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1. Bis zum Interregnum - S. 98

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 98 — rtgcn Bevölkerung die Kopfsteuer, ferner auch Zölle und Verkehrsabgaben. Die Grundlage des Erwerbs bildete im Frankenreiche noch immer die Landwirtschaft. Alle Arbeit erstreckte sich vorzugsweise auf Gewinnung von Feldfrüchten und Pflege der Viehherden. Eine Geldwirtschaft mit gewinnbringenden Unternehmungen, wie sie im alten Rom verbreitet war, kannten die Germanen noch nicht. Das Geld war ihnen nur ein Tauschmittel oder wurde als zinslos liegender Schatz angesammelt. Die Kirche bezeichnete es sogar als unchristlich, Geldgeschäfte zu machen. Da aber im Verkehr Geldleihungen nicht zu umgehen waren, so erlangten die Judeu das Vorrecht, Geld gegen Zinsen zu leihen und gewannen daher im Abendlande großen Einfluß. Sie wurden die Kapitalisten des Mittelalters, was vielfach, berechtigt und unberechtigt, den Verdacht betrügerischer Handlungsweise auskommen ließ, so daß sich frühzeitig der Haß gegen sie in den Gemütern der Deutscheu festsetzte. Diese Beherrschung des Geldverkehrs durch die Judeu erhielt sich bis zur Erstarkung der deutschen Städtekrast. In der Gewerbtätigkeit wirkten noch immer römische Einflüsse nach. Handel und Gewerbe der gallischen Städte waren zwar in den unruhigen Kriegszeiten nicht wenig geschädigt worden die germanischen Grundherrschaften genügten sich auch vielfach noch selbst, so daß der Absatz sür Händler und Handwerker gering war und viele von ihnen genötigt waren, zu bäuerlicher Beschäftigung überzugehen; aber das germanische Gewerbe erfuhr durch die Romanen fortdauernde Vervollkommnung. In der Einfriedigung des Gehöfts trat hie und da an die Stelle des Zaunes die Mauer. Die aus der Römerzeit namentlich in der Rheingegend noch zahlreich vorhandenen Turmbauten regten zu Nachahmungen an, sie sind in den späteren deutschen Ritterburgen wieder zu erkennen. Stete Verbesserung erfuhr die Bearbeitung der Metalle. Auf jedem großen Gntshofe wohnten Wagner und Schmiede, die die erforderlichen Geräte und Waffen fertigten. Mit ihnen arbeiteten Müller in den Wassermühlen und Lederarbeiter um Lohn für ihren Herrn. In allem unterschied sich der romanische Westen von dem germanischen Osten. Während dort ehemalige römische Zustände stark umgestaltend wirkten, erhielten sich hier rein germanische Verhältnisse weit länger. Darum sielen auch später beide Teile wieder auseinander.

