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verkaufen. — „Waffen anzulegen verstattet die Sitte keinem, bevor nicht der Staat in der Volksversammlung die Meinung gebilligt hat, er werde sie zu führen wissen. Dann schmücken in der Versammlung selbst entweder einer der Fürsten oder der Vater oder Verwandte mit Schild und Speer den Jüngling; das ist die erste Ehre der Jugend; dann macht der Staat Ansprüche auf den Jüngling, der bis dahin nur ein Glied des Hauses war." (Tacitus).
Welche Bedeutung hatte die Verwandtschaft (Sippschaft) für den einzelnen? a) Unter die Sippschaft wurde der Anteil am Acker verteilt; b) die Sippe hatte die Pflicht, den einzelnen zu unterstützen im Rechtsstreit; ihre Pflicht war es, so die Feindschaft wie die Freundschaft des Vaters und des Verwandten zu übernehmen; c) die Sippschaft war beim Tode eines Mitgliedes erbberechtigt; d) die Geschlechtsgenossen standen im Kampfe zusammen.
2. a) Vergleiche mit der germanischen Einteilung: Wohnort (Gemeinde) Provinz, Staat! Was entspricht jetzt der Volksversammlung? (Landtag, Reichstag.) Welcher Unterschied ist aber zwischen diesen und jenen Versammlungen?
b) Von dem Gericht der Volksversammlung erzählt Tacitus: „Gestattet ist bei der Volksversammlung Anklage zu erheben und Prozesse auf Leben und Tod anzustrengen. Je nach den Verbrechen besteht Verschiedenheit der Strafen, Verräter und Überläufer hängen sie an den Bäumen auf; die, welche widerrechtlich das Heer verlassen, und solche, die ihren Körper schänden, versenken sie in Kot und Sumpf und werfen Reisigbündel darüber. Strafe wird auch über leichtere Vergehen verhängt und zwar in bestimmter Abstufung. Wer überführt ist, wird um eine Anzahl Rosse oder Kleinvieh gestraft. Ein Teil der Buße wird dem Könige oder dem Staate erlegt, ein Teil demjenigen, um dessen willen eingeschritten wird,, oder seinen Verwandten. Gesühnt wird auch der Totschlag mit einer Gewissen Anzahl von Zugtieren oder Kleinvieh, und es nimmt das ganze Haus die Genugthuung an."
Wenn ein Verbrecher nicht auf der That betroffen wurde, dann schwor der Kläger, daß er die Wahrheit sage, oder der Beklagte, daß er unschuldig sei. Jeder konnte sich Eideshelfer aus seiner Verwandtschaft aussuchen, welche beeideten, daß sie von der Schuld (oder Unschuld) ihres Verwandten überzeugt seien. Wer falsch schwor, verlor die rechte Hand. Das Gottesurteil bestand darin, daß das Los entscheiden sollte, wer schuldig oder unschuldig war, oder im Zweikampf zwischen dem Kläger und dem Angeklagten. Man glaubte, die Götter würden dem besseren Rechte zum Siege verhelfen.
c) Wer ist jetzt zum Heeresdienst verpflichtet? Welche Waffen haben unsere Soldaten? Damals war neben dem Schild die allgemeinste Waffe die Framea, d. i. ein kurzer Speer mit breiter, kurzer Spitze, die oft aus Bronze oder gar aus Stein bestand, weil Eisen noch zu selten oder teuer war. Die Entwickelung des Kampfes wird uns also geschildert: Auf das Zeichen der Heertrompeten rückten die germanischen Schlachthaufen unter Kriegsgesang zum Kampfe aus der Wagenburg. Stand das große Schlachtdreieck, so erhob man den Schildgesang. Das Heulen der Weiber und das Dröhnen einer Art Heerpauke tönte vom Lager herüber. Mit Schleudern, Steinen, Speeren und Wurfäxten griffen die Germanen den Feind an. Furchtbar war der Stoß der in Keilform geordneten Waffen im Nahekampfe. Mußten sie zur Verteidigung übergehen, so traten die Haufen zusammen und hielten die schützenden Schilde
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überlassen und nicht aus blinder Gier nach etwaigen Schätzen die Fundstttcke zu zerstören.) —
Die Prophezeiung vom Zusammenbruch der Götterwelt und der Schöpfung einer neuen Welt ohne Leid und Sünde ist gewissermaßen eine Vorahnung des Christentums. Ein hoher sittlicher Ernst kennzeichnete die Religion der Germanen; das Volk war fromm und gläubig, und das ganze Leben wurde mit religiösen Gebräuchen und Handlungen umwoben.
