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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 2

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 2 — einer Zeile des Gedichtes: „Zu Speier im letzten Häuselein " Also? Der ©reis, der arm und verlassen in der Hütte starb, das war der Kaiser, und darum läutete auch die Kaiserglocke bei seinem Tod. Warum sie von selber läutet, darüber wollen wir später sprechen, für jetzt merken wir uns nur, daß es dabei nicht wie gewöhnlich zuging, daß also die Kirchenglocken nicht auf Befehl des Bifchofs von Speier durch seine Diener geläutet wurden. Aber eines möchtet ihr jetzt vor allem wissen Wer war der unglückliche Kaiser, der so jämmerlich starb? Ich will es euch sagen, es war der deutsche Kaiser Heinrich Iv. Er war ein Franke Also? Aus demselben Stamm wie König Konrad I., nicht wie Heinrich I und Otto I. aus dem Stamme der Sachsen — Lage der Gebiete der ^ranken und der Sachsen ; vor ihm müssen noch zwei Heinriche regiert haben. Von diesem unglücklichen Kaiser Heinrich wollen wir nun erzählen. Etwas von dem Unglück Kaiser Heinrichs kennt ihr schon. (Wiederholung aus dem Gedicht). Aber ehe ihr noch mehr von diesem Unglück hört habt ihr gewiß eine andere Frage auf dem Herzen. (Ursache des Unglücks^ Wir fragen uns also: Warum starb Kaiser Heinrich in solchem Unglück? Die Art und Weise, wie Heinrich starb, ist allerdings sehr auffällig. ? Kaiser ist doch der Herr über die Fürsten und Bischöfe des Reiches, er wohnt in einem herrlichen Palast, ist prachtvoll gekleidet, er ist stets umgeben von einem Gesolge vornehmer Herren und einer Schar von Dienern, ^ die aus seinen Wink harren, und zum mindesten ist doch seine Familie um ihn. Und hier? Der mächtige Gebieter stirbt armseliger als der ärmste Unterthan, einsam und verlassen usw (Weitere Durchführung des Gegensatzes durch die Kinder). Warum? Warum? Der Papst in Rom hatte den Kaiser Heinrich in den Bann gethan. Was heißt das. Bann? Aus dem, was die Schüler über die Bannung Luthers (Reformationsfest!) wissen und auf Anregung naheliegender Fragen erschließen, ergiebt sich etwa folgendes m» n /®arnnder Bann ist eine harte Kirchenstrafe, mit der die Papste verbrecherische oder gottlose (ketzerische) Menschen züchtigten und @r bedeutet den Ausschluß des Gebannten aus, der Kirche. Der Gebannte darf daher kein Gotteshaus besuchen, an feinem Gottesdienst teilnehmen, das heilige Abendmahl und die damit verbundene Sündenvergebung nicht erhalten. Daher darf auch kein gläubiger (5hri|t mit dem Gebannten umgehen, er darf ihn nicht pflegen bewirten, beschützen, sonst wird er selbst gebannt. So ist der Verbannte ausgestoßen aus der Kirche und aus der Gesellschaft der Menschen. ^jetzit, wo wir die Furchtbarkeit des Bannes kennen, können wir un§_ auch manches erklären, was im Gedicht angedeutet wird. Nur weil Kaiser Heinrich im Banne war, starb er so arm und einsam und un-geehrt, so verlassen von Fürsten und Dienern und seinen Anqeh0riq.cn, nur deshalb ließ der Bischof nicht die Kaiserglocke läuten. Zusammenfassung: Der Papst that den Kaiser Heinrich

