Mittelalter.
35
und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pipinsburg und das Bülzen-
bett bei Lehe, die Reitlingsburgen auf dem Elm. Sie entstammen sehr verschiede-
nen Zeitaltern, viele werden als sächsisch, einige als fränkisch, kaum eine als römisch
angesprochen. Römisch sind wohl einige der Knüppeldämme — pontes longi —
die unsere Moore durchziehen, aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die
nie ein römisches Heer betreten hat.
2) Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen
Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis
zum Harz und darüber hinaus) n. von ihnen die Angrivarier; die Langobar-
den im Lüneburgischen (Bardowiek?)) an der Nordseeküste die Chauken und w. von
ihnen die Friesen, s. von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete.
Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutsch-
land von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Tento bürg er Walde,
16 bei Jdistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier".
3) Während der Völkerwanderung haben sich die Völkerschaften in unse-
rem Lande zum Stamme der Sachsen gesammelt, der fast das ganze n.w.
Viertel des heutigen Deutschen Reiches besaß. Er gliederte sich in 3 Teile:
a. Westfalen, von der Lahn bis fast zur Mündung der Hunte.
b. Ostfalen, zwischen Leine, Unstrut und Elbe bis etwa nach Harburg.
c. Engern, zwischen beiden bis an die Nordsee.?
Die Friesen unserer Gebiete teilten meistens die Schicksale Sachsens,
ebenso im S.o. die Thüringer, nachdem ihr großes Reich zertrümmert
worden war. Im n.ö. Dreieck des R.b. Lüneburg sind Wenden (Slawen)
zur Herrschaft gekommen.
782—804. Sachfenkriege Karls des Großen.
785. Angebliche Hinrichtung von 4500 Sachsen bei Verden.
Die Kämpfe zwischen Wittekind swidukind) und Karl d. Gr. und die Vernich-
tung des Heidentums haben im Volke den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Sagen
knüpfen an vielen Stätten an diese Ereignisse an; dazu gehören die Karlssteine bei
Osnabrück, die Klosterkirche von Enger in Westfalen, Burg Wittekinds Babilönie im
Weft-Süntel, Wittekindsberg mit der Witt.-Kapelle und der Witt.-Qnelle an der
Westfälischen Pforte u. a. mehr.
Während noch in den Sachsenkriegen der Stamm kaum irgendwo ganz
geeint auftritt, vollzieht sich diese Einigung in der folgenden karolingifchen
Zeit, und bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts finden wir
4) das Stammesherzogtum Sachsen. Es erstreckte sich zur Zeit seiner
größten Bedeutung im 12. Jahrh. so ziemlich über das heutige Westfalen,
Hannover und Braunfchweig mit eingeschlossenen Gebieten, Holstein und einen
Teil von Mecklenburg.
a. Die Ludolfinger, als Herzöge 852—961; als deutsche Könige
919—1024, als römische Kaiser 962—1024. Das Geschlecht rühmte sich
der Verwandtschast mit dem Geschlechte Wittekinds und durch Heirat auch mit
den Karolingern.
Ludolf, 852—874. Sein Sohn
Bruno, 874—880, fiel in diesem Jahre in einer großen Schlacht gegen die
Normannen bei Eppendorf, in der Gegend von Dannenberg. Sein Bruder
Otto der Erlauchte, 880—912, brachte sein Herzogtum auch im Kampfe
gegen die letzten Karolinger zu solchem Ansehen, daß ihm die deutsche Krone ange-
boten wurde. Er lehnte sie ab, aber sie fiel 919 seinem Sohne
3*
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Extrahierte Personennamen: Augustus Hermann Karls Karl_d Karl Ludolf Bruno Otto
36
Geschichte.