4. Von der Gastfreundschaft der Germanen berichten die römischen Schriftsteller: „Gäste zu verletzen, halten sie nicht für recht. Wer aus irgend einem Grunde zu ihnen gekommen ist, den schützen sie vor Beleidigungen und halten ihn für unverletzlich. Einem solchen stehen alle Häuser offen, und der Lebensunterhalt wird mit ihm geteilt". (Cäsar.) „Irgend einem Menschen den Eintritt ins Haus zu wehren, gilt als Gottlosigkeit. Jeder nimmt einen solchen mit Gastmählern aus, welche nach Vermögen wohl ausgerüstet sind. Ist der Vorrat ausgezehrt, so weist der, welcher soeben der Wirt war, den Gast zu einem andern gastlichen Hause und Begleitet ihn; ungeladen treten sie in das nächste Haus. Das verschlägt nicht: freundlich werden sie ausgenommen. Zwischen einem Bekannten und einem Unbekannten macht, was das Gastrecht betrifft, niemand einen Unterschied. Dem Scheidenden zu gewähren, was er fordert, ist Sitte,.und die Gegenforderung geschieht mit gleicher Unbefangenheit. Das Band zwischen Gastfreunden ist freundliches Wohlwollen." (Tacitus.)
Die Gastfreundschaft ist übrigens eine Tugend, welche die meisten auf einer niedrigen Bildungsstufe stehenden Volker üben. Ebenso ist die Tapferkeit im Kriege den meisten Völkern eigen; die Freiheit wurde von den meisten Naturvölkern hoch geschätzt und tapfer verteidigt. Dagegen find die Achtung vor den Frauen, die Treue gegen den Herrscher, gegen den Freund und gegen sich selbst, endlich auch die Tiefe der Empfindung (Gemüt) echt deutsche Tugenden, die wir treu wahren sollen.
Ebenso ist die Freude an üppigen Gelagen, am vielen Trinken und am Glücksspiel leider noch jetzt in unserem Volke weit verbreitet. Gegen diese Nationalfehler müssen wir kämpfen; denn sie sind unsittlich und schaden dem einzelnen wie dem ganzen Volke.
Anwendung. Beschreibe: Ein germanisches Gehöst vor der Völkerwanderung. (Bild S. 3.) Ter Tag eines freien Germanen. Ein germanisches Heer und eine Schlacht.
Vergleiche: Wohnung, Kleidung und Lebensweise unserer Vorfahren mit der unseren! (Welche Vorteile und welche Nachteile hat uns die höhere Bildung gebracht?) —
Was erinnert an den Götterglauben unserer Vorfahren? Worin können unsere Vorfahren uns auch Vorbilder sein? Welche Segnungen hat uns das Christentum gebracht?
Warum kann der Deutsche stolz sein, seinem Volke anzugehören? „Gedenk, daß du ein Deutscher bist!" Halte fest an Kaiser und Reich, halte deutsche Sprache und Sitte hoch und verleugne sie nie. (Vergl. Hübner, Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte S. 147.)
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Oströmern zerstört. Dagegen eroberten germanische Völkerstämme Britannien und gründeten das Reich der Angelsachsen. Zuletzt eroberten die Langobarden Oberitalien und gründeten dort ein Reich, das bis zum Jahre 774 bestand.
