48 Das Reformationszeitalter 15171648.
B. Politische Bestimmungen.
1. Bestimmungen der die Reichsverfassung.
Die einzelnen Reichsstnde erhielten volle Landeshoheit (Souver-nitt) und damit das Recht, untereinander wie mit auswrtigen Mchten selbstndige Budnisse abzuschlieen, soweit diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet waren. Damit hrte die Reichseinheit tatschlich auf. 2. Bestimmungen der Gebietsangelegeuheiten.
a. Fraukreich erhielt die Städte M e tz, T o u l und V e r d u n, die es bereits seit 1552 ( 8, 4) besa, frmlich zuerkannt, dazu die fter-reichische Landgrafschaft Elsa samt der L a n d v o g t e i der die zehn elsssischen Reichsstdte (unter denen jedoch Straburg nicht war). Damit waren die Franzosen bis zum Oberrhein vorgedrungen, Sd-deutsch land stand ihnen offen.
b. Schweden bekam Vorpommmern mit Rgen, einen Teil von Hinterpommern mit Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Stifter Brenten und Verden, doch ohne die Stadt Bremen, die freie Reichsstadt blieb. Zugleich trat es als Reichs-stallt) ins Reich ein. Im Besitz der Oder-, Elb- und Wesermnduug beherrschte es den ganzen Norden Deutschlands.
c. Brandenburg erhielt von dem ihm rechtmig zukommenden Pommern ( 14, 1) nur Hinterpommern und als Ersatz fr das den Schweden zugesprochene Vorpommern die Bistmer H a l b e r st a d t, Minden und K a m m i n und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg nach dem Tode des derzeitigen Administrators (1680).
d. Bayern behielt die Oberpfalz und die Kur.
e. Der Sohn Friedrichs V. erhielt die Rheinpfalz zurck und eine neu errichtete achte Kur.
f. Sachsen blieb im Besitze der Lausitz.
g. Holland (H 10, 1) und die Schweiz (Teil Ii, 62 b) wurden als unabhngig vom Reiche ausdrcklich anerkannt.
Iv. 17. Deutschland nach dem jhrige Kriege.
1. Da Reich und die Fürsten. Durch die Bestimmungen des west-Mischen Friedens war die Einheit des Reiches vernichtet und die Zer-splitterung Deutschlands besiegelt worden. Das Reich war hinfort nur noch ein lose zusammenhngender Staatenbund ohne militrische
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Erster Abschnitt. Brandenburgisch-Preuische Vorgeschichte 55
bis zum Groen Kurfrsten.
war selbstndiger als die der brigen Reichsfrsten, da die Gewalt des Kaisers nicht bis in das ferne Land reichte. Gnstig fr die Entwicke-lung ihrer Macht war auch der Umstand, da zu derselben Zeit, in der ihr Reich im Entstehen begriffen war, die Nachbarmacht Heinrichs des Lwen mit dem Falle dieses groen Slawenbezwingers zu grnde ging (Teil Ii, 44 c). Der ritterlichste und streitbarste unter den letzten Aska-niern war der auch als Minnesnger bekannte Otto Iv. mit dem Pfeil", sogenannt, weil er in seinen Fehden mit dem Magdeburger Erz-bischof an der Stirn von einem Pfeile verwundet wurde, dessen Spitze erst nach Jahresfrist entfernt werden konnte. Glanzvoller noch war die Regierung seines Nachfolgers Waldemars des Groen. Dieser hatte, als er der Stadt Stralsund gegen den Fürsten von Rgen zu Hilfe kam, gegen einen Bund aller seiner Feinde, der Dnen, Schweden, Polen und mehrerer deutscher Fürsten, schwere und blutige Kmpfe zu bestehen, wurde zwar bei Gransee (nordstlich von Nen-Rnppin) geschlagen, be-hanptete aber im Frieden seine Erblande. Waldemar starb 1819. Bald nach seinem Tode erlosch das askanische Haus 1320.
