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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 274

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
274 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. unabhängig. In diesen Verhältnissen bleibt manches dunkel, doch räumten die Thüringe keineswegs ihr Land, nur das Maingebiet, das Hauptland der alten Hermunduren, der Vorfahren der Thüringe, wurde ganz von fränkischen Ansiedlern erfüllt.*) Kurz nach dem Ende des Thüringerreiches sollte sich auch das Schicksal Burgunds erfüllen. Als König Gundobad im Jahre 516 gestorben war, folgte ihm sein katholischer Sohn Sigismund in der Herrschaft. Er hatte eine Tochter Theoderichs, des großen Ostgoten, die Ostrogoto, zur Gemahlin; diese aber starb und hinterließ ihm einen Sohn Namens Sigerich. Als nun Sigismund bald darauf ein andres Weib von niederem Stande zur Ehe nahm, behandelte diese — wie Gregor erzählt — den Knaben hart und lieblos und schwärzte ihn oft bei feinem Vater an. Darüber ward Sigerich sehr erbittert, und da er einst an einem Festtage die Stiefmutter mit den Gewändern seiner Mutter bekleidet sah, konnte er seinen Unmut nicht bezwingen und brach in die Worte aus: „Du bist nicht wert, diese Kleider zu tragen; denn sie gehörten einst deiner Herrin, meiner Mutter." Da ward das Weib von Ingrimm erfüllt und hetzte ihren Gemahl mit falschen Worten gegen den Sohn. „Dieser Knabe," sprach sie, „trachtet danach, dein Reich zu besitzen; er will dich töten und sich zum König machen. Das Reich will er dann auch über Italien ausbreiten, das einst sein Großvater Theoderich besessen hat. Aber er weiß freilich, daß er bei deinen Lebzeiten dies nicht erreichen kann, und nur, wenn du fällst, kann er steigen." Durch solche Rede des schändlichen Weibes bethört, ward er zum Kindesmörder. Als der Knabe einst nach Tische eingeschlafen war, ließ ihm sein Vater ein Tuch unter das Kittn und um den Hals binden und von zwei Knechten zuziehen, daß er erstickte. Erst als die greuliche That geschehen war, ergriff den Vater zu spät die Reue; er warf sich auf den Leichnam seines Kindes und weinte bitterlich. Da soll ein Greis zu ihm getreten sein und gesprochen haben: „Weine doch lieber über dich selbst, daß du auf verruchten Rat gehört hast und ein scheußlicher Kindesmörder geworden bist. Denn er, der unschuldig ermordet ist, bedarf deiner Thränen nicht." Darauf ging Sigismund auf lange Zeit in ein Kloster und verharrte dort in Thränen und Bußübungen, die göttliche Gnade anrufend. Er richtete dort Totenmessen ein, die aus alle Zeiten für fein Kind gelesen werden sollten; dann kehrte er endlich nach Lyon zurück. Aber die Rache Gottes *) Bgl. Dahn, Urgeschichte 3, S. 78. Die Königin Amalaberga floh nach Italien zum Gotenkönige Theodahad. Als Witichis im Jahre 540 von Belisar gefangen nach Konstantinopel geführt wurde, zogen auch Amalaberga und ihre Kinder mit dahin. Einer ihrer Söhne, Amalafried, der später eine Anführerstelle im kaiserlichen Heere bekleidete, stand im Jahre 551 dem Langobardenkönig Audoin gegen die Gepiden bei. Vgl. oben S. 27.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 298