Vertiefung, a) Welchen Unterschied finden wir zwischen den Hunnen, wie sie bei ihrem ersten Auftreten geschildert werden, und den von Attila beherrschten Hunnen? Unzweifelhaft hatten sie durch die Berührung mit anderen Völkern eine höhere Bildung angenommen; Attila war zwar ein länderver-wüstender Barbar, wußte aber doch auch gerecht und gnädig gegen die unterworfenen Völker zu sein. Der Name Attila (oder Etzel, wie ihn die deutsche Volkssage nennt) bedeutet „Väterchen".
b) Die Schlacht bei Chalons oder auf deu katalauuischeu Felderu gehört zu den Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte; denn von ihrem Ausgange hing es ab, ob Europa sich im germanisch-hunnischen oder germanischrömischen Sinne weiter entwickeln würde. Germanische Völker waren in beiden Heeren in starker Zahl vertreten. „Den Gang der ungeheuren Schlacht zu schildern hat, wie es scheint, keilt Augenzeuge vermocht; nur den allgemeinen Eindruck giebt die einzige uns erhaltene Darstellung wieder, es sei ein „gräßlicher, wechselvoller, unmenschlicher, hartnäckiger Kampf gewesen, dessengleichen keine Überlieferung meldet; ein Bach, der durch das Blachfeld floß, so ward den Nachkommen erzählt, schwoll durch das Blut der Gefallenen zum reißenden Strom, und die Verwundeten schlürften, vorn Durst gequält, gierig die blutige Lache. Im Getümmel wurde der Köuig der Westgoten (Theodorich) von einem ostgotischen Pfeile getroffen und stürzte vom Rosse; über ihn weg stampften seine Geschwader. Da aber warfen sich die Westgoten, den König zu rächen, mit solcher Macht auf die Hunnen, daß Attila selbst nur mit Not entkam und die ganze Masse in ihre Wagenburg zurückwich. — Attila hatte sich auf das Schlimmste gefaßt gemacht und einen Scheiterhaufen aus Holzsätteln auftürmen lassen, um sich selbst in seine Flammen zu stürzen, falls Goten und Römer seine schwachen Verschanzungen erstürmen sollten. Daran dachten diese indessen nicht, weil sie den Pfeilregen der Hunnen fürchteten; durch den Abzug der Westgoten wurde Attila gerettet."
c) Warum zerfiel Attilas Reich so schnell? (Die Macht zerteilte sich unter drei Söhne, die überdies die uuterworfeuen germanischen Völkerschaften weniger schonend behandelten als ihr Vater. Daher empörten sich diese, und im Kampfe fiel Attilas ältester und tapferster Sohn. Das Beispiel des Hunnenreiches zeigt, wie wenig Bestand nur auf Waffengewalt gegründete Reiche haben. —) In der deutschen Volkssage und dem Nibelungenliede lebt Attila als. Etzel fort, sein Name ist verknüpft mit dem des Burgunderkönigs Günther, der i. I. 437 mit 20000 Mann im Kampf gegen Römer und Huuuen fiel.
d) 1. Von der furchtbaren Plünderung und Zerstörung Roms durch die Vandalen schreibt sich die Bezeichnung „Vandalismus" für eine rohe, besonders gegen Kunstwerke gerichtete Zerstörungslust her.
