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1. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 304

1845 - Berlin : Klemann
304 Fünftes Buch. Dritter Abschnitt. Glocke tönte; nur das Schlachtgeschrei scholl, nur die Geschütze donnerten wie Ehrensalven für jene Männer, die freudig fürs Vaterland starben. Und der Sultan erkannte endlich, daß all' seine Kriegsmacht zu Schanden werde von Vaterlandsliebe und Begeisterung. Da hob er am 14. Oktober die Be- lagerung Wiens auf. — Freiheit! Nun verkündigten die Uhren wieder die Zeit, nun klangen wieder alle Glocken, und Jubelmustk scholl von den Thür- men des befreiten Wiens herab. Der Sultan aber zog grimmig mit Mord und Brand durchs offne Land nach Ungarn zurück und behauptete dies Land als türkische Provinz. Der alte Held Nikolaus Salm war eine Stunde vor der Befreiung im letzten Türkensturm auf den Tod verwundet worden und starb am 4. Mai des folgenden Jahres, glorreichen Andenkens für alle Deutschen allen Zeiten. Mittlerweile hatte sich in Deutschland die Reformation immer mehr be- festigt und ausgebreitet und zwar in demselben Grade, je entschiedener der kühne Luther jede Rücksicht auf römisch-kirchliche Satzungen, welche er früher noch beobachtet hatte, von sich warf und je bestimmter er die neuen Formen einer selbstständigen evangelischen Kirche ausbildete. Schon im Jahre 1524 hatte er seine Augustinermönchskutte abgelegt; im Jahre 1525 trat er sodann in den Stand der heiligen Ehe mit einer edlen Jungfrau, Katharina von Bora, welche früher Nonne gewesen war; das that er allen Priestern zum Beispiel, auf daß sie sich lossagten von dem Cölibat, dieser widernatürlichen päpstlichen Satzung, und auf daß sie ihren Gemeinden zu Mustern häuslicher Zucht und Sittlichkeit würden. Um das sittliche Leben der Geistlichkeit zu veredeln, hielt er auch eine große Kirchenvisitation in Sachsen. Er hatte die Ohrenbeichte aufgehoben, den Gebrauch des Abend- mals unter beiderlei Gestalt für die Laien eingeführt, die Messe abgeschafft, den Glauben an die Fürbitte der Heiligen verworfen und demgemäß auch die Anbetung ihrer Bilder verboten. Dagegen führte er die Volkssprache beim Gottesdienst ein, die deutsche Predigt, das deutsche Kirchenlied. Und ebenmäßig damit suchte er auch den Volksunterricht wieder in Schwung zu bringen, welcher bis dahin so arg versäumt worden war. Anstatt des Wahnes, daß der Laie der Gnade des Priesters zur Vermittlung mit Gott bedürfe, stellte Luther den Glauben auf, daß irr dem Verdienst Jesu Christi allein alles Heil des Menschen begründet sei. In allen neuen Einrichtungen zeigte sich der Grundsatz: daß der Glaube die Bildung nicht aufhalten solle, sondern fördern, und daß die Vernunft, welche von Gott kommt, diesem ihrem Ursprung auch wieder in freier Forschung zustreben müsse. Das war ungemein wichtig für die sittliche Veredlung des Vol- kes. — Unterdessen griff jedoch die Reformation auch bald ins politische Leben der deutschen Nation ein. Sowohl der Adel als der Bauernstand hatten die Lehre „von der evangelischen Freiheit" lebhaft aufgefaßt, jeder auf seine eigne Art, — alle beide praktisch, —• aber beide waren unterdrückt wor- den. Nun stellte Luther sein Werk, damit es selbst nicht auch mit unterdrückt würde, unter den Schutz der Fürsten. Diese aber erweiterten dabei ihre landesherrlichen Hoheitörechte, zuvörderst dadurch, daß sie die geistlichen Güter einzogen, sodann° auch dadurch, daß die geistliche Obergewalt des Papstes in den evangelischen Ländern nicht mehr anerkannt wurde, und folglich auch die geistliche Gewalt der von ihm eingesetzten Kirchenvorsteher, der Bischöfe und Prälaten, nicht mehr; da leiteten nun dort die weltlichen deutschen Für- sten die oberste Aufsicht über alle kirchlichen Angelegenheiten. So kam da- mals eine neue Einheit zwischen Kirche und Staat zu Stande, und zwar in

2. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 314

1845 - Berlin : Klemann
314 Fünftes Buch. Vierter Abschnitt. walt bekommen können. Aber nein! da hatte Jeder von den Bundeshäup- tern seine eigene Meinung und blieb dabei und wollte den Andern nicht nachgeben. Dies ward Allen zum Schaden. Denn so versäumten sie die günstige Gelegenheit, den Kaiser in seiner Schwäche anzugreifen; dieser hingegen gewann Zeit, zu erstarken und sie seine Stärke fühlen 31t lassen. Da waren die Städte über der Fürsten Saumseligkeit gar sehr erbittert und wollten aus Zorn keine Geldhilfe mehr beisteuern, noch ihre Kriegsleute fürder bei so schlecht bestellten Sachen lassen; aber die Fürsten selber muß- ten ihre Schuld bald auch büßen. Der Kaiser hatte indessen schon längst, noch bevor er zur offnen Ge- walt griff, einen andern Plan befolgt; er hatte nämlich gesucht, sich unter der Partei der Protestanten selbst Freunde und Anhänger zu gewinnen. Als tiefer Menschenkenner hatte er sich bald den jungen Herzog Moritz von Sachsen herausgefunden (das war der Sohn des Herzogs Heinrich von der Albertinischen Linie, geboren 1520, und der Schwiegersohn des Land- grafen Philipp von Hessen). Karl V. erkannte dieses jungen Fürsten Ehr- geiz; er wußte, daß der Kurfürst von Sachsen feinen Vetter Moritz gering- schätzte, und zog diesen dafür an sich. Zu Regensburg schloß er mit ihm am 19. Juli 1546 ein heimlich Bündniß. Und weil Herzog Moritz gar tapfer, fing und gewandt war, so gewann ihn der Kaiser bald so lieb, wie seinen leiblichen Sohn, wiewohl Moritz Protestant war, und vertraute ihm ungemein, wie er, als stolzer und verschlossener Fürst, nicht leicht irgend Jemanden vertraute. Moritz aber verbarg seinen Glaubensgenossen lang seine wahre Gesinnung. — Als nun damals (1546) der Winter gekommen war, brach Herzog Moritz plötzlich in Kursachsen ein, um im Namen des Kaisers an seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann Friedrich, die Reichsacht zu vollstrecken. Da eilte der Kurfürst zur Stelle vom schmalkaldischen Bun- desheer, welches in Oberdeutschland stand, heim in sein Land und vertrieb seinen Vetter daraus. Aber Moritz zog gen Böhmen; — dort sammelte sich, wie der Frühling 1547 begann, ein großes kaiserliches Heer bei Eger, und rasch, ehe sich der Kurfürst dessen versah, brach der Kaiser von Böh- men her in dessen Land, und wie er vernahm, daß der Kurfürst sich gen Wittenberg gewandt, zog er ihm längs des Elbstroms nach. Am 24. April 1547 stand der Kurfürst mit 9000 Mann auf der Lochauer Haide bei Mühlberg am Elbstrom, jenseits dessen der Kaiser selber mit seinem Feld- herrn, dem Herzog von Alba (einem Spanier), dem König Ferdinand und dem Herzog Moritz. Es war ein Sonntag und der Kurfürst hörte eben die Predigt in der Kirche; da drang des Kaisers Reitervolk über den Elb- strom; die kursächsischen Truppen zogen sich zurück; aber jenes holte sie ein und griff sie ungestüm an; der Herzog von Alba und Moritz trieben, der eine seine Reiter, der andre seine Schützen wider die beiden Flanken der kursächsischen Schlachtreih'. Bald ermatteten diese, bald riß Verwirrung ein, bald war das weite Feld von Roßdorf bis Falkenburg und Baiersdorf hin voller Leichen und Flüchtiger. Der Kurfürst selbst, ein starkbeleibter, unbe- hilflicher Mann, wehrte sich heldenhaft gegen Welsche, Ungarn und Spa- nier, die ihn umringten, bis ihm das Blut über's Angesicht strömte; da rief ihm ein Edelmann aus Meißen, Thilo von Trott, auf Deutsch zu: „Wollt Ihr Euch nicht ergeben?" — „Einem Deutschen? Ja!" sprach der Kurfürst und gab dem von Trott zwei Ringe, die er vom Finger zog, zum Zeichen der Gefangenschaft. Der von Trott brachte ihn nun zum Herzog von Alba und dieser mußte ihn dem Kaiser vorführen. Da wollte der Kur-

3. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 318

1845 - Berlin : Klemann
318 Fünftes Buch. Fünfter Abschnitt. tag, daß sich zwei katholische Gottesgelehrte und ein protestantischer über die kirchlichen Streitfragen besprachen und einen Entwurf zu Stande brachten, wie es in Sachen der Religion einstweilen, bis zur Entscheidung der echten Kirchenversammlung (die in Bologna erkannte nämlich der Kaiser nicht an) gehalten werden sollte. Diese Vorschrift hieß das „Interim", weil sie nur einstweilen (interim) gelten sollte. Darin waren nun fast alle Hauptsätze der evangelischen Lehre auf römisch-katholische zurückgeführt, nur der Gebrauch des Abendmals unter beiderlei Gestalt und der Fortbe- stand der Priesterehen (aber auch diese bloß für einstweilen) zugestanden. Viele Reichsstände nahmen dies „Interim" an; der gefangene Kurfürst Jo- hann Friedrich von Sachsen hingegen, der landlose Fürst Wolfgang von Anhalt, und mehre andre Fürsten weigerten sich dessen standhaft, auch Kur- fürst Moritz. Vom Volk wurde das Interim fast überall in Deutschland, bei Katholiken wie bei Protestanten, mit gleichem Hohn und gleicher Er- bitterung ausgenommen, gleichwohl aber mit Gewalt aufgedrungen. In Kursachsen ließ Moritz zu Gunsten der Protestanten ein eignes Interim (das sogenannte „Leipziger") abfassen; doch war auch dies den eifrigen Prote- stanten noch immer zu päpstisch. Alle Feinde des Interims aber, alle ver- folgten evangelischen Prediger fanden in der freien Reichsstadt Magdeburg herzliche Aufnahme und treuen Schutz, also daß Magdeburg damals eine rechte Machtburg der Glaubensfreiheit war. Dies reizte den Zorn des Kaisers, denn Niemand sollte sich auflehnen gegen seine Machtgebote; und er gebot (1549) den Kurfürsten Moritz von Sachsen und Joachim Ii. von Brandenburg, des Reiches Acht und Aberacht an der trotzigen Stadt Mag- deburg zu vollstrecken. Da aber sowohl von protestantischer als von katho- lischer Seite immerfort Klagen über Klagen gegen das Interim erschollen, so verwies er männiglich auf die Kirchenversammlung, welche 1550 wieder zu Trient hergestellt worden war. Doch von dorther war keine Einigung zu hoffen. Die Reichsstände wollten nur ein allgemeines, freies Eon- cilium; selbst die katholischen Fürsten trugen Bedenken, das Trienter zu he- schicken, und auch der Papst wünschte, daß es sich auflösen möchte. So herrschte denn damals eine trostlose Verwirrung; der Kaiser aber hegte im Stillen den Plan, seinen Sohn Philipp, einen strengkatholischen Prin- zen, welchem er die Nachfolge in deir spanischen Reichen zugedacht hatte, auch in Deutschland, anstatt Ferdinands, zu seinem Nachfolger wählen zu lassen. Zum Glück für's Vaterland vereitelten die Kurfürsten diese Wahl durch eine Standhaftigkeit, welche in jener Zeit der Bedrängniß doppelt ehrenwerth war. Mittlerweile trug der Kurfürst Moritz den schmerzhaftesten Stachel im Herzen. Mit dem ganzen Feuer seiner kühnen Seele hing er an der evan- gelischen Lehre und sollte nun selbst das Werkzeug zu ihrer Vernichtung sein! Auf sein Wort und das des Brandenburgers hatte sich sein Schwiegervater, Landgraf Philipp, dem Kaiser unterworfen und schmachtete nun, — dem Fürstenwort zum Hohn, und obwohl er alle Bedingungen ehrlich erfüllt hatte, — in Karls Gefängn.iß! Als ein zweideutiger Mann stand Moritz vor deir Augen seiner Glaubensgenossen, ja ganz Deutschlands da, obwohl er redlich alles Mögliche aufgeboten hatte, um die Befreiung des Landgrafen vom Kaiser zu erwirken; er'sah sich getäuscht, er sah die weiteren Folgen des Frevels, zu welchem er sich früher durch seinen Ehrgeiz hatte verleiten lassen, nämlich den drohenden Untergang der deutschen Freiheit und Verfassung, die damals einzig auf der Erhaltung der Fürstenmacht ge-

4. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 320

1845 - Berlin : Klemann
320 Fünftes Buch. Fünfter Abschnitt. tig an der Fußgicht litt, gewann noch Zeit, in einer Sanfte von Jnsbruck nach Villach in Kärnthen zu flüchten; freiwillig folgte ihm der gefangene Kurfürst Johann Friedrich dahin, weil er seine Freiheit nicht seinem ver- haßten Vetter Moritz verdanken wollte. Der Kaiser aber, der sich solches von Moritz nicht versehen hatte, war bis in den Grund der Seele erschüt- tert; zum Kriege nicht gerüstet, sah er sich genöthigt, durch seinen Bruder Ferdinand mit Moritz Frieden zu schließen. Dies geschah zu Passau (vom 3k. Juli bis zum 2. August 1552). Kraft des dort abgeschlossenen Vertrags wurde der gefangene Landgraf losgegeben, wurden die Geächteten der Reichs- acht enthoben, und die Protestanten sollten ihren Glauben und ihre Rechte behalten; kurz: Friede sollte sein zwischen allen Parteien. Dies war die schöne Frucht von Moritzens Werk. Aber eine bittre Frucht jenes Bünd- nisses deutscher Fürsten mit dem König von Frankreich war der Verlust der drei lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdün fürs deutsche Reich. Nun kehrten die befreiten Fürsten Philipp und Johann Friedrich in ihre Lande heim, und mit Jubel empfing jeden sein treues Volk. Da weinte der alte Meister Lukas Kranach Thränen der Freude, wie er seinen Herrn wieder in den Armen seiner edlen Hausfrau sah. Kranach überlebte dies nicht lange; schon ein Jahr darauf (1553) machte sich der einundacht- zigjährige Greis aus den Weg nach Jenseits, um seinen theuren Herrn dort anzumelden, und 1554 folgte ihm dieser wirklich hinüber. Deal Landgrafen hatte das Elend in der Haft die Haare gebleicht, wiewohl er erst achtund- vierzig Jahre alt war; aber sein Geist war stark und ungebeugt geblieben und selbst im Kerker hatte er nicht aufgehört, für sein Land zu sorgen. Seine treue Hausfrau Christine, welche sich für seine Befreiung zweimal fruchtlos dem Kaiser zu Füßen geworfen hatte, sah er nicht mehr; sie war vor drei Jahren verschieden; in tiefer Rührung kniete er zu Kassel still an ihrem Grabe, wahrend in der Kirche der feierliche Dankgottesdienst für seine Befreiung gehalten wurde. Aber wen er von Treuen noch am Leben fand, denen gedacht' er redlich die Treu'. So dem tapfern Ritter Heinz von Lüdder; der hatte ihm die gute Feste Ziegenhain mannhaft bewahrt, als ein kaiserlicher Feldhauptmann, dem Vertrage zuwider, deren Uebergabe ge- fordert hatte. Nun verlangte der Kaiser vom Landgrafen, er sollte den Heinz von Lüdder, weil er ihm getrotzt, aufhangen lassen. Was that der Landgraf? Er schlang zwar dem Ritter (statt des Stricks) eine Kette um, aber eine goldne; so erfüllte er buchstäblich des Kaisers Gebot und zeigte zugleich, daß dieses Mannes Treue rein erfunden, wie Gold im Feuer. Und wie dieser einzelne Mann, so waren damals alle im Hessenland, und hatte der Landgraf seiner Stände großer Liebe und Aufopferung viel zu danken. Nun zog der Kaiser mit großer Heereskraft ins Feld gegen den König von Frankreich, um diesem die Eroberungen auf deutschem Gebiet wieder abzugewinnen. Er belagerte Metz, doch das Glück war ihm nicht günstig und er mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen; da sprach er, von der leidigen Gicht geplagt, voll Bitterkeit: „Das Glück ist ein Weib; wie ich noch jung war, hielt es mich wertst; jetzt in meinem Alter verläßt es mich." Gleichwohl setzte er den Kampf gegen Frankreich ohne Glück vier Jahre lang fort; erst 1556 wurde ein Waffenstillstand geschlossen, kraft dessen Metz, Toul und Verdün bei Frankreich blieben. Wohl faßte später (1563) Pfalz- graf Wolfgang den Plan, diese drei Bisthümer wieder zu erobern und erbat sich dazu vom Landgrafen Geldhilfe und sonstige Unterstützung; aber der Plan kam nicht zur Ausführung und Lothringen blieb französisch!

5. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 321

1845 - Berlin : Klemann
Tod Moritz' von Sachsen (1553). Augsburger Religionsftiede (1555). 321 Mittlerweile hatte der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, ein wilder, unmäßiger Herr, dem nur wohl war bei Trinken und Schlagen, Sengen und Brennen, das blutige Kriegshandwerk in Deutschland über- müthig fortgetrieben, meistens auf Kosten der Bischöfe und Stifter. Da that ihn der Kaiser endlich in die Reichsacht, das Reichskammergericht ver- hängte Erekution gegen ihn, und viele Fürsten, worunter auch Moritz, hat- ten sich gegen den Friedensbrecher vereinigt. Albrecht aber lachte über Acht und Aberacht. — „Acht und Aberacht?" sprach er, „das macht sechzehn," und trug den Reichökrieg nach Niedersachsen. Dort kam's bei Sievers- hausen, auf der Lüneburger Haide, am 9. Juli 1553 zur Schlacht. Der wilde Markgraf wurde besiegt, später (1554) nochmals bei Kitzingen, floh dann nach Frankreich und starb endlich zu Pforzheim 1557. Jene Sievers- häuser Schlacht aber kostete dem kühnen Kurfürsten Moritz das Leben in seinem dreiunddreißigsten Jahr. Er hatte die Flecken auf seiner Ehre durch Deutschlands Errettung von der kaiserlichen Willkürherrschaft zu verwischen gesucht; nun sühnte er seine Schuld, indem er, als Held fechtend, für die Erhaltung von Deutschlands Ruhe starb. Als Kaiser Karl V. die Nachricht von Moritzens Tod erfuhr, blieb er lange in finstrem Schweigen; endlich rief der Schmerz aus ihm: „O Absalon, mein Sohn, mein Sohn!" Denn Karl V., in dessen Brust so wenig Platz für Liebe war, hatte Moritz wahr und tief geliebt! Seine hohe Zuversicht auf das Glück war nun gebrochen; dahin waren all sein Stolz und sein Muth; er sah's furchtbar klar vor sich, daß er mit all seiner Macht das Ziel seines Lebens doch nicht erreicht hatte. Er litt außerdem an heftigen körperlichen Schmerzen (an der Gicht); Alles erinnerte ihn an die Nichtigkeit irdischer Hoheit; und er sehnte sich so recht von Herzen fort aus dem Getümmel der Welt, welche ihn anwiderte, nach tiefer, unverletzlicher "Ruhe; und, von Trübsinn befangen, wollte er nicht länger säumen, einen langgehegten, seltsamen Entschluß auszuführen. Kurz bevor er dies that, kam am 26. September 1555 auf einem Reichstag zu Augsburg, unter Vorsitz des Königs Ferdinand (welchen der Kaiser, Deutsch- lands überdrüssig, zu allem bevollmächtigte), ein Neligionsfriede zu Stande. Die wesentlichen Punkte desselben waren folgende: Es sollte eine religiöse Duldung stattfinden, also, daß um des Glaubens wegen Niemand Verfol- gung zu leiden habe. Ueber die augsburgischen Konfessionsverwandten sollte keine geistliche Gerichtsbarkeit mehr bestehen (die Reformirten waren ausge- schlossen) und sie durften die eingezogenen Kirchengüter fortbesitzen. Die weltlichen Reichsstände sollten für ihre Person das Recht haben: zum evan- gelischen Glauben überzutreten, desgleichen das Recht: ihren Unterthanen dessen Ausübung ju erlauben, ebenso die evangelischen Unterthanen das Recht: auszuwandern, wenn ihnen jene Ausübung von ihren Fürsten nicht gestattet würde. (Dadurch kam leider der Grundsatz auf, daß die Religion des Fürsten auch die des Landes sein müsse.) Wenn hingegen geistliche Reichsstände evangelisch werden wollten, so sollte ihnen dies zwar freistehen, jedoch sollten sie in diesem Fall ihre Würden dadurch verlieren, übrigens ohne Schaden ihrer Ehre; dieser Artikel hieß der „geistliche Vorbe- halt"; er enthielt eine reiche Aussaat von Unfrieden für's Vaterland. Einen Monat nach diesem sogenannten „Religionsfrieden" führte Kaiser Karl V. jenen langgehegten Entschluß wirklich aus. Er legte nämlich die Regierung seiner vielen Reiche nieder; übergab am 25. Okto- der 1555 seinem Sohne Philipp die Regierung der Niederlande und 1556 die Kronen von Spanien, Neapel, Westindien, und entsagte endlich in dem- Dullcr's Gesch. d. deutsche» Volkes. - Schul-Auög. 21

6. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 340

1845 - Berlin : Klemann
Fünftes Buch. Neunter Abschnitt. 340 und eine verschärfte Censur angeordnet; die mächtigen Jesuiten ließen alle Schriften, welche ihnen anstößig schienen, verbieten und verbrennen, sie selbst aber entblödeten sich nicht, die ärgsten Schmähschriften wider die Protestan- ten drucken zu lassen, und dafür hatten sie — Preßfreiheit, sonst Niemand. Während sie sich so an dem Geist des deutschen Volks versündigten, boten sie zu gleicher Zeit alles aus, um protestantische Fürsten zum Uebertritt zur römisch-katholischen Religion zu bewegen. Und bei Einzelnen brachten sie es auch wirklich dahin. So ließ auf ihren Betrieb der Herzog Albrecht von Baiern seinen minderjährigen Neffen, den Markgrafen Philipp Ii. von Baden, in der katholischen Religion erziehen und erwirkte cs vom Kaiser, daß ihn dieser (1571) schon im dreizehnten Jahre für volljährig er- klärte, worauf der junge Markgraf die evangelischen Prediger vertrieb. Der Markgraf Jakob von Baden-Hochberg trat 1590 zum Katholiciömus über. Eben so waren die Jesuiten unermüdlich thätig, einflußreiche Prote- stanten durch alle möglichen Künste wenigstens heimlich zu bekehren; ja sie erlaubten ihnen sogar die Heuchelei vor den Augen der Welt: nach wie vor die Formen des Protestantismus zu beobachten. Die Hauptstütze des Katholicismuö und der Jesuiten blieb das baierische Fürstenhaus, in die- sem besonders der junge Herzog Maximilian (geboren 1573), ein Fürst voll Talent, Kühnheit und Charakterstärke. Er war mit dem Erzherzog Ferdinand von Oesterreich-Steiermark (einem Neffen des Kaisers Maxi- milian Ii., geboren 1578) auf der Universität Ingolstadt von den Jesuiten erzogen worden, und beide Prinzen trugen von jener Zeit an, ihr ganzes Leben lang, einen unauslöschlichen Haß gegen die Reformation im Herzen; eine Verschwägerung knüpfte dies Band gleicher Neigungen noch fester, so daß ihnen die Austilgung des Protestantismus und die Herstellung des Ka- tholicismuö in Deutschland als das höchste und heiligste Ziel ihres Lebens erschien. Sie betrachteten dabei das Volk nicht nach seinen ewigen Rech- ten, sondern bloß als eine Masse von Geschöpfen, über deren Leben und Tod sie Herren seien; sie betrachteten, in ihrer unglückseligen Verblendung, jeden ihrer Unterthanen, welcher anders glaubte als sie, als einen Rebellen, welcher dafür den Tod verdiene; und demgemäß handelten sie auch. Es war leider eine Zeit herangekommen, daß die eiserne Gewalt in deutschen Landen Alles entschied. Der Erzherzog Ferdinand, welcher seinen Stolz darein setzte, „ein Sohn der Jesuiten" zu heißen, (er war vielmehr ihr Knecht,) faßte schon im Jahre 1597 den Plan zu einer Gegenreforma- tion und legte diesen dem Kaiser Rudolf Ii. vor, welcher in Prag restdirte. Ferdinand führte seinen Plan auch in Steiermark mit der größten Härte aus, ver- trieb 1598 alle seine Unterthanen, welche nicht katholisch waren, und zerstörte ihre Kirchen. — Der Herzog Maximilian von Baiern erwies seinen Glau- benseifer an der Reichsstadt Donauwörth, welche protestantisch war, aber noch ein Benediktinerkloster hatte. Dort hatten nun die Protestanten 1606 die Mönche bei einer altherkömmlichen öffentlichen Prozession arg verhöhnt und mißhandelt, und darüber war die Stadt in die Reichsacht gekommen. Freudig vollftreckte sie Maximilian, gewann Donauwörth 1607 und machte sie zu seiner Landstadt. — Schon früher war auch in Köln und in Straß- burg die wachsende Macht der katholischen Partei an den Tag gekommen. In Köln war nämlich der Kurfürst und Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg heimlich mit einer Aebtissin verbunden, einer gebornen Gräfin Agnes von Mansfeld; deren Brüder, welche reformirt waren, ver- langten nun von ihm, daß er sie öffentlich zu seiner Hausfrau nehme. Da

7. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 341

1845 - Berlin : Klemann
Die Union und die Stgor (1608. 1609). 341 trat der Erzbischof 1582 zum reformirten Glauben über und heirathete seine Geliebte 1583. Er hätte aber auch sein Kurland gern fortbehalten, wiewohl dies wider die Bestimmungen des „geistlichen Vorbehalts" war; doch der Stadtrath und das Domkapitel, so wie Kaiser und Papst wehrten es dem Kurfürsten; er wurde abgesetzt und die lutherischen Fürsten ließen ihn im Stich, weil er nicht Lutheraner, sondern — Kalvinist geworden war. Statt seiner wurde Ernst von Baiern mit Waffengewalt auf den erzbischöflichen Stuhl erhoben; Gebhard Truchseß ging nach Straßburg, wo er Domdechant war. Auch dort entstand (1592) zwischen der protestantischen und katholi- schen Partei um die Besetzung des bischöflichen Stuhles ein Streit, der end- lich zu Gunsten der letzteren entschieden ward. Nun erkannten die protestantischen Fürsten allmälig die große Macht und die noch größeren Absichten der katholischen Partei, welche ihnen den Untergang drohte, und sie schlossen, vorzüglich auf das Betreiben des refor- nurten Kurfürsten Friedrich Iv. von der Pfalz, im Jahre 1608 einen Bund zu Schutz und Trutz, die sogenannte Union. Darin befanden sich Pfalz und Hessen, Würtemberg, Baden, Anhalt, Brandenburg, die Markgrafen in Franken und mehre Reichsstädte. Der Kurfürst Christian Ii. von Sachsen, ein Lutheraner und schwacher Lüstling, zögerte mit seinem Beitritt. An der Spitze des Bundes stand der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz. Auch mit dem König Heinrich Iv. von Frankreich verbanden sich die deut- schen Protestanten insgeheim. Das war ein gar hochstrebender Fürst, wel- cher die Absicht hatte, die spanisch-österreichische Uebermacht zu zertrümmern, alle Reiche Europas, jedes mit gleicher Macht wie die andern, zu einem christlichen Staatenbunde zu vereinigen und so durch ein „europäisches Gleichgewicht" den schönen Traum eines „ewigen Friedens" zu verwirk- lichen. Als nun die katholischen Fürsten die Einigkeit der Protestanten sahen, schlossen auch sie im Jahre 1609 zu München einen Bund unter sich, als Gegengewicht der protestantischen Union, und nannten ihren Bund die „hei- lige Liga"; der kluge und rastlos thätige Herzog Maximilian von Baiern, welcher, bei aller religiösen Uebereinstimmung, doch voll geheimer Eifersucht auf Oesterreichs Macht, vielleicht auch nicht ohne Absichten auf die Kaiserwürde selbst war, trat an deren Spitze. Inzwischen hatte sich ein großer Streit der Fürsten entsponnen um die Nachfolge in den Ländern des 1609 kinderlos verstorbenen letzten Herzogs von Jülich, bis daß endlich Brandenburg und Pfalz-Neuburg die Verlassen- schast in Besitz nahmen und bis auf völligen Austrag in Gemeinschaft ver- walteten. Mitten in diese verwickelten Verhältnisse trafen im Jahre 1610 plötzlich zwei Todesfälle, welche denselben eine andere Wendung gaben; König Heinrich Iv. von Frankreich wurde nämlich von einem ruchlosen Schwärmer, Franz Ravaillac, meuchlings ermordet und in demselben Jahre starb auch der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz, welcher einen min- derjährigen Sohn hinterließ. Kurfürst Christian Ii. von Sachsen aber trat, in einem Zustand von Trunkenheit, der „heiligen Liga" bei. Da schien für den Augenblick wieder eine Friedenshoffnung aufzugehn und nach so großer Aufregung wieder Ruhe hergestellt zu sein. Aber diese Ruhe war nur die Schwüle vor einem Gewitter. Die beiden großen Parteien, Katholiken und Nichtkatholiken, standen einander drohend gegenüber und beobachteten einander mit finstrem Schweigen. Jede war bereit, auf den ersten Anlaß das Schwert aus der Scheide zu ziehn. Die Protestanten waren dabei schwach durch

8. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 346

1845 - Berlin : Klemann
346 Fünftes Buch. Zehnter Abschnitt. feld geschlagen habe und gen Prag eile. Da hob Thum die Belagerung Wiens auf und zog nach Böhmen zurück. Ferdinand aber fuhr hierauf gen Frankfurt am Main und wurde dort von den Kurfürsten am 28. August (1619) zum deutschen Kaiser erwählt, und am 9. September als Ferdi- nand Ii. gekrönt. Noch bevor dies geschah, nämlich schon am 19. August, hatten ihn jedoch die Böhmen, Mährer und Schlesier, als Feind der Nation, förmlich der Herrschaft in ihren Landen für verlustig erklärt; und die Böhmen sagten dabei: „Wir haben seit uralten Zeiten stets das Recht gehabt, uns den König frei zu wählen." Und kraft dieses Rechts erhoben sie den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz auf ihren Thron. Er zögerte lang, diese Würde anzunehmen; seine Mutter und manche wohlmeinende Freunde, so wie der Herzog Marimilian von Baiern (sein Blutsverwandter) und mehre andre Fürsten riechen ihm treubesorgt davon ab, aber seine hochstre- bende Gattin, welche eine Königstochter aus England war, sprach zu ihm: „Haft du gewagt, eine Königstochter §u freien, so Hab' auch den Muth, eine Königskrone anzunehmen!" Auch sein Hofprediger gebot es ihm als eine heilige Pflicht gegen feine reformirten Glaubensgenossen. Da nahm der Kurfürst die Krone Böhmens an und wurde am 29. November 1619 zu Prag als König gekrönt; Kaiser Ferdinands Ii. Feind, der Fürst Beth- len Gabor von Siebenbürgen, versprach dem neuen König Beistand, und von der protestantischen Union hoffte dieser einen gleichen. Wirklich rückte auch Bethlen Gabor mit einem Heere vor Wien und verband sich mit dem böhmischen Heere, beide mußten jedoch wegen Hungersnoth zurückziehen. In- dessen wankte König Friedrichs Herrschaft in Böhmen schon von dem Augen- blicke an, in welchem er den Thron bestiegen hatte, und daran war lediglich die religiöse Unduldsamkeit Schuld. Denn die Königin und der allgewaltige Hofprediger wollten den reformirten Glauben mit Gewalt in Böhmen ein- führen, ließen die Bilder in den Kirchen zerstören, die alten Ceremonien ab- schaffen und erbitterten dadurch die Lutheraner und Hussiten eben so wie die Katholiken; durch diesen ungerechten und thörichten Fanatismus verlor der neue König die Herzen des Volks. Er aber lebte in Saus und Braus zu Prag, als müßte seine Herrlichkeit ewig währen, und sah in unseliger Ver- blendung nicht, wie rings um ihn her das Verderben heranwuchs. Zwar stand zur selben Zeit das Volk in Oberösterreich für den evan- gelischen Glauben auf und wollte mit den Böhmen gemeinsame Sache machen. Aber Kaiser Ferdinand Ii. hatte bereits seine Macht sestgestellt. Der Kur- fürst Johann Georg von Sachsen, ein Lutheraner, hatte sich aus Haß, weil König Friedrich von Böhmen ein Kalvinist war, und aufgehetzt von seinem Hofprediger Hoe, (im März 1629) mit der katholischen Liga gegen ihn verbunden; die Fürsten der protestantischen Union hatten darauf im Juli, feig und engherzig, einen Vergleich mit derselben abgeschlossen, des Inhalts, daß wever die Union noch die Liga einander den Durchzug ihrer Truppen aufhalten sollten, (d. i. eine „Neutralität",) und, was das Allerwichtigste war, Kaiser Ferdinand Ii. hatte sich schon auf seiner Rückreise von Frank- furt mit Marimilian von Baiern eng verbunden und sich des Schutzes der mächtigen katholischen Liga versichert, deren Bundeshaupt dieser Fürst war. Nun zog Marimilian mit seinem wohlgerüsteten Heere nach Oberösterreich, ließ sich dort als Stellvertreter des Kaisers huldigen, und rückte dann, mit Boucquoi vereinigt, gegen Böhmen. Zwei spanische Feldherrn, der Marquis Spinola und Eordova, drangen mit dreißigtausend Mann wider des

9. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 349

1845 - Berlin : Klemann
Herstellung des Kathollcismus in Böhmen, Oesterreich re. 349 Dies zeigte sich später auch in Ober-Oesterreich. Der Kaiser hatte diesen Theil seiner Erblande an' Marimilian von Baiern für dessen Kriegs- kosten verpfändet, und Marimilian sich dort schon 1620 die Huldigung er- zwungen, worauf er den Grafen Herbersdorf in Linz an der Donau zum Statthalter eingesetzt. Der Herbersdorf aber, welcher nun im Lande Oester- reich ob der Ens die Reformation von der Wurzel ausrotten wollte, waltete dort so unmenschlich wie weiland der Herzog Alba in den Niederlanden, und trieb dadurch sowohl die Stände (deren Freibriefe er verachtete) als auch das Volk zur Verzweiflung. Da erhob sich im Jahr 1626 das Land- volk (wohl achtzigtausend Menschen) und ließ seine Freiheitsfahnen wehen, auf denen der Spruch stand: „Weil es gilt Seel und Blut, geb' uns Gott Heldenmuth." Ein kühner und kluger Mann, Stephan F ad in g er (seines Handwerks ein Hutmacher), ward der Bauern Hauptmann. Und sie schlu- gen den Herbersdorf bei Waitzenkirchen und Peuerbach, gewannen Wels, Freistadt, Enns und mehre andre Städte und belagerten Linz. Im Feld- lager vor dieser Stadt ward Fadinger erschossen. An seine Stelle trat ein Edelmann, Achaz Millinger. Nun erlitten die Bauern mehre Niederla- gen, schlugen aber zwei neue Heere, welche Marimilian wider sie ausge- schickr hatte. Da übergab dieser dem Grafen Gottfried Heinrich von Pappenheim (dem Stiefsohn des Herbersdorf) die Führung des Kriegs gegen die Bauern. Graf Pappenheim (geboren 1594) stammte aus einem uralten Geschlecht und hatte ein Muttermal, wie zwei gekreuzte Schwerter, auf der Stirn, mit auf die Welt gebracht, das stets zum Vorschein kam, so oft er in Zorn gerietst; daraus hatte ihm sein Vater Veit einen großen Kriegsruhm prophezeit. Seit seinem ersten Bad als Kind hat ihn nie mehr Jemand weinen gesehen. Von früh auf war Krieg sein Allerliebstes und er trug so viele Narben von Wunden am Leib, daß ihn die Soldaten nur den „Schrammhannes" hießen. Diesem Pappenheim gelang es nun auch wirklich, den Bauernkrieg in Oberösterreich rasch zu beendigen. Er schlug die Bauern bei Efferding, Gmunden, Vöklabruck und beim Schlosse Wolfseck, endlich bei Peuerbach und brachte sie zur Unterwerfung; 1627 wurden ihre Anführer hingerichtet. Schon im Jahre 1621 hatte Ferdinand Ii. den Kurfürsten und Böh- menkönig Friedrich geächtet, wiewohl gegen alles Recht, weil nämlich die Böhmen diesen frei erwählt hatten und Friedrich nicht gegen Kaiser und Reich als Feind aufgestanden war, sondern bloß das Haus Oesterreich be- droht hatte, — eben so gegen alles Gesetz, weil Ferdinand Ii. die Acht, ohne Zuziehung eines Fürstengerichts, aus eigener Macht verhängte; der Herzog Marimilian von Baiern (mit mehren Andern) sollte sie vollstrecken. Noch in demselben Jahre (1621) hatte sich die Union der protestantischen Fürsten, welche in erbärmlicher Feigheit dem Falle Friedrichs thatlos zusah, — auf- gelöst, weil sie kein tüchtiges Haupt hatte, wie die katholische Liga, welche der kühne Marimilian von Baiern beseelte und mit sich zu Thaten und Siegen sortriß. Mittlerweile hatte der spanische Feldherr Spinola die ganze Unterpfalz (nämlich die Pfalz am Rhein) bis auf Heidelberg, Mannheim und Frankenthal besetzt. Da stand für den unglücklichen, land- und leutlosen Kurfürsten und gewesenen Böhmenkönig nur ein einziger, un- beugsamer Freund, der Graf Ernst von Mansfeld, auch ein geächteter, land- und leutloser Herr, aber unerschöpflich in kühnen Anschlägen, durch seine Kriegskunst überall furchtbar, wohin er mit seinen Schaaren kam; denn da er seinen Soldaten keinen Sold zahlen konnte, erhielt er sie stets von

10. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 352

1845 - Berlin : Klemann
352 Fünftes Buch. Elfter Abschnitt. Mansfeld und Herzog Christian, weit entfernt den Muth zu ver- lieren, faxten indessen nur um so kühnere Plane. Sie sammelten in den Niederlanden ein Heer, und brachen, der Erstere in Oftfriesland, der Zweite in Niedersachsen ein. Die Stände des niedersächsischen Kreises hatten ihn zu ihrem Feldherrn ernannt, denn sie wollten sich und ihren Glauben gegen die drohende Uebermacht der kaiserlichen Willkür und des Katholicismus mit gewaffneter Hand schützen. Doch schon nach vier Wochen legte Christian, bei der leidigen Zwietracht der Kreisstände, diese Würde nieder. Er beab- sichtigte in Böhmen einzufallen und sich dort mit Bethlen Gabor, dem Für- sten von Siebenbürgen,- zu vereinigen, um dem Kurfürsten die böhmische Krone wieder aufzusetzen. Doch Tilly rückte ihm mit großer Uebermacht an die Weser entgegen. Der Kurfürst von Sachsen wollte den Christian nicht durch sein Land lassen. Da zog sich dieser nach Westphalen zurück, um sich mit dem Mansfeld zu vereinigen, dessen Heeresmacht damals nicht stark ge- nug war, daß er allein hätte große Kriegspläne aussühren können. Bei Stadt-Loo im Münsterland traf Tilly den kühnen Christian, besiegte ihn und vernichtete dessen Heer (6. August 1623). Durch diesen Schlag waren für den Augenblick auch Mansfelds Hoffnungen vereitelt. Da er nun ein- sah, daß er gegen Tilly mit seinen schwachen Heerhaufen nichts ausrichten konnte, so entließ er sie einstweilen und eilte ungebeugten Muthes nach Lon- don; dort ließ er nicht ab, den König Jakob I. von England zum Beistand seines unglücklichen Schwiegersohnes zu bewegen, brachte es auch dahin, sammelte ein neues Heer und führte es nach Holland. Doch das genügte ihm nicht; er bot, so viel cs ihm, als einzelnem Mann, möglich war, Alles auf, um Frankreich, England, Venedig, Savoyen, Holland und einen Theil der Schweiz in einen Bund gegen Oesterreich zu vereinigen. 11. In trüben Massen gähret noch die Welt, Und feine Friedenshoffnung strahlt von fern. Ein Tummelplatz von Waffen ist das Reich. Schiller. Nun erhielt der unselige Glaubenskrieg allmälig auch noch eine andre Bedeutung, eine umfassendere, politische. Oesterreichs rasches Glück erhöhte nämlich auch die Hoffnungen Spaniens, welches dem Kaiser zur Unterdrückung der'protestanten bisher manche Truppenhilfe geleistet hatte; nun dachte Spanien hinwieder durch kaiserliche Heere wohl auch die verlorenen Niederlande wieder erobern zu können. Wenn nun aber beide Linien des Hauses Habsburg, die spanische und österreichische, welche schon ein und dasselbe religiöse Interesse, so wie das gemeinsame ihres' Geschlechts hatten, sich auch noch in politischer Hinsicht eng und fest verbanden, so besorgte Frankreich, der Uebermacht beider nicht das Gleichgewicht halten zil können. In Frankreich herrschte damals der Kardinal Richelieu als allmächtiger Minister, ein Staatsmann, wie es auf Erden keinen zweiten mehr gab. Als nun Richelieu Frankreichs Interessen, welche ihm über Alles gingen, so bedroht sah, entwarf er viel- verzweigte Pläne, um die Macht des Hauses Habsburg in Spanien und Deutschland zu zertrümmern. Er unterstützte die freien Holländer gegen
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