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1. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 50

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
50 auf ebenfalls 50 000 zurck. Am furchtbarsten war das P l a t t e L a n d von der Kriegsfurie heimgesucht worden; Tausende von Drfern waren niedergebrannt, von denen viele nicht wieder aufgebaut wurden, sondern wst liegen blieben. Die cker waren mit Unkraut oder Strauchwerk bedeckt, teilweise wurden sie wieder zu Wald oder sie versumpften, da die schtzenden Dmme und Grben zerfielen und die Flsse sich ihren Weg wieder nach ihrem Belieben suchen konnten. Mit der L a n d w i r t -schuft war auch derviehstaud fast vllig vernichtet, dafr nahmen die Wlfe wieder berhand und wurden in manchen Gegenden sogar Bren gesehen. Wie den Drfern war es auch den kleinen Stdten ergangen; viele von ihnen lagen in Trmmeru. Aber auch die groe Städte hatten durch Plnderung und Kriegskontributionen viel gelitten, ihr Wohl stand war fr lauge dahin. Manche von ihnen waren so entvlkert, da viele Huser unbewohnt blieben, die zerstrten nicht wieder anfge-baut wurden und Gras auf den verlassenen Straen und Pltzen wuchs. Gewerbe und Handel lagen darnieder. Viele Gewerbe gingen ganz ein oder flchteten sich ins Ausland, wo sie auf mehr Sicherheit rechnen durften; während vorher Erzengnisse deutschen Gewerbefleies nach an-dem Lndern ausgefhrt wurden, muten jetzt fremde Waren in Masse eingefhrt werden. Der deutsche Handel, schon vorher im Rckgang begriffen ( 1, lc), war durch den Krieg vllig lahm gelegt worden. Die alte Hansa war dahin, der Mndungsgebiete der groen deutsche Strme hatten sich die Hollnder (Rhein), Schweden (Weser, Elbe, Oder) nd Polen (Weichsel) bemchtigt. Die Deutsche wurden somit vom Weltverkehr fast vllig ausgeschlossen; während England, Holland und Frank-reich durch ihre berseeischen Handelsbeziehungen einen immer greren Ausschwung nahmen, wurde Deutschland wieder ein reines Ackerbauland. Diese Folgen des schrecklichen Krieges sind bis zum heutigen Tage noch nicht vllig berwunden. 3. Die sozialen Zustnde hatten sich ebenfalls bedeutend verschlechtert. Am trostlosesten war die Lage der B a u e r n, auf denen die Haupt schwere des Krieges gelastet hatte. Die Gutsherrn, die ebenfalls viel verloren hatten, suchten sich auf Kosten der Bauern wieder emporzuhelfen : sie erhhten die Abgaben, vermehrten die Frondienste und be-nutzten in jeder Weise das Elend des ganzen Standes, um diesen immer mehr von sich abhngig zu machen und eine Menge von Bauerngtern, die von den verschuldeten Eigentmern nicht mehr bewirtschaftet werden

2. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 52

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
52 Das Emporwachsen der brandenburgisch-preuischen Macht 16481740. liches Dasein. In die schne deutsche Sprache waren durch den Verkehr mit den auslndischen Soldaten eine Menge von Fremdwrtern einge-drnngen, die sich nur sehr schwer wieder aus ihr entfernen lieen. Die Sprache der vornehmen Welt, die sich ihrer Muttersprache schmte, wurde das Franzsische. Ebenso wurde auch die deutsche Literatur-vllig vom Auslnde abhngig; an die Stelle der Volksdichtung trat eine gelehrte und gezierte Kunstpoesie, die die lateinischen und romanischen Vorbilder sklavisch nachffte. Nur auf dem Gebiete des Kirchenliedes wurde uoch Bedeutendes geleistet: damals dichtete Paul Gerhardt (f 1676) seine herrlichen Lieder. Da unser Vaterland von seinem tiefen Falle sich wieder erheben konnte, verdankte es in erster Linie dem Geisteder Reformation, der im deutschen Volke bald wieder eine echte und wahre Frmmigkeit einziehen lie und ihm half, die trben Zeiten des 17. Jahrhunderts zu berdauern. Der evangelischen Geistlichkeit gebhrt das groe Verdienst, mit Hilfe der Landesherrn diesen Geist in ihren Gemeinden, die sie oft erst mit Mhe sammeln muten, wieder wach gerufen und dadurch die geistige Wiedergeburt unseres Volkes gefrdert zu haben. Nur von einem evangelischen Staate konnte auch die nationale Wiedergeburt Deutschlands ausgehen. Dieser Staat, der dazu be-rufen war, der Grund- und Eckstein eines neuen deutschen Reiches zu werden, das sich dereinst auf den Trmmern des immer mehr zerbrckelnden alten Reiches erheben sollte, ist Brandenburg-Preuen. Die neuere deutsche Geschichte seit dem westflischen Frieden ist zugleich die Geschichte der Kmpfe zwischen den Husern Habsburg und Hohenzollern um die Vorherrschaft in Deutschland, die mit dem Siege des letzteren endigten. Die Habsburgischen Kaiser treten mehr und mehr zurck, die hohenzollerschen Fürsten stehen von nun an im Vorder-grnde der deutschen Geschichte.

3. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 29

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
Zweiter Abschnitt. Die Zeit der Gegenreformation 15651618. 29 als geistlicher Vorbehalt" bestehen und wurde von dem Kaiser in das Reichsgesetz aufgenommen. Die Unabhngigkeit vom Papste und von den Beschlssen der Kon-zile, welche die Protestanten bisher erstrebt hatten, war durch den Augs-burgischen Reichstagsabschied erreicht. Aber der Friede, in welchem die Bekenner der neuen Lehre fortan leben durften, war doch keine endgiltige Ausgleichung der Gegenstze, da die Bestimmung der den geistlichen Vorbehalt frher oder spter Veranlassung zu neuen Zwistigkeiten geben mute. 6. Karls V. Ausgang. Karl V., krnklich und auerdem verstimmt, weil ihm die Herstellung der kirchlichen Einheit ebensowenig gelungen war wie die Errichtung einer starken Knigsgewalt, beschlo, der Krone zu entsagen. Spanien, Neapel, Mailand und die Niederlande erhielt sein Sohn Philipp, die Kaiserwrde bertrug er seinem Bruder Ferdinand, dem Könige von Ungarn und Bhmen, 1556. Er selbst zog sich in das spanische Kloster San Juste in Estremadnra zurck, wo er 1558 starb. Zweiter Abschnitt. Die Zeit der Gegenreformation. Bom Augsburger Religionssrieden bis zum Ausbruch des 30jhrigen Krieges 1555-1618. 9 Die Gegenwirkung der katholischen Kirche. Siegreich hatte die Reformation sich im Kampfe gegen die katho-tische Kirche gehalten. Im Augsburger Religiousfriedeu war die neue Lehre als gleichberechtigt mit der alten anerkannt, um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte sie sich bereits den grten Teil des civilisierten Europas erobert. Seit der zweiten Hlfte des Jahrhunderts rstete nun auch die katholische Kirche berall zur Gegenwehr, um das verlorene Gebiet wiederzugewinnen und den Protestantismus zurckzudrugen; das Zeitalter dieser Bestrebungen nennt man daher das Zeitalter der Gegen-reformation. Durch die Reformation war auch die katholische Kirche zu einer Er-kenntnis der sittlichen Schden, die ihr anhafteten, gelangt, und man sah ein, da eine erfolgreiche Bekmpfung des Protestantismus ohne eine sitt-liche Erneuerung der Kirche unmglich sei. Diese durchzufhren, versuchten 1. Das Tridentiner Konzil 15451563 ( 8,1), das, vom Papste eine Zeitlang nach Bologna verlegt, 1562 von neuem

4. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 32

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
32 Das Reformationszeitalter 15171648. .vr,( ; sondern der König an ihrer Spitze stand, in Lehre und Kirchenverfassung traf Heinrich keine nderung. Die eigentliche Reformation wurde in England erst unter seinen Nachfolgern eingefhrt; seine Tochter Elisabethlja-(aus der Ehe mit Anna Boleyn), die znr Zeit Philipps Ii. von Spanien ^ (j regierte, wnrde die Beschtzerin und Vorkmpferin des Protestantismus in ganz Europa. Gleichzeitig mit England wurde auch in Schottland durch John Knox, den Freund Calvins, die Reformation eingefhrt; die schne Knigin Schottlands, Maria Stuart, die der katholischen Kirche ergeben war, wurde von ihren Untertanen vertrieben und floh zu ihrer Verwandten, der Knigin Elisabeth. Diese nahm sie anfangs freund-lich auf, lie sie dann aber aus Argwohn, da Maria ihr die Herrschaft r'" entreien wolle, den Katholiken Englands galt Maria allerdings als rechtmige Thronerbin gefangen setzen und nach 19jhriger Kerker-hast, nachdem ihr die Teilnahme an einer gegen Elisabeths Regierung und Leben gerichteten Verschwrung nachgewiesen war, enthaupten (1587). ] Um fr Marias Tod Rache zu nehmen, England dem Katholizismus zurckzuerobern und selbst den englischen Thron in Besitz zu nehmen, sandte Philipp Ii. eine gewaltige Flotte, die unberwindliche Armada", die jedoch, teils von den Englndern besiegt, teils durch Strme vernichtet, einen klglichen Untergang fand. Die Vernichtung der Armada . ; bedeutete fr Spanien das Ende seiner Seeherrschaft. England dagegen nahm uuter Elisabeth einen mchtigen Aufschwung; unter ihrer Regierung wurde der Grund zu des Landes Gre, zu seiner Handels- und See-macht gelegt. Auch das geistige Leben Englands blhte in dieser groen Zeit auf: damals dichtete William Shakespeare seine unsterblichen Dramen. 3. Die Reformation in Frankreich. Die Könige Franz I. und sein Sohn Heinrich Ii. hatten die neue Lehre eifrig verfolgt, sie jedoch nicht zu unterdrcken vermocht; ihre Nachfolger setzten den Kampf gegen sie fort. So kam es zu einer Reihe von blutigen Religions- und Brger-kriegen, den H u g e u o 11 e n k r i e g e n, die von 1562 an mehr als 80 Jahre Frankreich erschtterten. Die katholische Partei, an ihrer Spitze | die Knigin-Mutter Katharina vonmedici und die mchtige Familie Guise, fhrte den Kampf mit der grten Erbitterung und Grausamkeit: in der Bartholomusnacht (24. August) des Jahres 1572 lieen sie in Paris 2000 Hugenotten, die sich zu der Hochzeit des hugenottischen Prinzen Heinrich von Navarra, aus der Nebenlinie der Bourbons, eingefunden hatten, ermorden, darunter den Admiral Coligny, den Hauptvorkmpfer der Hugenotten (Pariser

5. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 67

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
Erster Abschnitt. Brandenburgisch - preuische Vorgeschichte bis zum Groen Kurfrsten. 67 einem Kriege, in dem die Dentschritter 1410 bei Tannenberg (im sdwestlichen Ostprenen) eine groe Niederlage erlitten, die die Blte des Ordens fr immer vernichtete. Freilich kam es diesmal wegen der heldenmtigen Verteidignng der Marienburg durch den Komtur Heinrich von Plauen zu einem fr die Besiegten noch gnstigen Frieden, dem ersten Thorner Frieden 1411, aber der Untergang des Ordens war damit nicht abgewendet. Zwar versuchte Heinrich von Plauen die Ordenszucht zu heben und das Verhltnis der Deutschritter zu der Bevlkerung, besonders dem Adel und den Stdten gegenber, zu bessern, aber seine Bestrebungen stieen von allen Seiten auf Widerspruch; endlich wurde er von dem eigenen Ordenskapitel abgesetzt. Die drckende Herrschaft des Ordens, sein eigenmchtiges Vorgehen in Handelssachen riefen eine immer grere Mistimmung im Lande hervor, bis schlielich Adel und Städte, um ihre Rechte zu wahren, den Preuischen Bund" schlssen (1440) und sich offen unter polnischen Schutz stellten. Das fhrte zu einem dreizehnjhrigen Kriege des Ordens mit Polen, der mit einem vollstndigen Siege des Polenknigs endigte. Im zweiten Thorner Frieden 1466 mute der Orden Westpreuszen mit Danzig, Elbing, Kulm, Marienburg und Thorn an Polen abtreten und dessen Lehnshoheit der Ostpreuen anerkennen. Der Sitz des Hochmeisters wurde nun nach Knigsberg verlegt. 5. 14671618. Ruhmlos war das Dasein, das der Orden in Ostpreuen fhrte. berzeugt von der eigenen Schwche versuchte er schlielich durch die Person seiner Hochmeister wieder zu Ansehen zu gelangen und whlte die jngeren Shne deutscher Frstenhuser fr dieses Amt. Der zweite derselben war der Markgraf Albrecht von Brandenburg, ein Vetter des Kurfrsten Joachims I. Dieser trat Zur lutherischen Lehre der und verwandelte, nachdem er vergeblich versucht hatte, die polnische Herrschaft abzuschtteln, 1525 den Ordens-staat Preußen (Ostpreuen) in ein weltliches Herzogtum (Skn-larisation) und nahm dasselbe als erbliches Lehen von der polnischen Krone entgegen. Zur Befestigung der neuen Lehre in seinem Lande grndete er (1544) die Universitt Knigsberg. Auf Herzog Albrecht (15251568) folgte sein Sohn Albrecht Friedrich. Da dieser in Geisteskrankheit verfiel, so bernahm zuerst sein Vormund Georg Friedrich, Markgraf von Brandenburg- 5*

6. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 69

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedrich Wilhelms, des Groen Kurfrsten 69 1640-1688. Freiheit erobert und seinen Glauben gerettet hatte, erfllte er sich auch mit echt protestantischen Anschauungen; hier lernte er Duldung in Glaubenssachen den. Ernstes Pflichtbewutsein und eine hohe Auf-fassung von den Aufgaben seines knftigen Berufes zeichneten ihn schon damals aus. Mit achtzehn Jahren wurde er an den Hof zu Knigs-berg zurckberufen, aber von allen Geschften fern gehalten, bis sein Vater starb (1640). 3. Sein Regierungsantritt und die ersten Jahre seiner Herr-schaft. Als Friedrich Wilhelm 1640 in seinem zwanzigsten Jahre die Regierung bernahm, fand er seine Staaten in einer wahrhaft trostlosen Lage vor. Durch die Schrecknisse des dreiigjhrigen Krieges war auch Brandenburg hart mitgenommen und an den Rand des Ver-derbens gebracht. Noch hielten die Schweden einen groen Teil des Landes besetzt, in andern Gegenden hausten die Kaiserlichen, die auch die meisten festen Pltze innehatten. Die kurfrstlichen Truppen waren zugleich Teile der kaiserlichen und Reichsarmee und als solche nicht nur fr den Kurfrsten, sondern auch fr den Kaiser vereidigt; vollstndig verwildert wteten sie oft rger als die Feinde. Der Ein-fln der Stnde auf die Verwaltung war, besonders in der Graf-schaft Mark und im Herzogtum Preußen, immer grer geworden, so da die landesherrliche Gewalt ihnen fast bedeutungslos gegenberstand. Die Finanzen des Landes waren, da Ackerbau, Gewerbe und Handel darniederlagen, in einen schrecklichen Verfall geraten; der leitende Minister endlich, Graf Adam von Schwarzenberg, Katholik und Freund des Hanfes Habsburg, handelte ganz im sterreichischen Interesse. Friedrichs erste Sorge war, Brandenburg von den Schrecken des Krieges zu erlsen. Er beschrnkte daher die Machtbefugnisse Schwarzen-bergs, der bald darauf starb, und schlo mit den Schweden einen Waffenstillstand ab. Den grten Teil der Truppen entlie er, zum Teil unter offener Meuterei der Offiziere, und behielt sich nur 3000 Mann, die ihm allein den Treueid leisten muten und spter die Grundlage eines eigenen stehenden Heeres bilden sollten. Er hielt es fr besser, eine Zeitlang waffenlos zwischen den Mchten zu stehen, als unter dem frevelhaften Treiben zuchtloser Soldaten seine Marken noch lnger leiden zu lassen. Nachdem er so fr Brandenburg den Frieden erreicht chatte, be-

7. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 89

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
Dritter Abschnitt. Vom Tode des Groen Kurfrsten bis zum 89 Regierungsantritt Friedrichs des Groen. der Verbndeten, welche verlangten, da Ludwig selbst seinen Enkel mit den Waffen aus Spanien vertreiben sollte. Ludwig verwarf diese Zumutung und bahnte damit dem Glcke den Weg. Es traten Umstnde ein, welche eine vllige Vernderung der Sachlage herbeifhrten. In sterreich starb 1711 Joseph I. Es folgte ihm sein Bruder Karl, der als Karl Vi. von 17111740 Kaiser war. Dieser htte also jetzt zu der Kaiserkrone auch die spa-nische Erbschaft erhalten, was aber, wie erwhnt, keineswegs den Jnter-essen der Seemchte entsprochen haben wrde. Auerdem war in England ein Ministerwechsel eingetreten, der die Abberufung des groen Marlborongh herbeifhrte. Die Friedenspartei siegte. So kam es 1713 zwischen England und Frankreich zum Frieden von Utrecht, dem bald auch Holland, Preußen und Savoyen beitraten. Der Kaiser Karl Vi. setzte zwar noch eine Zeitlang den Krieg fort, aber ohne Erfolg. Er schlo deshalb 1714 mit den Franzosen den Frieden zu Rastatt, dem sich das deutsche Reich zu Baden im Aargau anschlo. Ludwigs Xiv. Enkel bekam als Philipp V. Spanien und Amerika; die Nebenlnder Spaniens, nmlich die spanischen Niederlande (Belgien), das Herzogtum Mailand, das Knigreich Neapel und die Insel Sardinien fielen an sterreich. England erhielt Gibraltar und ausgedehnte Kolonialgebiete in Nordamerika, Preußen das Oberquartier Geldern lsw. von Kleve) und die Anerkennung der Knigswrde. 5. Friedrichs I. innere Regierung. Im spanischen Erbfolge-kriege hatten die preuischen Heere dem jungen Knigreiche zwar glnzende kriegerische Lorbeeren errungen, doch war der Gewinn, den Preußen von seiner Teilnahme gehabt hatte, nur gering gewesen. Auch im Innern war die Regierung des ersten Knigs keine glckliche. So lange freilich Friedrich sich von feinem frheren Erzieher und spteren Minister Eberhard von Danckelmann leiten lie, herrschten geordnete Zustnde. Als dieser aber gestrzt und der charakterlose Oberkammerherr Graf Kolbe von Wartenberg an seine Stelle gesetzt war, wurde die Tradition des Groen Kurfrsten aufgegeben. Eine malose Gnstlingswirtschaft trat ein, untchtige Männer traten an die Spitze der Verwaltung, so da die innere Ordnung des Staates zerrttet wurde. Durch seine Nachahmung des Lebens in Versailles, durch seine Liebe zu Prunk und Pracht wlzte der König dem Volke eine schwere Steuerlast auf; die Finanzen des Landes gingen dem Verfalle entgegen, der Staat selbst geriet in Schulden.

8. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 48

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
48 Das Reformationszeitalter 15171648. B. Politische Bestimmungen. 1. Bestimmungen der die Reichsverfassung. Die einzelnen Reichsstnde erhielten volle Landeshoheit (Souver-nitt) und damit das Recht, untereinander wie mit auswrtigen Mchten selbstndige Budnisse abzuschlieen, soweit diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet waren. Damit hrte die Reichseinheit tatschlich auf. 2. Bestimmungen der Gebietsangelegeuheiten. a. Fraukreich erhielt die Städte M e tz, T o u l und V e r d u n, die es bereits seit 1552 ( 8, 4) besa, frmlich zuerkannt, dazu die fter-reichische Landgrafschaft Elsa samt der L a n d v o g t e i der die zehn elsssischen Reichsstdte (unter denen jedoch Straburg nicht war). Damit waren die Franzosen bis zum Oberrhein vorgedrungen, Sd-deutsch land stand ihnen offen. b. Schweden bekam Vorpommmern mit Rgen, einen Teil von Hinterpommern mit Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die Stifter Brenten und Verden, doch ohne die Stadt Bremen, die freie Reichsstadt blieb. Zugleich trat es als Reichs-stallt) ins Reich ein. Im Besitz der Oder-, Elb- und Wesermnduug beherrschte es den ganzen Norden Deutschlands. c. Brandenburg erhielt von dem ihm rechtmig zukommenden Pommern ( 14, 1) nur Hinterpommern und als Ersatz fr das den Schweden zugesprochene Vorpommern die Bistmer H a l b e r st a d t, Minden und K a m m i n und die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg nach dem Tode des derzeitigen Administrators (1680). d. Bayern behielt die Oberpfalz und die Kur. e. Der Sohn Friedrichs V. erhielt die Rheinpfalz zurck und eine neu errichtete achte Kur. f. Sachsen blieb im Besitze der Lausitz. g. Holland (H 10, 1) und die Schweiz (Teil Ii, 62 b) wurden als unabhngig vom Reiche ausdrcklich anerkannt. Iv. 17. Deutschland nach dem jhrige Kriege. 1. Da Reich und die Fürsten. Durch die Bestimmungen des west-Mischen Friedens war die Einheit des Reiches vernichtet und die Zer-splitterung Deutschlands besiegelt worden. Das Reich war hinfort nur noch ein lose zusammenhngender Staatenbund ohne militrische

9. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 49

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
49 Einheit. Die kaiserliche Macht war nur noch ein Schattenbild und uerte sich hauptschlich in Standeserhhnngen; von einer Reichsregie-rung war keine Rede mehr. Zwar beschftigte sich der Reichstag, der seit 1663 in Regens brg ein stehender war, aber nur von den Gesandten der Fürsten beschickt wurde, noch mit Reichsangelegenheiten, doch nur selten kam er zu einem ersprielichen Beschlsse, nur selten brachte die Ausfhrung der Beschlsse dem Reiche Vorteil. Die Folge der Zersplitterung des Reiches im Innern war seine Ohnmacht nach auen hin; Deutschland wurde die Magd Europas, ein Spielball fremder Mchte, die seine Schwchen zu ihrem Vorteile ausbeuteten. Mit seiner politischen Macht hatte es auch sein Ansehen verloren, und lange hat es gedauert, bis dieses wiederhergestellt wurde. Auf Kosten des Reiches hatten die Fürsten dagegen ihre Macht bis zur vlligen Selbstndigkeit erhoben. Stehende Heere, welche aus den Soldtruppen hervorgingen, die im Kriege angeworben, nun zum Teil im Frieden beibehalten wurden, waren die starken Sttzen der landes-herrlichen Gewalt. Jeder Staat, mochte er auch noch so klein sein, be-trieb seine eigene Politik, ohne sich um das Ganze zu kmmern; das Rat i o n a I g e f h l war g e sch w nn d e n. Wenn auch einzelne Fürsten eine hohe Auffassung ihrer landesherrlichen Pflichten hatten und echte Landesvter ihrer Untertanen zu sein sich bemhten, so dachten die meisten nur daran, einen ihrem neuen Range als europische Souverne" ent-sprechenden frstlichen Glanz zu entfalten, sich prchtige Schlsser zu bauen und einen kostspieligen und prunkvollen Hofhalt zu führen. Die verschwenderische Hofhaltung Ludwige Xiv. von Frankreich war das Vorbild, das die kleinsten Hfe husig am meisten nachfften. Um die hierzu ntigen Gelder zu erlangen, wurden die alten Stevern erhht und neue eingefhrt, ohne Rcksicht auf die wirtschaftlichen Verhltnisse der Untertanen. Die Land stnde, die solchen Mibruchen htten entgegentreten knnen, wurden herabgedrckt oder ganz abgeschafft. 2. Die wirtschaftlichen Verhltnisse. Durch den Krieg war aus dem vorher so blhenden und wohl bevlkerten Deutschland ein armes und entvlkertes Land geworden, das nach so vielen Schlachten, durch Hunger und Seuchen die Hlfte seiner Bewohner eingebt hatte. Ja in manchen, vom Kriege besonders schwer heimgesuchten Landschaften war der Menschenverlust ein noch grerer, in Wrttemberg z. B. ging die Bevlkerungszahl von ca. 400 000 Einwohnern auf ca. 50 000, in der Rheinpfalz, die vorher mehr als eine halbe Million Bewohner hatte, Mackensen, Lehrbuch der Geschichte Iii (Obertertia). 4

10. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 51

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
Dritter Abschnitt. Der dreiigjhrige Krieg 16181648. 51 konnten, fr sich einzuziehen; die frheren Besitzer muten dann als Tagelhner ihr Brot verdienen. Damals ging auch in den ostelbifchen Gebieten die Freiheit des Banernstandes verloren: jetzt wurden die Bauern auch hier teils erbuntertnig, teils leibeigen. Auch das deutsche Brger-tum nahm in dieser Zeit einen andern Charakter an: mit der frheren Wohlhabenheit war auch fein Brgerstolz und sein Selbstgefhl geschwunden, seine Unternehmungslust gebrochen. Die Sucht nach Rang und Titeln nahm auch in Brgerkreisen berhanb; man drngte sich zu den mtern, in bereu Besitz man sich der seine Mitbrger erhaben fhlt^. Der Mangel an allen hheren Interessen begrndete ein klein-liches und erbrmliches Spiebrgertum, in dem lcherlicher Standes-dnkel sich mit elender Unterwrfigkeit und Kriecherei gegen Hherstehende, besonders gegen den Adel, paarten. Letzterer hatte gleichfalls von seiner frheren Geltung viel verloren: feine kriegerische Bedeutung war schon feit der Reformationszeit dahin, feine Gter waren im Kriege verwstet und brachten nicht viel mehr ein, sein trotziger Stolz war ge-schwanden. Die Shne des Adels drngten sich nun an die Hfe, wo sie Titel und mter erlangten, oder sie traten als Offiziere in frstliche oder kaiserliche Dienste; es bildete sich ein Hos-, Beamten- und Ossizier-adel heraus. Wie die Fürsten, so nahmen auch die Adligen sich die Franzofen zum Vorbilde; der vornehme deutsche Edelmann schickte seine Shne nach Paris ober Versailles, wo der Junker bei den leichten Sitten des Hofes nur Ausschweifungen aller Art, Verfchwenbungsfucht, An-maung gegen die andern Stube und Verachtung alles Einheimischen kennen lernte. Durch ein geziertes, steifes Wesen, feine uere Formen und einen unbndigen Hochmut suchte der Adel seine innere Hohlheit zu berdecken: cuich hier ein tiefer Verfall deutschen Lebens. 4. Sittliches und geistiges Leben. Schlimmer noch als der Wirt-schaftliche Versall war die Verdampfung und Entartungdesvolkes. Die groe Masse war verwildert, Ruberbanden gefhrdeten mehr als je die ffentliche Sicherheit. Dazu hatte das Sldnertum den Aber-glauben genhrt; berall sah man Zauberei und Teufelswerk, so da die am Ende des 15. Jahrhunderts aufgekommenen Hexenprozesse im 17. Jahrhundert am zahlreichsten waren. Besonders groß war die geistige Roheit bei dem Bauernstande, aber auch in den Stdten, ja selbst am Edel- und Frstenhofe sah es in dieser Beziehung schlimm aus. Das Schulwesen, das in der Reformationszeit eine solche Blte erreicht hatte, lag im argen, Knste und Wissenschaften fristeten ein nur kmmer- 4*
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