Heinrich I. dem Städtegründer, 912—936, zu, der die dem Stadtleben
abholden Sachsen dennoch zum Schutze gegen die Ungarn in die Burgen führte, ein
Reiterheer schuf, mit diesem den weit vorgedrungenen Slawen Achtung einflößte und
933 durch den Sieg bei Riade an der Unstrut Norddeutschland von der Ungarnplage
dauernd befreite. Er einte die Stämme des Reiches. Seinem Sohne
Otto dem Großen, 936—973, gelang es, unter vielen Kämpfen im Innern
dem sächsischen Hause den größten Glanz mit der römischen Kaiserkrone zu gewinnen.
Aber die Reichsangelegenheiten, zumal die Züge nach Italien, zogen ihn doch zu
stark von der Stammesheimat ab, als daß er sie selbst hätte verwalten können. Er
übertrug dies Amt deshalb mehr und mehr dem Grafen Hermann Billuug, der
im Kampfe gegen die Slawen im N.o. Rühmliches geleistet hatte, während Markgraf
Gero, der Gründer von Gernrode, das Gleiche im S.o. verrichtete.
Otto Ii., 973—983, Otto Iii., 983—1002, Heinrich Ii., 1002—1024, wur-
den noch mehr von ihrer sächsischen Heimat abgezogen.
b. 961—1106, die Billunger.
Hermann Billung, der 961 von Otto d. Gr. mit der Herzogswürde belehnt
wurde, soll der Sage uach aus dem Hofe Stübeckshorn im Kreise Soltau geboren
sein. Hermannsburg war einer seiner Haupthöfe, und die Burg auf dem Kalkberge
bei Lüneburg wurde der Herrschersitz seines Geschlechtes. Er und seine Nachfolger,
Bernhard I. und Ii. und Ordolph, erhoben ihre Herzogsmacht zu einer hohen
Stufe der Selbständigkeit. Dagegen hatte Magnus, 1106, während des In-
vestitnrstreits, in dem er sich auf die Seite des Papstes und des Landesfürsten-
tnms stellte, schwere Kämpfe gegen die falischen Kaiser zu besteheu, welche die kaiser-
liche Macht wiederherzustellen suchten. Demütigung Adalberts von Bremen. 1073
Zerstörung der Harzburg. 1075 Niederlage der Sachsen bei Hohenburg an der Un-
strnt. Große Rolle des Grafen Otto von Northeim.
c. Lothar von Süpplingenburg, 1106—37, aus dem gleichnam.
Grafengeschlechte, das große Landstrecken um den Harz herum (die W.-Seite
ausgenommen) besaß, vermehrte diesen Eigenbesitz durch die Heirat mit
Richenza, einer der Erbtöchter der Northeimer Grasen, die ihm auch die
brunonischen lbraunschweigischen) Güter zubrachte. Der kraftvolle alte Herr-
scher gewann den Sachsen noch einmal die römische Kaiserkrone, 1133. Er
vererbte feinen Hausbesitz durch seine Tochter Gertrud an deren Gemahl,
Heinrich den Stolzen, aus dem Geschlechte der
ä. Welfen, deren italienische und süddeutsche Linie durch Heirat ver-
schmolzen waren unter Welf Vi. und die auch bereits in Sachsen durch Heirat
einen Teil der Northeimer Güter erworben hatten.
Heinrich der Stolze, Herzog 1127—1139, verlegte seinen Wohnsitz nach
Sachsen, er starb während eines heftigen Sieges mit dem hohenftaufifchen Könige
Konrad Iii.
Heinrich der Löwe, 1139—1195, ist der glänzendste Vertreter des welsischen
Hauses gewesen. Er hat in Italien an der Seite Barbarossas gefachten, eine —
allerdings friedliche — Kreuzfahrt unternommen, Holstein und Mecklenburg für die
Sachsen erobert, seine Tochter an den Erbfürsten der Obotriten in Mecklenburg
verheiratet, die Slawen dauernd in N.o. zurückgedrängt, Lübeck, Schwerin, Braun-
schweig und München als Städte gegründet. Aber seine harte Zwangsherrschaft
über die sächsischen Großen brach zusammen unter der Macht Barbarossas, nachdem
er sich mit diesem 1176 überwarfen hatte. Verbannung nach England, Rückkehr,
Zerstörung Bardowieks) sein und seiner Gemahlin Grab im Dome zu Braunschweig.