2. Bis zum Interregnum - S. 235

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 235 — vernichtet. Die Reste zogen sich in der Erkenntnis germanischer Überlegenheit vielfach freiwillig zurück, wohnten in Wald und Busch, singen keine eigene Wirtschaft wieder an und führten oft als Fischer ein ärmliches Dasein. In großen Scharen zogen Ansiedler aus dem dicht bevölkerten deutschen Lande, aus den Niederlanden, aus Sachsen, Westfalen, Thüringen, Franken herbei, ein Zeichen, daß die germanische Volkskraft noch nicht erloschen war. Sie nahmen nun eine viel gründlichere Ausnutzung des Bodens vor. Die Slaven bewohnten im wesentlichen nur das waldfreie Flachland, wo auch die Bearbeitung des Bodens nicht allzu schwierig war. Die deutscheu Bauern aber drangen auch in das gebirgige Land vor, rodeten Wälder, legten Sümpfe trocken und schufen damit neues Kulturland. Eine Vermischung mit den Slaven lehnten sie in der Regel entschieden ab; denn diese galten ihnen als recht-und ehrlos. Nicht vorwiegend die Landnot war's, die wie in germanischer Urzeit die Ansiedler in die Fremde trieb, sondern das Streben nach größerer Freiheit. In vielen deutschen Gegenden herrschte noch immer der altgermanische Flurzwang; denn die einem Bauern gehörenden Landstrecken lagen zerstreut, und darum mußte die Bestellung des Feldes von den einzelnen Besitzern gleichartig und gleichzeitig vorgenommen werden. Das hemmte aber jeden selbständigen und fortschrittlichen Betrieb. Anderseits litten die Bauern vielfach unter dem Drucke der Grundherren. In der Ferne winkte ihnen dagegen größere Selbständigkeit und umsangreicher Besitz, und sie wurden darin nicht enttäuscht. Die Kolonisation erfolgte gewöhnlich in der Weise, daß sich der Landesherr mit Unternehmern in Verbindung setzte; das waren vielfach Kaufleute, die über die nötigen Geldmittel zur Heranbringung der Kolonisten verfügten und die als erfahrene Leute mit den Bauern umzugehen wußten. Der Unternehmer oder Lokator hatte dann die ihm zugewiesene Flur an die Auswanderer, die sich ihm angeschlossen hatten, zu verteilen. Dabei erhielt jeder nicht mehrere zerstreut liegende Stücke, sondern einen zusammenhängenden Landstreifen, eine Hufe von etwa 30 bis 50 Hektar. Sie lag in der Regel rechtwinklig zur Straße, die am Bache hin die Flur durchzog und an der entlang daher auch die Ansiedler ihre Gehöfte in langer Reihe bauten. Nachfolgende Kolonisten, denen am Ende des Dorfes ein neuer Streifen zugemessen wurde, schlossen daran an. Das Land erhielten die Ansiedler als freies,

3. Bis zum Interregnum - S. 76

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 76 - an zu verfallen. Wasser und Frost zerstörten die Wälle. Von den Kastellen und Türmeu wurden Steine gebrochen und ander-weit verwendet, das Holz der Wachthäuser vermoderte. Das Land am Limes und rechtsseitige Gebiete der Donau mußten den Germanen überlassen werden. Am Rheine, wo Franken und Alamannen tief nach Gallien vordrangen, gelang es den Römern, 357 in der Schlacht bei Straßburg noch einmal die Feinde zurückzudrängen. Es war der letzte große Sieg der Römer über die Germanen. Unter den Stürmen der Völkerwanderung war dann das römische Reich, das 395 in Ost- und Westrom zerfiel, den furchtbarsten Angriffen ausgesetzt. Dem oströmischeu Reiche gelang es, die einwandernden Germanen wieder auszustoßen und sich zu behaupten. Westrom aber brach zusammen. 476 setzte der Heerkönig Odwakar, der Führer der in römischen Diensten stehenden germanischen Söldner, den letzten Kaiser Angustulus ab, machte sich zum Herrn Italiens und verbat sich die Sendung eines Kaisers aus Ostrom. Die Kämpfe zwischen Germanen und Römern zeigen uns, wie ein junges Volk von unerschöpflicher Lebenskraft mit einer alternden Knltnrmacht um die Herrschaft rang. In den Germanen war ein großes Maß überschüssiger Kraft vorhanden, die nach Arbeit, nach Tätigkeit verlangte, und da zu friedlicher Arbeit das Land nicht Raum genug bot, wurde ihnen der Kampf aufgenötigt. Eiu gutes Stück herrlicher Kultur ist dabei zertreteu worden. Ein unnennbares Maß von Kraft ist in den Römerkriegen verbraucht und vernichtet worden. Eine halbe Welt hätten die Germanen bevölkern können, aber ungezählte Scharen, ganze Volksstämme mußten zugrunde gehen, ehe die Germanen das Erbe des Altertums antreten konnten. Jo. Germanen und Römer im friedlichen Oerkehr. a) Früheste Einflüsse auf die germanische Kultur. Wichtiger als die feindseligen Zusammenstöße zwischen Römern und Germanen waren die friedlichen Beziehungen zwischen beiden Völkern und die Einflüsse, die dabei die römische Kultur aus die Germanen ausübte. Ehe aber die Römer auf unsere Vorfahren einwirkten, hatten diese schon aus den Berührungen mit anderen Völkern, namentlich den Kelten, vielfachen Gewinn gezogen. Wir erinnern

