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1. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 162

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
162 . durch bermchtige Feinde (Gefecht bei Olper) und schiffte am 7. August sich und seine Mannschaft glcklich an der Weser-Mndnng bei Elsfleth nach England ein. Seine Truppen zogen bald darauf nach Spanien, wo sie unter Wellington dann gegen die Franzosen kmpften. Mit dem Wiener Frieden endete der vierte Krieg, den sterreich seit dem Beginn der Revolution mit Frankreich gefhrt hatte. In diesem Kriege standen zum letztenmal alle Deutschen bei sterreich, und dieses Reich fhlte sich zum letztenmal in seinem deutschen Wesen und seiner rein deutschen Bestimmung. Seitdem lernten die Deutschen, auerhalb des Zusammenhangs mit sterreich Plne fr ihre bessere Zukunft fassen. uerlich hatte sich sterreich bereits am 6. August 1806 von Deutschland losgesagt, als Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone niederlegte, der innere Bruch wurde aber erst 1809 im Wiener Frieden vollzogen. Das deutsche Volk ging von nun an seine eigenen Bahnen. In Wien wurde nach Stadions Rcktritt durch den geschmeidigen Metternich eine selb-stndige sterreichische Politik eingeleitet, die es zunchst fr den grten Vorteil erachtete, mit Frankreich in freundschaftlichem Verhltnis zu stehen. Da wurde es auch Napoleon leicht, eine Ehe mit einer Tochter des Kaisers Franz einzugehen, nachdem er die Scheidung von seiner ersten Gemahlin, Josephine, die ihm keinen Thronerben geboren, erzwungen hatte. Im April 1810 wurde die feierliche Einsegnung des neuen Bundes mit der Erzherzogin Marie Luise, zu Paris mit vielem Pomp vollzogen. Das Jahr darauf schenkte Marie Luise ihrem Gemahl einen Sohn, der den stolzen Titel König von Rom" erhielt.1) 4. Napoleon auf dem Gipfel femer Macht und fein Zug gegen Rußland 1812. Die grte Ausdehnung der Napoleonischen Macht. Durch den Wiener Frieden war Napoleon aus den Hhepunkt seiner Macht gestellt, und nun kannte seine Herrschsucht keine Grenzen mehr. Weil der Papst Pius Vii. sich weigerte, der Forderung eines Bndnisses mit Frankreich nachzukommen, und die Verschlienng seiner Hfen gegen England stand-hast ablehnte, so dekretierte Napoleon von dem Feldlager bei Wien aus die Einverleibung des ganzen Kirchenstaates in das Kaiserreich, und als Papst Pius den Gewaltschritt des Kaisers mit eiuer Bannbulle beaut-wertete, lie Napoleon den Papst gefangen in die Verbannung nach Frank- *) Nach dem Sturze seines Vaters wurde dieser Napoleon (Ii.) Herzog von Reichstadt und starb 1832.

2. Teil 1 - S. 22

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
22 Die Faktoren der Geschichte. im Kampfe um die wirtschaftliche Freiheit, auch sie wird erreicht werden, und das um so gewisser und sicherer, je mehr wir auch nach Erlangung der sittlichen Freiheit streben. „So euch uuu der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei," sagt Gottes Wort, und es enthält eine Mahnung, die auch au dieser Stelle beherzigt werden möge. Was erreicht worden ist, ist durch ernstes Ringen und Schaffen in allmählicher Entwickelung, nicht durch leichtfertige Redensarten und kopflose Überstürzung erreicht. Das muß uns eine Lehre für unser Handeln und ein Wegweiser für die Zukunft sein; denn die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Wenn es uns gelingt, an den einzelnen Stellen der Geschichte den Schülern diese tiefere Bedeutung der wirtschaftlichen Erscheinungen zum Verständnis zu bringen, so ist die Forderung nach Volkswirtschaftslehre, soweit solche für die Schule in Betracht kommt, erfüllt, und weun es uns gelingt, den Schülern den Zusammenhang dieser Erscheinungen als Grund und Folge, Ursache und Wirkung zu erschließen, so haben wir damit einen Damm gegen die unvernünftigen Lehren der Umsturzparteien geschaffen, der nicht leicht einem Anpralle von dieser Seite weichen dürfte. Das Material zu solchen Belehrungen wird der zweite Teil dieser Arbeit an den entsprechenden Stellen bringen. Die Faktoren der Geschichte. Die Faktoren, die in ihrer Gesamtheit das Leben der Gegenwart bilden: Die Wohnungsanlagen, das Familienleben, die Vieh- und Feldwirtschaft, die verschiedenen Stände und Berufsarten, Handel und Verkehr, die Schulen, der Gottesdienst, das Gerichts- und Heerwesen, die Kriegsführung, das Steuerwesen, der Staat, die Volkswirtschaft und noch vieles andere, sie alle haben ihre Geschichte, die für Fachschulen und Interessenten auch in Büchern besonders dargestellt ist. Diese Bücher, nicht die landläufigen Geschichtsbücher, müssen die Quelle bilden, ans denen der Schul-historiker schöpft; denn wie diese Einzeldarstellungen die Geschichte wissenschaftlich bereichert haben, so müssen sie auch der Schule zugute kommen. Jede einzelne dieser _ffachgefchichten bildet einen Längsschnitt durch die varerländme bezw. Weltgeschichte, der bei richtiger Darstellung die allgemeine Geschichte im Hintergründe hat. Was von diesen Fachgeschichten allgemeines Interesse fordert, es find gewöhnlich die Hauptentwickelungsphasen des Gegenstandes, die