Von seinen Söhnen hat einer, Otto Iv., von 1198—1215 die deutsche Krone
getragen, aber sie nicht bis an seinen Tod (1218) zu verteidigen vermocht.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Otto Hermann_Billuug Gero Otto Otto Heinrich_Ii Heinrich Hermann_Billung Otto Hermannsburg Bernhard_I. Magnus Magnus Otto Lothar_von_Süpplingenburg Gertrud Heinrich Heinrich Welf_Vi Heinrich Konrad_Iii Konrad Heinrich Barbarossas Barbarossas Barbarossas Barbarossas Otto_Iv. Otto_Iv.
150
zu Lüneburg das Beiden gehörige Lüneburg als Ganzes zusammen-
hielt, blieben auch die politischen Verhältnisse des Welfenhauses,
wenigstens äußerlich, dieselben des Jahres 1409.
Allein kaum war der jüngste mündig geworden, so mochte er
nicht mehr an dem Bisherigen halten. Unter dem Vorwände, daß
ihr Vater bei der Theilung von 1409 verkürzt sei, wußte er seineil
altern Bruder dahin zu bringen, daß Beide dagegen einen förm-
lichen Protest einlegten, und eine neue scharf lind gesonderte Tren-
nllng der welfischen Lande verlangten, wofür sie auch den
Kaiser als Oberlehnsherrn günstig zu stimmen wnßteil. Bernhard,
wenn er es nicht zu einem förmlichen Kriege mit den Neffen kom-
men lassen wollte, mußte mit seinen Söhnen nachgeben. Unter
Vermittlung des Landgrafen Llidwig von Hessen kam auch der
von Wilhelm gefertigte Entwurf einer Theilnngsurkunde am
27. Mai 1428 zur Vorlage.
Bernhard wählte am 22. Anglist desselben Jahres für sich und seine
Nachkommenschaft den lüneburgschen Theil, welcher das ganze
Herzogthum dieses Namens in sich begriff, wozu noch die everstein-
schen Erwerbungen kamen. Er ward der Stammvater der mitt-
leren lünebnrgischen Linie.
Braunschweig-Wolfenbüttel-Calenberg, welches somit ans die
beiden Brüder Wilhelm und Heinrich fiel, begriff mit Homburg
alles Uebrige außer den welfischen Landen, welche im Besitz der
göttinger und grnbenhagenschen Linie waren. Sie tuurben die
Stammväter der mittleren bralinschweigschen Linie.
Gemeinschaftlich blieben bei dieser Theilung die Zölle zu
Schnakenbnrg und Hitzackerz die Anwartschaft aus das Göttingische
(durch den Erbvertrag mit Otto 1401 erworben), so wie die
Städte Braunschweig, Lüneburg und Hannover. Von letzterer
jedoch wurden Zölle, Gerichte, Mühlen, so wie der Hof ans der
Neustadt, zu Brannfchweig-Wolfenbüttel-Calenberg gelegt. Die
geistlichen Lehen der Stadt Braunschweig zu 8t. Blasii und
Cyriaci .sollten abwechselnd vergeben werden.
8- 20. Anfänge der modernen Staats-Entwickelung.
Die Entstehung der Stände des Adels, der Geistlichkeit und der
Städte, sowie ihr Verhältniß zum Landesherrn.