4. Bis zum Interregnum - S. 77

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 77 — uns dabei daran, daß man die früheste Zeit menschlicher Kultur als die Steinzeit bezeichnet, da man zu Geräten und Waffen außer Knochen vorzugsweise Steine verwendete, zuerst in roher, nur gesplitterter Form. Später lernte man sie zur Gewinnung brauchbarerer Formen aber auch schleifen und durchbohren, um einen Stiel daran zu befestigen. Einen wichtigen Fortschritt bedeutete es, als man darauf zur Bearbeitung und Verwendung von Metallen überging, und so folgte auf die Steinzeit die Met allzeit. Zuerst verwertete man das Kupser, aber ehe es sich allgemein einbürgerte, gelangte die Bronze, eine Mischung von 9 Teilen Kupfer und einem Teil Zinn, zur Herrschaft. In dieser Form wirkte das Metall umgestaltend auf menschliche Einrichtungen. Als Bronze führte es sich im Norden Deutschlands, überhaupt Europas ein und blieb dort längere Zeit vorherrschend als im europäischen Süden. In den Ostseeländern entwickelte sich daher im 1. Jahrtausend v. Chr. eine vielseitige Bronzekultur. Ihre Träger waren die Germanen. Unterdessen erschien in Südeuropa das Eisen, das im 2. Jahrtausend v. Chr. bereits in Mesopotamien und Ägypten bekannt war. So begann für die europäische Kultur die E i s e u z e i t, in der man vielfach eine Hallstadt und eine La -Tqne - Periode unterscheidet. Jene, nach den reichen Funden auf dem Gräberfelde am Hallstatter See im Salzkammergut benannt, kennzeichnet sich als eine Mischkultur, indem bei vervollkommneter Bearbeitung der Bronze gleichzeitig das Eisen mitverwendet wurde. An ihr hatten teil die Griechen, Italiker, Etrusker und Kelten. Bei den Griechen und Römern entwickelte sie sich in raschem Fortschritt zu größter Vollkommenheit. Irrt weiteren Verlause trat die Bronze mehr und mehr zurück, das Eiseu gewann die Oberhand. Die Erzeugnisse dieser Art hat man nach den Funden bei La Tene am Neuenburger See als La-Tene-Kultur bezeichnet. Sie führte zugleich zur Verbesserung der Töpferei; denn man lernte das Emaillieren und verwendete die Drehscheibe. Bemerkenswert ist an ihr noch das Aufhören der Pfahlbauten. Das Gebiet ihrer Verbreitung umfaßte das Alpenland, Westungarn, Böhmen, Mähren, Oberdeutschland und das nordöstliche Frankreich. Ihre Träger waren vorzugsweise die in den genannten Gebieten wohnhaften Kelten. Sie hatten bei ihrer lebhaften Auffassungsgabe von der Mittelmeerkultur frühzeitig Gewinn gezogen, wurden auch fortgesetzt von Süden her beeinflußt

