2. Der Gottesglaube der alten Deutschen.
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doch konnten sie Hitze und Durst nicht lange ertragen, Fürst und (Befolge Wetteiferten in heldenmtigen Taten. Lebendig aus der Schlacht zu weichen, wenn der Gesolgsherr gefallen mar, brachte Schande frs ganze Leben. In der Nhe der Kmpfenden standen nicht selten die zu einer Burg zusammengestellten Wagen mit den Frauen und Kindern der Streitenden. Das feuerte die Germanen zu hchster Tapferkeit an. Die Frauen verbanden den Mnnern die Wunden und wagten sich sogar ins Gefecht, um ihnen Erfrischung und Zuspruch zu bringen. Zuweilen wurden wankende und weichende Schlachtreihen durch den Zuruf der Frauen zu neuem Kampfe entflammt.
6. Totenbestattung. Die Toten wurden verbrannt oder begraben. Man gab ihnen Waffen, Schmucksachen und andere Gerte mit ins Grab - mit dem gefallenen Krieger verbrannte man zuweilen sein Streitrotz. Das Grab wurde innen mit Steinplatten ausgekleidet und uerlich durch einen schlichten Rasenhgel bezeichnet; in Denkmlern sah man eine drckende Last fr den Toten. Wehklagen und Weinen gab man schnell auf, langsam Betrbnis und Leid.
7. Vorzge und Mngel der Deutschen. Die Deutschen zeichneten sich durch treues Festhalten an guten, alten Sitten aus. Wahrheit, Treue und Freiheit standen beim ganzen Volke in hohem Ansehen. Die Männer ehrten die Frauen und beachteten ihre Ratschlge - ja sie schrieben ihnen sogar die Gabe der Weissagung zu. Die Frauen aber waren Genossinnen der Männer in Arbeit und Gefahr. Die Kinder wurden sorgsam und einfach erzogen. Der Verkehr mit den verwandten wurde eifrig gepflegt. Hb er auch gegen Fremde war man sehr gastfreundlich. Man bewirtete sie nach Krften, gab ihnen Gastgeschenke und zeigte ihnen den Weg. Doch auch Mngel hatte das deutsche Volk, vor allem die Neigung zu Trunksucht und leidenschaftlichem Spiel.
2. Der (Bottesglaube der alten Deutschen.
1. Gottheiten. Die altert Deutschen glaubten an viele Götter; sie waren also Heiden. Sie verehrten die segensreichen Krfte der Natur, z. B. die lebenweckende Sonne und die fruchtspendende Erde,- sie ver-ehrten aber auch sittliche Mchte, z. B. den mnnlichen Heldenmut und die weibliche Frsorge.
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len zu pflegen. Manche Schlachtreihe, die schon zu weichen begann, hat das Flehen der Frauen wieder zum Stehen und Kämpfen gebracht.
6. Bürgerliche Einrichtungen. — Das große deutsche Volk bestand ans einer Menge kleiner Völkerschaften. Sie lebten unabhängig voneinander, hatten aber gleiche Sitten und Einrichtungen. An ihrer Spitze standen Fürsten (die Vordersten, Ersten), die aus den angesehensten und erfahrensten Männern gewählt wurden. Bei einigen Stämmen gab es auch Könige. Sie wurden aus vornehmen, durch Reichtum und Ruhm hervorragenden Geschlechtern genommen und waren die Führer des Volkes im Kriege und im Frieden. Alle wichtigen Angelegenheiten aber wurden von der Volksversammlung beraten, die an bestimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Ein mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie die Mal statt. Da hatte jeder freie Mann das Recht zu reden. Sie kamen alle bewaffnet; denn Waffen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten Vorschlag zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, so erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei den Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Mahnung sich jeder willig fügte; benn sie waren die Diener der Gottheit.
2. Die Götter der allen Deutschen.
I.die Himmelsgötter (Äsen).— Wie alle heibni-schen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die höchsten Götter gehören dem Göttergeschlecht der Äsen an; sie wohnen in Asenhetm (Himmel).
Der höchste Gott ist W o b a n (Obin), der Allvater. Er thront in seiner Himmelsburg Walhall auf golbenem Hochsitz. Auf seinen Schultern sitzen zwei Raben, die ihm Kunbe von dem Staube der Welt zuflüstern, und täglich werben sie auf Kunbschast ausgesanbt. Zu seinen Füßen strecken sich zwei Wölfe. Woban ist zunächst der Gott des Sturmes; so erscheint er noch in der Volkssage als Führer des wilden ober wütenben Heeres
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34. Zwingli und Calvin.
