt, für das den Armen Lebensrnittel, Holz, Kohlen, Kleider und anderes, was sie notwendig brauchen, angeschafft wird, und thun auch sonst noch vieles, damit den Armen geholfen werde. Solche Vereine nennt man Wohlthätigkeitsvereine. Die Kaiserin ist fast in allen von diesen, schenkt sehr viel, hilft, wo sie kann. Es kommt vor, daß sie die armen Leute selbst aussucht,
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