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
298 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Wohl mag eine fränkische oder langobardische Stadt damals einen fremdartigen Anblick gewährt haben. Zwischen griechischen Tempelsäulen, deren Marmorstücke aus den Fugen gingen, und zwischen den mächtigen Quadern römischer Bogen, der unverwüstlichen Arbeit alter Zeit, sah man den Notbau der letzten Römerjahre, unordentliches Ziegelwerk mit eingemauerten Werkstücken älterer Gebäude, und daran geklebt wie Schwalbennester die Wohnungen armer Leute. Neben den Steinhäusern der Provinzialen mit Atrium und Porticus, mit einem Oberstock und Altan stand der hölzerne Saalbau eines germanischen Ackerwirts mit einem Laubengang auf der Sonnenseite und einer Galerie darüber. Dahinter zerstörte Wasserleitungen, ein Amphitheater, welches bereits als Steinbruch benutzt wurde, Brandstätten und wüste Plätze, an den Straßenecken kleine Holzkapellen mit einem Heiligtum. Und uuter Ruinen und Notbauten wieder das Gerüst einer großen steinernen Kirche, die dem Stadtheiligen gebaut wurde, auf hoher Stelle ein Palast, den sich der germanische König errichten ließ, nach heimischer Sitte mit vielen Nebengebäuden für Gefolge, Dienerschaft, Reisige und Rosse, oder ein burgähnliches Turmhaus des Grafen mit Hofraum und weiter Halle. In den engen Straßen der Frankenstadt handelte neue und alte Welt in buntem Gemisch durcheinander. Eine reisige Schar mit Helm und Panzer zog daher auf starken Kriegsrossen, oder der Jagdzug eines Königssohns, die Knaben den Köcher auf der Schulter, den Speer in der Hand, die Hunde am Leitfeil, die Falken über dem Fausthandschuh. Vornehme Frankenfrauen, in der Sänfte getragen oder zu Rosse sitzend, teilten das Gewühl, und wieder ein stattlicher Geistlicher, in weißer Dalmatica mit Purpurstreif, nach römischem Brauch mit einem Gefolge von Diakonen, Sängern und Thürhütern, handfesten Männern, die nicht nur das Gotteshaus, sondern auch ihren geistlichen Hirten zu schützen halten. Daneben Marktleute vom Lande. Hier die hohe Gestalt des helläugigen Germanen mit blondem Haar, im braunen Lodenwamms, das kurze Schwert an der Seite, die Axt in der Hand; neben ihm sein Weib im weißen Linnen-hemd, über das die Armilausa geschlagen war, ein ärmelloser Überwurf, an den Seiten offen, nur über der Brust geschlossen, auch die Frauen mächtig an Gliedern und mit einer Hand, die im Streite geballt sicher Beulen schlug. Vor ihnen gestikulierte der braune Einwohner von Aremorika, kenntlich an der Stirnbinde, die er trug wie das Stadtvolk in Rom, um sich als geborner Römer zu zeigen, der Handwerker mit seinem Schurzfell, Sklaven von jeder Hautfarbe. Mißtrauisch spähte in das Gedränge der christliche Syrer, der damals in den Handelsstädten des Abendlandes der begünstigte Nebenbuhler des Juden war, und der reiche Jude, Geldmann der Stadt und Vertrauter des Königs, der auf seinem Klepper, begleitet