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 262

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
262 unfehlbar erklrte und damit auch die schroffste rmische Lehre, den Syllabus" Pius des Neunten, in dem die ganze moderne Civilisation verdammt und dem Papste die Weltherrschaft zuerkannt war, als verbind-lich fr die rmisch-katholische Kirche annahm. In Deutschland schien es nun zu einer Spaltung der Katholiken kommen zu sollen, da ein Teil von ihnen die Lehre von der Unfehlbarkeit und den Syllabus verwarf und als Altkatholiken" eine besondere kirchliche Gemeinschaft bildete. Weil der preuische Staat sie beschtzte und anerkannte, kam es zu einem Bruch mit der rmischen Kirche und dem Papste. Dieser begnstigte es, da in ganz Deutschland die ultramontane Partei einen engen Bund mit allen Feinden Preuens und des deutschen Reiches, mit den Polen, Welsen, Dnen und Franzosen, schlo, um im Reichs- und Landtage die Vorlagen der Regierung zu bekmpfen, während die katholische Presse und besonders die rmische Priesterschaft in ihrer amtlichen Stellung die katholische Be-vlkerung gegen den Staat aufwiegelten. Da sah sich der Staat gentigt, seine Stellung gegen die bergriffe der Kirche zu sichern. Er erlie scharfe Verordnungen, die sogenannten Maigesetze (vom Mai 1873 und 1874), wodurch der Kampf noch heftiger entbrannte. Weil aber die Reichsregie-rung die berzeugung hatte, da Staat wie Kirche in dem Kampfe Schaden leiden muten, so war sie jeden Augenblick zum Frieden bereit. Sogleich nach dem Tode des Papstes Pius Ix. (1878) begann sie, angeregt durch Kaiser Wilhelm, der in seinem tief religisen Sinn diesen Kampf gegen die Kirche innig bedauerte, mit dem vershnlicher gesinntem Papst Leo Xiii. Verhandlungen. Hatten diese auch nicht sogleich den gewnschten vollstndigen Erfolg, so fhrten sie doch endlich in den Jahren 1886 und 1887 zur Herstellung des kirchenpolitischen Friedens. Dabei wurde dem preuischen Staate das Zugestndnis gemacht, da er das Recht des Ein-spruchs gegen die Anstellung von Pfarrern habe, ihm war also in einem Hauptpunkte ein Zugestndnis gemacht, der den eigentlichen Kern des lang-jhrigen Streites gebildet hatte. Der evangelischen Kirche, die durch den Kampf gegen die katholische Kirche vielfach in Mitleidenschaft gezogen war, wurde durch die am 20. Januar 1876 erfolgte Verkndigung einer General-Synodal-Ordnung fr die evangelische Landeskirche eine grere Selbstndigkeit verliehen. Kaiser Wilhelms Lebensabend und Tod. Kaiser Wilhelm ist es beschieden gewesen, in frischer Kraft und Rstigkeit seines hohen Amtes zu walten bis an die Grenze des Menschenalters. Seine Preußen und Deutschen liebten und ehrten ihn wie einen Vater, und wo er sich in seinem Lande nur aufhalten mochte, in den Provinzen oder in seiner

4. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 144

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 144 — Die westeuropäischen Staaten. 1. Frankreich. Die weltlichen Großen. Während in Deutschland gegen den Ausgang des Mittelalters die königliche Macht geschmälert wurde, erstarkte sie in Frankreich. Als 987 i. I. 987 der letzte Karolinger ins Grab gelegt war, wählten die französischen Großen auf den Rat des Erzbischofs Adalbero von Reims den Herzog von Francien Hugo Capet*) zum Könige. Die Erwerbung der Krone stärkte aber zunächst nicht den Einfluß der Cape-tinger, denn Aquitanien fiel ab und die Herzöge von Burgund, der Normandie, Flandern, Anjou usw. waren Vasallen von derselben Macht wie 1066 der König. Im I. 1066 erlangte sogar Wilhelm von der Normandie die Herrschaft über England und damit einen Machtzuwachs, der seinem Lehnsherrn gefährlich werden mußte. Die Geistlichkeit besaß keine so große Selbständigkeit wie die deutschen Kirchenfürsten sie seit Otto d. Gr. erlangten. Um einen Schutz gegen die weltlichen Großen zu gewinnen, lehnte sie sich an das Königtum an. Aus demselben Grunde ließ auch der Papst den schwachen Capetingern gewisse Rechte bei der Besetzung der Bistümer, und daher hatte der Investitur-streit für Frankreich keine nachteiligen Folgen. Die Städte gelangten früher als in Deutschland zu hoher Bedeutung. Die ältere, überlegene Kultur zeigte sich in den Erzeugnissen des Handwerks, die schon damals den benachbarten Staaten zum Vorbilde dienten. Unter der Machtlosigkeit des Königtums litten die niederen Volksklassen. Während der deutsche Adel seinen Tatendrang auf den Römerzügen oder in Kämpfen gegen die Slawen befriedigen konnte, erfüllten die französischen Adeligen ihr Heimatland mit zahlreichen Fehden. Vergeblich gebot die Geistlichkeit, beeinflußt durch das Kloster Cluny, den Gottesfrieden, treuga dei. Erfolg hatte sie erst, als sie in den Kreuzzügen dem Adel ein Feld zur Befriedigung seiner Kampfeslust und Begehrlichkeit verschaffte. Mit dem Beginn der Kreuzzüge steigerte sich die Macht des Königtums. Seine gefährlichsten Vasallen nahmen an den Heerfahrten nach dem Morgenlande teil. Die Erblichkeit der Monarchie wurde gesichert, da die Könige schon zu ihren Lebzeiten ihre Thronerben krönen ließen und da kein Erlöschen des Herrscherhauses eintrat, wie es zum Nachteil Deutschlands mehrfach geschah. 1) Sein Beiname Capet (— Kapuze) stammt von dem Mantel, den er als Laienabt von Saint Denis trug.

5. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 220

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 220 — oder „Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V." Sie enthält Bestimmungen des Strafrechts und der Strafprozeßordnung. Noch mittelalterlichem Geiste gemäß wurden die Folter und grausige Strafen häufig angewandt. C. Die Gegenreformation. 1. Die Wiedererstarkung des Katholizismus. Trotz des „geistlichen Vorbehalts" gelang es den Protestanten, zumal im nordöstlichen Deutschland einige Bistümer zu besetzen. Wenn auch im Kurfürstenkollegium nur drei Evangelische vier Katholiken gegenüberstanden, überwog doch im Reiche die Zahl der Protestanten bedeutend. Sie soll 7/10 der ganzen Bevölkerung betragen haben. Bald erfolgte aber eine Wiedererstarkung des Katholizismus. Tüchtige Päpste wurden auf den Stuhl Petri erhoben. Zu ihnen gehörte auch Gregor Xiii., der Verbesserer des julianischen Kalenders. 1582 wurde der gregorianische Kalender in Italien und Spanien, ein Jahr darauf in den übrigen katholischen Ländern eingeführt. Innere Zwistigkeiten schwächten den Protestantismus. Die Lutherischen traten den vom Augsburger Religionsfrieden ausgeschlossenen Reformierten fcharf gegenüber und schädigten sich selbst durch den Streit über die Lehre von der Rechtfertigung, den guten Werken und vom Abendmahl. Die strengen Lutheraner der Universität Jena1) befehdeten die vermittelnden Anhänger Melanchthons zu Wittenberg. Calvin führte das Werk Zwinglis fort. In Basel schrieb er seinen „Unterricht in der christlichen Religion"?) Als Prediger in Genf setzte er ein durch strenge Kirchenzucht geregeltes Leben durch und gab der Gemeinde durch die Presbyterial- und Shnodalverfaffung die alte christliche Selbständigkeit wieder. Obwohl seine Abendmahls- und Prädestinationslehre von den strengen Lutheranern bekämpft wurden, verbreitete sich seine Lehre besonders in Frankreich, den Niederlanden und Schottland. In Deutschland trat von den Kurfürsten Friedrich Iii. von der Pfalz zum Calvinismus über und ließ durch die Heidelberger Professoren Zacharias Ursinus und Kaspar Olevianus 1563 den Heidelberger Katechismus ausarbeiten?) Den sich spaltenden Evangelischen gegenüber gewann die katholische Kirche neue Kraft und Einigkeit durch das Tridentiner Konzil. x) 1548 gegründet, wurde sie „die Hochburg des Luthertums". 2) „Institutio religionis Christianae“. 3) Der deutsch-reformierteu Kirche schlossen sich nach und nach auch in Norddeutschland mehrere Fürsten und Reichsstädte an, so die Herrscher von Nassau, Anhalt, Hessen-Kassel und Brandenburg und die Stadt Bremen.

6. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 84

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 84 — bedingung zur Entstehung einer Stadt. Markt, Befestigung, Stadtgerichtsbezirk, mehrgliedriger Gemeindeausschuß (Stadtrat) waren die Kennzeichen der Stadt im Gegensatz zur Landgemeinde. Dazu kamen noch manche Vorteile in der Besteuerung. Die Rechtsprechung. Die große Masse des Volkes, die Hörigen, standen nicht unter dem gräflichen Gaugericht, sondern unter dem Hofgericht ihrer Herren. Nach wie vor unterschied man das „echte" Ding sür schwerere Rechtsfülle von dem „gebotenen" für leichtere Vergehen. Im gebotenen Ding entschieden die Schössen allein, im echten waren sie noch an den „Umstand" gebunden, d. h. an die Bestätigung der zum Gericht versammelten Freien. Den Vorsitz im Gau- oder Landgericht führte der Graf, den im Hofgericht der Jmmunitätsherr oder sein Stellvertreter. Der Vertreter der hohen Geistlichen war der Vogt, in den bischöflichen Städten der Rheingegenden der „königliche" Burggraf. Die Großen tonnten nur vom Könige vor das Gericht gezogen werden. Sein Vertreter war der Graf. Die Zahl der freien Gaugenossen schmolz immer mehr zusammen. Im Kriegsfall traten sie hinter den berittenen und schwer gerüsteten Vasallen zurück und wurden nur noch selten aufgeboten. So hatte sich die alte Gauverfassung aufgelöst. Das Reich bestand in Wahrheit aus einer Masse von Königsgütern, Immunitäten und weltlichen Grundherrschasten. Die Clnniacenser. Gegen den Reichtum und das Wohlleben der Kirche ging vom Kloster Cluny in Burgund eine Bewegung aus. Die Cluuiacenser beschränkten anfänglich ihre Reformbestrebuugen auf das innere Leben, verlangten dann unbedingte Unterwerfung der reformierten Klöster unter das Mutterkloster. Bald darauf forderten sie ebenso die Unterordnung der weltlichen Priester unter den Bischof und schließlich der Bischöfe unter den Papst. Cluny selbst hatte sich von Anfang an dem Papste untergeordnet und eiferte gegen Simonie und Priesterehe?) Noch hielten aber die Bischöse unter Führung des Aribo von Mainz gegen die Forderungen der Cluniacenser fest zusammen und waren national gesinnt. Auf einer deutschen Synode (1023) wurde jede Berufung an den Papst verboten und eine Lossprechung Roms von Bußen, die ein Bischof auferlegt habe, für ungültig erklärt. Die Kaiserpolitik. Die Erlangung der Kaiserkrone und die Erwerbung Italiens hat Deutschland Nachteile und Vorteile gebracht. Die Herrschaft in Italien war nur mit großer Anstrengung zu behaupten; sie hinderte die Begründung eines Nationalstaats in Italien und machte die volle Entfaltung der deutschen Kräfte zur Germanisierung des Ostens unmöglich. Hervorgerufen war sie durch die Unbotmäßigkeit der herzoglichen Gewalt in Deutsch- *) Das bisher nur für Mönche bestehende Gebot der Ehelosigkeit wurde auf alle Priester ausgedehnt.

7. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 229

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 229 — geringer als die der Ligue, zumal da ihr Alexander von Parma von den Niederlanden aus mehrfach Hilfe brachte?) Um die allgemeine Anerkennung zu gewinnen, entschloß sich Heinrich Iv., zum Katholizismus überzutreten, denn „Paris war wohl eine Messe wert". Sogleich öffnete ihm die Hauptstadt ihre Tore. Eine Herrschaft Spaniens über Frankreich war nicht mehr möglich. Im Edikt von Nantes 1598 gab Heinrich Iv. beiden Bekenntnissen 1598 gleiche bürgerliche Rechte; außerdem erhielten die Reformierten freie Religionsübung in bestimmten Städten (nicht in den bischöflichen und nicht in Paris) und Sicherheitsplütze. Hierauf begann die Friedenstätigkeit Heinrichs Iv. Mit Hilfe seines fparsamen Ministers Sully ordnete er die zerrütteten Finanzen, tilgte einen Teil der Staatsschuld und sammelte einen Kriegsschatz. In kurzer Zeit erholte sich das Land von dem Ungemach, das ein dreißigjähriger Glaubenskrieg über es gebracht hatte. Heinrich begünstigte Industrie und Gewerbe und gründete Fabriken für Seide und Tuche. Bald übertrafen die französischen Erzeugnisse diejenigen des Auslandes. Der Handel nahm durch gute Straßen und Sicherung des Verkehrs einen bedeutenden Aufschwung; Marseille wurde Hauptausfuhrhafen. Getreide, Wein, Vieh, Seide und Leinwand wurden ausgeführt und Kolonien in Canada, zumal Quebec, gegründet. Nicht minder erfreuten sich Ackerbau und Viehzucht königlicher Fürsorge. Jede Bedrückung der Bauern wurde gestraft, die direkten Abgaben vermindert, die Steuerbeamten streng beaufsichtigt. Bekannt ist des Königs Ausspruch, daß des Sonntags jeder Bauer sein Huhn im Topse haben solle. Durch alle diese Maßregeln erfreute sich „der gute König" einer großen Volksbeliebtheit. — In Paris wurden die beiden ersten stehenden Bühnen errichtet. Heinrichs Iv. äußere Politik wandte sich gegen Spanien und Habsburg. Daher unterstützte er die Aufständischen in den Niederlanden und schloß sich den Protestanten Deutschlands an. Schon wollte der König in Deutschland selbst eingreifen, als seinen hochfliegenden Plänen der Dolch eines Fanatikers, Franz Ravaillac, ein Ziel setzte. Trotzdem blieben religiöse 1610 Duldung und die habsburgfeindliche Politik unerschüttert. Heinrich Iv. hat Frankreich zur maßgebenden Macht auf dem Festlande erhoben. 4. England unter den Tudors und der Sieg des Protestantismus. In den romanischen Staaten Südeuropas waren die reformatorischen Bewegungen vollständig unterdrückt, auch in Frankreich hatte der Katholizismus gesiegt, den Hugenotten war nur in bestimmten Plätzen Gottesdienst *) Siehe S. 225.

8. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 73

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 73 — Der Mangel einer kräftigen Königsgewalt verlockte die äußeren Feinde zu erfolgreichen Plünderungszügen und vollständiger Verwüstung der Grenzländer. Der trostlosen Lage des Reiches entsprach ein Verfall der Bildung. Die Hofschule war verschwunden, es gab nur noch Kloster-und Bischofsschulen; die Laien, selbst Fürsten, konnten nicht mehr lesen und schreiben. Für die Geschichtschreibung sind nur die Aufzeichnungen weniger Klöster verwertbar, so die Annalen von Fulda, deren erster Teil noch auf Einhard zurückgeht. Außer in Fulda blühte geistiges Leben nur noch in Hersseld, St. Gallen und Reichenau?) Die Dichtung in deutscher Sprache stammt aus der Zeit Ludwigs des Frommen und Ludwigs des Deutschen. In niedersächsischer Sprache und im Stabreim entstand der Heliant, eine Evangelienharmonie. Christus erscheint nicht als Prediger, sondern als mächtiger Gesolgsherr und König, dem sich die Getauften zur Treue verpflichten. In den Formen des Stabreims sind auch „Mufpilli", das das jüngste Gericht in den Farben des mythischen Weltbrandes schildert, und das Wessobrnnner Gebet verfaßt. Otfried, Mönch zu Weißenburg, verdrängte in feinem „Krist" den altdeutschen Stabreim durch den Endreim. Unter dem Waffengetön der Folgezeit entschlummerten die Musen. Die Macht der Kirche stieg mit dem Verfall des Staats. In Deutschland hatten sich fünf Erzbistümer gebildet; erstes war Maiuz, dazu waren Cöln und Trier gekommen, dann Hamburg-Bremen für die Mission des Nordens, Salzburg für die des Südostens. Die Kirche war im Besitz zahlreicher Schenkungen und der alleinigen Bildung. Den Gottesstaat auf Erden hatten Karl d. Gr. und Ludwig der Fromme so aufgefaßt, daß Kaiser und Papst zusammenwirken, aber der Kaiser das Haupt, der Papst ihm untergeordnet, besonders unter seiner Gerichtsbarkeit stehen solle. Bald nahmen jedoch die Päpste das Recht der Verleihung der Kaiserkrone für sich in Anspruch. Dem Streben nach Unabhängigkeit der Kirche von Staat und Kaisertum kamen sowohl kanonische Rechtssamm- lungen als auch ganz besonders die gefälschten Jsidorischen Dekre-talen entgegen. Wenn schon nach den kanonischen Bestimmungen der Bischof von Volk und Klerus gewählt und vom Könige nur bestätigt werden sollte, suchten die Pseudo-Jsidorischen Dekretalen die Bischöfe ganz unabhängig zu machen. Isidor von Sevilla hatte (um 630) echte Dekretalbriefe der römischen Bischöfe gesammelt; 200 Jahre später fügte ein westfränkischer Geistlicher zahlreiche gefälschte Stücke hinzu, die die Namen der ältesten römischen Bischöfe trugen. Sie sollten die Bischöse der Macht des Staates entziehen und sie unmittelbar unter den Papst stellen, ja dem Papste sogar über Kaisertum, Kirchenversammlungen und Erzbischöfe eine Obergewalt und die höchste richterliche Gewalt verschaffen. x) auf einer Insel im Untersee.

9. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 167

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 167 — C. Ausgang des Mittelalters. Die ersten Habsburgischen Kaiser. 1438—1519. 1. Albrecht Ii. 1438—1439. 1438- 1439 Da bei der fortgeschrittenen Auflösung des Reiches die Wahl eines mächtigen Fürsten den fast unabhängigen Kurfürsten keine Besorgnis mehr erregte und nur ein starkes Königtum sich des Landfriedens kräftig annehmen konnte, durch ein schwaches aber der Bürgerkrieg entfesselt werden mußte, so wurde Albrecht Ii., Herzog von Ober- und Niederösterreich, König von Ungarn und Böhmen, i. I. 1438 einstimmig zum Könige gewühlt. Seitdem haben die Habsburger ohne Unterbrechung bis z. I. 1740 die Kaiserkrone getragen. Zum Heile Deutschlands und des christlichen Europa war der Schwerpunkt des Reiches nach dem Südosten verlegt, denn hier galt es, die schweren Angriffe der Türken abzuwehren. Die Osmanen hatten bereits den größten Teil der Balkanhalbinsel erobert und ihre Residenz nach Adrianopel verlegt. Jetzt griffen sie abermals Ungarn an. Albrecht Ii. eilte zum Schutze des Landes herbei, starb aber schon 1439. 2. Friedrich Iii. 1440—1493. 1440- Aus denselben Gründen, aus denen die Kurfürsten Albrecht Ii. gewählt hatten, gaben sie im Anfange des Jahres 1440 dem Haupte des habsburgischen Hauses Herzog Friedrich von Steiermark ihre Stimmen. Da er allen kriegerischen Unternehmungen abhold und langsamen Sinnes war, sich gern mit alchimistischen und astrologischen Studien beschäftigte, so war er durchaus ungeeignet, eine Reform des Reiches durchzusetzen, und war doch fest von der zukünftigen Größe seines Hauses überzeugt?) Als die Königin-Witwe wenige Wochen nach der Wahl Friedrichs einem Sohne, Ladislaus (Postumus), das Leben schenkte, erlangte Friedrich zwar die Vormundschaft über den Prinzen, doch lag alle Gewalt in den Händen einer ständischen Regierung. Friedrich ist es zu verdanken, daß der Verlauf des Baseler Konzils nicht den gehegten Erwartungen entsprach und daß eine Kirchenreform im Reiche unmöglich wurde. Das Ende des Baseler Konzils. Das Konzil, das unter Sigismunds Regierung die Bahn der Reformen erfolgreich betreten hatte, nnter-sagte dem Papste die Erhebung der Annatert2), der Palliengelder und anderer Abgaben. Da dadurch dem päpstlichen Hose die Mittel zu seinem 1) Austriae est imperare orbi universo. 2) Abgabe aus den Jahreseinnahmen von Kirchenpfründen an den Papst.

10. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 207

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 207 — ringen, war der Verwirklichung nahe, und er beschloß, sich jetzt gegen die Ketzer in Deutschland zu wenden. Die Ausbreitung der Reformation bis 1526. Da auch die Gegner der neuen Lehre über die päpstlichen Gelderpressungen in Deutschland erbittert waren, hatte das Reichsregiment das Wormser Edikt nicht durchgeführt. So gewann die Reformation Zeit, sich weiter auszubreiten, nachdem Luther der Schwarmgeister Herr geworden war. Die meisten Städte schlossen sich der evangelischen Lehre an; in Nürnberg begrüßte sie 1523 voll Begeisterung der Schuhmacher und Meistersinger Hans Sachs in seinem Liede von der „Wittenbergischen Nachtigall". Früh gewann die religiöse Bewegung auch in Straßburg, Augsburg und Ulm festen Fuß. Dem Süden Deutschlands folgte der Norden und Osten: Bremen, Magdeburg, Halberstadt, Erfurt, Braunschweig, Lübeck, Hamburg wurden hier die vornehmsten Stützpunkte der Reformation. Von den Fürsten bekannten sich zuerst Friedrich der Weise und der Landgraf Philipp von Hefsen zu Luthers Lehre. 1525 verwandelte der Hochmeister des Deutschen Ritterordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit Genehmigung des Königs Sigismund von Polen, seines Lehnsherrn, den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum und führte dann mit Hilfe des 1525 Bischofs von Samland Georg Polenz die Reformation ein. Der Reichstag zu Speyer 1526. Die ihm verhaßte religiöse Bewegung wollte der Kaiser nach der Schlacht bei Pavia unterdrücken. Kaum aber hatte Franz I. im Frieden zu Madrid die Freiheit wiedergewonnen, als er aufs neue zum Kriege rüstete. Durch die Machtstellung Karls besorgt gemacht, brachte der Papst (Clemens Vii.) die „heilige" Liga von Cognac zwischen Frankreich, Venedig, Florenz und Mailand zustande. So drohte ein neuer Krieg, und zugleich rückten die Türken wieder vor. Diese Änderung der äußeren Lage bewirkte, daß die Stände auf dem Reichstage zu Speyer 1526 den Beschluß faßten, ein jeder Reichs-stand solle sich in Religionssachen bis zu einem Konzil so verhalten, wie er es vor Gott und Kaiserlicher Majestät zu verantworten sich getraue. Die Folge dieses Reichstagsbeschlusses war die Errichtung evangelischer Landeskirchen, da eine teutsche Nationalkirche nicht möglich war. Die Fürsten wurden die obersten Bischöfe ihrer Landeskirchen. Durch die Einziehung reicher Kirchengüter, die Ernennung von Geistlichen und Lehrern, durch die Ausübung der Rechtsprechung, die bisher den Bischöfen zustand, stärkten sie ihre Macht. Hinfort wurde auch die Sorge für höhere Schulen und Unterricht Sache der Landesfürsten. Die erste evangelische, ohne Mitwirkung des Papstes errichtete Universität war die zu Marburg (1527). Kirchengut diente zur Ausstattung der Schulen. Melauchthon, der Praeceptor Germaniae, verfaßte den „Unterricht der Visitatoren an die Psarrherren im Kurfürstentum zu Sachsen", Luther den großen und kleinen Katechismus. Beide prüften auf Kirchenvisitationen den kirch-
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