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 46

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 46 — den Papst zum Richter über den Kaiser und die Krone aufstellten, so erniedrigten sie die kaiserliche Gewalt zur Dienerin eines fremden Priesters, so raubten sie dem Reich die Selbständigkeit und Hoheit, die es von jeher neben und über dem Papsttum gehabt hatte, ja sie machten (durch die Investitur) das halbe Reich zum Eigentum des herrschbegierigen Rom und halfen dem Papst zur Erreichung seines stolzen Planes (Vereinigung der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt in seiner Hand). Und die solches thaten, das waren Reichsfürsten, deren oberste Pflicht es doch war, mit dem Kaiser für die Macht und Ehre des Reiches zu sorgen. Diese Pslichtvergesienheit können wir nur als einen Verrat des Reiches ansehen und verurteilen. — Zusammenfassung. Iii. 1. Zweierlei Hauptthatsachen hat uns unser Stück vorgeführt: den allgemeinen Abfall (Sachsen, Fürsten, Bischöfe, Volk) und die Fürstenversammlung zu Tribur. Wie hängen beide unter einander zusammen? Die einstweilige Absetzung ist die notwendige Folge des Abfalls (der Gehorsamverweigerung). Und wie hängen beide Ereignisse mit dem Bann zusammen? Sie sind die Folge oder Wirkung des Bannes. Also Überschrift? Die Wirkung des Bannes. It. 1. Überschrift: Die Wirkung des Bannes, d. H. der allgemeine Abfall der Unterthanen und die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentag zu Tribur. Kurze Erzählung der Thatsachen: Als der Bann in Deutschland bekannt wurde, fielen zuerst die hart gezüchtigten Sachsen von ihm ab, darauf die Fürsten, die Bischöfe und das Volk. Auf dem Fürstentag zu Tribur beschlossen die Fürsten, Heinrich solle für abgesetzt gelten, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist von dem Bann löse, und noch vor Ablauf dieser Frist sollte der Papst in Augsburg das letzte Urteil über ihn sprechen. Iii. 2. D as Verhülln is der Fürsten zum Kaiser war nicht immer so wie zu Heinrichs Zeit. Karl d. G. schaffte die Herzogswürde bei den einzelnen Stämmen ab (warum?) und regierte durch Beamte (Grafen) und Bischöfe, die ganz in seiner Gewalt waren. Zur Zeit Heinrichs I. sind die 5 Herzöge erbliche Herren ihres Stammgebietes, stehen wie Könige neben dem König und helfen oder widerstehen ihm je nach ihrem Gutdünken. (Wie war das gekommen: Schwache Kaiser nach Karl d. Gr.). Otto I. unterdrückt diese übermäßige Gewalt der Fürsten durch blutige Kriege und machte sie zu absetzbaren Beamten des Reiches. Zu Heinrichs Iv. Zeit treffen wir die Fürsten wieder als erbliche Herren (man denke an den Sohn des Sachsenherzogs) ihrer Lehnsgebiete, und zwar in viel größerer Anzahl; sie haben einen großen Teil der Königsgewalt (Heerbann, Geruht, Zölle) in der Hand und sind gewohnt auf den Reichstagen die Geschäfte des Reiches mit zu beraten und so das Reich mit zu regieren. Ja sie verweigern, wenn sie es für nützlich und straflos halten, sogar

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 57

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
_ 57 — auch erzürnt auf ihren Bundesgenossen in Rom, der ohne ihr Wissen und Willen sich mit ihrem gemeinsamen Feind versöhnt und dadurch ihrer siegreichen Empörung alle Kraft und alles Recht genommen hat. Sie werden sich wohl oder übel dem rechtmäßigen König unterwerfen, Verzeihung erbitten und gewiß auch erhalten (warum?); desgleichen auch die Bischöfe. Das Volk aber, d. H. Bürger und Bauern, wird sich freuen, wieder dem rechtmäßigen König ohne Gewissensbedenken gehorchen zu können; nur bei den trotzigen Sachsen ist das fraglich. Heinrich wird aus Italien zurückkehren, wird die Zügel der Regierung ergreifen und in Friede und Eintracht das Reich regieren und für das Wohl seines Volkes sorgen. Er wird aus dem Unglück Milde, Freundlichkeit und Rechtlichkeit gelernt haben und wird nun auch auf den Rat der Fürsten hören, und diese werden zufrieden damit sein, so viel Macht und Selbständigkeit zu erhalten, wie ihnen als Fürsten des Reiches zukommt. — Zusammenfassung. — Wir haben uns sehr geirrt; hört! Iia. Darbietung des Stoffes. Die Kunde von dem Ereignis in Canossa traf die deutschen Fürsten wie ein Donnerschlag. Schleunigst hielten sie Rat, und schon im Mürz, als noch überall tiefer Schnee lag, versammelte sich eine größere Zahl von Bischöfen und Fürsten in Forchheim. Bald einigte man sich dahin, daß die dem König Heinrich geschworenen Eide durch den Bann gelöst und vom Papst durch die Lossprechung nicht wieder giltig gemacht worden seien; auch sei das Reich schon über ein Jahr ohne König und man müsse darum rasch einen neuen König wählen. Die Gesandten des Papstes erklärten den Fürsten, daß ihr Herr, wenn irgend möglich, an König Heinrich festhalten wolle; könne dies aber nicht geschehen, so möchten die deutschen Fürsten ins Werk setzen, was sie fürs beste hielten, der Papst werde nicht dagegen sein. Da wählten die Versammelten einstimmig den Herzog Rudolf von Schwaben, den Schwager Heinrichs, zum König. Zuvor aber mußte er ihnen versprechen, daß er die Krone nicht als erblichen Besitz seiner Familie betrachte, sondern das Wahlrecht der Fürsten für alle Zeit anerkenne, und daß er auf die Einsetzung der Bischöfe durch die Verleihung von Ring und Stab verzichte. Die Fürsten ritten dann mit ihrem Erwählten nach Mainz, und hier empfing Rudolf vom Erzbischof Siegsried in Gegenwart der päpstlichen Gesandten die Königsweihe und Salbung; gekrönt konnte er nicht werden, weil die Reichskleinodien noch in Heinrichs Händen waren. Aber noch an dem Tage der Salbung gerieten einige Bürger der Stadt in Zank mit königlichen Rittern. Alsbald wurden die Glocken gezogen und Waffen herbeigeschleppt; die Bürger stürmten nach dem Dom und nach der anstoßenden Pfalz des Königs; Drohungen erschollen, man werde den „Pfaffenkönig" töten. Des Königs Ritter brachen gewaffnet aus dem Thor des Domes und verjagten nach kurzem Kampf die Bürger. Aber noch in derselben Nacht verließ König Rudolf die Stadt, und der Erzbischof folgte ihm. An Worms vorüber zog Rudolf nach Schwaben