1. Zwingli in Zürich. — Fast um dieselbe Zeit, da Luther zuerst seine Stimme gegen die Mißbrauche in der Kirche erhob, trat auch in der Schweiz ein Reformator auf, Huldreich Zwingli, Pfarrer in der Stadt Zürich. Auch er wandte sich zuerst gegen den Unfug des Ablaßhandels. Demnächst ging sein Bemühen dahin, das Volk in den Inhalt der heiligen Schrift einzuführen. „Nur die Bibel," sagte er, „muß über unfern Glauben und unser Thun entscheiden; alle menschlichen Zusätze sind verwerflich, und nicht eher wird es besser mit uns, als bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche in ihren ersten Zeiten zurückkehren." Diese Lehren hatten eine ungemeine Wirkung. Bald wurde in Zürich die Messe abgestellt und der Gottesdienst in deutscher Sprache angeordnet, die Priesterehe gestattet, die Klöster aufgehoben, und alle Heiligenbilder aus den Kirchen entfernt. In den meisten Punkten mit Luther einverstanden, wich Zwingli doch in der Lehre vom Abendmahl von ihm ab, und beide Reformatoren konnten sich nicht vereinigen. So trennten sich auch ihre Anhänger in die Parteien der Lutheraner und derer, die sich Zwingli anschlossen und Reformierte genannt wurden. Zwinglis Lehre verbreitete sich rasch über einen großen Teil der Schweiz. Da aber doch mehrere Orte an dem katholischen Glauben festhielten, so entstand große Erbitterung und Feindschaft zwischen ihnen und den Evangelischen, die endlich zum offenen Kriege führte. Zwingli selbst zog als Feldprediger mit in die Schlacht. Wehmütig sah ihn seine treue Gattin scheiden. „Werden wir uns wiedersehen?" rief sie zuletzt. „So der Herr will," sprach Zwingli gefaßt, „fein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie ihn weiter. „Segen nach dunkler Nacht," war feine Antwort. Damit riß er sich von den Seinen los; er kam nicht wieder. In der Schlacht bei dem Orte Kappel (1531) siegten die Katholischen. Zwinglis Pferd ward getötet, er selbst sank verwundet zu Boden. Dann stieß ein Kriegsknecht ihm das Schwert in die Brust. Seine Leiche ward aus dem Schlachtfelde verbrannt; aber fein Werk
Andrä, Deutsche Geschichte. Ausg. A. 6
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Neunklassige Schule
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
40. Die zehn Kreise. Die wichtigsten Herrscherhuser.
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Im Sden Deutschlands gewannen immer grere Macht die Wrttemberger sowie die Zhringer, die noch jetzt in Baden herrschen; der die Hohenzollern s. 53. X
3. Die Zersetzung des Reiches in selbstndige, vom Kaiser fast unabhngige Territorialgebiete nahm immer mehr ihren Fort-Reichsgebiete gang. Neben den weltlichen Reichsfrsten (Herzgen, Mark- Weltliche grafen, Landgrafen) gab es 7erzbischfe (Mainz, Trier, Kln, Geistliche Salzburg, Bremen, Magdeburg, Prag), etwa 30 Bischfe, unter denen die von Augsburg, Wrzburg, Bamberg, Mnster, Paderborn und Hildesheim besonders hervorragten; die bemerkenswertesten Ab-teien waren Fulda und Corvey (bei Hlter). Eine wichtige politische Rolle spielten die Reichsstdte, deren es etwa 60 gab; viele von Reichsstdte ihnen, wie Kln, Bremen und Hamburg, hatten sich von der frheren Landesoberhoheit der Fürsten oder Bischfe freigemacht. Von hervorragender Bedeutung waren Nrnberg, Augsburg, Ulm, Strasburg, Notenburg a. d. Tauber, Frankfurt, Hamburg, Bremen, Lbeck. Sogar im 18. Jahrhundert gab es noch an 60 Reichsdrfer, die ebenfalls unmittelbar unter dem Kaiser standen.
Sehr groß war die Zahl der Reichsritter. Im ganzen unterschied Reichsritter man an 1700 selbstndige Reichsgebiete.
Auerhalb der Kreiseinteilung standen Bhmen mit seinen Nebenlndern (Mhren, Schlesien, einem Teile der Lausitz) und Preußen. Holstein wurde dadurch dem Reiche entfremdet, da es Holstein 1460 zugleich mit Schleswig in Personalunion dem dnischen König (aus dem Hause Oldenburg) zufiel. Auch die Niederlande sonderten Niederlande sich, seitdem sie unter das burgundische Frstenhaus gekommen waren, immer mehr von Deutschland ab; ganz selbstndig machte sich die schweizerische Eidgenossenschaft. Obgleich nmlich Kaiser Die Schweiz Heinrich Vii. die schon von Adolf von Nassau anerkannte Reichsun-mittelbarkeit den Waldsttten Schwyz, Uri und Unterwalden von neuem besttigt hatte, hatte doch das Haus Habsburg (fter-reich) wiederholte Versuche gemacht, sie wieder zu unterwerfen. Aber in der Schlacht am Morgarten sdlich vom Zricher See 1315 9jz1r|1a|ten schlugen die Schweizer Friedrichs des Schnen Bruder, den Herzog Leopold I. von sterreich, und seine schwere Reiterei ( 36). Ihr Bund vergrerte sich durch den Beitritt von Luzern, Zrich, Glarus, Zug und Bern und bildete nun die Eidgenossenschaft der acht alten Orte. In der Schlacht bei Sempach (am Sempacher See, Kanton Sempach
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vii Heinrich Adolf_von_Nassau Adolf Friedrichs Leopold_I. Leopold_I.