3. Die Wittelsbacher 13241373. Nach dem Aussterben des askanischen Hauses fielen von allen Seiten die Nachbarn der die Herren-lose Mark her und suchten sich Stcke derselben anzueignen. Vier Jahre dauerte dieses Interregnum, dem endlich Kaiser Ludwig derbayer ein Ende machte, indem er das Land als erledigtes Reichslehen einzog und es seinem Sohne Ludwig verlieh (Teil Ii, 57 c). Damit kam Brandenburg an die Wittelsbacher. Aber auch jetzt besserten sich die Verhltnisse nicht. Der neue Markgraf war noch ein Knabe, als er die Regierung antrat; sein Vater, der Kaiser, der fr ihn die Regentschaft fhrte, war zu weit entfernt, um tatkrftig eingreifen zu knnen. Diese Umstnde benutzten sowohl die R i t t e r wie die S t d t e, um sich zahl-reiche Rechte anzueignen und sich mglichst selbstndig zu machen. Das Gebiet wurde sehr verkleinert, indem alle Nachbarn ungehindert Stcke ves Landes an sich rissen. Trostloser noch wurden die Zustnde, als der Streit des Kaisers mit dem Papste (Teil Ii, 57) auch fr den jungen Markgrafen den Bann, fr sein Land das Interdikt zur Folge hatte, deun der Papst rief die Polen und die noch heidnischen Litauer ins Land, die in den Marken frchterlich hausten.
Neues Unheil brach der Brandenburg herein, als nach dem Tode Kaiser Ludwigs Karl Iv. aus dem Hause der Luxemburger (Teil Ii, 58) deutscher Kaiser wurde. Da die Wittelsbacher ihn nicht anerkennen
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Otto Ludwig_derbayer Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs_Karl_Iv Ludwigs Karl
90 Das Emporwachsen der brandenburgisch-preuischen Macht 16481740.
Dazu kam in den letzten Regierungsjahren Friedrichs eine furchtbare Pest, die Ostpreuen schrecklich verheerte.
Groes indessen hat Preuens erster König im Verein mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte, der Freundin des berhmten Philo-sophen Leibniz, sr Wissenschaft und Kunst geleistet. Er stiftete 1694 die Universitt Halle, an welcher der freidenkende Christian Thomasius, der Vorkmpfer gegen Hexenprozesse und Folter, der fromme August Hermann Francke, der Stifter des hallischen Waisenhauses, und der Philosoph Wolf segensreich wirkten. In Berlin grndete er 1700 die Akademie der Wissenschaften, deren erster Prsident Leibniz war, und die Akademie der Knste; ferner verschnerte er seine Hauptstadt durch eine Reihe der prchtigsten Bauten, wie das Schlo und das Zeughaus, die heutige Ruhmes-halle, sowie durch das Reiterstandbild des Groen Kurfrsten alles Werke des als Bildhauer und Baumeister gleich hervorragenden Andreas Schlter.
Vergrert hat Friedrich den Umfang seines Reiches durch die Orauische Erbschaft: das Frstentum Reuchtel (Neuenburg) in der Schweiz (1850 an die Schweiz abgetreten) und die Grafschaften Mrs und Lingen (in der Nhe von Kleve), ferner kaufte er Tecklenburg in Westfalen. In den Besitz von Geldern gelangte erst sein Nach-folger, Friedrich Wilhelm I.
28. Der Nordische Krieg 17001731
a. Zar Peter der Groe von Rußland (16891725). Gleichzeitig mit dem Kampfe um das spanische Erbe erschtterte ein ge-waltiger Krieg auch den Norden Europas. Er wurde zwischen Schweden auf der einen, Polen, Dnemark und Rußland auf der andern Seite gefhrt. Das gewaltige russische Reich war damals von Peter dem Groen aus dem Hause Romanow regiert. Dieser hochbegabte und tatkrftige, aber auch gewaltsame und leidenschaftliche Fürst verfolgte das Ziel, sein noch ganz barbarisches und asiatisches Volk auf eine hhere Kulturstufe zu erheben und sein Reich durch Bildung eines starken Heeres zu einer Gromacht zu machen. Nachdem er bereits durch seine europischen Erzieher von der Kultur des Westens gehrt und sie lieben gelernt hatte, unternahm er, um sie genau kennen zu lernen, Reisen durch Deutschland, Holland und Eng-land. Zurckgekehrt machte er sich daran, das, was er im Auslande gesehen und gelernt hatte, auch in seinem Reiche einzufhren; er zog
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Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Berlin Neuenburg Lingen Kleve Tecklenburg Westfalen Europas Schweden Polen Dnemark Deutschland Holland