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 96

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 96 — auch ihn 'stürzen, wenn er uns nicht mehr gefällt. Darum bleibt es bei dem, was wir früher gelernt haben: Iv. 3. Der Eid ist unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der unwandelbare Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1 Petr. 2, 17). V. Aufgaben zur Einprägung und geläufigen Beherrschung der vorgeführten Thatsachen an der Hand der historischen Systeme. Des jungen Heinrich Verrat ist „Hochverrat", d. h. Verrat an der höchsten obrigkeitlichen Gewalt. — Auch die Empörungen der deutschen Fürsten (jetzt, und früher unter Otto I.) sind meist aus Herrschsucht hervorgegangen (Nachweis). — Auch aus Gregors Herrschsucht ist viel Unheil für das deutsche Reich entstanden (Nachweis!). Auch bei der Erhebung des jungen Heinrich zum König sehen wir wiederum den Mangel des klaren und bestimmten Rechtes (cf. 4. Einheit, Iv. 3). Wieso? Erbrecht und Wahlrecht ist durcheinander ge- mischt: Heinrich wird gewählt, weil er der Sohn des Königs ist, und wird doch nur König, weil er gewählt ist. Warum ist der Eid der Unterthanen unlöslich? Anhang 2. Die Jugend Heinrichs It. Überleitung: Nachdem wir soviel von dem Manne Heinrich erzählt haben, sollt ihr auch noch etwas von dem Knaben und Jüngling Heinrich hören. Vielleicht lernt ihr daraus manche That und Eigenschaft des Mannes verstehen; denn in dem Knaben zeigt sich gar oft schon der künftige Mann Darbietung des Stoffes (vergl. das Lesebuch!). Kurze Erläuterung und Beurteilung der vorgeführten Handlungen und Ereignisse. Können wir nun besser verstehen, warum Heinrich als Mann so manches Unrecht gethan und so manche schlechte Eigenschaft gezeigt hat? Die Fürsten haben ihm viel Böses gethan (Entführung, Tribur, Gattin); darum haßte er sie und zog sie nicht in seinen Rat. Fürsten und Bischöfe haben habgierig und herrfchfüchtig die Rechte und Güter des Königs, ja sogar seine Regierungsgewalt an sich gerissen — darum hat Heinrich als Mann ebenso rücksichtslos seine Königsgewalt gegen Fürsten, Sachsen und Papst geltend gemacht und dabei auch oft die wirklichen Rechte feiner Gegner verletzt. Der Haß gegen die Sachsen, den Adalbert in ihm gepflanzt hatte, führte zu der ungerechten Be-