2. Über Theodorich erzählen die Schriftsteller jener Zeit folgendes:
Theodorich war der Sohn des Ostgotenkönigs Theodemir. Im zarten Alter von 8 Jahren kam er als Geisel seines Volkes an den kaiserlichen Hof in Stonstantinopel. Er war ein herrlicher Knabe, begabt mit allen Fähigkeiten des
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila_( Attila Attila Attila Attila Günther
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be§ Kaisers anzunehmen, hielt er nicht für angezeigt, sondern ließ sich zeitlebens „König" nennen - so pflegen nämlich die Barbaren ihre Heerführer zu bezeichnen , in Wirklichkeit war das Verhältnis seiner Unterthanen zu ihm ganz wie zu einem Kaiser. Seine gewaltige Hand sorgte für Gerechtigkeit allerwegen und war ein starker Schirm für Recht und Gesetz. Vor Einfällen benachbarter Barbaren bewahrte er sein Land; seine Weisheit und Tapferkeit waren gefürchtet und geehrt weit in die Runde. Weder ließ er sich irgend ein Unrecht gegen seine Unterthanen zu schulden kommen, noch ließ er einem andern Derartiges durchgehen; nur den Teil der Landgüter, die Odoaker seinen Parteigängern zugewiesen hatte, überließ er seinen Goten. So war Theodorich dem Namen nach ein Tyrann, in Wirklichkeit aber ein rechter Kaiser, nicht um Haaresbreite geringer als irgend einer von denen, welche sonst diese Würde bekleidet haben. Obgleich es dem menschlichen Charakter zu widersprechet! scheint, liebten und verehrten ihn thatsächlich Goten und Italiker ohne jeglichen Unterschied. Den mächtigen Frankenkönig Chlodwig bat er um seine Tochter Audeflede zur Ehe. Seine eigenen Töchter aber verheiratete er an benachbarte Könige, die eine an Alarich Ii., den König der Westgoten, die andere an Sigismund, den Burgunder könig. Und um sein Geschlecht noch mehr auszubreiten, schickte er seine Schwester Amalafrida, die Mutter des nachmaligen Königs Theodehad, nach Afrika als Gemahlin für den Vandalenkönig Thrasamund; ihre Tochter, seine Nichte Amalaberga, verband er mit dem Thüringerkönig Hermenefrid. — Im ganzen Abendland gab es kein Volk, das nicht Theodorich, so lange er lebte, in Freundschaft oder in Untertänigkeit gedient hätte.
Als er aber im Greisenalter stand und sah, daß er bald von hier scheiden werde, rief er die Grafen und Vornehmen seines Volkes zusammen und setzte den Athalarich, ein kaum zehnjähriges Kind, den Sohn seiner Tochter Amale-suntha, der seinen Vater Entharich verloren hatte, zum König ein. Er kündigte ihnen als seinen letzten Willen an, sie sollten ihren König ehren, den Senat und das römische Volk lieben und den Kaiser des Ostreichs immer nächst Gott als gnädigen Freund bewahren. Bald darauf starb er nach einer Regierung von 37 Jahren, der Schrecken seiner Feinde, von seinen Unterthanen aufs tiefste betrauert. (Aus Jordanes, Geschichtsschreiber des 6. Jahrhunderts.)
Theodorich lebt in der Volkssage als „Dietrich von Bern" fort. Bern ist der altdeutsche Name für Verona.
Die germanischen Völkerschaften in Italien, Spanien, Nordafrika gingen entweder in großartigen Kämpfen zu Grunde oder verloren ihre Sprache und Sitte. Das ostgotische und das Vandalenreich zerfielen bald, weil diese Völkerschaften die üppige Lebensweise und die verfeinerten Sitten der unterworfenen Römer annahmen und dadurch ihre Kraft verloren. Eine treffliche Schilderung jenes großen Trauerspiels giebt Felix Dahn in seinem Roman: „Der Kampf um Rom"; viele andere Kämpfe leben in der Heldensage fort.
Für die unterworfenen Länder war die Eroberung durch die Germanen oft von großem Vorteil; denn die einzelnen Landschaften konnten sich jetzt entwickeln und wurden nicht allein zum Vorteil von Rom und Italien ausgeplündert und unterdrückt. Auch wurden viele menschenleere Gegenden neu bevölkert, Ackerbau und Handel hoben sich, wenn auch Gewerbe und Künste verfielen. Die Deutschen erlangten nicht nur Besitz und Reichtum, sondern auch Bildung und lernten das Christentum kennen; aber die meisten gingen zu Grunde.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Sigismund Amalafrida Amalaberga Felix_Dahn Felix
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Verona Italien Spanien Nordafrika Rom Italien
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Zusammenfassung. 375 Beginn der Völkerwanderung. Die Hunnen.