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 367

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Gregvrius von Tours, der Geschichtschreiber der Franken. 367 Fredegundens! Auf diese gänzlich unbegründete Beschuldigung hin fällte er das Urteil über die Unglückliche. Drei Tage lang wurde sie auf seinen Befehl mit allen erdenklichen Qualen gemartert. Dann ließ er sie aus ein Kamel setzen und so durch das ganze Heer führen, endlich mit dem Haupthaar, einem Arm und einem Fuß an den Schweif eines überaus wilden Pferdes binden. So wurde sie von den Hufen des rasend davonsprengenden Tieres Glied für Glied zerschmettert (613). Einea solche viehische Grausamkeit beging ein junger Mann von achtundzwanzig Ihren an einer Greisin, die wie er aus königlichem Geschlechte stammte, und er handelte so nicht in der Hitze rasch auflodernden Zornes, sondern mit kaltem Blute, nach dreitägiger Überlegung. Brunhilde hatte in ihrem langen, an Kämpfen überreichen Leben manche wilde, rasche That begangen; sie scheute auch vor Blutvergießen und Gewaltthätigkeit nicht zurück, wenn sie dadurch zum Ziel zu gelangen hoffte. Aber sie steht durch die Großartigkeit ihres Strebens und einen nicht abzuleugnenden hohen und kühnen Sinn hoch über der verächtlichen Fredegnnde, die in Frieden anf ihrem Bette starb, und über dem scheußlichen Mörder, dem sie zum Opfer siel. Mit ihr sank ^die letzte große Gestalt in der merowingischen Königsgefchichte dahin; ihr Sturz bedeutete nicht sowohl einen Sieg des neustrischen Königs, der nun das ganze Frankenreich besaß, als vielmehr den Triumph des fränkischen Adels, der durch ihn zu herrschen strebte. Ehe wir aber die äußeren Geschicke des Merowingerreiches zu Ende führen, wenden wir unsern Blick ein paar Männern zu, die uns vor dem Irrtum bewahren können, als ob in dieser gräßlichen Zeit der göttliche Funke im Menschenherzen völlig erloschen gewesen wäre. Unsere Aufmerksamkeit gilt zunächst dem wackeren Manne, dessen lebendige und treuherzige Berichte uns als fast alleinige Quelle über die fränkische Geschichte bis zum Jahre 591 gedient haben. 12. Sregorms von Tours, der Geschichtschreiber der Fmnlun?) (Bon c. 540 bis 594.) Die Schulen der gallischen Grammatiker und Rhetoren genossen in den späteren Jahrhunderten der römischen Kaiserherrschaft des höchsten Ansehens. Wir haben früher**) eine anschauliche Schilderung der selbst in den letzten Jahren des Reiches noch eifrig betriebenen Studien jener wort- *) Als Hauptgewährsmänner für dieses Kapitel dienen uns Watte n b ach (Geschichtsquellen im Mittelalter, 4. Aufl., Bd. 1, S. 74 ff.). Gieseb recht (Einleitung zu seiner Übersetzung des Gregor) und Löbell (Gregor von Tours und seine Zeit, 2. Aufl.). **) Band 2, S. 179 ff.

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 214

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Geschichte; die Entdeckung seines Grabes ward nicht mit Unrecht als Auferstehung seiner historischen Persönlichkeit gefeiert; denn die Waffen, mit denen er das sinkende Römertum geschützt und das fränkische Reich hat emporbringen helfen, dauern noch in unsern Tagen fort. 3. Innere Zustände um die Zeit der Nerckzaründuna: das salische Gesetz. @5 war gegen das Ende des fünften Jahrhunderts, als ein fränkischer Großer Namens Sigismar eine westgotische Prinzessin heiraten wollte. Den Hochzeitsaufzug sah ein feingebildeter Römer mit an, der geistreiche Bischof, Dichter und Briefsteller Apollinaris Sidonius;*) ihm, der uns den Westgotenkönig Theoderich den Zweiten so anschaulich geschildert hat, verdanken wir auch eine Beschreibung jenes Hochzeitszuges, die ein für die Sittengeschichte wertvolles Bild von der Tracht und dem Aussehen vornehmer Franken der damaligen Zeit giebt. Apollinaris schreibt an einen Freund: „Da du so gerne Waffen und Waffenkleidung betrachtest, so wäre es dir eine Freude gewesen, wenn du den königlichen Jüngling Sigismar, nach der Sitte seines Volkes als Bräutigam angethan, nach der Wohnung seines künftigen Schwiegervaters hättest einherschreiten sehen. Sein Roß war mit strahlendem Brustschmuck geziert, ja es gingen ihm sogar Pferde voraus und folgten andre, die alle von Edelsteinen glänzten. Aber er saß nicht auf feinem Rosse, sondern es ward für anständiger gehalten, daß er mitten unter seinen Begleitern zu Fuße einherschritt, angethan mit flammendem Purpur, mit rötlich glänzendem Goldschmuck und weißer Seide, während sein Haar, seine Gesichtsfarbe und feine übrige Haut diesem Schmucke entsprach. Das Aussehen seiner Genoffen aber war auch im Frieden furchtbar. Ihre Füße bis an die Knöchel waren von rauhen Schuhen umhüllt, Schienbein, Knie und ein Stück des Schenkels darüber war unbedeckt. Außerdem umgab einen jeden ein eng anschließender Leibrock von verschiedenen Farben, der aber nicht bis zu den Kniekehlen niederreichte. Die Ärmel umhüllten nur den' oberen Teil des Armes; der grünlich schimmernde Mantel stach ab von den rötlichen Gliedern. Die Schwerter hingen an Wehrgehenfen von der Schulter nieder und lagen dicht an die mit Pelzen umhüllten Hüften an. Die Kleidung dient bei ihnen aber nicht nur zum Schmuck, sondern auch zur Wehr. Denn in der rechten Hand trugen sie Speere mit Widerhaken versehen und Streitäxte, die auch zum Schleudern geeignet sind,**) in der linken dagegen einen Schild, dessen Fläche *) Siehe Band 2, S. 145. **) Der Speer ist der Ango, die Streitaxt die Frankiska, die schon Bd. 1, S. 40 erwähnt wurden. Vergleiche weiter unten die Schilderung aus Agathias.