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 38

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — und ihren Vorteil denken; sie wollen einen schwachen und hilfsbedürftigen König, um von ihm immer mehr Rechte und Freiheiten zu erpressen, sie sind selbstsüchtig. Wenn ein ganzer Stamm sich vom Kaiser losriß, so mußten sie als Reichsfürsten dem Kaiser helfen und die Empörer zum Gehorsam zwingen; sonst war das Reich in Gefahr in Stämme und Stücke zu zerfallen und Macht und Ehre zu verlieren. Sie machten zwar ihre Untreue später wieder gut (wie so?), aber nur weil der Frevel der Sachsen gar so arg und die Entrüstung des Volkes gar zu groß war; und wer weiß, ob es sie nicht wieder bald gereut hat. Die Bürger von Worms sind die einzigen Treuen unter so vielen Untreuen, sie hatten zum Kaiser und suchen ihn nach Kräften zu schützen und zu stärken. Worms ist die erste deutsche Stadt, die selbständig wie ein Reichsfürst auftritt und Gut und Blut, Waffen und Arme ihrer Bürger dem Kaiser zum Wohl des ganzen Reiches in die Hände giebt. Darum verdient die Wormser Bürgerschaft den Lohn des Kaisers, und gerade dieser Lohn kam auch dem Kaiser zu gut. Warum ? Durch die Befreiung vom Zoll konnten die Wormser ihren Handel noch erweitern und vermehren (mehr Waaren erzeugen, mehr Wagen und Schiffe befrachten und weiter senden, billiger verkaufen und doch noch reicheren Gewinn machen als die anderen Handelsstädte) und dadurch Reichtum und Macht (mehr Waffen und Bürger) gewinnen und so dem Kaiser noch wirksamer dienen. Schluß. Jetzt können wir bestimmt sagen, wie der über den Kaiser ausgesprochene Bann aüs die Sachsen einwirken wird. Sie werden jubeln über die Bannung ihres Unterdrückers, sie werden sich freuen, daß alle ihre Treueide vom Oberhaupt der Christenheit für un-giltig erklärt werden, sie werden, wie der Papst, den Kaiser für abgesetzt erklären, und ihm den Gehorsam verweigern; denn nur so glauben sie sich von dem harten Druck losmachen und ihre frühere Freiheit wieder gewinnen zu können. Und so war es auch. Die besiegten und schwer gezüchtigten Sachsen fielen sofort von dem gebannten Kaiser ab. Zusammenfassung: Abfall der Sachsen. Zweites Stück: Der Abfall der übrigen Unterthanen. Ii a. Darbietung des Stoffes in 3 Abschnitten. Erster Abschnitt: Der Abfall der Fürsten. Wie sich die Fürst en gegen den gebannten König verhalten werden, können wir uns auch leicht denken. Wir wissen schon, daß sie ihn im Sachsenkrieg verlassen haben, um seine Macht zu schwächen und ihre zu stärken, und daß sie ihm nur notgedrungen zu Sieg und Ansehen verhelfen. Jetzt wird sie das gereuen. Denn sie sehen, daß Sachsen vom König unterjocht wird, daß der Sachsenherzog nicht wieder eingesetzt wird, daß der König sein Söhnchen zum Nachfolger wählen läßt und so ihr Wahlrecht ungiltig