Es ist schon oben darauf hingewiesen, wie nach den langen
inneren Kriegen unter Heinrich Iv. und V. 1123 die großen Lehen
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Wilhelm Bernhard Wilhelm Heinrich Heinrich Otto Heinrich_Iv Heinrich
222
in der traurigsten Lage van der Welt zurück. Gänzlich verarmt,
sah dies in jener schrecklichen Zeit keinen Ausweg, stch wieder empor-
zuarbeiten. Die von dem Herzoge nachgelassenen Schulden betrugen
neben einer Menge rückständiger Zinsen und Besoldungen die für
jene Zeit ungeheuere Summe von fünf Millionen Thalern. Zur
Abtragung dieser Schulden bestimmten die Successoren des Herzogs
1653die Jntraden verschiedener Stücke und zwar des Salzwerkes zu
Liebenhalle, der im Amte Eimbeck belegenen Julius- und Bruch-
Mühlen re. und sind die Schuldner auch sämmtlich nach vorge-
schriebener Ordnung nunmehr befriedigt.
§ 27. Lüneburgische Linie unter den Herzogen Ernst dem
Bekenner und Wilhelm.
Heinrich der Mittlere, -f- 1532.
Otto I., ch 1549, Ernst der Bekenner, Franz ch 1549^
Stifter der harburge r ch 1546. gi fhorncr Linie.
Linie. ^ 's ch ch
C>tto Ii., f 1603-' ' Franz Otto, ch 1555. Heinrich,ch 1598 Wilhelm,-f-1592^
| Stifter der bannender- Stifter der jüngeren
j gcr Linie. oder heutigen lüne-
t Kurzer Linie.
Wilhelm,ch 30.März 1642. August I., Sieben Söhne, unter dc-
-j- -j- f Stifter der heutigen nen Georg, der Stifter der
braunschw.. wolfb. calenbcrgfchcn Linie und
Linie. der heutigen Könige von
Hannover.
Heinrich der Mittlere von Lüneburg entsagte, wie wir gesehen
haben, um den üblen Folgen zu entgehen, die ihm seine Theil-
nahme an der hildesheimischen Stiftsfehde bereitete, im Jahre
1520, und dann nochmals wiederholt 1522 der Negierung, zog sich
nach Frankreich zurück und übergab sein Land seinen Söhnen Otto
und Ernst. Sie verwalteten, ohne förmlich zu theileu, wie sie auch
schon 1517 unter sich festgestellt hatten, zuerst gemeinschaftlich das
durch Schulden und Verpfändungen gedrückte Erbe bis 1527, wo
der ältere, Otto, um eine Verbindung mit seiner geliebten Meta
von Campe vollziehen zu können, sich mit dem Amte Harburg ab-
stnden ließ, auf alle seine übrigen Aiisprüche verzichtete und somit
Stifter einer fteinen Nebenlinie, der harburgischen, wlirde. Er
starb 1549, und obwohl seine Nachkommenschaft zuerst nicht für
successionsfähig angesehen wurde, so gab mau später nach, und
gestand seinem Sohne Otto Ii., der ebenfalls aus das übrige Lüne-
burg verzichtete, die Aemter Harburg und Moisburg mit Succes-
sious-Necht für seine Nachkommen zu. Ihm folgte 1603 sein
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Extrahierte Personennamen: Ernst Wilhelm Heinrich Otto_I. Ernst Franz_ch_1549^ Franz Franz_Otto Franz Otto Heinrich,ch Heinrich Wilhelm August_I. Georg Heinrich Otto Ernst Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Lüneburg Frankreich Harburg Harburg Moisburg
178
Darum ist die zuletzt ermähnte Thrilung im braunschweigischen
Stamme vom Jahre 1495 eine so überaus wichtige geworden.
§. 22. Mittleres Hans Lüneburg bis 1522.
Bernhard I.,
reg. zuerst in Braunschweig, dann seit 1428 in Lüneburg, ch 1434.
Otto I. v. d. Haide, Friedrich d. Fromme,
-j- 1446. ' f 1478.
Bernhard Ii., Otto Ii. d. Siegreiche,
-s 1464. -s 1471.
Heinrich der Mittlere,
st 1532.
