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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

21. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 270

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 270 — die Unterzeichnung nicht versagen, er ist zur Ausfertigung verpflichtet. Doch hat er dann auch die Ausführung zu überwachen und ernennt deshalb den Reichskanzler und die Reichsbeamten, trifft Anordnungen über Berufung des Bundesrats und des Reichstages, über Eröffnung, Vertagung und Schließung ihrer Beratungen. Er führt den Oberbefehl über die Land- und Seemacht im Krieg und im Frieden; doch unterstehen die bayrischen Truppen in Friedenszeiten lediglich dem Oberbefehl ihres Königs. Das Landheer setzt sich zwar aus den Truppenteilen der einzelnen Bundesstaaten zusammen; aber die meisten derselben haben mit Preußen Verträge geschlossen, durch die ihre Heeresverwaltung auf dieses übergegangen ist. Nur Bayern, Württemberg und Sachsen haben neben Preußen eine gesonderte Heeresverwaltung. Trotzdem ist die Einheitlichkeit und Schlagfertigkeit des Heeres durch zahlreiche Bestimmungen gewahrt. Dem Kaiser stehen weitgehende Aufsichtsrechte zu. Durch Inspektionen überzeugt er sich von der Verfassung der einzelnen Bundeskontingente und sorgt für Vollzähligkeit und Kriegstüchtigkeit der Truppenteile und für die Einheit in Ausbildung, Bewaffnung und Kommando. Die Reichskriegsmarine, die bei der Gründung des Norddeutschen Bundes aus der Kriegsmarine Preußens hervorgegangen ist — denn nur Preußen hatte eine Kriegsflotte —, steht allein unter der Verwaltung des Kaisers. Die eigentliche Reichsgewalt übt der Bundesrat aus. Er besteht aus den Bevollmächtigten, die von den Fürsten der einzelnen Staaten ernannt werden. Durch sie beteiligen sich die Einzel-regiernngen an der Reichsregierung, deren Einheit also durch den Bundesrat zum Ausdruck kommt. Alle Glieder des Bundesstaates sind in ihm vertreten, aber der Macht und Bedeutung der einzelnen Staaten entsprechend mit einer verschiedenen Anzahl von Stimmen, wie sie in ähnlicher Weise bereits beim früheren Bundestag verteilt waren. Preußens Stimmen wurden bei der Neuregelung natürlich um die von Hannover, Kurhessen, Holstein, Nassau und Frankfurt a. M. erhöht. Die Gesamtzahl aller Stimmen kam so auf 58 und beträgt feit 1911, seitdem das Reichsland Elsaß-Lothringen die Rechte eines Bundesstaats besitzt, 61. Davon entfallen auf Preußen 17, auf Bayern 6, auf Sachsen und Württemberg je. 4, auf Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen je 3, auf Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig je 2 und auf die übrigen Staaten je 1 Stimme.

22. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 135

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 135 — mit erstritten hatte, blieb in beut Bunbe ohne Vertretung, ^n den ©injelftastten sollten, zwar nach Artikel 13 der Buubesakte lanbstänbische Verfassungen eingeführt werben; aber biefe Be-stimmnng verpflichtete zu nichts. „Ohne Kaiser und ohne Oberhaupt, ohne gemeinsames Recht und ohne Heer, vor neuem Anfall unbehütet, durch die Eifersucht zahlreicher selbstbewußter Regierungen an bent Einsätze ihrer vollen Gesamtkraft gehindert, so sollten die Deutschen die Früchte ihres glorreichen Sieges über das Frankreich Napoleon Bonapartes genießen. Fügten sie sich biesem Machtspruch der Kabinette, dann waren sie kein Volk mehr, sonbern nur Untertanen verbünbeter Regierungen. So hat es Metternich gewollt, so haben es die Fürsten, teils frohlockenb, teils am Wiberstanbe verzweifelnb, zngestanben. Konnte dieser Bann gebrochen werben? Die Beantwortung dieser Frage gibt den Inhalt für die Geschichte der Deutschen in den nächsten Jahrzehnten des 19. Jahrhuubert." (Zwiebiueck - Sübenhorst.) Und in der Tat hat gerabe der Umstanb, daß die öffentliche Meinung uitbefriebigt blieb, das Interesse für nationale Fragen wach erhalten und fortgesetzt neu belebt. Zufällig würde in bem-selben Jahre, in bent der „Deutsche Buub" geschaffen würde, der Mann geboren, der ihn auslösen sollte, um ein besseres Werk an seine Stelle zu setzen: Otto v. Bismarck. Neben der Erlebiguug dieser Verfassungsfrage würden in Wien nach langen und zum Teil heftigen Verhanblungen die Grenzen der europäischen Staaten von neuem festgesetzt, wobei man freilich allzu willkürlich und ohne Rücksicht auf nationale Wünsche und Stammeseigentümlichkeiten vorging. Österreich erhielt z. B. Tirol, Dalmatien, Istrien, Krain und italienische Gebiete zurück, errichtete ein lombarbisch-Denetianisches Königreich und befestigte so von neuem feine Herrschest in Oberitalien. Preußen kam wieber in den Besitz feiner liitkselbifchen Gebiete; dazu erwarb es Westfalen und vor allem die Rheinlanbe und rückte damit als Wacht am Rhein an die französische Grenze. Das gab der preußischen Politik eine großzügige, bebeutfame Richtung; in Süb-beutschlanb mußte es Ansbach-Bayreuth an Bayern abtreten; von den ehemaligen polnischen Erwerbungen erhielt es nur Posen zurück. In den preußischen Staat schob sich Hannover hinein, so daß jener aus zwei getrennten Teilen bestaub; die Verbinbung beschränkte sich auf zwei Militärstraßen, die ihm Hannover gestattete. Bayern erhielt den Rheinkreis als bayrische Pfalz, Heffen-Darm-

23. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 229

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 229 — von 2v4 Millionen Taler erhalten. Gleichzeitig war aber auch die Unteilbarkeit von Schleswig und Holstein von neuem anerkannt und Dänemark verpflichtet worden, Schleswig nicht einzuverleiben. Preußen und Österreich, nicht der Deutsche Bund, hatten die Gewähr für die Einhaltung des Londoner Vertrages übernommen. Nun stellte aber 1863 König Friedrich Vii. von Dänemark durch etu Patent die Einverleibung Schleswigs in Aussicht. Sofort beantragte Preußen beim Deutschen Bunde, daß gegen die drohende Rechtsverletzung die erforderlichen Schritte zu unternehmen feien. Demzufolge wurde Dänemark aufgefordert, biuueu 9 Wochen, vom 1. Oktober 1863 an, den rechtmäßigen Zustand herzustellen. Die dänische Regierung aber lehnte es ab, setzte vielmehr eine für Dänemark und Schleswig geltende Verfassung durch. Da starb plötzlich König Friedrich Vii., der letzte ans dem Mannesstamme, ehe er die neue Verfassung unterzeichnet hatte, und nun kam zu dem Rechtsstreit über den Londoner Vertrag als neue Verwicklung die Frage der Thronfolge hinzu. Der neue König Christian Ix. gab auf Drängen des Ministeriums und einer starken Partei der Verfassung gegen seine Überzeugung seine Unterschrift. Nun entstand in Holstein eine starke Bewegung zu Gunsten des Augusteuburgers, und Friedrich (Viii.) von Angnstenburg, der Sohn jenes Christian, der das Londoner Protokoll anerkannt hatte, verkündigte, daß er die Regierung in den Herzogtümern antrete, da er nie einen Verzicht geleistet hätte. Ganz Deutschland stimmte dem Regierungsantritt zu, da man glaubte, durch Errichtung eines neuen deutschen Staates leichterhand die Herzogtümer für Deutschland zurückzugewinnen. Anders Bismarck! Er allein übersah die große Menge der zu überwindenden Schwierigkeiten und vollbrachte in der Lösung der schleswig-holsteinschen Frage ein Meisterstück der Staatskunst. „Denn die Weltgeschichte kennt nichts Komplizierteres, als jene Angelegenheit des meerumschlungenen Bruderstamms von Anfang an und in allen Stadien gewesen ist. Nur dadurch ist sie glückhaft erledigt worden, daß der lebhafteste der Diplomaten seine Alexandernatur bezwang und sich mit unendlicher Geduld an den Web- stuhl setzte, um den ganzen gordischen Knäuel der Fäden, jeden eiuzeluen verfolgend, auseinander zu wirren und dann sie alle mit geschickteren und sorgfältigeren Händen, als sich je damit befaßt hatten, zu der schönen Wirkung zu verweben, die sein deutscher Sinn mit rascher Sicherheit sich vorgezeichnet und entworfen

24. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 233

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 233 — nur „überkleistert" worden. — Dieser traf 1865 im Pyrenäenbade Biarritz mit Napoleon zusammen und verstand es in mehreren vertraulichen Gesprächen meisterhaft, sich dessen Neutralität zu sichern. Als dann vom Januar 1866 an die Stimmung zwischen Preußen und Österreich immer gereizter wurde, brachte er am 8. April ein Bündnis mit Italien zustande. Es war ihm nämlich vor allem daran gelegen, unvorhergesehene Verwicklungen europäischer Mächte zu verhindern. Das Verhältnis zu ihnen zu klären, erschien ihm wichtiger als die Rücksicht ans die Volksmeinung in Deutschland. Am 1. Juni beantragte Österreich, die Regelung der Schleswig-holsteinschen Frage dem Bundestage zu überweisen. Da es sich damit über den Gasteiner Vertrag hinwegsetzte, ließ Preußen am 7. Juni seine Truppen in Holstein einrücken, und gleichzeitig unterbreitete es (am 10. Juni) den Staaten den Entwurf einer Bundesreform, nach dem Österreich und Luxemburg in einem neu zu bildenden deutschen Bunde auszuschließen seien. Österreich beklagte sich darüber beim Bunde und beantragte, daß die deutschen Staaten (gegen Preußen) mobil machen sollten. Als dem mit 9 gegen 6 Stimmen zugestimmt wurde, erklärte Preußen, daß es den Bund als ausgelöst ansähe. So lag nun die Entscheidung bei den Waffen. Es war eine bitter ernste Lage. Die öffentliche Meinung in Deutschland war gegen den Krieg, die Königin und der preußische Kronprinz ebenfalls. Von verschiedenen Seiten wurde die Entlassung Bismarcks gefordert, da sie das einzige Mittel fei, den Frieden zu erhalten. Es darf uns nicht wundernehmen, wenn es unter solchen Umständen auch dem Könige eine schwere Überwindung kostete, sich für den Bruderkrieg zu entscheiden. In tiefer Bewegung schrieb er daher am 16. Juni: „So sind denn die Würfel gefallen! Gotr allein kennt den Ausgang dieses Anfanges. Entweder wir siegen oder werden mit Ehren tragen, was der Himmel über Preußen beschließt." <1) Der deutsche Krieg. Am 15. Juni erging von Berlin aus an Hannover, Sachsen und Kurhessen die Anfrage, ob sie abrüsten und sich ^er öon Preußen geplanten Bundesreform anschließen wollten, wobei ihnen zustimmendenfalls Erhaltung ihrer staatlichen Selbständigkeit zugesichert wurde. Sie erklärten sich für Österreich. Infolgedessen besetzten preußische Truppen Kassel, Hannover und

25. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 237

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Um dieselbe Zeit kamen auch mit den deutschen Mittelstaaten die Friedensschlüsse zustande. Hannover, Kurhessen und Nassau sowie die Freie Stadt Frankfurt a. M. fielen au Preußen, so daß nunmehr zwischen seinen beiden Staatshälsten die erwünschte Verbindung hergestellt wurde und das Königreich eine weitere Abrundung erhielt. Dem König von Hannover wurde dabei für den Fall, daß er der Neuordnung zustimme, die Anwartschaft auf Braunschweig angeboten; doch ist die Anerkennung bis heute nicht erfolgt. Die süddeutschen Staaten zahlten Kriegskosten, brauchten aber, von kleinen Grenzregulierungen abgesehen, kein Laud abzutreten. Nur Hefseu-Darmstadt verlor Hessen-Homburg und einige kleinere Gebiete. Die größte Schwierigkeit bereitete wieder, wie im Wiener Kongreß, das Königreich Sachsen. Da dessen Minister B e n st eine auffallend feindselige Haltung gegen Preußeu gezeigt hatte, war mau zu keinem Entgegenkommen geneigt. Aber Kaiser Franz Joseph bestand auf der Erhaltung seiner Selbständigkeit, und Bismarck gab diesem Verlangen nach. Sachsen zahlte 10 Millionen Taler Kriegskosten und mußte sich verpflichten, den: neu zu bildenden norddeutschen Bund beizutreten. Seitdem ist es ein treues Bundesglied gewesen und hat das von dem damaligen König Johann gegebene Versprechen, so treu wie zum alten auch zum neuen Bunde stehen zu wollen, zur Wahrheit gemacht. f) Die norddeutsche Einigung. Zur glücklichen Beendigung der Feindseligkeiten gegen die äußeren Feinde kam nun auch der Friede im Innern. Die Entfremdung zwischen Bismarck und der Volksvertretung war gewichen. Man hatte die Notwendigkeit und die Segnungen der Heeresreform kennen gelernt und sich mit ihr ausgesöhnt. Mit Jubel und Dankbarkeit begrüßte das Volk Bismarck, als er ans dem Feldzuge heimkehrte. Die meisten liberalen Männer der Volksvertretung, die bisher seine erbitterten Gegner gewesen waren, schlossen Frieden mit ihm und zeigten sich bereit, die nationalen Interessen mit zu fördern. So entstand damals die national-liberale Partei. Nun begann Bismarck endlich in Deutschland volkstümlich zu werden. Diese Wandlung in der öffentlichen Meinung kam durch die am 3. Juli erfolgten Neuwahlen zum Landtag deutlich zum Ausdruck; denn sie brachten der Regierung eine M ehrheit. Nun beeilte sich auch Bismarck, mit den Ab ge-

26. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 154

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 154 — an. Aber die meisten Staaten hielten sich zurück, da Metternich einen hemmenden Einfluß ausübte, so daß es zu langwierigen Verhandlungen und Zollkämpfen kam. Erst allmählich fügten sich weitere Gebiete der Zolleinigung ein, z. B. Rudolstadt, Weimar, Bernburg, Lippe-Detmold. Ein wichtiger Schritt vorwärts erfolgte 1828 durch den Anschluß von Hessen-Darmstadt, des ersten größeren Staates Mitteldeutschlands. Als Preußen Darmstadt für sich gewann, traten auch Württemberg und Bayern zu einer Zolleinigung, zum „süddeutschen Zollverein", zusammen, und nun schob sich als Keil zwischen Nord- und Süddeutschland auch noch ein „m itteldeutscher Handelsverein" hinein, der namentlich ans Betreiben Hannovers und Österreichs zustande kam und die Kräftigung Preußens verhindern sollte. Da reichten sich über diesen hinweg Preußen und Bayern die Hand zur Vereinigung, was zum Teil den Vermittlungen des einflußreichen Verlegers Joh. Fr. Cotta in Tübingen zu danken war. Das machte die mitteldeutsche Gründung bedeutungslos und trieb die eingeklemmten Staaten rasch zum Anschluß an Preußen. Am schwierigsten gestalteten sich die Verhandlungen mit Sachsen, einesteils, weil wegen der Teilung 1815 eine tiefgehende Abneigung gegen Preußen bestand, andern-teils, weil es das Land des Freihandels war. Namentlich Leipzig befürchtete durch das Zollsystem einen Rückgang des Meßverkehrs. Da aber die seit der Kontinentalsperre neu aufgekommene sächsische Industrie unter der englischen Konkurrenz gewaltig zu leiden hatte und weil Sachsen von den übrigen deutschen Staaten eingeschlossen zu werden drohte, blieb ihm zuletzt nichts andres übrig, als dem Zollverein beizutreten; 1833 wurde der Vertrag unterzeichnet. Nun wurden auch die thüringischen Länder ausgenommen, und noch in demselben Jahre brachte Preußen auch die Verhandlungen mit den übrigen Staaten zum Abschluß. c) Der deutsche Zollverein und seine Bedeutung. Am 1. Januar 1834 trat der „Deutsche Zoll- und H a n d e l s v e r e i n", wie sein Name genau lautete, in Kraft. Er vereinigte 18 deutsche Staaten mit mehr als 23 Millionen Einwohnern zu einer wirtschaftlichen Einheit. Von den größeren fehlten nur Hannover und Baden. Letzteres schloß sich nach heißen Kämpfen 1835 an; in demselben Jahre folgten noch Hessen-Homburg und Nassau, 1836 Frankfurt a. M., 1838 Waldeck, 1841/42 Schaumburg-Lippe, Braunschweig und Luxemburg.

27. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 208

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 208 — gung erlitten habe. Nicht minder schwer fiel ins Gewicht, daß sich die preußische Regierung damit von der liberalen Richtung völlig abwandte. Infolgedessen verlor Preußen bei den meisten Deutschen auch den Rest des Vertrauens, den es noch besessen hatte. Österreich übernahm wieder die Leitung des Deutschen Bundes, der in seiner alten Form von neuem auflebte. 1851 trat der Bundestag wieder zusammen. Die Einheitsbewegung war gescheitert; doch nicht für immer, das Sehnen blieb lebendig, und einer späteren Zeit war es vorbehalten, die Erfüllung zu bringen. Ebenso unglücklich war Preußen in der schleswig-hölst ein sch en Frage. Christian Viii. war 1848 gestorben, und sein Nachfolger Friedrich Vii. schritt zur Einverleibung Schleswigs. Da erhob sich Holstein zur Verteidigung des alten Landrechts und setzte in Kiel eine provisorische Regierung ein. Sie erbat von König Friedrich Wilhelm Iv. militärische Hilfe, worauf General Wrangel in Schleswig einrückte, die Dänen zurückdrängte und sogar die Grenze Jütlands überschritt. Da aber England, Rußland und Schweden eine drohende Haltung gegen Preußen einnahmen und die Dänen mit ihren Schissen die deutschen Häfen sperrten, mußte Wrangel Jütland räumen. Für eine erfolgreiche Kriegführung fehlte vor allem eine deutsche Flotte. Dafür hatte zwar das Frankfurter Parlament 6 Millionen Taler bewilligt; aber die erforderlichen Schiffe waren nicht so schnell beschafft und ausgerüstet. So wurde Preußen gezwungen, am 26. August den Waffenstillstand zu Malmö zu schließen, nach dem Schleswig unter eine preußisch-dänische Regierungskommission gestellt wurde. Die große Erregung, die darüber in Deutschland entstand, führte zu dem Aufstand in Frankfurt a. M., der die Aufhebung des Waffenstillstands forderte, wozu jedoch die Nationalversammlung keine Macht besaß. Im Frühjahr 1849 begann der Krieg von neuem. 60000 Reichstruppen, dazu 15 000 Holsteiner drangen mit Erfolg gegen die Dänen vor; aber nach einer Niederlage der Schleswig-Hol-steiner vor der Festung Friedericia unterwarf sich Preußen einem Waffenstillstand, und da es von den nordischen Mächten bedroht wurde und das Vertrauen der deutschen Bundesstaaten verloren hatte, erkauute es 1852 durch das Londoner Protokoll die Preisgabe Schleswig-Holsteins an Dänemark an. Wenn sich auch die Herzogtümer noch einmal erhoben, erlagen sie doch und blieben gemäß dem Londoner Protokoll in Personalunion mit Dänemark

28. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 230

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 230 — hatte." (Hey ck.) Bismarck hatte sich als Ziel gesetzt, außer Holstein auch Schleswig, das man schon seit Jahrhunderten nicht mehr zu Deutschland rechnete und das darum auch nicht zum Deutschen Bunde gehörte, ganz von Dänemark zu lösen und womöglich für Preußen zu gewinnen, mindestens aber, wenn die Einsetzung eines besonderen Regenten nicht zu umgehen war, eine Militärhoheit in den Herzogtümern zu erlangen. So wich sein Vorhaben von den Zielen des Deutschen Bundes und der gefühlsmäßigen Auffassung der Lage, die bei einem großen Teile des deutschen Volkes zu finden war, erheblich ab. Für Bismarck stand es von vornherein fest, daß er den Einsprnch fremder Mächte verhindern mußte. Darum uahm er sich vor, an die bestehenden Rechtsverhältnisse anznknüpsen und vou da aus die Verwicklungen zu entwirren. Er erklärte also, an das Londoner Protokoll gebunden zu sein, und demgemäß verweigerten Preußen und Österreich dem Augusten-bnrger die Anerkennung. Das rief in Deutschland einen Sturm der Entrüstung hervor. Wurde Bismarck schon wegen der inneren Wirren furchtbar geschmäht, so geschah das in weit schlimmerer Weise wegen seines Verhaltens in der schleswig-holsteinschen Frage. Man warf ihm vor, daß er, wie es 1849 geschehen sei, die Herzogtümer an Dänemark ansliefern wolle, bezeichnete sein Vorgehen also direkt als einen Verrat an der deutschen Sache und hielt ihn für einen völlig unfähigen Staatsmann, der nicht das geringste Verständnis für eine nationale Politik habe. Bismarck ließ sich dadurch nicht irre machen. Seine Versuche, Aufklärungen zu geben und sich zu rechtfertigen, scheiterten, man wollte ihn nicht verstehen. Indem nun Bismarck ant Londoner Vertrage festhielt, konnte er den Vorwurf der Verletzung desselben gegen Dänemark erheben und fein Einschreiten rechtfertigen. Zugleich hinderte er damit England, sich in die Angelegenheit hineinzumischen. Vor allem aber zwang er Österreich, ihm aus der eingeschlagenen Bahn zu folgen, sich ihm in allen Maßnahmen anzuschließen. Der Deutsche Bund, der für den Augustenlmrger eintrat, beschloß die Bnndesexekntion an Dänemark und übertrug sie Sachsen und Hannover, so daß im Dezember 1863 deren Truppen in Holstein einrückten und die Dänen zur Räumung des Landes zwangen, das nun unter die Verwaltung des Bundes kam. Friedrich von Augustenburg wurde auf einer Volksversammlung zum Herzog ausgerufen, kam nach Kiel und richtete einen Hofstaat ein, ohne jedoch bereits tatsächliche Regententätigkeit auszuüben. So trat
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