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 41

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — deutschen Bischöfe und Fürsten nach Worms zu berufen. Die Herren wurden geladen, aber niemand kam. Dafür kam die Botschaft, daß die Fürsten die ihnen anvertrauten sächsischen Gefangenen losgelassen hätten, und daß in Sachsen der Aufstand von neuem ausgebrochen wäre. Und so war es auch. Mit Jubel begrüßten die Sachsen ihre befreiten Fürsten, griffen abermals zu den Waffen, erstürmten die königlichen Burgen, verjagten die Steuereinnehmer, vertrieben die Anhänger des Königs und verwüsteten ihre Güter. Sachsen war dem König verloren. Zur Erläuterung: Ausmalung der Gefühle und Reden des Königs bei der Nachricht von dem Bann. Zu welchem Zweck berief Heinrich die neue Versammlung nach Worms? (Nochmalige Entsetzung des vorzuladenden Gregor, Wahl eines neuen Papstes, Einsetzung desselben mit Waffengewalt). Warum erschien keiner der Geladenen? (Siehe oben!) Warum entließen die Fürsten die gefangenen Sachsen? (Sie glaubten, dem Gebannten nicht mehr Treue und Gehorsam schuldig zu sein, und wollten auch die Zahl und Macht seiner Feinde verstärken; denn wenn der König nicht mehr die Gefangenen als Geiseln in der Hand hatte, so konnten sich die Sachsen gegen ihn alles erlauben). Wie ging Sachsen für den König verloren? (Siehe oben!) Wie wird es nun dem König zu Mute sein? (Schreck, Zorn, Angst, Ratlosigkeit). — Zusammenfassung: Heinrich sucht sich vergeblich gegen den Bannspruch zu helfen und erkennt mit Schrecken den allgemeinen Abfall. Überschrift. Zweiter Abschnitt: Der Fürstentag in Tribur. Wie sich die Abgefallenen weiter gegen den König verhalten. Es kann nicht lange so bleiben, wie es jetzt ist, daß die Fürsten dem gebannten König den Gehorsam verweigern und ihn nicht mehr als König anerkennen, denn es muß doch ein König da sein, der die Geschäfte des Reiches führt. Also muß entweder der Bann irgendwie gelöst werden, oder die Fürsten mußten wie der Papst auch ihrerseits den König für abgesetzt erklären und einen neuen König wählen; das letztere wird ihnen sicherlich (vergl. die früheren Erörterungen!) das liebste sein. Also, was wird geschehen? König Heinrich war ratlos. Aber die Fürsten hielten Rat und beschlossen, eine allgemeine Fürstenversammlung nach Tribur auszuschreiben, um dort den gestörten Frieden der Kirche und des Reiches wieder herzustellen. Und alle Geladenen kamen und waren ein Herz und eine Seele, und doch war erst ein Jahr vergangen, seit die Schwerter der Oberdeutschen sich mit sächsischem Blute gefärbt hatten. Vor allem war man darin einig, daß der gebannte Heinrich nicht mehr König sei, und daß man einen neuen König wählen dürfe. Schon wurde Rudolf von Schwaben genannt. _ Aber der Papst hatte an die Fürsten geschrieben, er wolle Heinrich wieder in Gnaden annehmen, wenn er sich von ganzem Herzen bekehre und die Kirche nicht mehr als Magd behandle, sondern

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 105

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 105 — Gründe der Wahl: Empfehlung des sterbenden Vorgängers, kriegerische Tüchtigkeit, königliche Erscheinung, Versöhnlichkeit gegen die Welsen. Wie Friedrich gewählt wurde. Einmütig und einstimmig wurde daher Friedrich von den in Frankfurt versammelten Fürsten zum König gewählt, und willig leisteten ihm alle Fürsten den Eid der Treue. Lauter Jubel erscholl in der Stadt, als seine Wahl bekannt wurde, und der Jubel verbreitete sich mit der Kunde hinaus in das deutsche Land. Wer irgend konnte, eilte nach Aachen, um der nach acht Tagen stattfindenden Krönung beizuwohnen. Am Sonntag Lätare („Freue dich!" — gute Vorbedeutung?) führten die Bischöfe den König aus der Kaiserpfalz (Palast Karls des Großen) in den Dom Karls des Großen. Dort krönte ihn der Bischof von Köln in herkömmlicher Weise unter dem freudigen Heilruf der Menge. Bei der Krönung gelobte Friedrich dem Papst Ehrerbietung und Liebe, der Kirche Schutz und Schirm, desgleichen auch den Witwen und Waisen und dem gesamten Volk. Dann ließ er sich mit Krone und Schwert nieder auf,den Thron Karls des Großen. In seinem Herzen aber lebten die Gedanken Kurls des Großen. Er faßte den heiligen Entschluß, ein Kaiser zu werden wie einst der große Karl und wie er Recht und Frieden in der ganzen Christenheit herzustellen. Dies geschah im Jahre 1152. Erläuterung bezw. Hervorhebung der Hauptpunkte: Einstimmige Wahl, warum? Jubel des Volkes, warum? Doppeltes Gelübde; Inhalt und Wert desselben, insbesondere Darlegung der Aufgaben, die sich Friedrich durch sein Vorbild stellte und die in der Herstellung der alten Herrlichkeit des Reiches gipfeln. Erinnerung an die ähnliche Krönung Qttos d. G., Ausmalung der „herkömmlichen Weise" nach diesem Vorbild. — Zusammenfassung: Einstimmige Wahl in Frankfurt, feierliche Krönung in Aachen, doppeltes Gelübde, 1152. Überleitung: Wie wird nun Friedrich diese Gelübde erfüllen? (Vermutungen: Friede mit den Welfen, Landfriede, Zug nach Rom zur Kaiserkrönung u. s. w.) Zweites Stück: Wie Friedrich seine Regierung begann. 1. Die Botfcha ft an den Papst. Gleich nach seiner Krönung zeigte Friedrich dem Papste seine Wahl an. In dem Schreiben sprach der König aus, daß ihm das Reich von Gott übertragen sei und daß er daher die Rechte des Papstes und das Eigentum der Kirche schützen wolle; von einer Bestätigung der Wahl war nicht die Rede. Wie denkt also Friedrich über das Verhältnis des Königs zum Papst? Der König ist von Gott eingesetzt und ist der mächtige Schutzherr der Kirche. Es steht völlig selbständig neben dem Papst und braucht also nicht erst dessen Einwilligung, wie z. B. Heinrich V. und der Gegenkönig Hermann. Friedrich denkt also ganz ähnlich, wie Heinrich Iv., ja auch wie Otto d. G. und Karl d. G. — Zusammenfassung. Überschrift.