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 215

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Innere Zustände um die Zeit der Reichsgründung; das salische Gesetz. 215 fdmeetnetft dessen Buckel ober gelb ist. Dieser Schild bezeugt sowohl den Reichtum'seines Besitzers, ols die Kunst seines Verfertigers. Alles wor überhaupt so beschaffen, daß dos Ganze nicht nur ein Hochzettszug, sondern auch zugleich ein Krtegszug zu sein schien." Ergänzend fet hierzu bemerkt, daft die Fronten dos blonde Haar noch vorn auf tue Stirn zu kämmten, ant Nocken aber kurz abzuscheren pflegten. Dos lang herabfallende Haar war ein besonderes Ehrenzeichen des tnerowingtschen Geschlechts, An Den vollen das Haupt umwallenden Locken, an die nie etn Schermesser kam, erkannte man schon beim ersten Anblick den König oder das Mttglted^des Königshauses. So lange die Merowinger herrschten, haben sie diese ^ttte beibehalten, und als sie schon alle wahre Macht verloren hatten, unterschieden sie sich noch durch diesen äußerlichen Vorzug selbst von den mächtigsten Großen. Den Backenbart schoren sich die Franken glatt ab und pflegten nur einen Schnurrbart zu tragen. Neben das friedliche Bild, das Apollinaris gezeichnet hat, stellen wir ein kriegerisches, das dem Geschichtschreiber Agathios, dem Fortsetzet des Prokop (f Bd 2, S. 349), entnommen ist; denn obwohl er Zustande aus der Mitte des sechsten Jahrhunderts schildert, so paßt doch seine Beschreibung der fränkischen Krieger, die nach Tejas -lode mit den Alamannen Butilin und Leuthari nach Italien kamen, sicherlich auch auf die um etwa 60 Jahre frühere Zeit, von der wir hier reden , da sich, rote ans der Schilderung selbst hervorgeht, Kampsroeise und Waffen der Franken bis dahin gor nicht geänbert hatten. Agathios erzählt, wie jette Franken vor der Entscheidungsschlacht ant Easilinus bei Eopuo (554), wo sie durch Norses eine vernichtende Niederlage erleiden sollten,*) ganz kaltblütig ihre Ibaffen instand setzten, wie sie ihre Äxte und Speere schliffen und die zerhauenen Schilde ausbesserten. „Dos olles," fährt er fort, „ging ihnen leicht von der Hand. Denn die Bewaffnung dieses Volkes ist nur ärmlich und be-barf nicht der Hänbe verschiedener Honbwerker, sonbern wenn etwas verbothen ist, bessern die Besitzer es selbst aus. Panzer und Beinschienen kennen sie gar nicht. Die meisten gehen barhäuptig einher, und nur wenige setzen für die Schlacht einen Helm auf. Brus? und 9iücken finb nackt bis an die Hüsten; von da aus gehen bis zum Knie Hosen aus Leinen oder Leder. Nur wenige sind beritten, weil sie von alters her an den Kamps zu Fuß gewöhnt und darin geübt sind. An der Hüfte herab hängt ihnen das Schwert, den Schild tragen sie auf der linken Seite. Weder Bogen noch *) Band 2, S. 351. Da diese Franken gemeinsam mit Alamannen unter alamannischen Führern kämpfen, so ist es an sich wahrscheinlich, daß sie „hesstsche Franken waren, d. f). aus den den Alamannen benachbarten, unvermischt deutsch gebliebenen rechtsrheinischen Ländern stammten. Daraus erklärt sich ihr von gallischrömischer Kultur unberührtes Wesen.

6. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 48

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
48 Ii. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. können. Nur sein rastloser Fleiß und die Kraft und Schnelligkeit seines Geistes machten es ihm möglich. Er brauchte nur wenig Zeit zur Erholung und zum Schlafe. Ja, seine Lust und Lernbegierde waren so groß, daß er selbst des Nachts, wenn er etwa nicht schlafen konnte, ein Täfelchen und einen Griffel unter seinem Kopfkissen liegen hatte, um sich im Schreiben zu üben; — (damals noch eine seltene Kunst) — denn er hatte es erst in seinem Alter angefangen zu lernen und seine schwere Hand war besser gewöhnt, das Schwert als den Griffel zu führen. Und um auch bei Tage gar keinen Augenblick der kostbaren Zeit zu verlieren, mußte ihm sein Pfalzgraf, — das war einer der ersten Reichsbeamten, — beim Ankleiden die Rechtsstreitigkeiten vortragen, die er entscheiden sollte, und selbst die streitenden Parteien vorführen, wenn es nöthig war; und dann untersuchte und entschied er den Handel. Beim Mittagessen hörte er gern Saitenspiel und Gesang, und ließ sich von einem Vorleser die Geschichten alter Helden vortragen. Ebenfalls Hut der Kaiser Karl nicht, wie so vielen anderen Menschen geschieht, durch Krankheiten viele Zeit verloren. Er genoß vielmehr bis in sein 70. Jahr einer ununterbrochenen Gesundheit, und erst da, ein paar Jahre vor seinem Tode, fing er an, bisweilen an Fiebern zu leiden. Diese Gesundheit verdankte er seiner Mäßigkeit und ordentlichen Lebensweise. Seine tägliche Mahlzeit bestand nur aus vier Gerichten, außer dem Braten, den die Jäger an den Bratspießen aufzutragen pflegten und den er lieber als jede andere Speise aß. Im Trinken war er noch mäßiger, als im Essen,_ und Trunkenheit verabscheute er an jedermann, geschweige an sich und den ©einigen. _ Auch in der Kleidung war er sehr einfach und hielt sich immer an die vaterländische Tracht. Am Leibe trug er ein leinenes Hemd; darüber einen Rock, mit seidenen Borden eingefaßt, und lange Beinkleider; im Winter verwahrte er Brust und Schultern noch durch ein Wamms von Otterfellen. Als -Oberkleid trug er darüber einen Mantel. Stets war er mit dem Schwerte um-gürtet dessen Griff und Gehenk von Gold oder Silber waren. Bei großen Feierlichkeiten ging er in einem mit Gold durchwirkten Kleide, mit einem goldenen Diadem, das von Edelsteinen blitzte, und mit einem Degen, der ebenfalls mit Edelsteinen besetzt war. Dann hatte er ein überaus schönes und majestätisches Ansehn; denn er war ein großer, starker Mann, über 6 Fuß hoch; seine großen Augen strahlten von Feuer und eine Adler-Nase zierte sein Gesicht. Eme heitere Anmuth leuchtete aus seinen Zügen und machte auch im Alter sein von weißen Haaren und Bart bekränztes Antlitz gar lieblich anzuschauen Karl war keiner von den finstern Kriegshelden, deren Ernst fein Lächeln mildert, sondern ein fröhlicher deutscher Sinn lebte in seiner Brust. Dabei hatte er emen festen männlichen Gang und seinen Körper hatte er durch Lelbesubungen so ausgebüdet und abgehärtet, daß ihm wenige darin gleich kamen; denn im Fechten, tm -Kei- fen, im Jagen und Schwimmen war er Meister. Weichlichkeit und Ueppigkeit und Nachahmung fremder Sitten konnte Karl nicht leiden. Es wird erzählt, wie er einstmals seine Hofleute für ihre Hoffart mit zierlichen ausländischen Kleidern bestraft habe. Als diese sich nämlich an einem kalten, regnigten Tage mit seiner, seidener Kleidung angethan, bei Wn versammelt hatten, gab er plötzlich Befehl, die Pferde vorzuführen und eme Jagd anzustellen. Da war keine Zeit, sich umzukleiden, sondern wie eut jeder_ war, so mußte er zu Pferde und mit fort in den Wald. Der Regen hatte bald alle