Nachdem durch die im Jahre 1428 vorgenommene abermalige
Theilung des welfischen Besitzthnms Herzog Bernhard die alleinige
Herrschaft über Lüneburg erlangt hatte, regierte er diese Lande noch
bis 1434, in welchem Jahre er hochbetagt zu Winsen an der Luhe
starb. Dieser Theil der welstschen Lande hatte vor dem andern,
dem sogenannten braunschweigschen, den Vortheil voraus, daß er
nicht, wie dieser, durch beständige Familientheilungen in einzelne
Stücke zersplittert, sondern stets als Ganzes znsammengehalten wurde.
Bernhard folgten seine beiden Söhne, Otto von der Haide
und Friedrich, in der Herrschaft. Obgleich sich Otto nicht durch
herrliche Thaten einen hervorragenden Namen unter den Welfen-
fürsten erworben, so muß man ihm doch dag Zugeständniß machen,
daß er die Zügel der Regierung, wenn auch straff, doch stets ge-
recht geführt hat. Zerwürfnisse mit seiner Hauptstadt blieben frei-
lich nicht aus, doch auch sie waren der Art, daß es der Hansa, als
das Verhältniß zwischen Fürst und Stadt einen ernsteren Charak-
ter anznnehmen drohte, nicht schwer ward, durch ihre Vermittelung
die Eintracht wieder herzustellen. Andere verschiedene Zwistigkeiten
mit seinem Bruder Friedrich wurden damit geschlichtet, daß durch
einen Vergleich vom 17. März 1441 bestimmt ward, die Regierung
des Herzogthums für die nächsten vier Jahre Otto allein zu über-
lassen, mit der Beschränkung jedoch, ohne Einwilligung Friedrichs
und seiner Stände keine Landestheile zu verkaufen, zil verpfänden
oder zu verschenken. Leider war die Regierung Otto's von
keiner langen Dauer, denn schon im Jahre 1446 verstarb er
rasch und ohne zuvorlges Kranksein in Celle und zwar, wie
man behauptete, durch Gift. Jetzt übernahm der frühere Mit-
regcnt, Friedrich, ein milder, allem Zank und Streit feind-
licher Mann, den das Volk den Gottesfürchtigen und den From-
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Extrahierte Personennamen: Hans_Lüneburg Bernhard_I. Otto_I. Friedrich_d Friedrich Bernhard_Ii Otto Heinrich Bernhard Bernhard Otto Friedrich Friedrich Otto Friedrich Friedrich Otto Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Lüneburg Friedrichs Celle
180
brachten, der nicht allein verfügte, daß der Nath seinen Verpflich-
tungen Nachkomme, widrigenfalls er mit dem Bann belegt werden
würde, sondern auch an die Bürgerschaft den Befehl gelangen ließ
das städtische Regiment, käme dieses dem päbstlichen Willen nicht
nach, seines Amtes zu entsetzen. Die Lage des Raths ward nach
und nach eine immer unangenehmere. Die Bürger waren so schon
seit längerer Zeit wegeil verschiedener verübter Härten und Ge-
walttätigkeiten ans ihn erbittert, die Prälaten unterließen auch
nicht, das Feuer zu schüren, und im Jahr 1454 kam es denn
endlich so weit, daß der Rath von der Bürgerschaft seines Amts
förmlich entsetzt, für ihn aber ein neugewählter Rath, unter dem
Dirk Schaper das Amt eines Syndikus bekleidete, eingesetzt ward.
Doch nur eines kurzen Bestehens sollte sich dieser neue Rath er-
freuen. Mit den Prälaten, die Anfangs eng mit ihm zusammen-
gehalten, traten zuerst Zerwürfnisse ein, als diese sahen, daß er
nichts weniger als geneigt sei, all' ihren Forderungen nachzukom-
men. Durch sie ward wiederum die Bürgerschaft beeinflußt und
die Folge davon war, daß an die Stelle des frühern Zutrauens
bald Mißtrauen und Argwohn eintrat, und als man nun gar erst
hörte, daß der Rath mit dem Plane umginge, die Stadt in die
Hand der wolsenbütteler Herzöge, Heinrich des Friedfertigen und
Wilhelm des Aelteren, 51t bringen, auch Herzog Friedrich, der gleich-
falls davon vernommen, nebst seinem Sohn Bernhard unerwartet
in die Stadt einritt, da war's mit dem neuen Regimente 31t Ende.
