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1. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 162

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
162 . durch bermchtige Feinde (Gefecht bei Olper) und schiffte am 7. August sich und seine Mannschaft glcklich an der Weser-Mndnng bei Elsfleth nach England ein. Seine Truppen zogen bald darauf nach Spanien, wo sie unter Wellington dann gegen die Franzosen kmpften. Mit dem Wiener Frieden endete der vierte Krieg, den sterreich seit dem Beginn der Revolution mit Frankreich gefhrt hatte. In diesem Kriege standen zum letztenmal alle Deutschen bei sterreich, und dieses Reich fhlte sich zum letztenmal in seinem deutschen Wesen und seiner rein deutschen Bestimmung. Seitdem lernten die Deutschen, auerhalb des Zusammenhangs mit sterreich Plne fr ihre bessere Zukunft fassen. uerlich hatte sich sterreich bereits am 6. August 1806 von Deutschland losgesagt, als Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone niederlegte, der innere Bruch wurde aber erst 1809 im Wiener Frieden vollzogen. Das deutsche Volk ging von nun an seine eigenen Bahnen. In Wien wurde nach Stadions Rcktritt durch den geschmeidigen Metternich eine selb-stndige sterreichische Politik eingeleitet, die es zunchst fr den grten Vorteil erachtete, mit Frankreich in freundschaftlichem Verhltnis zu stehen. Da wurde es auch Napoleon leicht, eine Ehe mit einer Tochter des Kaisers Franz einzugehen, nachdem er die Scheidung von seiner ersten Gemahlin, Josephine, die ihm keinen Thronerben geboren, erzwungen hatte. Im April 1810 wurde die feierliche Einsegnung des neuen Bundes mit der Erzherzogin Marie Luise, zu Paris mit vielem Pomp vollzogen. Das Jahr darauf schenkte Marie Luise ihrem Gemahl einen Sohn, der den stolzen Titel König von Rom" erhielt.1) 4. Napoleon auf dem Gipfel femer Macht und fein Zug gegen Rußland 1812. Die grte Ausdehnung der Napoleonischen Macht. Durch den Wiener Frieden war Napoleon aus den Hhepunkt seiner Macht gestellt, und nun kannte seine Herrschsucht keine Grenzen mehr. Weil der Papst Pius Vii. sich weigerte, der Forderung eines Bndnisses mit Frankreich nachzukommen, und die Verschlienng seiner Hfen gegen England stand-hast ablehnte, so dekretierte Napoleon von dem Feldlager bei Wien aus die Einverleibung des ganzen Kirchenstaates in das Kaiserreich, und als Papst Pius den Gewaltschritt des Kaisers mit eiuer Bannbulle beaut-wertete, lie Napoleon den Papst gefangen in die Verbannung nach Frank- *) Nach dem Sturze seines Vaters wurde dieser Napoleon (Ii.) Herzog von Reichstadt und starb 1832.

2. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 205

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
205 achtung der Staatshoheit; es entstanden zu diesem Zwecke zahlreiche Pius-vereine, die zugleich einen groen Einflu auf das religis-sittliche Leben des katholischen Volkes ausbten, neben ihnen Bonifatiusvereine zur Untersttzung der Katholiken in protestantischer Umgebung. Nach Lbke, Wagner und Schurig Iii, S. 457 ff. 3. Deutschland und Preußen bis zum Jahre 1848. a) Deutschland. Allgemeine Enttuschung. In Deutschland hatten die Schpfungen des Wiener Kongresses die schmerzlichste Enttuschung hervorgerufen. Ein starkes und geeinigtes Deutschland hatten die begeisterten Kmpfer der Freiheitskriege zu erringen gehofft, jetzt war aber aus den Beratungen des Kongresses der Deutsche Bund, ein lockerer Staatenbund, hervorgegangen, und von einer Beteiligung des Volkes an der Landesregierung war wenig vder gar nicht die Rede. Die in der Bundesakte verheienen landstndischen Verfassungen wurden nur in einigen mittel- und sddeutschen Staaten eingefhrt. Zuerst gab Karl August von Sachsen-Weimar seinem Lande eine Verfassung (1816), und im Jahre 1818 folgten Bayern und Baden, im Jahre 1819 Wrttemberg. Die Mehrzahl der deutschen Staaten, namentlich die beiden Gromchte sterreich und Preußen blieben im Rckstnde. Da richteten die Vaterlandsfreunde ihr Auge auf Preußen, von ihm erwarteten sie eine Wiedergeburt des Vaterlandes und ein energi-sches Vorgehen in Bezug auf die allseitige Einsetzung von Staatsver-Fassungen. Aber bei allem Wohlwollen wollte der vorsichtige und gewissen-haste König Friedrich Wilhelm Iii. die Dinge eine ruhige Entwickelung nehmen lassen, und als sie diese nicht einzuschlagen schienen, gab er sich ganz dem sterreichisch-rnssischen Einflu unter dem Fürsten Metternich hin, der jeder freiheitlichen Bewegung der Unterthanen entgegentrat. Demagogische Umtriebe. Darob entstand viel Mitrauen und Un-Zufriedenheit, und ganz besonders uerte sich der Unwille der die be-stehenden Verhltnisse und die Sehnsucht nach besseren Zustnden bei den Profesforen und Studenten der Universitten. Es bildeten sich studentische Vereinigungen, die Burschenschaften, die ganz besonders die nationalen und freiheitlichen Ideen pflegen wollten, die aber durch unreife und ber-spannte Kundgebungen, wie gelegentlich des Wartburgfestes am 18. Oktober! 817, die Sachlage noch verschlimmerten. Als nun im Jahre 1819 der in russischem Solde stehende Dichter Kotzebue durch den Studenten Ludwig Sand in Mannheim ermordet wurde, sah sich Metternich veran-

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 206

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
206 lat, verschrfte Maregeln durch die Karlsbader Beschlsse (1819) herbeizufhren. Es wurden die Burschenschaften aufgehoben, die Univer-fitten berwacht, die Turnpltze geschlossen und eine strenge Censur der alles Gedruckte eingefhrt. Eine in Mainz niedergesetzte Centralunter-suchungskommission" hatte die Aufgabe, den angeblich der ganz Deutsch-land verbreiteten demagogischen Umtrieben" auf die Spur zu kommen und durch grndliche Manahmen zu steuern. Das Ausland hhnte der solches Vorgehen der Regierungen, und selbst mavolle Patrioten, wie der Freiherr von Stein, bekundeten offen ihre Mibilligung. Nun wurde der Turnvater Jahn in Haft genommen, Arndt und Schleiermacher gem-regelt und eine groe Zahl von Studenten auf die Festungen gebracht; Wilhelm von Humboldt u. a. traten aus dem Staatsdienste. Wirkung der Julirevolution. Solche Verhltnisse lassen es erklr-lich erscheinen, da die Julirevolution vom Jahre 1830 in Frankreich auch die Geister in Deutschland in Aufregung versetzte. Das geschah aber mehr in den kleineren Lndern als in den groen; sterreich und Preußen blieben von der Revolution unberhrt. Zu einem ernstlichen Aufstande kam es indes nur in Braunschweig, wo der Herzog Karl eine will-krliche und verschwenderische Regierung fhrte. Er mute entfliehen und die Regierung seinem jngeren Bruder Wilhelm (f 1884) berlassen. In Sachsen, Kurhessen und Hannover wurden freisinnige Verfassungen eingefhrt. Als aber im Jahre 1837 Ernst August König von Hannover wurde1), hob er die Verfassung eigenmchtig auf und entsetzte sieben Pro-fefforen der Universitt Gttingen (Dahlmann, Jakob und Wilhelm Grimm, Gervinus, Ewald, Albrecht und Weber), die sich weigerten, diesen Gewalt-schritt anzuerkennen, ihres Amtes. Als sich die hannoverschen Stnde beim Bundestag darber beschwerten, erklrte dieser, keine Veranlassung zur Einwirkung in die inneren Angelegenheiten Hannovers zu haben." Der preuisch-deutsche Zollverein 18*28. Ein Lichtblick in diesen Wirren war die von Preußen in die Hand genommene Grndung des 1828 preuisch-deutschen Zollvereins (1828), wodurch Preußen zunchst auf wirtschaftlichem Gebiete eine festere nationale Einigung vorbereitete. Nachdem es bereits im Jahre 1818 alle Zollschranken innerhalb seiner x) In England war auf Georg Iv. (182030) sein Bruder Wilhelm Iv. (1830 bis 1837) gefolgt. Nach seinem Tode bestieg seine Nichte Viktoria den Thron, die bald darauf ihren Vetter Albert von Koburg heiratete. Da in Hannover nach dem salischen Gesetz die weibliche Erbfolge ausgeschlossen war, so bernahm hier der jngere Bruder König Wilhelms, der Herzog von Cumberland, Ernst August, die Regierung. Ihm folgte sein Sohn Georg V. (18511866).