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 18

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
18 I. Zeitr. Von 113 vor. Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb. Mann seine Stimme mit, wenn etwas wichtiges beschlossen werden sollte. Dann versammelten sie sich zur Volksgemeinde; die Priester, welche im höchsten Ansehen standen, hielten Ordnung und geboten Stillschweigen; der König, die Fürsten und Angesehensten, welche schon vorher die Sache unter sich überlegt hatten, die Ael-testen, welche aus langer Erfahrung den besten Rath ertheilen konnten, nahmen das Wort und redeten für oder wider die Sache. Nahm das Volk den Vorschlag an, so schlug es die Waffen klirrend aneinander; das war das ehrenvollste Zeichen des Beifalls; verwarf es ihn, so geschah dies durch Zischen und Gemurmel. Wenn etwa in der Versammlung das Todesurtheil über einen Volks-verräther oder andern schweren Verbrecher gefällt werden sollte, so konnte das nur der Priester thun. Der sprach im Namen der Gottheit; nur den Göttern räumten sie das Recht ein, über das Leben eines freien Mannes das Urtheil zu sprechen. Ueberhaupt war die Ehrfurcht der alten Deutschen gegen ihre Götter sehr groß, und ihre Begriffe von denselben reiner und erhabener als bei allen andern heidnischen Völkern, sowohl der alten, als der neuem Zeit. Sie dichteten ihren Göttern nicht so viele kleinliche Fehler und menschliche Leidenschaften an, und die Ahnung einer unsichtbaren, unendlichen Kraft, welche die Welt regiert, war so lebhaft in ihnen, daß sie sich nicht entschließen konnten, die Gottheit in eingeschlossenen Tempeln zu verehren; ihre Verehrungsplätze waren heilige Haine mit uralten, gen Himmel strebenden Bäumen und mit dem erhabenen blauen Himmelsgewölbe über ihnen. Ihren obersten Gott nannten unsere Vorfahren im südlichen Deutschland Wuotan, im nördlichen Wodan (Gwodan). Er war der Götterkönig, der Allvater, der Lenker der Geschicke, namentlich des Krieges. Er verlieh den Sieg, wie alle edle Gaben. Er war der Gott des Himmels und der Stürme. Er hatte ein einziges Auge (die Sonne!), einen langen Bart, trug einen breiten Hut auf dem Haupte und einen weiten Mantel um die Schultern, ritt auf einem Grauschimmel durch die Lust und führte einen Speer, der abgeschossen von selbst in seine Hand zurückkehrte. Die Gemahlin Wuotans war Frikka, die Schützerin der Frauen. Eine andere Göttin, die als Mutter Erde verehrt wurde, war die Nerthus. Auf einer Insel des Meeres stand in einem heiligen Haine ein mit Decken verhüllter Wagen, den allein der Priester berühren durste. Wenn dieser bemerkte, daß die Göttin in diesem ihrem Heiligthume anwesend sei, wurde der Wagen mit Kühen bespannt und durchs Land gefahren. Während dieses Umzuges ruhte Kampf und Streit; wo die Göttin einkehrte, waren fröhliche Feste. Nach der Rückkehr wurden Wagen und Decken in einem verborgenen See gewaschen; die Sklaven aber, welche diesen Dienst verrichteten, wurden nach der Sage jedesmal vom See verschlungen. Ein Sohn Wuotans war der Gewittergott, Donar oder Thunar genannt. Er führte in seiner Hand einen Hammer (den einschlagenden Blitz!), hatte einen langen feuerrothen Bart und fuhr auf einem mit Böcken bespannten Wagen. Der Kriegsgott war der einhändige Ziu, in manchen Gegenden Er und Sachsnot genannt. Auch der Glaube an eine Unsterblichkeit der Seele war unseren Vorfahren
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