Es ward gestürzt, für dasselbe aber der damals entsetzte Rath wie-
derum in Amt und Würden eingeführt. Dies geschah 1457, und
einige Jahre darauf erledigten sich die Streitigkeiten mit den Prälaten
dadurch, daß diese sich bereit erklärten, ans einen nicht unbedeutenden
Theil ihrer Sülzeinkünfte zur Abtragung der städtischen Schulden^
last 511 verzichten. So endete im Jahre 1461 der Prälatenkrieg.
Schon vier Jahre früher, 1457, hatte Herzog Friedrich der
Fromme, von dem Wunsche getrieben, den Rest seiner Tage ruhig
und still zu verbringen, zu Gunsten seiner Söhne Bernhard und
Otto die Regierung über die lüneburger Lande niedergelegt. Otto
war noch minderjährig, weshalb bestimmt ward, daß vorläufig
Bernhard allein, dann aber beide zusammen regieren sollten. Die
Brüder durften so wenig eine Theilung vornehmen, als eine zwie-
fache Hofhaltung führen, auch ohne Znstinunuug des Vaters, der
Prälaten, Mannen und Städte keine Landestheile veräußern.
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Extrahierte Personennamen: Dirk_Schaper Heinrich_des Heinrich Wilhelm Friedrich Friedrich Bernhard Friedrich Friedrich Bernhard Otto Otto Bernhard
191
Sweites Capitel.
Geschichte der welfischen Stämme vom Anfänge der Reformation
bis zum Äusstcrben des moifenbüttel-ealenbergischen Stammes
unter Friedrich Ulrich 1634.
8 24. Geschichte des calenbcrgischcn Stammes von 1495—1584.
Wilhelm Ii., (via. § 21.)
Erich I., '
f 30. Jul. 1540.
Erich Ii.,
f 8 Novbr. 1584.
t t t
Erich I. aus den Verträgen von 1495 und 1498 der Stifter
der caleubergischeu Liilie des welfischen Hauses war am 16. Febr.
1470 zu Neustadt a. N. geboren. Erzogen war er zuerst in Mün-
den, dann am baierscheu Hofe in München. Iil seinem 18. Jahre
unternahm er, gleich seinem Großvater Wilhelm I., eine Reise nach
Jerusalem, lind sah dann auf seiner Rückkehr Nom und Italien.
Daralif trar er in kaiserliche Dieilste, uild was er hier leistete, ver-
schaffte ihm noch mehr als die Glinst, nämlich die Frelindschaft
Maximilian I. Erichs Leistlingeil in den Feldzügen in Kroatien
gegen die Türken, die Venetianer und Lombarden, Schweizer und
Frailzosen, waren in der That so erheblich, daß der Kaiser selbst
für seinen Freund 511 Jnsbruck Frei Werber wurde, als sich dieser
dort 1497 mit der Witwe Sigismunds von Oesterreich, Katharina
von Sachsen, vermählte. Nlinmehr erst im folgeildcn Jahre kehrte
Erich mit seiner jlingen Gemahlin nach Hans zurück, — um die
angefallenen Sauber zu übernehmen.
Heinrich der Aellere,
wolsenbüttelsche Linie,
via. § 25.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm Erich_I. Erich_Ii Wilhelm_I. Maximilian_I. Erichs_Leistlingeil Sigismunds Katharina
von_Sachsen Erich Hans Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: München Jerusalem Italien Kroatien Oesterreich
Vorwort.