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 30

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 30 — zur Absetzung ihres Kaisers ähnlich verhalten. Also kommt alles darauf an, wie der Bann des Kaisers in Deutschland, wo er seine Hauptmacht hat, ausgenommen wird. Wenn er von den deutschen Christen auch als null und nichtig angesehen wird, hat der Kaiser gewonnen,. wird er aber als gerecht und giltig angesehen, so hat der Kaiser verloren. Also müssen wir jetzt besprechen: die Wirkung des Bannes. Zweite Einheit. Me Wirkung des Mannes. Hauptziel: Die Wirkung des Bannes. I. Wenn wir uns klar machen wollen, welche Wirkung der Bann auf das deutsche Volk machte, so müssen wir die einzelnen Stände und Teile des Volkes ins Auge fassen und uns fragen, wie sie den Bann aufnehmen werden. Welche Stände sind dies? Di^Llrsten (Herzöge, Grafen); sie haben die Eide geschworen, die Gregor gelöst hat, und es wird sich nun fragen, ob sie ihren Eid halten oder brechen wollen. Die Stämme (Schwaben, Franken, Sachsen, Bayern, Lothringen) ; ihr Verhalten wird stark auf die Fürsten einwirken. Die Bischöfe, sie haben dem Kaiser zur Entsetzung des Papstes geholfen; aber es fragt sich nun, wie ihre und des Kaisers unerwartete Bestrafung auf sie einwirken wird. Das gemeine Volk, die gläubigen Christen; sie werden schwanken, ob sie zu ihrem geistlichen oder zu ihrem weltlichen Oberhaupt halten sollen, und ihre Haltung wird dann wiederum auf die Fürsten und Bischöfe einwirken. Ii. Stoffübersicht: Erstes Stück: Der Abfall der Sachsen. Zweites Stück: Der Abfall der übrigen Unterthanen. Drittes Stück: Die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentage von Tribur. Erstes Stück: Der Abfall der Sachsen. I. Von einem deutschen Stamm können wir uns schon denken, wie er sich zu dem gebannten Kaiser verhalten wird. Es sind die S a ck> s e n. die, wie wir wissen, sich gegen Heinrich empört haben und von ihm besiegt worden sind. Sie und ihre Fürsten werden darum