395 Teilung des römischen Reiches (Hauptstädte: Rom und Konstantinopel).
400 Alarich. 410 Einnahme und Plünderung Roms. Alarichs Tod.
451 Attila. Die Schlacht auf den katalannischen Feldern.
476 Untergang des weströmischen Reiches.
493—555 Das Ostgotenreich in Italien. Theodorich der Große.
Anwendung, a) Beschreibe einen germanischen Wanderzug! b) Warum wurde das römische Reich eine Beute der germanischen Völker? c) Warum gingen die germanischen Reiche zu Grunde? d) Vor- und Nachteile der Eroberung römischer Provinzen durch die Germanen.
5. Die Bekehrung der Deutschen ;um Christentum.
A. Chlodwig. Gründung des Frankenreiches.
Vorbereitung. Während die meisten deutschen Völker, welche ehemals römische Provinzen erobert hatten, Bildung und Christentum annahmen, blieben die iu Deutschland wohnenden Stämme ein heidnisches Bauernvolk. Nur an den Grenzen, besonders am Rhein, wurde durch Soldaten, Kaufleute, auch wohl einzelne Geistliche das Christentum verbreitet, es entstanden wohl auch christliche Genieinden. Aber die Masse des Volkes hielt an den: heidnischen Glauben der Väter fest. Erst vom 5. Jahrhundert an gelang es, die christliche Lehre in Deutschland zu verbreiten. Der erste deutsche Volksstamm, der das Christentum annahm, waren die^ Franken unter ihrem Könige Chlodwig.
1. Chlodwigs Ursprung. Die Franken hatten einen großen Teil Galliens (des heutigen Frankreich) besetzt. Sie wurden vou verschiedenen Fürsten regiert, die oft miteinander in blutigem Streit lagen. Einer dieser Fürsten war Chlodwig (481 — 511). Cr besiegte zuerst einen römischen Statthalter, der das Land zwischen Seine und Loire selbständig beherrschte.
2. Die llmmmenfdjlüdjt Dann wandte sich Chlodwig gegen die Alemannen, welche am obern Rhein, an den Quellen der Donau bis zum Lech hin Jhre Wohnsitze hatten. Bei Zülpich kam es 496 zur Schlacht. Die Franken wurden hart bedrängt, und fast schien es, als ob die Alemannen den Lieg davontragen würden. Da erinnerte sich Chlodwig der Worte, mit denen ihm seine christliche Gemahlin Chlotilde die Macht des Christengottes geschildert hatte. Flehend erhob er seine Hände zu diesem und gelobte, die Taufe zu nehmen, wenn Christus ihm den sieg verleihe. Tann stürzte er sich mit neuem Mute gegen den Feind. Die Alemannen wurden vollständig geschlagen, und Chlodwig nahm ihnen das Gebiet zwischen Neckar und Main ab. Seines Gelübdes eingedenk, ließ sich Chlodwig noch in demselben Jahre taufen und ^000 vornehme Franken mit ihm. Das Volk nahm langsam auch den katholischen Glauben an.
Leider nahm Chlodwig mit dem christlichen Glauben nicht auch christliche Gesinnung an. Durch List oder Grausamkeit vernichtete er
Hübner, Handbuch der deutschen Geschichte Z
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die meisten anderen Fürsten, welche über die fränkischen Stämme herrschten. Zuletzt erstreckte sich sein Reich von den Mündungen des Rheins bis an die Schweiz, bis an das atlantische Meer und bis an die Pyrenäen. Es erhielt nun den Namen Frankenreich oder Frankreich.
Dertiefung. a) Chlodwig war aus dem Stamme der Merowigs; daher heißt das von ihm abstammende Geschlecht die Merowinger.
b) Die Bekehrung Chlodwigs schildert anschaulich Karl Simrock in folgendem Gedichte:
Aie Schlacht ßci Zülpich.
Chlodewig, der Frankenkönig, sah in Zülpichs heißer Schlacht,
Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht.
Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Roß,
Und man sah ihn herrlich ragen vor den Edlen, vor dem Troß.
Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur,
Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr:
„Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt,
So du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt,
Hilf mir dieses Volk bezwingen, gieb den Sieg in meine Hand,
Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand.
Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen bau'n Und die edlen Franken lehren, keinem Gott als dir vertrau'n."
Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der Sonne voller Strahl, Frischer Mut belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl.
Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reih’n,
Und die Franken siegesmutig stürzen jauchzend hinterdrein.
Schreck ergriff der Feinde Rotten, feige wenden sie und sliehn.
All ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin.
König Chlodwig ließ sich taufen und sein edles Volk zugleich.
Und ob allen deutschen Stämmen mächtig ward der Frauken Reich.
Wenn sie einst den Gott verlassen, der bei Zülpich Sieg verlieh,
Ist den Alemannen wieder Macht gegeben über sie.
B. Christliche Glaubensboten in Deutschland. Konifatins
Darbietung. 1. Christliche Glaubensboten in Süddeutschland. Trotz der Abneigung der Deutschen gegen das Christentum gingen glaubeuseisrige Missionäre zu ihnen, um ihnen das Evangelium zu verkünden. Viele von ihnen stammten aus England, Irland oder Schottland, so Fridolin und Colnmban, welche bei den Alemannen lehrten. Valentin und Severin predigten in der Gegend zwischen Passau und Wien. Der heilige Kilian kam zu den Franken am Main und ließ sich dort nieder, wo heute die Stadt Würzburg liegt. In Bayern lehrten Ruprecht und Emm er an, so daß in ganz Süddeutschland zahlreiche christliche Gemeinden entstanden, viele Kirchen und Klöster erbaut wurden.
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2. Vonifatius. Weit hartnäckiger widerstrebten die sächsischen Stämme, welche an der Mündung des Rheins und an der Weser wohnten, dem Christentums. Zu ihnen brachte das Christentum Bonisatius, welcher den Beinamen „Apostel der Deutschen" erhalten hat.
a) Seine Jugend. Erste Reise nach Friesland. Bonisatius, seinem eigentlichen Namen Winsried, stammte ans einer vornehmen angelsächsischen Familie. Er wurde in einem Benediktinerkloster erzogen und empfing im 30. Jahre die Priesterweihe. Im Jahre 716 begab er sich nach Friesland, um die heidnischen Bewohner des Landes zum Christentume zu bekehren. Allein der Friesenherzog befand sich gerade im Kriege mit einem christlichen Fürsten und duldete deshalb keine Christen im Lande. Deshalb kehrte Bonisatius 717 in die Heimat zurück.
b) Bonisatius in Thüringen. Im folgenden Jahre begab sich Bonisatius nach Rom, wo er vom Papste die Vollmacht erhielt, das Christentum in Deutschland zu verbreiten. Tann begab er sich nach Thüringen, wo schon seit langer Zeit das Christentum bekannt war. Allein im Laufe der Zeit, durch den steten Verkehr mit heidnischen Völkerschaften und bei dein Mangel an Geistlichen war das Volk wieder in die heidnische Lebensweise versunken, so daß vorn Christentume nur uoch der Name übrig geblieben war. Bonisatius suchte hier durch seine Lehre und sein Beispiel eine genauere Kenntnis der christlichen Lehre und christlichen Lebenswandel unter dem Volke zu verbreiten. Dann begab er sich wieder zu den Friesen, wo inzwischen der Herzog Ratbod gestorben war, und wirkte dort drei Jahre mit außerordentlichem Erfolge. Dadurch ermutigt, wandte er sich nach Heffen, in das Gebiet der oberen Lahn, wo bereits schottische Mönche ein Kloster begründet hatten. Hier gewann er mehrere Tausende für das Christentum. Zur Belohnung für seinen Eiser wurde er auf seiner zweiten Reise nach Rom zum Bischöfe geweiht, und zwar wurde er unmittelbar dem Papste, nicht einem anderen Bischöfe unterstellt.