Die Geschichte der Lande Hannover und Brannschweig ist identisch mit
der des welsischen Hauses. Zwar hat dieses nach eine Vorgeschichte,
die in Süddeutschland und Italien spielt, und der Volksstamm
der alten Sachsen im nordwestlichen Deutschland konnte bis gegen
das Jahr 1100 unter seinen edlen Geschlechtern das der Welfen
noch nicht mit anszählen. Erst damals traten sich beide näher; als
aber bald darauf alle die mächtigsten und edelsten Familien der
Sachsen, eine nach der andern, in dem Geschlechte der Welfen
ansgingen, eben so wie sich die kleinen Gewässer in den Haupt-
strom eines Landes ergießen, da ward die Vereinigung der neuen
Herrschersamilie mit dem Volke eine durch und durch nationale,
unabänderliche, und für alle Zeiten geschlossene. Ans ihr sind
alle diejenigen Ereignisse hervorgegaugen, welche in ununterbroche-
nem Gange uns, wie wir dastehen, Fürst aut) Volk, zu den heu-
tigen Zuständen geführt haben.
Eine innigere Vereinigung kann nun schon aus dem Grunde,
weil sie länger als 750 Jahre bestanden, kaum gedacht werden
und die Geschichte der europäischen Staaten vermag schwerlich noch
ein zweites Beispiel dieser Art nachzuweiseu.
Beide, Welfen und Sachsen, Fürsten und Volk, haben während
jener langen Zeit, wie das nicht anders sein kann, viel zusammen
durchgclebt. Kaiser und Reich und andere zur Zeit mächtige Für-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Sachsen Deutschland Sachsen Sachsen
86
predigten und veranlagen Kreuzznges und zur Krönung seines
unmündigen Sohnes einen glänzenden Reichstag in Frankfurt an-
gesetzt hatte, hier mit allen seinen alten Familienansprüchen, unter
diesen auch mit denen auf das Herzogthum Baiern, hervorzntreten.
Konrad wußte klug eine letzte Entscheidung dieser Angelegenheiten
bis zu seiner Heimkunft aus dem heiligen Lande aufznschieben, und
ailch Heinrich,'der sich um dieselbe Zeit mit Clementia von Baden
verlobt hatte, ward von anderen Plänen eingenommen, und ließ
sich daher augenblicklich diese Verzögerung schoii gefallcii. Die
Heirath erfolgte bald nachher imb brachte das Schloß Baden mit
zubehörigeii Güterii in das Allodium der Welsen*).
Während der letzteren Ereignisse iiiid des Kreuzznges des Kaisers,
der besonders in Begleitung der süddeutschen Fürsten unternom-
men war, benutzten die norddeutschen Fürsten ihre Zeit besser.
Namentlich war unter ihneii besoiiders Heiiirich der Löwe bemüht,
sein eigenes Territorium durch solche Eroberiingen zu vergrößern,
welche im Osten, itt Wagrien, gegen die dort ansässigen slavischeii
Stämmen versucht wlirden. Nicht dem Reiche, sondern dem eigenen
Familienbesitz solche zuzubringen, war die Absicht, obwohl Ver-
breitiing des Christeiithums als der eigeiitlichc Grund des Kriegs-
zilges von dcii dazu verbündeten Fürsten ansgegebeii war. Dies
erhellt deutlich ans dem Umstande, daß Heinrich später dem Erz-
bischof von Brenieii, der sich bei deii kirchlicheii Anordnungen in
jenen eroberten Gegenden eine entscheidende Stellung ausmachen
und zu weit gehende Diöcesen-Ansprüche erstreben wollte, selbst mit
Gewalt von diesem Beginnen znrückhielt. Unumschränktes Eigen-
thum in Norddentschland sollte die welstsche Macht für Verluste in
Süddentschland entschädigen.