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 191

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 191 — Allgemeinesziel: Diese Fragen wollen wir nun miteinander beantworten. Stoffübersicht (8 Stücke): 1. Die kaiserlose Zeit" vor Rudolf von Habsburg. 2. Die „kaiserlose Zeit" eine Zeit des „Faustrechtes". 3. Die Wahl Rudolfs von Habsburg. 4. Rudolfs Sorge für den Landfrieden. 5. Rudolfs Kampf mit Ottokar von Böhmen. 6. Rudolfs Regierung. 7. Rudolfs Tod. 8. Was sich das Volk von König Rudolf erzählte. Erstes Stück: Die „kaiserlose" Zeit vor Rudolf von Habsburg. Zielfrage: Wie war es möglich, daß es damals im deutschen Reich eine „kaiserlose" Zeit gab? Erstes Unterzieh Was war aus dem Kaifergefchlecht der Hohenstaufen geworden? I und Iia. Als wir zur Betrachtung der Kreuzzüge den Blick von Deutschland abwandten, herrschte in unserem Vaterlande der mächtige Hohenstause Friedrich Barbarossa. Schon vor ihm war ein Hohen-staufe Kaiser gewesen (Conrad Iii.), und nach ihm kam die Krone an feinen Sohn Heinrich Vi., der, wie wir wissen (Richard Löwenherz) mit den Welfen in Deutschland und mit den Normannen in Sizilien zu kämpfen hatte, und der auch schließlich, wie wir hier einschalten können, das von ihm erheiratete Königreich Neapel-Sizilien eroberte. Nach ihm regierte, wie wir ebenfalls schon gehört haben, ein andrer Sohn Barbarossas, Philipp, der aber mit einem vom Papst und den geistlichen Fürsten eingesetzten Gegenkönig (Otto Iv., ein Sohn Heinrichs des Löwen) zu kämpfen hatte. Der nun allein regierende Gegenkönig wurde aber von dem gewaltigen Papst Innocenz als ungehorsam verworfen und durch den gegen ihn gesandten Friedrich Ii. (Sohn Heinrichs Vi., Enkel Barbarossas) verdrängt. Dieser Friedrich war nun zugleich Herr von Deutschland und Italien (Ober- und Unteritalien) und wurde wegen dieser Übermacht von dem folgenden Papst aufs schärfste bekämpft (Bann, Kreuzzug). Der Kampf entbrannte bald nach dem Kreuzzug von neuem: Friedrich in Italien gegen Papst und Lombarden, sein Sohn Conrad in Deutschland gegen 2 von der päpstlichen Partei nacheinander aufgestellte Gegenkönige; Bannspruch des Papstes mit Verfluchung und Entsetzung des „ketzerischen und kirchenräuberischen Geschlechtes" der Hohenstaufen; Sieg des Kaisers über die Lombarden, zornige Briefe des Kaisers gegen den herrschsüchtigen Feind Christi in Rom. Friedrich starb unbesiegt; freilich Deutschland, das er die letzten 15 Jahre seines Lebens gar nicht besucht hatte, war für die Hohenstaufen so gut wie verloren, aber fein Königreich Unteritalien hatte er festgehalten, und ebenso nach ihm sein Sohn Conrad, der vor dem päpstlichen Gegenkönig aus Deutschland weichen mußte. Als dieser vier

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 8

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Kirche erbaut hat, und daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden." 6. Heinrichs Fahrt über die Alpen. Der König wußte recht wohl, daß sein ganzes Heil davon abhänge, daß er vor Wiederkehr des Jahrestages von dem Banne gelöst werde und nicht die Ankunft des römischen Bischofs in Deutschland abwarte. Er hielt daher für das beste, dem nach Deutschland reisenden Papst noch innerhalb Italiens entgegenzutreten und den Losspruch vom Bann auf jede mögliche Weise zu erlangen. Darum verließ er wenige Tage vor Weihnachten ganz heimlich die Stadt Speier und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohne die Reise an. Nnr ein deutscher Mann von edler Geburt begleitete den deutschen König, und vergeblich hatte der König zur Bestreitung der Reisekosten viele Freunde angefleht, denen er früher oft Gutes erzeigt hatte. Zugleich machten sich auch die übrigen Gebannten auf den Weg, um schneller die Lossprechung vom Banne zu erlangen. Die Heftigkeit und Rauheit des Winters war in diesem Jahre so andauernd und hart, daß der Rheinstrom vom Martinstag bis zum Anfang April fest gefroren Mitfr. In Burgund feierte der König mit seinem Gefolge die Geburt des Herrn. Er war aber von der geraden Straße abgebogen, weil er sicher erfahren hatte, daß die Herzöge Rudolf, Welf und Berthold (Schwaben, Bayern, Kärnten) alle Wege und Zugänge, die nach Italien führten, mit Wächtern besetzt hätten, um ihm deu Übergang zu versperren. Am Mont Cenis kam ihm seine Schwiegermutter, die Markgräfin von Susa, entgegen und hals ihm aus mancherlei Art zur Reise. Doch der Winter war überaus hart, und die Berge, die
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