c) Bonisatius in Hessen. Nach Hessen zurückgekehrt, saud er viele der Neubekehrten wieder in Götzendienst versunken, der ihnen mehr zusagte als die christliche Lehre. Die Hessen hatten bei dem. Torse Geismar eine große Eiche, die dem Donnergotte Thor geweiht war. Bonisatius fällte sie mit eigener Hand. Er wartete die Zeit ab, da gerade viel Volk aus dem Berge um die Eiche versammelt war, um dem Donnergotte zu Ehren ein großes Fest zu feiern. Im bischöflichen Gewände und mit dem Bischofsstab in der Hand trat er beherzt unter die Meuge und rief: „Was betet ihr zu Göttern, die machtlos sind? Schauet her, wie thöricht euer Glaube ist! Diese Eiche werde ich fällen, und keiner euerer Götter wird es hindern." Die Hessen waren von dieser Kühnheit überrascht. Einige wollten den Bonisatius verjagen, andere aber rieten: „Lasset sehen, welcher Gott der stärkere ist, Thor oder der Gekreuzigte, den er verehrt. Sind unsere Götter zu schwach, den Frevel zu rächen, so wollen wir von ihnen lassen und den stärkern Gott anbeten." Da ergriff der Heilige in Begeisterung eine Axt und begann
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Vertiefung. 1. Warum widerstrebten die Deutschen lange Zeit der christlichen Lehre? — Der heidnische Glaube war ein Erbteil ihrer Väter, und vielen erschien es treulos, den Glauben der Vorfahren zu verlassen. — Ferner verlangte der christliche Glaube Demut und Selbstverleugnung; das widerstrebte jedoch dem harten, kriegerischen Sinn der Deutschen. Auch mochten die kirchlichen Gebote des Fastens und Betens wohl vielen unbequem sein. Dagegen konnten die vielfach rohen Anschauungen der heidnischen Götterlehre dem ernsten Sinne nicht genügen, und das Beispiel und das Wort der Glaubensboten rissen das Volk zur Bewunderung und Nachahmung hin. Doch blieben viele Sitten aus dem Heidentum erhalten, und die Götterlehre lebte als Sage und Märchen fort (der wilde Jäger, Riesen, Zwerge und Kobolde).
Die Schwierigkeiten, weitste die christlichen Glaubensboten zu überwinden hatten, und die Segnungen des Christentums schildert ein großer deutscher Dichter anschaulich folgendermaßen:
pic Aremdlinge.
(Johann Gottfried Herder.)
Gegrüßet seid ihr mir, ihr Morgensterne Der Vorzeit, die den Alemannen einst In ihrer Dunkelheit den Strahl des Lichts,
In ihre tapfre Wildheit Milde brachten —
Beatus, Lucius und Fridolin,
Und Colnmban und Gallus, Magnoald.
Othmar und Meinrad, Notker und Winfried.
Ihr kämet nicht mit Orpheus' Leiertvu In phrygisch - wilden Bacchustänzen nicht,
Noch mit dem blut'gen Schwert in eurer Hand;
In eurer Hand ein Evangelium
Des Friedens und ein heilig Kreuz, mit ihm
Die Pflugschar war es, die die Welt bezwang.
Grauenvoller Anblick! — Undnrchdrung'ner Wald,
Bedeckte Thäler, Auen und Gebirg',
Bis hinten unersteigbar hoch das Eis Der Gletscher glänzt in kalter Majestät.
Aus Klüften stürzten Ströme wild herab,
Felsen zerreißend. Tief im Hain erscholl Das Kampfgeschrei der Männer und des Urs,
Geschrei der Weiber und Gefangenen;
Aus Höhlen zischten Drachen; am Altar Floß Menschenblut dem Wodan. Öde lag Das Feld umher in trägem Sumpf und Moor.
Der armen Hütte ärmste Notdurft ward Von hartgehaltnen Knechten arm bestellt. —
Da wagten aus entfernten Landen sich Von Gott erweckte Männer in das Grau'n
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gottfried_Herder Johann Lucius Fridolin Gallus Othmar Meinrad Notker Winfried Winfried