Seit dem Jahre 1147 beginnen diese Erobernngszüge. Zwar
ward der erste durch die Sorgfalt des Obotriten-Fürsten Nielot ver-
eitelt, und hatte iveiter keine Folgen, als ein unzuverläßliches Ver-
sprechen der Annahme des Christenthnms; allein unverbrüchlich
behielt Heinrich seine Pläne im Auge, und kam, wenn größere
und wichtigere Ereignisse ihn nicht abhielten, stets wieder darauf
zurück. Man kann das Unternehmen etwa 1164—1167 als vollen-
*) Diese Güter vertauschte Heinrich später, 1157, dem Kaiser Friedrich I. gegen
Herzberg, Schartzfeld, Pölde und Burgdorf, wodurch das welfische allodiale Terri-
torium am Harz noch mehr geschlossen wurde. Cf. Orig. Guelph. Iii, p. 466.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Konrad Heinrich Heinrich Christeiithums Heinrich Heinrich Brenieii Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_I.
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bet auseben. Das Eroberte, was die Grundlage der heutigen
mecklenburg'schen Staaten werden sollte, ward nämlich um jene
Zeit von Heinrich dem Löwen in eine neu gegründete Grafschaft,
Schwerin (Zuerin), vereinigt, und diese als Lehn des welfischeu
Hauses einem bewährten Treuen, Glinzelin von Hagen, dessen
Stammschloß in der Gegend von Salder lag, übergeben. Dieser
Zweig des Hagen'schen Geschlechts legte bald seinen alteil Namen
ab, um sich nach der neuen Stelllnlg nun Grafen von Schwerin
zu nennen, voll beiten weiter die Großherzöge lind Herzoge von
Mecklenblirg ihre nächste Abstammung herleiteil.
Damit aber diese neuen Grafen voll Schwerin die nette Er-
obernilg jenfeit der Elbe auch ztt behauptett vermöchten, ward ihnen
als eine allzeit verläßliche Grundlage ihrer Macht eitle bedeutende
Mettge volt Gütertt und Besitzttngeit im Lünebnrgischeit, welche
meist ans der Erbschaft der Billiltger stammten, mitgegeben, uitd
für einen Theil der Grafschaft Schweriit erklärt. Diese überreichen
Besitzungen auf dem linkeit Ufer der Elbe sind laitge damit ver-
eint gewesen, und erst nach und nach wieder mit bent welfischen
Obereigenthum vereinigt).
Der Krettzzug des Kaisers hatte im gelobten Laitde gar
keine Erfolge; im deutschen Vaterlande war die Abwesenheit
desselben lttir Veranlassung zu größereit Verwirrungen uttd Un-
ruhett unter deit einzelueit Fürsten. Der neuernanute Herzog von
Baiern, Heinrich Jasomirgott, und Heiltrich der Löwe wareit nach
dein Tode der Vermittlerin Gertrud voll Neuem wegetl der An-
sprüche auf Baieril in Mißhelligkeiten und offene Feiltdschaft ge-
ratheu. Weint Letzterer die Wiedereinsetzuug in jene Würde als
altes Recht forderte, antwortete jener damit, daß er die in Batern noch
belegenen welstschen Allode, Rechte und anberen Besttzungeu feind-
lich lind mit der Absicht, sie als (Eroberungen der eigenen Haus-
macht einzuverleiben, angriff. Herzog Welf Viii., der Oheim Heiu-
rtchs des Löwen, war bisher der treue Vertheidiger der Rechte
der Familie gewesen;- zwar war er bei bettt Kreuzzuge betheiligt, *)
*) Uebct diese Verhältnisse vid. in der Zeitschrift des histor. Vereins für Nieder-
sachsens 1857, p. 1 —191, die ausgezeichnete Abhandlung: Die Besitzungen der
Grafen v. Schwerin am linken Elbufer und der Ursprung dieser Grafen. — Von
Lisch ist ein Auszug daraus erschienen, wo die Abstammung vom Geschlechte der
Hagen noch weiter begründet wird.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Hagen Mecklenblirg Heinrich_Jasomirgott Heinrich Gertrud Welf_Viii Hagen