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 265

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
265 Sndhaftigkeit seine furchtbaren Leiden ertrug, war nur noch eine kurze Laufbahn beschieden, nur 99 Tage dauerte seine Herrschaft. Schon im April nahm seine Krankheit eine ernstere Wendung, und bald mute er einen Teil der Geschfte seinem Sohne, dem Kronprinzen Wilhelm, ber-tragen. Noch konnte er der Vermhlung seines zweiten Sohnes, des Prinzen Heinrich, beiwohnen und am 1. Juni die bersiedlung nach Pots-dam bewerkstelligen; doch am 15. Juni starb der Kaiser Friedrich in dem-selben Schlosse, wo er geboren. Am 18. Juni wurde die irdische Hlle des Heimgegangenen in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt. Nur wenige Monate," so sprach der Sohn und Nachfolger Kaiser Friedrichs, Wilhelm Ii., zu dem versammelten Landtage, hat das Scepter in Meines Vaters Hand geruht, aber lange genug, um zu erkennen, welchen Herrscher das Vaterland in ihm verloren hat, die Hoheit seiner Erscheinung, der Adel seiner Gesinnung, sein ruhmvoller Anteil an den groen Geschicken des Vaterlandes und der Heldenmut christlicher Ergebung, mit dem er gegen die Todeskrankheit kmpfte, haben ihm im Herzen seines Volkes ein unvergngliches Denkmal gesetzt." 3. Kaiser Wilhelm Ii. (seit 15. Juni 1888). Frher, als Menschen es ahnen konnten, kam Wilhelm Ii. zur Regierung Preuens und Deutschlands. Geboren am 27. Januar 1859 zu Berlin, sah er in seiner Jugend den mchtigen Aufschwung Preuens, der zur Wiederaufrichtung des deutschen Reiches fhrte. Gegen die Gewohn-heit anderer frstlicher Hfe beschlossen seine Eltern, ihn eine ffentliche Schule besuchen zu lassen. So kam er 1874 mit seinem Bruder Heinrich nach Kassel, wo beide unter der Aufsicht ihres Erziehers das Gymnasium besuchten. Der Leiter des preuischen hheren Schulwesens, Geheimrat Wiese, uerte der den Prinzen Wilhelm: Vielleicht keiner seiner Mit-schler stand in so strenger Gewhnung an genaue und gewissenhafte Ein-teilung und Verwendung der Zeit; die hohenzollernfche Tugend der Pflicht-treue war ein Schmuck seiner Jugend." Als Prinz Wilhelm im Januar 1877 mit Auszeichnung die Abgangsprfung bestanden hatte, besuchte er noch zwei Jahre die Universitt Bonn, um sich dann der militrischen Ausbildung hinzugeben. Obwohl er mit ganzer Seele Soldat war, versumte er doch nicht, sich auch mit anderen Zweigen des hohen Amtes, das seiner wartete, bekannt zu macheu. Er lie sich in die Geschfte eines Regierungsbezirks und einer Provinz einfhren und durch Vortrge gelehrter und kundiger Männer der die wichtigsten Aufgaben der Landesregierung und der Ge-setzgebung Vortrag halten. So vorbereitet konnte der Prinz wiederholt