5. Bis zum Interregnum - S. 83

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 83 — manchen deutschen Gau wohl die erste Kunde von einer südlichen vornehmeren Welt, und umgekehrt überschritten Germanen als Händler die römische Reichsgrenze. Hierbei erhielt wieder der Limes eine hervorragende Bedeutung. Er wurde zur Zoll-grenzlinie; denn die Römer erhoben von den Handelsartikeln bereits einen Einfuhrzoll, und durch Vertrag waren den Germanen die Stellen vorgeschrieben, an denen ihre Händler die Grenze überschreiten durften. Dort wurden ihnen neben den Zöllen ihre Waffen abgenommen, und dann geleiteten sie Soldaten in die bestimmten Städte. Durch diese scharfe Grenzkontrolle wollten die Römer verhindern, daß die Germanen bei Gelegenheit des Handelsverkehrs die weniger befestigten Stellen der Grenze erkunden und ihre Streitkräfte zum Überfall entsprechend verteilen möchten. Der Handel zwischen Römern und Germanen war zuerst vorwiegend Tauschhandel. Ware wurde gegen Ware eingetauscht. Ein Fortschritt war es schon, als man für die Wertberechnung ein Stück Vieh, besonders das Rind als Einheit zugrunde legte. Daher hängt auch das lateinische Wort (pecunia), das Geld bedeutet, mit der Bezeichnung für Vieh (pecus) zusammen. In den südwestlichen germanischen Grenzgebieten kannte man aber auch römisches geprägtes Geld, und zwar zog man Silbermünzen, besonders die Silberdenare ans der Zeit der Republik, den Goldmünzen vor. Nicht immer stellten sich die Germanen freundlich zu den römifchen Handelsleuten. So wollten die Sweben die Einfuhr von Wein seiner berauschenden Wirkung wegen verhindern, und ebenso suchten die Nervier, die am Rheine wohnten, die römischen Händler fernzuhalten. Man vermag daraus zu ersehen, daß einzelne Stämme die Gefahren, die mit Einführung feinerer Genüffe und des südländischen Luxus für die Kraft des Volkes und für die Einfachheit der Lebensweise verknüpft waren, wohl erkannten; aber sie vermochten das Vordringen römischer Kultur nicht aufzuhalten. f) Römlinge in der deutschen Sprache. In reichem Maße ist römische Kultur unter den Germanen verbreitet worden. Sie haben von ihren Gegnern viel gelernt und sind dadurch in ihrer Entwicklung eiu gutes Stück gefördert worden. Namentlich waren unsere Vorfahren in Süd- und Westdeutschland lange Zeit den Bewohnern nordöstlicher Landstriche in ihrer Bildung und Ge- 6*

6. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 64

1874 - Berlin : Schultze
werbe zu fördern, hob er die Wasser-, Binnen- und Provinzial-Zölle auf, legte Chausseen an und verbesserte das Postwesen. In den letzten Jahren seiner Regierung wurden auch die ersten Eisenbahnen erbaut. — Mit der weisesten Sparsamkeit wurden die Einkünfte des Staates verwaltet, so daß, obwohl sich die Staatsschuld 1820 auf 218 Millionen Thaler belief, dennoch allmählich wieder ein Staatsschatz gesammelt werden konnte. Ganz besondere Beachtung schenkte er dem Heerwesen, das im wesentlichen auf der von Scharnhorst errichteten Grundlage weiter fortgebildet wurde und auf der allgemeinen Dienstpflicht beruhte. Ruhig und friedlich flössen die letzten 25 Regierungsjahre Friedrich Wilhelms Ui. hin, ausgefüllt durch die herrlichsten, segensreichsten Einrichtungen, verschönt durch die Liebe seines Volkes und das Glück seiner Familie. Im Mai 1840 erkrankte der König; sein Zustand ward bald lebensgefährlich, und schon am ersten Pfingsttage, den 7. Juni, war jede Hoffnung auf Wiederherstellung geschwunden. Um drei Uhr Nachmittags verschied er, tief und aufrichtig von seinem Volke betrauert. Aus dem Wiener Cougreß 'ging Deutschland loser und schwächer hervor, als es vordem gewesen war. «statt eines starken Bundes-staates mit einer einheitlichen Bundesregierung und mit einer Volksvertretung zur Seite, wie ihn vaterländisch gesinnte Männer erhofft und erstrebt hatten, wurde ein ohnmächtiger Staaten* bunt) der 38 selbstständigen deutschen Staaten gebildet. An die Stelle des ehemaligen Reichstages trat der nur von den Gesandten der deutschen Regierungen beschickte Bundestag. Dem Volke aber wurde kein Einfluß aus die deutschen Verhältnisse eingeräumt. Im Artikel 13 der deutschen Bundesacte war die Einführung landständischer Verfassungen verheißen; allein nur wenige Staaten in Mittel- und Süddeutschland erhielten Constitutionen. Da die meisten und vor Allem Oesterreich und Preußen zögerten, wurde das Volk mit Mißvergnügen und Mißtrauen gegen die väterliche Gesinnung der Regierungen erfüllt. Es entstanden geheime Verbindungen, besonders unter der studirenden Jugend (Wartburgfest, Sand). Diese wurden unterdrückt (Karlsbader Beschlüsse 1819) und die verheißene Verfassung kam nicht ju Stande; doch führte Friedrich Wilhelm 111. 1823 statt der Reichsstände (d. h. des allgemeinen Landtages) die Provinzialstände ein, welche über die ihre Provinzen angehenden Gesetzentwürfe ein Gutachten abzugeben hatten. Ueberhaupt war Friedrich Wilhelm bemüht, sein Volk durch zweckmäßige Einrichtungen (Landwehr-Verfassung, erneuerte Städteordnung, Ablösung grundherrlicker Lasten, Heranziehung des Adels zur Steuerzahlung und Ausbildung des Unterrichtswesens) auf die Konstitution vorzubereiten. Darum wurde auch Preußen durch feie Juli-Revolution 1830 in Frankreich wenig berührt, während in verschiedenen Theilen Deutschlands (Sachsen, Hannover, Knr-hessen und Braunschweig, wo Herzog Karl sogar vertrieben wurde) Unruhen ausbrachen. Als 1835 Franz I. von Oesterreich starb, folgte ihm sein Sohn Ferdinand I. 1835—1848.

7. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 66

1874 - Berlin : Schultze
66 darauf berief er die preußische Nationalversammlung, um eine neue Verfassung zu berathen. Da aber die Unordnungen fortdauerten und die Berathungen mit der National-Versammlung erfolglos blieben, trat endlich die Regierung mit Ernst und Festigkeit auf und machte dem gesetzlosen Treiben ein Ende. Bald kehrte nun die Ruhe in Preußen zurück, so daß der König am 5. Dez. seinem Lande eine constitutionelle Verfassung geben konnte. Diese wurde 1849 von den einberufenen Kammern anerkannt und am 6. Febr. 1850 von Friedrich Wilhelm Iv. feierlich beschworen. Seitdem ist Preußen ein konstitutioneller Staat, das heißt, es kann kein Gesetz ohne die Zustimmung des Königs und der beiden Kammern in Kraft treten. Neben dem Verlangen nach größerer Freiheit war das deutsche Volk von einem mächtigen Drange nach einem geeinigten, kräftigen deutschen Vaterlande beseelt und forderte deßhalb Auflösung des Bundestages und Berufung einer Nationalversammlung. Die Fürsten gaben nach, und am 18. Mai 1848 trat zu Frankfurt a. M. eine Nationalversammlung aus den Abgeordneten aller deutschen Staaten zusammen. Sie wollten eine Versagung entwerfen, durch welche des deutschen Vaterlandes Glück und Größe neu begründet werden sollte. Der von der Versammlung zum Reichsverweser ernannte Erzherzog Johann von Oesterreich sollte die gefaßten Beschlüsse ausführen. Allem es fehlte ihm die Macht dazu. Die Nationalversammlung erkannte sehr bald, daß nur ein mächtiges Oberhaupt dem Vaterlande frommen könnte. Deßhalb bot sie (freilich mit Ausschluß der österreichischen Abgeordneten) Friedrich Wilhelm dem Iv. am 3. April 1849 die deutsche Kaiserkrone an. Dieser aber lehnte sie ab. Er wollte sie nur daun annehmen, wenn sie ihm von den deutschen Fürsten angeboten würde. Inzwischen^ hatten sich auch die Herzoathümer Schleswig-Holstein, welche, seit 1721 mit Dänemark vereinigt, nur mit Mühe ihr deutsches Wesen bewahrt hatten, gegen Dänemark erhoben. König Friedrich Vii. von Dänemark hatte nänilich, durch einen Aufstand in Kopenhagen gezwungen, die Einverleibung Schleswigs in das dänische Reich ausgesprochen. Deutschland versprach Hülfe. Am 4. April rückten preußische Truppen unter General Wrangel in Holstein ein und vereinigten sich mit den Schleswig-Holsteinern und andern deutschen Bundestruppen. Am 23. April schlugen sie die Dänen bei S chleswig und warfen sie nach dem Norden Jütlands zurück. Aber die drohende Haltung der übrigen Großmächte und der Mangel einer Kriegsflotte veranlaßten Preußen, am 26. August den Waffenstillstand von Malmö zu schließen. Die Friedensunterhandlungen indeß zerschlugen sich und der Krieg begann 1849 von Neuem. Die Dänen verloren zwar im Hafen von Eckernförde zwei ihrer besten Kriegsschiffe, auch wurden dre Düppeler Schanzen von den Deutschen erstürmt, der Krieg indeß später von Seiten Preußens so lau geführt, daß sich die Herzogtümer den Dänen schließlich unterwerfen mußten. — Ebenso wurde der im Großherzog-

8. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 68

1874 - Berlin : Schultze
68 Inzwischen hatten an verschiedenen Orten Volksaufstände stattgefunden, welche die Regierungen unter die Beschlüsse der Frankfurter Nationalversammlung beugen wollten. Zuerst in Sachsen. Hier empörte sich zu Dresden die demokratische Partei und eroberte den größten Theil der Stadt; der König flüchtete und bat Preußen um Hülfe. Diese wurde gewährt, und die preußischen Truppen dämpften (6. bis 9. Mai) nach hartnäckigem Kampfe den Aufstand. Ernster und schwieriger war der Aufruhr in Baden. Hier befehlen die Freischärler fast das ganze Land und zogen selbst das Militär auf ihre Seite. Der Großherzog floh und bat ebenfalls Preußen um Hülfe. Im Juni rückten preußische Truppen unter Führung des Prinzen von Preußen (des nachherigen Königs Wilhelm I.) in Baden ein und warfen rasch den Aufstand nieder. Nun nahm Preußen die Ordnung der deutschen Dinge in die Hand und versuchte auf friedlichem Wege eine Einigung der deutschen Fürsten und Völker zu Stande zu bringen. Friedrich Wilhelm schloß mit Sachsen und Hannover den Dreikönigsbnnd, dem die übrigen Staaten Nord- und Mitteldeutschlands beitraten, und erließ eine neue Reichsverfasfung auf Grundlage der vom Frankfurter Parlament aufgestellten. Hannover und Sachsen traten zwar bald zurück, Preußen aber suchte die übrigen Staaten auf dem Erfurter Reichstage zu einer Union zu vereinigen. Nun aber stellte sich Oesterreich im Vereine mit Baiern und Würtemberg diesen Bestrebungen Preußens feindlich entgegen. Bald traten auch Sachsen und Hannover aus Oesterreichs beite, eie wollten den alten Bundestag wieder herstellen. Die Spannung zwischen Preußen und Oesterreich stieg besonders wegen der schleswig-holsteinischen und hessischen Frage immer höher. Der schleswig-holsteinische Krieg war nämlich noch immer nicht beendigt. Preußen hatte sich zwar zurückgezogen; aber die Schleswig-Holsteiner stritten noch immer für ihre Rechte. Ebenso die Hessen. Der Kurfürst von Hessen hatte 1850 das Ministerium Hassenpflug berufen und die Verfassung gebrochen. Das Volk hatte sich dagegen erhoben, die Kammern die Steuern verweigert, und der Kurfürst deßhalb den Kriegszustand über das Land verhängt. Nun aber verweigerte das ganze Land den Gehorsam; alle Behörden und selbst die Truppen erklärten einmüthig, sie würden den auf die Verfassung geleisteten Eid nicht brechen. Der Kurfürst erbat Hülfe von Oesterreich,' und baierifche und österreichische Truppen rückten in's Land. Preußen trat für das hessische Volk und für seine Verfassung ein und sandte ebenfalls Truppen, echon standen sich die Heere schlagfertig gegenüber, als Friedrich Wilhelm Iv. dem Drucke Rußlands nachgab und dem Kriege durch den Preußen tief demüthigenden Vertrag von Olmütz (28. und 29. November 1850) vorbeugte. Das Ergebniß war, daß der alte Bundestag wieder eröffnet wurde. Sofort zwang dieser die Herzogtümer Schleswig-Holstein. sich Dänemark zu unterwerfen, hob in Hessen die Verfassung von 1831 auf und beugte das Volk unter den Willen Hasfenpflugs. Friedrich Wilhelm Iv., der feine edlen, uneigennützigen Absichten und Pläne so vereitelt sah, verlor zuletzt Lust und Muth, zumal an seinem eigenen Hose eine mächtige Partei seine Abneigung und seinen Widerwiüen gegen die seit 1848 eingetretenen Neuerungen nährte und stärkte.

9. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 67

1874 - Berlin : Schultze
67 thum Posen im Jahre 1848 ausgebrochene Aufstand der Polen durch die Tapferkeit der preußischen Truppen bald gedämpft. — Zn Folge des wenig ehrenvollen Waffenstillstandes von Malmö kam es im September 1848 im Schooße der Nationalversammlung in Frankfurt zu heftigen Kämpfen und von Seiten des Pöbels zu blutigen Auftritten (General Auerswald und Fürst Lichnowsky). Dies erbitterte die Regierungen noch mehr gegen die Volksbewegung, welche alle Ordnung zu durchbrechen drohte. Deßhalb wurde ein Ausstand in Baden im September 1848 mit Waffengewalt erstickt. Hartnäckiger war der Kampf in Wien. Die Studenten, das Volk und einige Truppentheile vertrieben die Garnison und vertheidigten die Stadt 3 Wochen lang gegen die belagernden Truppen. Endlich trug die militärische Überlegenheit den Sieg davon; in einem tagelangen blutigen Kampfe eroberten die Soldaten die Stadt; diese wurde in Belagerungszustand erklärt, und über die Leiter und Anführer schwere Strafe verhängt. Viele (Robert Blum) wurden standrechtlich erschossen. — Gleichzeitig mit den Wienern hatten die Czechen in Böhmen, die Lombarden in Oberitalien und die Ungarn die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt. Kaiser Ferdinand, welcher der Bewegung nicht Herr werden konnte, dankte zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph (1848 bis jetzt) ab. Die Nationalitäten, aus denen der österreichische Staat zusammengeschweißt war, strebten wild auseinander. Die Ungarn unter Kossuth, Görqey u. a. zwangen die österreichischen Heere zum Rückzug, eroberten Ofen und brachten alle Festungen in ihre Gewalt. Selbst als die Russen den Oesterreichern zu Hülfe kamen, widerstanden die Ungarn noch mehrere Monate, bis innere Zerwürfnisse ihre Kraft lähmten. Bon allen Seiten in die Enge getrieben, streckte Görgey die Waffen und führte dadurch die Unterwerfung des Landes herbei. Kossuth und andere Führer des Aufstandes flüchteten auf türkisches Gebiet-v'ele starben durch kriegsgerichtliches Urtheil, oder schmachteten lange ln den Kerkern. Auch in Oberitalien (Mailand und Venedig) wurden die österreichischen Besatzungen durch Volksaufstände zum Abzüge gezwungen. König Karl Albert von Sardinien stellte sich an "die Spitze der Vaterlandsfreunde, die ein einiges und freies Italien anstrebten. Allein er vermochte mit seinen ungeübten Freischaaren gegen die kriegserfahrenen und tapfern, von dem alten Radetzki gm' geführten Oester-reicher Nichts auszurichten. Ueberall geschlagen, schloß er eine Waffenruhe. Und als er, von den Demokraten gedrängt, im nächsten Jahre abermals das Waffenglück versuchte, aber unterlag, legte er die Krone zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel nieder und ging nach Portugal, wo er bald daraus starb. Victor Emanuel aber schloß mit Oesterreich einen nachtheiligen Frieden. . Als die National-Versammlung zu Frankfurt die Kaiserkrone von Deutschland anbot, rief der grollerid die österreichischen Volksvertreter zurück, das Gleiche. Auch der deutsche Reichsverweser vcrlii wehr Mitglieder des Parlaments schieden aus, Nest (Rumpfparlament) siedelte nach Stuttgart üb saiwng durchzuführen; wurde aber vdn der Reqie ausgelöst. 5* Friedrich Wilhelm Iv Kaiser Franz Joseph Andere Fürsten thaten eß Frankfurt. Immer und der demokratische er, um die Reichsver-rnng (18. Juni 1849)

10. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 72

1874 - Berlin : Schultze
In 14 Tagen stand die preußische Armee schlagfertig da, während die österreichische, die 6 Wochen früher zu rüsten begonnen hatte, noch weit zurück war. Den Vorschlag der Großmächte, die Streitigkeiten auf einer Conferenz beizulegen, wies Oesterreich zurück, übertrug vielmehr die Entscheidung dem deutschen Bunde und berief gleichzeitig wider den Willen Preußens die holsteinischen Stände. Preußen erklärte dies für einen Bruch des Gasteiner Vertrages und ließ den General Manteuffel in Holstein einrücken, welches die Oesteereicher unter Protest räumten. Nun forderte Oesterreich die deutschen Bundes--staaten zur Kriegsbereitschaft gegen Preußen auf, und sein Antrag wurde am 14. Juni mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Nach der Abstimmung erklärte der preußische Gesandte, daß der bisherige Bund für Preußen aufgehört habe zu bestehen. Vergebens suchte König Wilhelm den Frieden zu erhalten. Er sicherte den norddeutschen Staaten, welche sich Oesterreich angeschloffen hatten (Sachsen, Hannover und Kurhessen), noch einmal ihren Besitzstand zu, falls sie neutral bleiben und die Reformvorschläge Preußens annehmen wollten. Da sie dies ablehnten, rückten die Preußen am 16. Juni gleichzeitig in Sachsen, Hannover und Kurhessen ein und besetzten diese Länder mit einer Schnelligkeit und Sicherheit, die ganz Europa mit Staunen erfüllte. Der Kurfürst von Hessen gerieth in preußische Gefangenschaft; der König von Sachsen zog sich mit seiner 20,000 Mann starken Armee nach Böhmen zurück, und König Georg von Hannover versuchte, sein 18,000 Mann starkes Heer mit der am Main sich zusammenziehenden Bundesarmee zu vereinigen. Dies wurde indeß durch die Schlacht bei Langensalza (27. Juni) verhindert. General Meß griff mit 9000 Mann die in starker Position stehenden Hannoveraner an und zwang sie, Stand zu halten. Zwar mußte er gegen Abend der Uebermacht weichen; doch hatte er seinen Zweck erreicht; denn am 29. ergab sich die hannoversche Armee. Selten ist wohl auf beiden Seiten mit solcher Tapferkeit und mit verhältnismäßig so bedeutendem Verluste gekämpft (auf jeder Seite 2000 Mann). Viermal gelang es den hannoverschen Cürassiren und Cambridge-Dragonern, in die preußischen Carres hineinzukommen, aber vier Mal wußten sich diese wieder zu formiren; besonders war es das 2. schlesische Regiment No. 11, welches mit unvergleichlicher Tapferkeit alle Cavallerie-Angriffe zurückwies. Inzwischen hatte der österreichische Obergeneral, Feldzeugmeister Benedek, den Plan gefaßt, den Krieg nach Preußen hinüber zu spielen, und wo möglich Berlin zu nehmen. Allein die Schnelligkeit, _ mit welcher die drei in Sachsen und Schlesien aufgestellten preußischen Armeen vorgingen, vereitelte diesen Plan. Schon am 23. Juni brachen die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld und die erste Armee unter dem Prinzen Friedrich Carl von Norden her in Böhmen ein. Die zweite Armee unter dem Kronprinzen, welche, von Schlesien kommend, die schwersten Desileen zu überwinden hatte und sehr
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