5. Teil 1 - S. 22

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
22 Die Faktoren der Geschichte. im Kampfe um die wirtschaftliche Freiheit, auch sie wird erreicht werden, und das um so gewisser und sicherer, je mehr wir auch nach Erlangung der sittlichen Freiheit streben. „So euch uuu der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei," sagt Gottes Wort, und es enthält eine Mahnung, die auch au dieser Stelle beherzigt werden möge. Was erreicht worden ist, ist durch ernstes Ringen und Schaffen in allmählicher Entwickelung, nicht durch leichtfertige Redensarten und kopflose Überstürzung erreicht. Das muß uns eine Lehre für unser Handeln und ein Wegweiser für die Zukunft sein; denn die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Wenn es uns gelingt, an den einzelnen Stellen der Geschichte den Schülern diese tiefere Bedeutung der wirtschaftlichen Erscheinungen zum Verständnis zu bringen, so ist die Forderung nach Volkswirtschaftslehre, soweit solche für die Schule in Betracht kommt, erfüllt, und weun es uns gelingt, den Schülern den Zusammenhang dieser Erscheinungen als Grund und Folge, Ursache und Wirkung zu erschließen, so haben wir damit einen Damm gegen die unvernünftigen Lehren der Umsturzparteien geschaffen, der nicht leicht einem Anpralle von dieser Seite weichen dürfte. Das Material zu solchen Belehrungen wird der zweite Teil dieser Arbeit an den entsprechenden Stellen bringen. Die Faktoren der Geschichte. Die Faktoren, die in ihrer Gesamtheit das Leben der Gegenwart bilden: Die Wohnungsanlagen, das Familienleben, die Vieh- und Feldwirtschaft, die verschiedenen Stände und Berufsarten, Handel und Verkehr, die Schulen, der Gottesdienst, das Gerichts- und Heerwesen, die Kriegsführung, das Steuerwesen, der Staat, die Volkswirtschaft und noch vieles andere, sie alle haben ihre Geschichte, die für Fachschulen und Interessenten auch in Büchern besonders dargestellt ist. Diese Bücher, nicht die landläufigen Geschichtsbücher, müssen die Quelle bilden, ans denen der Schul-historiker schöpft; denn wie diese Einzeldarstellungen die Geschichte wissenschaftlich bereichert haben, so müssen sie auch der Schule zugute kommen. Jede einzelne dieser _ffachgefchichten bildet einen Längsschnitt durch die varerländme bezw. Weltgeschichte, der bei richtiger Darstellung die allgemeine Geschichte im Hintergründe hat. Was von diesen Fachgeschichten allgemeines Interesse fordert, es find gewöhnlich die Hauptentwickelungsphasen des Gegenstandes, die

6. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 144

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 144 — Die westeuropäischen Staaten. 1. Frankreich. Die weltlichen Großen. Während in Deutschland gegen den Ausgang des Mittelalters die königliche Macht geschmälert wurde, erstarkte sie in Frankreich. Als 987 i. I. 987 der letzte Karolinger ins Grab gelegt war, wählten die französischen Großen auf den Rat des Erzbischofs Adalbero von Reims den Herzog von Francien Hugo Capet*) zum Könige. Die Erwerbung der Krone stärkte aber zunächst nicht den Einfluß der Cape-tinger, denn Aquitanien fiel ab und die Herzöge von Burgund, der Normandie, Flandern, Anjou usw. waren Vasallen von derselben Macht wie 1066 der König. Im I. 1066 erlangte sogar Wilhelm von der Normandie die Herrschaft über England und damit einen Machtzuwachs, der seinem Lehnsherrn gefährlich werden mußte. Die Geistlichkeit besaß keine so große Selbständigkeit wie die deutschen Kirchenfürsten sie seit Otto d. Gr. erlangten. Um einen Schutz gegen die weltlichen Großen zu gewinnen, lehnte sie sich an das Königtum an. Aus demselben Grunde ließ auch der Papst den schwachen Capetingern gewisse Rechte bei der Besetzung der Bistümer, und daher hatte der Investitur-streit für Frankreich keine nachteiligen Folgen. Die Städte gelangten früher als in Deutschland zu hoher Bedeutung. Die ältere, überlegene Kultur zeigte sich in den Erzeugnissen des Handwerks, die schon damals den benachbarten Staaten zum Vorbilde dienten. Unter der Machtlosigkeit des Königtums litten die niederen Volksklassen. Während der deutsche Adel seinen Tatendrang auf den Römerzügen oder in Kämpfen gegen die Slawen befriedigen konnte, erfüllten die französischen Adeligen ihr Heimatland mit zahlreichen Fehden. Vergeblich gebot die Geistlichkeit, beeinflußt durch das Kloster Cluny, den Gottesfrieden, treuga dei. Erfolg hatte sie erst, als sie in den Kreuzzügen dem Adel ein Feld zur Befriedigung seiner Kampfeslust und Begehrlichkeit verschaffte. Mit dem Beginn der Kreuzzüge steigerte sich die Macht des Königtums. Seine gefährlichsten Vasallen nahmen an den Heerfahrten nach dem Morgenlande teil. Die Erblichkeit der Monarchie wurde gesichert, da die Könige schon zu ihren Lebzeiten ihre Thronerben krönen ließen und da kein Erlöschen des Herrscherhauses eintrat, wie es zum Nachteil Deutschlands mehrfach geschah. 1) Sein Beiname Capet (— Kapuze) stammt von dem Mantel, den er als Laienabt von Saint Denis trug.

7. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 84

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 84 — bedingung zur Entstehung einer Stadt. Markt, Befestigung, Stadtgerichtsbezirk, mehrgliedriger Gemeindeausschuß (Stadtrat) waren die Kennzeichen der Stadt im Gegensatz zur Landgemeinde. Dazu kamen noch manche Vorteile in der Besteuerung. Die Rechtsprechung. Die große Masse des Volkes, die Hörigen, standen nicht unter dem gräflichen Gaugericht, sondern unter dem Hofgericht ihrer Herren. Nach wie vor unterschied man das „echte" Ding sür schwerere Rechtsfülle von dem „gebotenen" für leichtere Vergehen. Im gebotenen Ding entschieden die Schössen allein, im echten waren sie noch an den „Umstand" gebunden, d. h. an die Bestätigung der zum Gericht versammelten Freien. Den Vorsitz im Gau- oder Landgericht führte der Graf, den im Hofgericht der Jmmunitätsherr oder sein Stellvertreter. Der Vertreter der hohen Geistlichen war der Vogt, in den bischöflichen Städten der Rheingegenden der „königliche" Burggraf. Die Großen tonnten nur vom Könige vor das Gericht gezogen werden. Sein Vertreter war der Graf. Die Zahl der freien Gaugenossen schmolz immer mehr zusammen. Im Kriegsfall traten sie hinter den berittenen und schwer gerüsteten Vasallen zurück und wurden nur noch selten aufgeboten. So hatte sich die alte Gauverfassung aufgelöst. Das Reich bestand in Wahrheit aus einer Masse von Königsgütern, Immunitäten und weltlichen Grundherrschasten. Die Clnniacenser. Gegen den Reichtum und das Wohlleben der Kirche ging vom Kloster Cluny in Burgund eine Bewegung aus. Die Cluuiacenser beschränkten anfänglich ihre Reformbestrebuugen auf das innere Leben, verlangten dann unbedingte Unterwerfung der reformierten Klöster unter das Mutterkloster. Bald darauf forderten sie ebenso die Unterordnung der weltlichen Priester unter den Bischof und schließlich der Bischöfe unter den Papst. Cluny selbst hatte sich von Anfang an dem Papste untergeordnet und eiferte gegen Simonie und Priesterehe?) Noch hielten aber die Bischöse unter Führung des Aribo von Mainz gegen die Forderungen der Cluniacenser fest zusammen und waren national gesinnt. Auf einer deutschen Synode (1023) wurde jede Berufung an den Papst verboten und eine Lossprechung Roms von Bußen, die ein Bischof auferlegt habe, für ungültig erklärt. Die Kaiserpolitik. Die Erlangung der Kaiserkrone und die Erwerbung Italiens hat Deutschland Nachteile und Vorteile gebracht. Die Herrschaft in Italien war nur mit großer Anstrengung zu behaupten; sie hinderte die Begründung eines Nationalstaats in Italien und machte die volle Entfaltung der deutschen Kräfte zur Germanisierung des Ostens unmöglich. Hervorgerufen war sie durch die Unbotmäßigkeit der herzoglichen Gewalt in Deutsch- *) Das bisher nur für Mönche bestehende Gebot der Ehelosigkeit wurde auf alle Priester ausgedehnt.

8. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 229

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 229 — geringer als die der Ligue, zumal da ihr Alexander von Parma von den Niederlanden aus mehrfach Hilfe brachte?) Um die allgemeine Anerkennung zu gewinnen, entschloß sich Heinrich Iv., zum Katholizismus überzutreten, denn „Paris war wohl eine Messe wert". Sogleich öffnete ihm die Hauptstadt ihre Tore. Eine Herrschaft Spaniens über Frankreich war nicht mehr möglich. Im Edikt von Nantes 1598 gab Heinrich Iv. beiden Bekenntnissen 1598 gleiche bürgerliche Rechte; außerdem erhielten die Reformierten freie Religionsübung in bestimmten Städten (nicht in den bischöflichen und nicht in Paris) und Sicherheitsplütze. Hierauf begann die Friedenstätigkeit Heinrichs Iv. Mit Hilfe seines fparsamen Ministers Sully ordnete er die zerrütteten Finanzen, tilgte einen Teil der Staatsschuld und sammelte einen Kriegsschatz. In kurzer Zeit erholte sich das Land von dem Ungemach, das ein dreißigjähriger Glaubenskrieg über es gebracht hatte. Heinrich begünstigte Industrie und Gewerbe und gründete Fabriken für Seide und Tuche. Bald übertrafen die französischen Erzeugnisse diejenigen des Auslandes. Der Handel nahm durch gute Straßen und Sicherung des Verkehrs einen bedeutenden Aufschwung; Marseille wurde Hauptausfuhrhafen. Getreide, Wein, Vieh, Seide und Leinwand wurden ausgeführt und Kolonien in Canada, zumal Quebec, gegründet. Nicht minder erfreuten sich Ackerbau und Viehzucht königlicher Fürsorge. Jede Bedrückung der Bauern wurde gestraft, die direkten Abgaben vermindert, die Steuerbeamten streng beaufsichtigt. Bekannt ist des Königs Ausspruch, daß des Sonntags jeder Bauer sein Huhn im Topse haben solle. Durch alle diese Maßregeln erfreute sich „der gute König" einer großen Volksbeliebtheit. — In Paris wurden die beiden ersten stehenden Bühnen errichtet. Heinrichs Iv. äußere Politik wandte sich gegen Spanien und Habsburg. Daher unterstützte er die Aufständischen in den Niederlanden und schloß sich den Protestanten Deutschlands an. Schon wollte der König in Deutschland selbst eingreifen, als seinen hochfliegenden Plänen der Dolch eines Fanatikers, Franz Ravaillac, ein Ziel setzte. Trotzdem blieben religiöse 1610 Duldung und die habsburgfeindliche Politik unerschüttert. Heinrich Iv. hat Frankreich zur maßgebenden Macht auf dem Festlande erhoben. 4. England unter den Tudors und der Sieg des Protestantismus. In den romanischen Staaten Südeuropas waren die reformatorischen Bewegungen vollständig unterdrückt, auch in Frankreich hatte der Katholizismus gesiegt, den Hugenotten war nur in bestimmten Plätzen Gottesdienst *) Siehe S. 225.

9. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 73

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 73 — Der Mangel einer kräftigen Königsgewalt verlockte die äußeren Feinde zu erfolgreichen Plünderungszügen und vollständiger Verwüstung der Grenzländer. Der trostlosen Lage des Reiches entsprach ein Verfall der Bildung. Die Hofschule war verschwunden, es gab nur noch Kloster-und Bischofsschulen; die Laien, selbst Fürsten, konnten nicht mehr lesen und schreiben. Für die Geschichtschreibung sind nur die Aufzeichnungen weniger Klöster verwertbar, so die Annalen von Fulda, deren erster Teil noch auf Einhard zurückgeht. Außer in Fulda blühte geistiges Leben nur noch in Hersseld, St. Gallen und Reichenau?) Die Dichtung in deutscher Sprache stammt aus der Zeit Ludwigs des Frommen und Ludwigs des Deutschen. In niedersächsischer Sprache und im Stabreim entstand der Heliant, eine Evangelienharmonie. Christus erscheint nicht als Prediger, sondern als mächtiger Gesolgsherr und König, dem sich die Getauften zur Treue verpflichten. In den Formen des Stabreims sind auch „Mufpilli", das das jüngste Gericht in den Farben des mythischen Weltbrandes schildert, und das Wessobrnnner Gebet verfaßt. Otfried, Mönch zu Weißenburg, verdrängte in feinem „Krist" den altdeutschen Stabreim durch den Endreim. Unter dem Waffengetön der Folgezeit entschlummerten die Musen. Die Macht der Kirche stieg mit dem Verfall des Staats. In Deutschland hatten sich fünf Erzbistümer gebildet; erstes war Maiuz, dazu waren Cöln und Trier gekommen, dann Hamburg-Bremen für die Mission des Nordens, Salzburg für die des Südostens. Die Kirche war im Besitz zahlreicher Schenkungen und der alleinigen Bildung. Den Gottesstaat auf Erden hatten Karl d. Gr. und Ludwig der Fromme so aufgefaßt, daß Kaiser und Papst zusammenwirken, aber der Kaiser das Haupt, der Papst ihm untergeordnet, besonders unter seiner Gerichtsbarkeit stehen solle. Bald nahmen jedoch die Päpste das Recht der Verleihung der Kaiserkrone für sich in Anspruch. Dem Streben nach Unabhängigkeit der Kirche von Staat und Kaisertum kamen sowohl kanonische Rechtssamm- lungen als auch ganz besonders die gefälschten Jsidorischen Dekre-talen entgegen. Wenn schon nach den kanonischen Bestimmungen der Bischof von Volk und Klerus gewählt und vom Könige nur bestätigt werden sollte, suchten die Pseudo-Jsidorischen Dekretalen die Bischöfe ganz unabhängig zu machen. Isidor von Sevilla hatte (um 630) echte Dekretalbriefe der römischen Bischöfe gesammelt; 200 Jahre später fügte ein westfränkischer Geistlicher zahlreiche gefälschte Stücke hinzu, die die Namen der ältesten römischen Bischöfe trugen. Sie sollten die Bischöse der Macht des Staates entziehen und sie unmittelbar unter den Papst stellen, ja dem Papste sogar über Kaisertum, Kirchenversammlungen und Erzbischöfe eine Obergewalt und die höchste richterliche Gewalt verschaffen. x) auf einer Insel im Untersee.

10. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 167

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 167 — C. Ausgang des Mittelalters. Die ersten Habsburgischen Kaiser. 1438—1519. 1. Albrecht Ii. 1438—1439. 1438- 1439 Da bei der fortgeschrittenen Auflösung des Reiches die Wahl eines mächtigen Fürsten den fast unabhängigen Kurfürsten keine Besorgnis mehr erregte und nur ein starkes Königtum sich des Landfriedens kräftig annehmen konnte, durch ein schwaches aber der Bürgerkrieg entfesselt werden mußte, so wurde Albrecht Ii., Herzog von Ober- und Niederösterreich, König von Ungarn und Böhmen, i. I. 1438 einstimmig zum Könige gewühlt. Seitdem haben die Habsburger ohne Unterbrechung bis z. I. 1740 die Kaiserkrone getragen. Zum Heile Deutschlands und des christlichen Europa war der Schwerpunkt des Reiches nach dem Südosten verlegt, denn hier galt es, die schweren Angriffe der Türken abzuwehren. Die Osmanen hatten bereits den größten Teil der Balkanhalbinsel erobert und ihre Residenz nach Adrianopel verlegt. Jetzt griffen sie abermals Ungarn an. Albrecht Ii. eilte zum Schutze des Landes herbei, starb aber schon 1439. 2. Friedrich Iii. 1440—1493. 1440- Aus denselben Gründen, aus denen die Kurfürsten Albrecht Ii. gewählt hatten, gaben sie im Anfange des Jahres 1440 dem Haupte des habsburgischen Hauses Herzog Friedrich von Steiermark ihre Stimmen. Da er allen kriegerischen Unternehmungen abhold und langsamen Sinnes war, sich gern mit alchimistischen und astrologischen Studien beschäftigte, so war er durchaus ungeeignet, eine Reform des Reiches durchzusetzen, und war doch fest von der zukünftigen Größe seines Hauses überzeugt?) Als die Königin-Witwe wenige Wochen nach der Wahl Friedrichs einem Sohne, Ladislaus (Postumus), das Leben schenkte, erlangte Friedrich zwar die Vormundschaft über den Prinzen, doch lag alle Gewalt in den Händen einer ständischen Regierung. Friedrich ist es zu verdanken, daß der Verlauf des Baseler Konzils nicht den gehegten Erwartungen entsprach und daß eine Kirchenreform im Reiche unmöglich wurde. Das Ende des Baseler Konzils. Das Konzil, das unter Sigismunds Regierung die Bahn der Reformen erfolgreich betreten hatte, nnter-sagte dem Papste die Erhebung der Annatert2), der Palliengelder und anderer Abgaben. Da dadurch dem päpstlichen Hose die Mittel zu seinem 1) Austriae est imperare orbi universo. 2) Abgabe aus den Jahreseinnahmen von Kirchenpfründen an den Papst.
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